Als evange­li­sche Schule im Jahr 1860 erbaut, durch­leb­te das Gebäu­de »Aalener Straße 19« das heuti­ge Schil­ler­haus, eine bunte Geschich­te. Die wichtigs­ten Etappen gehen aus der Bronze­ta­fel, die links des Haupt­ein­gangs montiert ist, hervor.

1860 als ev. Schule erbaut. Im Unter­ge­schoss befand sich ein Schul­raum, in welchem alle Klassen unter­rich­tet wurden. An der Stelle des heuti­gen Haupt­ein­gangs befand sich früher die Remise (Leichen­wa­gen). Im Oberge­schoss war die Lehrer­woh­nung 8 Räume zuletzt von der Lehrerfa­mi­lie Gottlob Braun bewohnt. Das Gebäu­de Aalener Straße 19, heute Schil­ler­haus, diente bis 1936 als ev. Schule.

Oberkochen

1860 als ev. Schule erbaut. Im Unter­ge­schoss befand sich ein Schul­raum, in welchem alle Klassen unter­rich­tet wurden. An der Stelle des heuti­gen Haupt­ein­gangs befand sich früher die Remise (Leichen­wa­gen). Im Oberge­schoss war die Lehrer­woh­nung — 8 Räume — zuletzt von der Lehrerfa­mi­lie Gottlob Braun bewohnt. Das Gebäu­de Aalener Straße 19, heute Schil­ler­haus, diente bis 1936 als ev. Schule.

Danach waren verschie­de­ne öffent­li­che Einrich­tun­gen unter­ge­bracht.
1957 — 1958 Außen­stel­le des Schub­art Gymna­si­ums Aalen.
1959 — 1967 Ortsbü­che­rei bis zum Neubau des Rathau­ses.
1970 — 1976 Fa. Beier
1979 — 1989 Jugendhaus

Im Jahre 1989 wurde das Gebäu­de durch einen Gemein­de­rats­be­schluss den heuti­gen Zwecken zugeführt:
Unter­ge­schoss: öffent­li­che Räume für div. Veran­stal­tun­gen
Oberge­schoss: Heimat­ver­ein — Heimat­mu­se­um
1993 Überga­be Schlüs­sel an Heimat­ver­ein — Bühne wurde hinter­her weitge­hend in Eigen­leis­tung herge­rich­tet.
1997 Eröff­nung Heimatmuseum

Das Stich­wort »Heimat­mu­se­um ab 1993« ist ein bisschen dick aufge­tra­gen, denn, wer die Geschich­te verfolgt hat, weiß, dass in diesem Jahr erst der Beschluss fiel, dass der Heimat­ver­ein eines Tages in diesem Gebäu­de, das zwischen 1989 und 1993 leer gestan­den hatte, sein bei der Vereins­grün­dung im Jahre 1987 u. a. genann­tes Vorha­ben »Heimat­mu­se­um« verwirk­li­chen kann. Auf Grund inten­si­ver Vorpla­nung war es dann, nach großen finan­zi­el­len und zeitli­chen Opfern von Mitglie­dern und wohlwol­len­den Nicht­mit­glie­dern möglich, das Museum bereits im Jahr 1997, nicht 1993, anläss­lich der 650 Jahre Oberko­chen Feier, zu öffnen. Seither hat sich viel verän­dert und die Museums­expo­na­te wurden in ständi­ger Arbeit erweitert.

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Ganz langsam erfreut sich das Museum auch des Besuchs von auswär­ti­gen Interessenten.

Vor allem diese Gäste weisen immer wieder darauf hin, dass man das Schil­ler­haus nicht finde. So ist der Heimat­ver­ein bei der Stadt vorstel­lig gewor­den, mit dem Wunsch, dass man sowohl das Schil­ler­haus als solches als auch das Heimat­mu­se­um durch Beschrif­tung kennt­lich machen wolle, wie das auch andern­orts üblich ist.

Dies ist mittler­wei­le in unauf­dring­li­cher aber meister­haf­ter Weise durch die Firma Schön­herr gesche­hen.
Der Ausle­ger für das Schild »Heimat­mu­se­um« stammt vom »Hirsch«; er war dort nicht mehr in Benützung.

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Mit der Anbrin­gung des Namens Schil­ler­haus am Gebäu­de »Aalener Straße 19« ist für viele Besucher natür­lich noch lange nicht geklärt, weshalb das Schil­ler­haus so benannt wurde, denn der entspre­chen­de Gemein­de­rats-Beschluss liegt zwar erst acht Jahre zurück, aber zumin­dest die Vorge­schich­te ist weitge­hend in Verges­sen­heit geraten. Deshalb soll an dieser Stelle ein sinnge­mäß leicht verän­der­ter Brief veröf­fent­licht werden, den der Vorsit­zen­de des HVO am 13. Mai 1998 an den Leiter der Landes­stel­le für Museums­be­treu­ung Baden Württem­berg in Stutt­gart, Herrn Dr. Axel Burkarth, geschrie­ben hat. Dr. Burkarth hatte exakt die gleiche Frage an ihn gerichtet.

Hier den Brief:
Wie das »Schil­ler­haus« zu seinem Namen kam
Weshalb »Schil­ler­haus«? — eine kurze Frage — Stoff für eine abend­fül­len­de Antwort. Ich will’s kurz machen.

In den 80er-Jahren wurde in Oberko­chen durch Gemein­de­rats­be­schluss die »Schil­ler­stra­ße« in »Heinz-Küppen­ben­der-Straße« umgetauft — eine posthu­me Würdi­gung einer führen­den Carl-Zeiss-Persön­lich­keit. Das hatten bis zur Ernen­nung der alten Evange­li­schen Schule im Gebäu­de Aalener Straße 19 zum »Schil­ler­haus« im Jahre 1993 viele Oberko­che­ner nicht »verwun­den«. Der Schwa­be Schil­ler weg, ein Zeiss­ler dafür da.

Als die alte Evange­li­sche Schule, die den verschie­dens­ten Zwecken, zuletzt als Jugend­haus gedient hatte, ebenfalls durch Gemein­de­rats Beschluss, 1989 in ein zweifach genutz­tes öffent­li­ches Gebäu­de (UG: Raum zur Nutzung durch Verei­ne für Vorträ­ge, Versamm­lun­gen, etc… mit Cafete­ria, OG und Bühne Heimatverein/Heimatmuseum) umgewid­met wurde, tauch­te irgend­wann die Namens­fra­ge für dieses Gebäu­de auf.

Die CDU stell­te im Gemein­de­rat den Antrag — zwecks Wieder­be­schaf­fung von Schil­ler — das Gebäu­de »Schil­ler­haus« zu benen­nen. Die Freien waren geteilt, die SPD neigte eher dazu, das Gebäu­de weiter­hin als »Haus der Begeg­nung« zu bezeich­nen, ein Arbeits­ti­tel, der sich zwischen 1989 und 1993 einge­bür­gert hatte. (BuG vom 23.04.1993, Seite 362, Sitzungsbericht)

Von den Gegnern der Bezeich­nung »Schil­ler­haus« wurde ins Feld geführt, dass Schil­ler und Oberko­chen nun schon gar nichts mitein­an­der zu tun haben, der Name infol­ge­des­sen in den luftlee­ren Raum gesetzt sei. Bei einer Straßen­be­nen­nung tauche dieses Problem weniger auf.

Die Befür­wor­ter sagten, dass es nicht darauf ankäme, ob Schil­ler nun in Oberko­chen gewesen sei oder nicht, sondern darum, dass man dem schwä­bi­schen Dichter die Referenz erwei­se, nachdem er durch die Straßen­um­be­nen­nung in Oberko­chen ausge­merzt sei. Ein erfri­schen­des Argument, das für »Schil­ler­haus« durch die Presse ging — in der offizi­el­len Bericht­erstat­tung im Amtsblatt »Bürger und Gemein­de« vom 23.04.93 wurde es leider nicht abgedruckt — war das State­ment eines Alt-Oberko­che­ner CDU-Gemein­de­rats und Metzgers. Ich zitie­re aus der Schwä­bi­schen Post vom 21.04.1993: »etwas später wetzte Martin Gold das Messer«. Die entspre­chen­de Argumen­ta­ti­on von Martin Gold ist in der Zeitung festge­hal­ten: »In der Bierwurst ist kein Bier und in der Königin-Paste­te ist auch keine Königin drin« …folglich braucht im Schil­ler­haus auch nicht der Schil­ler drin gewesen zu sein…

Jeden­falls beschloss der Gemein­de­rat am 19.04.1993 mit acht Ja-Stimmen gegen sechs Nein-Stimmen und zwei Enthal­tun­gen, in einer Kampf­ab­stim­mung, das Gebäu­de »Schil­ler­haus« zu benen­nen. Die Schlag­zei­le in der »Schwä­bi­schen Post« vom 21.04.1993 laute­te: »CDU drückt Schil­ler durch«.

Wir haben nach Abklin­gen des »Streits« im Jahr 1997 im Raum 7 des Heimat­mu­se­ums »Vom Dorf zur Stadt« ein einst von Horst Eichen­topf für die Evange­li­sche Kirchen­ge­mein­de herge­stell­tes und zwischen­zeit­lich ausran­gier­tes Modell der Jenaer »Schil­ler­kir­che« aufge­stellt, das dem HVO auf meine Bitte hin von der Evange­li­schen Kirche, die zu DDR-Zeiten Kontak­te nach dorthin unter­hal­ten hatte, gestif­tet worden war; es hatte vor und nach der Wieder­ver­ei­ni­gung als Oberko­che­ner Spenden­kas­se zur Unter­stüt­zung der Restau­rie­rung der Schil­ler-Kirche im Jenaer Vorort Wenigen­je­na gedient, in der Schil­ler im Jahr 1790 gehei­ra­tet hat. Daneben haben wir einen Origi­nal-Stahl­stich von Schil­ler aufge­hängt. So können wir denje­ni­gen, die’s inter­es­siert, also auch Ihnen, nun nachträg­lich doch noch eine Begrün­dung für den Namen »Schil­ler­haus« liefern, auf die damals niemand gekom­men ist:

Schil­ler hängt mit Jena, Jena hängt mit Carl Zeiss, und Carl Zeiss hängt mit Oberko­chen zusam­men, — also hängt Schil­ler auch mit Oberko­chen zusam­men…
(mathe­ma­tisch ausge­drückt: a = b, b = c, also a = c)

Der Alltag ist mit den Jahren über diese Geschich­te hinweg­ge­lau­fen, und nur noch wenige denken sich in Oberko­chen etwas beim Namen »Schil­ler­haus« -
Soweit der Brief an Herrn Dr. Burkarth.

Am Beispiel »Schil­ler­haus« wird einsich­tig, wie sehr alles Gewohn­heits­sa­che ist. Tatsäch­lich denken sich auch die einsti­gen »Gegner« nichts mehr dabei, wenn sie heute vom »Schil­ler­haus« sprechen.

Dietrich Bantel

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