Geolo­gi­sche Übersicht

Die Schwä­bi­sche Alb ist nur ein Teil der großflä­chi­gen süddeut­schen Schicht­stu­fen­land­schaft. Die Schicht­stu­fen selbst sind die Erosi­ons- (Ablage­rungs-) Ränder einer Gesteins­ab­tei­lung, sie gliedern als Bergrand­ket­ten mit dahin­ter-liegen­den tafel­för­mi­gen Vererb­nungs­flä­chen die Landschaft zwischen Donau und Main. Eine Schicht­stu­fe davon ist der Albtrauf bei Aalen (Teußen­berg, Aalbä­um­le, Braunen­berg). Er wird hier noch zusätz­lich von einer größe­ren Störungs­zo­gen, dem »Schwä­bi­schen Linea­ment«, einem mehrfa­chen Schich­ten­ver­wurf, betont. Eine Seiten­ver­wer­fung davon reicht hinter den Volkmars­berg bis ins »Heili­gen­hau und zum Bülz«. Oberko­chen liegt in einem Durch­bruchs­tal, das die Albta­fel generell nord-südwärts durch­schnei­det, wobei die Trauf­kan­ten als Talflan­ken in den Albkör­per hinein­ge­zo­gen werden. In unserem Gebiet haben wir — einmal abgese­hen von den beiden nahelie­gen­den Beson­der­hei­ten, dem Stein­hei­mer Becken und dem Nördlin­ger Ries, die als Meteo­ri­ten-Impakt-Krater entstan­den, Gesteinstrümmer‑, Auswurf­mas­sen und späte­re Seese­di­men­te aufwei­sen — den Jura anste­hen, mit vor 195–135 Mill. Jahren ausschließ­lich im Meer gebil­de­ten Sedimen­ten (Gesteins­ab­la­ge­run­gen). Er gliedert sich in den Schwar­zen Jura (Lias, im Albvor­land anste­hend, in den Braunen Jura (Dogger), welcher am Geolo­gi­schen Pfad in Aalen sehr schön zu studie­ren ist, und in den Weißen Jura (Malm), den wir in Oberko­chen haben. Quenstedt unter­glie­der­te diese nach dem farbli­chen Erschei­nungs­bild getrof­fe­ne Unter­tei­lung noch in jeweils sechs Unter­ein­hei­ten, die er mit den griechi­schen Buchsta­ben alpha, beta,… und zeta benann­te und die durch bestimm­te Leitfos­si­li­en (= Leitver­stei­ne­run­gen) markiert sind. Diese Eintei­lung, die später noch verfei­nert wurde (Index­zah­len hinter den griech. Buchsta­ben), war über ein Jahrhun­dert in Württem­berg gültig und wird heute noch neben der inter­na­tio­na­len verwen­det. Die in Oberko­chen antreff­ba­ren Gesteins­ein­hei­ten reichen demge­mäß vom Malm alpha bis zum Malm zeta.

Vorstel­lung einer geolo­gi­schen Karte von Oberkochen

Die geolo­gi­sche Karte von Oberko­chen (vgl.Abb.), im wesent­li­chen auf der Kartie­rung von Martin Beurer 1959/60 basie­rend, zeigt die Schicht­gren­zen (dünne schwar­ze durch­ge­hen­de Linien) zwischen den einzel­nen, von Quenstedt geglie­der­ten Zonen. Manch­mal paust sich der geolo­gi­sche Unter­bau sogar durch einen Vegeta­ti­ons­wech­sel oder einen Gelän­de­knick durch. Die verschie­de­nen Schicht­zo­nen und die Berei­che jünge­rer Überde­ckun­gen werden auf der Karte durch zugeord­ne­te Buchsta­ben- (und Zahlen-) Symbo­le markiert. Die Überbau­ungs­be­rei­che wurden mit einem Punkt­ras­ter darüber ausge­hal­ten, die Störung (Verti­kal­ver­wurf der Schich­ten) im »Finster­tal« ist durch eine etwas breiter geführ­te Linie angedeu­tet. Es handelt sich hierbei um eine kleine Seiten­ver­wer­fung der großen Verwer­fungs­zo­ne des »Schwä­bi­schen Linea­ments«. ws zeigt die Europäi­sche Wasser­schei­de an, die die rheini­schen Zuflüs­se (z.B. Kocher) von den danubi­schen (zur Donau gewand­ten, z.B. Brenz), trennt. Sie durch­läuft etwa im Bereich nördlich des Seegar­ten­ho­fes durch das Kocher-Brenz-Tal. af steht für neuzeit­li­che Auffül­lungs­flä­chen, insbe­son­de­re mit Bauschutt, die zum überwie­gen­den Teil schon wieder bepflanzt wurden. Diese Flächen, die also kein »anste­hen­des Gestein« reprä­sen­tie­ren, wurden mit einer gekreuz­ten Doppel­schraf­fur verse­hen. h (Holozän) symbo­li­siert Talau­en mit mächti­gem Auenlehm, wie er in den Niede­run­gen in typischer Weise verbrei­tet ist. hj bedeu­tet Talau­en und Bergflan­ken, zumeist in den unteren Hangpar­tien, mit nicht gerun­de­tem Schutt, also dem eigenen Berghang­schutt. Die Kantig­keit dieses Kalkstein­schuttes soll durch die Spitz­win­kel­sym­bo­le angedeu­tet werden. Eine sehr langge­zo­ge­ne Hangschutter­as­se inner­halb des Stadt­ge­bie­tes ist der »Bühl« der an seinen Flanken von den Talau­en des Guten­ba­ches und des Katzen­ba­ches beglei­tet wird. ql bezeich­net die überall auf Albuch und Härts­feld vertre­te­nen Feuer­stein- (Kieselknollen-)lehme der Hochflä­chen (Quartär­leh­me), welche in ihren Unter­schich­ten sogar jungter­tiä­ren Alters sind. Die Feuer­stei­ne (Flinte) sind SiO2- Sammel­kon­kre­tio­nen der ehemals kiese­li­gen Schwamm­bau­ten des Malm delta, epsilon, zeta 1, die beson­ders während der Eiszei­ten durch forcier­te Verwit­te­rungs­bil­dung aufgrund ihrer Härte erhal­ten blieben und in die Lehme übergin­gen. qlt sind die von den Hochflä­chen­ver­wit­te­rungs­leh­men stammen­den, abgeschwemm­ten und damit an Feuer­stei­nen »verarm­ten« Lehme, die sich heute als Trocken­tal­ein­fül­lun­gen der Seiten­tä­ler mit ihren typischen Schwemm­fä­chern im Zumün­dungs­be­reich zum Haupt­tal präsen­tie­ren. Zwischen Talau­en­bö­den und Schwemm­lehm­bö­den bestehen natür­lich beträcht­li­che Quali­täts- sprich Ferti­li­täts­un­ter­schie­de. Schwemm­lehm, der auch natür­li­che Kalksplitt­an­tei­le enthält, war zuletzt bei Verbrei­te­rungs- und Kanali­sa­ti­ons­ar­bei­ten in der Dreißen­tal­stra­ße (Höhe Schul­haus) offen­ge­legt worden, Auenlehm war sehr deutlich bei Regulie­rungs­ar­bei­ten des Guten­ba­ches im Wolfert­s­tal einseh­bar. Die verblei­ben­den Signa­tu­ren kennzeich­nen die bei uns landschafts­auf­bau­en­de Schich­ten­fol­ge des Weißen Juras vom alpha (ox 1, unter dünnen Hangschutt­de­cken vorhan­den) bis zum zeta 1 (ti) sowie der Massen­kal­ke bzw. ‑dolomi­te (wmk). Beta (ox 2) bis epsilon (ki 3) lagern fast durch­weg unter einem Kalkver­wit­te­rungs­bo­den, zeta 1, (ti) und wmk ragen an etlichen Stellen frei als Hangfel­sen heraus (Rodstein, Tierstein etc.). Diese Schich­ten­fol­ge verdient eine ausführ­li­che Beschreibung.

Die Strati­gra­phie (Schich­ten­fol­ge)

ox 1 (Oxfor­di­um 1 = Malm alpha = Untere Weißju­ra­mer­gel = Cardioceratenschichten)

Die trans­ver­sa­ri­um-Schich­ten (alpha 1 oder Unter-alpha) sind im Markungs­ge­biet Oberko­chens nirgend­wo — auch nicht unter Hangschutt — anste­hend. Auch alpha 2, die impres­sa-Mergel, sind nicht oberfläch­lich, sprich unter einer Vegeta­ti­ons­de­cke, anste­hend, sondern werden von Hangschutt­mas­sen »überklei­det«. In Neubau­ge­bie­ten oberhalb der Langert­stra­ße konnten in Baugru­ben diese grauen Mergel mit ihren dazwi­schen­lie­gen­den Kalkbän­ken aufge­schlos­sen werden. In Aalen, nördlich der Triumph­stadt, wurden neue Waldstra­ßen gebaut, die auf die Hochflä­che führen. Hier haben wir den seit langem besten Anschnitt durch die gesam­te Untere Weißju­ra­fol­ge und damit auch ein komplet­tes alpha 2‑Profil. M. Beurer beschreibt die Mergel und Kalkmer­gel als hell- bis dunkel­grau, weißgrau, als ausblei­chend verwit­ternd, bröcke­lig stückig, z.T. blätt­rig. Kalkbän­ke und Mergel­kalk­bän­ke, die im unteren alpha 2‑Bereich ca. 15–20 cm dick und ebenfalls hell- bis dunkel­grau sind, werden nach oben hin häufi­ger und bis zu 40 cm stark; sie werden hellgrau und glatt brechend wie die überla­gern­den beta-Kalke. Die obers­te und abschlie­ßen­de Mergel­la­ge (Fukoiden­mer­gel) kann manch­mal etwas »geflammt« ausse­hen. Es handelt sich um die hechin­gen­sis-Zone. Auch Pyrit­kon­kre­tio­nen, die meist zu Rostmulm verwit­tern, treten auf. Bestim­men­de Fossi­li­en sind der Ammonit Cardio­ce­ras altern­ans, weiter­hin Perisphinc­ten und Hiboli­ten bei den Belem­ni­ten (»Donner­kei­len«). Benannt wurden die Mergel nach dem Brachio­po­den (Armkie­mer) Aulaco­thy­ris impressa

ox 2 (Oxfor­di­um 2 = Malm beta = Untere Weißju­ra­kal­ke = Wohlge­schich­te­te Bankkal­ke = Idoceraten-Schichten)

Die harten beta-Kalke treten oftmals schon durch eine Gelän­de­vers­tei­lung heraus. An ihrer Obergren­ze hin haben wir einen Gelän­de­knick zum Flache­ren hin, so beson­ders am Tierstein­hang kurz oberhalb des Gymna­si­ums. Die ersten Baustei­ne gewann man von den bloßen Wänden der Erdfäl­le im Malm beta, später entwi­ckel­ten sich daraus Stein­brü­che. Den schöns­ten Einblick bietet der große Bergan­schnitt hinter der Fa. CARL ZEISS am Optischen Museum in die wie gemau­ert aufein­an­der­lie­gen­den, gleich­mäch­ti­gen Kalkbän­ke, welche nur von dünnen Mergel­fu­gen getrennt werden. M. Beurer charak­te­ri­siert sie als bläulich-graue Kalkbän­ke, die hellgrau verwit­tern, glatt und scharf­kan­tig sind und splitt­rig brechen. Im Unter- und Mittel-beta sind sie 40–50 cm, manch­mal 80–90 cm stark, zum Oberen beta hin nehmen sie etwas ab und sind nur noch 20–35 cm »dick«.

Oberkochen

Die Mergel­zwi­schen­la­gen können zwischen einem und 10 cm schwan­ken. Zu Braun­ei­sen gewor­de­ne ehem. Pyrit­kon­kre­tio­nen sind auch hier nicht unsel­ten. Die Gesamt­mäch­tig­keit dieser auch sehr höhlen­rei­chen Gesteins­se­rie liegt bei 22 m, wobei etwa 5 m auf den dünnban­ki­gen Ober-beta entfal­len. Frühlings­en­zi­an, wie z.B. am hinte­ren Schaf­hof im Wolfert­s­tal, wächst bevor­zugt auf Malm-beta. Namen­ge­bend für diese Schicht ist der Ammonit Idoce­ras planu­la (HEHL). Weiter­hin können gefun­den werden: Taramel­li­ce­ras costa­tum, Perisphinc­tes tizia­ni und polygy­ra­tus sowie der Belem­nit Hiboli­tes hasta­tus. ox 2 ist wie auch ki 2 auf der Karte durch dunkle Tönung unterlegt.

ki 1 (Kimme­rid­gi­um 1 = Malm gamma = Mittle­re Weißju­ra­mer­gel = Aptychen­mer­gel = Ataxio­ce­ra­ten-Schich­ten; auf der Karte mit dünnstri­chi­ger Signatur)

Der Malm gamma zeigt in sich solche Diffe­ren­zen, daß er bis in 6 Unter­ein­hei­ten geglie­dert werden kann. Den schöns­ten Aufschluß über den gesam­ten gamma mit seinen 37 m Schicht­mäch­tig­keit konnte man beim Bau der Heide­stra­ße von oberhalb der ersten Kehre bis in die 2. Kehre hinein betrach­ten. Heute schau­en die zwischen den Mergeln einge­schal­te­ten Kalkbän­ke nur noch spärlich aus der Böschungs­ve­ge­ta­ti­on heraus. Am Tierstein­hang, an dem durch den Waldrand führen­den Rundweg, findet man auch öfter die »Lieblings­pflan­ze« des gamma, nämlich die Küchen­schel­le. Die Aptychen­mer­gel begin­nen als gamma 1 mit einer auf wenigen cm Mergeln ruhen­den ammoni­ten­rei­chen Mergel­kalk- bis Kalkbank, die viele unregel­mä­ßig einge­bet­te­te Ammoni­ten­bruch­stü­cke enthält. »Darüber folgt«, so beschreibt es M. Beurer, »eine eintö­ni­ge Mergel- bis Kalkmerg­el­fol­ge, die von einigen Mergel­kalk (= Kalk mit 5–25% Ton) und Kalkbän­ken geglie­dert ist, und den unteren bis mittle­ren Weißju­ra gamma reprä­sen­tiert. Bei der Verwit­te­rung bleicht das, im frischen Zustand dunkel­graue Materi­al aus und zeigt häufig Rost- und Mangan­fle­cken und ‑beschlä­ge. Die Mergel­kal­ke lösen sich in laibstein­för­mi­ge , mürbe, schalig brechen­de Einzel­stü­cke auf.« Gamma 4 ist ein 3 m starker Kalkkom­plex mit 10–15 cm hohen Kalkbän­ken und feinen Mergel­fu­gen. In gamma 5 überwiegt wieder der Mergel, der von dickban­ki­gen, bei der Verwit­te­rung plattig werden­den Kalkbän­ken (gamma 6) mit gerin­gen Mergel­zwi­schen­la­gen abgelöst wird. Eine untere Bank-Folge hiervon enthält den auch in Oberko­chen findba­ren Ammonit Idoce­ras balder­um (OPPEL). Diese balder­um-Bänke können an der Böschung des neuen Waldwe­ges zum Langert­stein gesehen werden.

Bankkal­ke des ki 2 (Kimme­rid­gi­um 2 = Malm delta = Untere Felsen­kal­ke = Quader­kal­ke = Aulacostephanenschichten)

Diese, wie es der Name schon ausdrückt, quader­för­mi­gen Kalke, die etwa 70 m bei uns mächtig werden und durch ihre vielen Höhlen (z.B. Brunnen­höh­le) und Stein­brü­che (Straßen­bau­ma­te­ri­al) bekannt sind, haben wir in ihren unteren Partien noch im ehem. Stein­bruch am Hang des Teußen­ber­ges, jedoch, wenn auch so nicht deutlich, dafür doch das ganze Schicht­pa­ket umfas­send, an der Fahrstra­ße zum Volkmars­berg aufge­schlos­sen. Schon kurz oberhalb des Wander­park­plat­zes gelangt man in den delta 1 und bis beina­he zur TVO-Skihüt­te (ehem. Holzeh­ans) durch­wan­dert man den schich­ti­gen delta; danach setzt die »Schwamm­fa­zi­es« ein. Waldbin­gel­kraut, stinken­de Nieswurz und Türken­bund sind Pflan­zen, die den delta beglei­ten. Überall auf der Alb gelang es, den delta noch in 4 Subein­hei­ten aufgrund durch­ge­hen­der Merkma­le zu gliedern: delta 1 zeigt 30 cm hohe, deutlich grau gefärb­te Kalkstein­bän­ke mit cm-mächti­gen Mergel­fu­gen. Es treten auch kleine­re Pyrit­knol­len auf (Rostbe­schlä­ge durch Verwit­te­rung), ansons­ten ist der Pyrit (FeS2) hier feindi­spers im Kalk verteilt und bewirkt die Dunkel­fär­bung. Letzte­res gilt auch für den delta 2, dessen 10 cm Kalkbän­ke von noch dicke­ren Mergel­zo­nen getrennt werden.

Kennzeich­nend sind Kalkknol­len und durch Verwit­te­rung stark hervor­sprin­gen­de Platten und Leisten. Leitamm­o­nit des Unter-Delta ist Aulacos­te­pha­nus mutabi­lis. Der Mittel-Delta oder delta 3 weist 0,50−1,20, ja sogar 1,50 m Höhe erlan­gen­de Bänke auf, die durch ortho­go­na­le Risse und Spalten in bis zu 3 m messen­de Quader aufge­teilt sind. Die Mergel­fu­gen sind gering oder fehlen ganz. Den Abschluß des delta 3 (Leitamm­o­nit: Aulacos­te­pha­nus eudox­us) bildet eine grünlich-graue Glauko­nit­bank (Glauko­nit = wasser­hal­ti­ges Alumi­ni­um­si­li­kat mit Eisen und Magne­si­um). Hier liegt zugleich auch meist der Übergang vom geschich­te­ten Gesteins­auf­bau zum verschwamm­ten (Massen­kal­ke, wmk).

Massen­kal­ke des ki 2 (Malm delta)

Diese Kalke entstan­den im Gegen­satz zu den normal im Meer chemisch ausge­fäll­ten Kalken als Aufbau­ma­te­ri­al riffbil­d­en­der Schwäm­me; diese Riffe waren genau gleichen Typs, wie wir sie heute aus den Meeren als Schwamm- und/oder Koral­len­rif­fe kennen. Auch die darüber­lie­gen­den Folgen des epsilon und zeta 1 sind zumeist als Massen­kal­ke ausge­bil­det. Durch eine Magne­si­um­zu­fuhr (aus dem Meerwas­ser) wurden sie oft kurz nach ihrer Bildung schon dolomi­ti­siert, d.h. Magne­si­um wurde in den Kalk einge­baut oder hat sogar Calci­um ersetzt. Die Schwamm­rif­fe wuchsen schnel­ler als sich der norma­le schich­ti­ge Kalk ablagern konnte. So kommt es, daß sich für zur gleichen Zeit entstan­de­ne Gestei­ne verschie­de­ne Mächtig­kei­ten und verschie­de­ner Habitus zeigen. Eine zeitli­che Korre­la­ti­on gelingt daher nicht in jedem Falle. Fast alle Gestei­ne der oberen Bergpar­tien und der Hochflä­chen, auch unter den Feuer­stein­lehm­flä­chen, sind im Oberko­che­ner Raum Massen­kal­ke. Geschich­te­ter delta 4 konnte hier bei uns nirgend­wo gefun­den werden.

Bankkal­ke des ki 3 (Kimme­rid­gi­um 3 = Malm epsilon = Obere Felsen­kal­ke) Nur im Bereich des östli­chen Büchle konnte diese ca. 35 m mächti­ge Schich­ten­fol­ge mit ihren 10–40 cm starken, kremfar­ben­brau­nen, meist jedoch hell- bis weißgrau­en, chemisch sehr reinen, feinkris­tal­li­nen und leicht rauh brechen­den Kalke in schich­ti­ger »Normal«-Ausbildung angetrof­fen werden. Ihre Mergel­fu­gen sind gering, meist fehlen sie sogar und kennzeich­nend sind ihre zahlrei­chen, meist den Schicht­fu­gen einsit­zen­den, Kiesel- (Feuerstein-)knollen. Die ungeschich­te­te, »schwam­mi­ge« Ausbil­dung gibt sich als grobkris­tal­li­ner, zucker­kör­ni­ger Lochfels von bräun­lich bis dunkel­grau­er Farbe. Oft trennen durch­ge­hen­de Verti­kal­klüf­te den Massen­kalk bzw. ‑dolomit.

Bankkal­ke des ti (Titho­ni­um 1,1 = Malm zeta 1 = Liegen­de Bankkal­ke = ulmensis-Schichten)

Der Rodstein­fel­sen und der sicht­ba­re Fels am Einstiegs­trich­ter des Wollen­lo­ches sind hierfür als Betrach­tungs­punk­te zu nennen. Weite­re Vorkom­men gibt es hier aber nicht. »zeta 1 sind hell- bis dunkel­graue, feinkris­tal­lin-körni­ge, in Platten verwit­tern­de, etwa 20–35 cm mächti­ge Kalkbän­ke«. M. Beurer berich­tet auch, daß sie »stellen­wei­se sicht­bar durch gering­mäch­ti­ge Mergel­fu­gen getrennt sind und nur selten Kiesel­knol­len führen. Nach oben werden die Kalke toniger, gelblich und besit­zen helle Verwit­te­rungs­rän­der und ‑flecken. Die Mergel­fu­gen verschwin­den weitge­hend, Mergel­häut­chen, z.T. auch nur Druck­fu­gen, trennen die einzel­nen Bänke.«

Oberkochen

Massen­kal­ke des ki 3 und ti (wmk)

Viel stärker als die schon genann­ten Massen­kal­ke des oberen ki 2 sind die Massen­kal­ke des Malm epsilon und zeta 1 für unsere Bergland­schaft gestal­tend. Nahezu alle wichti­gen Hangfel­sen um Oberko­chen sowie die Hochflä­chen­be­rei­che und ‑kuppen unserer Oberko­che­ner Alb werden von solchen Massen­kal­ken einge­nom­men (z.B. Heide­hoch­flä­che, Volkmars­berg­kup­pe, Brunnen­ebe­ne, Rotebe­ne, usw.). Massen­kal­ke des oberen Malm sind meist »massi­ger«, d.h. mächti­ger und derber als jene des Malm delta. Auch die ehema­li­gen Meeres­schwamm­rif­fe, aus denen sie hervor­ge­gan­gen sind, waren mächti­ger, komple­xer und flächen­haf­ter; z.T. bezeu­gen Schwammu­mi­en noch die ehemals so bedeu­ten­den Riffbild­ner. Massen­kalk­fel­sen haben aufgrund ihrer eigen­wil­li­gen Verwit­te­rung oft ungeo­me­tri­sche, inter­es­sant bizar­re Formen, so daß sich um manchen Felsen nicht umsonst mehrfa­che Sagen ranken.

Die Böden

Böden sind das Verwit­te­rungs­pro­dukt ihres geolo­gi­schen Unter­grun­des, es besteht also eine Relati­on zwischen der humosen Oberschicht und dem direkt unter­la­gern­dem Gesteins­ma­te­ri­al. Die »Karte der gesteins­ab­hän­gi­gen Boden­grup­pen in der Region Ostwürt­tem­berg, 1:200 000«, heraus­ge­ge­ben vom hiesi­gen Regio­nal­ver­band (Sitz: Schwä­bisch Gmünd) unter­schei­det für diese Gemar­kung im wesent­li­chen drei Bodengruppen:

  1. Die Talau­en mit ihren mächti­gen Auenlehmen
  2. Die steini­gen Kalkver­wit­te­rungs­leh­me, teils mit Schluf­f­lehm­über­de­ckun­gen, die den verkars­te­ten Kalkstein­kör­per des Weißju­ra überziehen
  3. Die Feuer­stein­hoch­flä­chen­leh­me. Es handelt sich hierbei um schwer durch­läs­si­ge tonig-schluf­fi­ge Lehme mit einsit­zen­den Feuersteingeoden

Die Talau­en, die holozä­nen, d.h. geolo­gisch jüngs­ten Alters (auf der Karte mit »h« bezeich­net), »führen«, so charak­te­ri­siert es M. BEURER, »durch­weg Weißju­ra-Kalkstein­schutt und Feuer­stein­ma­te­ri­al, wobei die lehmi­ge Kompo­nen­te jedoch stark überwiegt«. Weiter­hin mögen zu dieser Boden­grup­pe auch die anmoo­ri­gen Böden gerech­net werden. Es sind dies »humus­rei­che, z.T. etwas torfi­ge Oberbö­den«, die einen »staunäs­se-beein­fluß­ten, rostfle­cki­gen, dichten, hellgrau­en Ton« überla­gern. Solche Boden­ho­ri­zon­te fand man früher im Bereich zwischen der Kreuz­müh­le und der Stefans­wei­ler Mühle. Inzwi­schen erfolg­te hier jedoch weitest­ge­hend eine Bauschutt­über­fül­lung. Im Gebiet bei dem Seegar­ten­hof, in den »Seewie­sen« ist dies größten­teils noch nicht gesche­hen und durch den Einschnitt des Ziegel­ba­ches ist sehr schön die fast schwar­ze Erdfar­be zu erken­nen. Schon erwähnt wurden die pleis­to­zä­nen (eiszeit­li­chen) Hangschutt­mas­sen der unteren Talflan­ken, die zumeist lehmdurch­setzt sind, und die Trocken­tal­fül­lun­gen (qtl), die ebenfalls noch der Talbo­den­grup­pe angehö­ren. Die Trocken­tal­fül­lun­gen sind kalksplitt­füh­ren­de abgeschwemm­te Lehme der Hochflä­chen. Zwischen ihnen und den Auenleh­men am Kocher bestehen deutli­che Quali­täts­un­ter­schie­de, die allein z.B. schon von der Durch­feuch­tung herrüh­ren (Grund­was­ser­si­tua­ti­on!).

Die steini­gen Kalkver­wit­te­rungs­leh­me (Terra fusca) sind ortsfest entstan­de­ne, relativ kalkrei­che Lehme der Hangkan­ten und der anschlie­ßen­den Flach­hän­ge. Auf den Hochflä­chen sind sie beson­ders auf den Liegen­den Bankkal­ken (zeta 1) anzutref­fen. An den fast ausschließ­lich buchen­be­stan­de­nen Hängen sind diese dunkel­brau­nen Walder­den vom Weißju­ra beta-epsilon bzw. auf den Massen­kal­ken zugegen. Die Mächtig­keit ist gering; schon nach wenigen Dezime­tern steht der klüfti­ge Kalk an. An vielen neuerbau­ten Waldwe­gen (z.B. am Langert) sind diese Boden­pro­fi­le in hervor­ra­gen­der Weise einzusehen.

Die Feuer­stein­leh­me der Hochflä­chen gliedern sich nach Prof. Dr. S. Müller, dem »Vater« der forst­li­chen Stand­orts­kar­tie­rung, in drei, auch verschie­den alte Boden­un­ter­grup­pen. Die Feuer­stein­leh­me sind nach S. MÜLLER tertiä­re Relikt­bö­den der Weißjur­aver­wit­te­rung, die dann im Eiszeit­al­ter, als hier »tundren­ähn­li­che, vegeta­ti­ons­lo­se Kältestep­pen« mit Dauer­f­rost­bö­den herrsch­ten, in den kurzen Sommern, die als Taupe­ri­oden dienten: in Solifluk­ti­on (Boden­flie­ßen) gerie­ten; man spricht von einer sogenann­ten »perig­la­zia­len Verlagerung«.

Die Feuer­stein-Rotleh­me sind sehr mächti­ge, wasser­stau­en­de, wahrschein­lich altter­tiä­re Lehme mit gelben und ziegel­ro­ten Tonen. Diese versau­er­ten Böden sind belieb­te Heidelbeerstandorte.

Die Feuer­stein-Ocker­leh­me, die weite ebene Flächen einneh­men, sind durch­läs­sig, rotbraun bis ocker­far­ben, in den Oberschich­ten schluf­fig, in den unteren dagegen schor­fig-feinerdig. Auch sie sind tertiä­ren Alters. Feuer­stein-Schluf­f­leh­me mit ihrem scharf­kan­ti­gen Feuer­stein­splitt sind diluvi­al (eiszeit­lich) trans­por­tier­te Wander­schutt­de­cken, die oft nur gerin­ge Schluff (= Ton — Feinstsand)-zonen als Zwischen­mit­tel in den feuer­stein­scher­ben­rei­chen Horizon­ten enthal­ten sind.

Zur Hydro­geo­lo­gie und Tektonik

An verschie­de­nen Stellen dieser Abhand­lung wurde schon auf die Bedeu­tung der Kalk-Mergel-Wechsel­fol­gen für die Wasser­füh­rung und ‑gewin­nung in dieser Karst­land­schaft hinge­wie­sen. Die Schicht­gren­zen zwischen Weißju­ra alpha und beta und Weißju­ra gamma und delta bezeich­net man als Sohlschich­ten bzw. Stauho­ri­zon­te. Das durch den klüfti­gen Kalk gesicker­te Nieder­schlags­was­ser erreicht an den Mergel­ober­kan­ten jeweils seine Eindring­gren­zen und es fließt dem Schich­ten­ge­fäl­le entspre­chend als Kluft­was­ser, das sich in immer größer werden­den Kluft­bah­nen sammelt, um an den durch Erosi­on gebil­de­ten Talflan­ken, den An- bzw. Einschnitt­flä­chen der Albta­fel, als Schicht­quel­le auszu­flie­ßen. Im Kapitel »Quellen­ver­hält­nis­se« schreibt Prof. Dr. O. Fraas in seinen Erläu­te­run­gen zum Geognos­ti­schen Atlas­blatt Aalen 1871: »Den Mittel­punkt bildet der Kocher, (…), im Munde des Volkes »der Koche«. Seinen eigent­li­chen Ursprung nimmt der Fluß am östli­chen Fuß des Albuchs in einer Bergni­sche, die sich das Wasser selbst im Laufe der Jahre gebil­det, 498,6 Meter ü.d.Meer. Klares, durch­sich­ti­ges Wasser, durch das man auf den dunklen Grund des Flußbet­tes nieder­sieht, drückt sich zwischen herab­ge­stürz­ten Felsblö­cken aus Klüften des untern Beta auf der Grenze zu den Alpha­tho­nen aus der Bergwand. Die Quelle heißt der Schwar­ze Kocher. Hundert Schrit­te vom Ursprung steht ein Wohnge­bäu­de, die »Schla­cken­wä­sche«, der Rest eines vor Zeiten hier gestan­de­nen Hütten­werks, das im 30jährigen Krieg einging, tausend Schrit­te weiter unten eine Mühle, und dann der freund­li­che, solid gebau­te Markt­fle­cken Oberko­chen. Gleich unter­halb des Dorfes münden neue Quellen, die aus dem Wolferts­tha­le kommen und bei 512,4 Meter gleich­falls auf der Grenze von alpha/beta entsprin­gen.« Die letzt­ge­nann­ten Quellen entsprin­gen, wie man heute weiß, etwas höher, also noch im Beta. Die Quelle des Katzen­ba­ches, des Ölwei­hers und des Baches im Weilfeld sind jedoch echte Schicht­quel­len. Das Eichertbrün­ne­le im Gewann Lache, der Huber­tus­brun­nen im Tiefen Tal und die Brunnen­quel­le an der Brunnen­hal­de sind Schicht­grenz­quel­len zwischen den Aptychen­mer­geln (gamma) und den Quader­kal­ken (delta). Dieses obers­te Karst­was­ser­stock­werk war in pleis­to­zä­nen Zeiten aktiv, wie es größe­re, nachweis­lich wasser­durch­flos­se­ne Kluft­höh­len­sys­te­me wie die Brunnen­höh­le bewei­sen. Mit dem Tiefer­ein­schnei­den der dem Rhein zugewand­ten Flüsse in den nördli­chen Albrand­kör­per wurde auch das beta-alpha Niveau angeschnit­ten. Die Haupt­was­ser­füh­rung verla­ger­te sich, auch aufgrund der Einzugs­ge­biets­ver­än­de­run­gen, auf die tiefe­re Sohlschicht. So kam es, daß das obere Stock­werk nur noch einen Überlauf­cha­rak­ter hat, d.h., nach starken Regen­fäl­len kommt es aufgrund der starken Verkar­s­tung in den Kalkschich­ten der oberen Zone bei einer gleich­zei­ti­gen Aufspei­che­rung im jünge­ren, noch engklüf­ti­gen unteren Stock­werk zu einer Entlas­tungs­in­be­trieb­nah­me des oberen Systems. Seine Quellen erhal­ten damit den Charak­ter von Hunger­brun­nen­quel­len, die jedoch wegen ihrer gerin­gen Kluft­aus­fluß­öff­nun­gen (da delta 1 bzw. obers­ter gamma!) über ein gewis­ses Rückspei­cher­ver­mö­gen verfü­gen (keine stark schwan­ken­de Wasser­füh­rung!). Einen echten Hunger­brun­nen besitzt dagegen das Wolfert­s­tal nahe dem Lothrin­ger­kreuz; sein Ursprung liegt in den mittle­ren beta-Kalken. In großen Trocken­zei­ten bleibt er aus, da sich der Kluft­was­ser­spie­gel senkt und die Quell­schüt­tung erfolgt dann auf einem Niveau in den unteren beta-Kalken, unweit über den Impres­sa­mer­geln, d.h. auch weiter vorne im Tal.

Das Gebiet von Oberko­chen befin­det sich im Bereich des Seich­ten Karstes, d.h., die Sohlschich­ten liegen über der Vorflut, also über der Talsoh­le. Königs­bronn gehört schon in die Zone des Tiefen Karstes, und zwar in seine »Äußere Zone«. Hier liegt die Haupt­sohl­schicht ein paar Meter unter der Vorflut, typisch sind dann sogenann­te Quell­töp­fe; es erfolgt hier ein Selbst­auf­stau der Quelle, um auf ein talge­rech­tes Abfließ­ni­veau zu kommen. Am Brenz­topf wurde dieser Aufstau noch durch Menschen­hand erhöht.

Ein ursäch­li­cher Zusam­men­hang besteht zwischen den unter­ir­di­schen Wasser­fließ­rich­tun­gen und der Tekto­nik, d.h. der Bruch­be­an­spru­chung des Gebir­ges. Die Entste­hung und Öffnung von Klüften und Spalten des Jurafel­ses erfolg­te nach den physi­ka­li­schen Geset­zen der Gebirgs­me­cha­nik. Eine syste­ma­ti­sche Kluft­ana­ly­se kann daher auch der Erfas­sung der Fließ­we­ge dienen. Für den Albtrauf zwischen Heubach und Wasser­al­fin­gen, entlang einer tekto­ni­schen Großstö­rung, des »Schwä­bi­schen Linea­men­tes«, ist dies bereits 1948 durch E. SEIBOLD erfolgt. Unser südlich daran anschlie­ßen­des Gebiet wurde vom Verfas­ser im Jahre 1978 bearbeitet.

Die besten Trink­was­ser­ge­win­nungs­or­te sind die tiefgrün­di­gen Talein­fül­lungs­schot­ter der ehem. Ur-Brenz im heuti­gen Kocher Brenz-Durch­bruchs­tal. Das Tal des Kochers wurde seit der Kreide­zeit, also der Zeit einer frühen Gewäs­ser­netz­aus­bil­dung, von Norden nach Süden von der »Ur-Brenz«, die etwa in der Künzel­sau­er Gegend entsprang, durch­flos­sen. Erst im jünge­ren Terti­är, als der Rhein­tal­gra­ben einbrach und der Aufstieg der Alpen erfolg­te, begann das schritt­wei­se Zurück­drän­gen der südwärts fließen­den Gewäs­ser durch die rheinisch gewand­ten, mit stärke­rem Gefäl­le, d.h., erhöh­ter Abtra­gungs­kraft strömen­den Zubrin­ger. Merkma­le des alten Systems sind die heute wider­sin­nig dem Kocher zuflie­ßen­den Neben­flüs­se wie Lein, Bühler oder Rot; sie münden alle spitz­win­ke­lig-antithe­tisch in den Kocher ein. Weiter­hin kennt man aus dem Brenz­tal große alte Flußschlin­gen und Umlauf­ber­ge sowie Flußschot­ter- und ‑sandvor­kom­men der Ur-Brenz, die heute als Hochter­ras­sen­schot­ter (Quarz­ge­röl­le und ‑sande) auf dem Zahnberg und in/bei Ochsen­berg angetrof­fen werden können. Vom Miozän bis ins Jung-Pleis­to­zän wechsel­ten aufgrund epiro­ge­ner Krusten­be­we­gun­gen Eintie­fung und darauf­fol­gen­de Zuschüt­tung des Ur-Brenz­ta­les einan­der ab. Bis heute — die Wasser­schei­de verla­ger­te sich inzwi­schen durch das Herein­na­gen des Kochers in den Albkör­per etwa auf die Höhe des Hirsch­bur­ren zwischen Oberko­chen und Königs­bronn — geblie­ben sind dann die jungpleis­to­zä­nen, bis 50 m mächti­gen Fein- bis Grobkies und sandi­ge Lehm- und Tonla­gen enthal­ten­den Talfül­lun­gen beim Seegar­ten­hof. Das Selbst­fil­ter­ver­mö­gen dieser Talein­fül­lun­gen ist erheb­lich, eine hohe und konstan­te Wasser­spei­che­rung ist gegeben, so daß die Stadt Aalen seit der Erfor­schung durch Dr. WEIDENBACH mitten in einem schwie­ri­gen Karst­ge­biet über einen hervor­ra­gen­den Wasser­lie­fe­ran­ten verfügt. Die Talein­fül­lun­gen keilen vom Seegar­ten­hof nach Norden gesehen (zum bebau­ten Areal Oberko­chens) hin aus. Ein weite­res gutes Wasser­för­der­ge­biet liegt im Weilfeld. Dieses wurde jedoch schon vor dem ersten Weltkrieg an die Stadt Aalen verkauft. Als Zukunfts­per­spek­ti­ve bleibt nur zu empfeh­len, wenigs­tens das Einzugs­ge­biet des Luggen­loh­brun­nens sorgsam zu erhalten.

Oberkochen

Die Karst­er­schei­nun­gen

Höhlen und Einsturz­t­rich­ter über einge­bro­che­nen Hohlräu­men (= Dolinen = Erdfäl­le) sind im Bereich der Ostalb zahlrei­cher als in den Regio­nen der mittle­ren und der südwest­li­chen Schwä­bi­schen Alb. So ist es nur natür­lich, daß auch Oberko­che­ner Gebiet von diesen Karst­er­schei­nun­gen betrof­fen ist. Inner­halb der Gemar­kungs­gren­zen bleibt ihre Anzahl, sagen wir einmal zufäl­li­ger­wei­se, relativ gering. Einige Dolinen gibt es im Riesen­hau, im Bülz und im Gewand Saures Mahd, dafür werden wir aber umgeben von Gemein­den mit überdurch­schnitt­li­chen Erdfall­an­häu­fun­gen, oft in Form von ganzen Schwär­men oder Ketten, wie in Aalen-Ebnat, Königs­bronn (allein im Ortsteil Ochsen­berg gibt es über 100 Dolinen!) oder im Essin­ger Wald. Als größter Einsturz­t­rich­ter unserer Gemar­kung ist jedoch unbedingt die altbe­kann­te Borzel­gru­be (vgl. auch Ber. v. O. Fraas) im Gewand Borzel­hal­de oberhalb des Tiefen­ta­les zu nennen. Im Gegen­satz zu den relativ wenig Dolinen auf Oberko­che­ner Markung kennt man aufgrund der zahlrei­chen Forschungs­ein­sät­ze der Höhlen­in­ter­es­sen­ge­mein­schaft Ostalb (Höhlen­IN­GO, Sitz: Oberko­chen) inzwi­schen 33 Höhlen­ob­jek­te auf unserer beschei­de­nen Gemar­kung. Die drei größten Höhlen in unseren Wäldern, das Wollen­loch, die Brunnen­höh­le und die Griebi­gen­stein­höh­le sind inzwi­schen über die Stadt­gren­zen hinaus Berühmt­hei­ten im Ostalb­ge­biet gewor­den. Die nachfol­gen­de Aufstel­lung möge zunächst einmal einen Überblick über alle größe­ren Höhlen auf Oberko­che­ner Markung geben:

Höhlen­na­me, Länge, Tiefe:
Großes Wollen­loch, 18 m, 62 m
Schmid­testein­höh­le, 5 m
Höhle im Unteren Rodstein, 8 m
Griebi­gen­stein­höh­le, 55 m, 16 m
Marsweg­schacht, 7 m, 18 m
Brunnen­hal­den­schacht, 5 m
Großes Borzel­loch, 4 m, 5 m
Volkmars­berg­schacht, ehem. 8 m
Kahlen­bühl­höh­le, 15 m, 7 m
Kleines Wollen­loch, 11 m, 9 m
Brunnen­höh­le, 145 m
Feuer­kno­chen­schacht, 8 m, 10 m
Ziegel­hal­den­höh­le, 22
Lohstein­höh­le, 4 m
Höhle im Oberen Rodstein, 5 m
Langert­stein­höh­le, 6 m
Höhle in den Langert­fel­sen, 7 m

Die Rohstof­fe und nutzba­ren Gestei­ne der Oberfläche

In Oberko­chen gab es früher mehre­re Stein­brü­che, sie liegen grund­sätz­lich nur im Malm beta und delta, welche Werkstei­ne (Hausbau, Garten­mau­ern) und Straßen­bau­ma­te­ri­al liefer­ten. Bevor­zugt als Mauer­stei­ne waren die schon von Natur aus mauer­ar­ti­gen Kalkbän­ke des beta, der beson­ders in den Tierstein­hang-Stein­brü­chen — das Natur­freun­de­haus steht heute mitten in einem der beiden Brüche — und dem Stein­bruch am Langert­brun­nen — heute Stand­ort zweier Hochhäu­ser in der ersten Kehre der Heide­stra­ße — gewon­nen wurde. Beson­ders gut sieht man die beta-Kalke in einem Bergan­schnitt hinter der Fa. CARL ZEISS (Parkplät­ze hinter dem Optischen Museum). Auch in der Lenzhal­de kann man aus beta-Kalken angeleg­te Stein­gär­ten bewun­dern. Die Stein­brü­che des delta, mehr als Wegebau­ma­te­ri­al und Straßen­schot­ter einge­setzt, waren noch bis vor einem Jahrzehnt in Oberko­chen in Abbau.

Den besten Aufschluß des delta gewähr­te der inzwi­schen aufge­füll­te und wieder­be­pflanz­te Bruch der Baufir­ma Kolb aus Aalen, im Langteich zwischen Büchle und Kahlen­bühl gelegen. Hier wurden die oberen Schich­ten, der delta 3 (über 3 m mächtig werden­de harte Quader) und der delta 4 (helle­re dickban­ki­ge Kalke mit dünnen Mergel­fu­gen), beides getrennt durch die hier ehemals hervor­ra­gend aufge­schlos­se­ne grünlich-graue Glauko­nit­bank, gebro­chen. Weite­re Abbaue, die noch heute aufge­schlos­sen sind, finden wir z.B. am Waldpark­platz des Pulver­tur­mes, in kleinen Brüchen am Hang unter­halb der Borzel­gru­be, unter­halb der Fuchs­kohl­plat­te, an der Ziegel­hal­de, in kleinen Forst­stein­brü­chen im Bülz und im Hagen­tal sowie im Talein­schnitt zwischen Zweren­berg und Kahlenbühl.

Die heuti­ge Stein­bruch­in­dus­trie, wie wir sie in Königs­bronn, Heiden­heim und Großku­chen angesie­delt finden, baut zumeist in Massen­kal­ken, die dem epsilon und zeta 1 zuzuord­nen sind oder wie in Schnait­heim dem Brenz­ta­loo­lith zeta 0 zugehö­ren. Diese Kalke zeigen höhere Druck­fes­tig­kei­ten bei gleich­zei­ti­ger besse­rer Split­t­ei­gen­schaft, bedingt durch die fehlen­den Bankungs­fu­gen. Die Kalke sind teilwei­se so hochrein, daß eine Firma es schon erwogen hat, einen Bruch zu eröff­nen, der nur für die chemi­sche Indus­trie Kalk liefern soll. Das heuti­ge Förder­gut der Firmen umfaßt überwie­gend Schot­ter und Split­te aller Sorten. Wir finden es am anschau­lichs­ten in den neuerbau­ten Waldwe­gen rings um Oberko­chen wieder, auf der Hochflä­che sogar auf und neben Gestei­nen, deren strati­gra­phi­sche und techni­sche Eigen­schaf­ten oft völlig identisch sind. Die Massen­kal­ke, die zumeist auf halber Höhe unserer Berghän­ge, unmit­tel­bar auf dem Malm delta, einset­zen und auf der Hochflä­che oftmals von einer Feuer­stein­lehm­de­cke überdeckt sind (Einset­zen der Fichten­wald­be­stän­de), enthal­ten dolomi­ti­sche Antei­le, die an einigen Stellen so weit reichen, daß sie schon fast reinen Dolomit darstel­len. Zum Beispiel die Kuppe des Volkmars­ber­ges ist ein großes Dolomit­are­al. Dolomit, chemisch gesehen ein Calci­um-Magne­si­um-Doppel­kar­bo­nat [CaMg(CO3)2], mit 21,7% Magne­si­um­oxid­ge­halt, unter­schei­det sich von Kalk durch seine Graufar­big­keit, durch seine rundli­chen Verwit­te­rungs­for­men, seine Feinkris­tal­li­ni­tät und durch seinen »sandi­gen« Verwitterungszerfall.

Dolomit hat schon eine lange Verwen­dung als Feuer­fest­bau­stein; diesen benutzt man zur Hochofen- und Drehrohr­ofen­aus­klei­dung. Weiter­hin ist er als Zuschlag­stoff in der Metall­ur­gie bekannt. Gerade in den letzten Jahren mit der Hochent­wick­lung der Leicht­me­tall­tech­nik (Alumi­ni­um, Magne­si­um, Titan), primär für die Flugzeug- und Weltraum­in­dus­trie, setzte auch eine enorme Nachfra­ge nach Magne­si­um­me­tall ein.

Ein weite­rer wichti­ger Rohstoff unserer Region ist der Mergel, minera­lo­gisch betrach­tet ein Kalk-Ton-Gemisch. Der weiße Jura enthält drei große Zonen (Stufen), die zum überwie­gen­den Teil nur aus Mergeln bestehen, ab und zu sind sie von Kalkbän­ken unterbrochen.

Die Impres­sa- und Aptychen­mer­gel können wir ständig in offenen Baugru­ben im Stadt­ge­biet aufge­schlos­sen finden, am schöns­ten sah man die Impres­sa­mer­gel im Baugra­ben der Heide­was­ser­lei­tung am Steil­hang oberhalb der Kreuz­müh­le, während man die Aptychen­mer­gel im Graben am flachen Tierstein­hang unter­halb der Steil­kan­te des Buchen­wal­des besich­ti­gen konnte. Diese Mergel haben bei uns eine hervor­ra­gen­de Bedeu­tung als Wasser­stau­ho­ri­zon­te (dies merkt man spätes­tens beim Betre­ten einer solchen Baugru­be kurz nach dem Regen); ohne diese Stauzo­nen an den Grenz­be­rei­chen Kalk/Mergel hätten wir wahrschein­lich gar keine oberfläch­li­chen Quell­aus­trit­te in unserem Durch­bruchs­tal. Alpha- und gamma-Mergel würden sich auch zur Zement­her­stel­lung eignen. Ihre bergbau­li­che Gewin­nung berei­tet jedoch (Gott sei Dank!) solche Schwie­rig­kei­ten — die überla­gern­den mächti­gen Deckschich­ten müßten erst abgeräumt werden — daß eine Produk­ti­on daraus nicht in Betracht kommt, zumal es noch die Oberen Weißju­ra­mer­gel in der Nähe gibt. Die Schich­ten­fol­ge auf Oberko­che­ner Gemar­kung erreicht nur den Malm zeta 1, ab Heiden­heim nach Süden zu haben wir die zeta 2‑Mergel anste­hen, die seit langem für die Zement­pro­duk­ti­on Verwen­dung finden. Erinnert sei hierbei an den großen Abbau­be­trieb in Heiden­heim-Mergel­stet­ten. Der zeta 2 hat dort eine Gesamt»dicke« von 120 m; er gliedert sich in ein unteres und ein oberes Mergel­la­ger, beide sind zusam­men hier 65 m mächtig, die Zwischen­kal­ke werden mitab­ge­baut. Da die Deckschicht gering ist und die zeta 2‑Mächtigkeit überdurch­schnitt­lich, ist hier ein Abbau sinnvoll.

Weiter­füh­ren­de Literatur:

BAYER, H.-J. (1982): Bruch­tek­to­ni­sche Bestands­auf­nah­me der Schwä­bi­schen Ostalb (Gelän­de­un­ter­su­chun­gen, Luftbild- und Satel­li­ten­bild­aus­wer­tun­gen). —Diss. Techn. Univer­si­tät Claus­thal: 235 S., Clausthal-Zellerfeld.

BEURER, M. (1963): Die Geolo­gie des Blattes Oberko­chen (Nr. 7226) 1:25 000
(Ostalb). — Arb. Geol.-Paläont. Inst. TH Stutt­gart, N.F. 36: 123 S., Stuttgart.

ETZOLD, A. u.a. (1980): Geolo­gi­sche Karte von Baden-Württem­berg 1:25 000,
Erläu­te­run­gen zu Blatt 7126 Aalen. — Geol. Landes­amt Bad.-Württ.: 234 S., Stuttgart.

SEIBOLD, E. (1950): Der Bau des Deckge­bir­ges im oberen Rems-Kocher-Jagst-Gebiet. — N.Jb. Geol. Paläont. Abh., 92: S. 243–366, Stuttgart.

Hans-Joachim Bayer