1973 im Jahr des Büffels – Koptischer Kalender 1689/90 ( auch der alexandrinische Kalender genannt, ist ein Kalender, der von der koptisch-orthodoxen Kirche benutzt wird. Er geht auf den alten ägyptischen Verwaltungskalender zurück. Er zählt damit zu den ältesten (nach Reformen) noch in Gebrauch befindlichen Kalendersystemen der Welt)
Welt. Araber und Israelis schlagen sich zum 4ten Mal die Köpfe ein und in Thailand gibt es einen Volkaufstand mit vielen Toten und Verletzten. / Das „Word Trade Center“ in New York wird eröffnet. / Von Hawaii aus wird die Show „Aloha from Hawaii“ mit „Elvis Presley“ in alle Welt ausgestrahlt. / Die „Rock Horror Picture Show“ feiert in London Première und in Australien wird die Band AC/DC“ gegründet, die bis heute tourt. / George Foreman wird Weltmeister gegen Joe Frazier in Kingston.
Deutschland. Helmut Kohl wird CDU-Chef und der Eisvogel Vogel des Jahres. / Der Grundwehrdienst wird auf 15 Monate verkürzt. / Das Jahr der Ölkrise — und unsere Autobahnen gehören sonntags Radfahrern und Fußgänger. / Bayern München wird schon wieder Meister – so völlig unerwartet ???? und der Tophit des Jahres ist „Goodbye my love, goodbye“, gesungen von „Demis Roussos“. / „Ein Herz und eine Seele“ mit Ekel Alfred. Kein Sender traut sich heute etwas Vergleichbares mit heutigen Probleme zu produzieren. / Die unvergessene „Klimbim-Show“ („Da mach’ ich mir ’nen Schlitz ins Kleid und find es wunderbar“) – traut Euch heute mal wieder was ihr TV-Verantwortlichen.

1973: Die Baugrube für die neue Kreissparkasse (Archiv Rathaus)
Oberkochen. Einweihung der neuen „Thüringer Hütte“ in den Hohen Tauern. / 25 Jahre Schachverein. / Beginn der Bauarbeiten der neuen KSK. / Der neue Bauhof in den „Unteren Wiesen. / „Die unversehrte Stadt“ – Oberkochen bleibt eigener Verwaltungsraum. / Gustav Bosch begeht 25jähriges Amtsjubiläum als Bürgermeister in Oberkochen. / 20 Jahre Turmweihe der alten ev. Kirche 1953 bis 1973. / 50ste musikalische Darbietung des Gymnasiums. Diese Leistung ist den Herren Otto Fischer und Volkmar Schrenk zu verdanken. / Der kath. Pfarrer Rudolf Vogt kommt nach Oberkochen. / Offizielle Tribünenübergabe im Kocherstadion. / 12 Leitz-Azubis fliegen zu einem denkwürdigen Ausflug nach Berlin. / Willibald „Bälde“ Grupp berichtet im Amtsblatt über 50 Jahre Schilaufen in Oberkochen. / Der Skilift neben der Ski-Hütte wird in Betrieb genommen. / Das Oberkochen-Lied „Mein Kochertal“ von J.P. Fischer auch P.X. genannt (Text) und Rudolf Heller (Musik) hat Première.

1973: Zur feierlichen Tribüneneröffnung im Stadion müssen die VIPs die Fußballschuhe schnüren (Archiv Rathaus)

1973: Die Baugrube für die neue Kreissparkasse (Archiv Rathaus)
Meine kleine Welt. Beim Leitz kündige ich Mitte Februar zum 31. März (6 Wochen auf Quartalsende) und unterschreibe einen 4‑Jahresvertrag bei der Bundesmarine mit dem Versetzungskommando „MVS Marineversorgungs-Schule List auf Sylt“ – Marineherz, was willst du mehr. Weit weg von zuhause, tolle Gegend und mehr Geld in der Tasche als in Oberkochen. Auf Sylt bleibe ich bis Jahresende und bekomme im Dezember mein Anschlusskommando „Zerstörer Mölders“ mit Heimathafen Kiel und beste Aussicht auf Weltreisen (Super – besser kann es nicht kommen).
1974 im Jahr des Tigers – Islamischer Kalender 1393/94 ( ist ein Mondkalender, der im Jahre 631 oder 632 von Mohammed eingeführt wurde und die Grundlage der islamischen Zeitrechnung mit der Hidschrī-Jahreszählung)
Welt. Gerald Ford wird nach „Tricky Dicky“ Nixon neuer Präsident in den USA. / In Xi’an (China) wird eine große Terrakotta-Armee entdeckt – so was hat die Welt bisher noch nicht gesehen. / Den „Rumble in the Jungle“ in Zaïre gewinnt Muhammad Ali gegen George Foreman – von wegen „they never come back“. / Der Vietnamkrieg, der uns in den Nachrichten jahrelang jeden Tag in den Nachrichten begleitete, geht dem Ende entgegen.
Deutschland. Brandt tritt wegen der Guillaume-Affäre zurück und Helmut Schmidt, dem ich im Alter immer mehr Respekt zollte, wird sein Nachfolger. / Das allseits so beliebte Punktesystem für die deutschen Autofahrer wird in Flensburg eingerichtet. Darauf ein Flens ????. / Der singende Walter Scheel „Hoch auf dem gelben Wagen“ wird Bundespräsident. Dieses Volkslied wurde bei einem Auslandsbesuch schon mal als vermeintliche Nationalhymne gespielt. / Die Republik wird 25 Jahre jung. / Manfred Rommel, der Sohn vom „Wüstenfuchs“ wird OB in Stuttgart. Die Familie Rommel wohnte einst auch in Aalen. Manfreds Großvater war Lehrer in Aalen. / Fußball-Weltmeister werden wir dank „kleines dickes Müller“ mit 2:1 gegen Holland und deutscher Meister wird …… der FCB. / In der Hitparade war der „Phillysound“ ganz vorn: „Rock your baby“ mit „George McCrae“.

1974: Die Hütte brennt – auf dem Volkmarsberg (Archiv Müller)

1974: Die Hütte brennt – bei den Naturfreunden (Archiv Müller)

1974: Das alte Bahnwärterhäusle Nord kurz vor dem heißen Abriss (Archiv Müller)
Oberkochen. Das Wehrbereichskommando V in Stuttgart ordnet an, dass auf dem Volkmarsberg keine militärischen Übungen mehr stattfinden dürfen. / Wieder wird das Freibad geplant. / Die sog. Punkthäuser mit 52 Wohnungen hinten im Wolfersttal werden fertig. / Die neue Kreissparkasse feiert Richtfest und wird Monate später eingeweiht. / Es brennt zweimal heftig: Das Naturfreundehaus und die SAV-Schutzhütte auf dem Berg fallen den Flammen zum Opfer. / Das alte Bahnwärterhäusle auf Höhe des Kocherstadions wird im Rahmen einer FW-Übung warm angebrochen. / Herr Ehinger bezieht als erster Heidianer sein Häusle auf der Heide und wird fortan als „Heide-Bürgermeister“ bezeichnet. / „Allein gegen Alle“ mit Hans Rosenthal und Oberkochen wird unschlagbare Rätselstadt und das war „Spitze“. / „Tag der Offenen Tür“ bei Leitz und im Kaltwalzwerk. / Richtfest nach Rekordbauzeit für die neue SAV-Hütte neben dem Turm auf dem Berg. / Der Japaner Takafumi Ogasawara macht auf seiner Weltreise mit dem Einrad Halt in Oberkochen. Durch seine Fahrt quer durch Deutschland etabliert sich das Einradhockey. / Eine neue Ortsvermittlungsstelle wird im Postamt installiert. / Richtfest im Ersten und einzigen Hochhaus auf der „Heide“. / Große Briefmarkenausstellung des Carl Zeiss-Sammlerrings. / Das Optische Museum begrüßt den 25.000sten Besucher – Frau Erika Kittsteiner, die Frau unseres Leitz-Vertreters, die alle mit Ihren Frauen bei einer Firmenveranstaltung in Oberkochen zu Gast sind. / Richtfest Erweiterungsbau im Städt. Kindergarten Wiesenweg.

1974: Der Weltreisende Einradfahrer aus dem fernen Asien macht Halt in Oberkochen (Archiv Rathaus)

1974: Das nackte Hochhaus auf der Heide feiert Richtfest (Archiv Rathaus)

1974: Der Briefmarken-Sammlerring der Firma Zeiss organisiert eine große Ausstellung (Archiv Rathaus)
Besonderheiten des Jahres:
Im April des Jahres wird der Heilige Rasen geschändet. 70 Holzkreuze werden in der Nacht zum 1. April in den Rasen im Carl-Zeiss-Stadion gesteckt. Ortsbaumeister Kranz findet das überhaupt nicht lustig. Es handelt sich wohl nicht um strenge Katholiken, sondern vermutlich um aufgebrachte Fußballer, weil der Platz bis zum 1. Mai von der Stadtverwaltung wegen Verletzungsgefahr gesperrt ist. Wenn Werner Lorant der Trainer gewesen wäre, wäre die Sperrung unterblieben, denn seine unsterblichen Sprüche lauten: „Ich wechsle nur aus, wenn sich einer ein Bein bricht“ oder „Die Spieler sollen rennen und das Maul halten“ und „Schlimm ist dieses Gejammer. Es tut hier weh und da weh.“ Und König Otto Rehakles ergänzt: „Die Wahrheit liegt auf dem Platz“.

1974: Der Heilige Rasen im Kocherstadion – eine makabre Aktion (Archiv Rathaus)
Hartmut Müller tritt auch wieder in Erscheinung: „Gut habe ich noch in Erinnerung die Unterstützung durch die Jusos bei meiner ersten Kandidatur als 28jähriger im Kommunalwahlkampf 1974. So verteilten sie mit mir als Werbung eine Bäckertüte mit dem Text “Hallo Umweltschützer! Ich bin ein Abfallbeutel. Ich diene Ihnen, …Denn Oberkochen soll sauber bleiben!”. Die Papiertüten wurden dann unter die Scheibenwischer geklemmt, — leider regnete es in der Nacht aber sehr stark und viele Tüten schwammen tagsdrauf im Langert in der Gosse. Im Übrigen blieb bis heute unklar, welcher Spaßvogel einige der Tüten so faltete, dass nur der Text “Hallo Umweltschützer! Ich bin ein Abfallbeutel! Hartmut Müller” ins Auge stach. Der Unterstellung, ich wäre selbst der Spaßvogel gewesen, widerspreche ich energisch.“
Da bleibt dem Billie als Anmerkung: „Der Abfallbeutel wäre doch eine Paraderolle für die Oberkochener Bütt gewesen“.

Ein Abfallbeutel der besonderen Art“ (Archiv Müller)
Meine kleine Welt. Ich lebe mich an Bord ein. Das Schiff liegt in der Werft HDW in Kiel-Gaarden. In dieser Zeit wohnen wir auf einem Wohnschiff mit dem Namen „Knurrhahn“. Nach der Werftprobefahrt geht es in die Ostsee, die Nordsee und nach Portland (GB) sowie im Sommer auf eine mehrmonatige große Reise über den Teich: Brest (F), Azoren ℗, Norfolk, Virginia (USA), Guantanamo, Cuba (USA), Puerto Rico (Karibik) heißen die Häfen. Nach der Rückkehr geht es noch nach Zeebrügge (B), wo wir bei einem „Tag der offenen Tür“ eine Bombendrohung erhalten und dann ist das erste Jahr auf „meinem“ Schiff zu Ende. Beeindruckend – wirklich. Da es aber noch die Nachwirkungen der Ölkrise zu verarbeiten gilt, wird die ursprünglich angedachte Reise deutlich geändert, um Heizöl zu sparen. Und so dürfen wir nicht als erstes deutsches Schiff nach San Diego und Caracas reisen – schade, aber die geänderte Reise ist letztendlich auch traumhaft – von Oberkochen über Sylt und Kiel hinaus über die Ozeane in die Welt.
1975 im Jahr des Hasen – Ab urbe condita (Die Maßeinheit der Zeit) 2728 (Dabei handelt es sich um die Bezugsangabe für die Jahre „seit der Stadtgründung“ des Alten Rom. Sie wurde von den frühesten Chronisten des Mittelalters zur Datierung benutzt.)
Welt. Der Vietnamkrieg geht endlich zu Ende. Die letzten Amis verlassen das Land am 30. April. Lange genug hatte er gedauert und unvorstellbares Leid für die Vietnamesen gebracht. Viele Menschen kannten seit Jahrzehnten nichts anderes als Krieg. / In Spanien stirbt General Franco und die Monarchie wird wieder eingeführt. / Microsoft wird gegründet. / In China brechen über 60 Staudämme und es kommen über 230.000 Menschen in den Fluten um – bei uns wird dieses Ausmaß kaum wahrgenommen, eine kleine Randnotiz in der Zeitung.
Deutschland. Die Volljährigkeit wird von 21 auf 18 gesenkt. / In Gundremmingen gibt es den ersten Unfall in einem Atomkraftwerk. Zwei Arbeiter sterben dabei. / Für die Religionsgemeinschaft Zeugen Jehovas brach zum vierten Mal das Jahr des Weltuntergangs an, eine Nachricht, die niemanden ernsthaft erschreckte. / In Hamburg wird der neue Elbtunnel eröffnet. / Die Gladbacher Borussia wird wieder Mal Deutscher Meister und musikalisch grüßt die weiße Taube „Paloma Blanca“ mit der „George Baker Selection“ aus Holland und Frank Zander „trinkt auf das Wohl von Marie.“
Oberkochen. Ungünstige Entwicklung bei J.A. Bäuerle. / Das Postamt wird erweitert und die Schalterhalle neu gestaltet. Es sind 5.000 eingehende und 7.000 ausgehende Briefe zu verzeichnen. / Reisebüro und Versicherungen Schön eröffnet neu in der Heidenheimer Straße 7 (Davor Drogerie und heute Parkplatz). / Erster Bürgerball des Sängerbundes im Carl Zeiss-Saal in festlicher Kleidung, begleitet von einer 8‑Mann-Kapelle aus München. / Flaschner Borst aus der Gartenstraße feiert 40jähriges Firmenjubiläum. / Oberkochen hat 3 Drogerien!!! / Zur SAV-Hütteneinweihung kommen 3.000 Sternwanderer auf den Berg. / Die A‑Jugendmannschaften des 1. FCO und von Westbromwich Albions spielen gegeneinander. / Wolfgang Porzig übersiedelt nach Tokyo. / Als Geschenk der BRD an die USA zur 200-Jahr-Feier am 4.7.1976 geht ein Zeiss-Planetarium auf Reisen. / Die Waldschenke „Ziegelhütte“ der Familien Widmann und Beiswanger in Königsbronn wird 25 Jahre. / Die ersten Stadtjugendtage finden statt. / Rolf Stelzenmüller übernimmt das Fotogeschäft Kristen, nachdem Frau Kristen plötzlich verstarb. / Die Glaserei Wingert macht auf 99 Jahre aufmerksam. / Bücher-HENNE in der Heidenheimer Straße 29 gibt auf. / Erste Werbung für Herren-Toupets durch Salon Füldner. / Jürgen von Manger tritt im Carl Zeiss-Saal auf. Typische Manger-Sprüche: „Wenn ich Sie mir so anguck, könnt ich mir vorstellen, dat die Fantasie von so mancher Herr ganz schön am Kochen fängt! Dat is vielleicht ein Dingen. Also ääährlich“. / Händels MESSIAS wird von Otto Fischer, seinem Schulchor und etlichen Solisten im Carl Zeiss-Saal aufgeführt. / Die kath. Kirche St. Peter und Paul wird 75. / Geschafft: Der letzte Bauabschnitt am hiesigen Gymnasium ist fertig.
Meine kleine Welt. Ich habe inzwischen in Kiel mit einem Freund zusammen ein Apartment gemietet und mutiere somit zum „Heimschläfer“. Morgens auf das Schiff, abends wieder in den eigenen vier Wänden – zu zweit waren die Mietkosten in Höhe von 125 DM für jeden in Kiels bester Lage problemlos zu stemmen (das war noch bezahlbares Wohnen!). Aus Sicht der Seefahrt ist es ein ruhiges Jahr. Ein wenig Ost- und Nordsee, eine Reise nach Brest, ein wenig Manöver, eine Reise nach Edinburgh und eine Familienfahrt für unsere Angehörigen, worüber sich meine Eltern sehr freuen. Am Jahresende fliege ich mit meinem Freund Hartmut Lohmüller nach Thailand in den Urlaub und damit nimmt mein Leben eine rasante Wendung. Das ist mein allererster Flug mit CONDOR von Frankfurt über Dehli nach Bangkok – atemberaubend und süchtig machend. Zigtausende an Seemeilen und Hundertausende an Flugkilometern – mein CO2-Abdruck ist sicher im gehobenen Mittelfeld – dafür bin ich aber sonst nur zu Fuß, mit Fahrrad und der Bahn unterwegs ????.
Nächste Woche kommt der 2te Teil – „Billie vom Sonnenberg“