Fragen zu Bild 13:
Seit wann gibt es eine Wirtschaft zum »Pflug«?
Wie hieß der erste Wirt auf dem »Pflug«?
Wie alt ist das Gebäu­de des »Pflug«?

Oberkochen

Lösung zu Bild 13
Eine Wirtschaft zum »Pflug« gibt es seit 1878. Der erste Pflug­wirt hieß Xaver Veil. Das Gebäu­de des »Pflug« ist ca. 166 Jahre alt.

Gasthaus »Zum Pflug«

Frau Anna Barth, Tochter des Pflug­wirts Adolf Fischer (1893 — 1968) berich­te­te mir aus alten Tagen. Dank auch ans Rathaus für zahlrei­che Hilfestellungen.

Die sehr zuver­läs­si­gen Erhebun­gen der Gebäu­de­brand­ver­si­che­rung im Jahre 1942 geben das Gebäu­de als damals vor ca. 120 Jahren erbaut an, — also stammt es ungefähr aus dem Jahre 1822.

Aus dem Jahre 1878 liegt auf dem Rathaus ein Situa­ti­ons­plan vor, nach welchem ein Xaver Veil (1839 — 1903), damals 39 Jahre alt, detail­lier­te Planzeich­nun­gen für ein Bauge­such einge­reicht hat, des Inhalts, daß in das bestehen­de Scheu­er-Ökono­mie- und Wohnge­bäu­de ein »heitzba­res Wirth­schafts­zim­mer mit Abtritt« (letzte­rer hinten im Stall) einge­baut wird, und zwar in die damali­ge Remise (Geräte und Wagen­schup­pen). Bauplan von Maurer­meis­ter und Geome­ter Wingert. Diese Wirtschaft wurde rechts des Eingangs einge­baut, dort, wo sich heute die Weinstu­be befin­det. Hinter dem Haus stand damals noch eine Backstube.

Es fällt auf, daß in den Berich­ten der letzten Monate immer wieder Jahres­zah­len aus den Sechzi­ger- und Siebzi­ger­jah­ren des letzten Jahrhun­derts auftau­chen, wenn es um Baumaß­nah­men geht, — mit Sicher­heit eine Folge der aufkom­men­den Indus­tria­li­sie­rung in Oberko­chen, und auch des erfolg­ten Anschlus­ses an das König­li­che Eisenbahnnetz.

Xaver Veil führte die Wirtschaft bis zu seinem Tod im Jahre 1903. Die Wirtschaft wurde dann von der Witwe Veil und später dem Sohn Paul Veil (1882 — 1914), der beim Tod seines Vaters erst 19 Jahre alt war, weiter­ge­führt. Im Jahre 1914 kam der junge Pflug­wirt, inzwi­schen mit Maria, geb. Fischer (1889 — 1916) verhei­ra­tet, 32-jährig im Boden­see um.

1915 heira­te­te Adolf Fischer die Pflug­wirts­wit­we Maria Veil, — sodaß diese, neben­bei bemerkt, wieder ihren Geburts­na­men erhei­ra­te­te. Nur ein gutes halbes Jahr später starb Maria Fischer. 1917 heira­te­te Adolf Fischer dann Frau Anna geb. Beer (1894 — 1954).

Noch heute spricht man von Adolf Fischer, — in vieler­lei Weise eine unter­neh­me­ri­sche Persön­lich­keit, — als von dem »alten Pflug­wirt«. 1968 übernahm dessen Sohn Rudolf (1929 — 1985), gelern­ter Kondi­tor, den Pflug. Seit dessen Tod führt seine Witwe, Frau Erika Fischer, den Pflug als 5. Pflugwirtin.

Zu unserem Foto. Es stammt aus der Zeit des Paul Veil (selbst im Foto), Pflug­wirt von 190? — 1914, — wahrschein­lich aus der Zeit um 1910. Der Pflug hatte damals noch die Hausnum­mer 76 (heute 20). So wie auf diesem Foto stand der Pflug fast unver­än­dert bis 1962, als in die ehema­li­ge Scheu­er und den ehema­li­gen Stall die neuen großen Räume einge­baut wurden. (Danach folgend Umbau Gasthof und Hotel unter Pflug­wirt Rudolf Fischer.) Anläß­lich des Umbaus wurde der linke Giebel neu hochge­zo­gen. Beim Abtra­gen des alten stell­te man fest, daß dieser ein Fachwerk­gie­bel gewesen war, dessen Gefache mit Korbwerk verfloch­ten und mit Lehm, Mörtel und Bruch­stein­werk verrie­gelt gewesen waren, wie man es ganz selten bei alten Häusern sehen kann, auch in Oberko­chen, wenn der Putz abbricht.

Links des Eingangs hatte schon vor diesem Zeitpunkt ein »separa­ter Stamm­tisch« bestan­den, meist nur während des Abends. Unter Tags war dort das Büro der aufstre­ben­den Spedi­ti­on Fischer, die später von Sohn August Fischer (1923 — 1965) geführt wurde.

Ausge­sie­delt, im wahrs­ten Sinn des Wortes, wurde die Landwirt­schaft; — 1961 an Weihnach­ten, recht­zei­tig vor den Umbau­maß­nah­men am Pflug, konnte Familie Alfons Fischer den neuen Pflug­wirts­hof im Wolfert­s­tal bezie­hen, — weit außer­halb des Dorfes, inzwi­schen wieder an den Ort angebunden.

Zurück zu Altpflug­wirt Adolf Fischer: Er war als junger Mann, 22-jährig, Pflug­wirt gewor­den (1915), — ein würzi­ger Bayer aus Edelstet­ten, der sich auf der Ostalb durch­zu­set­zen wußte. Einen gewis­sen Komfort gab es damals schon. Die Elektri­zi­tät hatte sein Alters­ge­nos­se Josef Elmer (Kronen­wirt) einge­rich­tet. Telefon gab es auch schon, — man hatte die Telefon­num­mer 12. Damals stand noch eine Kegel­bahn »hentan­aus«, zuerst offen, dann überdacht und zuletzt schon »was Moder­nes«. Aller­dings, so berich­te­te Frau Barth, »Dui Mannt hant mitna­ma Kasch­ta Bier om vier Mark an ganze Aobad kheglt, — on nao sense en die andre Wirtschafta on han dao ihr Gääld vrsoffa«. Als sich das Kegeln nicht mehr lohnte, wurde es vom Pflug­wirt abgestellt; nach dem Krieg wurde an der Stelle der Kegel­bahn das Lager für die Spedi­ti­on errichtet.

Der Altpflug­wirt Adolf Fischer war nicht mit leeren Händen nach Oberko­chen gekom­men. Er war Schaf­hal­ter und hatte an »ganza Haufa Schaof« mitge­bracht, — ein halbes Vermö­gen; diese wurden auf der Ochsen­ber­ger Schaf­wei­de gewei­det, bis auch die Schaf­hal­tung aufge­ge­ben wurde, weil sie zu stark belas­te­te: neben der Landwirt­schaft, die Adolf Fischer im Lauf der Jahre von 12 auf 42 Morgen vermehrt hatte, war das zu viel. Anderer­seits jedoch: von der Wirtschaft allein konnte man keines­falls leben. Während des Kriegs schon hatte Adolf Fischer begon­nen, neben­her Genera­tor­holz (z.B. für Holzver­ga­ser­ge­trie­be­ne Autos) zu fahren, — zunächst mit landwirt­schaft­li­chen Gespan­nen (Kühe). Nach Kriegs­en­de stell­te die Militär­re­gie­rung 2 Lastwa­gen zur Verfü­gung, mit denen weiter­hin das dringend nötige Genera­tor­holz gefah­ren wurde. Die Autos haben ihm imponiert. Bald wurde ein eigenes Fahrzeug beschafft, dem weite­re folgten. Man fuhr zunächst außer Genera­tor­holz noch Papier­holz, Gruben­holz und Brenn­holz. Holzhan­del- und Trans­port waren also die Anfän­ge der Spedi­ti­on Fischer. Sohn August als Chauf­feur, die Schwie­ger­söh­ne Barth als Autome­cha­ni­ker (die Monta­ge­gru­be ist noch heute hinter dem Pflug vorhan­den) und Herr Kreisel, ein hier nach dem Krieg ansäs­sig gewor­de­ner Sudeten­deut­scher, waren ein dynami­sches Gespann, das die Spedi­ti­on zielstre­big aufbau­te, bis 1956/57 im hinte­ren Katzen­bach ein Spedi­ti­ons­ge­bäu­de errich­tet wurde. 1963 errich­te­te August Fischer das Autohaus.

An den Sohn des Adolf Fischer, Pflug­wirt Rudolf Fischer, der den Pflug von 1968 bis 1985 führte, erinnern sich auch noch jünge­re Bürger. Mit seinen saftig­fröh­lich­der­ben und markan­ten Sprüchen wird er auch nach seinem frühen Tod noch gerne zitiert:

Was trinkt die Dame,
waas sauf’sch Du?

Die Gasla­ter­ne auf dem mächti­gen Holzpfos­ten verbin­det das ca. 80 Jahre alte Foto mit der Gegen­wart: fast an dersel­ben Stelle wurde 1987 wieder eine Later­nen­leuch­te aufge­stellt, die aller­dings, — es gab damals noch nicht ganz so viele Autos wie heute, — Richtung »Pflug« versetzt werden wird, weil sie »im Weg« der Autos steht.

Dietrich Bantel

Fragen zu Bild 14:
Wann ist das Foto entstan­den?
Um welche Gebäu­de handelt es sich bei den mit weißen Pfeilen gekenn­zeich­ne­ten 3 Bauwerken?

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