Im Jahre 1553 wurde im königs­bron­ni­schen Teil von Oberko­chen die Refor­ma­ti­on einge­führt. Danach gehör­ten zwei Drittel der Bevöl­ke­rung zum katho­li­schen und ein Drittel zum evange­li­schen Bekennt­nis. Über die Erbau­ung der ersten katho­li­schen Kirche in Oberko­chen konnten bis jetzt keine zutref­fen­den Aufzeich­nun­gen gefun­den werden. Daß diese schon unter den Grafen von Dillin­gen, den ersten Grund­her­ren des Dorfes erstellt worden ist, kann nur vermu­tet werden. Nach den großen Schen­kun­gen, die von diesen Grafen an Klöster gemacht wurden, darf angenom­men werden, daß ihnen die religiö­se Förde­rung der Bevöl­ke­rung sehr am Herzen lag, und daß sie daher wahrschein­lich am Bau von Kirchen inter­es­siert waren. Wenn wir die Erbau­ung der ersten Kirchen in der ersten Hälfte des 13. Jahrhun­derts anneh­men, dürfen wir der Wahrschein­lich­keit am nächs­ten kommen. Jeden­falls beantrag­te der Abt von Königs­bronn beim Kloster Ellwan­gen im Jahre 1343 die Einset­zung eines eigenen Pfarrers zu Oberko­chen. Bis dahin war den Königs­bron­nern Mönchen die Pasto­ra­ti­on übertra­gen. Demnach muß vorher schon die Kirche vorhan­den gewesen sein. Ursprüng­lich war der Pfarr­ort Oberko­chen eine Filia­le von Unter­ko­chen. Bei der Einset­zung des eigenen Pfarrers im Jahre 1343 hat der Abt des Klosters Ellwan­gen 12 Malter Getrei­de vom Zehnten an die neue Pfarrei abgetre­ten. Die Kirche stand auf dem Platz der heuti­gen Kirche quer zur Straße und war den Apostel­fürs­ten Petrus und Paulus geweiht. Im Jahre 1663 wurde der Chor neu erbaut. Die Erneue­rung des Kirchen­schif­fes mag schon zu einem frühe­ren Zeitpunkt durch­ge­führt worden sein.

Der Neubau der katho­li­schen Kirche im Jahre 1900 war für die Gemein­de eine außer­or­dent­li­che Leistung und stell­te an deren Opfer­sinn größte Anfor­de­run­gen. Pfarrer Bucher, in dessen Händen die Durch­füh­rung des Werkes gelegt war, bewahrt die Gemein­de ein dankba­res Andenken. Leider mußte er seine Gemein­de Oberko­chen kurz nach Fertig­stel­lung der Kirche wegen Krank­heit verlas­sen. Er starb im Jahre 1950 hochbe­tagt in Schwä­bisch Gmünd und liegt dort begraben.

Außer der Pfarr­kir­che besitzt die kath. Kirchen­ge­mein­de noch zwei Kapel­len: Die Kapel­le zur hl. Ottilie im Ortsteil »Brunn­quel­le« und die im Jahre 1950 erbau­te Marien­ka­pel­le »im Weingar­ten«. Bis zum Jahre 1950 stand etwa 300 Meter unter­halb der Ottili­en­ka­pel­le in den Schwarz­wie­sen die Kapel­le zum Wiesen­herr­gott. Über deren Entste­hung ist berich­tet, daß dort einst unter einer Mauer­wöl­bung ein Bild des Gekreu­zig­ten gestan­den habe, das durch die wunder­ba­re Heilung einer Mülle­rin in den Ruf der Wunder­tä­tig­keit gekom­men sei. Im Jahre 1755 ist dann die Kapel­le erbaut worden. Die Pfarr­chro­nik berich­tet, daß sie im Jahre 1819 neu erstellt worden sei. Lange Zeit seien zu ihr viele Wallfah­rer, beson­ders vom Härts­feld gekom­men. An dem Weg, an dem die Kapel­le gestan­den hat, wurden später die vierzehn Statio­nen des Kreuz­wegs, vorbei an den Gärten und Wiesen errich­tet. Manche sorgen­ge­beug­te Mutter ist ihn an den Sonntag­nach­mit­ta­gen betend gegan­gen. Die beson­de­re Vorge­schich­te der Marien­ka­pel­le rechnet noch zur Gegenwart

Oberkochen

Die Ausdeh­nung der Fabrik­an­la­ge der Firma Bäuerle seit 1945 dräng­te immer mehr an die Nähe der Wiesen­ka­pel­le. Mit Bangen betrach­te­ten die Katho­li­ken diese Entwick­lung. Doch der Abbruch war unver­meid­lich. Zur Ehre der Fabri­kan­ten Albert und Otto Bäuerle sei vermerkt, daß sie die Sorge der katho­li­schen Gemein­de ehrlich teilten und einen verstän­di­gen Ausweg gefun­den haben. Sie erklär­ten sich bereit, für die käufli­che Überlas­sung der alten Kapel­le eine neue zu bauen. Schwe­ren Herzens willig­te die Kirchen­ver­tre­tung in den Vorschlag ein, denn die Katho­li­ken hingen an ihrer alten ehrwür­di­gen Wiesen­ka­pel­le, die ihnen und ihren Vorfah­ren ein Heilig­tum war. Die nun an ihrer Stelle im Jahre 1950 neuerbau­te Marien­ka­pel­le im Weingar­ten ist zu einer glück­li­chen Lösung gewor­den, über die allge­mein Freude herrscht. Sie wurde durch den Pfarrer Rudolf Hager eingeweiht.

Die evange­li­sche Kirche steht unweit der katho­li­schen und ziert mit Giebel- und Turmfas­sa­de die Partie der Dorfmit­te. An ihrer Stelle stand einst die im Jahre 1583 erbau­te erste Pfarr­kir­che von der berich­tet wird, sie sei sehr klein und nieder gewesen. Im oberen Stock befand sich die Pfarr­woh­nung. Im Jahre 1875 wurde diese erste Kirche vollstän­dig umgebaut. Im gleichen Jahr wurde ein beson­de­res Pfarr­haus, das derzei­ti­ge evange­li­sche Pfarr­haus Aalener Straße Nr. 23/1 errich­tet. Von der evange­li­schen Kirche berich­tet ein Königs­bron­ner Salbuch aus dem Jahre 1691, daß zu Oberko­chen eine Kirche mit Pfarr­be­hau­sung, einem Backhäus­lein dabei, einem Viehstall und einem Gärtlein Eigen­tum des Klosters Königs­bronn sei. Es liegt neben Chris­ti­an Widmann (heute Gasthaus zum »Hirsch«) und dem Lehen Bluom­lin. Der Grund, auf dem dies alles steht, heißt es dort weiter, habe früher Bartlin Brotwol­fin und Wigelein Bluom­lin gehört und sei Königs­bron­ner Lehens­gut gewesen. Von der Herrschaft Königs­bronn sei es erkauft und bezahlt worden. Von Zehnten, Gülten und Zins war das Pfarr­gut frei. Den Zehnten bewil­lig­te das Kloster Königs­bronn. Er setzte sich aus folgen­den Leistun­gen für den Unter­halt des Pfarrers zusam­men: 52 Gulden, 2 Schef­fel Roggen, 30 Schef­fel Dinkel, 4 Schef­fel Haber, 1 Fuder Stroh und Holz „auf den Stemmen“.

Franz Balle

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