650 Jahre seiner knapp 850‑jährigen Geschich­te war Oberko­chen herrschaft­lich geteilt. Das auf-fälligs­te Merkmal dieser Teilung ist die konfes­sio­nel­le Trennung, die seit der Refor­ma­ti­ons­zeit so gut wie ununter­bro­chen bestand ‑ eine außer­ge­wöhn­li­che Tatsa­che für eine damals doch kleine Gemein­de. Die Wurzel der Württem­ber­gi­schen Zollsta­ti­on, die sich knapp 200 Jahre (von 1607 bis 1803) in Oberko­chen befand, liegt ebenfalls in der herrschaft­li­chen Teilung des Ortes.

Bis zum Beginn des 19. Jahrhun­derts war es in dem herrschaft­lich unglaub­lich zersplit­ter­ten Deutsch­land an fast jeder der unzäh­li­gen Grenzen üblich, Zölle zu erheben. Deshalb lief nicht nur eine Konfessions‑, sondern auch eine Zollgren­ze durch Oberko­chen. In der Oberamts­be­schrei­bung Aalen von 1847 kann man dazu nachle­sen (S. 296): „Vom württem­ber­gi­schen Zoll sind die Einwoh­ner frei bei allem, was sie zum Hausge­brau­che einfüh­ren, sie haben ihn aber zu entrich­ten von allem, was sie hinausverkaufen“.

Im Zuge des Reichs­de­pu­ta­ti­ons­haupt­schlus­ses von 1802/03 verlor die Fürst­props­tei Ellwan­gen, zu der zwei Drittel Oberko­chens gehör­ten, ihre Selbstän­dig­keit und wurde dem Herzog­tum Württem­berg einver­leibt, das am 1. Januar 1806 zum König­tum aufstieg. Mit dem Ende der Fürst­props­tei Ellwan­gen gelang­te auch der ellwan­gi­sche Teil Oberko­chens in württem­ber­gi­schen Besitz, und somit fiel die örtli­che Zollgren­ze weg. Das Zollhaus, das im Zentrum des Ortes (an der damali­gen Kreuz­stra­ße beim heuti­gen Gasthof Lamm) lag, diente nach 1803 dem könig­li­chen Revier­fors­ter als Wohnhaus.

Die Abschaf­fung der lokalen Zollschran­ken brach­te den ortsan­säs­si­gen Handwer­kern, insbe­son­de­re den Hafnern, deutli­che Handels­er­leich­te­run­gen. Als 1827/28 auch die Zollgren­ze zwischen Württem­berg und Bayern wegfie­len und schließ­lich wenige Jahre später (1833) der Deutsche Zollver­ein gegrün­det wurde, war ein zollfrei­er Handel mit fast allen deutschen Staaten möglich geworden.

Einige Dinge erinnern noch heute an die alte Zollsta­ti­on. So ist vielen Oberko­che­nern der “Zollbach”, und das “Zollbrück­le” noch ein Begriff. Unter dem “Zollbach” der die Grenze zwischen dem königsbronnisch‑württembergischen und dem ellwan­gi­schen Einfluß­ge­biet markiert, versteht man einen Teil des Katzen­bachs. Dieser Teil wurde um 1925 überbaut und fließt heute unter­ir­disch zwischen den Gebäu­den Heiden­hei­mer Straße 2 und 4 sowie 5 und 7. Vor 1925 ström­te er offen durch das damali­ge Fabrik­ge­bäu­de der Firma J. Adolf Bäuerle (das sich in der Heiden­hei­mer Str. 4 befand) und neben der Schmie­de Oppold. Die auf dem Amboß bearbei­te­ten glühen­den Metall­stü­cke wurden direkt im “Zollbach” abgekühlt.

Auch ein Flurna­me auf Oberko­che­ner Gemar­kung erinnert noch an die Zeit der Zollsta­ti­on; der hinter dem “Märzen­bu­ckel” gelege­ne “Ochsen­trieb”. Dieser Name sei entstan­den, weil Hirten oder Händler aus der Gegend von Bopfin­gen den Zoll sparen wollten, indem sie Oberko­chens Zollsta­ti­on weiträu­mig umgin­gen. Sie trieben ihr Vieh über die Flurstü­cke “Juden­angst” und “Ochsen­trieb”.

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