Bis zum Jahre 1904 stand auf der Wiese beim Kocherursprung einsam ein Haus. Es hatte ein hohes Alter und den Namen »Schlackenwäsche«. Unsere dörflichen Geschichtsurkunden berichten, daß es sich bei diesem Hause um einen der ältesten Zeugen der mittelalterlichen Eisenhütten gehandelt habe, die schon im Jahre 1361 in unserer Gegend genannt sind. Die Mönche zu Königsbronn waren die ersten, die solche eingerichtet und betrieben haben. Die weltlichen Grafen aber hatten bald Lunte gerochen, daß hier lohnender Erwerb um den Weg sei, und so meldete sich bald Ulrich von Helfenstein. Er ließ sich, wie es heißt, 1365 mit dem Eisenwerk in seiner Herrschaft Heidenheim belehnen mit der Erlaubnis Mühlen und Hämmer an Brenz und Kocher anzulegen, wo sie mögen sein zu Notdurft des Eisenwerkes. Das Kloster Königsbronn brachte zu gleicher Zeit ein ähnliches Privileg heraus. Die Anlage am Kocherursprung zu Oberkochen erscheint urkundlich erstmals 1539. Hierbei ist die »Schlackenwäsche« schon genannt; Auch zu Unterkochen stand damals eine Eisenhütte, ebenso bei Essingen. Das Werk zu Oberkochen wechselte oft seinen Besitzer. 1541 heißt es, was zu Unter- und Oberkochen geschmelzt, wollen sie zu Heidenheim und Mergelstetten ausschmieden. 1551 erhielt ein Peter Velzer von Pragenhofen die ellwangisehe Verwilligung am Ursprung des Kochers zu Oberkochen einen Schmelzofen, eine Hütte und Läuterfeuer hinzustellen.
Also war zu dieser Zeit die Ellwanger Herrschaft Grundherr des Anwesens, denn auch sie hatte sich schon frühzeitig in die Eisenhüttenwirtschaft eingeschaltet. Aus dem Jahre 1611 ist verzeichnet, daß am Kocherursprung zu Oberkochen ein Schmelzofen, eine Eisenschmiede, eine Schlackenpoche und ein Laborantenwohnhaus stehe. Dies alles sei dann im 30jährigen Krieg eingegangen. 1644 ist der Ofen abgebrochen worden und 1745 ist dann letztmals noch die Rede von einer Schlackenwäsche, die unter Widerspruch der Herrschaft Königsbronn von der Herrschaft Ellwangen neu erstellt worden ist.
Wir dürfen uns vorstellen, daß diese Eisenhütte zu Oberkochen nur eine kleine Belegschaft von wenigen Männern hatte, so daß das Vorhandensein der Hütte auf den bauerlichen Charakter des Dorfes keinerlei Einfluß gehabt hat. Wenn wir lesen, daß das Eisenwerk im 30jährigen Krieg eingegangen sei, so braucht das keine Zerstörung durch Soldaten gewesen sein, denn hier wie anderswo geschah es, daß in dieser Zeit durch viele Jahrzehnte die Anwesen verlassen waren, nichts mehr an ihnen instandgesetzt worden ist und so dem natürlichen Zerfall preisgegeben waren. Dies müssen wir auch bei der Oberkochener Eisenhütte annehmen, zumal von Kampfhandlungen aus dieser Zeit auf der Markung Oberkochen nichts bekannt ist.
Franz Balle