Unweit bei der Kocherbrücke am Ortsausgang nach Königsbronn liegt das Fabrikanwesen der Firma Oppold. Auch dieses Werk wuchs aus einer ehemals kleinen Bohrermacherwerkstätte heraus. Sein Gründer August Oppold begann 1896 seine erste selbständige Betriebsstätte in der Huf- und Wagenschmiede seines Vaters Michael Oppold gegenüber dem Rathaus. In einer kleinen Ecke hinter dem Amboß seines Vaters hatte sich der junge Meister 2 Schraubstöcke aufmontiert Das Feuer, den Amboß und den Schleifstein lieh ihm sein Vater. Aber bald bestimmte die Erzeugnisnachfrage die Verlegung und Vergrößerung des Raumes und es erstellte August Oppold im Jahre 1904 sein Wohnhaus mit vergrößertem Werkraum als Anfang des heutigen Fabrikanwesens. Im Zuge der Entwicklung erfolgten inzwischen weitere Betriebserweiterungen. Der heutige Besitzer Ludwin Oppold übernahm den Betrieb im Jahre 1939. Die damalige Entwicklung führte auch hier vom einfachen Handbohrer zum Maschinenbohrer und zu den modernen Spezialwerkzeugen und Maschinen für die Holzbearbeitung.
Ein Hineindenken in das Werden und die Entwicklung der vorstehend aufgezählten fünf Werkzeug- und Maschinenfabriken vermittelt dem unvoreingenommenen Beobachter einen Teilausschnitt aus dem Gesamtbild heimatlichen Lebens, das ihn als Oberkochener mit Hochachtung, Anerkennung und Freude, ja mit Stolz erfüllen darf. Es waren einmal fünf Männer, deren Fleiß- und Willenskraft die fünf Werke ihr Entstehen verdanken. Die Wiegen dieser Männer standen zu Oberkochen, und es hat ihnen dort niemand von einem Leben reichen Erfolges gesungen. Ihr Wachsen und Schaffen ging auf Wegen, denen bürgerliche Einfachheit, Sparsinn und Redlichkeit die Zügel kurz hielten zu einer Zeit, da das Ringen um Existenz und Brot nicht leicht gemacht war. Ihre Söhne und Enkel sind ihnen gefolgt und führen die Werke im Geiste der Väter weiter. Sie alle sind mit ihren Werken der Heimat treu geblieben und schaffen heute rund 2000 Menschen das tägliche Brot am Platze. Die Qualität ihrer Fabrikationserzeugnisse genießen in aller Welt vorzüglichen Ruf. Im Verhältnis von Werksleitung zur Belegschaft paart sich heimatverbundener sozialer und kameradschaftlicher Geist und glückliche Harmonie. Außer den vorstehend aufgeführten fünf Firmen befinden sich hier noch das Kaltwalzwerk Oberkochen, GmbH., und die Firma Zeiss-Opton, Optische Werke Oberkochen, GmbH.
Die Gründung des Kaltwalzwerkes fällt in das Jahr 1906/07. Der Gründer war Karl Walter, geboren 1876 in Aalen. Herr Walter war zuvor mehrere Jahre Betriebsleiter in der inzwischen im Fabrikareal der Firma Bäuerle aufgegangenen Genauzieherei Gentner (die Gebäude der früheren Firma Gentner waren vorher die obere Mühle). Den Umständen nach war die Erstellung des Kaltwalzwerkes seinerzeit in den Wiesen am Kocher ein mutiges Unternehmen. Doch die schweren Jahre nach dem ersten Weltkrieg veranlaßten Karl Walter, sein Werk an die Firma Röchling’sche Eisen- und Stahlwerke in Völklingen zu verkaufen. Im Rahmen dieser Großfirma erfuhr das Werk laufend die betriebstechnischen Erneuerungen, die Fabrikation und Absatz erforderten und zu einer günstigen Entwicklung des Werkes geführt haben.
Als das jüngste Industriewerk am Ort, darf die Firma Zeiss-Opton, Optische Werke Oberkochen, GmbH. genannt werden. Ihre Umsiedlung von der alten Heimat Jena nach Oberkochen erfolgte nach dem verlorenen zweiten Weltkrieg im Zuge der Zwangsvertreibung aus der sowjetisch besetzten Zone.
Das Werk bestand in Jena genau 100 Jahre als »Carl-Zeiss-Stiftung«. Ihr Weltruf liegt nicht nur in der Fabrikation hervorragender optischer Erzeugnisse, sondern auch in der die Belegschaft betreffenden sozialen Werksgestaltung. Das Oberkochener Werk ist am 4. Oktober 1946 als neugegründet in das Handelsregister des Amtsgerichts Heidenheim eingetragen worden. Die Firma zählt heute rund 3000 Werksangehörige. Daß die Niederlassung eines Werkes von solchem Umfang in jeder Hinsicht von umstürzender Bedeutung sein wird, bedarf keiner besonderen Darstellung.
Franz Balle