Dass Bürger­meis­ter und Gemein­de­rat trotz äußerst angespann­ter Kassen­la­ge im Haushalts­plan für das Jahr 2003 214.000,– Euro für den Erwerb des Mühlen­ge­samt­are­als der Unteren Mühle (Schee­rer­müh­le) einge­stellt haben (BuG vom 6. 12. 2002), ist aus vieler­lei Sichten ein großes Licht an dem seit sieben Jahren doch so düste­ren Mühlenhimmel.

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Der Heimat­ver­ein und sein Vorsit­zen­der haben sich seit 1995 nachhal­tig für den Erhalt des Gesamt­an­we­sens »Schee­rer­müh­le« einge­setzt und auch dafür, dass zusätz­lich zum eigent­li­chen Mühlen­ge­bäu­de, das testa­men­ta­risch zunächst aus dem Zusam­men­hang heraus­ge­ris­sen als Einzel­ge­bäu­de auf die Stadt geschrie­ben war, das gesam­te Mühlen Anwesen unter Schutz gestellt und von der Stadt erwor­ben wird. Das Anwesen »Schee­rer­müh­le« ist die einzi­ge Alt Oberko­che­ner größe­re zusam­men­hän­gen­de gewach­se­ne Bausub­stanz mit einer tradi­ti­ons­rei­chen Geschichte.

Eine Mühle am Ort der heuti­gen Schee­rer­müh­le wurde laut Unter­la­gen der Württen­ber­gi­schen Gebäu­de­brand­ver­si­che­rung von 1942 zwar erst im Jahr 1877 anstel­le eines Vorgän­ger­baus erbaut. Einer Königs­bron­ner Urkun­de zufol­ge ist eine Mühle an dieser Stelle jedoch bereits im Jahr 1358 belegt, wenige Jahre nach der ersten urkund­li­chen Erwäh­nung Oberko­chens im Jahr 1337. Das heißt, dass die Geschich­te der sogenann­ten »unteren Mühle« in die Mitte des 14. Jahrhun­derts, die Zeit der hohen Gotik, zurückweist.

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Heute soll jedoch nicht über die Geschich­te der Mühle berich­tet, sondern nur unsere Freude zum Ausdruck gebracht werden darüber, dass nach sieben Jahren eine fast endlos erschei­nen­de Zeit, in der vor allem die äußeren Anlagen der Mühle beträcht­li­chen Schaden genom­men haben, zu Ende geht, denn immer­hin ist die Oberko­che­ner Mühle ein gebore­nes, wenngleich sicher­lich auch kosten­in­ten­si­ves Museums­stück, das sich in mannig­fal­ti­ger Weise öffent­lich nutzen lässt.

Die Stallung gegen­über der Mühle wurde entspre­chend den Unter­la­gen der o. g. Gebäu­de­brand­ver­si­che­rung im Jahr 1876 erbaut. In diesem Gebäu­de beein­dru­cken vor allem die neuro­ma­ni­schen Gewöl­be. Die gewal­ti­ge Scheu­er ist, wie kürzlich berich­tet, ein Zeugnis heimi­scher Zimmer­manns­kunst — sie wurde nach dem 2. Weltkrieg von der Zimme­rei Willi­bald Mannes anstel­le eines Vorgän­ger­baus errich­tet. Nicht von ungefähr sei der Vergleich mit der Markt­hal­le von Dives sur Mer an dieser Stelle wiederholt.

Im Amtsblatt wurde bereits angekün­digt, dass sich der Gemein­de­rat im kommen­den Jahr inten­si­ve Gedan­ken zur Nutzung des Areals machen wird.

Unser Wunsch, den wir mit dem kleinen Linol­schnitt von der »Schee­rer­müh­le« verbin­den, ist, dass auf Weihnach­ten auch viele andere Wünsche anderer Bürger und Verei­ne, die, wie der Mühlen­wunsch des Heimat­ver­eins nicht nur im materi­el­len, sondern auch im ideel­len Bereich eines öffent­li­chen Inter­es­ses liegen, in Erfül­lung gehen.

Dietrich Bantel

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