Der im Amtsblatt »Bürger und Gemeinde« am 15. Februar erschienene Artikel über »Unsere Feuerwehren«, hat mich veranlaßt, in meinen heimatkundlichen Arbeiten etwas nachzuschlagen und dabei fiel mir ein kleiner Abschnitt in die Hände, den ich einmal im Auftrag der Gemeinde Königsbronn gefertigt habe. Weil nun das Wesentliche daraus auch für unsere Heimatgemeinde Oberkochen zutrifft, möchte ich etwas aus diesem Wesentlichen an dieser Stelle berichten. Es heißt dort: In einem Schriftwechsel zwischen dem württembergischen Herzog und dem Klosteramt Königsbronn, dem einst die Hälfte des Dorfes Oberkochen zugehörig war, lesen wir erstmals etwas über die Einführung einer Brandversicherungsanstalt im Klosteramt Königsbronn. Es handelte sich dabei noch um eine Versicherung im Brandfall, die auf einem Privatvertrag beruhte im Gegensatz zu der im Jahre 1808 eingeführten staatlichen Pflichtversicherungsanstalt.
Der Herzog beanstandete damals in seinem Schreiben, daß immer noch mehr die Häuser mit Stroh bedeckt würden als mit Kalk. Bekanntlich hat die Bedachung der Häuser über das Mittelalter hinweg eine Entwicklung vom reinen Strohdach über das Kalkdach zum reinen Ziegeldach durchgemacht. In dem gleichen Schreiben ist dann noch weiter beanstandet, daß in manchem Orte des Klosteramtes keinerlei Feuerwehrgeräte vorhanden seien. Daraufhin gab das Klosteramt Königsbronn einen ausführlichen Bericht nach Stuttgart, der in seinem Inhalt das damalige Feuerlöschwesen im Herrschaftsgebiet Königsbronn darstellte. Schultheiß Hitzler schrieb in seinem Bericht vom 16. Dezember 1780, er wolle gehorsamst berichten, daß im Flecken Springen (Königsbronn) sich Dächer mit Stroh statt Kalk unterlegt keine mehr befinden. Ein Feuerwagen und eine Spritze befindet sich im Kloster und im übrigen habe jeder Bürger seinen Feuerkübel bei sich daheim. Die Leute seien in 2 Rotten eingeteilt zu je 12 Mann. Bei Anziehen der Sturmglocke eile der Rottenmeister sofort zur herzoglichen Amtei und melde den Brand, dann eile er der Brunst zu. Es werden auch sofort 2 Reiter in die Nachbarorte abgesandt.
In den übrigen Orten meldeten die Schultheißen ähnlich. Auch sie hatten die Bürger in Feuerwehrrotten eingeteilt, doch war ihre Ausrüstung schlecht und bestand meist nur aus einem Feuerhaken und etlichen Feuerkübeln.
Anders war dies aber bei Oberkochen. Beim Lesen des Berichtes aus Oberkochen stellt man fest, daß es wohl der beste der Berichte damals war. Hier berichtete Schultheiß Scherer Joachim folgendes: »Die Gemeinde Oberkochen besitzt 2 Spritzen, 3 Leitern und 3 Haken. Was den Feuerwagen anbelangt, so wäre keiner, wielen aber der Ort mit vielen Bauernwagen versehen ist, so wird der nächste dazu genommen, wann mans von Nöten hat. Die Bürger seien in 3 Rotten zu je 30 Mann eingeteilt. Jeder Bürger habe seinen Feuerkübel in eigener Verwahrung.«
Wir wissen, daß zu damaliger Zeit Oberkochen 2 Gemeindeverwaltungen hatte, eine Königsbronnische und eine Ellwängische. Schultheiß Scherer berichtete für die Gesamtgemeinde, dies läßt sich ersehen aus der Zahl der Feuerwehrleute. Auch dürfte dies selbstverständlich gewesen sein schon deshalb, weil die Ellwanger und Königsbronner Häuser unter einander standen so wie es in jeder politisch einheitlich verwalteten Gemeinde der Fall ist.
Ich glaube, nicht fehl zu meinen, wenn ich sage, daß wir heutigen »Alten« uns noch an diese von Schultheiß Scherer gemeldeten Einrichtungen etwas erinnern können; Wohl war es 100 Jahre später, als wir Gelegenheit hatten, als Buben mit den Löscheimern uns an der Brandbekämpfung zu beteiligen beim Schultheiß und beim Seitz in der Langgasse, bei dem großen Brand in der Dorfmitte, dem das Gasthaus zum Ochsen und noch weitere drei Anwesen zum Opfer fielen. Es war in den 90er Jahren. Als der Zehntstadel brannte, war es Nacht, und die Buben jagte der Polizeidiener fort. Die Furcht vor dem »Brennen im Dorf« war in unserer Kinderzeit ganz groß. Es war das fürcherlichste was wir uns als Kinder vorzustellen vermochten. Bei der Bekämpfung waren oft gar bald die Brunnen leer und zu den Bächen und dem Kocher war der Weg zu weit. Oft mußten noch die letzten nahegelegenen Güllengruben herhalten. Durch viele Jahrhunderte lebte unter unseren Vorfahren die große Angst vor dem Brennen und dem Wissen von den schlechten Bekämpfungsmöglichkeiten. Die Technik hat auch hier Wandel geschaffen, und von der großen Not, in die einstmals unsere Vorfahren durch das »Brennen« oft gekommen sind, können sich die wenigsten heute lebenden Menschen eine Vorstellung machen.
Franz Balle