Am Samstag, 6. Januar 1996 (3‑König), ist es wieder so weit: Der Heimat­ver­ein veran­stal­tet einen »Tag der Offenen Tür«, um über die Fortschrit­te bei der Einrich­tung des Heimat­ver­eins im Schil­ler­haus zu infor­mie­ren. Aus diesem Anlaß möchten wir heute das erst kürzlich festge­stell­te Modell »Zentral­köh­le­rei Wanne« vorstel­len, das Herr Bantel in ca. 50 Arbeits­stun­den gefer­tigt hat. Es ist 80/160 cm groß und zeigt im Maßstab 1:22 4 Kohlplat­ten, die stufig überein­an­der in leicht hängi­gem Gelän­de angeord­net sind.

Oberkochen

Von unten nach oben zeigt Kohlplat­te 1 (im Foto nicht sicht­bar), wie der Bau eines Meilers begon­nen wird. Platte 2 zeigt einen aufge­schich­te­ten Meiler, Platte 3 einen betriebs­fer­ti­gen, und Platte 4 einen abgeräum­ten Meiler, wo die Holzkoh­le zum Abtrans­port in Säcke gepackt wird.

Das Block­haus, das man sich bei einer Großköh­le­rei vorstel­len muß, stammt von dem ehema­li­gen Schüler des Gymna­si­ums Oberko­chen, Micha­el Albrecht. Es wurde 1981 im Rahmen des SK-Unter­richts in Klasse 11 gefer­tigt und nun in das Modell integriert.

Das Modell geht auf ein Schul-Projekt zurück, das Herr Bantel 1983 in Zusam­men­ar­beit mit dem Staatl. Forst­amt durch­führ­te. Unter der Anlei­tung von OFR Karl Schurr waren damals fast 30 ehema­li­ge Kohlplat­ten auf Oberko­che­ner Markung aufge­spürt, unter­sucht und einge­mes­sen worden, darun­ter auch die »Zentral­köh­le­rei Wanne«, die mittler­wei­le im Zuge der Auffüh­rung der Wanne verschwun­den ist.

Holzkoh­le wurde auf unserer Gemar­kung über Jahrhun­der­te herge­stellt. Der Wald war durch planlo­se Nutzung furcht­bar gebeu­telt. 1772 klagt ein Königs­bron­ner Hütten­werks-Bericht­erstat­ter über die Oberko­che­ner Bilz: »… ist von Fakto­rie … nur was schön Holz ware durch Verkoh­len abgetrie­ben worden …«. Unweit von Oberko­chen wird geklagt: »… die Stämm­lein nichts als Prügelen bei weitem nicht eines Armes dickh sind . . (Heinrich Koch, Waldge­schich­te des Heiden­hei­mer Forsts, 1939).

Schon für den Betrieb des in der letzten Nummer von BuG erwähn­ten Hochofens beim Kocher­ur­sprung wurden große Mengen von Holzkoh­le benötigt. Mit dem Anschluß Oberko­chens ans Eisen­bahn­netz im Jahr 1864 wurde die Holzkoh­le von der besse­ren Stein­koh­le verdrängt, so daß das Köhlerei­hand­werk auf unserer Markung nach und nach ausstarb.

Der Holzraub­bau hörte auf und eine geziel­te Bewirt­schaf­tung des Waldes setzte ein.
Eine große Hilfe bei der Ferti­gung des Modells der ca. 150 Jahre alten »Zentral­köh­le­rei Wanne« waren die seiner­zei­ti­gen Gesprä­che mit Frau Wengert sen. auf der von ihrer Familie betrie­be­nen Kohlplat­te beim Roten­sohl. Diese Kohlplat­te ist, zusam­men mit einer weite­ren, bis auf den heuti­gen Tag in Betrieb. Die beiden Kohlplat­ten gehören zu den aller­letz­ten im süddeut­schen Raum.

Dietrich Bantel

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