Aus dem Kranz der bewaldeten Berge, die Oberkochen umgeben, ragt der Volkmarsberg als der bekannteste und dem Naturfreund liebste hervor. Wer Oberkochen kennen will, muß auch den Volkmarsberg kennen. In 743 Meter Höhe bietet er dem Besteiger eine herrliche Rundschau, besonders gen Norden und Osten. Das Auge schweift über das weite Land hinüber zu den Hohenstädter, Büchelberger und Frickinger Höhen, zu den Limburger und Ellwanger Bergen. Das Kloster Neresheim, die Kapfenburg und der Ipf grüßen herüber, ebenso eine Anzahl Härtsfelder Dörfer. Den Berg umschließend, laden freundliche Albtäler zur Wanderung ein: Tiefental, Hagental, Wolfertstal und Essinger Tal. Auf seiner Hochfläche trägt der Berg eine leider mehr und mehr vom Wald überwucherte Wachholderheide. Sie bietet in den Sommer- und Herbstmonaten vielen Ausflüglern erholungsreiche Stunden. Aber auch im Winter ist sie das Ziel der Schisportler, die dort in neuerer Zeit eine Sprungschanze errichtet haben. Vor 100 Jahren war das Wacholdergebiet noch Ackerfeld, jedoch zwang die Wasserarmut zur Aufgabe solcher Bewirtschaftung. Die Kuppe krönt ein 23 Meter hoher, im Jahre 1929 vom Schwäb. Albverein erstellter Aussichtsturm, der seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges von der amerikanischen Besatzungsmacht für militärische Zwecke belegt und daher für die Öffentlichkeit verschlossen ist. Lehrer Klotzbücher grüßt den geliebten Berg u. a. in folgenden Versen:
Umrauscht von Buchenwäldern,
geschmückt mit Blumenflor,
so ragst du, Völkerberg,
zu stolzer Höh’ empor.
Und deine sanfte Kuppe
krönt ehern dort ein Turm,
auf Felsenquadern ruhend,
so trotzt er Wind und Sturm.
Gar mächtig schweift der Blick
von dort ins Land so weit,
das Auge ist entzückt
von soviel Herrlichkeit.
Ja, Berg, du Freudenspender,
dein denk ich für und für,
du Quell von Kraft und Frohsinn,
du unserer Heimat Zier.
Neben dem Volkmarsberg ist der Rodstein der Heimatberg, der bei dem Oberkochener im Gesamtraum seiner Heimat einen Lieblingsplatz einnimmt. Es wäre nicht zuviel, wenn man ihn zum Wahrzeichen des Dorfes erklären würde, denn wie ein treuer Wächter sieht er auf Oberkochen herab. Wenn er auch in alter Zeit keine Burg tragen durfte, so können wir doch, annehmen, daß die beiden Rodsteinfelsen schon bei unseren ältesten Vorfahren von gewisser strategischer Bedeutung waren. Jedoch wissen wir mit Bestimmtheit, daß im Laufe der Jahrhunderte ungezählte derer, denen Oberkochen Heimat war, immer wieder den Rodstein hoch gewandert sind, um deren liebliches Bild von dort aus zu schauen. Fragen wir die Männer die in den beiden Weltkriegen draußen waren, wie es war, wenn sie einsam auf Wache standen oder irgendwo mit ihren Kameraden »Im schönsten Wiesengrunde« sangen, wie dann dieses Heimatbild vom Rodstein vor ihre Seele getreten ist. Im Jahre 1861 ist auf dem Rodstein ein Holzkreuz errichtet worden. Bald sind es 100 Jahre her, daß dieses Zeichen der gottlichen Liebe segnend über Flur und Dorf hinschaut. Wir schenken denen ein liebes Gedenken, die es errichteten; sie taten es, weil sie ihre Heimat Oberkochen liebten und sie unter dem Schutz des Allerhöchsten wissen wollten.
Auch diesem Berg widmet Lehrer Klotzbücher besinnliche Verse:
Stätte, lieb und wonnetraut,
auf des Rodsteins Höhe.
Wo die Seele wundersam
fühlet Gottes Nähe.
Unten in dem tiefen Tal
nur Hasten und Gewühl,
hier oben heilige Stille.
Himmlisches Gefühl!
Freudig laß ich meine Blicke
schweifen in die Fern’,
doch auch richt ich sie mit Inbrunst
auf das Kreuz des Herrn,
das einst frommer Christen Sinn
hier oben hat erstellt
damit auf Rodsteins Höhe
es stille Hochwacht hält.
Dann drängt in solcher Stund
mir das Gebet vom Mund:
Herr laß doch über Tal und Land
segnend deine Gotteshand!
Franz Balle