Nachdem die evangelische Schule im Jahr 1860 erbaut wurde, durchlebte das Gebäude „Aalener Straße 19“, (früher Kirchgasse), das heutige „Schillerhaus“, eine bunte Geschichte.
In den 80er Jahren wurde in Oberkochen durch Gemeinderatsbeschluss die „Schillerstraße“ in „Heinz-Küppenbender-Straße“ umgetauft – eine posthume Würdigung einer führenden Carl-Zeiss-Persönlichkeit. Das konnten viele Oberkochener, vor allem natürlich die Alt-Oberkochener, nicht verwinden: Schiller weg – und ein Zeissler dafür da? „Des gatt ja gar et!“ Nachdem das Haus ab 1989 vier Jahre leer stand, kam wieder Leben in die Bude und die CDU stellte 1993 im Gemeinderat den Antrag, das Gebäude – zwecks Wiederbeschaffung des Namens „Schiller“ das Gebäude nun „Schillerhaus“ zu benennen. Aber so oifach war dui Sach et:
Von den Gegnern der Bezeichnung „Schillerhaus“ wurde ins Feld geführt, dass Schiller und Oberkochen nun schon gar nichts miteinander zu tun haben, der Name infolgedessen in den luftleeren Raum gesetzt sei. Bei einer Straßenbenennung tauche dieses Problem weniger auf als bei einer Gebäudebenennung.
Die Befürworter sagten, dass es nicht darauf ankäme, ob Schiller nun in Oberkochen gewesen sei oder nicht, sondern darauf, dass man dem schwäbischen Dichter wieder die Referenz erweise, nachdem der Name „Schiller“ durch die Straßenumbenennung ausgemerzt sei.
Ein erfrischendes Argument für den Namen „Schiller“, das durch die Presse ging, war die Wortmeldung eines Alt-Oberkochener CDU-Stadtrats, der von Beruf Metzger war. Zitat aus der „Schwäbischen Post“ vom 21.4.1993: „… etwas später wetzte Martin Gold das Messer…“ Die entsprechende Argumentation von Martin Gold ist in der Zeitung festgehalten: „In der Bierwurst ist kein Bier, und in der Königin-Pastete ist keine Königin drin.… folglich braucht in einem Schillerhaus auch nicht der Schiller drin gewesen sein…“
Nach langer und heftiger Diskussion beschloss der Gemeinderat dann am 19. April 2001 mit acht Ja-Stimmen gegen sechs Nein-Stimmen bei 2 Enthaltungen in einer Kampfabstimmung, das Gebäude „Schillerhaus“ zu benennen. Die Schlagzeile der „Schwäbischen Post“ lautete: „CDU drückt Schiller durch“.
Später konnte man das Vorgehen sogar mathematisch begründen: „Schiller hängt mit Jena, Jena hängt mit Carl Zeiss, und Carl Zeiss hängt mit Oberkochen zusammen — also hängt Schiller mit Oberkochen zusammen.“ Die Formel dazu lautet: „a=b, b=c, folglich a=c“ Volkmar Schrenk hätte dazu bemerkt: „wzbw – was zu beweisen war!“
Am Montag, den 8. Mai 1905 wurde Schillers 100ter Geburtstag in Oberkochen gefeiert. Aus diesem Anlass wurde auf Veranlassung des Oberförsters Weiger im Gasthaus »zum Hirsch« unter zahlreicher Beteiligung der ganzen Gemeinde zur festlichen Begehung des Schillergedenktages ein Familienabend abgehalten. Na damit kann man es ja auch begründen, auch wenn wir den 200sten nicht gefeiert haben. Aber wer weiß heut‘ noch wer Schiller war – jedenfalls nicht der Erfinder der Schillerlocken.