Vorbe­mer­kun­gen

In diesem Beitrag wird nicht Oberko­chens Vergan­gen­heit in allen Feinhei­ten ausge­brei­tet. Das ist Aufga­be der nachfol­gen­den geschicht­li­chen Einzel­ar­ti­kel. An dieser Stelle geht es nur darum, mittels Querver­wei­sen die Verbin­dung zwischen den Einzel­auf­sät­zen herzu­stel­len und den Ablauf der Oberko­che­ner Geschich­te, deren wichtigs­te Daten als Zeitta­fel (C. SCHRENK: Zeitta­fel bis zum Ende des Zweiten Weltkrie­ges; M. HOFLACHER: Zeitta­fel ab 1945) zusam­men­ge­stellt sind, grob zu skizzieren.

Frühge­schich­te

Oberko­chens Frühge­schich­te (D. BANTEL: Oberko­chen bis zur ersten urkund­li­chen Erwäh­nung im Jahr 1337) läßt sich anhand archäo­lo­gi­scher Funde nachzeich­nen. Die Ortsge­mar­kung weist u.a. kelti­sche, römische und aleman­ni­sche Siedlungs­spu­ren auf. In den schrift­li­chen Quellen ist die Bezeich­nung »Kochen« in verschie­de­nen Schreib­va­ri­an­ten ab dem ersten Drittel des 12. Jahrhun­derts zu finden. Manch­mal steht »Kochen« für einen Wasser­lauf — den Kocher —, manch­mal für eine Ortschaft. Aller­dings gibt es heute mit Unter- und Oberko­chen zwei Gemein­den, in deren Namen »Kochen« enthal­ten ist. Bis ins erste Drittel des 14. Jahrhun­derts unter­schei­den die Urkun­den nicht zwischen Unter- und Oberko­chen, folglich muß man vor dieser Zeit von einer einzi­gen Gemein­de »Kochen« ausge­hen. Zumin­dest deren kirch­li­ches Zentrum lag im heuti­gen Unter­ko­chen, denn 1136 spricht ein Ellwan­ger Güter­ver­zeich­nis im Zusam­men­hang mit Kochen u.a. von einem Fried­hof und von der »Heili­gen Maria«. Dieser Hinweis bezieht sich mit Sicher­heit auf die Unter­ko­che­ner Marien­tra­di­ti­on. Es soll aber nicht unerwähnt bleiben, daß sich auch auf Oberko­che­ner Gemar­kung sehr alte Siedlungs­spu­ren nachwei­sen lassen (D. BANTEL: Oberko­chen bis zur ersten urkund­li­chen Erwäh­nung im Jahr 1337; R. HEITELE: Geschich­te der katho­li­schen Pfarr­ge­mein­de St. Peter und Paul in Oberkochen).

Urkund­li­che Erwäh­nun­gen im 14. Jahrhundert

Das frühes­te bekann­te Schrift­stück, das die beiden Gemein­den Ober- und Unter­ko­chen ausdrück­lich vonein­an­der trennt, entstand im Jahre 1337. Es handelt sich dabei um ein Lager­buch (Güter- und Abgaben­ver­zeich­nis) des Klosters Ellwangen.

Oberkochen
Oberkochen

Ausschnitt aus dem Ellwan­ger Lager­buch von 1337, in welchem Oberko­chen erstmals erwähnt wird.

Nach 1337 wird über Oberko­chen häufi­ger in den schrift­li­chen Quellen berich­tet. Am 10. Novem­ber 1341 vermel­det eine Urkun­de, daß Ulrich von Reden (erst später nannte sich dieses Geschlecht »Roden«) an Abt Marquard und den Konvent des Zister­zi­en­ser­klos­ters Königs­bronn Güter in Oberko­chen verkauft hatte. 1343 sprechen die Quellen von einer Pfarr­pfrün­de in Oberko­chen (R. HEITELE: Geschich­te der katho­li­schen Pfarr­ge­mein­de St. Peter und Paul in Oberkochen).

Am 22. April 1358 verkauf­te Ritter Otte von Kalten­burg Güter in »Ower-Kochen« an Abt Berthold und den Konvent zu Königsbronn.

Zu den Handels­ob­jek­ten zählten eine Taver­ne (Vorläu­fer des Gasthofs »Hirsch«) und eine Mühle (Vorläu­fer der »Unteren Mühle«: C. SCHRENK: Altes Handwerk: Mühlen). Das gleiche Datum trägt eine Urkun­de, die ebenfalls von »Owern-Kochen« spricht. Güter in Oberko­chen waren 1362 auch Gegen­stand eines Gerichts­ver­fah­rens zwischen Abt und Konvent von Eilwan­gen und einem Heinrich von »Owern­ko­chen«.

In der Zeit der ersten urkund­li­chen Erwäh­nung Oberko­chens hatte sich ein neuer Macht­fak­tor im oberen Kocher­tal festge­setzt: das Zister­zi­en­ser­klos­ter Königs­bronn. Dieses Kloster war 1303 von König Albrecht I. gestif­tet worden. Nach zöger­li­chen Anfän­gen bauten die Mönche ihre Macht­ba­sis durch Güter­er­werb Zug um Zug aus. 1465 erhiel­ten sie von Kaiser Karl IV. Recht und Privi­leg, am Kocher­ur­sprung nach Eisen­er­zen zu graben und diese zu verhüt­ten (M. u. J. KÄMMERER: Vom Dorf zur Industriegemeinde).

Das herrschaft­lich geteil­te Dorf

Schon ein Jahrhun­dert vorher zählte etwa ein Drittel Oberko­chens zum Eigen­tum des Klosters Königs­bronn. Die beiden anderen Drittel gehör­ten dem Kloster Ellwan­gen. Oberko­chen war also vom Anbeginn seiner eigen­stän­di­gen Existenz ein herrschaft­lich geteil­tes Dorf. Beide Ortsher­ren — im Falle Oberko­chens zwei geist­li­che Insti­tu­tio­nen — besaßen Leibei­ge­ne in ihrem jewei­li­gen Ortsge­biet. Die niede­re Gerichts­bar­keit, die sich mit der Bestra­fung von kleine­ren Verge­hen befaß­te, übte der jewei­li­ge Ortsherr in seinem Teil aus. Die hohe Gerichts­bar­keit, die sich mit Verbre­chen ausein­an­der­setz­te, stand über den ganzen Ort dem Kloster Ellwan­gen zu. Gleiches galt für das Zehnt- und das Patro­nats­recht. Der Zehnt war eine zehnpro­zen­ti­ge Abgabe vom Jahres­er­trag der Landwirt­schaft. Das Patro­nats­recht enthielt die Pflicht, die kirch­li­chen Bau- und Perso­nal­kos­ten zu tragen und das Recht, den Gemein­de­pfar­rer einzu­set­zen. Als Inhaber dieser und anderer Rechts­ti­tel waren der Abt bzw. Propst von Ellwan­gen und der Abt von Königs­bronn Herr über alle geist­li­chen und weltli­chen Angele­gen­hei­ten in Oberko­chen. Trotz der beschrie­be­nen Herrschafts- und Gerichts­gren­ze fühlten sich die Bewoh­ner der beiden Ortstei­le zusam­men­ge­hö­rig. Alle Oberko­che­ner besuch­ten diesel­be Kirche, die im ellwan­gi­schen Ortsteil lag. Außer­dem ist anzuneh­men, daß vielfäl­ti­ge freund­schaft­li­che und verwandt­schaft­li­che Bezie­hun­gen zwischen den Ortstei­len bestanden.

Zeital­ter der Glaubensspaltung

Jedoch mit der Einfüh­rung der evange­li­schen Konfes­si­on im königs­bron­ni­schen Ortsteil (1553: C.SCHRENK: Geschich­te der evange­li­schen Kirchen­ge­mein­de Oberko­chen) zerfiel Oberko­chen für 250 Jahre in zwei Gemein­den, die zwar räumlich sehr eng beisam­men­la­gen, die aber durch eine Landes­gren­ze, eine Zollgren­ze und insbe­son­de­re eine Konfes­si­ons­gren­ze scharf vonein­an­der getrennt waren. Die Grenz­stei­ne in den Wäldern um Oberko­chen erinnern noch heute daran (K. SCHURR: Grenz­stei­ne — Zeugen der Vergan­gen­heit). Nach der Mitte des 16. Jahrhun­derts vollzog sich deshalb die Geschich­te Oberko­chens für ein viertel Jahrtau­send in zwei Gemein­den. Im größe­ren — katho­li­schen — Teil regier­ten die Pröps­te von Ellwan­gen, im kleine­ren — evange­li­schen Teil die Herzö­ge von Württem­berg als Besit­zer des Zister­zi­en­ser­klos­ters Königs­bronn. Die Geschich­te dieser beiden Gemein­den, die sich bis zum Beginn des 19. Jahrhun­derts nicht nur als religiö­se, sondern auch als politi­sche Gemein­schaf­ten verstan­den, wird in zwei separa­ten Beiträ­gen (R. HEITELE: Geschich­te der katho­li­schen Pfarr­ge­mein­de St. Peter und Paul in Oberko­chen; C. SCHRENK: Geschich­te der evange­li­schen Kirchen­ge­mein­de Oberko­chen) behan­delt. Der Autor der evange­li­schen Kirchen­ge­schich­te beschränkt sich dabei weitge­hend auf inner­kirch­li­che Angele­gen­hei­ten, während der Autor der katho­li­schen Kirchen­ge­schich­te zusätz­lich den größe­ren Bezugs­rah­men herstellt und auch über die »profa­ne Geschich­te« berichtet.

Die beiden Oberko­che­ner Gemein­den lebten jedoch nicht ohne gegen­sei­ti­ge Kontak­te. 1562 und 1578, also neun bzw. 25 Jahre nach Einfüh­rung der Refor­ma­ti­on im württem­ber­gi­schen Ortsteil, regel­ten die beiden Ortsher­ren mit Hilfe einer Dorford­nung das öffent­li­che und priva­te Leben in der Doppel­ge­mein­de am Ursprung des Schwar­zen Kochers. Die Anordun­gen sind sehr allge­mein gehal­ten und werden von R. HEITELE (Geschich­te der katho­li­schen Pfarr­ge­mein­de St. Peter und Paul in Oberko­chen) näher behandelt.

Eine Genera­ti­on nach der Durch­füh­rung der Refor­ma­ti­on im württem­ber­gi­schen Teil Oberko­chens waren der Dorford­nung von 1578 noch keine religiö­sen Spannun­gen anzuspü­ren. Die Konfes­si­ons­gren­ze verhin­der­te zwar weitge­hend den Aufbau neuer Kontak­te, sie konnte aber die existie­ren­den verwandt­schaft­li­chen Bezie­hun­gen nicht zerstö­ren. 1578 waren es noch Geschwis­ter, die durch die Konfes­si­ons­gren­ze getrennt wurden. Eine Genera­ti­on später handel­te es sich um Vettern und bald nur noch um entfern­te Verwand­te. Diese Entwick­lung läßt sich auch an der »Namen­ge­schich­te Oberko­che­ner Famili­en bis 1900« (K. GOLD) erken­nen. Mit dem Schwin­den der verwandt­schaft­li­chen und freund­schaft­li­chen Kontak­te gewan­nen die weltan­schau­lich-religiö­sen Gegen­sät­ze an Bedeu­tung. Hiervon wird in den Kirchen­ge­schich­ten berichtet.

Auf Dauer konnten deshalb die Dorford­nun­gen von 1562 und 1578 das Zusam­men­le­ben der beiden Gemein­den nicht regeln. Aus diesem Grunde erlie­ßen die Ortsher­ren im Jahre 1749 in Form des sogenann­ten Aalener Proto­kolls eine wesent­lich ausführ­li­che­re und mehr auf die spezi­el­le Situa­ti­on in Oberko­chen einge­hen­de Gemein­de­ord­nung. Auf dieses Dokument wird in den beiden Kirchen­ge­schich­ten ausführ­lich eingegangen.

Als Klammer zwischen den beiden Teilge­mein­den wirkte neben der teilwei­se von allen zusam­men getra­ge­nen Sorge um die Ortsar­men (C.SCHRENK: Armen­für­sor­ge in Oberko­chen) in erster Linie die gemein­sa­me Nutzung des Waldes (C. SCHURR: Aus der Geschich­te der Realge­nos­sen­schaft; K. SCHURR: Landwirt­schaft, Forst­wirt­schaft und Natur­schutz) und das gemein­sa­me Bürger­recht. Die Zusam­men­hän­ge zwischen Einwoh­ner­ge­mein­de (alle in beiden Teilen Oberko­chens wohnhaf­ten Perso­nen), Bürger­ge­mein­de (alle Inhaber des Bürger­rechts aus beiden Ortstei­len) und Realge­mein­de (alle in einem der beiden Ortstei­le wohnen­den Inhaber eines Realrechts) werden im Zusam­men­hang mit der Oberko­che­ner Realge­nos­sen­schaft (C.SCHURR) dargestellt.

Die katho­li­sche und die evange­li­sche Teilge­mein­de führten jedoch bis zum Beginn des 19. Jahrhun­derts ein so starkes Eigen­le­ben auch in politi­schen Fragen, daß die gemein­sa­me bürger­li­che Gemein­de keine wirksa­men Aktivi­tä­ten entfal­ten konnte.

Verei­ni­gung des Dorfs im Jahre 1803

Seine Verei­ni­gung nach jahrhun­der­te­lan­ger Doppel­exis­tenz verdankt Oberko­chen großen weltpo­li­ti­schen Vorgän­gen. Die ersten Jahre des 19. Jahrhun­derts sahen den Sieges­zug Napole­ons durch Europa, der auch in Deutsch­land tiefe Spuren hinter­las­sen hatte.

Der sogenann­te Reichs­de­pu­ta­ti­ons­haupt­schluß von 1802/03 verfüg­te das Ende der Selbstän­dig­keit vieler der fast unzäh­li­gen deutschen Staaten. Unter anderem wurde die Fürst­props­tei Ellwan­gen dem 1806 zum König­reich aufstei­gen­den Herzog­tum Württem­berg einverleibt.

Damit war ganz Oberko­chen württem­ber­gisch gewor­den. Die Zollgren­ze, die den Ort durch­zog, hatte ihre Funkti­on verlo­ren. Die Zollsta­ti­on, in der seit 1607 im Ortskern (in der Nähe des heuti­gen Gasthofs Lamm) alle Durch­gangs­wa­ren zwischen Ellwan­ger und Württem­ber­ger Hoheits­ge­biet und die aus Oberko­chen ausge­führ­ten Waren verzollt werden mußten, wurde zum Wohnhaus des könig­li­chen Revier­förs­ters. Dieser Revier­förs­ter unter­stand den Forst­be­hör­den in Heiden­heim, während die zustän­di­ge Finanz­be­hör­de, das Cameral­amt, in Unter­ko­chen und das Gericht in Aalen angesie­delt war. In Oberko­chen selbst amtier­ten bis zum Beginn des 19. Jahrhun­derts zwei Schult­hei­ßen, die ab 1803 das Amt zunächst gemein­sam weiter­führ­ten (D. BANTEL: Oberko­che­ner Schult­hei­ßen und Bürger­meis­ter). Das Schul­we­sen blieb jedoch bis 1936 konfes­sio­nell getrennt (V. SCHRENK: Geschich­te der Oberko­che­ner Schulen).

Aufkom­men von Gewer­be und Industrie

Verdienst­mög­lich­kei­ten boten zu Beginn des 19. Jahrhun­derts neben dem alten Handwerk (C. SCHRENK: Mühlen; U. FEIL, A. KÄMMERER, D. BANTEL: Köhler; A. MAGER: Hafner) in erster Linie die Landwirt­schaft (K. SCHURR: Landwirt­schaft, Forst­wirt­schaft und Natur­schutz) und der Wald (C. SCHURR: Aus der Geschich­te der Realge­nos­sen­schaft). Mit dem Wegfall der örtli­chen Zollgren­ze, der Gründung des Zollver­eins zwischen Württem­berg und Bayern (1827÷28) und schließ­lich des deutschen Zollver­eins im Jahre 1833 wurde ein zollfrei­er Handel von Oberko­chen aus mit fast allen deutschen Staaten möglich. Dies war eine günsti­ge Ausgangs­ba­sis für das Hafner­ge­wer­be (A. MAGER: Hafner), das in dieser Zeit in Oberko­chen einen großen Aufschwung erleb­te und für die Bohrer­ma­cher (M. u. J. KÄMMERER: Vom Dorf zur Indus­trie­ge­mein­de), die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhun­derts ihre Produk­ti­on begannen.

Ebenfalls als von großer Bedeu­tung für die wirtschaft­li­che Entwick­lung Oberko­chens erwies sich der Anschluß an das Eisen­bahn­netz 1864 (K. SEIDEL: Oberko­chen und die Eisen­bahn). Dadurch wurde der Export handwerk­li­cher und indus­tri­el­ler Erzeug­nis­se sowie von Holz wesent­lich einfa­cher, schnel­ler und billiger.

Oberko­chen in der Mitte des 19. Jahrhun­derts schil­dert R. HEITELE (Moment­auf­nah­men zu einem Bild von 1847) anhand einer gemal­ten farbi­gen Ortsansicht.

Auch um das körper­li­che Wohlbe­fin­den der Mitbür­ger bemüh­te sich die Gemein­de Oberko­chen. Zwar wurde nicht — wie ein Jahrhun­dert später — ein Hallen­bad erstellt oder über ein Freibad disku­tiert, aber immer­hin schaff­te die Gemein­de zwei Badewan­nen an, die bei Bedarf ausge­lie­hen werden konnten. Schon zuvor, 1836, waren im Ort etwa zehn Brunnen mit gußei­ser­nen Trögen einge­rich­tet worden, die vom Luggen­loh­brun­nen über hölzer­ne Leitun­gen (Deichel) gespeist wurden und selbstän­dig Wasser spende­ten (A. BAHMANN: Rathaus und städti­sche Einrichtungen).

Oberko­chen im 20. Jahrhundert

Als sich das 19. Jahrhun­dert zu Ende neigte, war aus dem Bohrer­ma­cher­ge­wer­be ein aufstre­ben­der Indus­trie­zweig gewor­den, während das Hafner­hand­werk seinen Zenit bereits erreicht oder gar überschrit­ten hatte.

Vor dem Ersten Weltkrieg bezahl­ten die Oberko­che­ner ihre Steuern bei einem Steuer­ein­neh­mer. In dieser Zeit wiesen die Oberko­che­ner Straßen noch keine Teer- oder Asphalt­de­cke auf, sondern kamen Schot­ter­we­gen aus zerklei­ner­ten Kalkstei­nen gleich. Ein Straßen­wart überwach­te den Zustand der öffent­li­chen Wege. Zu einem guten Teil prägten die »Misthäu­fen« vor den Häusern das Straßen­bild. Diese nach 1945 oftmals als Schand­fleck empfun­de­nen Zeugen der landwirt­schaft­li­chen Tradi­ti­on Oberko­chens verschwan­den erst nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Bau der Kanali­sa­ti­on (E. MAGER: Jugend­er­in­ne­run­gen an die Zeit vor dem III. Reich).

Besor­gun­gen in Aalen konnten die Oberko­che­ner einem täglich verkeh­ren­den Boten in Auftrag geben. Dieser Pendel­dienst hatte insbe­son­de­re für Arznei­mit­tel­ein­käu­fe große Bedeu­tung (die erste Apothe­ke in Oberko­chen eröff­ne­te im Jahre 1950; E. SUSSMANN: Das Gesund­heits­we­sen in Oberko­chen), es konnten auf diese Weise aber auch Kleider und vieles andere besorgt werden.

Der Erste Weltkrieg koste­te 56 Oberko­che­nern das Leben. Ihnen zum Geden­ken wurde 1922 der Linden­brun­nen errich­tet. In den Jahren vor und während dieses Krieges hielt die Elektri­zi­tät in Oberko­chen Einzug. Im Sommer 1918 wurde Oberko­chen an die Landes­was­ser­ver­sor­gung angeschlos­sen. Nach dem Ersten Weltkrieg begann eine starke Wachs­tums­pha­se, die nach dem Zweiten Weltkrieg in einer beispiel­lo­sen Inten­si­tät fortge­setzt wurde. Die Oberko­che­ner Indus­trie bot 1939, als die Gemein­de etwa 2000 Einwoh­ner zählte, ungefähr 1000 Arbeits­plät­ze. Die örtli­chen Ereig­nis­se während des III. Reiches sind in dem Beitrag von D. BANTEL (Das III. Reich in Oberko­chen) zusammengefaßt.

Der Zweite Weltkrieg traf die Gemein­de hart. Viele Oberko­che­ner Solda­ten mußten auf den Schlacht­fel­dern ihr Leben lassen, wurden verwun­det oder blieben für immer vermißt. 1945 erleb­te der Ort Luftan­grif­fe der Ameri­ka­ner, die etlichen Zivil­per­so­nen das Leben koste­ten. 1945 ist jedoch auch das Jahr, in welchem durch den Zuzug von Neubür­gern aus dem Osten und insbe­son­de­re aus Thürin­gen in Oberko­chen ein neues Zeital­ter anbrach. Diese Entwick­lung mit der Stadt­er­he­bung im Jahre 1968 und der damit verbun­de­nen Verlei­hung eines neuen Wappens (D. BANTEL: Oberko­che­ner Wappen) als Höhepunkt ist unter der Überschrift »Oberko­chen nach dem Zweiten Weltkrieg« (A. SECKLER) zusammengetragen.

Auswahl gedruck­ter und ungedruck­ter Quellen:

1136: Fried­hof und »Heili­ge Maria« in Kochen:
MÜLLER, Karl Otto: Ein Ellwan­ger Güter­ver­zeich­nis (um 1136) über die Schädi­gung des Kloster­guts durch Abt Helme­rich. In: Württem­ber­gi­sche Viertel­jah­res­hef­te für Landes­ge­schich­te, Neue Folge 35 (1929), S. 38–58. Hier: S. 43–44.

1337: Güter­ver­zeich­nis des Klosters Ellwan­gen:
Haupt­staats­ar­chiv Stutt­gart, Bestand 1–1 222 Nr. 169.

1341: Ulrich von Reden verkauft Güter:
Zeitschrift für die Geschich­te des Oberrheins (ZGO) 10 (1859), S. 252–254.

1343: Katho­li­sche Pfarr­pfrün­de in Oberko­chen.
Staats­ar­chiv Ludwigs­burg, Bestand B 389, Urkun­de 1693.

1358: Ritter Otte von Kalten­burg:
ZGO 10 (1859), S. 339–340.

1358: Erwäh­nung »Owern-kochens«:
ZGO 10 (1859), S. 344–345.

1362: Gerichts­ver­fah­ren wegen Gütern in Oberko­chen:
Staats­ar­chiv Ludwigs­burg, Bestand B 389, Urkun­de 1695.

Litera­tur­hin­wei­se

Zur Dorford­nung von 1578:
SCHNEIDER, Wilhelm: Organi­sa­ti­on und Ordnung der Kommu­ne Oberko­chen im Jahre 1578. In: Bürger und Gemein­de. Amtsblatt der Gemein­de Oberko­chen. 29.1.1965, S. 35–37.

Zum Verhält­nis zwischen Einwoh­ner­ge­mein­de, Bürger­ge­mein­de und Realge­mein­de:
SCHURR, Chris­toph: Vom Nutzungs­recht zum Waldbe­sitz. Über die Geschich­te von Realge­mein­de und Realge­nos­sen­schaft in Oberko­chen. Diplom­ar­beit (masch.) Freiburg 1985, S. 27–28 a und S. 51.

Zur württem­ber­gi­schen Zollsta­ti­on:
SCHNEIDER, Wilhelm: Die Württem­ber­gi­sche Zollsta­ti­on in Oberko­chen. In: Bürger und Gemein­de. 21.10.1966, S. 399–401.

Zum Alltags­le­ben in Oberko­chen um 1900:
SCHRENK, Christ­hard: Alt-Oberko­chen. Erzäh­lun­gen und Berich­te aus Oberko­chens Vergan­gen­heit. Oberko­chen 1984.

Christ­hard Schrenk