
Ganz gleich ob Rotstein oder Rodstein: Vom Felsen hoch über Oberkochen hat man einen wunderbaren Ausblick ins Kochertal. Archivfoto: Anne Karrer
Na ja, ein weltbewegendes Problem ist es nicht, ob man den schmucken Felsen hoch über Oberkochen mit „d“ oder mit „t“ schreibt. Aber es ist ein kleines Stück Heimatgeschichte, das die Oberkochener schon immer umgetrieben hat und noch heute wird über die richtige Schreibweise diskutiert.
Schließlich ist der Rod(t)stein ein beliebtes Wanderziel und er ist die auserkorene Startrampe für Gleitschirmflieger. Und man hat vom Felsen aus eine tolle Aussicht auf die Stadt und ins Brenztal.
Vom allzu früh verstorbenen Oberkochener Heimatforscher Dietrich Bantel weiß man, dass die Frage nach der richtigen Schreibweise des Rod(t)steins niemals verbindlich beantwortet wurde. Vor 170 Jahren gab es noch keinen Duden mit der Idee, verbindliche Schreibweisen festzulegen. Dietrich Bantel hatte Alt-Oberkochener und in der Heimatgeschichte firme Bürger befragt. Zunächst war kaum einer unter den Befragten, der die Schreibweise Rotstein begründen konnte. Alle bis auf einen waren sich einig, dass man Rodstein mit „d“ schreibt, weil sie glaubten, die Namensgebung stamme von roden mit der Bedeutung „urbar machen“. Allerdings war in der „Urkarte“ vor 170 Jahren der Begriff Rotstein zu finden. Eine Person mutmaßte, dass eine Schreibweise „Rotstein“ vielleicht damit zusammenhängen könnte, dass der Fels – wie die Berge in den Dolomiten – rot wird, wenn er von der Abendsonne angestrahlt wird. Dieser Annahme wollte „Didi“ Bantel nicht folgen, für ihn war sie eine „Vermutung aus dem hohlen Bauch heraus.“
Immerhin aber steht fest, dass tatsächlich in fast allen amtlichen Karten die Schreibweise „Rotstein“ verwendet wird. Im Stadtplan heißt der Felsen „Rodstein“. Beim Landesvermessungsamt ist nie eine Anfrage gestellt worden, wie der Fels nun wirklich heißt. Bemühungen um interne Klärung gab es seitens der Altvorderen aber schon. Franz Balle verwendete in seinen „Heimatkundlichen Blättern die amtliche Schreibweise „Rotstein.“ Die Alt-Lehrer Mager und Günter, die heimatkundlich sehr engagiert waren, hatten die Schreibweise mit „d“ favorisiert.
Dr. Christhard Schrenk, ein deutscher Historiker, verwendet in seinem Heimatbüchlein „Rodstein“ und verweist auf die Rodhalde und den Rodsteinhang. Und der unvergessene Oberforstdirektor Karl Schurr macht im Heimatbuch von 1986 klar, dass der Name „Rot oder Rod“ sich wohl von „reuten“ – „roden“ ableitet. Mit rotem Boden oder dergleichen habe dies nichts zu tun. Allerdings ließ er quasi als Hintertürchen offen, dass die Erklärung vielleicht doch nicht schlüssig sein könnte.
Ein Fakt, der für „Rodstein“ spricht, ist, dass sowohl vom Gestein als auch vom Boden her keinerlei Verbindung in Richtung „rot“ gegeben ist. Oberkochen befindet sich im Weißen Jura. Für den Rodstein spricht auch, dass sich nur wenige Kilometer in Luftlinie vom Rodstein entfernt, das Hofgut Hohenroden bei Essingen befindet. Dietrich Bantel kam zum Schluss, dass die offiziellen Karten nicht von Einheimischen, sondern von Ortsunkundigen gemacht wurden.
Im offiziellen Stadtplan ist der Felsen als Rodstein eingezeichnet.
Lothar Schell, Schwäbische Post