Das ist wie bei den Menschen. S gibt sotte ond sotte. Also katholische und evangelische. Einst war der Heimatverein Oberkochen auf „Kleiner Fahrt“ in Ellwangen und hatte eine Schlossführung gebucht. Unter anderem machten wir auch eine Schloss-Führung mit. Die Führerin durch das Schloss war eine kenntnisreiche resolute Frau, die reichlich Anekdoten und würzige Histörchen von sich gab und den Besuchern am Schluss noch eine Lehrstunde in Sachen Maultaschen spendierte:
Die katholischen Maultaschen wurden angeblich einzig und allein erfunden, um den lieben Gott zu täuschen, ihn sozusagen regelrecht auf den Leim gehen zu lassen. Bekanntlich soll man sich freitags jedes Fleischgenusses enthalten. Wer in alten Zeiten nun glaubte, dass er freitags entgegen dem alten Brauch dennoch Fleisch essen müsse, triebelte das Fleisch durch den Fleischwolf und machte Hackfleisch draus. Das Fleisch veränderte dabei sein Aussehen gründlich, und die durchtriebenen Menschen waren der Meinung, dass der liebe Gott den Betrug im Maultaschenteig auf diese Weise nicht entdecken könne….
Die evangelischen Maultaschen waren einfallsreicher. Die Lutherischen gingen davon aus, dass der Hackfleischbetrug durch Gott erkannt werden könne, allein schon wegen der Farbe. Aus diesem Grund gaben sie dem Maultaschenteig eine gute Portion Spinat bei, der dem Teig statt der roten Fleischfarbe die etwas grüne Spinatfarbe verlieh. Die Evangelischen seien felsenfest davon überzeugt gewesen, dass der Betrug durch die Farbänderung auch für den lieben Gott nicht mehr erkennbar gewesen sei.