Über den „Hirsch“, einst „Gasthaus und Braue­rei zum Hirsch“ (Aalener Straße 2) wurde immer wieder geschrie­ben. Was unsere Berich­te betrifft, so finden Sie sie, wenn Sie auf der Titel­sei­te unserer Homepage www.heimatverein-oberkochen.de auf die Suchma­schi­ne (Punkt 19) klicken und „Gasthaus Hirsch“ einge­ben. Dort steht alles Wesent­li­che. Heute soll deshalb nur nochein­mal darauf hinge­wie­sen werden, dass an der Stelle, wo seit Anfang dieses Monats durch Beschluss des Gemein­de­rats eine schmerz­li­che Lücke in Oberko­chens tradi­tio­nel­ler „Schoko­la­den-Ansicht“ klafft, sich über einen Zeitraum von mindes­tens 650 Jahren hinweg (1358 — 2016) die ältes­te „Schän­ke“ Oberko­chens befun­den hat; „mindes­tens“ deshalb, weil das Jahr 1358 nur das Jahr ihrer beleg­ba­ren Ersterwäh­nung ist, eine Schän­ke indes schon lange vor diesem Jahr an dieser Stelle gestan­den haben kann. – Die zunächst entstan­de­ne Lücke wurde noch deutlich schmerz­haf­ter, seit ab dem Abend des Freitag, 18.11.2016, auch noch das Gebäu­de Nagel (Aalener Straße 4) fehlt. – Fest steht, dass das Gebäu­de „Hirsch“ wie wir es kannten, vergleichs­wei­se jung war. Die Bauun­ter­la­gen der Stadt geben das Baujahr dennoch nicht her. Wir werden bemüht sein, die Baujah­re der Gebäu­de Aalener Straße 2 und 4 noch heraus­zu­fin­den, auch wenn die wichti­gen Unter­la­gen der Württem­ber­gi­schen Gebäu­de­brand-Versi­che­rung von 1942 offen­sicht­lich vernich­tet wurden.

Ein Foto, das ich während des Abbruchs fertig­te, zeigt ein inter­es­se­hal­ber vor dem endgül­ti­gen Abbruch freige­leg­tes statt­li­ches, aller­dings nicht beson­ders altes „Hirsch“-Portal, das total verbaut gewesen war.

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Abbruch des Gebäu­des „Hirsch“ – Zustand am 05.11.2016 – Foto DB

Fest steht aber auch, dass der „Hirsch“ vor allem in seinem Inneren in den letzten Jahrzehn­ten nutzungs­be­dingt so massiv verän­dert, um nicht zu sagen „zerbaut“, worden war, dass ein echter Bezug zur Geschich­te nur über die mehre­re hundert Jahre älteren im Boden befind­li­chen Keller­ge­wöl­be herzu­stel­len ist, wie sie sich vor allem auch unter dem benach­bar­ten Gebäu­de Nagel befin­den. In dem Mauer­werk der Gewöl­be wurden auch sogenann­te „Spoli­en“ verwen­det, – das sind Steine von abgebro­che­nen frühe­ren Gebäuden.

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Eines der mehre­re Jahrhun­der­te alten Gewöl­be unter dem Gebäu­de „Nagel“ – In der Rückwand sind Spoli­en erkenn­bar. – Foto DB

Hierfür inter­es­siert sich das Landes­amt für Denkmal­pfle­ge (LAD), zumal der gesam­te Boden, auch das die Gebäu­de umgeben­de Gelän­de, geschichts­träch­ti­ger Grund ist, der archäo­lo­gi­sche Spuren bis zurück in vorchrist­li­che Zeit birgt, wie der Fund einer ca. 2700 Jahre alten hallstatt­zeit­li­chen Schale gegen­über der katho­li­schen Kirche (Aalener Straße 7) im Jahr 1998 belegt. Das LAD beglei­tet die gesam­ten anste­hen­den Bodenbewegungen.

Was der „Hirsch“ den alten Oberko­che­nern wirklich bedeu­te­te, können nur diese selbst ermes­sen, – der „Hirsch“ mit seinem „Fräulein Vogel“, das gefühl­te Genera­tio­nen von Hungri­gen und Dursti­gen bedient hat, – der „Hirsch“ mit seiner hendadrom­mi­gen „Kiste“, die am ehesten mit einer nicht für jeder­mann zu nutzen­den zurück­ge­zo­ge­nen Art „Stamm­tisch-Teilwirt­schaft“ zu verglei­chen war – der „Hirsch“ als eine Art gesell­schaft­li­ches „Zentrum im Zentrum“, – und der „Hirsch“ vor allem mit seinem endlos langen „schwin­gen­den Saal“, auf den später beson­ders einge­gan­gen wird.

Heute soll eine Postkarte/Ansichtskarte, die der damali­ge Hirsch­wirt Georg Nagel anläss­lich einer Konfir­ma­ti­on im Hause Nagel vor 114 Jahren an seinen Vetter Wilhelm Häuse­rer geschrie­ben hat, eine Vorstel­lung davon geben, wie der „Hirsch“ vor über 100 Jahren ausge­se­hen hat. Wilhelm Häuse­rer war damals Matro­se an Bord Seiner Majes­tät Dampf­schiff „Vineta“.

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Bildsei­te einer Ansichts­kar­te vom „Hirsch“ aus dem Jahr 1902 – Archiv DB

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Textsei­te dersel­ben Ansichts­kar­te vom „Hirsch“ aus dem Jahr 1902 – Archiv DB

Die Postkar­te gelang­te durch Vermitt­lung des Kaiser­li­chen Hofpost­amts Berlin auf die „Vineta“ und ist mit einer 5‑Pfennig-„Germania“-Briefmarke freige­macht. – Ich habe diese nostal­gi­sche Karte vor über 20 Jahren von einer uns bekann­ten Frau Stützel, Waldhau­sen, die wieder­um Verbin­dun­gen zu Haus Nagel hat, für meine Sammlung mit alten Postkar­ten meines Großva­ters geschenkt bekom­men – ein kostba­res Dokument.

Bei der Postkar­te handelt es sich um ein colorier­tes Foto-Litho, laut Eindruck von Fr. Wagner, Fotograf, Heiden­heim, herge­stellt. Wie damals üblich, wurden anläss­lich des fotogra­fi­schen Ereig­nis­ses sämtli­che Hausbe­woh­ner wie Zinnsol­da­ten vor dem Haus aufge­stellt, – in diesem Fall auffal­lend großräu­mig verteilt. Spannend wäre, wenn uns Anver­wand­te sagen könnten, wer hier wer ist. – Unter dem bekann­ten großen und denkmal­ge­schütz­ten „golde­nen Hirsch“-Ausleger, der sich derzeit in der Obhut der Stadt befin­det, hängt eine Later­ne über dem Eingang, der die später vorge­blen­de­te etwas anspruchs­vol­le­re Portal­form noch nicht aufweist. – Bemer­kens­wert ist das große Scheu­ern­tor. Rechts auf dem Foto-Litho ist der im Zusam­men­hang mit unserer Sommer-Bilder-Rätsel­se­rie erwähn­te mit Lanzen­spit­zen dekorier­te Stake­ten­zaun und das Stake­ten­tor zu sehen, die den Abschluss des evange­li­schen Fried­hofs zur Straße hin bilde­ten. Wem auffällt, dass zwischen dem „Hirsch“ und dem Turm der Evange­li­schen Kirche doch gar nicht so viel Platz ist, hat ein gutes Auge: Diesen Turm gab es damals nämlich noch gar nicht – er wurde erst 1953, also 51 Jahre nach dem Entste­hen dieses Fotos gebaut. Das Modell des markan­ten Turmhelms ist das Zimmer­manns-Meister­stück von Franz Brunn­hu­ber, das dieser fürs Heimat­mu­se­um gestif­tet hat. – Beim Gebäu­de Nagel fallen drei zur Straße hin weisen­de Türen auf. Bis vor wenigen Tagen gab es nur noch eine davon – und auch diese nicht mehr lange, denn am Abend des Freitags, 16.11.2016, war auch das gesam­te Gebäu­de Nagel für immer aus dem Stadt­bild verschwun­den. – Mancher­orts wird gearg­wöhnt, dass, wenn das mit dem Abrei­ßen so weiter­geht, bald nichts mehr übrig ist von Oberko­chen, für welches derzeit 3 Maulwür­fe angemes­se­ne­re Wappen­at­tri­bu­te wären als 3 golde­ne Rosen. – Doch zurück zu unserer Ansichts­kar­te: Dem kundi­gen Betrach­ter fällt auch die übergro­ße Fenster­öff­nung mit Türver­schluss im 3. OG auf, hinter der mit großer Sicher­heit der schwenk­ba­re riesi­ge Ausle­ger zu denken ist, der später unters Dach in den Giebel auf die Gebäu­de­rück­sei­te verlegt wurde. Im Verputz war noch bis vor wenigen Tagen auf der Straßen­sei­te die zugemau­er­te größe­re alte Öffnung für den Ausle­ger zu erken­nen, der nun dem „golde­nen Hirsch“ auf dem Bauhof Gesell­schaft leistet, und, wie dieser, einem gehobe­nem Zwecke entgegensieht.

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Drehba­rer Ausle­ger­kran im rückwär­ti­gen Giebel des Gebäu­des „Nagel“ – Foto DB

„Vineta“

Der Name „Vineta“ spannt den Bogen von Oberko­chen in eine aller­dings noch viel ferne­re und ältere Welt: Die „Vineta“ war ein Dampf­schiff seiner Majes­tät (S.M.) des Deutschen Kaisers und Königs von Preußen, Wilhelm II (1859 — 1941), der nach dem Ersten Weltkrieg am 10.11.1918 ins Exil in die Nieder­lan­de ging und am 28.11.1918 auf den Thron verzich­te­te. – Das Dampf­schiff „Vineta“ ist nach einer sagen­haf­ten an der südli­chen Ostsee vermu­te­ten Stadt benannt, die im hohen Mittel­al­ter, anläss­lich eines Sturm­hoch­was­sers, höchst­wahr­schein­lich 1304, vom Meer verschluckt worden sein soll, – für die Bewoh­ner der Stadt angeb­lich zur Strafe dafür, dass sie in Hochmut und Verschwen­dung lebten. Das klingt nach Sodom und Gomorrha.

Der Sage nach waren die Bürger von Vineta, (laut Google) einem in der damali­gen Zeit üblichen Glauben zufol­ge, 3 Monate, 3 Wochen und 3 Tage vor der Sturm­flut durch ein farbi­ges sphäri­sches, die Stadt haarge­nau wieder­ge­ben­des Spiegel­bild im Himmel vor der Katastro­phe gewarnt worden. Mangel an Demut hatte sie diese Warnung in den Wind schla­gen lassen, sodass es zum Unter­gang der Stadt Vineta kam – eigent­lich ein böses Omen für einen gleich­lau­ten­den Schiffsnamen.

Die sagen­haf­te Stadt „Vineta“ ist histo­risch wissen­schaft­lich nicht exakt beleg­bar und wird auch unter anderen Namen in anderen Küsten­be­rei­chen der südli­chen Ostsee vermu­tet. Unsere Abbil­dung weist auf eine von einigen mögli­chen geogra­phi­schen Lagen der unter­ge­gan­ge­nen Stadt hin: Das Bild stammt von der Matri­kel­kar­te von Koserow und Damerow aus dem Jahr 1693. Der latei­ni­sche Text lautet übersetzt: „Die einst berühm­te Stadt »Wineta« unter den Wellen“.

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Ausschnitt aus der Karte von Eilhard Lubin, um 1618 – Aus dem Buch „Das Vineta Rätsel“ von Günter Wermusch

Eine weite­re Abbil­dung zeigt den Ausschnitt aus der Karte von Eilhard Lubin um das Jahr 1618. Der in diese Karte einge­füg­te latei­ni­sche Text lautet: „Die Stadt Vineta ist hier einst zerstört worden“.

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Ausschnitt aus der Titel­sei­te des Buchs „Das Vineta Rätsel“ von Günter Wermusch

In einer anderen Form der Sage taucht eine Wasser­frau vor der Stadt aus dem Meer auf und warnte mit schau­er­li­cher Stimme: „Vineta, Vineta, du rieke Stadt, Vineta sall unnerg­ahn, wieldeß se het väl Bösses dahn“.

Die schwe­di­sche Schrift­stel­le­rin und Nobel­preis­trä­ge­rin Selma Lager­löf (1858 — 1940) brach­te diese Sage in ihrem 1906 veröf­fent­lich­ten Kinder­buch „Nils Holger­sons wunder­ba­re Reise“ in dem Kapitel „Die Stadt auf dem Meeres­grund“ wohl in Verbin­dung mit Vineta. – Wie alle Sagen hat mit Sicher­heit auch die Vineta-Sage einen histo­ri­schen Hintergrund.

Wer sich mehr inter­es­siert für „Vineta“, möge sich das 2011 in erster Aufla­ge erschie­ne­ne Büchlein „Das Vineta-Rätsel“ von Günter Wermusch besor­gen (ISBN 978−3−933274−80−9) — Kunst­haus-Verlag 17179 Boddin.

Immer­hin ist über diese vom Hirsch­wirt Georg Nagel vor 114 Jahren an seinen Neffen auf dem kaiser­li­chen Dampf­schiff „Vineta“ gesand­te Postkar­te samt dessen sagen­haf­ter Namens­ge­schich­te ein spannen­der Bezug nach Oberko­chen geschaf­fen. Das kaiser­li­che Dampf­schiff „Vineta“ ist – entge­gen dem Schick­sal der sagen­haf­ten Stadt Vineta – nicht unter­ge­gan­gen, sondern wurde alters­be­dingt ganz ordnungs­ge­mäß ausge­mus­tert – wenn auch die Matro­sen, mit Sicher­heit auch der Matro­se Häuse­rer, durch den Namen des Schiffs, auf dem sie zur See fuhren, stets an den sagen­haf­ten tragi­schen Unter­gang der Stadt „Vineta“ erinnert wurden. – Die Glocken der Kirch­tür­me der unter­ge­gan­ge­nen Stadt Vineta sollen gelegent­lich noch heute zu hören sein.

Ob der „Hirsch“ jedoch echt auf ewig „unter­ge­gan­gen“ sein wird, wird die Zukunft zeigen. (siehe „Schwä­bi­sche Post“ vom 16.11.2016 – „Wird Oberko­chens „Hirsch“ wiedererrichtet?“)

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Eine von vielen Teil-Möglich­kei­ten für eine „Neue Mitte“ – Zeich­nung DB

Zumin­dest erinnert uns aber der Oberko­che­ner „Hirsch“ über diese Postkar­te von 1902 in Verbin­dung mit dem Namen „Vineta“ daran, dass sich unsere Welt in ständi­gem erklär­li­chem sowie unerklär­li­chem Wandel befindet.

Ein weite­res Kurio­sum ist übrigens mit dem Dampf­schiff „Vineta“ verbun­den: Im April des Jahres 1901 waren (ebenfalls laut Google) dem kaiser­li­chen Oberzahl­meis­ter Wagner an Bord der „Vineta“ die 3‑Pfen­nig-Brief­mar­ken ausge­gan­gen. So halbier­te er kurzer­hand der Länge nach 600 5‑Pfen­nig-Marken und versah sie mit einem violet­ten 3 Pf.-Handstempel. Die derge­stalt freige­mach­ten Sendun­gen wurden von der Post anstands­los beför­dert. Für Philate­lis­ten ist dieser Vorgang noch heute ein spekta­ku­lä­res Ding: für derlei Sendun­gen werden gute 4‑stellige Euro-Summen bezahlt. Vor etwas mehr als 10 Jahren (Philex 2003) wurde Brief­mar­ken­samm­lern noch eine 5‑stellige Euro-Summe für das „Vineta-Provi­so­ri­um“ bezahlt.

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Das „Vineta-Provi­so­ri­um“ von 1901 – Philex Katalog 2003

Auf jeden Fall bleiben vom „Hirsch“ Erinne­run­gen, von denen zumin­dest „die Alten“ noch eine Zeitlang sprechen werden. Als Stich­wort sei der „Hirsch-Saal“ genannt. Es gibt viele Gründe, weshalb von ihm bei den älteren Semes­tern bestimmt noch lange die Rede sein wird. Dieser schon durch seine außer­or­dent­li­che Länge beein­dru­cken­de Saal war nämlich ein Oberko­che­ner gesell­schaft­li­ches Zentrum, das den derzei­ti­gen „Jungen“ kein Begriff mehr ist. In diesem Saal im ersten Stock des Gebäu­des fanden Feste, Feiern und Veran­stal­tun­gen aller Art von der Hochzeit bis zum Leichen­schmaus statt, sowie Vorträ­ge, Jubilä­en, Wahlver­samm­lun­gen und hochpo­li­ti­sche Ausein­an­der­set­zun­gen, und er diente sogar als Kinoer­satz. Was sich wie ein roter Faden durch das „Einst“ des Saales zieht, ist die Tatsa­che, dass, je später der Abend, desto hefti­ger beim Tanz der Boden immer spürba­rer in Schwin­gung geriet, sodass immer wieder befürch­tet werden musste, dass die Balken durch die sich im Rhyth­mus bewegen­de, hüpfen­de und stamp­fen­de Last nachge­ben und brechen würden.

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Eine letzte Begehung aller Räume im „Hirsch“ durch den Heimat­ver­ein, geführt von Stadt­bau­meis­ter Johan­nes Thalhei­mer, ergab unter Anderem, dass auch dieser erinne­rungs­dich­te Saal bis zur Unkennt­lich­keit zerbaut worden war: In seiner gesam­ten Länge ist er im Lauf der immer inten­si­ve­ren Nutzung des Gebäu­des in 3 querver­lau­fen­de verschie­de­ne Räume unter­teilt worden.

Im Gegen­satz zu den Erinne­run­gen ist die Wirklich­keit bereits verschwun­den – der schwin­gen­de Boden indes hielt bis zuletzt und wurde erst am 16.11.2016 durch die Schau­feln der Abbruch­bag­ger zerstört.

Vor dem „Hirsch“ hat sich übrigens auch die wahre Geschich­te abgespielt, durch die den Oberko­che­nern der Überna­me „Schlit­ten­schei­ßer“ zuteil wurde. (Näheres im Heimat­buch auf Seite 443). – Auch, dass sich im rückwär­ti­gen Teil des „Hirsch“ einst eine Braue­rei befand, – im Heimat­mu­se­um befin­det sich eine Origi­nal-Bierfla­sche mit ins Glas gegos­se­nem Text „Hirsch­braue­rei Oberko­chen“ – soll abschlie­ßend erwähnt werden; und ganz zuletzt sogar die absolut noble Wohnung die für einen hochran­gi­gen Oberko­che­ner Indus­tri­el­len an den Hirsch angebaut wurde. In latei­ni­schen Kreisen heißt das: „sic transit gloria mundi“ (so vergeht der Ruhm der Welt“).

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Der noble Wohnungs­an­bau an der Rücksei­te des „Hirsch“ ca. 1988 – Foto Mercaldi

Das bauli­che Komplett-Anwesen des Hirsch­wirts Nagel bestand also insge­samt mindes­tens aus Gasthof plus Braue­rei (Aalener Straße 2), Wohnge­bäu­de Nagel (Aalener Straße 4) und der zuguns­ten eines moder­nen Wohn- und Geschäfts­hau­ses am Beginn der Katzen­bach­stra­ße im Jahr 1996 abgebro­che­nen großen Scheuer.

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Die freie Fläche nach dem Abbruch der „Nagel­scheu­er“ – Foto vom 15.9.1995 – Foto DB

In einem von mir im Jahr 1967 gedreh­ten Schmal­film („Oberko­che­ner Impres­sio­nen“) ist glitze­kurz noch „der alte Hans Nagel“ zu sehen, wie er seinen Schim­mel in den Stall führt. – Zum „Nagel“ gehör­ten natür­lich auch ausge­dehn­te Lände­rei­en. – Es scheint also nicht übertrie­ben, wenn der Name „Nagel“ dem alten Oberko­che­ner „Ortsadel“ zugerech­net wird.

Unser vorletz­tes Bild zeigt die Gebäu­de „Hirsch“ und „Nagel“ als Teil der Alt-Oberko­che­ner „Schoko­la­de­an­sicht“ – auf einer Radie­rung, die der Königs­bron­ner Künst­ler Otto Neubrand in der zweiten Hälfte der 50-er-Jahre des letzten Jahrhun­derts gefer­tigt hat. Das letzte Bild zeigt die einsti­ge “Schoko­la­de­an­sicht“ unserer kleinen Stadt im Zustand vom Samstag, 19.11.2016. – der Anfang der „Neuen Mitte“.

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Repro einer Kaltna­del­ra­die­rung des Königs­bron­ner Künst­lers Otto Neubrand um 1955

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Aalener Straße am 19.11.2016 nach dem Abbruch der Gebäu­de Aalener Straße 2 und 4. – Foto DB

Dietrich Bantel

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