»Im Anfang hieß Bürger Insasse einer Burg sein; Hörige hatten im Dienst eines Großen ihr Handwerk zu üben und durften im Schutz seiner Torwächter wohnen. Als danach die Burg eine Stadt hieß, weil aus dem Troß der Großen ein Hof und aus den Insassen eine Bürgerschaft wurde, hielten die Handwerker treulich die Schranken der Herkunft in Ordnung… Die Zunftehrbarkeit hielt Werkzeug und Arbeitsgebrauch heilig; wie die Schwertleite den Ritter, so machte der Zunftbrief den Meister; Geselle und Lehrling waren ihm Knappe und Page, und die Zunftstube war der Saal seiner Ehre… Denn nur auf ehrliche Arbeit durfte der Meister den Wohlstand gründen. Todsünde war Gewinn aus Handel und Zins, tauschen und täuschen galt gleich vor der Zunft. Stuben der Selbstgenügsamkeit standen im Schatten der höfischen Hallen, bescheidene Hände hielten dem Ritter die Steigbügel hin: aber die Zucht gab der Sitte die Tür, hier wie dort war der Mann noch ein Wort, die Ehrbarkeit war die redliche Magd der Ehre…«
Wen könnten die Verse des Erzählers Wilhelm Schäfer (1868−1952), die er »Die Zunft« überschrieb, nicht zum Nachdenken verleiten? Sie sollen hier in ein kleines Kapitel einführen, das man mit »Freud und Sorg rühriger Menschen im Handwerk und Handel« bezeichnen möchte. Handwerk und Handel heute, ein Schuß Geschichte und Zukunftsperspektive, aber ohne jeglichen Anspruch auf Vollständigkeit.
Ein Blick zurück…
zeigt uns zunächst, daß das Handwerk schon um die Jahrhundertwende neben der Landwirtschaft eine der wichtigsten Erwerbsquellen in Oberkochen war. So zählte man um 1910 in der etwa 1200 Einwohner großen Gemeinde neben einer Reihe von Bohrermacherwerkstätten (s. Vom Dorf zur Industriegemeinde) 64 selbständige Handwerksmeister in 21 verschiedenen Innungen:
17 Häfner: s. Häfnergeschichte
5 Schreiner: Karl Fischer, Michael Frank, August Hug, Josef Mauser, Karl Speth
5 Schuhmacher: Josef Brunnhuber, Karl Holz, Christian Kopp, Johann Kopp, Josef Trittler
3 Bäcker: Willibald Geissinger, Georg Wannenwetsch, Karl Widmann (Storchabeck)
3 Bierbrauer: Georg Nagel (Hirsch), Ludwig Trick (Ochsen), Eugen Winter (Schell)
3 Gärtner: Josef Brandstetter, Franz Holz, Anton Mahler
3 Metzger: Paul Betzler, Friedrich Reber, Jakob Schneider
3 Müller: Karl Elser (Kreuzmühle), Kaspar Scheerer (Untere Mühle), Stadelmaier (Ob. Mühle)
3 Schmiede: Karl Maier (Kirchenschmied), Paul Oppold, Josef Weber (Kohlschmied)
3 Wagner: Anton Bezler, Franz Bezler, Josef Holz
2 Küfer: Franz Gold, Anton Wunderle (der auch eine Mosterei betrieb)
2 Maurer: Anton Trittler, Franz/Johannes Wingert
2 Sattler: Christian Bauer, Karl Seitz
2 Schneider: Anton Fischer, Josef Anselm Strohmaier
2 Schlosser: Johannes Elmer, Michael Fritz
1 Glaser: Paul Wingert
1 Holzdrechsler: Josef Wingert
1 Mühlenbauer: Josef Mauser
1 Uhrmacher: Paul Hoffmann
1 Ziegler: Karl Gold
1 Zimmermann: Bernhard Brunnhuber
(Aufstellung nach C. Schrenk, Alt Oberkochen in BuG v. 7.9.84, S. 678)
Ein selbständiger Handel war zu dieser Zeit noch sehr schwach ausgeprägt. Waren des alltäglichen Bedarfs wurden in kleinen Lebensmittelgeschäften (Kolonialwarengeschäften) oder Gemischtwarenläden zum Kauf angeboten. Alles andere besorgten meist auswärtige Händler, die mit ihren Wagen von Ort zu Ort zogen. So war es auch zunächst das Handwerk, das sich in der Gemeinde organisierte und 1906 einen Handwerkerverein gründete. Mühlenbauer Josef Mauser, Glasermeister Michael Wingert, Schreinermeister Karl Fischer, Schuhmachermeister Johann Kopp und der Uhrmacher Karl Hoffmann nahmen die Sache in die Hand, nachdem die Württ. Landesregierung die Meisterprüfung wieder zur Pflicht gemacht und den Zusammenschluß aller Gewerbe- und Handeltreibenden zur Wahrung ihrer Interessen empfohlen hatte. Die steigende Zahl von Einzelhandelsgeschäften und eine zunehmende Branchenstreuung im Zuge der Einwohnerentwicklung verstärkte nun den Einfluß des Handels, was die Vorstandschaft unter Altglasermeister Paul Wingert (1923−1933) dazu bewogen haben mochte, dem Verein seinen heutigen Namen »Gewerbe- und Handelsverein Oberkochen« zu geben.
Während zwischen den beiden Weltkriegen viele Betriebe ihre Selbständigkeit aufgaben, kamen auch neue hinzu. So begann 1921 mit Willibald Mannes sen. ein zweiter Zimmermann im Untergeschoß seines Wohnhauses gegenüber der Unteren Mühle (Scheerer). 1922 richtete Ferdinand Burkhardtsmaier in der Langestraße, auch Langgasse genannt (heute: Heidenheimer Str.) ein Gipsergeschäft ein. 1926 ließ sich Erwin Wanner (Schaber) als erster hauptberuflicher Friseur nieder und löste Josef Elmer ab, der bislang so nebenher für den Großteil der Oberkochener Köpfe zuständig war. Im selben Jahr begann im elterlichen Haus, Katzenbachstraße 2, Paul Unfried eine Buchbinderei, ehe er 1929 das alte Mindersche Anwesen, Langestraße 176, erwarb, neu aufbaute und ein Ladengeschäft für Schreibwaren, Bücher und Spielwaren eröffnete. Paul Unfried erhielt auch die erste Genehmigung für eine Drogerie in Oberkochen. Das Geschäft ist heute das älteste noch bestehende Einzelhandelsgeschäft im Ort und wird vom Sohn des Gründers, Karl Unfried, geführt. Im Katzenbach gab es 1928 mit Paul Balle einen Fahrradmechaniker, der auf diesem Gebiet das Vielseitigkeitstalent Josef Elmer entlastet hat, der nicht nur Fahrräder reparierte und Installationsarbeiten aller Art ausführte, sondern auch mit dem »Dampflokomobil« Getreide drosch, eine Holzsäge betrieb, daneben die »Krone« bewirtschaftete und manches andere mehr. 1931 machte sich Clemens Grupp als Schreiner und Glaser im elterlichen Anwesen selbständig, 1934 gründete Walter Borst sen. seine Flaschnerei. Rudolf Lebzelter erwarb 1939 von der Firma Leitz das Gebäude Kreuzmühle 16 und baute es zu einer Wäscherei und Plätterei um.
Die Kriege selbst bildeten tiefgreifende Einschnitte, die viele Betriebe durch Kriegsdienstpflicht und Arbeitseinsatz, Inflation sowie der allgemein ungünstigen politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse ruinierten und zum Neuanfang zwangen. So kann man davon ausgehen, daß die heutige Struktur von Handwerk und Handel in Oberkochen im wesentlichen von der Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg geprägt ist.
Schwieriger Neubeginn
Recht beschwerlich war für viele ein Neuanfang in den ersten Nachkriegsjahren. Die noch aus der nationalsozialistischen Zeit überkommene Gewerbeordnung beinhaltete einen Passus zum Schutz des Einzelhandels und nicht jeder konnte beginnen, was er wollte. Wer ein Gewerbe betreiben durfte, mußte der Gemeinderat entscheiden. So berichtet Textilkaufmann Josef Krok über seinen Anfang 1945 in Oberkochen, nachdem er zuvor in Ellwangen abgewiesen worden war. Der Oberkochener Gemeinderat mit Bürgermeister Frank sei in seiner Entscheidung, ihm die Erlaubnis für ein Textilgeschäft zu geben, eingeengt gewesen. Die Ratsmitglieder hatten nämlich Schneidermeister Fischer, der sich noch als Soldat in Gefangenschaft befand, bereits die Zusage gemacht, bei seiner Heimkehr ebenfalls mit dem Textilgeschäft beginnen zu können. Ein kleiner Ort wie Oberkochen, der nun etwa 2500 Einwohner hatte, konnte nicht zwei Geschäften der gleichen Branche ausreichendes Auskommen sichern. Die Genehmigung sei schließlich doch gegeben worden, aber mit der Auflage, daß er nur die Artikel führen dürfe, die Schneider Fischer nicht führen wolle. Die Beschaffung des Startkapitals war ein weiteres Hindernis, verlangten die Banken doch für jede tausend Mark Kredit, dreitausend Mark Sicherheit. Ende der 40er Jahre war es dann mit dem Schutz des Einzelhandels vorbei. Die bestehende Gewerbeordnung wurde aufgehoben und die Gewerbefreiheit wieder eingeführt. Eine Genehmigung war nun nicht mehr notwendig, ein Gewerbe brauchte nur noch angezeigt zu werden. »Endlich ist der alte Zopf ab« mochte sich da manch einer gedacht haben, dessen Existenzgründung seither verhindert war. Inzwischen aber hatte sich die Firma Zeiss angesiedelt, die bald mehrere tausend Menschen beschäftigte. Eine ganze Reihe auswärtiger Geschäfte sah sich nun veranlaßt, in Oberkochen Filialen einzurichten. Viele hatten sich jedoch verkalkuliert und gaben wieder auf. Doch die ortsansässigen Geschäfte waren weiterhin beunruhigt und ein Brief des Gewerbe- und Handelsvereins an den Landesverband, in dem eine Klärung in der Frage der Gewerbefreiheit erbeten wurde, gibt uns davon Kunde. Es kursierte offenbar das Gerücht, daß die alte Gewerbeordnung mit Genehmigungspflicht wieder in Kraft gesetzt werden sollte, was die kleine Oberkochener Geschäftswelt beruhigt hätte. Aber es war eben nur ein Gerücht und Handwerk und Handel schienen einer ungewissen und unsicheren Zukunft entgegenzugehen.
Möglicherweise ist es diesem Umstand zu verdanken, daß man im Oberkochener Gewerbe schon früh um die Kunden zu kämpfen begann. Viele gute Ideen wurden, wie so oft, am Stammtisch geboren. Da hatte Elektro-Ingenieur Wilhelm Fritscher 1952 den Einfall, in einer Weihnachtsausstellung die Leistungsfähigkeit des Oberkochener Gewerbes zu zeigen, womit der Einwohnerschaft bewiesen werden sollte, daß die Oberkochener Geschäfte »mit einer großen Auswahl und der Vielseitigkeit ihres Warensortimentes von bester, einwandfreier Qualität und der gebotenen Preiswürdigkeit zu jeder Zeit in der Lage sind, allen Ansprüchen und Wünschen gerecht zu werden …, daß die Zeit vorbei ist, wo man es für unumgänglich notwendig hielt, die Einkäufe unter allen Umständen auswärts zu tätigen« (BuG v. 27.11.53). Interessant liest sich aus heutiger Sicht der Aufruf des Gewerbe- und Handelsvereins zu der Weihnachtsausstellung 1953 an gleicher Stelle: »Wer auswärts kauft, gibt sein Geld, das er durch seine Arbeit bei einem hiesigen Unternehmen verdient hat, einem, der mit unserer Gemeinde nichts zu tun hat, und der seine Gewerbesteuer an einem anderen Platz zahlt zum Nutzen einer fremden Gemeinde … Wir haben unsere Ausstellung so frühzeitig gelegt, daß jeder Aussteller leicht die Möglichkeit hat, Ihnen irgend einen besonderen Wunsch, etwa ein Extramuster, eine spezielle Packung oder eine Sondergröße so rasch zu bestellen, daß diese rechtzeitig vor dem Fest in Ihrem Besitz ist.« Robert Wolff fügt dem hinzu: »Beachten Sie, daß in den Wochen vor Weihnachten die ganze Auswahl zur Verfügung steht … Denken Sie auch an das Verkaufspersonal, das in dieser Zeit besonders stark beansprucht wird, denn auch diese Menschen sollen das Fest im Kreise ihrer Angehörigen, ohne völlig erschöpft zu sein, mit der inneren Bereitschaft feiern können.«

Die Ausstellungen in der »Schell« waren die Sensation. Gewerbe- und Handelsvereine aus der Umgebung erkundigten sich danach, wie ein solcher Erfolg zustande kommen konnte und übernahmen die Idee.
Künftig wurden die Ausstellungen wegen der besseren Platzverhältnisse in die Dreißentalhalle verlegt, wo sie bis zum Ende der 50er Jahre durchgeführt wurden.
In diesen Jahren des Aufschwungs tätigten viele Geschäftsinhaber erhebliche Investitionen. Werkstätten und Verkaufsräume wurden vergrößert und modernisiert, Schaufensteranlagen erweitert und auch sonst ein Vergleich mit mittleren und größeren Städten keineswegs gescheut. Man wurde nicht müde, auf die Vorteile des Kaufes »am Platze« hinzuweisen, die sich vom problemlosen Umtausch ohne lange Anfahrt bis zur Steigerung des heimischen Gewerbesteueraufkommens erstreckten.
Die goldenen 60er und 70er Jahre
Eine bis Ende der 60er Jahre rasch ansteigende Einwohnerzahl (Oberkochen war in diesen Jahren die am schnellsten wachsende Gemeinde Baden-Württembergs) bot nun einer immer größeren Anzahl von Geschäften eine gute Existenzgrundlage. War es da 1968 nur ein Gerücht, daß in Oberkochen sogar ein Großeinkaufszentrum errichtet werden sollte? Jedenfalls sah sich der Gewerbe- und Handelsverein in diesem Jahr veranlaßt, dazu Stellung zu beziehen und ein diesbezügliches Ansinnen schon im Keim zu ersticken. Andererseits waren aber auch viele zum Aufgeben gezwungen, weil sie den Strukturwandel nicht mitvollziehen konnten, die Räumlichkeiten nicht mehr genügten, kein Nachfolger für den altershalber ausscheidenden Betriebsinhaber gefunden wurde oder weil es sich einfach nicht mehr lohnte. So findet man im Gewerbeverzeichnis von 1953 viele Namen, die den meisten noch bestens bekannt sein dürften:
die Textilhäuser Bolz und Fischer, Farben Burk und Eisen-Kayser, die Lebensmittelgeschäfte Gubi-Fischer, Gaissmaier, Held, Kopp und Meroth, Kolonialwaren Grupp, Uhren Maier, die Schuhmachergeschäfte Gold, Holz, Trittler, die Metzgermeister Friedle, Reber und Hausmetzger Betzler (Metzgers Paul), die Bäcker Brammen, Hug und Widmann (Storchabeck), Konditor Fleury, die Sattler Stangl und Holz, Maler Steier, Maurermeister Trittler, Flaschner Gerschon, die Schreiner Fischer, Hess und Scharek, Kirchenschmied Karl Maier, Friseur Wanner (Schaber), die Metallhandwerker Schnell, Schoch Sing, Welt u.a. Trotzdem ist das Gewerbeverzeichnis bis heute immer umfangreicher geworden. Bezieht man auch Kleinstgewerbe mit ein, so findet man dort ca. 250 Eintragungen, die dem Handwerk und Handel im weiteren Sinne zugerechnet werden können.
Der Einzelhandel und seine Aktivitäten heute
Oberkochen ist heute im Regionalplan als Kleinzentrum mit höchster Arbeitsplatzzentralität und einer zu versorgenden Bevölkerung von ca. 9 000 Einw. ausgewiesen. Das bedeutet, daß die Stadt im Bereich der Arbeitsplätze aus dem näheren und weiteren Umland sehr viele Menschen anzieht (Arbeitspendler), im Bereich der Dienstleistungen jedoch im wesentlichen (von Ausnahmen abgesehen) nur mit der Versorgung der ortsansässigen Bevölkerung rechnen kann. Trotzdem ergibt der Bestand an Einzelhandelsgeschäften ein erfreuliches Bild.
Insgesamt zählt man in der Stadt z.Z. 46 Einkaufsläden mit über 6500 qm Verkaufsfläche (vgl. Unterkochen 1535 qm, Königsbronn 1540 qm). Erste Ausleger haben sich jetzt auch schon auf der Heide festgesetzt, so eine Filiale der Konditorei Müller, jetzt Dickenherr, die dort die nötigsten Lebensmittel bereithält, sowie im Bankbereich die Kreissparkasse und Volksbank mit Agenturen.
Seit 1961 gehört zu Oberkochen auch ein Wochenmarkt mit seinem spezifischen Frischwarenangebot. Hier sind sowohl einheimische, als auch auswärtige Anbieter vertreten. Es begann zunächst in der Heidenheimer Str. zwischen Rathaus und »Rößle« (heute Oberkochener Bank und etwa Kochertalapotheke). Später wurde der Wochenmarkt in die Bahnhofstraße und von dort ins Jägergäßle verlegt, wo er regelmäßig samstags abgehalten wird. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch der Pfingstmarkt, der seit 1817 alljährlich am Pfingstmontag im vorderen Teil der Dreißentalstraße stattfindet und somit auf eine fast 170 Jahre alte Tradition zurückreicht.
Einzelhandel in Oberkochen (Stand 1983)

Quelle:
Standort‑, Markt- und Imageanalyse (Gewerbe- und Handelsverein Oberkochen)
Eine dominierende Stellung nehmen in der Stadt neben den Lebensmittelgeschäften vor allem die Elektrofachgeschäfte ein, die aufgrund ihrer Leistungsfähigkeit auch viele Käufer aus dem Umland anlocken. Hier hat sich der Wegzug von Elektro-Starz nach Aalen sehr negativ ausgewirkt. Gerade diese Branche hat in der Vergangenheit bewiesen, daß allgemein etwas mehr Wettbewerb für die Oberkochener Geschäftswelt befruchtend sein könnte. Allein die Steigerung der Auswahl und weitere nicht nur die Einheimischen zum Kauf am Ort animieren und somit den Kaufkraftabfluß begrenzen, sondern möglicherweise sogar zu einer Steigerung des Zuflusses aus den Nachbargemeinden Königsbronn und Unterkochen führen, wo der Einzelhandel sehr viel schwächer ausgebildet ist.Vergleichsmöglichkeiten könnten

nicht nur die Einheimischen zum Kauf am Ort animieren und somit den Kaufkraftabfluß begrenzen, sondern möglicherweise sogar zu einer Steigerung des Zuflusses aus den Nachbargemeinden Königsbronn und Unterkochen führen, wo der Einzelhandel sehr viel schwächer ausgebildet ist.
Wichtig dafür ist neben anderen Maßnahmen eine fußgängerfreundliche Innenstadt.
Die verkehrstechnischen Planungen, wie ein zweiter Verkehrsring in welcher Form auch immer, genügend günstige Parkmöglichkeiten u.a., liegen in den Schubladen auf dem Rathaus und warten auf ihre Verwirklichung, bevor der Zug für Oberkochen tatsächlich abgefahren ist.
Indessen ist man aber auch jetzt schon in Handel und Handwerk nicht untätig, wie zahlreiche Aktivitäten zeigen. Die Installierung einer Weihnachtsbeleuchtung sollte ein erster kleiner Schritt in die Richtung einer Attraktivitätssteigerung sein. Über Form und Ausführung dachte man sich beim Gewerbe- und Handelsverein die Köpfe heiß. Erste Reaktion in der Öffentlichkeit: »Was send denn des für Narrakappa, dia ka ma glei bis zom Fasnachtsomzug hangalassa.« Inzwischen hat man sich allseits daran gewöhnt, die Weihnachtsbeleuchtung ist zweifellos zu einer Bereicherung für das weihnachtliche Stadtbild geworden. Für frischen Wind sorgt seit 1980 zudem der Zusammenschluß von Geschäftsleuten zum »Leistungsverbund Oberkochener Fachgeschäfte«, dem heute 24 Geschäfte angehören. Klaus Weissenberg (früher Rosi Moden), Emil Vollmer und Dieter Sachse hatten diese Idee zum Zwecke gemeinsamen

Werbens. Was seit den endfünfziger Jahren schlummerte, wurde zu neuem Leben erweckt. Eine groß aufgemachte Leistungsschau von Handwerk und Einzelhandelsgewerbe in der Schwörzhalle zählte zu den ersten Aktivitäten und hat sich bis heute bewährt. In den folgenden Jahren kamen weitere Veranstaltungen hinzu. Blumenschmuckwettbewerb einschließlich Blumenball mit Modenschau soll zur Verschönerung des Stadtbildes beitragen. Weihnachtsmarkt und Glückscheinaktionen, Trödlermarkt, Osteraktionen mit Eiergeschenken, lange Samstage und verkaufsoffene Sonntage während des Stadtfestes, die Einrichtung von Kurzparkzonen, gemeinsame Werbung und vieles andere soll die Bevölkerung anregen, die Einkäufe im Ort zu machen. 1984 wurde sogar der Maibaum vom Rathaus ins Geschäftszentrum verlegt, begleitet von einem fröhlichen Maibaumfeschtle. Ein schöner Brauch, wenn das Fest auch ab und zu einmal buchstäblich ins Wasser fallen sollte. Darüber hinaus wurde eine wissenschaftliche Standort‑, Markt- und Imageanalyse in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse z.Z. ausgewertet werden. Bringen diese Aktivitäten auch nicht immer den gewünschten Erfolg, so zeugen sie doch von einem starken Interesse seitens der Geschäftsleute, Oberkochen wenigstens die notwendigsten Einrichtungen über den Bereich des alltäglichen Bedarfs hinaus zu sichern und das sollte Anerkennung finden.
Das Großhandelsgewerbe
Im Bereich des Großhandelsgewerbes, das in Oberkochen ebenfalls mit einigen Firmen vertreten ist, ragt besonders die Eisengroßhandlung Günther & Schramm heraus. 1930, in der Zeit der Weltwirtschaftskrise von Emil Schramm und Erich Günther gegründet, diente zunächst ein geliehenes Kuhgespann dazu, den Stahl vom und zum Bahnhof zu transportieren. Doch dann ging es stetig aufwärts, wobei 1944 ein Rekordumsatz mit fast 1,5 Mio. Reichsmark erzielt werden konnte. Nachdem der Betrieb bei Kriegsende von den alliierten Mächten beschlagnahmt und zerstört worden war, konnte 1946, zunächst unter der Treuhänderschaft von Johannes Frank, die Arbeit wieder aufgenommen werden. Mit Beginn der 50er Jahre nahm auch die Firma Günther und Schramm am »Wirtschaftwunder« teil und konnte in der Folgezeit ständig expandieren. Das Lieferprogramm der Firma umfaßt heute Blank‑, Edel- und Walzstahl in vielfältigen Legierungen. Anfang der 80er Jahre mußte die Lagerkapazität noch einmal erweitert werden. In Ermangelung geeigneter Baumöglichkeiten wich man nach Königsbronn aus, wo ein Neubau mit über 10 000 qm Lagerfläche entstanden ist. Die seit 1979 als GmbH geführte Firma mit ihren Geschäftsführern Willi Günther, Hermann und Walter Schramm beschäftigt heute mit Zweigbetrieb in Mannheim ca. 150 Mitarbeiter und zählt zu den größten Stahlhandelshäusern der Bundesrepublik.
In den Bereich Großhandel können zudem die noch jungen Firmen OWEMA, Werkzeuge und Maschinen GmbH sowie die Vertriebsgesellschaft Stark GmbH für Holz- und Metallverarbeitungsmaschinen gezählt werden, deren Handelsbeziehungen inzwischen weit über Oberkochen hinausreichen. Das Transportgewerbe ist in Oberkochen mit zwei internationalen Speditionen und einem Fuhrunternehmen vertreten, die erst nach dem 2. Weltkrieg gegründet wurden. Die Firma Petershans & Betzler begann 1945 im Dreißental. An die Stelle des schon früh verstorbenen Mitbegründers August Betzlers trat 1950 Karl Uhl in das noch junge Unternehmen ein. Nach der Umsiedlung an die B 19 im Norden von Oberkochen gelang es Hermann Petershans und Karl Uhl, eine Spedition für den Güternah- und Fernverkehr aufzubauen, die schon bald internationalen Ruf erlangte und heute zu den leistungsfähigsten im süddeutschen Raum gezählt werden kann. Die Anfänge der Spedition August Fischer im Katzenbach gehen auf den Transport von Gruben- und Faserholz vom Wald zum Bahnhof zurück, der zunächst mittels eines Pferdefuhrwerks getätigt und anschließend von einem Holzvergaser übernommen wurde. Auch diese Spedition wurde 1945 gegründet und hat seither eine stetige Aufwärtsentwicklung genommen. Heute transportieren 10 Fernverkehrslastzüge hauptsächlich Eisen, Stahl und Schmiedeteile in die wichtigsten deutschen Industriezentren. Das noch relativ junge, erst 1960 gegründete Güternah- und Fernverkehrsunternehmen Manfred Maier hat sich auf die Beförderung von optischen Geräten spezialisiert, was in Oberkochen natürlich nahe liegt. Der alte »Henschel« wurde inzwischen von acht modernen Lastkraftwagen abgelöst. Baustoffhandel und Einsatz im Winterdienst ergänzen den Fuhrbetrieb, der heute 13 Mitarbeiter zählt. Das einige Jahre in der Kreuzmühle ansässige türkische Fuhrunternehmen K.K.R. internationale Transporte GmbH ist seit Sommer 1992 völlig spurlos aus Oberkochen verschwunden.
Das Handwerk verändert sein Gesicht
»Handwerk hat goldenen Boden« besagt ein altes Sprichwort und die darin liegende Wahrheit zeigt sich auch bei den Oberkochener Handwerksbetrieben. Daß Schäfers Zunftbeschreibung (s. Einleitung), wonach Gewinn aus Handel und Zins Todsünde sei, auch in diesem Punkt überholt ist, zeigt sich an der Vielzahl von Handelstätigkeiten in den verschiedensten Formen und Ausprägungen, die auch von den Oberkochener Handwerkern nebenbei oder manchmal sogar schwerpunktmäßig ausgeführt werden. Die Struktur des Handwerks hat sich in den letzten 80 Jahren beträchtlich verändert. Eine Zusammenstellung zeigt die heute selbständig in Oberkochen vertretenen Innungen:
1 Gipser: Bruno Balle
2 Bauunternehmen: Franz Wingert, Wohnbau GmbH Oberkochen
1 Landschaftsbauer: Linus Holz
2 Gärtner: Josef Brandstetter, Emil Vollmer
2 Installateure: Abele-Königer, Erwin Zipser
1 Isoliermeister: Franz Seitz
1 Zweiradmechaniker: Emil Elmer
2 Elektrohandwerker: Herbert Betzler, Elektra Blum
1 Flaschner: Walter Borst
4 Maler: Adolf Hausmann, Wilhelm Schönherr, Friedrich Sievers, Peter Stiebritz
2 Schreiner: Clemens Grupp, Rudolf Hug
1 Polsterer/Raumausstatter: Manfred Kaufmann
2 Zimmermeister/Treppenbauer: Bernhard Brunnhuber, Willibald Mannes
3 Schneider: Gerrit Helmle, Altinkalem Azimet, Dimitriu Foto
1 Mühlenbetrieb: Caspar Scheerer (Untere Mühle)
2 Fotographen: Mario Mercaldi, Rolf Stelzenmüller
6 Kfz-Handwerker: Karl u. Eberhard Balle, Alfred Bücher, Franz Fischer, Andreas Gänsler, Gustav Maier, Adolf Willer
1 Metzger: Hans-Peter Lerch
3 Bäcker/Konditoren: Anton Bezler, Adolf Dickenherr, Johannes Jäger
7 Friseure: Kilian Blenk, Gertraud Czech, Gold GmbH, Gebr. Erich und Helmut Hahn, Anita Hieber-Mikulle, Franz Hurler, Karl-Heinz Meyer
1 Wäscher und Plätter: Rudolf Lebzelter
2 Hutmacher: Helene Burger, Hilde Muckenhaupt
1 Schuhmacher: Dietmar Walter
1 Uhrmacher: Agathe Loibl
8 Mechaniker/Schlosser/Dreher: s. Beschreibung
Demnach sind aus dem örtlichen Handwerk gegenüber der Aufstellung um 1910 ganz verschwunden die Häfner (bis auf Kurt Elmer, der das Handwerk noch nebenberuflich betreibt), Schmiede, Braumeister, Sattler, Küfer, Wagner, Drechsler, Mühlenbauer, Ziegler und Glaser. Davon sind einige Zweige fast vollständig ausgestorben bzw. in andere Richtungen übergegangen. So werden Tonwaren heute in Keramikfabriken hergestellt, viele Aufgaben der Wagner und Schmiede hat das Kfz-Handwerk übernommen. Die Schneider findet man, wenn überhaupt, fast nur noch in Textilfabriken, der Sattler hat seinen Nachfolger im Polsterer gefunden.
Zählt man einmal die Innungen ab, deren Entwicklung in enger Verbindung mit dem Einzelhandelsgeschäft verlief und heute noch verläuft, bleibt im wesentlichen noch das Bau- und Metallhandwerk. Man darf feststellen, daß auch hier das Wirtschaftswunder nicht vor den Toren Oberkochens halt gemacht hat. Im Bereich des Metallhandwerks bestand ja bereits eine lange Tradition, vor allem durch die Bohrermacherwerkstätten, von denen sich viele zu namhaften Industriebetrieben entwickelten (s. Vom Dorf zur Industriegemeinde), andere aber aufgrund dieser Konkurrenz zum Aufgeben gezwungen waren. Die Mechanikerwerkstätten nun, die in den letzten Jahrzehnten entstanden sind, verdanken ihre Existenz vor allem der Firma Zeiss, in deren Auftrag mechanische Teile gefertigt werden. Hierunter sind die Werkstätten Liersch, Schwimmer, Speth, Werner, Steckbauer und Fickert zu zählen, wobei der Letztgenannte seinen Betrieb mangels geeignetem Gelände nach Königsbronn verlegt hat. Eigenständige Entwicklungen nahmen die mechanischen Werkstätten Anton Grupp, ein Betrieb, der Schlosserarbeiten und Metallbau aller Art durchführt und Werner Stein, der unter dem Namen WESTO firmiert. Aus der kleinen Reparaturwerkstatt für alles ist inzwischen ein beachtliches Unternehmen auf dem Gebiet der medizinisch-technischen Hilfsmittel geworden. Ganz durch Zufall, wie der Betriebsinhaber erklärt, kann er heute für einen US Konzern den europäischen Markt mit »Chirurgengerät« beliefern.
Aber auch das Bauhandwerk entfaltete sich insbesondere nach dem Kriege sehr schnell, was vor allem auf zwei Säulen beruht. In den ersten beiden Nachkriegsjahrzehnten bedingte das große Wachstum der Gemeinde im Sog von Zeiss eine rege Bautätigkeit, die dann mit dem Ansteigen des allgemeinen Wohlstandes durch weitere Neubau-. Ausbau- und Modernisierungsmaßnahmen abgelöst wurde. Die dazwischenliegenden Jahre der Rezession konnten erfreulicherweise bei diesen Betrieben keine größeren Spuren hinterlassen. Es darf davon ausgegangen werden, daß das Oberkochener Handwerk tatsächlich »goldenen Boden unter den Füßen« hat.
Gewerbegebiet »Schwörz«
Beträchtliche Probleme bestanden allerdings schon seit vielen Jahren in fehlenden Erweiterungsmöglichkeiten mangels geeigneter Grundstücke. Zwei glückliche Umstände führten schließlich 1975 dazu, durch das Gewerbegebiet »Schwörz« den bestehenden Engpaß wenigstens vorläufig abzumildern. Zum einen gelang es, von der niedergehenden Maschinenfabrik J. A. Bäuerle zwei größere Grundstücke zu erwerben, so daß nun fast die gesamte Fläche links und rechts des Kochers, zwischen Kapellenweg und Nordrampe in städtischen Besitz kam. Zum anderen konnte die Stadt einen größeren Zuschuß zur Erschließung vom Land Baden-Württemberg erhalten, nachdem das Gebiet des ehemaligen Landkreises Aalen 1975 zum Fördergebiet im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe »Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur« erklärt worden war. Die Erschließung vollzog sich sehr rasch, so daß bereits 1976 die ersten Betriebe bezogen werden konnten. Heute ist die »Schwörz« bis auf wenige Grundstücke, die jedoch verkauft sind, bebaut und man sollte sich schnellstens Gedanken über evtl. weitere gewerbliche Nutzflächen machen, die sich nur noch im Süden der Stadt anbieten, bevor noch mehr Betriebe Oberkochen den Rücken kehren.
Oberkochener Handwerker haben Tradition
Viele Jahrzehnte ungebrochene Tradition können eine ganze Anzahl von Handwerksbetrieben vorweisen, wovon den ältesten noch einmal besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden soll. Das Bauunternehmen Wingert konnte 1982 sein 200jähriges Firmenjubiläum feiern und ist damit der älteste noch bestehende Handwerksbetrieb in Oberkochen.
1782, dem Jahr, als Franz Anton Wingert die ersten Bauten errichtete, dürften alten Pfarrbüchern zufolge, in Oberkochen gerade 800 Seelen gelebt haben. Wer bauen wollte, mußte die Steine unter schwierigsten Bedingungen aus den Brüchen des heimischen Jurakalkes holen und mit Hammer und Meißel zu Quadern bearbeiten. Man findet diese Steinbrüche heute noch in den Hängen um Oberkochen. Einige dieser handbehauenen großen Sockelquader aus dieser Zeit befinden sich übrigens im Fundament der Kath. Kirche. Der Mörtel bestand hauptsächlich aus Straßenabraum, der sehr kalkig war. Später wurden zur Mörtelaufbereitung in Erdlöchern Kalksteine mit Holzfeuerung gebrannt und abgelöscht. Ab der Mitte des vorigen Jahrhunderts wurden immer höhere Anforderungen an das Unternehmen gestellt, da in der Zwischenzeit eine kleine Werkzeugindustrie heranwuchs. Johannes Wingert (1846−1929) beschäftigte damals bereit 10 Gehilfen und war an den Bauarbeiten der Bahnstrecke, die 1864 in Betrieb genommen wurde, maßgeblich beteiligt. In den Wintermonaten war man mit Waldarbeit beschäftigt und wenn an Wochenenden Musik zu Hochzeitsfesten gebraucht wurde, dann holte man auch gerne Maurermeistersgehilfen, die mit ihren Blasinstrumenten zum Tanz aufspielten. Heute stellt sich das Bauunternehmen Wingert, geführt von Franz Wingert sen. als moderner Baubetrieb mit einem der technischen Entwicklung entsprechenden Maschinenpark dar. Zu den Maurerarbeiten kam zwischenzeitlich der Beton- und Stahlbetonbau, der sorgfältigste Ausführung verlangt. Vor wenigen Jahren entstand im Gewerbegebiet »Schwörz« ein moderner Bauhof, der auf eine weitere Expansion des Unternehmens ausgelegt ist.
Gerade halb so alt, aber immerhin ins 107. Jahr seines Bestehens geht der Holzbaubetrieb Bernhard Brunnhuber, der vom Sohn des Maurers Sebastian Brunnhuber im Jahr 1879 in der damaligen »Langgasse« und heutigen Heidenheimer Straße als Zimmerei gegründet wurde. Die Vorfahren waren nach dem Dreißigjährigen Krieg als Söldner aus der Steiermark eingewandert und wurden hier seßhaft. Zur Zeit der Gründung baute man im 1100 Einwohner kleinen Oberkochen noch sehr wenig Häuser, so daß die Mitarbeit am Turm der kath. Kirche sehr bedeutsam war. Auch beim Zimmermeister und seinen Gesellen hing die Ernährung der Familie in den Wintermonaten von der Waldarbeit ab. 1903 wurde Bernhard Brunnhuber als selbständiger Zimmermeister in die Handwerkerrolle der Handwerkskammer Ulm eingetragen. Wohnhaus und Zimmerplatz lagen zu dieser Zeit im Bereich der Gemeindewaage. Erst der Verkauf eines Pferdes, das Brunnhuber 1910 auf dem Kalten Markt in Ellwangen gewonnen hatte, versetzte ihn in die Lage, 1911 das Grundstück zu erwerben, auf dem der Betrieb heute noch steht. Nach manchen, vor allem kriegsbedingten Krisenjahren ist die Firma Bernhard Brunnhuber heute ein modernes Holzbauunternehmen, das von Franz Brunnhuber umsichtig geleitet wird. Eine angegliederte Schreinerei, Kohlen- und Heizölhandlung sorgen für die nötige Krisensicherheit. Erst 1984 konnte auf ehemaligem Wigo-Gelände ein weiteres Geschäftsgebäude mit Lagerhalle in Betrieb genommen werden.

Für seine qualitativ hochwertigen und ästhetisch überzeugenden Treppen weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist ein weiteres traditionsreiches Holzbauunternehmen, das seit 1921 besteht. Kurz nach dem ersten Weltkrieg trat ein aus Rammingen bei Ulm stammender junger Zimmergeselle namens Willibald Mannes in die Dienste der Firma Brunnhuber ein. Schon wenige Jahre später aber machte er sich selbständig und gründete in den Untergeschoßräumen seines Wohnhauses gegenüber der Unteren Mühle (Scheerer) eine Zimmerei. Da die Räumlichkeiten bald zu klein waren, wurde in den Jahren 1938/39 das Gebäude Kapellenweg 3 gekauft und umgebaut, bevor nach dem Zweiten Weltkrieg ein mächtiger Aufschwung zum Bau der jetzigen Betriebsanlagen führte. Seine heutige Prägung erhielt der Betrieb durch Zimmermeister und Architekt Willibald Mannes, der 1948 die Meisterprüfung ablegte und sich früh auf den Bau von Holztreppen aller Stilrichtungen spezialisierte. Als Autor von Fachbüchern, die in verschiedene Sprachen übersetzt worden sind, sowie als Leiter für Fachkurse, gibt er seine reichen Erfahrungen weiter und trägt so zu einem kontinuierlichen Fortschritt im Treppenbau bei. Die Glaserei Wingert war über hundert Jahre alt, bevor sie vor kurzem aufgrund unglücklicher Umstände ihren Betrieb einstellen mußte. Der Firmengründer, Michael Wingert, gehörte 1906 zu den Mitbegründern des Oberkochener Handwerkervereins. Sein Sohn Paul setzte sich von 1923 bis 1933 als Vorsitzender des Gewerbe- und Handelsvereins für die Belange von Handwerk und Handel ein.
Neben diesen traditionsreichen Handwerksbetrieben gibt es einige weitere, die in den nächsten Jahren ihre Firmenjubiläen begehen können und eine entsprechende Würdigung erfahren werden. Goldene Meisterbriefe erhielten in den letzten Jahren Schreinermeister Clemens Grupp, Altflaschenermeister Walter Borst und Altbäckermeister Karl Widmann (Storchabeck). Eine Ehrung ganz besonderer Art wurde der 19jährigen Andrea Sievers zuteil. Die Tochter von Malermeister Friedrich Sievers konnte 1978 den Preis einer Bundessiegerin im Malerhandwerk entgegennehmen und durfte sich ins Goldene Buch der Stadt eintragen.
Gute Beziehungen
»Der Stand der Gewerbetreibenden ist mit der Gemeindeverwaltung besonders eng verbunden und beide sind Gebende und Nehmende zugleich«, sagte der frühere Bürgermeister Gustav Bosch anläßlich einer Ehrung beim Gewerbe- und Handelsverein. »Die wechselseitigen Beziehungen wären aber nur verstandesbetont«, führte er weiter aus (BuG v. 5.2.54), »wenn sie nur die Steuerpflicht auf der einen und die Vergabe von Aufträgen auf der anderen Seite einschlössen. Veranstaltungen wie diese, oder etwa die Weihnachtsausstellung seien dazu da, die an sich nüchternen Beziehungen mit dem warmen Atem menschlicher Berührung zu durchdringen, mit einer Wärme, die manches Eis wegschmelzen könne, oder gar nicht erst gefrieren lassen brauche, die scheinbare Härten und wirkliche oder vermeintliche Unvollkommenheiten verzeihen helfe, weil sie um Verständnis werbe.« Anläßlich der Stadterhebung 1968 hat man Bürgermeister Bosch durch den Vorsitzenden des Gewerbe- und Handelsvereins, Karl Reber, eine goldene Amtskette überreicht, die vom örtlichen Handwerk und Handel sowie Vertretern der freien Berufe und einigen auswärtigen Unternehmen, die mit der Stadt eng verbunden sind, gestiftet wurde. Möge dies als der sichtbare Ausdruck eines geordneten Verhältnisses zwischen Gewerbe und Stadtverwaltung gewertet werden. Auch bei den örtlichen Schulen nimmt man eine gute Zusammenarbeit mit Genugtuung und Dank zur Kenntnis. Schon seit vielen Jahren werden den Schülern für ihre berufsorientierenden Praktica Plätze in Handwerk, Handel und Industrie bereitgestellt, was letztlich wieder der ganzen Gemeinschaft zugute kommt.

Es bleibt zu hoffen, daß sich all diese bestehenden fruchtbaren wechselseitigen Beziehungen auch in die Zukunft fortpflanzen und vertiefen mögen, zum Wohl der Stadt und ihrer Bürger, die heute und in der Vergangenheit ihre Fähigkeiten, wie Einsatzbereitschaft. Fleiß, Geschick und gute Ideen unter Beweis gestellt haben.
»Gott segne das ehrbare Handwerk von Oberkochen«
Quellen:
»Bürger u. Gemeinde«, Amtsblatt der Stadt Oberkochen, Standort‑, Markt- und Imageanalyse (Gewerbe- u. Handelsverein Oberkochen)
Franz Uhl