Mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Verfas­sers Lothar Schell, freier Mitar­bei­ter bei der „Schwä­bi­schen Post“, veröf­fent­li­chen wir dessen Bericht vom 14.10.2009

Bgm. Traub: „villa rusti­ca“
Der „Vater des Römer­kel­lers“, Dietrich Bantel, wird sich freuen. Nach einer Begehung mit Fachleu­ten des Limes-Infor­ma­ti­ons­zen­trums Aalen sei sicher, dass der Römer­kel­ler saniert werde, beton­te Bürger­meis­ter Traub im Gemeinderat.

Diese Zeitung hatte bereits am 8. Oktober über die Situa­ti­on beim Römer­kel­ler berich­tet. Der Römer­kel­ler sei in einem sehr schlech­ten Zustand, das Mauer­werk einge­bro­chen, infor­mier­te Traub. Die Gründe seien vielschich­tig. Eine Ursache sei wohl eindrin­gen­des Wasser vom Zweren­berg. Es könne auch sein, dass der Römer­kel­ler vor 38 Jahren mit wasser­un­durch­läs­si­gem Mörtel renoviert wurde.

Man sei sich mit den Fachleu­ten einig, dass der Römer­kel­ler als histo­risch wertvol­les Baudenk­mal renoviert werde. Traub sprach von einer „villa rusti­ca“, die auf Grund ihrer Einzig­ar­tig­keit einge­bun­den werden solle in die Veröf­fent­li­chung des Weltkul­tur­er­bes Limes.

Stadt­bau­meis­ter Johan­nes Thalhei­mer klärte auf, dass man die hinte­ren Berei­che, in denen sich das Wasser ansam­melt, von innen pressen und die äußere Mörtel­schicht erneu­ern werde. In einem ersten Vorent­wurf rechne man mit einer Inves­ti­ti­on zwischen 40.000 und 50.000 Euro. Im Frühjahr 2010 sollen dem Gemein­de­rat verschie­de­ne Sanie­rungs­ver­fah­ren und Angebo­te vorge­stellt werden. Geplant ist auch eine geophy­si­ka­lishe Unter­su­chung des Gebiets Zweren­berg. Man wolle heraus­fin­den, ob es sich beim Römer­kel­ler um ein Solitär­ge­bäu­de gehan­delt habe oder um einen Teil eines größe­ren Gebäudeumfelds.

Oberkochen

Der Römer­kel­ler 1971

Unsere Aufnah­me zeigt den „Römer­kel­ler“ unmit­tel­bar nach der Freile­gung durch Zwölft- und Dreizehnt­kläss­ler des Gymna­si­ums Oberko­chen im Oktober 1971. Die „örtli­che Baulei­tung“ hatte damals OStR. D. Bantel, die fachli­che Oberlei­tung Kreis­ar­chi­var Hilde­brand sen. vom Landrats­amt gehabt. 1972 war der Keller von der Stadt durch Gemein­de­rats­be­schluss gesichert und unter die Obhut des Gymna­si­ums gestellt worden. Sämtli­che Veröf­fent­li­chun­gen und Berich­te zum Römer­kel­ler ab 1971 siehe diese Homepage unter Punkt 16 „Listen und Tabellen“.

Römer­stra­ße Heiden­heim — Aalen

Der „Römer­kel­ler“ liegt bekannt­lich nicht direkt an der Römer­stra­ße, die vor über ca. 1850 Jahren vom Reiter­kas­tell Aquileia (Heiden­heim) zum Reiter­kas­tell „Ala Secun­da Flavia“ (Aalen) gebaut wurde, sondern nahe der Edlen- oder Erlen­bach­quel­le an einer Stich­stra­ße, die von dieser Haupt­stra­ße, die leicht über der Talsoh­le liegend auf der linken Kocher­sei­te verlief, ins Weilfeld zu der auf einer Anhöhe im Weilfeld gelege­nen Oberko­che­ner „villa rusti­ca“ (größe­rer Gutshof) geführt hat, wie man auf einer Carl-Zeiss-Luftauf­nah­me aus dem Jahr 1964, die im Heimat­mu­se­um gezeigt wird, hervor­ra­gend erken­nen kann. Leider ist in diesem Bereich unter­halb der Kreuz­wie­sen schon vor ca. 40 Jahren viel aufge­füllt worden, sodass es außer dieser aller­dings eindeu­ti­gen Luftauf­nah­me bislang keinen weite­ren Beweis für die Stich­stra­ße ins Weilfeld gibt.

Die uralte Römer­stra­ße von Heiden­heim nach Aalen ist zwischen Unter­ko­chen und Oberko­chen das, was man heute „s’Grüßgottwegle“ nennt, d.h. der Wander- und Fahrrad­weg verläuft oberhalb der Stephans­wei­ler Mühle, der Garten­an­la­gen der Klein­gärt­ner, der Kläran­la­ge, der Kreuz­müh­le und der Tennis­plät­ze gemäß der römischen Straßen­bau­tra­di­ti­on, Straßen und Wege immer oberhalb der Talsoh­len zu bauen, um sie nicht durch sumpfi­ge Gebie­te und von Hochwas­ser bedroh­te Berei­che zu führen. Bislang gibt es keine Hinwei­se, wie die Römer­stra­ße weiter Richtung Königs­bronn verlief.

Römischer Gutshof beim Seegartenhof

Eine erst kürzlich bekannt gewor­de­ne neue im Auftrag des Landes­denk­mal­amts gefer­tig­te Luftauf­nah­me des bekann­ten Luftar­chäo­lo­gie-Piloten Dr. Otto Braasch, die südlich des Seegar­ten­hofs deutlich einen kleine­ren römischen Gutshof zeigt, könnte aller­dings darauf hinwei­sen, dass auch der weite­re Verlauf der Römer­stra­ße Richtung Heiden­heim zumin­dest bis hin zur Wasser­schei­de auf der albuch­sei­ti­gen Talsei­te verlief – ein Beweis hierfür ist indes noch nicht erbracht.

Oberkochen

Der neuent­deck­te römische Gutshof beim Seegartenhof

Fest steht, dass diese Entde­ckung auch unseren „Römer­kel­ler“ in einen neuen Zusam­men­hang bringt, wenn auch – geht man davon aus, dass alle römischen Anlan­gen über Licht­zei­chen Kontakt zuein­an­der gehabt haben könnten — auf Oberko­che­ner Gemar­kung im Bereich des ehema­li­gen Forst­hau­ses in der oberen Wachol­der­stei­ge noch immer ein wichti­ges Binde­glied fehlen würde.

Unabhän­gig davon erscheint mir für den „Limes als Weltkul­tur­er­be“ vor allem unerläss­lich zu sein, dass der Limes nicht, wie bislang, eher isoliert als Weltkul­tur­er­be betrach­tet wird, sondern dass das unmit­tel­ba­re Hinter­land des Limes in dieses Weltkul­tur­er­be mit einbe­zo­gen wird. Diese Meinung teilt Dr. Bender vom Limes-Infor­ma­ti­ons­zen­trum Aalen.

Spenden­ak­ti­on „Römer­kel­ler“

Um die Stadt und das Gymna­si­um, unter dessen Obhut der Römer­kel­ler steht, in dem ermuti­gen­den Beschluss, unseren „Römer­kel­ler“ in finan­zi­ell nicht einfa­cher Zeit zu sanie­ren, symbo­lisch und moralisch zu unter­stüt­zen, wird der Heimat­ver­ein im Amtsblatt „Bürger und Gemein­de“ demnächst zu einer Spenden­ak­ti­on auf ein Sonder­kon­to zuguns­ten des „Römer­kel­lers“ aufrufen.

Dietrich Bantel

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