Ein Natur­schutz­ge­biet

Vorwort

In einem Heimat­buch von Oberko­chen darf ein Beitrag über den Volkmars­berg nicht fehlen. Unser Hausberg ist für die Oberko­che­ner Alt- und Neu-Bürger ein sehr wesent­li­ches Stück ihrer Heimat. Mit Stolz zeigen sie diesen wegen seiner landschaft­li­chen Lage, seiner Natur und seiner Erholungs­ein­rich­tun­gen so belieb­ten herrli­chen Flecken Erde den zahlrei­chen Besuchern der Stadt. Eine große Zahl von Auswär­ti­gen wandern Woche für Woche zum »Berg« und kennen diesen oft besser als die Stadt selbst.

Hier wird zunächst ein Beitrag aus dem Jahre 1934 abgedruckt. Er stammt aus der Feder des damali­gen Oberleh­rers Alfons Mager — seiner­zeit mit Fritz Leitz einer der Väter der Erhal­tung des Volkmars­bergs als Schutz­ge­biet und nach diesem langjäh­ri­ger Vorsit­zen­der der Oberko­che­ner Ortsgrup­pe des Schwä­bi­schen Albvereins.

In einem Nachtrag wird dann vom derzei­ti­gen Vertrau­ens­mann des Albver­eins, Forst­di­rek­tor Karl Schurr, über das weite­re Schick­sal des »Berges« bis in die heuti­ge Zeit berichtet.

Vom Volkmars­berg

Der schöns­te und besuch­tes­te Punkt am oberen Kocher­tal ist der 743 Meter hohe Volkmars­berg. Er hat eine günsti­ge Lage über dem Kocher­tal und dem Nordost­ab­fall der Alb. Der beson­de­re Schmuck des Berges ist die Wachol­der­hei­de, die ihm mit den Buchen- und Fichten­hors­ten ein natur­schö­nes, stimmungs­vol­les Geprä­ge verleiht. Heide­kraut, Büsche und Felsen­stei­ne sind dazwi­schen verstreut.

Auf dem Gipfel und an den Hängen sind 150 Morgen Land mit Wachol­der bewach­sen. Das Gebiet steht seit 1928 unter Natur­schutz. Ohne Erlaub­nis der Heimat­pfle­ge und der Gemein­de darf dort nichts verän­dert werden. Die Wachol­der­bü­sche sollen zu urwüch­si­gen Bäumen heran­wach­sen und der ganzen Landschaft zur Zierde sein. Im Winter bei Rauhreif ist die Heide einzig schön, und man glaubt sich bei deren Anblick in ein Zauber­land versetzt.

Der Volkmars­berg heißt in alten Urkun­den Völker­berg. Dort sammel­ten sich Bauern, Schäfer und später auch Kriegs­volk zu gemein­sa­mer »Beratung und Tagung«. Die heuti­ge Bezeich­nung soll erst im 18. Jahrhun­dert einge­führt worden sein. Vielleicht geht der Name aber auch auf einen Bauern zurück, der auf dem Berg zu schaf­fen hatte, oder dem der Berg gehör­te. Dieser wird dann wohl den Perso­nen­na­men Volkmar, d.h. beim Volke berühmt, gehabt haben. Eine ähnli­che Namens­form hat der Weickers­berg zwischen Königs­bronn und Zang. Aber es ließ sich urkund­lich weder ein Volker noch ein Weiker nachweisen.

Ein Spazier­gang auf den Berg bietet jedem Natur­freund Genuß und Befrie­di­gung. Der präch­ti­ge Aufstieg vom Kessel, Dreißen­tal, Weingar­ten oder Langert aus, die Albflo­ra, die würzi­ge Luft und die Rundschau machen den Volkmars­berg zum belieb­ten Ausflugs­punkt. Von Tauchen­wei­ler her ist der Anblick der Wachol­der­hei­de am lohnends­ten. Im Frühling erfreu­en die dem Berge eigenen Blumen unser Auge: Frühlings­en­zi­an, nicken­de Nieswurz, Küchen­schel­le, Himmel­fahrts­blüm­chen, Akelei, Waldvö­ge­lein und Kreuz­blu­men. An den Abhän­gen und Niede­run­gen ließ die Gemein­de Oberko­chen 1000 Stück Fichten­pflan­zen einsetzen.

Die schmu­cke Albver­eins­hüt­te mit ihrem bedeck­ten Vorraum ist eine Zierde der Bergkup­pe. In ihrer reizen­den Lage zwischen der hohen Buchen­grup­pe und den Wachol­der­bü­schen bietet sie einen maleri­schen Anblick. Jeder Wande­rer und Skiläu­fer nimmt in dem trauten Block­haus gerne Aufent­halt. Die Bergwacht ist angewie­sen, stets dafür zu sorgen, daß die Wanders­leu­te des Albver­eins in der Hütte, die am 5. Oktober 1924 einge­weiht wurde, Unter­kunft finden. Rechts neben der Hütte befin­det sich eine neue Schen­ke, die alte Schen­ke wurde nach der Gauwan­de­rung auf den Volkmars­berg 1921 abgebro­chen. An Besuchs­ta­gen wird die Bergschen­ke von dem Inhaber einer 1925 erlang­ten Wirtschafts­er­laub­nis betreut. Einzel­ne Besucher erhal­ten gegen eine entspre­chen­de Hinter­le­gungs­ge­bühr bei Fabri­kant Fritz Leitz die Schlüssel.

Am nördli­chen Rande der Kuppe ist der massi­ge, eigen­ar­ti­ge Bergfel­sen zu finden, der damals mit Leiter und Wetter­fah­ne verse­hen war. Von diesem Platz aus und von den freien Flächen auf der Kuppe bietet sich eine schöne Rundschau, beson­ders nach Norden und Osten. Das Auge schweift hin über das weite Weiland, die Hohen­stad­ter, Büchel­ber­ger und Fricken­ho­fer Höhe mit dem Hagberg; die Limpur­ger und Ellwan­ger Berge, Kapfen­burg, Ipf, Härts­feld und den massi­gen Kloster­bau in Neres­heim, Elchin­gen und Ohmenheim.

Nach Westen und Süden ist die Sicht durch Bergwäl­der behin­dert. Man erfaßt wohl die Felsen­wand des Rosen­steins und bei günsti­ger Witte­rung die Bergrie­sen der Alpen.

1890 war vom Staat­li­chen Vermes­sungs­amt zu Meß- und Orien­tie­rungs­zwe­cken ein Holzturm auf dem Volkmars­berg erstellt worden. 1897 wurde er vom Albver­ein erwor­ben und um fünf auf 16 Meter erhöht. Am 27. Juni 1897 war die Einwei­hung, die durch einen wolken­bruch­ar­ti­gen Regen gestört wurde.

Oberkochen

Der Turm stand über dem Signal­stein am höchs­ten Punkt des Berges. Seine Grund­flä­che betrug 20 und seine Fläche oben vier Quadrat­me­ter. Bald war der Holzturm jedoch baufäl­lig gewor­den und ohne Gefahr nicht mehr zu bestei­gen. 1905 wurde er gesperrt und 1911 von einem Sturm aus dem Gefüge geris­sen und nieder­ge­legt. Vom alten Holzturm war zu sehen: Burgberg, Flexe­ner, Weller­stein, Hessel­berg mit den glänzen­den Kalkfel­sen; im Südwes­ten die hochge­le­ge­nen Aalbuch­dör­fer Gerstet­ten, Dettin­gen, Hausen o.L., Böhmen­kirch und Steinen­kirch. Bei klars­ter Witte­rung sah der Wande­rer die Ulmer Münster­spit­ze, die Oberst­dor­fer Alpen bis zur Benedik­ten­wand und die Schnee­häup­ter vom Säntis bis zur Zugspitze.

Es sollte nach der Zerstö­rung des alten Holztur­mes fast zwei Jahrzehn­te dauern, bis sich ein neuer Turm auf dem Berg erhob. Die Not des Ersten Weltkrie­ges verhin­der­te einen Neubau und die Infla­ti­on von 1923 beraub­te die Ortsgrup­pe des Schwä­bi­schen Albver­eins fast des gesam­ten angespar­ten Vermö­gens. Der Haupt­för­de­rer des Turmbau­ge­dan­kens war Fabri­kant Fritz Leitz. Zu Beginn des Jahres 1929 lagen Fritz Leitz mehre­re Entwür­fe für den Bau eines neuen Turmes vor. Der Albver­ein wollte einen möglichst schlich­ten und möglichst kosten­güns­ti­gen Turm bauen. In Abspra­che mit der Staat­li­chen Baube­ra­tung in Stutt­gart wurde der Entwurf von Archi­tekt Otto Schmid aus Gingen a.d. Brenz angenom­men. Schmids Kosten­vor­anschlag belief sich im Januar 1929 auf 23 000 Mark; nämlich 14 000 Mark für den Bau, 1000 Mark für die Fenster, 1000 Mark für die Türen, Treppen­ge­län­der, Kupfer­ab­de­ckung der Ecken und des Eingangs, Bänke und Tische. Dazu kam die Leistung der Bauherr­schaft von 7000 Mark (Schot­ter- und Zement­lie­fe­rung 5000, Beifuhr 1000, Wasser­zu­fuhr 1000 Mark). Das Archi­tek­ten­ho­no­rar betrug 8%.

Wegen einiger Beden­ken wegen der relativ hohen Kosten versuch­te der Verein den Aufwand zu kürzen. Dann wurde der Bauauf­trag der Eisen­be­ton­fir­ma Jakob Vogt in Ulm in Verbin­dung mit dem Bauge­schäft Heinrich Aisslin­ger in Aalen verge­ben, die Bauauf­sicht führte Archi­tekt Schmid. Obwohl die Endrech­nung den Kosten­vor­anschlag noch um 6000 bis 7000 Mark überstieg, wurde mit dem Bau noch im selben Jahr begon­nen. Das war möglich, weil Fabri­kant Fritz Leitz die Bausum­me bis 1930 vorstreck­te. Die Gemein­de Oberko­chen steuer­te 2000 Mark bei und überließ dem Albver­ein das Stein­ma­te­ri­al und das Verfü­gungs­recht über das Gelän­de im Umkreis von 50 Metern um den Turm. Der Rohbau machte dank der tatkräf­ti­gen Mithil­fe vieler Albver­eins­mit­glie­der und dank der günsti­gen Witte­rung rasche Fortschrit­te und wurde an Aller­hei­li­gen (1.11.) 1929 vollendet. Im Novem­ber und Dezem­ber dessel­ben Jahres wurden die Innen­ar­bei­ten verrich­tet, die Wasser­spei­er angebracht und im neuen Jahr der Raum im Eingangs­be­reich hübsch hergerichtet.

Der Turm wurde von Ulmer und Oberko­che­ner Arbeits­kräf­ten unter Werkfüh­rer Deißler erstellt. Die Berghü­te diente den Auswär­ti­gen als Koch- und Schlaf­raum. Durch die Stein­brech­ma­schi­ne von Maurer­meis­ter Tritt­ler wurden die Bergstei­ne zerschot­tert und zermah­len. Glaser­meis­ter Wingert setzte die aus geschlif­fe­nem, polier­tem Draht­spie­gel­glas gefer­tig­ten Fenster ein, und Zimmer­meis­ter Brunn­hu­ber sorgte für den Boden­be­lag und die obere Treppen­ab­de­ckung. Sämtli­che Schrei­ner­ar­beit, die in dem alter­tüm­li­chen Turmstüb­chen beson­ders wohltu­end auffällt, wurde von Schrei­ner­meis­ter Fischer ausge­führt. Die Schlos­ser­ar­beit besorg­te Bauschlos­ser­meis­ter Walz von Heiden­heim. Die Maler­ar­bei­ten führte Meister Richard Holz von Aalen aus.

Oberkochen

Der Turm wurde neben dem Signal­stein erstellt, ist aus Eisen­be­ton errich­tet und 23 Meter hoch. Am Fuß hat er eine Grund­flä­che von sieben auf sieben Metern, die Platt­form mißt sechs mal sechs Meter. Die gesam­te überbau­te Fläche umfaßt 53 Quadrat­me­ter. Die Mauern sind an den Kanten 30 und sonst 15 Zenti­me­ter stark. Das Innere umfaßt fünf Stock­wer­ke, elf Treppen und 104 Stufen. Das Gewicht des ganzen Turms beträgt 390 Tonnen. Ein Wasser­be­darf von 45000 Litern mußte mit Fuhrwer­ken vom Tiefen­tal aus herbei­ge­führt werden. Ein frühe­rer Öltank der Firma Gebr. Leitz leiste­te als Wasser­be­häl­ter gute Diens­te. Verwen­det wurden 250 Kubik­me­ter Sand und Kies, zehn Tonnen Eisen und 900 Sack Zement. Die Deckplat­te wiegt 20 Tonnen. Durch eine Nachbe­hand­lung mit Ceresit gelang es, den Turm trocken zu halten. Die feier­li­che Einwei­hung des Turmes fand am Sonntag, dem 25. Mai 1930, durch den damali­gen Vorsit­zen­den des Albver­eins, Prof. Dr. Nägele, statt. Ab dem folgen­den Tag war der Turm für die Öffent­lich­keit zugäng­lich. Albver­eins­mit­glie­der und deren Angehö­ri­ge hatten satzungs­ge­mäß freien Eintritt. Nicht­mit­glie­der bezahl­ten 20 Pfennige.

Der Rundblick von der geräu­mi­gen Aussichts­platt­form des neuen Turmes ist weitum­fas­send und überwäl­ti­gend. Er reicht im Norden von Burgberg bei Crails­heim bis zur Zugspit­ze und zum Sänits im Süden. Im Nordwes­ten gleitet der Blick ins liebli­che Weiland mit seinen reichen Fluren, fried­li­chen Dörfern und Höfen. Hinter ihm steigt die Hohen­städ­ter Ebene mit Kirche und Schloß Hohen­stadt auf, weiter westlich erblickt man die Fricken­ho­fer Höhe mit dem Hagberg bei Gschwend, sowie den Welzhei­mer und Murrhard­ter Wald. Genau westlich erhebt sich gigan­tisch die Felsen­wand des Rosen­steins und Dorf Lauter­burg mit den herrli­chen Aalbuch­wäl­dern. Im Norden schim­mert weiß der Schönen­berg mit seiner Wallfahrts­kir­che und Schloß Ellwan­gen hervor; im Vorder­grund die Ortschaft Neuler mit ihren vielen Weilern und Einzel­hö­fen, dahin­ter der Hohen­berg und der Burgberg. Nordöst­lich erschei­nen Kapfen­burg und Flexe­ner, der Weller­stein nebst den glänzen­den Kalkfel­sen des Hessel­bergs im Fränki­schen Jura. Im Osten schweift das Auge über das Härts­feld mit den vorlie­gen­den, von Weilern unter­bro­che­nen Waldun­gen, über Elchin­gen und Ohmen­heim. Wie eine Riesen­burg leuch­tet daneben der massi­ge Kloster­bau von Neres­heim. Auch der letzte Berg der Schwä­bi­schen Alb, der kahlhäup­ti­ge Ipf, liegt im Blick­feld. Aus den Wäldern im Süden lugen Zang, Gnannen­wei­ler und von der Heiden­hei­mer Alb die hochge­le­ge­nen Dörfer Dettin­gen, Gerstet­ten, Kipfen­dorf und Hausen im Lontal sowie Albeck auf der Ulmer Alb hervor. In der Nähe fügen sich der Stürzel­hof, der Zahnberg und der Wollen­berg in die Waldland­schaft ein. Südöst­lich tauchen der Wahlberg bei Nattheim und Oggen­hau­sen auf. Bei klarem Wetter sind im weiten Süden die höchs­ten Punkte der Bayeri­schen und Allgäu­er Alpen, des Rätikons, der Appen­zel­ler- und der Thural­pen sicht­bar. Von Oberko­chen selbst ist nur die Grupp­sche Fabrik zu bemerken.

Oberkochen

Der Volkmars­berg heute (v. Karl Schurr)

Die Begeis­te­rung, mit der Alfons Mager seinen Beitrag verfaß­te, leitet auch den heuti­gen Bericht­erstat­ter über das weite­re Schick­sal des Berges.

Der Rundblick vom Turm ist beherr­schend wie eh und je. Vieles hat sich aller­dings verän­dert. Neu sind die zahlrei­chen Türme und Leitun­gen aller Art, die in letzten Jahren weithin über die Albhoch­flä­che entstan­den sind und gute Orien­tie­rungs­hil­fen darstel­len. Auch die aus dem Tal herauf­ge­wach­se­nen Ortschaf­ten und Siedlun­gen haben das Bild sehr verän­dert. Als die drei erst jüngst entstan­de­nen Verän­de­run­gen sieht man die Heide­sied­lung in Oberko­chen, die Baustel­le der Bundes­au­to­bahn auf dem Härts­feld und die Kühltür­me des Kernkraft­wer­kes von Gundrem­min­gen an der Donau.

Aber nicht nur der Fernblick bietet viel neues, auch in unmit­tel­ba­rer Umgebung des Aussichts­turms hat sich Vieles getan.

1938 wurde die rd. 70 Hektar große, der Gemein­de Oberko­chen gehören­de Bergkup­pe als Natur­schutz­ge­biet im Sinne des damali­gen Reichs­na­tur­schutz­ge­set­zes ausge­wie­sen. Eine früher bereits erfolg­te Unter­schutz­stel­lung nach württem­ber­gi­schem Recht wurde damit fortge­setzt. Der Schutz­zweck ist bis heute geblie­ben: Erhal­tung der Wachol­der­hei­de als Schaf­wei­de in Verbin­dung mit einem abwechs­lungs­rei­chen Baumbe­stand. Die Pflege des Gebiets wurde dem Staat­li­chen Forst­amt Oberko­chen übertragen.

Durch Kriegs- und Nachkriegs­zeit, die Einstel­lung der Schäfe­rei ab 1939, die Benut­zung des Turms durch das Militär — zuerst die deutsche Wehrmacht, danach bis 1960 die US-Besat­zung — lief aller­dings die Entwick­lung des Natur­schutz­ge­biets rasch in eine Richtung, die zwar der natür­li­chen Sukzes­si­on entspricht, aber durch­aus nicht den Vorstel­lun­gen der Natur­schüt­zer gerecht wurde: Die hochstre­ben­den Bäume — Buche, Fichte, Kiefer, Eiche, Esche — überwu­cher­ten bald die Wachol­der­bü­sche, und das sich ausbrei­ten­de Gesträuch tat sein übriges. Einige Teile wurden unter dem Eindruck der Holznot 1945 auch mit Fichten aufgeforstet.

1960 wurde nach langem Bemühen die Militär­be­set­zung beendet. Der Turm mußte völlig renoviert werden, die alte Schutz­hüt­te von 1924 war baufäl­lig. Die Oberko­che­ner Ortsgrup­pe des Albver­eins baute 1961 eine neue Hütte mit Flach­dach in einer sehr anspre­chen­den Bauwei­se aus Natur­stei­nen und Holz. 1967 setzte, angeregt und gelei­tet durch das Forst­amt Oberko­chen, als langjäh­ri­ge Dauer­auf­ga­be die Zurück­drän­gung des Gestrüpps und Gehöl­zes ein. Hunder­te Raumme­ter Holz wurden einge­schla­gen. Mit Hilfe der »Holzhau­er­grup­pe« des Albver­eins konnte die aufwen­di­ge Feinar­beit, das Verbren­nen des Unhol­zes und Freistel­len der schöns­ten Buchen, Fichten und der jungen Wachol­der fachge­recht und kosten­güns­tig durch­ge­führt werden. Der staat­li­che Natur­schutz schoß beträcht­li­che Summen bei, die im wesent­li­chen für den Einsatz der Waldar­bei­ter verwen­det wurden.

Oberkochen

So erhielt der »Berg« wieder ein neues Gesicht. — Eine Mischung aus Parkwald und Wachol­der­hei­de die sich von Jahr zu Jahr schöner entwi­ckelt, umgibt heute die Kuppe des Berges auf ca. der Hälfte der Fläche des Naturschutzgebietes.

Gleich­zei­tig entstand ein lebhaf­ter Wander­be­trieb zum Volkmars­berg, sicher angelockt durch das neue Landschafts­bild, ebenso aber durch die Gastlich­keit in der Schutz­hüt­te des Albver­eins und den herrli­chen Ausblick vom Turm. Einen großen Schre­cken erleb­te ganz Oberko­chen und der Albver­ein, als am 9. Febru­ar 1974 die eben frisch renovier­te Hütte ein Opfer der Flammen wurde, ausge­löst durch den elektri­schen Strom. In bewun­ders­wer­ter Zusam­men­ar­beit entstand eine neue, noch schöne­re Hütte, die sich zu einem ausge­spro­che­nen Schwer­punkt für erholung­su­chen­de Wande­rer entwi­ckelt hat. Heute gehört eine Wande­rung zur Hütte, die jährli­che Sonnwend­fei­er, die Waldweih­nacht, der Nußzwick, ein Gang durch das herrli­che Gebiet auf den markier­ten Rundwe­gen, im Winter der Winter­sport am kleinen Lift rund um die TVO-Skihüt­te, zu den festen Bestand­tei­len des Oberko­che­ner Jahres. Der lange geübte Brauch, das jährli­che Kinder­fest auf dem Südteil des Berges abzuhal­ten ist leider 1979 abgeschaft worden. 1979/80 wurde der Volkmars­berg­turm zum 50. Geburts­tag vollstän­dig renoviert. Zum Jubilä­um gab es eine große Sternwanderung.

Der Berg ist heute somit wieder ein kostba­res natür­li­ches Klein­od, in dem die unter­schied­li­chen Inter­es­sen — der Schutz der Natur und das Erholungs­be­dürf­nis der Menschen — in idealer Weise in Einklang gebracht sind.

Das Verbot des Kraft­fahr­zeug­ver­kehrs auf der Zufahrts­stra­ße, aber auch der Verzicht auf eine Großski­an­la­ge tragen ganz wesent­lich zum hohen Erholungs­wert des Volkmars­bergs bei.

Loblied auf einen Aussichts­berg der Schwä­bi­schen Alb — den Volkmarsberg —

Wie ist es so herrlich, hier oben
Auf ragen­den Felsen zu stehen!
Wie fühlt sich die Seele gehobe
Auf diesen roman­ti­schen Höhen!

Wie ziehen umher sich, wie breiten
Die Bogen der Täler sich aus!
Wie schweift in unend­li­che Weiten
Das Auge bewun­dernd hinaus!

Hier oben, benach­bart der Sonne,
Hier fühlt man in reine­rer Luft
Der Freiheit begeis­tern­de Wonne,
Die Knecht­schaft versinkt in die Kluft.

Hier schla­gen die Herzen uns höher,
Wir ahnen der Seligen Glück,
Wie fühlen dem Himmel uns näher,
Wir lassen die Erde zurück.

Ludwig Neuffer geb. 1769, ein Freund Hölderlins

Herbst­li­che Wande­rung zum Volkmarsberg

Wir wandern durch ein Sturmes­tief
Die Schir­me sind gespannt
So schlen­dern wir ein wenig schief
durch herbst­lich schönes Land.

Dann hocken wir im Wolfert­s­tal
Eh’ wir den Aufstieg wagen;
Wir machten ihn schon manches Mal
Und wollen uns nicht plagen.

Nun grüßen wir den weißen Turm
Uns schirmt die gute Hütte
Vor Regen und vor tiefem Sturm
So ist es alte Sitte.

Hier trinken wir den roten Wein
Er birgt die ganze Sonne
So haben wir auch Sonnen­schein
Der Berg schenkt immer Wonne.

Dr. O. Meese, Ellwangen

Volkmars­berg — Heimatberg

O Volkmars­berg, du kühner,
Hoch überm Kocher­tal,
Dir schickt die liebe Sonne
Den erst’ und letzten Strahl!

Rings­um die Welt so stille
Der Blick schweift in die Fern.
Nur leis’ die Büsche rauschen:
Wie hab ich das so gern!

Und die Wachhol­der­büsch­chen
Schaun mich so freund­lich an
Mit ihren schlan­ken Zweig­lein
Und blauen Beerchen dran.

Wer dich einmal bestie­gen,
Kehrt wieder bei dir ein;
Denn Himmels­ruh und Frieden
Senkst du ins Herz hinein.

Ich hör nicht meine Schrit­te
Auf grün’ bedeck­ter Heid:
Die Vögel nur die muntern,
Die singen mir zur Freud!

Und weiden hier noch Schäf­lein,
Und ruft ein Kuckuck dort.
Dann möchte ich am liebs­ten
Gar nimmer von dir fort.

Als Knabe schon, als Jüngling
Lenkt ich den Schritt zu dir
Vom lieben Heimat­dörf­chen
Hinauf durch Waldrevier.

Und neu gestärkt und munter
Kehrt ich ins Tal zurück
und sandte, hochbe­frie­digt,
Dir zu — den Dankesblick.

So oft ich auch gestie­gen
Auf deine lichte Höh’:
Bei dir konnt ich verges­sen
Der Erde Leid und Weh.

0 Heimat­berg, du lieber,
Senk tief ins Herz hinein
Den Frieden allen Wandrern,
Zumal vom Albverein!

J. Beiswen­ger (1930)

Oberko­che­ner Älbler-Walzer
Schun­kel­lied für frohge­mu­te Hütten­aben­de usw.

Oberkoch­ner Älbler sind fidele Leut
Auf dem Volkmars­ber­ge hat man seine Freud
In der schmu­cken Hütte geht es lustig zu
und bei gutem Weine verfliegt die Zeit im Nu!
Oh wie schön — oh wie schön
ist es auf den Berg zu gehn
Jeder singt — froh gestimmt
in unsrer Runde mit:

Melodie: H. Münzer
Text: H. Grünler

Der »Entlas­sungs­schein« unseres Volkmarsberges

HEADQUARTERS
STUTTGART POST
Real Estate Office
APO 154, US Forces

18. August 1960

SUBJECT: Release of Real Proper­ty
TO: Amt für Vertei­di­gungs­las­ten
at Schwae­bisch Gmuend
1. This is to inform you that the proper­ty located at Oberko­chen Part of lot # 2692/1. lets # 2692/2 and 2692/3

Landkreis Aalen, Provin­ce Baden-Württem­berg
and owned by Gemein­de Oberko­chen
acqui­red by the U.S. Forces effec­ti­ve 1 July 1947
and cover­ed by Eucom / Eng Form 6‑GRE # AA283,dtd, 26.July 1947
is released effec­ti­ve 24. August 1960
and may be retur­ned to the owner.
2. Please acknow­ledge receipt by signing all four (4) copies
of this notice and affixing the offici­al seal there­to.
Two (2) copies will be retai­ned by you, one for your files and one for the owner.

PROCURING OFFICER
L.MARSINE KNOX
WD Civ CAF 7
Receipt acknow­led­ged: 22. Aug. 1960
AESUS FL 524 15. Oct 58

L.W. HAHN
DA. Civ
Real Estate Officer
(Signa­tu­re)
FCC 7.44

Karl Schurr, Alfons Mager