Auf dem kalkreichen Boden unserer Markung wächst eine artenreiche, bunt-farbige Flora mit vielen seltenen Blumengestalten. Nur auf den Feuerstein-Lehmböden, aus denen der Kalk vollständig ausgelaugt ist, finden wir auch kalkmeidende Pflanzen, die sonst nur auf den Sandböden der Keuperberge und des Schwarzwaldes vorkommen, z.B. den Roten Fingerhut, Heidelbeerstauden, Heidekraut, Besenginster, Bärlapp und das Seegras. Feuerstein-Lehmböden gibt es in den Wäldern auf der Hochfläche des Rodsteins und im Kahlenbühl.
Das landwirtschaftlich ungenutzte Ödland an den sonnigen Talhängen mit seinen steinigen Trockenrasen schmückt im Sommer ein herrlicher Blumenflor mit geschützten Pflanzen, die hier noch nicht durch Bodenbearbeitung und Düngegift gefährdet sind. Auf einem botanischen Streifzug durch das Vegetationsjahr wollen wir nun die Pflanzen unserer Heimat kennenlernen:
Boten des nahenden Frühlings
Schon Ende Februar und Anfang März blüht am Waldrand häufig der Seidelbast oder Kellerhals. Seine stark duftenden rosaroten Fliederblüten erscheinen vor den Blättern. Aus den Blüten entwickeln sich am holzigen Zweig scharlachrote, giftige Beeren, die aber von Drosseln und Rotkehlchen gefressen werden. Am sonnigen Buchenhang an der Eßhalde und an anderen Orten blüht schon im Dezember und Januar mit grünen, rotgeränderten Blütenglöckchen die Stinkende Nieswurz, eine Verwandte der Christrose.
An sonnigen Südhängen drängen sich durch das braune Buchenlaub, das den Waldboden bedeckt, die blauen Blütensterne der Leberblümchen oder Märzenblümchen. Im schattigen Schluchtwald blüht jetzt auch der Hohle Lerchensporn mit eigenartigen duftenden roten und weißen Blütentrauben. Jetzt finden die Kinder an Waldwegen das Lungenkraut mit roten und blauen Schlüsselblumenblüten, sie nennen es »ungleiche Schwestern« oder »Hänsel und Gretel«.
Noch im unbelaubten Buchenwald blühen mit weißen Blütensternen über zart gefiederten Blättern die Buschwindröschen oder Anemonen, im Volksmund nennt man sie »Schnaikättera«. Die gelbe Anemone, die zu gleicher Zeit blüht, finden wir in schattigen, feuchten Waldteilen.
Auch die Frühlingsplatterbse blüht jetzt allerdings nur auf Kalkböden. Sie ist ein Schmetterlingsblütler, also verwandt mit Erbsen und Bohnen. Ihre roten Blüten verfärben sich blau. Die Kinder nennen diese schöne Frühlingsblume »Herrgottschühle«, an anderen Orten nennt man sie »Goggeler«. Bis sich der Buchenwald belaubt, hat die Frühlingsplatterbse bereits reifende Fruchthülsen.

Im April können wir am Märzenbuckel, am kleinen Rodstein, an der Langerthalde und anderen Sonnenhängen die prächtigen, dunkellilafarbenen Blütenglocken der Küchenschelle bewundern. Ein silbriger Haarpelz schützt sie gegen Frost und zu starke Sonnenbestrahlung. Die Küchenschelle ist ein Kleinod der Albflora. Winterdürre Heideflächen auf dem Volkmarsberg oder an der Eßhalde schmücken jetzt die azurblauen, edelsteinbesetzten Sterne des Frühlings-Enzians in ganzen Nestern, die wir sorgsam umgehen müssen. Der Volksmund nennt den schönen Flühlingsenzian »Hausanzünder« oder »Schusternagel«.
Edle Vertreter der sommerlichen Waldflora
Im Juni und Juli begegnen wir an Waldwegen im Buchenwald einer schönen Pflanze mit lichtblauen Glockenblüten mit hakenförmig gebogenen Spornen, es ist eine Leitpflanze des Steppenheide-Waldes, die Akelei, auch Gotteshut oder Elfenschuh genannt. Auch die Türkenbundlilie rollt jetzt ihre trübrosafarbenen Blüten, die einem orientalischen Turban gleichen, auf. Als echte Lilie entsprießt sie einer Zwiebel, die man Goldzwiebel nennt, weil einst die Alchimisten mit Hilfe ihres goldbraunen Saftes aus unedlem Metall Gold machen wollten.

Im schattigen Wald am Kuckuckstein blüht im Sommer der Wolfseisenhut mit gelben, hahnenförmigen Blüten, die eine verästelte Traube bilden.
Auch die mit gelben Blütenglocken besetzten Blütenstauden des Gelben Fingerhutes, denen wir im hohen Sommer am Hahnenloh oder am Hang des Pulverturmes begegnen, gehören zu den Schönheiten der Albflora.
Schön sind die schwefelgelben Hummelblüten und schön sind auch die gelbgrünen, am Rande gesägten, bewimperten, länglichen Blätter.
Der bekannte Rote Fingerhut, Digitalis purpurea, ist in den Wäldern der Alb ein Fremdling, denn er meidet kalkreiche Böden. Nur auf dolomitischen Feuerstein-Lehmböden, aus denen der Kalk ausgelaugt ist, kann er wachsen.
Auf solch kalkarmen Standorten haben Forstbeamte durch Ausstreuen von Samen kleine Kolonnen von Rotem Fingerhut angelegt. Im Juni, Juli und August bilden die mit vielen Blüten besetzten, von unten nach oben aufblühenden leuchtend roten Blütenpyramiden einen prächtigen Schmuck unserer Laub- und Nadelwälder. In den Wäldern des Schwarzwaldes und der Keuperberge, die auf Sandboden wachsen, besiedelt der Rote Fingerhut Kahlschläge und Lichtungen. Er ist eine wichtige Heilpflanze und enthält die giftigen Digitalis-Glykoside.
In den Buchenwäldern blühen im Sommer auch einige, immer seltener werdene Orchideenarten: Das Rote Waldvöglein, das Weiße Waldvöglein mit großen, gelblich weißen Blüten, das seltenere Schwertblättrige Waldvöglein mit kleineren, reinweißen Blüten, wir fanden einen Standort bei der Borzelgrube. Auf Waldwiesen und in Hecken am Waldrand blüht die Waldhyazinthe, Kuckucksblume oder Stendelwurz. Die stark duftenden weißen, lang gespornten Blüten bilden aufrechte hyazinthenförmige Blütentrauben. Selten ist die Breitblättrige Sumpfwurz.
Der bunte Sommerflor an den sonnigen Talhängen
Beispiel Eßhalde
Von Juni bis August blühen an den sonnigen Talhängen viele schöne Sommerblumen. Gelb leuchten die zierlichen Blüten der Schmetterlingsblütler: von Hufklee, Wundklee, vom rotgetupften Hornklee, vom geflügelten Ginster, dessen Stengelflügel Assimilationsorgane sind, die bei starker Sonneneinstrahlung wenig Wasser verdunsten. An dünnen Stengeln sitzen die goldenen Rosettenblüten des Sonnenröschens. Gelb leuchten auch die Blütenkörbchen der Habichtskräuter, des Löwenzahns, des Rindsauges. Am Wegrand wuchert in dichtem Bestand das gelbe Echte Labkraut, das Marienbettstatt-Stroh.

In den bunten Blumenteppich sind eingewoben die lila Blüten der Großen Brunelle, eines Lippenblütlers, die lichtblauen Blütenbüschel der Rundblättrigen Glockenblume, die hellrosafarbenen Blütenköpfchen der Bunten Kronenwicke. Im Schatten der Hecke am Wegrand steht die Pfirsichblättrige Glockenblume mit großen halbkugeligen Blütenglocken. Ins Auge springende Farbtupfer setzen die großen karmesinroten Korbblüten der Skabiosenflockenblume, die blutroten Blütenbüschel der Karthäusernelke, die Gruppen vom Großen Dosten, auf dessen aromatisch duftenden Blütendolden schöne Falter wie Perlmutterfalter und Kaisermantel nektarsaugend schaukeln.
Am trockenen Wegrain blüht die Silberdistel mit den silbrig glitzernden Rundblüten. Die Silberdistel, auch Wetterdistel, Karlsdistel oder Eberwurz genannt, kommt in zwei Formen vor, als langstielige, der häufigsten, und als stengellose (acaulis). Die stengellose Silberdistel finden wir auf der Wacholderheide am Volkmarsberg. Die silbrigen Randblüten sind hygroskopisch, bewegen sich bei feuchter Luft und Regen nach innen, der Blütenstand ist dann geschlossen.
Mitten auf dem Weg entlang der Eßhalde blüht im August der Kreuzenzian. An etwa dreißig Zentimeter hohen Stengeln sitzen in mehreren Quirlen rundum kleine dunkelblaue Blütchen. Rechtwinklige Kreuze bilden auch die Blattpaare am Stengel. Wir empfehlen die schönen Kreuzenziane auf dem Wege der Beachtung der Spaziergänger.
Am Eßhaldenabhang findet der Orchideenfreund jetzt viele Exemplare der Händelwurz, kenntlich an den rosaroten Blütenähren mit den gespornten Einzelblüten.
Am Südhang des Pulverturms entdeckt der Pflanzenfreund im Sommer noch andere typische Blumen: das Nickende Leimkraut, die Bergminze mit hellvioletten und den Aufrechten Ziest mit weißen Lippenblüten, die Ästige Graslilie mit zierlichen weißen Blütensternchen. Im lichten Buchenhang schwanken auf hohen schlanken Stengeln die weißen Blütendolden der Ebensträußigen Wucherblume.
Eine ganze Anzahl von Pflanzen aus dem Sommerflor an der Eßhalde und am Pulverturm sind Leitpflanzen der Steppenheide.
Die Steppenheide und ihre charakteristischen Pflanzen
Die Steppenheide dürfen wir nicht verwechseln mit der »Heidekrautheide«, die bewachsen ist mit Heidekraut, Wacholdern, Birken und allerlei Zwerggesträuch. Die Steppenheide ist kein Wald, keine Wiese, auch kein Trockenrasen. Sie besteht aus einem bunten Gemisch von Hochstauden, niederen Kräutern, Gräsern, Moosen und Flechten. Eingestreut sind Sträucher oder krüppelhafte Bäume.
Professor Mahler schreibt im Unterkochener Heimatbuch: »Pflanzensoziologisch stellt die Steppenheide eine Art »Spitzpudeldachspinscher« dar. Sie hat viel Ähnlichkeit mit den Steppen an der unteren Donau und in Südrußland. Auf unserer Markung haben die exponierten, waldfreien Süd‑, Südwesthänge an der Eßhalde, am Märzenbuckel, am Pulverturm, am Tierstein und auf der Höhe des Volkmarsberges Steppenheidecharakter.
Zur Gesellschaft der Steppenheidepflanzen zählt man: die Küchenschelle, das Frühlingsfingerkraut, das Salomonssiegel, das Sonnenröschen, Hufeisenklee, Wundklee, Zypressen-Wolfsmilch, Schwalbenwurz, den Großen Dosten, die Färberkamille, das Rindsauge, die Bunte Kronenwicke, die Skabiosenflokkenblume, die Kugelblume, die Ästige Graslilie, die Karthäuser-Nelke, die Große Brunelle, das Nickende Leimkraut und die Silberdistel.

Leitpflanzen des Steppenheide-Waldes
Der Steppenheide-Wald ist eine lichtere Waldform, er bildet als schmaler Gürtel den Übergang von der Steppenheide zum geschlossenen Wald. Im Steppenheidewald wächst wie auf der Steppenheide eine Reihe charakteristischer Pflanzen:

So finden wir am Langertweg nach Unterkochen und am Weg nach Ebnat das schöne Immenblatt oder Honigblume mit großen weißlichen, rosa oder lila angehauchten Lippenblüten. Es wird von Hummeln und Nachtschmetterlingen besucht und blüht im Mai und Juni. Im Buchenhochwald über dem Tiersteinfelsen blüht vom Mai bis Juni ein Boretsch-Gewächs, der Rotblaue Steinsame in einem größeren Bestand. Seine Blüten wechseln in der Blütezeit die Farbe von Hellpurpur zu tiefem Blau.
Nach Robert Gradmann, dem Altmeister der Alb-Botaniker, gehören zu den Leitpflanzen des Steppenheide-Waldes außer Immenblatt und Rotblauem Steinsamen:
Die Stinkende Nieswurz, das Leberblümchen, die Akelei, der Gelbe Fingerhut, das Rote Waldvöglein, die Ebensträußige Wucherblume, die Pfirsichblättrige Glockenblume und der Frauenschuh, dessen Standorte geheimzuhalten sind.

Die Gesellschaft der Schlagpflanzen
Wo in Wäldern Kahlschläge und Lichtungen entstehen, verursacht von Baustellen für Siedlungen, wie auf der Heide, oder durch den Bau von Straßen oder Hochspannungsleitungen, da stellen sich sofort die Schlagpflanzen ein. Sie keimen in dem rauhen, unkultivierten Boden und versuchen die dem Wald geschlagenen Wunden wieder zu schließen. Sie sind das »Fliegende Feldlazarett des Waldes«. Wie von Geistern gerufen, kommen ihre Samen von weither angeflogen, oder werden von Vögeln in ihren Exkrementen hergetragen. Die Schlagpflanzen verhindern zunächst im Verein mit Gesträuch und Gestrüpp das Austrocknen des Bodens und leisten so Pionierarbeit für eine Wiederbewaldung.
Zur Gesellschaft der Schlagpflanzen gehören:
Das Schmalblättrige Weidenröschen oder Stauden-Feuerkraut, ein rotleuchtender Schmuck der Lichtungen, das Echte Johanniskraut, das Waldgreiskraut, das Fuchsgreiskraut, der Gemeine Dosten, der Wasiserdosten oder Kunigundenkraut, viele Distelarten von der gemeinen Ackerdistel und der Sumpfkratzdistel bis zur Distelkönigin, der schönen Wollköpfigen.
Auch die hohen kantigen Büsche der Tollkirsche stellen sich auf Kahlschlägen ein. Ihre glänzend schwarzen Beeren sind sehr giftig, werden aber von Drosseln und Fasanen gefressen. Die zwei bis drei Meter hohe Königskerze oder Wetterkerze, wie die Tollkirsche eine Heilpflanze, überragt das Gewirr der Schlagpflanzen wie eine Königin. Hell leuchten die radförmigen Blüten ihrer Blütenähre. Diese darf an Maria Himmelfahrt in keinem Weihbüschel fehlen.
Die Pflanzengemeinschaft des Schluchtwaldes
Der Schluchtwald hat wenig Sonneneinstrahlung, der Boden ist stets feucht. Es wachsen dort Pflanzen, die den Schatten lieben:
1. Der Aronstab
Man findet die interessante Pflanze außer in Schluchtwäldern auch in schattigen Hecken. Schon im April sprießen die großen, pfeilförmigen, saftgrünen Grundblätter. Später erscheinen die hasenohrförmigen grün-weißlichen Hüllblätter der Blüte, die die inneren Blütenteile schützen. Aus dem Blütenstand ragt ein keulenförmiger Kolben, dessen Aasgeruch kleine Fliegen anlockt. Diese werden im Innern des Blütenstands gefangen gehalten, bis sie diese bestäubt haben. Erst dann können sie wieder in die Freiheit entweichen. Der Blütenstand des Aronstabs ist eine Fliegenkesselfalle. Aus dem bestäubten Blütenstand entwickelt sich eine aufrechte Traube korallenroter, giftiger Beeren, die Ende Juli reifen. Der in allen Teilen giftige Aronstab spielte früher in der Heilkunde eine Rolle und wurde im Volksglauben als Orakelpflanze befragt.

2. Das Silberblatt oder die Mondviole
Das Silberblatt ist eine typische Schluchtwaldpflanze. Es gehört zu den Kreuzblütlern. Der Blütenstand der wohlriechenden violetten Blüten ist eine Trugdolde. Es blüht im Mai und Juni. Die Scheidewand der platt gedruckten, ellipsenförmigen Samenschoten glänzt silbrig. Das Silberblatt fand man früher in jedem Bauerngarten.
3. Zu den Schluchtwaldpflanzen
gehören auch die Türkenbundlilie, das Springkraut (Impatiens noli-tangere), das Gelbe Windröschen, das Fuchsgreiskraut, das Wechselblättrige Milzkraut, das Scharbockskraut, der Stinkende Storchschnabel, der Wolfseisenhut, der Bärenlauch, der Waldziest und die Einbeere.
Fremdlinge in der heimischen Flora
1. Die Morgenländische Zackenschote
Dieses Ackerunkraut wurde vor etwa vier Jahrzehnten mit landwirtschaftlichen Produkten aus dem Orient nach Europa eingeschleppt. In jedem Frühsommer fallen uns die meterhohen, krautigen Büsche, besetzt mit kleinen gelben Kreuzblütchen, auf, die sich von Jahr zu Jahr immer mehr ausbreiten an Feld- und Wiesenrainen, an Straßen- und Bahndämmen, auf Ödplätzen und Baustellen; da und dort stehen sie schon mitten in der Wiese. Die Morgenländische Zackenschote hat eine kräftige, meterlange Pfahlwurzel und kann deshalb schwer ausgerottet werden. Jedes Jahr erobert sie neue Standorte.
2. Die schöne Gauklerblume
Sie konnte bis vor wenigen Jahren am Gutenbächle bei der Nepomukbrücke bewundert werden. An den ästigen 30–40 cm hohen Stengeln mit glatten, gezähnten Blättern sitzen an dünnen Stielen große goldgelbe Hummelblüten, deren Unterlippe mit zwei schwarzroten Punkten verziert ist. Die Gauklerblume ist eine Gartenblume aus dem westlichen Amerika, die bei uns verwilderte.

3. Die Nachtkerze
Sie kam um 1914 aus Botanischen Gärten Amerikas nach Europa, wo sie rasch verwilderte. Die großen hellgelben, radförmigen Blüten der Nachtkerze bilden eine lockere Ähre. Sie öffnen sich abends sechs Uhr, nur zwei Nächte lang, tagsüber schließen sie sich. Ihre Bestäuber sind langrüsselige Nachtschmetterlinge wie das Taubenschwänzchen.
Die Nachtkerze blüht von Juni bis August an Bahndämmen in Kiesgruben und an Fluß- und Kanalufern.
4. Das Knopfkraut
Es stammt aus den peruanischen Anden und kam über Pariser botanische Gärten nach Deutschland. Deshalb nennt man es auch Franzosenkraut. Seit 1910 ist es ein Ackerunkraut in Kartoffeläckern und Gemüsegärten. Wir kennen das Knopfkraut an den niedlichen Blütenkörbchen mit den fünf weißen Strahlenblütchen.
5. Der Quirlblütige Salbei
Er ist verwandt mit dem Wiesensalbei, hat aber viel kleinere, in Quirlen am Stengel sitzende lilafarbene Lippenblütchen. Seine Heimat sind die Gebirgslandschaften am Kaukasus, Nordpersiens, Kleinasiens und Syriens. Er ist wahrscheinlich mit südrussischem und ungarischem Getreide nach Westeuropa verschleppt worden und bei uns jetzt ein eingebürgertes Getreide-Unkraut geworden. Seine klebrigen Früchtchen werden von Schafen verbreitet.
6. Der Gemeine Frauenspiegel
Er ist ein Glockenblumengewächs und fällt auf durch seine lilafarbenen, fünfzipfeligen , platt gedrückten Glockenblüten. Der Frauenspiegel stammt aus Südeuropa. Seine Verbreitung ist durch die Verbesserung des Saatgutes in den letzten Jahren zurückgegangen.
Pflanzen am Bachufer und im fließenden Wasser
Schon im Februar erscheinen am Kocherufer die rosa fleischfarbenen Blütenstände der Roten Pestwurz, die in Pestzeiten als Heilpflanze gebraucht wurde. Am Bachufer, an seichten Stellen mitten im Bach und am Quellenrand blühen im März als erste Frühlingsboten die Sumpfdotterblumen oder »Schmalzkacheln« mit dottergelben Blütenschalen, die von fünf Kelchblättern gebildet werden. Die inneren Blütenteile sondern reichlich Nektar ab, der von hungrigen Bienen eingetragen wird.

Unter dem Ufergebüsch am Kocher leuchten jetzt auch die gelbglänzenden Blütensterne des Scharbockskrautes oder der Feigwurz, deren Blätter reichlich Vitamin C enthalten. Das Scharbockskraut war einst bekannt als Heilmittel gegen den Skorbut, eine Vitaminmangelkrankheit, an der Seefahrer infolge einseitiger Ernährung litten.
Von Juni bis August blüht am Kocherufer die Wiesenkönigin, das ‚Mädesüß oder die Spierstaude mit stark duftenden weißen Trugdolden.
Eine schöne Pflanze ist der Blutweiderich. Seine karmesinroten Scheinähren mit quirlig angeordneten Einzelblüten finden wir von Juli bis September an Gräben und in der Uferzone des Kochers.
Im sauerstoffreichen, klaren Wasser des Kochers schwimmt in dichtem Bestand der Flutende Hahnenfuß. Er blüht im August mit zarten, weißen Blütchen.
Am Kocherursprung, in Quellen, in Gräben und Bächlein wuchert die Brunnenkresse, eine alte Heilpflanze. Sie enthält Senföle, ätherische Öle und reichlich Vitamin C und wird von Wildsalatsammlern gesucht.
In der schlammigen Uferzone am Kocherursprung wächst der Bach- Ehrenpreis mit tiefblauen Blüten. Am Wasser wächst auch die Wasserminze mit violetten Blütenköpfchen und die Geflügelte Braunwurz mit kleinen braunroten Blüten an trugdoldigen Rispen.

Ackerunkräuter
Dicht an dicht steht heute im Getreidefeld Halm an Halm. Kaum ein Gräslein, geschweige denn ein Blümlein finden dazwischen noch Platz. Sauber ist der Acker! Der Bauer kann darauf stolz sein und ein guter Hektarertrag wird ihm bei der Ernte seine Mühe lohnen. Durch intensive Bodenbearbeitung, künstliche Düngung und durch eine Unkrautbekämpfung mit chemischen Mitteln ist es ihm gelungen, die vom »Teufel ausgestreuten Unkräuter« zu vernichten. Der Pflanzenfreund aber ist beim Betrachten des gepflegten Getreidefeldes traurig, er vermißt die schönen Ackerblumen:
den Klatschmohn, dessen Blüten so blutrot leuchten, die lieblichen Kornblumen, die selten gewordene rosafarbene Kornrade, den dunkelblauen Feldrittersporn, die kleinen roten Blüten des Blutströpfchens, die roten Schmetterlingsblüten der Erdnußplatterbse.
Am Ackerrand wuchsen früher der Ackerwachtelweizen, die Färberkamille, der Frauenspiegel und mit gelben Löwenmaulblüten das Leinkraut oder Frauenflachs. Leider gehören die blumenbunten Getreideäcker unwiederbringlich der Vergangenheit an.
Wiesenblumen
Die blumenreichen Wiesen, die wir früher in den Wochen vor der Heuernte bewundert haben, gibt es nicht mehr. Alle die schönen Wiesenblumen sind zwischen den durch die moderne Landwirtschaft im Wachstum besonders geförderten Futtergräser erstickt. Die bunte Blumenwiese wurde mehr und mehr eintönig grünes Grasfeld.
Es fehlen die weißen Strahlenblüten der Margeriten, die orange leuchtenden Blütensonnen des Wiesenbocksbarts, die roten Köpfchen des Rotklees, die Wiesenflockenblumen und der blaue Wiesenstorchschnabel, am Wiesenrand blüht kein Salbei mehr. Auch die stämmigen, gelb blühenden Grundfesten und die Hahnenfüße sind verschwunden, ebenso die weißen Schirme des Wiesenkerbels und des Bärenklau. Auf feuchten Wiesen hält sich noch der Wiesenknöterich und die Rote Lichtnelke.
An Wiesen- und Wegrändern oder auf weniger intensiv bewirtschafteten Grundstücken können wir die schönen Wiesenblumen noch finden.
Das Kräutlein »Rühr mich nicht an« Impatiens noli-tangere
Dieses Kräutlein, das an schattigen Waldwegen, auf feuchtem, lehmigen Boden wächst, ist eine wilde Balsamine. Die Botaniker nennen es Springkraut. An den 50–60 cm hohen, durchscheinenden, kräftigen Stengeln baumeln in den Sommermonaten an dünnen Fäden die exotisch anmutenden goldgelben, gespornten Blüten, die einer Narrenkappe gleichen. Alte Botaniker vermuteten, das Springkraut sei in der Zeit der Entdeckungen aus fernen Ländern bei uns eingeschleppt worden. Nach dem Verblühen hängen an den dünnen Fäden grüne Würmchen, die Samen. Sobald jemand die reifen Samenwürmchen berührt, platzen sie auf und rollen sich ein. Dabei werden die Samen mehrere Meter weit fortgeschleudert. Der Volksmund sagt: »Die Springkräuter erschrecken, wenn donnert und lassen dann ihre Samen fallen.«

Standorte des Kräutleins »Rühr mich nicht an« fanden wir auf dem Langert, am Weg nach Tauchenweiler und im Tiefental.
Das Tausendgüldenkraut
Es war bereits im fünften vorchristlichen Jahrhundert als Heilpflanze geschätzt. Eine griechische Sage erzählt, der Centaur Chiron habe eine Heilpflanze entdeckt, durch deren Heilkraft er selbst wieder gesund geworden sei. Die Botaniker nannten sie deshalb Centaurium erythraea. Die Übersetzer kamen auf den deutschen Namen Hundertgüldenkraut (cent = hundert, aurium = Gold). Aus Hundertgüldenkraut wurde später aufgewertet »Tausendgüldenkraut«.
Das Tausendgüldenkraut, ein Enziangewächs, ist ein bescheidenes Blümchen, kenntlich an den fleischroten, fünfstrahligen Blütensternchen, an gegabelten Trugdolden auf vierkantigen, dünnen Stengeln. Es wächst auf grasigen Waldwegen, ist aber auf unserer Markung selten.
Der berühmte Botaniker Hieronymus Bock schreibt vom Tausendgüldenkraut: »Es ist köstlich innerlich und äußerlich zu gebrauchen. So jemand Gift getrunken hat, der nehme Tausendgüldenkraut, zerstoße es zu Pulver und trinke dieses in Essig. Es zerteilt das Gift.«
In mittelalterlichen Kräuterbüchern lesen wir:
»Es schützt gegen Verzauberung und Blitzschlag und wer davon ein Zweiglein im Geldbeutel trägt, dem geht zeitlebens das Geld nicht aus.«
Im Harzgebirge glaubt man: »Wer in der Walpurgisnacht ein Kränzlein aus Tausendgüldenkraut auf dem Kopf trägt, der kann die Hexen zum Blocksberg reiten sehen.«
Die Naturheilkundigen gebrauchen Tee aus blühendem Tausendgüldenkraut als bewährtes Heilmittel bei Magenbeschwerden heute noch.
Die Hecken
Die langen Hecken an der Eßhalde, am Tiersteinhang, im Weingarten, im Wolfertstal, am Kleb, im Rod und am Zwerenberg sind charakteristisch für die Weißjuralandschaft. Sie schmücken die sonnigen Kalkhänge im zeitigen Frühjahr, wenn die schwarzen Schlehdornbüsche und die Wildkirschen blühen, ebenso im Herbst, wenn das Laub der Heckensträucher sich bunt färbt und ihre Früchte reifen.
Die Bedeutung der Hecken erkannte man dort, wo sie bei der Flurbereinigung oder aus anderen Gründen gerodet wurden.
- Hecken sind schützender Lebensraum für viele Vogelarten, besonders für Neuntöter und Dorngrasmücken.
- Im Innern der Hecken leben Igel, Ringelnattern, Spitzmäuse und andere Kleintiere
- Junghasen, Fasanen und Rebhühner finden unter dornigen Büschen Zuflucht vor ihren Verfolgern, vor Elstern und Greifvögeln.
- An Weidenkätzchen und an den blühenden Heckensträuchern finden Bienen, Hummeln und Schmetterlinge Nektar und Pollen.
- Hecken verbessern das Klima, sie schützen das Kulturland gegen kalte austrocknende Winde, im heißen Sommer bieten sie Schatten!

Die wichtigsten Heckensträucher:
Schwarzdorn oder Schlehe, Weißdorn, Wolliger und Wilder Schneeball, Holunder, Haselstrauch, Salweide, Mehlbeere, Pfaffenhütchen oder Spindelstrauch, Hartriegel, Heckenkirsche, Kreuzdorn, Berberitze, Liguster, Feldahorn und Wildkirsche als Baum.
Geschützte Pflanzen auf unserer Markung
- Seidelbast, Küchenschelle, Akelei, Türkenbundlilie, Gelber Fingerhut, Silberdistel.
- Alle Enzianarten:
Frühlingsenzian, Kreuzenzian, Gefranster Enzian, Deutscher Enzian - Alle Orchideen:
Mannsknabenkraut, Händelwurz, Zweiblättrige Waldhyazinthe, das Rote Waldvöglein, das Großblütige Weiße Waldvöglein, das Schwertblättrige, kleine Waldvöglein, Schwarzköpfige Orchis = Brandorchis, Breitblättrige Sumpfwurz, Fliegenragwurz, das Große Zweiblatt.
Geschützte Pflanzen dürfen nicht gepflückt, auch nicht von ihrem Standort entfernt werden. Sie sind die Sorgenkinder der Naturschutzwarte.

Teilweise geschützte Pflanzen
Dazu gehören:
Das Maiglöckchen, die Traubenhyazinthe oder das Aprilenkrügle, die Duftende Schlüsselblume, Badenke genannt, die Hohe Schlüsselblume.
Diese Pflanzen dürfen in Handsträußen gepflückt werden, aber verboten ist das Ausgraben der Wurzelstöcke oder Zwiebeln.
Gottlob Braun