1951 im Jahr des Hasen – Berber Kalen­der 2901

Welt.

Die Regen­bo­gen­pres­se hatte ein Thema gefun­den: Die Hochzeit des Schahs mit seiner Soraya. Das erste SOS-Kinder­dorf wurde in Imst / Tirol gegründet.

Deutsch­land.

Wir hatten wieder eine Natio­nal­hym­ne. Präsi­dent Truman verkün­de­te das Ende des Kriegs­zu­stan­des mit Deutsch­land. Wichti­ge Messen hatten ihren ersten Auftritt: In Frank­furt die „Automo­bil­mes­se“ (noch nicht inter­na­tio­nal) und in Köln die „Photo­ki­na“. Ein Hammer­film im Kino – die „Sünde­rin“ mit Hilde­gard Knef, der aber erst durch die Kirche mit Ableh­nung und Andro­hun­gen von der Kanzel zu einem Publi­kums­er­folg wurde. In diesem Sommer packten alle die Badeho­se ein, von der Conny Froboess sang. Deutscher Fußball­meis­ter wurden die „Roten Teufel“ aus Kaiserslautern.

Oberko­chen.

(1) Betriebs­an­ge­hö­ri­ge von Zeiß-Opton gründe­ten unter Heinrich Sonnber­ger die Segel­flie­ger­grup­pe. (2) Xaver Maier eröff­ne­te in der Heiden­hei­mer Str. 21 ein Fachge­schäft für Schmuck und Uhren. (3) Kaum zu glauben, wenn wir heute diese Beschrei­bung von damals lesen: „… es sind in diesem Jahr die vielen neu eröff­ne­ten Einzel­han­dels­ge­schäf­te, deren preis­wer­te Festtags­an­ge­bo­te in hell erleuch­te­ten Vitri­nen zu einem Bummel am Abend verlo­cken. Gerade­zu städtisch mutet nunmehr die lange Front der schmu­cken Ausla­gen an…“ (4) Der Gewer­be­ver­ein wurde unter dem Glaser­meis­ter Paul Wingert sen. wieder gegrün­det. (5) Großum­zug bei Zeiß-Opton. Die neue Shed-Halle wurde mit einigen hundert Maschi­nen ausge­stat­tet. Sicher eine Mammut­auf­ga­be, die den Betei­lig­ten noch lange in Erinne­rung geblie­ben ist. (6) Es wurde ernst­haft die zweima­li­ge Postzu­stel­lung an einem Tag disku­tiert. Aber die Oberpost­di­rek­ti­on in Stutt­gart gab klar Auskunft: Das gab es erst ab 10.000 Einwoh­nern und mit 3.674 war die Gemein­de noch meilen­weit davon entfernt. (7) Wegen diver­ser Holzdieb­stäh­le und Waldver­wüs­tun­gen verwies die Realge­nos­sen­schaft darauf, dass das Sammeln von Leseholz nur noch samstags mit einem unter­schrie­be­nen Lesehol­holz­zet­tel gesam­melt werden darf. (8) Sog. Elends­quar­tie­re wurden beseitigt.

Oberkochen

Das alte Armen­haus im Brunkel (Archiv Müller)

Das Armen­haus im Kapel­len­weg 8 wurde abgetra­gen und dafür ein Vierfa­mi­li­en­haus in der Lerchen­stra­ße erbaut. (9) Das Volks­bil­dungs­werk veran­stal­te­te einen Abend zum Thema „Erzie­hung zur Charak­ter­fes­tig­keit“ mit Haupt­leh­rer Eha aus Dewan­gen. (10) Zum ersten Mal spiel­te nach dem Krieg mit dem S.C. Kriens eine Schwei­zer Fußball­mann­schaft gegen unseren TVO. Vor 1.000 Zuschau­ern setzte sich der TVO mit 7:2 gegen die ersatz­ge­schwäch­ten Gäste durch. Das Ganze wurde durch herzli­che Begrü­ßun­gen und einen gelun­ge­nen Kamerad­schafts­abend abgerun­det. Das Rückspiel in Kriens ein paar Monate später endete 3:3.

Oberkochen

Die Veste Coburg in Oberko­chen (Archiv Müller)

(11) Die „Veste Coburg“ wurde in Oberko­chen an der Brunnen­hal­de­stra­ße bezogen. Der Name entstand, weil in diesen Gebäu­den überwie­gend Cobur­ger Famili­en einzogen.

Oberkochen

Das Oberkoch­ner Kino – Ein Highlight in unserem Leben (Archiv Müller)

(12) Das Kino in der Dreißen­tal­stra­ße (heute Pizze­ria) wurde von den Bauge­schäf­ten Franz Wingert und Anton Tritt­ler erbaut, die von dem Utzmem­min­ger Kaufmann Albert Schlei­cher beauf­tragt wurden. Die Zimmer­ar­bei­ten oblagen den Firmen Franz Brunn­hu­ber und Willi­bald Mannes. Es wurde auch Zeit, da das Martha-Leitz-Haus dafür nicht länger zur Verfü­gung stand und ein Vorha­ben in der Katzen­bach­stra­ße nicht umsetz­bar war. Die Schlei­cher-Kinder sind uns allen noch bekannt, da wir mit ihnen in die Schule gegan­gen sind: Hans, Alfred und Roswi­tha. (13) Schlech­te Zeiten für die Postbo­ten. Warum? Die Neubau­ge­bie­te Brunnen­hal­de, Weingar­ten und Sonnen­berg erfor­der­ten bei Wind und Wetter schwers­ten körper­li­chen Einsatz. Zweiräd­ri­ge überdach­te Handwa­gen mussten von den Zustel­lern den Berg hochge­zo­gen werden. Und war der Wagen voll, musste sich der Bote noch selbst mit Paketen behän­gen. (14) Die Firma Reiser und Söhne aus Biber­ach baute eine neue Orgel in der katho­li­schen Kirche ein. Bei der Einwei­hung ertön­te als erstes das immer wieder beein­dru­cken­de „Großer Gott wir loben dich“. Für die gesang­li­che Ausge­stal­tung zeich­ne­te der Kirchen­chor, unter Leitung von Lehrer Zweig, verant­wort­lich. (15) Die neue Turnhal­le im Dreißen­tal wurde einge­weiht. Natür­lich zeigten die Turner dabei, was sie können. Walter Forell, Otto Griebisch, Willi­bald, Mannes, Edmund Schoch, Karl Schwei­zer, Josef Voigt­mann, Karl Wannen­wetsch und Peter Weinhart zogen alle Regis­ter, um das Publi­kum zu begeistern.

Meine kleine Welt.

Die Eltern hatten alles getan, um mich anzulo­cken. Es wurde gehei­ra­tet, ein Famili­en­ein­kom­men war gesichert und das Nest fertig­ge­baut. Der VfR Aalen hatte es im Jubilä­ums­jahr in die 2te Liga geschafft und die „Härts­feld-Schät­te­re“ feier­te ihren 50ten – nun konnte der Stamm­hal­ter (also ich) gezeugt werden – vielleicht in einer lauen Maiennacht.

1952 im Jahr des Drachen – Buddhis­ti­scher Kalen­der 2496

Welt.

In Kenia brach der Mau-Mau-Aufstand gegen die Besat­zungs­macht Groß-Britan­ni­en aus. Sport­li­ches Highlight waren die Olympi­schen Spiele in Helsin­ki (Sommer) und Oslo (Winter) mit dem Super­star Emil Zátopek. Die Zeitun­gen hatten auch ihre Geschich­te – Krönung von Elisa­beth II. Heming­ways „Der alte Mann und das Meer“ erschien als Buch.

Deutsch­land.

Wir bekamen Helgo­land zurück – den Vögeln war es egal, wem die Insel gehör­te. Aus 3 mach 1: Baden-Württem­berg ging aus den Ländern Baden, Württem­berg und Hohen­zol­lern hervor. Die ersten Zebra­strei­fen wurden in München auf die Straße gemalt. Und auch für die Bildung wurde etwas getan. Die BILD erblick­te das Licht der Welt ☺. Der Boxer Peter Müller (de Aap) schlug den Ringrich­ter K.O. und der VFB wurde in meinem Geburts­jahr Deutscher Fußball­meis­ter. Hat aber nix genützt – habe mich dann doch später für Borus­sia Dortmund entschie­den. Lale Ander­sen besang die „Blaue Nacht am Hafen“.

Oberko­chen.

(1) Die „Spar- und Darle­hens­kas­se“ wurde in die „Genos­sen­schafts­bank Oberko­chen“ umgewan­delt. Geschäfts­füh­rer: Ernst Stroh­mai­er Vorstand: Werkmeis­ter Karl Schmid, Landwirt Franz Balle, Fabri­kant Albert Bäuerle. Aufsichts­rat: Bürger­meis­ter Gustav Bosch, Fabri­kant Heinrich Grupp, Rechner Heinrich Grupp, Zimmer­meis­ter Willi­bald Mannes sen., Kaufmann Sebas­ti­an Fischer, Glaser­meis­ter Paul Wingert, die Landwir­te Anton Balle und Eugen Sapper sowie Zimmer­meis­ter Franz Brunn­hu­ber. (2) Ein Abfahrts­lauf der Zeissia­ner wurde durch­ge­führt. Start am Leitz-Haus, über den Nordhang die Schlucht hinun­ter bis in den „Kessel“. Die Schnee­ver­hält­nis­se mit 80 cm waren topp und die anschlie­ßen­de Sieger­eh­rung im Café Gold zünftig. (3) Auf der Hans-Maier-Schan­ze im Langert wurde nach dem Umbau der Rekord durch Richard Knoblauch von 39 Meter auf 45 Meter hochgeschraubt.

Oberkochen

Die alte evange­li­sche Kirche mit dem Bild des Kunst­ma­lers Wanner – heute Stadt­bi­blio­thek (Archiv Müller)

(4) Die evange­li­sche Kirche bekam ein neues Altar­bild Chris­ti Verklä­rung“ von Ernst Wanner.

Oberkochen

Flugs wurden die Hänge in den Gewan­nen „Brunnen­hal­de“ und „Weingar­ten“ bebaut (Archiv Müller)

(5) Es wurde wieder massiv Wohnraum gebaut. Rund 200 Wohnun­gen entstan­den in der Brunnen­hal­de, im Nelken­weg sowie in der Dreißental‑, Garten‑, Sperber- und Aalener Straße und in der Meisen­gas­se. Schon gigan­tisch was in dieser kurzen Zeit möglich war – und heute dauert so etwas jahre­lang. (6) Am Tag des Baumes wurden 20 Linden- und 30 Obstbäu­me gepflanzt. Solche Aktio­nen stünden uns heute, in Zeiten des CO2-Aussto­ßes, auch wieder gut zu Gesicht. (7) Im kleinen Walser­tal wurde das Ferien­haus „Schwai­ger­hüt­te“ in Hirschegg von Zeiss-Opton eröff­net. Sie bot 30 Perso­nen Unter­kunft. (8) Die Singge­mein­de hatte beim Sudeten­deut­schen Tag in Stutt­gart einen großen Auftritt. (9) Der Zeiß-Opton-Kinder­gar­ten zog in das alte Bergheim am Turmweg um. Im alten Gebäu­de im Kapel­len­weg verblieb der Kinder­hort für die schul­pflich­ti­gen Kinder. (10) Das 8te Bezirks­mu­sik­fest mit integrier­tem Kinder­fest wurde im großen Rahmen gefei­ert und über das gesam­te Festge­sche­hen ein Film gedreht, für den die Herren Fritscher, Pusch, Schlei­cher und Dr. Schmid verant­wort­lich zeich­ne­ten. Beim sonntäg­li­chen Umzug säumten 10.000 Besucher die Straßen.

Oberkochen

Unser Chris­to­phe­rus-Brunnen im Hof der Dreißentalschule

(11) Der Chris­to­phe­rus-Brunnen im Hof der Dreißen­tal­schu­le, den die Bildhaue­rin Schön­bohm aus Aalen fertig­te, erfuhr seine Einwei­hung. Der Schüler­chor unter Lehrer Zweig sang feier­lich „Brüder reicht die Hand zum Bunde“ und schloss die Feier, bei der auch die beiden Pfarrer Fiedler und Hager würde­vol­le Worte fanden, mit dem Lied „Am Brunnen vor dem Tore“. (12) In der Schwä­po wurde ständig für die Groschen­hef­te der Serie „Die schwar­ze Hand“ gewor­ben. Die 39 Hefte, die in den 50er Jahren ein Renner sind, koste­ten 40 Pf. und hatten ein Umfang von 32 Seiten.

Oberkochen

Das „litera­ri­sche“ Highlight der 50er Jahre – Die Schwar­ze Hand (Archiv Müller)

(13) Die neuen 3stelligen Telefon­num­mern hielten Einzug. (14) In unserem Staats­wald wurden 17.000 Fichten, 1.000 Forchen und 1.000 Lärchen gesetzt. Kauf, Reini­gung und Umzäu­nung koste­ten 3.200 DM. (15) Im Kreuz­wa­sen der neue Sport­platz einge­weiht. Das Fest begann, wie immer in Oberko­chen, mit einem Festzug.

Meine kleine Welt.

Alles war gerich­tet. So konnte ich, beglei­tet von meiner Hebam­men-Oma (Barba­ra „Babet­te“ Müller geb. Gröber aus Brastel­burg, wohnhaft in Waldhau­sen) am 1. März 1952 um 7:34 Uhr in aller Herrgotts­frü­he im Schlaf­zim­mer des Hauses Sonnen­berg 34, in die Welt drängen. Als echte Hausge­burt kann ich mich daher völlig zurecht als „Billie vom Sonnen­berg“ nennen ☺. Anmer­kung: Am gleichen Tag wurde auch Harry Belafon­te geboren, dessen Musik und Filme ich bis heute mag.

Oberkochen

1952 Klein-Wilfried mit seiner Mutti Hilde vor dem neu gebau­ten Haus (Archiv Müller)

1953 im Jahr der Schlan­ge – Islami­scher Kalen­der 1372/73

Welt.

Im März starb Josef Stalin. Im Sommer wurde der Korea­krieg beendet, aber die Folgen sind bis heute zu sehen und eine Lösung ist derzeit nicht vorstell­bar. Grandio­se Erstbe­stei­gung des Mount Everest am 29. Mai und des Nanga Parbat am 3. Juli durch Hermann Buhl. Wer einmal die Ausrüs­tun­gen von früher in Messner’s Museum gesehen hat, ist über die Leistun­gen von damals mehr als erstaunt.

Deutsch­land.

Im Januar wurde der Schüler-Lotsen-Dienst einge­führt. Der 17. Juni stand für den Volks­auf­stand in der DDR. Daraus wurde der späte­re Natio­nal­fei­er­tag. Am 30. August ging im TV eine Insti­tu­ti­on auf Sendung: Der Inter­na­tio­na­le Frühschop­pen, in dem disku­tiert, geraucht und getrun­ken wurde – heute gibt’s da nur noch Wasser. Der Verkaufs­preis des Käfers wurde von VW auf 4.200 DM gesenkt. Ein weite­res Highlight ging auf der Mattschei­be an den Start – die unsterb­li­che Augsbur­ger Puppen­kis­te: „Eine Insel mit zwei Bergen……“ (das war dann aber erst später). Deutscher Meister wurde in diesem Jahr der 1. FC Kaisers­lau­tern und das Sunshi­ne Quintett sang „Vayo condios“.

Oberko­chen.

(1) Der erste Oberkoch­ner, der im neuen Jahr das Licht der Welt erblick­te war, der leider früh verstor­be­ne, Peter Harpeng. (2) Der Schach­ver­ein führte mit dem 25jährigen württem­ber­gi­schen Landes­meis­ter Egon Joppen (Mitar­bei­ter bei Zeiß-Opton) im Gasthaus „Lamm“ an 20 Brettern einen Simul­tan-Kampf durch. 17 Partien gewann Egon Joppen locker, zwei verlor er an Franz Weber und Oskar Stroh­mai­er und eine Partie endete Remis. Grund­sätz­lich beein­druck­te er die Spieler durch seine Geschwin­dig­keit und seine strate­gi­schen Züge. (3) Die Boxab­tei­lung wurde von 40 Mitglie­dern gegrün­det. Vorstand Walter Schiko­re, Stell­ver­tre­ter Fred Betzler, Schrift­füh­rer Erich Knopf und Kassier H. Barinek. (4) Otto Kopp starte­te durch Übernah­me von seinem Vater Emil in der Heiden­hei­mer Str. 44 mit seinem Fachge­schäft für Lebens­mit­tel, Obst, Gemüse, Spiri­tuo­sen und Rauch­wa­ren. (5) Die Milch­ge­nos­sen­schaft berich­te­te über 58 Mitglie­der, 242 Kühe und 328.835 kg Milch. Das ergibt rund 1.360 kg je Kuh. Heute muss eine Kuh schon 50 kg/ltr am Tag, d.h. rund 18.250 kg/ltr bringen. Kaum zu glauben, so änder­ten sich die (Milch-)Zeiten. Da sage ich nur – das sind arme Schwei­ne, die Kühe von heute. (6) Die evange­li­sche Kirche bekam einen neuen Turm, in dessen Kreuz­ge­wöl­be zur Einwei­hung Urkun­den, Zeitun­gen und Münzen einge­mau­ert wurden, wie das üblich war. (7) Ein Highlight vor ausver­kauf­tem Haus im Schleicher’schen Kino war der Besuch von „Pat und Patachon“, aus Anlass eines neuen Films mit den beiden Schau­spie­lern. An diesem Tag gibt es drei ausver­kauf­te Vorstel­lun­gen ihres neuen Films und die beiden wurden kräftig gefei­ert und ihre Darbie­tun­gen laut beklatscht.

(8) Der Sänger­bund feier­te sein 75jähriges Jubilä­um. Der Cafetier Josef Gold wurde als dienst­äl­tes­ter Sänger (60 Jahre Mitglied) gefei­ert. Die Gründung erfolg­te 1877 durch den Lehrge­hil­fen Rettich aus Friedi­gen. (9) Auch der TVO feier­te ein Jubilä­um – sein 50jähriges. Die Männer der ersten Stunde waren Vorstand Schult­heiß Bucher, Turnwart Wilhelm Baumgärt­ner, Vize Julius Schaupp, Schrift­füh­rer Richard Frank, Kassier Fried­rich Hoffmann sowie der Ausschuss mit Johan­nes Gold und Jakob Wehrle. Die ersten Barren­tur­ner waren Josef und Karl Fischer, Hans Schuh­ma­cher, Anton Grupp und Wilhelm Beiss­wan­ger. Ebenso wurde in diesem Jahr ein großes Gauturn­fest gefei­ert. (10) Der 5.000 Einwoh­ner wurde geboren – Willi Günter Micha­el Krenz­ke, Sohn von Günter und Erika Krenz­ke. (11) Der Mecha­ni­ker­meis­ter Paul Gold wander­te mit seiner Frau nach Austra­li­en aus und wurde am Bahnhof feier­lich mit Chorge­sang verab­schie­det. (12) Die Turner waren mit Elisa­beth Honik­el, Ingrid Friebe, Hans Düver, und Emil Schnei­der beim Deutschen Turnfest im Hamburg erfolg­reich vertre­ten. (13) Nach mehr als zwei Jahrzehn­ten fand wieder eine Cäcili­en­fei­er statt. (14) Auch der Realwald bekam Nachwuchs in Form von 40.000 Fichten und 10.000 Forchen. (15) Die Bäcke­rei Brammen suchte für den Laden „ein junges Mädchen, das ehrlich ist und gut rechnen kann“ (16) Albert Brenner eröff­ne­te in der Garten­stra­ße 28 ein Tapezier- und Polster­ge­schäft. (17) Herbert Betzler beginnt sein Elektro­ge­schäft in der Aalener Straße 7. (18) Unfried verkauf­te ab diesem Jahr Märklin-Erzeug­nis­se – darauf haben die Väter (!) Lange gewar­tet. (19) Der Bürger­meis­ter berich­te­te im Blätt­le stolz darüber, dass von einst 23 Dungla­gen (auch gut Deutsch Misthau­fen) an der Aalener und Heiden­hei­mer Straße nunmehr der letzte beim „Napole­on“ Karl Fischer „geschlif­fen“, also demon­tiert, wurde. Die Gemein­de war eindeu­tig auf dem Weg zur Stadt.

Oberkochen

Der letzte Misthau­fen in der Aalener und Heiden­hei­mer Straße muss dran glauben (Archiv Rathaus)

Meine kleine Welt.

Das erste Jahr hatte ich gut hinter mich gebracht. Ich wuchs und der Sonnen­berg nahm auch langsam Gestalt an, auch wenn der damali­ge Ortsbau­meis­ter Weber mit der Straßen­pla­nung im Gewann „Weingar­ten“ keine glück­li­che Hand in der Planung hatte, zumal anfangs nur die Sonnen­berg­stra­ße geplant war.

Oberkochen

Anfangs war nur die Sonnen­berg­stra­ße geplant (Archiv Müller)

1954 im Jahr des Pferdes – Seleu­ki­di­scher Kalen­der 2265/66

Welt.

Im Januar sahen wir die größten Lawinen­ab­gän­ge seit Menschen­ge­den­ken in Öster­reich und der Schweiz. Diese forder­ten 106 Tote und 120 Vermiss­te. Es endete der sog. Indochi­na-Krieg und der Algeri­en­krieg begann. Die Mensch­heit konnte wohl nicht ohne Krieg – das ist bis heute so. Die Ameri­ka­ner missbrauch­ten meinen Geburts­tag, um über dem Bikini-Atoll eine mächti­ge Wasser­stoff­bom­be zu zünden, für deren Folgen sie bis heute die Verant­wor­tung ableh­nen. Das erste Kernkraft­werk ging bei Moskau in Betrieb und das erste Transis­tor­ra­dio beglück­te die Welt (Texas Instru­ments) und Bill Haley „rockte around the clock“. Zum 100ten Mal wurde das Boots­ren­nen zwischen den Univer­si­tä­ten Oxford und Cambridge ausge­tra­gen. Oxford gewann. Aktuel­ler Stand 2019: 165 Rennen. 84 Siege für Cambridge und 80 Siege für Oxford.

Deutsch­land.

Die erste Bilder­berg-Konfe­renz, der bis heute Verschwö­rungs­theo­rien anhän­gen, wurde Ende Mai abgehal­ten. Theodor Heuss, ein Schwa­be, wurde erster Bundes­prä­si­dent. Am 4. Juli in Bern war es so weit: „Rahn müsste aus dem Hinter­grund schie­ßen….“ Der Rest ist Geschich­te. Wir waren Weltmeis­ter mit 3:2 gegen den Favori­ten Ungarn. (WM – konnte ja gar nicht anders sein. Sind schließ­lich auch meine Namen­in­itia­len ☺) und Hanno­ver 96 wurde Deutscher Fußball­meis­ter. Fred Rauch sang „Oh Mr. Swoboda“.

Oberkochen

Der Bundes­prä­si­dent „Papa“ Theodor Heuss zu Besuch in Oberko­chen (Archiv Müller)

Oberko­chen.

(1) „Papa“ Prof. Dr. Heuss kam am 1. Mai auf einen Besuch zu Carl Zeiss nach Oberko­chen, um dort eine Rede an die Deutsche Arbei­ter­schaft zu halten, die bundes­weit übertra­gen wurde. (2) Zeiss baute weiter. Nun den sog. „6‑stöckigen Stock­werks­bau 1954“. Da wurden zeitwei­se bis zu 200 Bauar­bei­ter beschäf­tigt. (3) Die Garten­stra­ße, als Verbin­dung vom „Zum Mahd“ bis zur „Feigen­gas­se“ wurde fertiggestellt.

Oberkochen

Das Postamt bekam eine neue Schal­ter­hal­le (Archiv Rathaus)

(4) Das Postamt bekam eine neue Schal­ter­hal­le. (5) Das Dreißen­tal ein paar Straßen­ver­bes­se­run­gen: Verbrei­te­rung der Dreißen­tal­stra­ße, Ausbau der Kelten­stra­ße, eine Verbin­dungs­stra­ße vom Dreißen­tal zur Ziegel­stra­ße sowie eine Kurven­über­ar­bei­tung der Volkmars­berg­stra­ße. (5) Mein Vater, Georg Müller (Hebam­men-Schorsch) war damals Vorstand des Radfahr­ver­eins Oberko­chen. Der Verein, im Juni wieder gegrün­det, starte­te auf dem Gelän­de des landwirt­schaft­li­chen Betrie­bes Trick eine große mehrstün­di­ge Veran­stal­tung, mit Unter­stüt­zung der befreun­de­ten Radler aus Unter­ko­chen, Ebnat und Aalen, um den Verein voran zu bringen. Recher­chen über die anschlie­ßen­den Monate und Jahre ergaben, dass der Verein relativ schnell wieder die Segel strich, da er sich mit den Anfor­de­run­gen von Straßen­ren­nen völlig überfor­dert sah. (6) In der Dreißen­tal­str. 24 zog die Volkmars­berg­apo­the­ke von Ulrich Irion ein. Modern und zweck­dien­lich mit Labor und Arznei­kel­ler wurde es von dem Stutt­gar­ter Archi­tek­ten Wolf Irion, einem Verwand­ten, konzi­piert. (7) In der Gemein­de­rat­sit­zung wurde neue Techno­lo­gie zur Proto­kol­lie­rung auspro­biert – Tonband­auf­nah­men, die aller­dings nach der Abschrift sofort wieder gelöscht wurden. (8) Edwin Gold im Kronen­gäss­le kaufte Weinberg­schne­cken auf und zahlte dafür 40 Pfenni­ge für das Kilo. (9) Eine große Modeshow im „Hirsch“ moderiert vom Süddeut­schen Rundfunk mit anschlie­ßen­der Tanzmu­sik der Kapel­le „MTO W. Giebner“. Folgen­de Geschäf­te nahmen teil: Damen­mo­den Josef Krok, Hutmo­den Helene Burger, Damen­pe­l­ze Anton Eberle (Ellwan­gen), Damen­schu­he Paul Grupp, Leder­ta­schen Albert Brenner, Schmuck und Uhren Hans Wälder, Frisu­ren Damen­sa­lon Wanner, Blumen­de­ko Gärtne­rei Mahler und Wilhelm Fritscher (eh klar) für Mikro und Beleuchtung.

Meine kleine Welt

war immer noch überschau­bar. Meine Mutti schlepp­te mich schon, ab dem Moment als ich laufen konnte, nach Fulda, um ihre Schwes­ter zu besuchen. Damit beginnt auch meine emotio­na­le Bindung an diese schöne hessi­sche Stadt, die anfangs nahe der Zonen­gren­ze liegt, im Bereich des sog. GAP, heute liegt sie, einge­bet­tet in schöner Natur, in der Mitte der Republik.

1955 im Jahr der Ziege – Badi Kalen­der 111/12

Welt.

In Montgo­me­ry USA weiger­te sich Rosa Parks einem Weißen im Bus Platz zu machen – das war die Geburts­stun­de der schwar­zen Bürger­rechts­be­we­gung. In UK trat Winston Churchill von seinem Amt zurück. Seine Marken­zei­chen waren der Spruch „No Sports“ und dicke Zigar­ren. Eines der schöns­ten Autos (bis heute) erober­te die Welt – der Citro­en DS 19. In Le Mans geschah das größte Unglück der Rennsport­ge­schich­te. Der Merce­des-Rennwa­gen von Pierre Levegh explo­dier­te wie eine „Magne­si­um­bom­be“ und flog in die Zuschau­er­men­ge. 84 Menschen starben in der Hölle von Le Mans. Die Motor­welt war geschockt – aber nur kurz, denn die Welt drehte sich wie immer weiter.

Deutsch­land.

Die Bundes­wehr wurde gegrün­det. In Russland gab es immer noch Kriegs­ge­fan­ge­ne, die nach Hause wollten – auch aus Oberko­chen. Lufthan­sa führte den ersten Nachkriegs­flug von Hamburg nach München durch. Der Milli­ons­te Käfer lief vom Band, Rot-Weiß Essen wurde Deutscher Fußball­meis­ter und Bruce Low sang über „Das alte Haus von Rocky Tocky“. Im Fernse­hen lief zum ersten Mal „Welches Schwein­derl hätten’s denn gern“ – nein, natür­lich hieß die Sendung „Was bin ich?“ mit Robert Lemke.

Oberko­chen.

(1) Carl Zeiss führte am 1. Januar die 5‑Tage-Woche mit 45-Stunden ein. (2) Am 19. April begann der Unter­richt für die neuen ABC-Schüt­zen: 46 Buben und 42 Mädchen (das waren noch Zeiten) (3) Gleich­zei­tig schlug die Grippe­wel­le zu. Teilwei­se fehlten 50 % der Schüle­rIn­nen in einer Klasse. Von einer Schlie­ßung der Schule wurde aber abgese­hen. So leicht knick­te man damals nicht ein. Insge­samt hatte die Volks­schu­le 653 Schüle­rIn­nen. (4) Wie jedes Jahr trug der Cannstat­ter Ski-Club seine Vereins­meis­ter­schaf­ten bei uns aus. (5) Die Vergnü­gungs­steu­er wurde von einer Pflicht-Steuer auf eine Kann-Steuer herab­ge­setzt. Für die Gemein­de aber unabding­bar und daher auf 20 % festge­setzt. Spiel­au­to­ma­ten wurden beson­ders hoch besteu­ert (10 DM monat­lich) und manches andere wurde befreit wie z.B. Theater‑, Musik- und Gesangs­ver­an­stal­tun­gen Oberkoch­ner Verei­ne. (6) Das schöns­te Bauge­biet Guten­bach-Bühl wurde für 130 Bauplät­ze mit 250 Wohnun­gen freige­ge­ben. (7) Die Bielit­zer (Vertrie­be­ne, die eine beson­de­re Bezie­hung zur Fa. Bäuerle haben), rund 100 Perso­nen, organi­sier­ten ihr erstes Treffen nach dem Krieg. Gefei­ert wurde tw. in Tracht mit Gedicht, Musik und Gesang.

Oberkochen
Oberkochen

Beim Bielit­zer-Treffen – sind die heute alle noch in Oberkochen?

(8) Unter dem „Lamm“ richtet Metzger­meis­ter Karl Reber eine neue Metzge­rei ein. (9) Erich Hahn, ein Oberko­che­ner Urgestein, gebür­tig vom Härts­feld, bestand erfolg­reich seine Meister­prü­fung. (10) Die Handbal­ler des TVO stiegen in die Landes­li­ga auf. (11) Die Fußgän­ger wurden von der Gemein­de aufge­for­dert die Gehstei­ge zu benut­zen – vermut­lich waren wohl die „Zeiss­ler“ damit gemeint. Erinnert mich irgend­wie an „Mia san mia“. ☺ (12) Es wurde 200 Jahre Marien-Kapel­le gefei­ert (1755 bis 1955). In der Reihen­fol­ge waren das die Kapel­len „Zum Wiesen­herr­gott“ in den Schwör­z­wie­sen, dann die Kapel­le „Zur Hl. Ottilie“ und die „Marien-Kapel­le“ im Weingar­ten. (13) Die Gemein­de hatte nun 6.000 Einwoh­ner. Am 10. Septem­ber wurde Ottmar Bihlmai­er geboren. (14) Der Abschluss der Bauar­bei­ten an der evange­li­schen Kirche (heute Stadt­bi­blio­thek) wurde mit einem Festgot­tes­dienst gefei­ert. (15) Bürger­meis­ter und Gemein­de­rat mussten sich weiter mit der Frage beschäf­ti­gen: Oberko­chen wächst weiter – was nun? (16) Fritz Leitz moder­ni­sier­te seine Lehrwerk­stät­te. (17) Jetzt kommt etwas, das heute überhaupt „koiner mehr woiß“. Die „Inter­na­tio­na­le Biblio­thek für Modell­bau­er“, mit einem Bestand von 250 Bänden und Tausen­den von Fachzeit­schrif­ten aus Deutsch­land, der Ostzo­ne, aus Europa, den USA und Japan, wurde auf Vermitt­lung des Vorsit­zen­den Karl Kühn von Frank­furt nach Oberko­chen verlegt.

Meine kleine Welt

beschränkt sich auf ca. 200 m Sonnen­berg­stra­ße. Kinder gab es genug, dafür sorgten die Nachbar­fa­mi­li­en Schrö­der, Bauer, Müller, Huber und Vater. So war der Kinder­gar­ten keine Option für mich. Sozia­li­siert wurde zuhau­se und auf der Straße. Die Kleinen wurden von den Großen dominiert und gespielt wurde drinnen und überwie­gend draußen.

Fortset­zung folgt!

Wilfried „Billie Wichai“ Müller

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