Der Doppel­me­teo­rit, der mit seinem kleine­ren Teil das Stein­hei­mer Becken schuf, mit dem größe­ren das Nördlin­ger Ries, hat für ganz Süddeutsch­land eine Katastro­phe bedeu­tet, bei der beina­he alles Leben vernich­tet wurde. Erstaun­lich ist, wie rasch die Wieder­be­sied­lung erfolgte.

Dabei war in beiden Fällen die Auswir­kung auf die Landschaft enorm, die bestehen­de Be- und Entwäs­se­rung war gestört. Beide Krater füllten sich mit Wasser, das sich erst eine ganze Weile später jeweils einen neuen Abfluß nach Süden schuf.

In beiden Seen kam es zu einer starken Abschei­dung von Süßwas­ser­kal­ken, die bei Stein­heim den Stein­hirt und im Ries u. a. den Goldberg und den Waller­stei­ner Felsen schufen.

Im Stein­hei­mer Becken wurden zahlrei­che Fossi­li­en gefun­den, die uns eine gute Vorstel­lung vermit­teln von Fauna und Flora vor etwa 14,7 Mill. Jahren. Als Beispie­le zeigen wir das Skelett einer Schleie (Tinea furca­ta), die sich mir wenig von der heuti­gen Schleie (Tinea tinca) unter­schei­det, das gilt auch für die Pflan­zen­res­te (als Beispiel: ein Schilf­blatt). Bemer­kens­wert sind die Unmas­sen kleiner Schne­cken­scha­len, die zu »Schne­cken­stei­ne« zusam­men­ge­kit­tet sind. Reste von Säuge­tie­ren, Schild­krö­ten etc. zeigen eine Fauna, die auf ein etwas wärme­res Klima als heute hindeu­tet, das etwa dem der heuti­gen Subtro­pen entspricht.

Oberkochen

Die Schne­cken aus Stein­heim hatten noch eine andere wissen­schaft­li­che Bedeu­tung: Charles Darwin hatte 1858 in seinem »Ursprung der Arten« behaup­tet, daß sich Arten durch kleine Schrit­te weiter­ent­wi­ckel­ten und in andere Arten umwan­del­ten. Doch den Beweis mußte er noch schul­dig bleiben. In Stein­heim fand man die Schalen verschie­de­ner Schne­cken­ar­ten in einer gut dokumen­tier­ten zeitli­chen Aufein­an­der­fol­ge. Es ließ sich ein Stamm­baum aufstel­len, der der Darwin­schen These genau entsprach.

Eine Schüle­rin des Gymna­si­ums Oberko­chen, Katrin Böhning, hat diesen Stamm­baum mit Origi­nal­schne­cken aus Stein­heim nachgebaut.

Was hat das jetzt mit Oberko­chen zu tun? Wir kennen aus Oberko­chen keine Fossi­li­en aus dieser Zeit. Der Fund einer Spalten­fül­lung vom Pulver­turm ist etwa 3 Mill. Jahre älter; er enthält aber nur Klein­fos­si­li­en (Zähne etc.) von Klein­säu­gern, Salaman­dern usf. Nur 3 Mill. Jahre älter? Im Raum 2 des Heimat­mu­se­ums ist ein Abguß des von Dr. Friede­mann Schrenk in Malawi gefun­de­nen Unter­kie­fers eines Homo rudol­fen­sis ausge­stellt. Homo rudol­fen­sis (und Homo habilis?) sind die ältes­ten Urmen­schen, also Angehö­ri­ge der Gattung Homo, zu der auch der Jetzt­mensch (Homo sapiens) gehört.

Und dieser Unter­kie­fer ist 2,4 Mill. Jahre alt! Es ist unwahr­schein­lich, daß noch wesent­lich ältere Urmen­schen gefun­den werden. Selbst wenn wir die Vorläu­fer, die Vormen­schen der Gattung Austra­lo­pi­the­cus mit einbe­zie­hen, dann kommen wir auf etwas mehr als 4 Mill. Jahre. In weniger als 3 Mill. Jahren hat sich also die Entwick­lung der echten Menschen vollzo­gen! Was sind schon 3 Mill. Jahre!?

Wegen der gerin­gen Entfer­nung nach Stein­heim dürfen wir anneh­men, daß die dort nachge­wie­se­nen Tiere auch in Oberko­chen vorge­kom­men sind. Die Meteo­ri­ten­ein­schlä­ge von Stein­heim und Nördlin­gen haben gewiß auch in Oberko­chen alles Leben vernich­tet. Sie müssen aber auch erheb­li­che Mengen von Explo­si­ons­schutt hierher geschleu­dert haben. Dieser Schutt wird aber haupt­säch­lich aus Jurakalk bestan­den haben, er läßt sich deshalb nur schwer nachwei­sen. Gesteins­bro­cken aus dem Ries wurden bis in die Gegend von Augsburg geschleu­dert (Reuter­sche Blöcke).

Ein Stück Strah­len­kalk aus Stein­heim zeigt, wie sich der Meteo­ri­ten­ein­schlag direkt vor Ort auswirkte.

Horst Riegel

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