Der landwirt­schaft­li­che Grund­be­sitz zu Oberko­chen war, wie überall in frühe­ren Jahrhun­der­ten, entspre­chend der damali­gen Besitz­ver­hält­nis­se und Wirtschafts­form in Lehens­gü­ter aufge­teilt. Im Besitz­ver­hält­nis zur Grund­herr­schaft gab es: Bauern, Halbbau­ern Viertels­bau­ern oder Lehner. Nach ihnen kamen die Halbleh­nen die Söldner und die Häusler, die letzte Gruppe waren die Hausge­nos­sen. Die Lehen waren zu Oberko­chen in der Haupt­sa­che Erble­hen und Falle­hen. Erste­re konnten weiter­ver­äu­ßert bzw. weiter­über­ge­ben werden, letzte­re nur mit Erlaub­nis der Grund­herr­schaft. Über jedes Lehen war ein Lehens­brief ausge­stellt, in welchem alle Verpflich­tun­gen festge­legt waren, insbe­son­de­re die Leistung des Zehnten, der Zinsen und Gülten.

Nachste­hend folgt nun ein Teil der Namen unserer Vorfah­ren, wie diese aus den Lehens­brie­fen ersicht­lich ist, die in den Salbü­chern der Ellwan­ger und der Königs­bron­ner Herrschaf­ten verzeich­net sind. U. a. heißt es bei Ellwan­gen: Hans Wiedemann von dem Wiedehof gibt der Kirche den Zehnten. Dassel­be tut dessen Nachfol­ger Holzhusen. Später lesen wir, daß es sich hier um die Besit­zer des heuti­gen Gasthau­ses »Zum Hirsch« handelt. Ein Sytzer (Seitz), ebenso ein Hans Peter geben von ihren Feldern das Vassnachts­huhn. Bemerkt sei, daß die Hinga­be dieses Vassnachts­huhns oder auch einer Herbst­hen­ne in allen Lehens­brie­fen vorge­schrie­ben war. Mit dieser Verpflich­tung sollte der Lehens­neh­mer u. a. immer wieder daran erinnert sein, daß er nicht Eigen­tü­mer seines Gutes sei, sondern nur Lehner. Weiter heißt es, vom Heuzehnt auf dem Wollen­berg bekommt einen Teil die Kirche. Der Stephans­wei­ler­hof (oberhalb der Spran­zen­müh­le) ist unbesetzt und gilt als verlie­hen. Je zur Hälfte bewirt­schaf­ten ihn Hans Schwarz und Hans Wiedemann. Den Zehnten erhält das Amt Kochen­burg. Die Vest Kochen­burg hat den Zehent­sta­del gebaut und daran soll man erken­nen, daß ihr von alters her der Laien­zehn­te gehört. Das Schenk­hus zu Oberko­chen wird als Lehen verge­ben. Der Schenk soll es haben in rechter Weis zu Dorf, zu Feld und an Diens­ten. Er gibt Zins und Handlohn. Später im Königs­bron­ner Salbuch lesen wir wieder über diese ältes­te Gaststät­te des Dorfes. An einer anderen Stelle ist es als Herbergs­haus bezeich­net. Es war damals lange Zeit auch das einzi­ge Gasthaus des Dorfes, heute »Hirsch«.

1478 übernimmt ein Lehnhard Goldin (Gold) einen Lehens­hof am Katzen­bach. Lehens­gü­ter übernimmt ein Jörg Zeller von Leo Hofsann, eine Hofstatt neben dem Zehent­sta­del. Weiter hatten einen ellwan­gi­schen Hof: Mattäus Miller, Hans Miller, Dilger Beer, Hans Bulling, Hans Leichen­pach und Eberhardt Leichen­pach verkau­fen Güter an einen Blumlein. Klaus Esselein tauscht mit Kaspar Henlin. Hans Schmid hat das Gut des Dilgen Speth erstan­den und gelobt dem Lehens­her­ren seine Treue. Thoman Birk, genannt Hofbau­er, hatte ein größe­res Lehens­gut an der Straße nach Königs­bronn (Langgas­se). Adam Häusler und Wilhelm Goldin, auch der Melchi­or Kopp, haben Güter am Buchen­wang, Anna Baderin am Tierstein, Kilian Botzen am Zweren­weg, Adam Merklin­ger an der Weil; am Bühl Veit Weber und Jörg Kittel­mann. Hans Miller hat einen Lehens­hof mit Haus, Stadel und Gärtlein zwischen Virkol und Jörg Schnei­der in der Vorder­gas­se, dazu einen Garten zwischen Lehnherd Wagner und der Katzen­bach­gas­se beim Zehent­sta­del. Sein Hof hatte 61 Parzel­len und dürfte der größte gewesen sein, vermut­lich heute das Haus Alloi­si­us Balle mit dem des Anton Gentner. Sehr wahrschein­lich der später als Schwei­zer­hof bezeich­ne­te Hof. Cunsen Wolf, Klara Hansen, Wittib, und Jörg Pfeif­fer haben Felder am Lauch. Ein Fihsel (Fischer) gibt seinen Hof an Hans Boni. Hans Bikel hat seinen Hof an der Königs­bron­ner Straße und Güter an der Ess. Wenn er vom Hof kommt, lebend oder tot, fallen ein Drittel der Güter an den Grund­herrn zurück. Hier handel­te es sich teilwei­se um ein sogenann­tes Falle­hen. Lipper Allbur­ger und Dollin­ger haben kleine Sölde. Der Hof des Kilian Blitzen, Scherr­bau­er, liegt beim Pfarr­hof zwischen Hans Neupron­ner und Dilgen Beer. Dieser Hof ist heute noch der Scheer­baur. Neupron­ners Hofstatt liegt an der Straße zur Kirche, heute Grupp Josef. Auf seinem Grund­stück steht der Zehent­sta­del und dies soll immer so bleiben. Löffler und Wunsch haben Güter, ebenso ein Hannes Wunsch und Gallus Späth. Der Blase Erselin wohnt in der Vorde­ren Gass oben (vielleicht heute Jakob Joß). Hans Bulling zwischen der Mühlgass und der Gemein­de­gass (Sebas­ti­an Fischer), Eberhard Reichen­bachs Wittib am Gäßlein im Katzen­bach bei Claus Schus­ter. Georg Henleins Sold liegt bei der Linden neben Hans Botzen (heute vermut­lich Weber). Adam Speisen hat ein Gütlein zwischen Hans Botzen und dem Katzen­bach. Klaus Schel geith Handlohn und Weglos. Sein Haus ist oben im Dorf bei den mittle­ren Straßen hinter Anna Baderin und dem alten Hannes Miller. Ein Späth wohnt in der Gass hinter Kilian Botzen (heute Franz Wingert).

Neben diesen Einträ­gen in den Salbü­chern des 16. und 17. Jahrhun­derts finden sich die sogenann­ten Roder­gü­ter beson­ders aufge­führt. Es dürfte sich hier um dieje­ni­gen handeln, die einmal im Besitz des Ritter­ge­schlech­tes von Roden waren und um das Jahr 1492 durch Kauf an Ellwan­gen gekom­men waren. Lehens­leu­te dieser Güter waren: Martin Schwei­kert zwischen den beiden Kirchen hinten am Mühlgäß­lein, Jakob Kohler oben am Katzen­bach zwischen Jörg Burkhardt und Jörg Millers Garten (heute Hugen­sef), Jörg Miller in der Vorde­ren Gass (heute Paul Weber), Jörg Kittel­mann, genannt Pfeif­fer, neben Hans Neupron­ner (heute Gold, vormals Grupp), Lehnhand Wagner an der Kodler­gaß (heute Schrn­id­jörg­le), Thomann Beck, heute vielleicht Unfried, Wolf Spät in der Vorder­gass bei Löffler. Georg Schaup besitzt einen ganzen Hof, ist 35 Jahre alt und Ellwan­ger Unter­tan. Er will an Königs­bronn einen Wald verkau­fen und braucht hierzu die Geneh­mi­gung des Lehensherrn.

Die Ochsen­wirt­schaft war ellwän­gi­sches Lehen. 1694 wird dem Ochsen­wirt, Kaspar Betzler, sein Wirtschafts­schild verlie­hen. 1698 vergrö­ßert dieser seine Wirtschaft. 1747 erhält der Ochsen­wirt Paulus Stark die Geneh­mi­gung, seine Wirtschaft, die abgebrannt war, wo anders zu errich­ten. Es kann angenom­men werden, daß die von Stark neu errich­te­te Wirtschaft an der Stelle des heuti­gen Gasthau­ses »Zum Ochsen« gestan­den hat und vorher Lehens­gut der Anna Baderin war. In welchem Anwesen die Ochsen­wirt­schaft einge­rich­tet war, ist nicht vermerkt. Es sollt das Haus des Hans Kolb am Katzen­bach gewesen sein. Die außer den Gasthäu­sern zum Hirsch und Ochsen heute bestehen­den Gaststät­ten in Oberko­chen sind erst ausgangs des 18. und im 19. Jahrhun­dert entstan­den. Die Urkun­den von 1360 bis 1750 enthal­ten darüber keinen Vermerk.

Leibei­ge­ne Unter­ta­nen hatte das ellwan­gi­sche Oberko­chen wenige. Es berich­tet eine Urkun­de, daß die Herren zu Heubach auf ihrem Hof zu Oberko­chen Leibei­ge­ne sitzen haben, es waren dies eine Klara und ein Jörg Braunen mit Tochter, auch ein Jörg und Melchi­or Dinter oder Diemer. Genannt dabei ist der Schwei­zer­hof. Baltes Straub und sein Bruder Lorenz, heißt es einmal, sind gar arme Leut, sie bitten als Leibei­ge­ne angenom­men zu werden. Die Leibei­gen­schaft war zuerst immer auf die weibli­chen Angehö­ri­gen einge­tra­gen. Die Leibei­gen­schaft war erblich und ging nicht vom Vater sondern von der Mutter auf alle ihre Kinder über. Die Heirat dieser mußte vom Leibherr geneh­migt werden. Grund­sätz­lich hatte jeder die Möglich­keit sich loszukaufen.

Franz Balle

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