von Frau Betzler (Spran­za Emma) und Frau Rita Frech

Auf seinen Bericht Nr. 34 vom 16.9.1988 erhielt der Heimat­ver­ein eine wasch­ech­te Alt-Oberko­che­ner Ergän­zung, die wir in zwei Folgen abdru­cken wollen. Es ging seiner­zeit um die Frage, wer Aussa­gen machen könne zu dem Foto, das wir damals veröf­fent­lich­ten (und heute nochmal). Die Verfas­ser gehen davon aus, daß das Foto im Jahr 1927 gemacht wurde, anläß­lich der Gründung des Musik­ver­eins im Jahre 1927. Seitens des Heimat­ver­eins bestehen begrün­de­te Zweifel an dieser Versi­on, da der Linden­brun­nen ganz eindeu­tig auf der Fotogra­fie noch nicht errich­tet war. Der Linden­brun­nen, das steht im Proto­koll­buch des Schwä­bi­schen Albver­eins geschrie­ben, wurde bereits am 30. Juli 1922 einge­weiht. Demzu­fol­ge mußte die Aufnah­me vor diesem Zeitpunkt entstan­den sein, und die Musik­ka­pel­le müßte, wie schon für unseren Bericht vom Septem­ber 1988 noch von Kuno Gold festge­stellt, eine auswär­ti­ge sein. Wie dem auch sei: Wer diesen und den folgen­den Bericht gelesen haben wird, wird mit uns der Meinung sein, daß dieses origi­nel­le Dokument ganz einfach veröf­fent­lich werden muß.

Oberkochen

Lassen wir am besten die Verfas­ser sprechen:
Sie fragen in der Ausga­be Nr. 34 nach verschie­de­nen Dingen. Ich, bezw. meine noch — Gott sei Dank — leben­de Tante, genannt »Spran­za Emma«, weiß dies; ich selbst war ja damals noch in Abrahams Schoß! Dui Schpran­za Emma ist nämlich 87 Jahre alt und geistig, und au so noo, recht fit!

Also bee i nom zuara zom Schwätz­le, .. . on etza vrzäahls i Uich no a maol. Looasat.

Das Bild wurde gemacht aus Freude über die »gelun­ge­ne« Gründung des Musik­ver­eins im Jahre 1927. Eine Gründung war vorher nicht möglich, weil’s Gääld gfehlt hat, — sait mei Tante Emma, net.

Wer d’Sch­pran­za Emma kennt, woiß, daß die überall »geschätz­te Dame« äbba so schwätzt. (Dies nur neben­bei bemerkt). On nao sait se:

Schpiela aller­dengs, Mädle, hent dao viele scho könne, oh jemine. Oinr von dene Schpie­ler scho au mit 18 Jaohr, — ja woisch des nemme, Mädle?
(I woiß des scho no vom Vrzäahla).

Also, mei Hermann, dei Vaatr, hat so mit 18 odr zwanz­ga rom, da alte Gruppe Franzl am Klavier beglei­tet, landauf, landab; der hatt halt soo schba­ra müßa, woischt, mit seim Haufe Kenndr, — abr fei lautr gsonda Kenndr; heit no, siescht ja, send diea so fit!

Ja, on diea andere send au no einige ganz musik­ver­an­lag­te und musik­be­gab­te und begeisch­ter­te Männr, wenn au erscht so jong — a baar ältere hands au ghet — gwest. Woisch, dao hat ma ja no koi Musik­schuul ghet, — net. Aber au koin Fernse­her, ond drom hent d’Leit eba andersch ihre Onder­hal­tun­gen gsucht, sait mai Tante Emma.

Woisch, i ben oine von dene Fescht­da­ma auf dem Bildle, und drom frei i mi soo, daß du zu mir kommscht. Diea schööö­na Zeit, — i frei me hait no drüber, — obwohl i ja momen­tan, und mei Leba nemma, zom Lache aufglegt bi, oh Mädle: mei Elisa­beth, muoß dies mit fenfa­füfz­ga sterba, und ii lauf mit sieben­aachtz­ga emmer no soo fit uma nandr, Mädle, — net.

Jetzt komma mr ja vom Thema, Mädle, weg. Also, wo bin i jetzt schtan­d­a­b­lieba … ach so … also … weil daomals wenigr em Vrgleich zom Bildle em Amtsblätt­le — hent schpiela könna, hat daomals dr Deregent — oh je, wie hoißt dr jetzt gschwend, — wart aa maol … Pomme­ren­ke, — dao schlaof i nomaol drübr, — i komm sowie­so viel zviel ins Gräbla nei, woisch, Mädle. Also, machr mr weiter: hat also der Deregent daomals no einige Schpie­ler von dao mitbraocht, wo der halt gwohnt hat, — du, i glaub en Hoidna oder Aola — isch ja egal, net, — … sait mai Tante Emma.

Woisch, wer aua maole bei mr en alte Sacha gwest isch: dr Golda Kuno, — jesses, der isch ja soo schnell geschtor­ba — so junge Männr, — em Vrgleich zo mir, net .. .

Du, Mädle, nemm doch a maol a guts Vrgröö­ße­rong­sglas, und guck, dees Bild, i sieh’s et so recht: i moi fascht, daß dei Vaatr der sei ka, wo auf der recht Seite vom Ochsa looft, sei Schta­tur ond sei Händ und dr Auftritt vom Schuah, — des macht me schtut­zig; guckats halt a maol en große Gläser ao, des geits doch heit, oder et, — aa .. .

Auf dem Fähne­le schtad »Fescht­da­ma« wer’s traga hat, — oh, oh, i muß echt no amaol drübr nachden­ka, waa i et schlao­fa ka …

Du Mädle, jetzt fällt mr no ebbes ei, om auf die Gründung zurückz­kom­ma, — also: Daomals hendr mr ja anno 1927 bei meiner Tante, dr Gaogle­re, gwohnt (Schwes­ter der Mutter von Emma Spranz); schpätr hat d’Völ­kers Menna dren gwohnt, — du, i glaub, dr Burra-Schmied, dr alt Fabri­kant Wilhelm Grupp (WIGO), hat des Haus daomals kauft; jetzt hoißt duia Schtrauß, Keltaschtrauß, — net .. .

Dao send emmr diea Schpielr zu ons komma: dr Koppa Sepp, dr Hägeles Karl, dr Schtöpsl, dr Wondrle, dr Tritt­ler­le, dr Gantrs Franz, — oh weelle denn no, — .. . diea hent bei ons gschpielt, ond ommanan­dr gjommrt, vor lauter Inschtru­men­ta kauf müasa, — weil ja aus dene, em ganza Obrland zammag­such­te scheetal­te Inschtru­ment koi gscheitr Too meh rauskom­ma isch. Mei Muttr hat emmer gsait, ja herrgol­ess, geits denn koi anders Haus wie mais. Dr Hägeles Karl, der hat seine Leit au aschtän­dig plaogt mit seine Inschtru­ment kaufa, — net Mädle… .

Also hent diea Buaba und die Männr, sait se, koi Ruah gebba. Übrigens, glaub mir: Mei Hermann, des war so a oigawil­li­gr Bua, — d’Groß­muttr hat ihr lieba Not mit dem ghet. Dr Vaatr von ons isch ja scho, wo der no Ochsa­wirt gwest ischt, gschtor­ba, — net… .

Also hat der’s fertig braocht, daß mei Muttr ihr saur vrdie­ants Gääld deem gäbba hat; diea Händl hat sichr mei lieabr Bruddr bis zum Tod et vrges­sa, und i au et. Ja, sag a maol, Mädle, woisch denn du dees nemma (I woiß no, aber als Keed looast ma halt et soo auf de alta Gschich­ta, obwohl i’s oft gnug ghört han. Mai Vaatr hat, wor aalt woora isch, sag i jetz, von dena alte Sacha aus einer Jugend­zeit, Schtroich usw. sooviel vrzäahlt: wiea a Schall­platt war der manch­maol, — heute wär ich sehr froh, er tät’s mr no amaola vrzäahla, — hao i nao zu meinra Tante Emma gsait).

Ja, und dr Hägeles Karl, — der hat ja schpätr en dr »Schell« denna gwohnt, woisch no, — hat seinen musik­be­gab­ten Vater, — der isch a altr, guatr Schpie­alr gwest, — au drzu braocht, sei Gääld au drzu z’geba. D’Sch­pran­za hat’s ja au herge­be … Wer’s noo hergä­be hat, fällt mr jetzt nemme so ei … Abr dei Vaatr, Mädle, oh, der deed dees haarge­nau wissa, — schaad, mei Hermann isch halt oifach z’jong gschtor­ba, — gega mii.

D’s Gääld, hennt’s nao vom Verei wiedr gkrie­agt, woo’s dia halt wieder gheet hennt. Diea hennt ja daomals überall ommanan­dr room gschpie­alt, daß’s au a Gääld geba hat.

Woisch, mei Vatr isch ja schoo mit achta­vierz­ga gschtor­ba, — suscht wera mir vielleicht heit no em »Ochsa« Wirts­leit (wir waren dies von 1911 — 1922). Obwohl, mei Großvaatr war ja au a Grüändr von deene Bruch­bäändr … sait mai Tante Emma.

Fortset­zung in Bericht 61
(BuG v. 14.4.89)

Rita Frech

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