SiS – Nein das ist kein neuer Cocktail wie „Sex im Schnee“ – das ist die Veran­stal­tungs­rei­he „Senio­ren im Schil­ler­saal, die der Heimat­ver­ein, damals noch mit Dietrich „Didi“ Bantel, am 27. Oktober 1994 ins Leben gerufen hat. Damals wurde eine Führung durch das im Aufbau befind­li­che Heimat­mu­se­um angebo­ten mit einer anschlie­ßen­den Filmvor­füh­rung „Die Freile­gung des Römer­kel­lers 1971“, an der Billie’s frühe­re Mitschü­ler inten­siv mitge­ar­bei­tet haben – auch der Richard Burger, das soll nicht verschwie­gen werden, hat später bei den Arbei­ten mitge­wirkt – er war halt schon immer einer, der sich einbringt.
In all den Jahren gab es jährlich im Herbst eine Veran­stal­tung, bei der ein Thema behan­delt oder alte Geschich­ten erzählt wurden. Und immer wurden die Gäste von den HVO-Mitglie­dern mit Kaffee und Kuchen bewir­tet. Aller­dings sorgte Covid 19 auch hier für drei Jahre Stillstand.

Dr Oberkoch­ner Buaba-Stamm­tisch mit den beiden Modera­to­ren des diesjäh­ri­gen SiS-Nachmit­tags (Archiv Burghard) Vlnr: Reinhold Bahmann, Arthur Hügler, Peter Rütsche, Georg Brunn­hu­ber, Willi­bald Grupp, Paul Grupp, Clemens Grupp, Ludwig Burghard

Dieses Jahr konnten die „alten Buben“ und Mitglie­der des „Buaba-Stamm­ti­sches“, Reinhold Bahmann und Ludwig Burghard, für diesen Nachmit­tag am 19. Oktober gewon­nen werden. Es war die 23te Veran­stal­tung in dieser Reihe und recht ordent­lich besucht: 35 Teilneh­mer incl. der HVOler und Referen­ten.
In launi­ger Art und Weise und „natiii­ier­lich“ in schwä­bi­scher Mundart (v)erzählten sie von früher und von ganz früher

• Wie sie dem Lehrer Dr. Sigurd Enders die Holztrep­pe vor seinem zum Haus in der Lenzhal­de 39 wegge­tra­gen haben und verhin­der­ten dadurch, dass der gute Mann recht­zei­tig zum Unter­rich­ten ins Gymmi kam
• Wie sie den Nachbarn in den nicht vorhan­de­nen „Saal“ im OG des Gasthau­ses „Pflug“ schick­ten
• Bürger­meis­ter Bosch mit seinen Gemein­de­rä­ten einst bei Bahmanns
• Vom Stamm­tisch in „dr Gruab“, der am Freitag­abend bis spät in die Nacht am Singen war
• Die Super-Story vom Glaser’s Paul, der Stadt­er­he­bung und dem Minis­ter Krause
• Vom Kind des „Huga-Seff“, das im falschen Haus, beim „Zelle“, ins Bett zum Schla­fen geschickt wurde
• Wie der „SeBa“ (Sebati­an Fischer) in „dr Gruab“ vom „Schaber“ Friseur Wanner zur Hälfte rasiert wurde, weil er beim letzten Mal nur 10 Pf. anstatt der gefor­der­ten 20 Pf. bezahlt hatte
• Vom Kegel­auf­stel­len auf der Kegel­bahn in „dr Gruab“ zwischen 20 Uhr und 23 Uhr – dafür gabs dann statt­li­che 7,50 DM
• Die Story vom aufge­bock­ten Auto eines Lehrers am Gymmi und der verzwei­fel­te Versuch des Lehrers loszu­fah­ren – da musste dann schon der Tankstel­len-Balle (dr „Benzin“) anrücken
• Die Hammer-Geschich­te von der vermeint­li­chen „nacke­ten“ Frauen­lei­che an der Böschung der B19, die sich letzt­lich als Schau­fens­ter­pup­pe entpupp­te
• Reinholds Geschich­ten aus seiner Bundes­wehr­zeit und der Erkennt­nis, dass man auch auf einem Stapel Autorei­fen durch­aus gut schla­fen konnte
• Eine unver­gess­li­che Tramp­tour mit „oim gotzi­ga“ Hunder­ter! Nach Lyon und Genua!
• Ein Ausflug nach Moskau mit Paul Grupps verlo­re­nen Devisen
• Der Auftritt des Burghards Ludwig als General in Uniform (war ja scho fascht Amtsan­ma­ßung)
• Von detek­ti­vi­scher Überwa­chungs­tä­tig­keit im Wannen­bad, um heraus­zu­fin­den, ob die Hautfar­be der Gäste das Badewas­ser färbt oder au et
• Das Kinder­fest von 1974 auf dem Volkmars­berg mit der Live-Übertra­gung des Spieles Deutsch­land (D) gegen Deutsch­land (DDR) , dem Ergeb­nis 1:0 für das andere Deutsch­land durch Sparwas­ser und die Eupho­rie war mit dem Schuss­pfiff verschwunden

01 Reinhold und Ludwig – so wie sie heute ausse­hen (Archiv HVO)

Als Schman­kerl die G’schicht „vom Zelle und dem Hugas­eff-Kind“ in ganzer Länge:
Hinten im Katzen­bach lebten – nennen wir sie mit ihren alten Hausna­men – der „Hugas­eff“ und der „Zelle“. Bei letzte­rem hatte man ziemlich viele Kinder. Abends, wenn alle im Haus waren, ging’s munter her, und der „Zelle“ musste, wenn’s an der Zeit war, ein kräfti­ges Macht­wort brüllen – und dann wurden alle, die noch herum­hupf­ten, gnaden­los ins Bett gescheucht. Als wieder einmal alles drunter und drüber ging, ließ der „Zelle“ seinen üblichen allabend­li­chen Plärrer los: „Ab, on nauf end Bettr, – aber älle, – on zwar glei“. Wenn der „Zelle“ mit erhobe­ner Stimme sprach, war, wie gesagt, Feuer unterm Dach angesagt, und es gab keine Wider­re­de. So verzog sich der eben noch putzmun­te­re Kinder­se­gen vollzäh­lig und mucks­mäus­chen­stil­le nach oben, einen Stock höher, – und es herrsch­te umgehend Ruhe im Hause „Zelle“. Doch diesmal geschah etwas noch nie Dagewe­se­nes: nach einiger Zeit drang ein durch Mark und Bein gehen­des Gewim­mer und Greinen aus dem Reich der Ruhe nach unten. „Abr Ruh isch, – on zwar uff dr Schdell“, – schrie der „Zelle“ nach oben. Dann war’s auch ruhig. Eine Weile. Denn schon bald ging das herzzer­rei­ßen­de Geheu­le und Gewim­mer wieder los. Da stieg der „Zelle“ höchst persön­lich nach oben, um nach dem Rechten zu kucken. „Ja, was isch’n los, dao gibt’s doch iebrhaupts nex zom Plärra“, – schimpf­te er – „on wanns jetz et ruhich isch, nao geit’s a sieadigs Donnrweddr. Tatsäch­lich war’s auch nochmal für einen kurzen Augen­blick ruhig, – – aber dann schluchz­te es aus der Dunkel­heit: „I g’heer doch gar et zu uich, – i g’heer doch ‘m Hugas­eff“.
Heiman­dzack ond Heiden­ei – da staun­ten die Besucher nicht schlecht, über was Reinhold und Ludwig in den 2 ½ Stunden zum Besten gaben. Es wurde viel gelacht, und nach reich­lich Beifall wurde die Veran­stal­tung gegen 17 Uhr geschlos­sen. War wieder ein voller Erfolg – man hat gesehen, dass es gar nicht viel braucht: Nur „zwoi, die oifach noaho­cket ond vrzehlet“. Bis zum nächs­ten Jahr im Herbst bei den Senio­ren im Schil­ler­haus – vielleicht bei dem Cocktail „Sex on the Beach“.

Wilfried „Wichai“ Müller – Billie vom Sonnenberg

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