Eine sehr liebe Mitschü­le­rin, der ich bis heute beson­ders verbun­den bin, Edeltraud Meroth geb. Schüler, schreibt:

Ich weiß nicht sehr viel über die damali­gen Lehrer zu sagen. Die meisten empfand ich als Gegner, die mich vorführ­ten und bloßstell­ten, auch wenn sie das wahrschein­lich nicht wirklich persön­lich so meinten. Motiviert oder angelei­tet fühlte ich mich nur durch meine Grund­schul­leh­re­rin Ludmil­la Bischler.

Oberkochen

Klassen­zim­mer Dreißen­tal­schu­le 1958 (Archiv Rathaus)

Sie war aus dem Osten nach Oberko­chen gekom­men und fühlte sich im Schul­be­trieb in der Dreißen­tal­schu­le, wie sie mir (ich glaube 1980 bei einem Besuch) erzähl­te, auf ziemlich einsa­mem Posten. Sie war dieje­ni­ge, derent­we­gen ich überhaupt auf das Gymna­si­um gehen konnte. Meine Eltern waren trotz meiner Gymna­si­ums-Empfeh­lung dagegen (wegen der Kosten, zum Beispiel für die Bücher, denn Lehrmit­tel­frei­heit gab es noch nicht), dass ich die Schule wechseln sollte. Da nahm Fräulein Bisch­ler das Heft in die Hand und besuch­te meine Eltern zu Hause. Sie hat sie dann überre­det, mich aufs Gymna­si­um zu schicken und hat ihnen verspro­chen, die Bücher für mich zu bezah­len. Das hat sie dann auch gemacht. Ich glaube zwei Jahre lang, bis dann die Lehrmit­tel­frei­heit kam. Ich habe sie dann einmal 1980 besucht, als sie krank in ihrer Wohnung im Lehrer­haus an ihr Sauer­stoff­ge­rät „gefes­selt“ war, und habe mich bei ihr für ihr Engage­ment bedankt und meine Erinne­rung mit ihr abgegli­chen. Und da hat sie mir erzählt, dass es ihr immer ein beson­de­res Vergnü­gen gewesen war, Kinder, die nicht viele Chancen auf Bildung hatten, zu fördern. Das hat sie nicht nur mit Geld gemacht. Ich erinne­re mich, dass ich und andere Kinder sie manch­mal nach Hause beglei­ten durften und wir dann mit ihrem Wellen­sit­tich spielen durften – so hat sie uns „hörig“ gemacht! Ich fand sie und ihr Wohnzim­mer mit lauter Büchern einfach nur toll. An den Unter­richt bei ihr erinne­re ich mich gerne und mit angeneh­mem Gefühl. Im Gegen­satz zum Religi­ons­un­ter­richt bei Pfarrer Forster, der ein Chole­ri­ker war und mit seinem Schlüs­sel­bund warf, wenn er sich durch irgend­je­man­des Schwät­zen gestört fühlte. Ich musste mal vor Fronleich­nam am Nachmit­tag für das Schwes­tern­haus einen Schlüs­sel im Pfarr­haus abholen. Als ich geklin­gelt hatte, dauer­te es ein Weilchen, dann ging die Tür auf und ehe ich mich versah, verpass­te er mir eine ordent­li­che Backpfei­fe und schrie mich an, was mir einfie­le, ihn in seinem Mittags­schlaf zu stören. Im Gymna­si­um habe ich dann leider auch keinen Lehrer erlebt, von dem ich das Gefühl hatte, er wäre mir wohlge­son­nen – selbst bei Didi Bantel wusste ich nie, ob sein Lob nicht beinhal­te­te, mich vorzu­füh­ren. Ich erinne­re mich an eine Szene, als er ein Bild von mir vorzeig­te und sinnge­mäß sagte „das ist ja mal ein Famili­en­fo­to“, alle lachten – ich hatte nicht nur „Vater, Mutter, Kind“ gezeich­net, sondern dazu noch 5 weite­re Geschwis­ter. Und nach meiner Erinne­rung beinhal­te­ten schuli­sche Kommen­ta­re von Lehrern immer auch „Anzüg­li­ches“ über meine Famili­en­si­tua­ti­on. So empfand ich das zumin­dest und fand das immer sehr ungerecht. Also habe ich „dicht gemacht“ und mich nicht für meine Lehrer inter­es­siert und die Schul­zeit ging dann auch Ende der 60er in Oberko­chen zu Ende.

Wilfried ergänzt: Ich habe Edeltraud und Peter im Laufe der Jahrzehn­te nie aus den Augen verlo­ren und habe sie gelegent­lich an Peter’s journa­lis­ti­schen Zwischen­hal­ten besucht – in Stutt­gart und München. In Hamburg hat es nie geklappt und in Berlin werden wir es noch schaf­fen. Ich erinne­re in diesem Zusam­men­hang gerne an Peter’s Bericht über die Mineral­was­ser in Deutsch­land (das hat seiner­zeit für Furore gesorgt), an seinen Bericht über Oberko­chen, der hier nicht bei jedem gut ankam, aber doch vieles auf den Punkt traf (den ich nicht vorent­hal­ten möchte und auf der Website des HVO hinter­legt ist) und muss sagen, ich habe es immer toll gefun­den, dass der Peter Meroth aus Oberko­chen und der Arno Luik aus Königs­bronn für den „Stern“ arbei­te­ten. Nicht wenige Oberko­che­ner Schüle­rIn­nen sind draußen in der Welt ihren Weg gegan­gen, ohne dass die Heimat­stadt groß Notiz davon genom­men hat.

Bericht von Peter Meroth

Mein Schul­freund Chris­toph Stumpf erzählt über seine Zeit an der Dreißen­tal­schu­le 1958 — 1967:

Oberkochen

Unsere Lehre­rin Eva-Maria Erben mit einer Ersten Klasse (Archiv Kosak)

Klassen­leh­rer in der 1. und 2. Klasse war Eva-Maria Erben. Sie war mit Leib und Seele Lehre­rin, die sich gerade­zu mütter­lich um ihre Kinder kümmer­te. Sie war einfühl­sam und gerecht, aber auch konse­quent. Wenn es nötig war, konnte sie auch streng sein und durch­grei­fen, so dass sie uns jeder­zeit voll im Griff hatte. Ihr Mann, Bruno Erben, der auch Lehrer war (aber nicht in Oberko­chen), hatte für uns zur Begrü­ßung am ersten Schul­tag ein wunder­ba­res farbi­ges Oster­ha­sen­bild an die grüne Schul­ta­fel gemalt, von dem ich sehr beein­druckt war. Klassen­leh­rer in der 3. und 4. Klasse war Albrecht Gunzen­hau­ser. Er war eine Lehrer­per­sön­lich­keit wie sie im Buche steht. Er strahl­te eine natür­li­che Autori­tät aus und schaff­te trotz­dem ein gutes Vertrau­ens­ver­hält­nis zu uns Schülern. Außer­dem war er ein Schrift­ex­per­te. Er schrieb wie gesto­chen an die Tafel und trimm­te uns vor allem im Fach „Schön­schrei­ben“ auf ein saube­res Schrift­bild. (Kleiner Einschub: Das war wohl eine geach­te­te Lehrer­per­sön­lich­keit, denn schon dem späte­ren Schul­lei­ter Franz Uhl sagte seine Mutter: „Franzl, bei dem musch aufpas­sa“.) Klassen­leh­rer in der 5. und 6. Klasse war Edgar Westphal. Er war ein Lehrer, der seinen Beruf gerade­zu mit preußi­schem Pflicht­be­wusst­sein ausfüll­te. Dementspre­chend erzog er auch uns zu Diszi­plin und Ordnung. Ohne arrogant zu wirken, ließ er uns immer spüren, dass er sich selbst für den besten aller Lehrer hielt und eigent­lich zu schade für die Volks­schu­le sei. Konse­quent wechsel­te er später ans Gymna­si­um in Aalen. Klassen­leh­rer in der 7. bis 9. Klasse war Gerfried Ullrich. Er überspiel­te seine eigene Unfähig­keit durch Überheb­lich­keit, Aggres­si­vi­tät und Großkot­zig­keit. Wir alle spürten das, aber keiner wagte dagegen anzuge­hen, weil jeder wusste, dass er das zu büßen haben würde. Er war der schlech­tes­te Lehrer, den ich in Oberko­chen hatte. Unsere Fachleh­rer waren für Englisch Kurt Schmieg und NN Nowot­ny; für Werken Rudolf Heller und Alfons Herrmann; für Religi­on Stefa­nie Batzill und Vikar Grassel sowie Vikar Helmut Waibel und Pfarrer Konrad Forster; für Musik d.h. Flöte Ludmil­la Bisch­ler und für Sport NN Wagner.

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Abschluss­klas­se 1967 Jahrgang 1952 Buben (Archiv Müller)

Von hinten links nach rechts vorn

  • Olaf Walter, Heinz Morawitz, Wolfgang Stein­mai­er, Chris­toph Stumpf, Harald Wosch, Volkmar Kessler, Rudolf Pavlat, Erhard Schmidt, Werner Streck, Werner Müller, Ralf Haas, Udo Hauser
  • Peter Morawitz, Peter Reinsper­ger, Wolfgang Ulrich, Fried­rich Henck, Gerald Lange, Micha­el Heuler, Karl Cytil, Günter Maslo, Willi Motzer, Willi­bald Hug, Günter Bücherl, Helmut Hirrle, Dieter Kosak, Horst Wojatsch­ke, Lehrer Ulrich
  • Gerhard Winkler, Reinhold Metzger, Uwe Lärz, Heinz Keil, Richard Milson, Dieter Kuhn, Willi Gremer­ath, Frieder Schra­der, Karl-Heinz Pietsch
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Abschluss­klas­se 1967 Jahrgang 1952 Mädchen (Archiv Müller)

Von hinten links nach rechts vorn

  • Margi­ta Hanisch, Ilona Graf, Thekla Winter, Chris­tel Weintau­er, Lore Widmann, Genove­va Weishäupl, Adelin­de Minder, Marti­na Greiner, Gabi Schau­der, Angeli­ka Ziemons, Lore Vogt, Sieglin­de Artmann
  • Ingeborg Rupp, Irmgard Gold, Elisa­beth Czivisz, Inge Stiebritz, Stefa­nie Gold, Waltraud Fürst, Barba­ra Heselich, Lilo Fröhlich, Monika Schwar­zin­ger, Eugenie Köhler, Frau Düver
  • Renate Rapp, Marion Kessler, Dagmar Rau, Margit Müller, Ulrike Schön­wäl­der, Hanne­lo­re Dasze­nies, Annegret Strödel, Brigit­te Urban­ke, Edeltraut Beiswen­ger, Charlot­te Henck

Mathe­ma­tik – ein Fach, das einfach heraus­ge­ho­ben werden muss.

Physik ist wenn’s knallt und Chemie wenn’s stinkt. Und wenn man‘s nicht versteht ist es Mathe! Und damit es noch weniger verste­hen, hat man die höhere Mathe­ma­tik einge­führt. Zu Beginn ein kleiner Witz, der uns verdeut­licht, dass Mathe nicht für alles brauch­bar ist.

Der Lehrer erklärt: „Wenn 10 Maurer zum Bau eines Hauses 100 Tage brauchen, dann brauchen 100 Maurer für diesel­be Arbeit nur 10 Tage.“ Ein Schüler antwor­tet: „Wenn 1 Schiff nach New York 5 Tage braucht, dann brauchen 5 Schif­fe nur 1 Tag.“

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Das mathe­ma­tisch-musisch-künst­le­ri­sche Dreige­stirn (Fischer, Schrenk und Bantel) des Progym­na­si­ums bei einem Kinder­fest­um­zug durch die Aalener Straße (Archiv Müller)

Unser Direx Volkmar Schrenk gab bei uns auch Mathe­ma­tik und kam immer mit großen Linea­len und Geo-Dreiecken bestückt, mit mächti­gem und langem Schritt, in die Klasse und nahm den Raum mit seiner Größe komplett ein. Er hatte einfach eine starke Präsenz, die das Klassen­zim­mer ausfüll­te. Dreisatz, Mehrsatz, Algebra, Geome­trie und immer mussten wir vor der Ergeb­nis­er­mitt­lung eine Überschlags­rech­nung und nach unserem Ergeb­nis den Satz schrei­ben: „W.z.b.w. – Was zu bewei­sen war.“ Und wer Proble­me hatte oder machte, erhielt schon mal die Aufga­be, 100 Mal den Satz des Pytha­go­ras zu schrei­ben – Die Summe der Flächen­in­hal­te usw. usf. ….“ – gefolgt vom Höhen­satz und vom Kathetensatz.

Otto Fischer, Mr. Dynami­te. Mathe hatte bei ihm immer eine sport­li­che Note. Türe auf, Schüler auf – großes Einmal­eins. Wer das richti­ge Ergeb­nis wusste, durfte sich setzen. Bei den letzten zu sein, die noch standen, war einfach Sch……eibenhonig. Von dieser Kunst, der optimier­ten Kopfrech­nung, habe ich mein Leben lang profi­tiert. 25 x 25 = 625. Sehr Gut – Setzen. Es wundert mich heute nicht, dass es junge Leute gibt, die einen Rechner brauchen, um das Ergeb­nis für 3 x 7 zu ermitteln.

Auch die Mengen­leh­re verdient ein paar beson­de­re Anmer­kun­gen. Mit der Parole (von Frank­reich ausge­hend) „Nieder mit Euklid – Tod den Dreiecken“ wollte man ab Ende der 50er Jahre die Neue Mathe­ma­tik, die ihren Ursprung in den USA hatte, durch­set­zen, da sich die „Alte Mathe­ma­tik“ mit folgen­den Übungen (voll aus dem Leben gegrif­fen) ins Abseits gestellt hatte: „Jane ist 20 Jahre älter als Mary, in 10 Jahren wird Jane doppelt so alt sein wie Mary. Wie alt ist Mary?“ Wir und ganz beson­ders unsere Eltern wurden kurzzei­tig (wie lange weiß ich nicht mehr) mit diesen Symbo­len traktiert. Zur Erinne­rung: 6+1=7 ist eine einfa­che Sache, aber nicht mehr, wenn das Ergeb­nis wie folgt lautet „Die Menge der Zahlen, die die Eigen­schaft besitzt, genau um 1 größer zu sein als 6, enthält genau ein Element, nämlich 7“. Klingt fast so wie ein Politi­ker vor dem Mikrofon ☺.

Zusam­men­fas­send kann man die Entwick­lung des Mathe-Unter­richts mit folgen­den lusti­gen Beispie­len dokumentieren:

Haupt­schu­le 1950: Ein Bauer verkauft einen Sack Kartof­feln für 20 DM. Die Erzeu­gungs­kos­ten betra­gen 4/5 des Erlöses. Wie hoch ist der Gewinn?

Realschu­le 1960: Ein Bauer verkauft einen Sack Kartof­feln für 20 DM. Die Erzeu­gungs­kos­ten betra­gen 16 DM. Berech­ne bitte den Gewinn!

Gymna­si­um 1970: Ein Bauer verkauft eine Menge Kartof­feln (K) für eine Menge Geld (G). G ist die Menge aller Elemen­te g, für die gilt: g ist eine Mark. In Strich­men­gen­form müsstest du für die Menge G zwanzig Strich­lein (////////////////////) machen, für jede Mark eines. Die Menge der Erzeug­nis­kos­ten (E) ist um vier Strich­lein (////) weniger mächtig als die Menge G. Zeich­ne das Bild der Menge E als Teilmen­ge der Menge G und gib die Lösungs­men­ge (L) an für die Frage: Wie mächtig ist die Gewinnmenge?

Multi­kul­tu­rel­le Gesamt­schu­le 1990: Ein Landwirt verkauft einen Sack Kartof­feln für DM 20,-. Seine Erzeu­gungs­kos­ten, einschließ­lich Steuern, betra­gen DM 25,-. Er vermie­tet darauf­hin seinen Bauern­hof an den Staat als Asylan­ten­heim für DM 80 000 pro Jahr und da er jetzt arbeits­los ist, bezieht er im Monat noch DM 2 000 Arbeits­lo­sen­geld. Frage: Wer mistet jetzt den Stall aus?”

Freie Waldorf-Schule 1995: Male einen Sack Kartof­feln und singe ein Lied dazu.

Autono­me Erleb­nis­schu­le 1995: Ein Bauer bietet auf dem Ökomarkt Biokar­tof­feln an. Nehme eine Kartof­fel in die Hand. Wie fühlt sie sich an? Wie riecht sie? Schabe etwas Erde ab, zerrei­be sie zwischen Deinen Fingern. Atme den Geruch tief ein. Schlie­ße Deine Augen und verset­ze Dich in die Kartof­fel. Du bist Erde. Fühle die Feuch­tig­keit, die Dunkel­heit … Komme jetzt zurück und öffne die Augen.

Integrier­te Gesamt­schu­le 1999: Ein Bauer verkauft einen Sack Kartof­feln für 50,-. Die Erzeug­er­kos­ten betra­gen 40,-. Der Gewinn beträgt 10,-. Unter­strei­che das Wort “Kartof­feln” und disku­tie­re mit deinen 15 Mitschü­lern aus anderen Kultur­krei­sen darüber. Waffen sind dabei nicht erlaubt.

Projekt- und fächer­über­grei­fen­der Unter­richt 1999: Kauft Euch beim Landhan­del 6 Kartof­fel­sä­cke und bringt sie zum Sport­un­ter­richt zum Sackhüp­fen mit. Entstan­de­ne Löcher werden im Textil­un­ter­richt gestopft. Greift das Thema im Gemein­schafts­kun­de­un­ter­richt auf. Präsen­tiert das Ergeb­nis eures Projek­tes bei einem kalten Buffet mit Kartoffelsalat.”

2005 Haupt­schu­le (Aus DM sind nun mittler­wei­le EURO gewor­den): Ey — was geht hier ab? Voll krass — ey! Da verkauft ein Bauer nen Sack Kartof­feln. KONKRETT für 16 Euro. Is ganz einfach — weißt du — der Anbau der Kartof­feln kostet Geld — ey — KONKRETT 12 Euro. Alda — weißt du — da macht er Gewinn! KONKRETT — er hat mehr Geld in der Tasche. Wie viel ist das — ganz KONKRETT? Weißt du — Voll krass! Tu mich mal die Fanta.…”

Schule 2006 (nach Überar­bei­tung der Recht­schreib­re­form): Ein agrar­ge­ne­ti­ker ferkauft ein sagg gatof­feln für 6,25 €. Die kosden bedra­gen 5 €. Der gewin bedregt 1,25 €. Aufga­be: margie­re den term gardof­feln und maile die losung im pdf-format an dein Leerer.

Schule 2018 in Berlin: Sorrie, es gipt keine gartof­feln meer! Nur noch pom fritt bei mc donels. Es lebe der fordschridd!

Schule 2020: Endlich – Ruhe vor dem Lehrer. Habe keinen PC und kein Inter­net zu Haus und der Lehrer ist IT-mäßig auch nicht so toll drauf.

Abschlie­ßend noch die Sicht meines Sohnes Sascha wie er Mathe während seiner Schul­zeit empfun­den hat: „Zwei Goldfi­sche wander­ten durch die Wüste. Einer war rot, der andere dünn. Wieviel wiegt die Palme, wenn es regnet? Und später hatte er im Studi­um im Fach Wirtschafts­ma­the­ma­tik eine glatte „1“. Sachen gibt’s ☺.

Nachtrag.

2018 habe ich bei unserem Schul­zeit-Treff, solida­risch mit den anderen, auch im „Vilotel“ geschla­fen und was soll ich sagen, da liege ich im Bett und schaue an die Decke und werde mit einer Formel überfal­len, die ich nicht mal lesen, geschwei­ge denn nachvoll­zie­hen kann. Ob sie überhaupt stimmt? Gottsei­dank hatte ich in dieser Nacht keine Alpträu­me ☺. Das Bild aus dem Vilotel, zeigt lt. Prof. Dr. Micha­el Kasch­ke die Linsen­for­mel in einer sehr einfa­chen Darstel­lung. Mir Schwo­a­ba hent in oaserer Kindheit au a Lensa­for­mel d’hoim g’lernt: Die oine wäret aussor­tiert ond die andere g’kocht ☺.

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Mathe sogar vor dem Schla­fen­ge­hen im Vilotel – die Linsen­for­mel (Archiv Müller)

Spaß beisei­te, Ernst komm her

– jetzt kommt noch der Mathe­un­ter­richt aus dem 1000jährigen Reich. Dazu nur ein paar Bilder ohne einen Kommen­tar – da selbst­re­dend. Diese Unter­la­gen stammen aus dem Essin­ger Museum.

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Alle rechnen – die Hitler­ju­gend… (Museum Essingen)

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… der Bund deutscher Mädels… (Museum Essingen)

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…die Schüler….am Ende haben sich alle verrech­net (Museum Essingen)

Wie sollte Schule sein?

Dazu lesen wir einen Scola­s­so-Bericht vom Schüler Franz Schaupp der damali­gen Klasse 2b (1964): „Ich wünsche mir, dass die Schule nicht vor 9 Uhr beginnt, damit von den Strapa­zen des vorigen Tages ausge­schla­fen hat. Dann ist den Schülern auch die Zeit gegeben, Fernseh­fil­me anzuschau­en. Sie müssten sich ja in der Schule etwas zu erzäh­len haben. Wenn der Lehrer kommt, sollte er uns zum Platze beglei­ten. Dann wäre es an der Tages­ord­nung, über die Filme im Fernse­hen zu disku­tie­ren. Anschlie­ßend hat der Lehrer eine Geschich­te zu erzäh­len. Selbst­ver­ständ­lich müsste der Hausdie­ner eine Erfri­schung in Form von Kaffee und beleg­ten Broten zu bringen. Die Schüler, die einschla­fen, dürfen nicht geweckt oder gestört werden. Um 11 Uhr wäre die Schule aus, damit der Lehrer Zeit hat, die Hausauf­ga­ben der Schüler zu schrei­ben. Die Noten der Zeugnis­se sollten über zwei sein, damit die Eltern zufrie­den wären, und ich meine Ruhe hätte. Dann blieben auch den Eltern die Frage­rei an die Kinder erspart. Für die Schule hätte es den Vorteil, dass man die Sprech­stun­den nicht halten bräuch­te. Diese Schule wäre natür­lich nur für solche, die später im Leben nichts können wollen. Darum ist mein Vorschlag, die bishe­ri­ge Regelung beizu­be­hal­ten, um das nötige Können zu erwer­ben, um ihm späte­ren Leben seine Pflicht erfül­len zu können und um seinen Mann zu stehen.“

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Eine neue angedach­te Form eines Schul­die­ners ließ sich leider nie umset­zen (Archiv Müller)

Da musste der Lehrer Rudolf Thiem natür­lich umfas­send antwor­ten, zwar modern, aber mit altem Geschlech­ter­bild: „Die Schule meiner Träume beginnt (je nach Wunsch des Lehrers) zwischen 8:30 Uhr und 10:30 Uhr, und sie mutet dem Lehrer nicht mehr als 10–12 Wochen­stun­den Unter­richt zu. Schließ­lich hat doch ein jeder Mensch einen Anspruch darauf, sich so lange, wie er es will, mit dem zu beschäf­ti­gen, was ihm Spaß macht. Wenn der Lehrer kommt, wird er an der Treppe mit einem Blumen­strauß empfan­gen und von der Abord­nung der Klasse, die ihn so begrüßt hat, zum Lehrer­zim­mer beglei­tet. Dort helfen ihm die Schüler aus dem Mantel, spannen den vielleicht gerade nötigen Regen­schirm auf und tragen sogleich die Mappe und die Bücher des Lehrers in die Klasse. Nach einiger Zeit fragen sie höflich und liebens­wür­dig nach, ob die Unter­hal­tung im Lehrer­zim­mer unter­bro­chen werden könnte, weil die Schüler den unbezähm­ba­ren Wunsch haben, endlich ihren Wissens­durst zu stillen. In die Klasse zu kommen, das ist eine helle Freude, denn alle Schüler sind heiter und froh gestimmt – die mittel­al­ter­li­che Schul­pflicht wurde nämlich abgeschafft, und zur Schule kommen nur Kinder, die etwas lernen wollen und sich daher mit Feuer­ei­fer aller Aufga­ben entle­di­gen, meist sogar schon, bevor sie der Lehrer gestellt hat. So energisch und nachdrück­lich, wie es ihre Wohlerzo­gen­heit nur erlaubt, erkun­di­gen sich die Schüler gleich zu Beginn der Stunde nach den wenigen Dingen, die sie noch nicht ganz verstan­den haben – gelegent­lich taucht doch noch die eine oder andere Schwie­rig­keit auf, die Lehrer und Schüler rasch in gemein­sa­mem Bemühen klären. Das jewei­li­ge Tages­pen­sum ist schon nach wenigen Minuten erledigt, denn der Lehrplan stammt noch aus der finste­ren Zeit der Schul­pflicht, ohne dass sich bisher eine Behör­de fand, die ihn dem Niveau der neuen Schüler entspre­chend, herauf­hob. Da die Schüler nicht mehr ihre Schlau­heit durch Mogeln bewei­sen müssen, sind die Klassen­ar­bei­ten ganz abgeschafft worden. Ebenso sind wegen des rückhalt­lo­sen Vertrau­ens die Eltern­sprech­stun­den wegge­fal­len, statt deren von Zeit zu Zeit gesel­li­ge Abende statt­fin­den, teils im Café, teils als Kegel­aben­de, teils als munte­re Tanzver­an­stal­tun­gen, je nach Lust und Laune der Betei­lig­ten. Weil sich nach Beendi­gung der Unter­richts­mi­nu­ten die Schüler stand­haft weigern, in die Pause oder nach Hause zu gehen, wird rasch die Klassen­milch­bar einsatz­be­reit gemacht und dem Lehrer wie den Mitschü­lern richten flinke Mädchen beleg­te Brote und Shakes aller Arten, für Lehrer und Schüler der Oberklas­sen (also ab Klasse 1) auch Cocktails für welche die Gemein­de­kas­se bereit­wil­lig jedes Opfer bringt. Bei dieser beraten die Schüler den Lehrer über die besten Möglich­kei­ten, den nächs­ten Stoff­ab­schnitt zu behan­deln, und nachdem der Lehrer keine Fragen mehr zu stellen hat, wird darüber abgestimmt, ob die Stunde noch doch als beendet angese­hen werden kann. Der Lehrer wird, nachdem sich die Klassen­spre­cher für seine freund­li­chen Bemühun­gen bedankt haben, zum Lehrer­zim­mer zurück­be­glei­tet, sofern er nicht den Wunsch äußert, dass ihn einer der älteren Schüler nach Hause fährt – zu Fuß kommen allen­falls noch einige Lehrer zur Schule. Der Nachmit­tag und Abend steht dem Lehrer ganz zur persön­li­chen Verfü­gung, falls ihn nicht einige beson­ders eifri­ge Schüler für den Nachmit­tag einge­la­den haben zur Erörte­rung einiger beson­ders inter­es­san­ter Gesichts­punk­te im Bereich des jewei­li­gen Stoff­ab­schnit­tes oder aber freiwil­lig von dem Schüler gewähl­ten Neben­be­schäf­ti­gung. Gelegent­lich nehmen die Schüler den Lehrer auch mit ins Theater, oder sie führen ihn zur Stützung seines Kreis­laufs in ihre Twist-Kreise ein oder machen ihn mit anderen neuen Höhepunk­ten der Kultur bekannt. Zufrie­den kehrt der Lehrer dann nach Hause zurück, und wenn er sich nach den Freuden des Schul­all­tags zufrie­den mit seinen Leistun­gen und den Leistun­gen seiner Schüler zum Schla­fen legt, freut er sich schon auf den nächs­ten Schul­tag und fürch­tet allen­falls böse Träume, die ihn an die unbeschreib­lich anderen Schul­ver­hält­nis­se erinnern, wie sie noch im Jahr 1964 geherrscht haben.

Erinne­run­gen des Brand­stet­ters Bruno, der nach Aalen auswanderte.

1942 war die unbeschwer­te Kindheit zu Ende und es ging in die Schule – und das 8 Jahre lang. Eine lange Zeit – gefühlt noch länger, weil ich überhaupt nicht gerne zur Schule ging. Ich will mal an verschie­de­ne Lehrer mit ihren „Mödelen“ erinnern. Da war zuerst der Lehrer Ignaz Umbrecht, der immer die braven Mädchen gegen­über uns Buben bevor­zug­te. Uns bevor­zug­te er nur bei der Verga­be von Tatzen. Er hatte da eine gestuf­te Behand­lungs­me­tho­de begin­nend bei einer Tatze. Das ging dann bis zur Höchst­stra­fe von 8 Tatzen, die ich aber nie erreicht habe. Die Erzie­hungs­me­tho­de „Tatzen“ muss ich kurz erklä­ren, bevor das ins Dunkel der Geschich­te angewand­ter Pädago­gik entschwin­det: „Der Schüler streckt die Hand aus und der Lehrer ergreift seinen Hasel­nuss­ste­cken (oder sonst eine Rute) und schlägt in die offene Hand. Wegzie­hen bei zusätz­li­cher Strafe strengs­tens verbo­ten. Kleine Maßnah­me – einmal zuschla­gen bis hin zur größt­mög­li­chen Maßnah­me – achtmal auf jede Hand. Die Hände konnten dabei schwel­len und die Wunden zu bluten anfan­gen. (Ergän­zung Billie: Anfang der Sechzi­ger wurde auch auf die Finger geschla­gen mit der Handflä­che nach unten – war nur für die schwe­ren Fälle). Mitun­ter war es den Deliquen­ten dann eine Woche nicht möglich, den Griffel oder den Feder­hal­ter zu benut­zen.“ Und wenn du dich zuhau­se beschwert hast, hat dir der Vater „d‘ Ranza verschla­ge“. Also haben wir es mannhaft ertra­gen. Kommen wir nun zum Lehrer Leo Klotz­bü­cher. Seine Metho­de war der „Hosen­span­ner“, man musste sich als Lehrkraft (Betonung auf Kraft) ja schließ­lich von den Kolle­gen abheben ☺. Der Übeltä­ter wurde über die Bank gelegt und ihm mit einem Bambus­röhr­chen (es gab Varia­tio­nen hin bis zum Rohr) auf gut Deutsch „der Arsch versohlt“. Da das Röhrchen aber innen hohl war, forder­te das schon die Kreati­vi­tät der „Schöler“ heraus. In jeder Bank gab es einge­bau­tes Fach für die Tinte. Also wurde das Röhrchen mit Tinte gefüllt und sachte auf dem Lehrer­pult für seinen nächs­ten Einsatz bereit­ge­legt. Da war ein Hallo im Klassen­zim­mer, als die Tinte nur so herum­flog und die Decke markier­te. Die Traktur des Kandi­da­ten wurde vehement abgebro­chen. Auch hier gab es Anwen­dungs­va­ri­an­ten. Hatten wir Buben es wieder Mal übertrie­ben und auf des Lehrers Glatze, mit Erbsen mittels einer Schleu­der, zu zielen und dann auch noch zu treffen, gab es kein Pardon. Antre­ten der üblichen Verdäch­ti­gen im Doppel­pack, um zweimal Hosen­span­ner zu empfan­gen. Mein Schul­freund Helmut versuch­te der Bestra­fung zu entge­hen, mit dem Hinweis: „I muaß jetzt dringend auf d‘ Abort“. War nutzlos. Erst der Hosen­span­ner und „Jetzt koasch nausgan­ge auf da Abort.“ Da konnte Helmut nur noch mittei­len: „Muaß nemma, scho denna!“ Bleibt noch mein Onkel Julius Metzger, der ja eigent­lich Pfarrer werden wollte. Aber der Krieg machte aus ihm einen Solda­ten und Front­kämp­fer. Und da nach dem Krieg Lehrer „Mangel­wa­re“ waren, wurden auch sog. Hilfs­leh­rer einge­setzt (haben wir heute auch wieder, nennt sich Querein­stei­ger) und Onkel Julius wurde ein solcher an der Schule im Dreißen­tal. Als Verwand­ter durfte ich die korri­gier­ten Hefte in seiner Wohnung im Katzen­bach abholen. Als ich zurück­kam waren einige der Buben schon am Plärren und ich grins­te und freute mich schon, der liebe­vol­len körper­li­chen Erzie­hung entkom­men zu sein. Da meinte Onkel Julius nur: „Brauchsch gar net so grensa, komm her, Hand auf“ und schon sauste das Röhrle abwärts und verschenk­te eine Tatze. So war das in unserer Schul­zeit. Ich bin zwar geneigt zu sagen, es hat uns nicht gescha­det, aber ob das wohl stimmt? Sicher bin ich mir da doch nicht mehr.

Wolfgang Eber,
ein nach Heiden­heim „ausge­wan­der­ter“ Oberkoch­ner, erinnert sich an eine mitun­ter eindrück­li­che harte Grund­schul­zeit. Die Pädago­gik orien­tier­te sich damals noch an Handrei­chun­gen der unter­schied­lichs­ten Art. Manch­mal frage ich mich, ob es in einer „Ägide Menzl“ nicht einen schnel­le­ren Wechsel zu einer weniger körper­li­chen Ausrich­tung der Pädago­gik gekom­men wäre. Oder waren damals alle Lehrer dem Gebrauch des Rohrstocks hilflos ausge­lie­fert? Doch genug des Sinnie­rens. Überlas­sen wir dem Wolfgang nun den Raum für zwei Erinnerungen:

Die Ohrfei­ge. Es war wohl in der 3. oder 4. Klasse der Grund­schu­le. Eigent­lich war ich ein braver, biswei­len sogar ein etwas verträum­ter Junge. Eines Tages war ich mit dem Tafel­dienst an der Reihe. Die Älteren wissen noch was eine Tafel ist (eine große grüne, an der Wand hängen­de, Schie­fer­ta­fel) und die ganz Jungen wohl auch noch, es sei denn, dass sie mit „Smart­Boards“ schulisch aufge­wach­sen sind. Die Aufga­be war einfach. Nach der letzten Schul­stun­de war die Tafel mit einem nassen Schwamm (es war einmal ein Mann, der hatte einen Schwamm, der Schwamm war ihm zu nass, da ging er auf die Gass‘ usw. usf.) abzuwi­schen und zu trock­nen, damit die Lehrkraft wieder eine leere Tafel zur Verfü­gung hatte. Wohl leicht träume­risch ging ich dieser Aufga­be nach, die Mitschü­ler (das gende­ri­sche *innen verwei­ge­re ich aus schrift-ästhe­ti­scher Überzeu­gung ☺) hatten schon länger den Raum verlas­sen. Plötz­lich überfiel es mich siedend heiß – das war nicht die letzte Stunde – Religi­on stand noch auf dem Stunden­plan. Die wurde im roten Klinker­bau (von den Älteren „Fuchs­bau“ genannt) und bei Pfarrer Forster war Unpünkt­lich­keit tunlichst zu vermei­den. Eins zwei drei im Sause­schritt…. Also hieß es im Mittel­bau die Treppe hinun­ter die Beine in die Hand nehmen. Wenn ein Tag schlecht ist, so ist er dann oftmals richtig schlecht. Hausmeis­ter und Schul­rek­tor stopp­ten mich und herrsch­ten mich an: „Hascht du des Licht aog’macht?“ Verwirrt rief ich: „Wie was?“ Was sollte ich getan haben. Ah, sie da – das Treppen­haus brann­te tagsüber, höchst überflüs­si­ger­wei­se. Aber was hatte ich damit zu tun? Das übliche. Zur falschen Zeit am falschen Ort. Und schon hatte ich eine Ohrfei­ge gefan­gen. „Wir sprichst du mit mir? Ab ins Rekto­rat.“ Ich rannte die Treppe wieder hinauf, der mit der Hand nach mir schla­gen­de Rektor hinter­her, bis ins Rekto­rat. Da holte er, vor Wut schnau­bend, seinen bei den Schülern gefürch­te­ten Rohrstock heraus, fuchtel­te mir damit vor dem Kopf herum und rief immer wieder „So sprichst Du nicht mit mir“, während ich nun zitternd und wimmernd beteu­er­te, nichts mit dem Anschal­ten des Lichts zu tun gehabt zu haben. Er entließ mich dann aber, ohne dass er mich seinen Rohrstock hat spüren lassen. Etwas verstört und ziemlich verspä­tet kam ich dann in den Religi­ons­un­ter­richt. Zugege­ben, es war nur „eine Ohrfei­ge“, die mich traf. Aber es war für mich eine einschlä­gi­ge und nachhal­ti­ge Erfah­rung, was Jähzorn und „Pädago­gik“ Anfang der 60er-Jahre betraf, denn sonst würde ich mich nicht so eindrück­lich daran erinnern.

Die Unter­schrif­ten. In der 1. Grund­schul­klas­se hatte unsere Lehre­rin an einem Mitschü­ler, der leider bald nach dem Abitur bei einem Unfall tödlich verun­glück­te, irgend­was zu beanstan­den und schrieb ihm das in sein Schul­heft. Sie trug ihm dabei auf, ihren Kommen­tar zuhau­se von der Mama unter­schrei­ben zu lassen. Am nächs­ten Tag ließ sie sich das Heft von dem Mitschü­ler vorle­gen. In fein säuber­li­chen Druck­buch­sta­ben stand da zu lesen „Mama“. Eigent­lich konnte sie dem Schüler nicht böse sein…. In der 3. Grund­schul­klas­se hatte ich selbst einen Hinweis im Heft abbekom­men, der von den Eltern unter­schrie­ben werden sollte. Ich brach­te das Heft mit der Unter­schrift meines Vaters ordnungs­ge­mäß am nächs­ten Tag mit. Die Lehre­rin fragte: „Was ist das denn, ist Dir da der Füller ausge­rutscht?“ Dann identi­fi­zier­te sie die getrock­ne­te Tinte als charak­te­ris­ti­sche, aber eigent­lich nicht entzif­fer­ba­re Unter­schrift, und halb erschro­cken und halb lachend sagte sie dann „In Ordnung“. Seit dem Tag ließ ich mich nicht mehr von meinem Vater für meine „Klaue“ (anderes Wort für die Eber’sche Handschrift) tadeln….

Ergän­zung von Wilfried Müller.

Körper­li­che Erzie­hung war üblich, auch bei Lehrern, die im Grunde einen guten Unter­richt machten. Dabei entwi­ckel­te der eine oder andere eine sehr indivi­du­el­le, fast schon kulti­vier­te, Handha­be dieser Metho­de. Wenn Lehrer Kurt Schmieg zur Tat schritt, sprach er zu seinen Kandi­da­ten: „Beuge dein Haupt gen Neckar (!)“ und man wusste, das Stöck­chen wird sogleich den Aller­wer­tes­ten drang­sa­lie­ren. Mit Schwung holte er aus, des Lehrers Haare flogen, das Röhrchen durch­schnitt die Luft, fand seinen Weg und der Deliquent dachte immer noch darüber nach, wo wohl der Neckar liegt ☺. Zuhau­se darüber lamen­tie­ren? Das ließ man lieber sein, man wollte ja keine häusli­che Wieder­ho­lung der Aktion hervor­ru­fen. Wie standen eigent­lich die weibli­chen Lehrkräf­te zu von Stutt­gart geneh­mig­ten körper­li­chen Ermun­te­rung? Durften sie und wollten nicht oder war das nur ein Erlass von alten weißhaa­ri­gen Männern im Minis­te­ri­um für die männli­chen Lehrer? Qui scit iam, quod – ich habe nie Latei­nisch gelernt und in der Schule kam mir vieles spanisch vor – aber dafür gibt‘s ja heute den „Profes­sor Google“.

Richtig­stel­lung.

Ich habe den Text von Wolfgang Eber, ohne Rückspra­che mit ihm, zu kreativ bearbei­tet. Das sollte mir in Zukunft nicht noch einmal passie­ren. Vermut­lich bin ich beim Schrei­ben in eine Art „Flow“ geraten. Deshalb hier die Richtig­stel­lung und Wolfgang’s Origi­nal­text. War mir eine Lehre.

„Einschlä­gi­ges Erleb­nis
Es war in der 3. oder 4. Grund­schul­klas­se. Ich war eigent­lich ein braver, aber biswei­len ein etwas verträum­ter Junge. Am betref­fen­den Tag hatte ich Tafel­dienst. Vielleicht ist das Wort inzwi­schen erklä­rungs­be­dürf­tig, nachdem überall in den Klassen­räu­men Smart­boards statt Schie­fer­ta­feln hängen: Derje­ni­ge, der Tafel­dienst hatte, musste nach den Unter­richts­stun­den mit einem nassen Schwamm die Tafel abwischen und dann trock­nen, so dass die Kreide­auf­schrie­be und ‑zeich­nun­gen darauf verschwan­den, aber auch kein Geschmie­re zurück­blieb und so der nächs­te Benut­zer wieder eine jungfräu­li­che Tafel vorfand. Ich reinig­te also nach der vermeint­lich letzten Stunde langsam Stück für Stück die Tafel, still vor mich hin sinnie­rend. Die Mitschü­ler (ich verwei­ge­re das inzwi­schen obliga­te *innen aus ästhe­ti­schen Gründen) hatten alle schon eine Weile den Raum verlas­sen. Mir fiel dann siedend­heiß ein: Wir haben ja noch Religi­on! Ich befand mich im ersten Stock des Neubaus, der Religi­ons­un­ter­richt fand im Altbau statt. Erschro­cken, weil es schon lange geklin­gelt hatte, rannte ich los, den Gang hinter und dann die Treppe runter. Da standen dann der Hausmeis­ter und der Rektor und brüll­ten mich an: „Hascht Du des Licht ang‘macht?“ (im Treppen­haus brann­te Licht, was mir nicht aufge­fal­len war). Ich verstand gar nichts und fragte nur verwirrt: „Was? Wie?“. Zack, da hatte ich schon eine Ohrfei­ge vom Rektor. „Wie sprichst Du mit mir?!. Ins Rekto­rat!“ Ich rannte die Treppe hinauf, der mit der Hand nach mir schla­gen­de Rektor hinter­her, bis ins Rekto­rat. Da holte er, vor Wut schnau­bend, seinen bei den Schülern gefürch­te­ten Rohrstock raus, fuchtel­te mir damit vor dem Kopf rum und rief immer nur „So sprichst Du nicht mit mir“, während ich nur zitternd und wimmernd beteu­er­te, nichts mit dem (am Tag ja völlig unnöti­gen und daher verwerf­lich verschwen­de­ri­schen) Anschal­ten des Lichts zu tun gehabt zu haben. Er entließ mich aber, ohne dass er mich seinen Rohrstock spüren lassen hatte. Etwas verstört und ziemlich verspä­tet kam ich dann in den Religionsunterricht.

Zugege­ben, es war nur e i n Schlag, der mich traf. Aber es war für mich eine einschlä­gi­ge Erfah­rung, was Jähzorn und „Pädago­gik“ Anfang der 60er-Jahre anging.“

Dieses war der vierte Streich und der fünfte folgt sogleich.

Bis dahin grüßt wie immer „Der Billie vom Sonnenberg“.

Wilfried „Billie Wichai“ Müller

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