Im „Bronkel“ haben bekann­te Oberko­che­ner Persön­lich­kei­ten ihre Kindheit verbracht. Was sich getan hat und was auf der Agenda steht.

Oberkochen

Eine Szene ganz typisch für den Bronkel: Unzäh­li­ge gelieb­te Kindheits­er­in­ne­run­gen haben ihre Spuren tief im Gedächt­nis der Oberko­che­ner einge­gra­ben. Nun soll das alte Wohnvier­tel aufge­wer­tet werden.

„Bitte anschnal­len – ein Blick in die Geschich­te.“ In die Geschich­te eines verges­se­nen Wohnge­biets? Ein Stück weit ja, aber es herrscht so was wie Aufbruch­stim­mung im Flurbe­reich, der von der Bahnli­nie, dem Kocher und dem Kocher­ka­nal einge­grenzt ist.

Die dazuge­hö­ri­gen Straßen sind die verzweig­te Mühlstra­ße, ein kleiner Teil der Bahnhof­stra­ße sowie der Kapel­len­weg bis zur Röchling­s­tra­ße. Viele Altvor­de­re haben ihren „Bronkel“ geliebt, unzäh­li­ge Kindheits­er­in­ne­run­gen. Der „Huga Paul“ hat mal in der Mühlen­scheu­ne einen tollen Bildvor­trag serviert, in dem sich heute gestan­de­ne Oberko­che­ner erfreut wieder­erkann­ten. Ein bisschen umstrit­ten ist der Name „Bronkel“, nicht wenige sprechen vom „Brunkel“, aber das ist eigent­lich Neben­sa­che. Dietrich Bantel und Billie Müller vom Heimat­ver­ein haben histo­ri­sche Schät­ze aus der guten, alten Zeit in Wort und Bild festge­hal­ten. Aber auch Albert Holz, Hubert Wunder­le und Kurt Elmer haben Wissens­wer­tes zusam­men­ge­tra­gen, um den Brunkel aus dem Dunkel der Zeit und der allge­mei­nen Verges­sen­heit hervorzuholen.

„Zeitzeu­gen“ sind auch Gebäu­de. Die Ottili­en­ka­pel­le und das Haus Kapel­len­weg 3, früher Schrei­ne­rei Mannes. Jener Willi­bald Mannes, der als Treppen­bau­er im Kapel­len­weg inter­na­tio­nal tiefe Spuren hinter­las­sen hat.

Im Kapell­weg 8 war das Armen­haus behei­ma­tet, 1956 abgebro­chen. Es hatte beiden Kirchen­ge­mein­den unter­stan­den. Heute wohnt dort der „Schwal­ben- Vater“ Hubert Glaser mit seiner Gattin.

Oberkochen

Eines der Armen­häu­ser im Bronkel Fotos: privat

Dahin­ter treffen sich Histo­rie und Moder­ne mit dem toll heraus­ge­putz­ten Mühlen-Areal und dem Wirtschafts­ge­bäu­de mit Mühlen-Wirts­haus und Mühlen­saal. Nirgend­wo in Oberko­chen treffen Moder­ne und die gute, alte Zeit so eng aufeinander.

Unver­ges­sen There­sia Elmer, d’Hebamm vom Bronkel. Sie hat Oberko­che­ner Geschich­te geschrie­ben, brach­te unter vielen Babys auch zwei „beson­de­re Buben“ auf die Welt: 1936 Albert Holz, ihren Enkel und späte­ren Emil-Leitz-Chef Albert Holz und 1939 Dieter Bruck­la­cher, den späte­ren Leitz-Chef. Im Kapel­len­weg 14 steht das einsti­ge Küfer­haus von Küfer­meis­ter Anton Wunder­le, auch sein Sohn Hubert lernte das Küfer­hand­werk von der Pike auf.

Im Kapell­weg 18 steht das Haus der Hafner-Familie Elmer – Kurt Elmer, der letzte Hafner von Oberko­chen, ist im Heimat­mu­se­um mit einer Ausstel­lung mit sehens­wer­ten Expona­ten verewigt.

In der Bahnhof­stra­ße 15 betrieb Dr. Eberhard Sußmann als erster nieder­ge­las­se­ner Arzt nach dem Krieg von 1945 bis 1984 eine Arztpra­xis. Die Liste ließe sich locker verlängern.

Der „Bronkel“ kam neulich ins Gespräch, als der Techni­sche Ausschuss über das Neubau­pro­jekt in der Bahnhof­stra­ße 15 zu befin­den hatte. Keine Zustim­mung, weil die Konzep­ti­on zu exzen­trisch erschien. „Wir wollen den Bronkel weiter aufwer­ten, aber Bausün­den vermei­den“, sagt Bürger­meis­ter Peter Traub. Einiges ist schon im Fluss. Der katho­li­sche Fried­hof soll neu gestal­tet werden, neue Urnen­grä­ber sind geplant.

1851 wurde dieser Fried­hof an die Bahnli­nie verlegt. Reste in Form von Grabplat­ten aus alter Zeit, als der Fried­hof noch im Ort nahe der Kirche war, finden sich an der Grund­mau­er der Kirche am „Mühlber­ge­le“ und im Hof der Sakris­tei. Die erste Verstor­be­ne, die dort beerdigt wurde, war Katha­ri­na Betzler.

Post als Zukunftsprojekt

Ein „Projekt der Zukunft“ könnte das Post-Gebäu­de werden. Dort sind der Umsonst­la­den und der Jugend­treff zu Hause. Das Gebäu­de gehört der Stadt, das dahin­ter­lie­gen­de Gebäu­de (Postver­tei­lungs­zen­trum) gehört aller­dings der Post.

„Ich bin schon seit länge­rem am Verhan­deln“, betont der Bürger­meis­ter. Im Rahmen des Mobili­täts­pakts soll am Bahnhof ein Mobili­täts­stütz­punkt entste­hen und im Kapel­len­weg ist ein großes Rettungs­zen­trum für Polizei, Rotes Kreuz und die Feuer­wehr geplant. Kein einfa­cher Weg, wenn Histo­rie und Zukunft sensi­bel verzahnt werden sollen. Man darf gespannt sein.

Lothar Schell, Schwä­bi­sche Post

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