»1986 schrieb Kuno Gold im Heimat­buch:
1877: Vom Ungeheu­er­hof bei Backnang kommt Johann Gottlob Reber, dort 1850 geboren. Dorothea Katha­ri­na Schnei­der, Tochter eines Sonntags-Metzgers, gibt ihm 1877 das Ja-Wort. Er übernimmt Gasthaus und Metzge­rei zum Lamm. Drei Genera­tio­nen Reber waren Lammwirt in Oberkochen.«

Das »Lamm« selbst ist wesent­lich älter. Im Proto­koll über die durch­grei­fen­de Gebäu­de­schät­zung auf 1.1.1942 wird das »Lamm« für die Gebäu­de­brand­ver­si­che­rung wie folgt beschrieben:

»Lamm«: Heiden­hei­mer­stra­ße 2
freiste­hen­des 2‑stockiges Wohn- und Wirtschafts­ge­bäu­de.
Reber Karl. Metzger und Lammwirt.
Zustand des Gebäu­des gut.
Alter 135 Jahre
Erdge­schoß:
1 Kühlraum, 1 Verkaufs­raum, 1 Stall für Rinder und Schwei­ne, 1 Windfang, 1 Abstell­raum, 1 Vorplatz mit Treppe, 1 Autohal­le
1. Stock:
1 Wirtschafts­zim­mer, 1 Neben­zim­mer, 2 Aborte, 2 Vorplät­ze mit Treppen, 1 Pissraum, 2 Küchen
unterm Dach:
1 Abort, 1 Badezim­mer, 2 Vorplät­ze, 1 Ohrn mit Treppe, 1 Kehlboden

Oberkochen

Diesem Haupt­bau wurden hinzu­ge­fügt: 1882 ein 2‑stockiger Querbau, ein 1‑stockiger Küchen­an­bau, ein 1‑stockiges Treppen­haus mit Abort­an­bau und im Jahre 1913 ein Schlacht­haus (nachdem ein Bauge­such für eine Schläch­te­rei bereits im Jahre 1890 einge­reicht worden war). 1938 ist noch ein Holzschup­pen­an­bau vermerkt. Den bauli­chen Verän­de­run­gen sind die in den Jahren 1980/81 erfolg­ten Baumaß­nah­men durch den derzei­ti­gen Besit­zer Kegreiß, Metzge­rei in Unter­ko­chen hinzuzufügen.

Das »Lamm« ist, nach diesen Unter­la­gen, 183 Jahre alt. Unser Foto, das aus dem 2. Jahrzehnt dieses Jahrhun­derts stammt, ist aus einer damals erschie­ne­nen Ansich­ten­post­kar­te, auf der es winzig klein abgebil­det ist, von Herrn Stelzen­mül­ler heraus­ver­grö­ßert worden. Die Karte stell­te uns Herr Dr. Frank Köster zur Verfügung.

Oberkochen

Im Vergleich mit unserer erst vor wenigen Tagen entstan­de­nen Aufnah­me der alten Ortsmit­te wird man feststel­len, daß sich das Gebäu­de »Lamm« bis auf den Dachgau­pen­aus­bau nicht wesent­lich verän­dert hat. Selbst das alte »Lammschild« ist, ein Stock­werk höher, in der Mitte des Gebäu­des zu erken­nen. Im landwirt­schaft­li­chen linken Gebäu­de­teil befin­det sich heute die Metzgerei.

Wie eingangs erwähnt, wurde das »Lamm« über 3 Genera­tio­nen (bis 1950/52) von der Familie Reber betrie­ben und später verpach­tet. Die Zeit der Verpach­tung ist gekenn­zeich­net durch einen teils schnel­len Pächter­wech­sel. An eine Reihe von Namen werden sich die Oberko­che­ner noch erinnern. Aufzeich­nung gibt es bei der Stadt ab dem Jahre 1932.

10.9. 32 Karl Reber (Metzger­meis­ter)
22.9. 50 Ida Lebzel­ten, (Schwes­ter des Karl Reber)
11. 9. 52 Josef Kirch­mann, (Kellner bei Ida Lebzel­ter)
21. 3. 55 Sofie Fischer, (Köchin)
1. 10. 56 Heinrich Gregg, (Koch, von Schwäb. Gmünd)
19.4. 60 Roderich Ulrich, (Koch)
1.7. 63 Fried­rich Bonje
20. 10. 64 Irma Rath, (von Aalen)
19. 2. 69 Micha­el Schus­ter
10. 1. 71 Maria Sauter — Paula Palama­ris
29. 10. 73 Paula Palama­ris
22. 3. 76 Herbert Herdeg. (aus Essin­gen)
12. 12. 77 Elfrie­de Hertrich
20.6. 78 Norbert Klewen­ha­gen
27. 9. 79 Tsits­e­lis Mihail
12. 11.81 Peter Hänßel, (aus Hüttlin­gen)
1. 4. 89 Ehepaar Chris­ti­ne und Thomas Keller, (aus Obertshausen)

Auf der neuen Ansicht des Lammplat­zes läßt sich gegen­über des »Lamms«, einge­sperrt zwischen dem erdrü­cken­den Großbau »elektra«, in dem sich vormals die Firma Bäuerle befand, und zwischen die Stadt­bi­blio­thek (alte evange­li­sche Kirche), ein altes niedri­ges Gebäu­de mit dem Frist paral­lel zur Straße erken­nen. (Pizze­ria Romana). Es handelt sich um das Gebäu­de Weber, Heiden­hei­mer­stra­ße 3, das bereits 1942 auf circa 200 Jahre alt geschätzt wurde. Das heißt, daß dieses Gebäu­de etwa aus dem Jahr 1742 stammt und heute an die 250 Jahre alt ist.

Die beiden Kirchen und der »Hirsch« wurden in unserer Serie bereits beschrie­ben. Der »Ochsen« und das Katho­li­sche Schwes­tern­haus stehen auf dem Programm.

Bei dieser Gelegen­heit sei daran erinnert, daß sich um die alte Ortsmit­te auf engstem Raum 5 Wirtschaf­ten befan­den, von denen heute immer­hin. noch 4 bestehen: Das »Lamm«, der »Hirsch«, die »Grube«, der »Ochsen«. Das »Rössle«, über das wir sowie auch über die »Grube«, auch berich­ten wollen, befand sich Ecke Heiden­hei­mer­stra­ße und Dreißen­tal­stra­ße. Bis zum Abbruch (an seiner Stelle befin­det sich heute die Kocher­tal­apo­the­ke), befand sich im alten »Rössle« die Kreis­spar­kas­se, mit dem »Fürst von Kochen«.

Dietrich Bantel

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