Landschaft



Wozu Flurnamen?
Nur noch wenige Bürger Oberkochens brauchen öfters die zahlreichen Flurnamen. Für die frühere Bevölkerung waren sie unentbehrliche Orientierungshilfen. Vielfalt und Wortinhalt der Flurnamen sind Ausdruck der intensiven Benutzung der Gemarkung sowie der genauen Beobachtung und Registrierung einzelner Merkmale. Landschaftliche Eigenarten, historische Vorkommnisse oder auch die Art der Verwendungsmöglichkeiten des betr. Gebiets kommen in den Namen zum Ausdruck. Flurnamen sind auch heute noch wichtig. Sie sind ein Teil der offiziellen Einteilung der Gemarkung. Im Grundbuch der Gemeinde sowie in den dazugehörigen Flurkarten (1:2500) sind die Flurnamen zusätzlich zu den Parzellennummern der einzelnen abgemarkten Grundstücke festgehalten. Ferner gibt es noch zahlreiche weitere Flurbezeichnungen, die in keinem Grundbuch festgehalten sind, sondern im Volksmund weiter überliefert werden oder sich auch noch laufend neu bilden. In Forstkarten oder Waldbeschreibungen sind viele weitere Namen enthalten, die zur Orientierung in den ausgedehnten Wäldern dienen, aber keine Flurnamen im ursprünglichem Sinne sind. In diesem Beitrag habe ich versucht, alle heute und früher gebräuchlichen Namen für Fluren, Gewanne, Gebietsteile usw. zu sammeln, sie kartenmäßig zu lokalisieren und ihren Sinngehalt zu erklären.
Wie entstanden Flurnamen?
Flurnamen sind sehr alt, sie entstanden sicher schon vor der Aufteilung der Felder einer Gemarkung an die einzelnen Markgenossen, also schon vor dem 8. Jahrhundert. Wald und Weiden blieben damals zunächst gemeinsames Eigentum (= gemeine Mark oder Allmend). Dennoch trugen auch sie zur Orientierung Namen. Mit der Entstehung von Privateigentum wuchs jedoch das Bedürfnis der Abgrenzung und der Benennung einzelner Flurteile. Die Fluren erhielten Namen die das Feldstück kennzeichneten. Die ältesten Flurnamen sind von der Bewirtschaftung dieses Markungsteils abgeleitet, z.B. Allmend, Trieb, Esch, Egert, Brach, Reut, Roth. So ist ein Teil der Flurnamen sicher über 1000 Jahre alt. In Urkunden aus dem 8. Jahrhundert finden sich Namen wie Au, Brühl, Wang, Loh. Salbücher aus dem 12. und 13. Jhdt. enthalten Flurnamen, die auch heute noch gelten.
Die bäuerliche Bevölkerung hielt eben zäh an überlieferten Namen fest.
Bei der allg. Landesvermessung, die in Württemberg von 1822 bis 1840 dauerte, wurde das Kataster mit Parzellennummern und Flurnamen offiziell angelegt. Neben den im Primärkataster (in Oberkochen 1834–1836) festgelegten Namen sind noch zahlreiche weitere Begriffe üblich gewesen und noch im Gebrauch. Neuer, oft erst 100 Jahre alt, sind die Bezeichnungen von Waldabteilungen, wobei hier neben altem Wortgut vielfach Neuschöpfungen oder Namen Verwendung fanden.
Flurnamen bei der Waldeinteilung
Die alte Einteilung der Wälder in Huten kannte bereits Namen einzelner Waldgebiete. Mit der neueren Forstwirtschaft wurde die Waldeinteilung wesentlich verfeinert in Distrikte und Abteilungen. Neben Namen findet dabei ein Zahlensystem Anwendung.
Der Distrikt (größere zusammenhängende Waldfläche) wird mit einer römischen Ziffer und einem Gebietsnamen bezeichnet (Distr. I Zwerenberg). Neuerdings im Zeichen der EDV ist die arabische Zahl im Vordringen.
Die Waldabteilungen sind Unterteilungen der Distrikte in Flächen von ca. 10–30 ha Größe innerhalb der sich die forstwirtschaftliche Planung und Bewirtschaftung abspielt (Planungs- und Buchungseinheit). Waldabteilungen sind mit arabischer Zahl und mit einem Namen bezeichnet. Der Name entspricht nicht dem Flurnamen, er ist oft wegen der feineren Einteilung erst mit der Abteilungseinteilung entstanden. Da Abteilungen in größeren Zeitabständen geändert wurden, so z.B. Ende des 19. Jhdt. und etwa Mitte der 60er Jahre dieses Jahrhunderts, sind die Namen tlw. wieder verschwunden oder neu gestaltet worden. Zahl und Name sind an den bekannten Abteilungstafeln für jedermann erkennbar festgehalten. Sie finden sich aber auch durchweg in allen forstlichen Planungswerken (Karten etc.). Waldabteilungen werden schichtweise von NO nach SW durchnumeriert. Die letzte Nummer ist somit meist in der SW-Ecke eines Distrikts zu finden. Waldabteilungen sind nicht identisch mit den vom Geometer gebildeten, exakt vermessenen und im Grundbuch enthaltenen Parzellen. Waldparzellen sind oft viele Hektar groß. Sie decken sich im allgemeinen mit den Distrikten und sind damit für eine Orientierung und als Planungseinheit nicht geeignet. Die Waldabteilung wird übrigens nochmals unterteilt, dies jedoch nur mit Ziffern und stets ohne Namen.
Namen und Bezeichnungen auf Oberkochener Gemarkung
Die Zahl der Namen ist so groß, daß sie einer groben Gliederung bedarf. Ich habe mich für folgende Art der Aufzählung entschlossen:
1. Gebietsnamen
2. Waldflurnamen
a) östliche Gemarkung
b) westliche Gemarkung
c) Staats- und Gemeinderwald Bilz
3. Flurnamen der freien Feldflur
4. Ortsinterne Namen (innerhalb Etters) — wird hier nicht bearbeitet.
Den Flurnamen sind Zahlen nachgestellt, mit denen sie in der Karte (S.240/241) lokalisiert werden können.
1. Gebietsnamen
Die Oberkochener Gemarkung umfaßt i. Gz. 2357 ha, davon sind 480 ha Feld, 1625 ha Wald und 250 ha Siedlungsfläche. Die Grenzen der Gemarkung sind durchweg versteint. Gemarkungsgrenzen haben amtlichen Charakter und sind wie alle Grenzen von Grundbesitz streng geschützt. Mitnehmen oder Ausgraben schöner Gemarkungssteine ist streng verboten.
Die grobe Einteilung der Gemarkung richtet sich im wesentlichen nach den die Stadt umgebenden Bergrücken:
a) östlich des Kochers (Härtsfeldseite)
1. Zwerenberg (1)
2. Kahlenbühl (2)
3. Rot (3)
4. Eßhalde (4)
5. Eselbuch (5)
b) westlich des Kochers (Albuchseite)
6. Heide-Langert (3) (4)
7. Buchwang (11)
8. Volkmarsberg (20)
9. Brunnenhalde (49)
10. Bilz (70)
11. Wollenberg (1)
Schließt man die Täler als Gliederungsmerkmale an, so ergibt sich eine weitere Gruppe von Süden nach Norden:
Oberes Kochertal (80)
Tiefental (78)
Dreißental (67)
Wolfertstal (49)
Unteres Kochertal (15)
Langteich (12)
2.a) Waldflurnamen östliche Gemarkung (östl. der Bahn)
Die Waldnamen — spielen bei dem hohen Waldanteil auf der Gemarkung natürlich eine besondere Rolle.
Folgen wir der Markungsgrenze östl. der Bahnlinie von N nach S:
1. Zwerenberg (1)
Der Name sagt — Zwerch = quer liegender Berg.
1. Distrikt der Realwaldungen, er grenzt an Staats‑, Gemeinde- und Realwaldungen auf Unterkochener Seite (Futtelteich, Pfaffenstein, Immeregart, Sauteich). Die südöstliche und südliche Grenze bildet die Ebnater und Königsbronner Markung mit den Gewannen Judenweg und Ebnater Steige.
Der Realwald Distrikt Zwerenberg ist in acht Abteilungen eingeteilt:
Abt. 1 Hinterer Zwerenberg (18)
Abt. 2 Vorderer Zwerenberg (19)
Abt. 3 Sauteich (20)
Abt. 4 Hauenteich (21)
Abt. 5 Kahlenbühl (22)
Abt. 6 Kahlenbühlebene (23)
Abt. 7 Breitscheit (24)
Abt. 8 Spitzig Fels (25)
Die Abteilungen 4–8 befinden sich auf dem Bergrücken »Kahlenbühl« (2) zwischen der alten Ebnater Steige und dem Langenteich.
Geht man vom Römerkeller die Ebnater Steige aufwärts, so erreicht man als erstes Waldstück das Zigeunerwäldle (26) — eine späte Fichtenaufforstung eines Geländes, das die Landfahrer gern als Lagerplatz benutzten. Die Ebnater Steige heißt auch der Judenweg (27). Der Steinbruch links der Steige heißt noch heute der Wingert’sche Steinbruch (28).
Sauteich (20) bedeutet das Teich (= Tälchen), in das man die Sauen eingetrieben hat, im Kataster heißt das Gewann Mittelrain.
Kahlenbühl (2) ist der Bühl (= kleine überschaubare Anhöhe), der wohl sehr lange Zeit holzleer war.
Spitzig Fels (25) trägt seinen Namen von dem genau auf der Markungsgrenze zu Königsbronn gelegenen eigenartigen Felsengebilde (Schwammstotzen). Dieser Abteilungsname kommt auch im angrenzenden Staatswalddistrikt 3 —Kohlhau — vor. Der Kohlhau ist über 500 ha groß und diente vor Zeiten vor allem der Köhlerei.
2. Rodstein (3)
2. Distrikt der Realwaldungen zwischen Langteich (12) und Kuhsteige (36) mit fünf Abteilungen:
Abt. 1 Langteich (29)
Abt. 2 Rodgrüble (30)
Abt. 3 Rodhalde (31)
Abt. 4 Rodstein (32) mit dem oberen und dem unteren Rodstein
Abt. 5 Märzenbuckel (33) mit dem gleichnamigen Felskopf
Durch das Rot führt das Geißenwegle (34) hinauf zur Rodgrube (30).
Der Name Rot oder Rod leitet sich wohl von reuten — roden ab. Mit rotem Boden oder dergl. hat er sicher nichts zu tun.
Rodgrüble ist das kurze Seitental, das vom Langteich nach Westen bergauf zieht und die Grenze zwischen Staats- und Realwald bildet. Am Eingang zum Rodgrüble war der jetzt verfüllte ehemalige »Kolb’sche Steinbruch«. Pächter war die Baufirma Kolb aus Aalen.
Das Böllerhäusle (35) stand, wo der Fußweg zum Rodstein das untere Rodsträßle überquert.
Es hat seinen Namen, weil von hier noch in den 60er Jahren die Oberkochener Feste (Fronleichnam) angeböllert wurden.
Märzenbuckel (33) — der Rücken auf dem heute der Windsack der Drachenflieger weht — hat sicher etwas mit dem sonnigen, warmen Hang zu tun, an dem der Frühling zuerst Einkehr hält. Der nördl. Teil des Bergrückens heißt auch Mühlhalde. Dieser Name ist heute für den Wald nicht mehr im Gebrauch.
Die Kuhsteige (36) führt vom Ort steil hinauf und erreicht die Hochfläche des Eselbuch bei der Waldabteilung Ochsentrieb (56). Auf alten Karten ist der Weg bis zu den Gemeinderiesen (60) — ehemalige Allmendweiden — weiter zu verfolgen.
3. Eßhalde (4)
3. Distrikt der Reahvaldunp_en zwischen Kuhsteige und Gaintal (43) mit vier Abteilungen:
Abt. 1 Kuhsteige (36)
Abt. 2 Eßebene (37)
Abt. 3 Eßhalde (38)
Abt. 4 Hannenloach (39)
In der Abteilung 1 liegt der »Griebigenstein« (40) mit der bekannten Höhle. Zwischen den Abteilungen 1,3, und 4 befinden sich die sogenannten Eßteichle (41), von denen es drei gibt. Das dritte ist oberhalb des bekannten Birkenwäldchens (42).
Der Name Eß (4) ist schwer zu deuten. Er könnte von esch oder ösch kommen = Saatfeld oder Feldflur. Er könnte aber auch ein später Zeuge der Eisenverarbeitung in einer Esse (= Schmiedefeuer) sein.
Griebigenstein (40) könnte der Stein gewesen sein, bei dem die Hirten auf dem Weg über die Kuhsteige (36) zur Hochfläche »ausgegrubt« = ausgeruht haben. Hannenloach (39) heißt in allen Karten auch »Hohner Loh« — der hochgelegene Loh (= lichter Wald). Mit Hahnen = Auerhahnen etc. hat der Name nichts zu tun.
Gaintal (43) ist das östliche Seitental der Urbrenz, das die Eß vom südl. gelegenen Gewann »Pulverturm« trennt.
Was Gaintal bedeutet, konnte mir niemand sagen. In Oberkochen heißt es »Gointel«.
Im Gaintal liegt der Gaulhimmel (44) — das Waldstück war früher unbestockt und diente als Abdeckerplatz zum Verlochen von verendeten Tieren.
4. Eselbuch (5)
heißt der Rücken und die nach SO geneigte Hochfläche vom Rodstein (32) Richtung Ochsenberg. — Der Name steht für den Distrikt 4 des Staatswaldes.
Zu ihm gehören die folgenden Abteilungen:
Abt. 1 Langteich (45) früher auch noch Hagenbuch (46)
Abt. 2 Büchlesplatte (47)
Abt. 3 Kammerbüchle (48) früher auch noch Althäule (49)
Abt. 4 Däsch (50) mit dem Däschwiesle, auch Frey’s Wiesle, und dem Charlottenweg
Abt. 5 Büchle (53)
Abt. 6 Charlottenmand (54)
Abt. 7 Judenangst (55) früher auch noch Ochsentrieb (56)
Abt. 8 Riesenhau (57) früher auch noch Riesenmand (58). Dort steht die Eugen-Betzler-Hütte (59).
Zwischen Staatswald Abt. 6 und 8 liegen die Gemeinderiesen (60) — eine städtische Waldenklave im Staatswald mit den beiden Abteilungen Gemeinderiesen (61) und Saatschule (62).
In den Gemeinderiesen liegt die »Riesenhauhülbe« (63) und steht die sogen. »Gustav-Bosch-Eiche« (64).
Man erreicht die Härtsfeldhöhe durch das Langteich entlang der zur Markung Königsbronn gehörenden Abteilung Mathesle (65) und über die Riesensteige (66) auf dem sogen. »Aalener Weg«.
Abt. 9 Gaintalebene (67)
Abt. 10 Hirschburren (68)
Abt. 11 Kiesbühl (69), Abt. 12 Kiesrucken (70) liegen ebenso wie die Abt. 14 Fuchsbau (71), Zollhaukopf (72), 16 Zollhalde (73) und 17 Pulverturm (74) bereits auf Markung Königsbronn. Abt. 13 Josenhalde (75) liegt über dem Gewann Gaulhimmel (44) im Gaintal (43).
Eselbuch (5) erinnert an den noch heute reichlich vorhandenen Buchenwald. Esel benutzte man als Tragtiere für die dort auf vielen noch erkennbaren Meilerplätzen erzeugte Holzkohle.
Büchle (53), Büchlesplatt (47), Kammerbüchle (48) sind heute noch von Buchenwald bedeckt.
Kammerbüchle (48) ist das der »Kammer« als Krongut der Württ. Herzogsfamilie gehörende Waldstück, im Gegensatz zum Klosterbüchle, das zum Kirchengut gehörte, weil es im Besitz des Königsbronner Klosters war.
Däsch (50) ist die Bezeichnung für eine kleine Geländevertiefung — Mulde —. Auf dem »Däschwiesle« (51) war noch vor 80 Jahren eine der großen Zentral-Kohlplatten, die vor ca. 150 Jahren an Stelle der früheren Einzelköhlereien gerichtet wurden. — Vermutlich Frey’s Wiesle, weil ein Köhler Frey dort seinen Meiler hatte.
Charlottenmand (54) — muß früher eine zeitweise als Weide genutzte Fläche gewesen sein.
Judenangst (55) erinnert an eine erst vor knapp 100 Jahren vorgekommene Geschichte. Ein Lauchheimer Viehhändler hatte in Oberkochen zwei Stiere gekauft. Unterwegs Richtung Ebnat rissen die Tiere aus. Wochen später veranstaltete man eine Treibjagd auf die wilden Viecher. Als sie plötzlich auftauchten, sei ihr Besitzer in panischer Angst auf eine Buche geklettert und kam erst wieder herunter, als die Tiere mausetot erschossen waren. Oberförster Weiger, Forstmeister in Oberkochen von 1892–1909, gab der Abteilung den beziehungsreichen Namen.
Ochsentrieb (56) ist die Nachbarabteilung — ihr Name ist älter. Früher sollen hier oft Streitereien über die Weiderechte zwischen Oberkochener und Ochsenberger Hirten ausgetragen worden sein.
Die Riesen (57) sind ebenfalls frühere Weideflächen gewesen. Der Waldwuchs in den Riesen gehört zum Besten, was auf der Alb anzutreffen ist.
Die Gemeinderiesen (60) waren ehemalige Mähder — Sommerweiden, die noch heute, jetzt als schöner Hochwald in zweiter Generation, der Gemeinde Oberkochen als Enklave inmitten des Staatswaldes und unmittelbar an der Königsbronner Markungsgrenze gehören.
Hirschburren (68) erinnert an eine flachgründige Geländehöhe und an den einstmals vorhandenen Rothirschbestand, ähnlich wie Fuchsbau (71). Kiesbühl (69), Kiesrucken (70) — die Böden sind von mächtigen Feuersteinkies- und Schotterdecken überdeckt. Ein idealer Waldboden.
Zollhalde (73), Zollhaukopf (72) sind wie der Zollacker (29) wohl eine Erinnerung an die uralte Grenze, die hier kurz vor der Wasserscheide das Ellwangische und das Württembergische voneinander trennte.
Pulverturm (74) — der Felskopf oberhalb der Zolläcker hat seinen relativ jungen Namen von einem Pulvermagazin, das für den dort vorhandenen Steinbruch notwendig war. Auf dem Pulverturm sind noch Wall und Graben erkennbar — Zeichen einer früheren befestigten (Beobachtungs-)Station?
Josenhalde (75) erinnert wohl an einen früheren Besitzer Joos, wie manch andere Waldstücke ist sie durch Kauf Staatswald geworden. (z.B. Jörglesmand = Schmidjörglesmand im Hagental).
2 b) Waldflurnamen
Westliche Gemarkung (Albuchseite)
Westlich der Bahnlinie und des Kocher-Brenztals jenseits der Unterkochener Gemarkungsgrenze heißen die Fluren Stefansweiler, Fähnlesberg und Daffang. Hier beginnen die großen Waldungen des Albuch — die sich über den Langert bis weit hinauf nach Bartholomä erstrecken. Die Markungsnachbarn Oberkochens sind Unterkochen, Aalen, Essingen und Königsbronn.
Folgen wir der Markungsgrenze von NO nach NW, so finden wir zunächst vier Namen größerer Gebiete: Kleeb (1), Thierstein (2), Heide (3) und den Oberkochener Teil des Langert (4).
Kleeb (1) bedeutet stets einen steilen Prallhang oberhalb eines Flusses. Der Kleebfelsen spielte vor einigen Jahren in der Oberkochener Gemeindepolitik eine Rolle.
Thierstein (2) — die südlich anschließende bewaldete Steilhalde — trägt den Namen nach dem gleichnamigen im Wald versteckten Aussichtsfelsen. Die Namensherkunft ist unbekannt.
Die Heide (3) — das neue Baugebiet der Stadt — war bis 1900 eine gemeindeeigene Schafweide = Heide, bevor sie zu Fichtenwald aufgeforstet wurde.
Der Langert (4) = langhardt = lichte Weide, Wald auf dem langgestreckten Bergrücken ist nur mit dem kleineren südlichen Teil der Oberkochener Gemarkung zugehörig. Der Aalener Stadtwald liegt zu 80% auf dem Langert. Früher war dieser noch teilweise landwirtschaftlich benutzt (Osterbucher Hof). Bis 1910 besaß der Staat auf dem Langert beträchtliche Waldflächen, die dann gegen städtische Wälder auf dem Härtsfeld vertauscht wurden. Deshalb liegt auch heute noch ein großer Teil des Aalener Stadtwaldes auf Unterkochener Gemarkung und die Grenzsteine tragen altwürtt. Wappen und den Aal zugleich.
Die Waldeinteilung benutzt und ergänzt die Flurnamen:
Kleeb (1) ist der steile, teils von Wacholderheide und Gestrüpp gebildete kleine Distrikt des Gemeindewaldes. Erst durch Aufforstung von Ackerparzellen und Heide ist einer der ärmsten Wälder im städtischen Besitz entstanden.
Thierstein (2) — Der Distrikt 8 der Realgenossenschaft umschließt den Bergrücken der Heide mit vier Abteilungen von Osten:
Abt. 4 Kleeb (1)
Abt. 3 Thierstein (2)
Abt. 2 Loach (5)
Abt. 1 Schlacht (6)
Loach (5) die von der Heidestraße durchschnittene Abteilung mit dem Loachfelsen bedeutet wohl Loh = lichtes Gehölz = Buschwald. Die Schreibweise könnte allerdings auch für Loach = Lache = Grenze stehen.
Schlacht (6) Die Herkunft des Namens ist nicht bekannt. »In der Schlacht« bedeutet vielleicht »G’schlacht« = mild, warm. Das Waldstück ist der steile Teil östlich des Langerttal (7).
Heide (3) ist der Distrikt 2 des Stadtwaldes. Die jetzt zu ca. 70% ausgestockte Fläche wurde früher in sechs Waldabteilungen eingeteilt, die heute kaum noch erkennbar sind.
Abt. 1. Heidekopf
Abt. 2. Thierstein
Abt. 3. Heidefichten
Abt. 4. Loachebene
Abt. 5. Langertebene
Abt. 6. Langertteich
Es sind typische Kunstnamen der Jahrhundertwende.
Langert (4). Die Realgenossenschaft nennt ihren Distrikt 7 so. Er umfaßt vier Abteilungen:
Abt. 1. Langert (4) mit dem Langertfelsen (8)
Abt. 2. Kirschentäle (9)
Abt. 3. Gunderstal (10)
Abt. 4. Buchwang (11)
Kirschentäle (9) ist nach dem Langerttal das zweite Seitentälchen das vom Wolfertstal nach Norden abzweigt und auf kürzestem Weg zum Kirchenwald Peterhau führt. Am NW-Ende der Abteilung liegt über dem dritten Seitental, dem Finstertäle (18), der Kuckucksstein (19).
Gunderstal (10) heißt das 4. Seitental — die Waldungen heißen bei den Oberkochenern mehr »Schmalhalde« (12), weil nur der schmale Steilhang nach Oberkochen gehört. Der Name soll nach Pfarrer Trittler von Gund-Cumb = keltisch Hochtal, cumbeta altrömisch Hochtälchen kommen.
Buchwang (11) ist der westlichste Waldteil der Realgenossenschaft. Der nach Osten orientierte Bergrücken grenzt im Süden bereits an Essinger Markung. — Wang bedeutet Bergrücken — Bergvorsprung. Heute ist der »Buchen«wang zu 90% mit Fichten bestockt. Zwischen Schmalhalde u. Buchwang liegt das Roßteich.
Peterhau (13) ist nördlich des Langert — zwischen Unterkochener und Oberkochener Gemarkung, zwischen Stadtwald Aalen und Realwald, Abteilung 2 Kirschentäle, als langgestrecktes Dreieck eingesprengt. Der Kirchenwald oder Heiligenwald (13a) der katholischen Kirchengemeinde Sankt Peter wird von den Forstleuten in 5 Abteilungen unterteilt:
Abt. 1. Langertspitz (14)
Abt. 2. Heiligenhau (15)
Abt. 3. Kirschentäle (16)
Abt. 4. Peterhau (17)
Abt. 5. Finstertäle (18) mit dem Kuckuckstein (19)
Volkmarsberg (20) — der Oberkochener Hausberg, deshalb auch oft nur »der Berg«, bildet im NW des Orts einen großen bewaldeten Kegel. Der Name wird gedeutet als »Berg des Volkmar« — Volkmar ist der vom Volk geachtete, »im Volk bekannte« oder »berühmte«. Näher liegt die Erklärung nach Pfarrer Trittler: »Volkhardtsberg« = Volkhardt = Hardt = Wald des Volkes — also ein Waldgebiet, das im Gemeindebesitz war und ist.
In der Waldeinteilung ist der Berg der Distrikt 6 des Realwaldes und der Distrikt 7 des Stadtwaldes. Die südliche Grenze bildet das obere Dreißental — der Kessel — und das Sallesteichle, durch das früher der kürzeste Vicinalweg in die Bilz führte (vorbei an der Jagdhütte Leitz).
Der Realwalddistrikt Volkmarsberg hat sieben Abteilungen.
Abt. 1. Orthshalde (21) — die Oberkochener sagen auch Roathalde
Abt. 2. Maßhalder (22) — nach Maßhalder = Feldhorn
Abt. 3. Wolfertstal (23) — das eigentliche Wolfertstal
Abt. 4. Lache (26) — hier wird wieder die Essinger Grenze —, der Heiligenhau — erreicht.
Abt. 5. Weingarten (27)
Abt. 6. Dreißental (28)
Abt. 7. Berghäule (32)
Ortshalde — ist vermutlich auf roden — wie Rothalde — zurückzuführen. Durch den Steilhang führte das »Severinswegle« senkrecht bergab. Wolfertstal — im engeren Sinne ist nicht das breite Tal Richtung Essingen, sondern das schmale steile Seitental vom Aussiedlerhof Fischer nach Westen Richtung Volkmarsberg. Wolfhardt — Volkhardt — könnte der gleiche Wortstamm sein. In der Abteilung liegt der Lindenfirst (24), ein Felskopf am östl. Oberhang, sowie das sogen. »Drecketsteigle« (25) — ein kleines steiles Seitental des Wolfertstales, das auch zum Volkmarsberg führt.
Lache (26) ist eine feuchte, ja nasse größere Fläche, das Wort findet sich auch in Wasserlache — Lache kann auch Grenze bedeuten. In der Abteilung befindet sich auch der Kanzelfels (35) auf der Grenze zum Stadtwald.
Weingarten (27) — sicher hat wohl hier einmal ein Weinbauversuch stattgefunden. Es gab ja wesentlich wärmere Zeiten als heute. Weingart als Gewann-Namen gibt es in unserer rauhen Gegend öfter.
Dreißental (28) Über den Ursprung des Wortes gibt es manche Spekulationen bis zur Vermutung, die Tiroler Einwanderer aus der Zeit nach dem 30jährigen Krieg hätten das Wort mitgebracht. Innerhalb der Waldabteilung gibt es den sog. Katzenstein (29), den Katzensturz (30) und die Hattelhalde (31) — eine Hattel war eine alte Kuh, die zum Ziehen eingewöhnt war.
Berghäule (32) am westl. Markungsrand, gibt es auch im Staatswald.
Der städtische Besitz auf dem Volkmarsberg ist seit 1938 ganz unter Naturschutz gestellt. Dennoch ist eine Waldeinteilung vorhanden und werden Teile forstwirtschaftlich benutzt.
Auf dem Berg gibt es einige Namen, die hier erwähnt werden müssen:
Die Märchenwiese (33) ist im Norden das kleine Wiesenstück am Ende des Wolfertstals, es erhielt diesen Namen erst in den letzten Jahren. Über die Berghecke kommt man zum Gipfel.
Das Holzwarthsäckerle (34) im Ostteil springt keilförmig in den Realwald Weingarten vor. Der Holzwart war der von der Realgenossenschaft beauftragte Waldschütz.
Der Kanzelfelsen (35) auf der Grenze Stadt-Real ist ein beliebter Anlaufpunkt zwischen Berghäule und Lache.
Der Sattel (36) ist der Platz bei der Mutterbuche (37).
Beim Holzehans (38) steht heute die Skihütte und das Liftstüble.
Paul Grupp-Weg (39), Turmweg (40), Hermann-Illg-Eiche (41) und Hubertushalde (42) sind neuere Bezeichnungen, die mit der Erschließung des Volkmarsbergs für Wanderer entstanden.
An Bauwerken gab oder gibt es außer der Skihütte die A V‑Hütte, den Turm, dem »Diftele« seine Hütte — ehemal. Verkaufsstand »Holz« neben dem Turm (bis 1945) —, die alte Leitz-Hütte und die Jagdhütte Leitz.
Südlich an den Volkmarsberg anschließend folgt:
Brunnenhalde (43) — der Realwald-Distrikt 5 mit 10 Abteilungen. Der Name ist von dem quellenreichen Steilhang — die Brunnenhalde — hergeleitet.
Abt. 1. Bergstraße (44) nach der um 1934 gebauten heutigen Volkmarsbergzu- fahrt. Links zweigt bei der Überquerung der Schiabfahrt das sogen. Sallesteichle (45) ab (Sahle = Salweide). Dieses liegt unterhalb der Kahlenhalde (46).
Abt. 2. Brunnenhalde (43). Die dortige starke Quelle wurde schon vor dem 1. Weltkrieg gefaßt und über Rohrleitungen zur Firma Leitz geleitet. Die Brunnenhöhle (47) ist erst seit kurzem erforscht. Beim Brunneneck (48) erreicht das Brunnenwegle (49) die Hochfläche. Dort steht der Jakobstein (50). Der Stein — beim Bau des Bimmelsträßchens freigelegt — erinnert an den Realförster Jakob Jäger (in Oberkochen von 1955–1978).
Abt. 3. Vordere Brunnenebene (51) mit dem Brunnensturz (52) als Aussichtspunkt bekannt bei der »Carstens-Bank« (52). Dort auch die Marxe-Schleife (von Holzschleifen = Holzziehen).
Abt. 4. Hintere Brunnenebene (53). Die schotterreichen Waldböden tragen die ärmsten Buchenwälder weit und breit.
Abt. 5. Schmittehalde (54), der Hang über dem Kocherursprung mit dem Schmittefelsen (55), an dessen Fuß einst der Schmelzofen = die Schmitte stand. Heute durch das Schmittesträßchen als Fortsetzung der Wacholdersteige (56) gut erreichbar. Beim Tiefentalsturz (57) geht es hinab ins Tiefe Tal.
Abt. 6. Fuchskohlplatte (58) der große Kessel über dem Kocherursprung wird ebenfalls von der Wacholdersteige erreicht über das Steinschräufele (59). Ein Stück des »Hans Zöllner-Wegs« (60) führt durch diesen Waldteil. Am oberen Ende des Steinschräufele stand das »Scheerers-Steinle« (61), das leider nicht mehr da ist.
Abt. 7. Bemmel (62) ist die südl. Hochfläche der Brunnenebene.
Abt. 8. Borzelhalde (63) kommt wohl von Purzeln…
Abt. 9. Tiefentalhalde (64) durch diese führt die alte »mittlere Steige« (65) hinauf zur Abteilung Borzelgrube.
Abt. 10. Borzelgrube (66) — nach dem gleichnamigen Naturdenkmal — einem Krater von respektabler Größe.
2c) Waldnamen in den westlichen Markungsteilen des Staats- und Gemeindewaldes Bilz
Die Bilz (70) bedeutet ein feuchtes (?) abgelegenes Weidegebiet — der Name hat mit Pilzen nichts zu tun. Ein großes Waldgebiet trägt diesen alten Namen. Es gehört dem Staat (Distrikt 5) und teilweise der Stadt (Distrikt 4).
Zahlreiche Namen — aber auch Legenden — gibt es für die einzelnen Waldorte:
Abt. 1. Berghäule (71) liegt am weitesten nördlich und östlich. Es grenzt an die Essinger Gemarkung. Der kürzeste Weg von Oberkochen in die Bilz führt durch das Berghäule und das an dessen südl. Rand gelegene »Saure Mand« (72).
Abt. 2.Bilzhütte (73). Die Abteilung trägt den Namen der gleichnamigen, sagenumwobenen Hütte. Früher auch noch Bilzteich (74).
Abt. 3. Bilzmähder (75). Früher auch noch Schneckenburren (76), Hasel- oder Hasenbilz (77).
Abt. 4. Kohlhaubilz (78) früher auch noch Sahlenhau (79) und Hagental (80) mit alten Kohlplatten wie fast überall. Ob Haugenial = Hagental etwas mit den Hauken — den Essingern — zu tun hat?
Abt. 5. Hohmand (81) entlang der Realgrenze — wie das angrenzende »Saure Mand« (72) ehemals eine einmähdrige Wiese (= einmal im Jahr nur gemäht). Abt. 6. Großteich (82)
Abt. 7. Heidelbeerbilz (83) — mit ausgedehnten Heidelbeerflächen.
Abt. 8. Wasserteich (84) — man versuchte hier Wasser für die Köhlerei und die Viehweide zu sammeln.
Abt. 9. Jörglesmand (85) das seinen Namen von einem Schmidjörgle trägt, der wohl diese ehemalige Weide an den Staat verkauft hat.
Abt. 10. Meckenschlag (86) und
Abt. 11. Rehburren (87)
Diese Abteilungen schließen den Gemeindewalddistrikt Bilzmähder (88) mit seinen drei Abteilungen völlig ein. Sie waren früher Weide, heute ist tlw. die erste Waldgeneration noch vorhanden — Fichten von fast 50 m Höhe (!). Sie heißen auch »Kochener Mähder«.
Abt. 1. Bilzteich (89)
Abt. 2. Bilzhaus (90) — hier stand das ehemalige Hirtenhaus des Bilzhannes. Wasser sammelte er in der nahen Bilzhülbe.
Abt. 3. Hirschstang (91) — erinnert an die Zeit der Rothirsche, die hier erst 1919 zu Ende ging.
Sixenfeldle (92) ist das abgelegene einzelne Waldstück, umschlossen von Real- und Staatswald, das die Gemeinde um 1836 von dem Bauern Grupp Melchior erwarb, als er von Oberkochen wegzog. Es wurde damals als Fichtenwald aufgeforstet. In der Urkarte von 1830 heißt es noch Gruppenmand.
Abt. 12. Tiefentalhalde (93). Sie nahm in ihrer heutigen Form auch das frühere »Stück (94)«, ebenfalls eine Feldaufforstung, auf.
Abt. 13. Ellwangerhalde (95) mit der früheren Brunnenhalde (96) über dem Hubertusbrunnen (97) erinnert im Namen, wohin sie einst gehörte. Die nördl. Bilzflächen waren Königsbronner Klostergut bzw. Kammergutbesitz.
Westlich des Tiefental erstrecken sich am Steilhang bis zur Essinger Gemarkungsgrenze die Abteilungen:
Abt. 14. Roßstall (98) mit dem Hubertus- oder Roßstallhüttle
Abt. 15. Meisentäle (99)
Abt. 16. Steinboos (100) — hier ein alter Steinbruch.
Wollenberg (1). Um den breiten Bergrücken im SW der Gemarkung zwischen Kochertal, Tiefental und Großbrenzel (5) ranken sich wie um die Bilz mancherlei Sagen und Geheimnisvolles (Schäfer vom Wollenberg etc.). Der Name könnte von den Wollfetzen der Schafe kommen, die dort an Sträuchern und Buschwerk hängen blieben. Möglich ist jedoch eine viel ältere Erklärung im Zusammenhang mit dem adligen Namen Woellwarth.
Die Gemarkungen von Essingen und Oberkochen treffen sich unmittelbar am Großen Wollenloch (2), der merkwürdigen Schachthöhle von ungewöhnlicher Tiefe. Nur wenige 100 m weiter Richtung Süden stoßen dann auf dem höchsten Punkt (710 m) Essinger, Königsbronner und Oberkochener Gemarkung zusammen. Der Königsbronner Seite folgend geht es vorbei an der Klosterhalb (10) rasch talwärts zur Ziegelhütte, die ganz nahe jenseits der Gemarkungsgrenze liegt.
Der Wollenberg wird in mehrere Teilgebiete unterteilt. Die Einhänge nach Oberkochen heißen Ellwanger Wollenberg, weil sie zusammen mit den südlichen Teilen der Bilz ehemals Ellwanger Besitz waren. Die Taleinhänge nach Osten sind die Ziegelhalde (3), auf der Königsbronner Seite liegen bereits der Klosterberg (4), das Großbrenzel (5) und der Gnannenberg (6).
Der Wollenberg ist heute vollständig bewaldet. Der Distrikt 6 »Wollenberg« mit 5 Waldabteilungen gehört dem Staat. Der Distrikt 4 »Ziegelhalde« mit den 2 Abteilungen Wanne (7) und Ziegelhalde (8) ist Eigentum der Realgenossenschaft Oberkochen.
Wanne (7) ist das steile Seitentälchen des Brenztals, das heute als Erddeponie verfüllt wird. Der Wannensturz (9) ist das Felsenriff am Zusammentreffen von Tiefental und Brenztal.
Ziegelhalde (8) trägt den Namen der Ziegelhütte, die einige Zeit als Klosterziegelei diente.
Die staatlichen Waldabteilungen des Distrikts 6 Wollenberg tragen ff. Namen:
Abt. 1. Wanne (11) — neben dem Wannensträßchen, das in Serpentinen zur Höhe führt, war früher auch eine der großen Zentralköhlereien.
Abt. 2. Kleinwollenloch (12) — das kleine Wollenloch ist am Wanderweg gelegen und weit unauffälliger als das große.
Abt. 3. Großwollenloch (13)
Abt. 4. Schwarzweilerteich (14) einer der wenigen Namen auf Oberkochener Gemarkung, der an eine frühere, längst abgegangene Siedlung erinnert, deren Lage unbekannt ist.
Abt. 5. Wollenberg (15). An seiner Nordostecke gegen den Wannensturz (9) steht am Wannensträßchen die »Berta-Buche« (16). Der mächtige Baum aus der vorhergehenden Waldgeneration trägt den Namen der Frau des ehemaligen Forstmeisters Martin (1909−1935 in Oberkochen), die von dort aus sehr gerne den »Bertablick« hinab ins Kochertal genoß. Heute ist der Wald schon wieder gut 15–20 m hoch gewachsen.
Die Umwelt ändert sich ständig, die Namen aber überdauern die Zeit.
3. Flurnamen der freien Feldflur
Auch hier beginnt die Auflistung im NO-Teil der Gemarkung, d.h. an der Grenze nach Unterkochen.
Saure Wiesen (1) heißt die Flur westl. des Kocher in unmittelbarer Nähe der auf Unterkochener Gemarkung liegenden Stefansweiler Mühle.
Stefansweiler (2) östlich der Bundesstraße und der Bahn. Der mit Hecken und Wäldchen bestockte Westhang gehörte wohl früher zu dem sogen. Stefansweiler. Um Unterkochen gab es im Gegensatz zu Oberkochen noch mehrere solche Einzelgehöfte oder Streusiedlungen. Am Ostrand der Mühlacker.
Der Eselweg (3) schließt sich nach Süden an. Der Name deutet an, daß hier die Kohlentransporte von den Wäldern auf dem Härtsfeld und Zwerenberg in Tragkörben von Eseln zu Tal gebracht wurden. Wo der Weg auf die Kreisstraße (ehemalige Staatsstraße) stößt, stand früher der sogen. Bettelbrunnen (4). Eine offen laufende, gefaßte Quelle lud zum Trinken ein.
Der östl. Teil des Kochertals ist hier ohnedies sehr quellig, während im mittl. u. südl. Teil der Gemarkung alle Quellen nur auf der Westseite entspringen. Dem Kocher, aber auch den Wasserfassungen der Stadt Aalen bringen diese einen regelmäßigen, starken Wasserzufluß.
Der Erlenbach (5) fließt von der Gärtnerei Vollmer Richtung Kocher. Sein Lauf ist ein letztes Eldorado für die Tierwelt, die sich in dem sumpfigen Gelände wohlfühlt.
Lixensteige (6), auch fälschlich Sixensteigle, heißt der Anstieg über dem Erlenbach Richtung Zwerenberg. Lixe bedeutet einen schweren, tonigen, strengen, wechselfeuchten Boden auf warmer Hanglage.
Zwerenberg (7). Die Felder unmittelbar nördl. der Ebnater Steige (8) tragen den Namen des ganzen Waldberges.
Weilfeld (9) ist in Oberkochen heute als Standort des Römerkellers (10) bekannt.
Langes Teich (11) heißt das Feld zwischen dem Feldkreuz am Anfang der Ebnater Steige und dem Aalener Weg (12), der von Ochsenberg herab kommt. Daffang (13) ist der Name, der auch auf Unterkochener Markung westlich des Kochers vorkommt. Gemeint ist das steile Seitentälchen, das die Gemarkungsgrenze nördlich des Kleeb bildet.
Gheurensteige oder Gheurigsteig (14), ein seltsamer Name schließt nach Süden an. »Geheuer« heißt sanft, anmutig. Auch »Keuertal« ist tlw. üblich.
Untere Wiesen (15) — das Gebiet der heutigen Kleingartenanlage und des Städt. Bauhofs bedarf keiner Erklärung. Dort liegen auch die zwei »Pfarrwiesen«.
Kreuzwiesen (16) und Kreuzmühle (17) kocheraufwärts sind heute durch die Wäscherei Lebzelter und die Sportanlagen schon weitgehend überbaut. Unmittelbar oberhalb der Kreuzmühle mündet der Nußbach (18) in den Kocher. So hieß der Gutenbach in seinem heute verkürzten Unterlauf.
Wenden wir uns jetzt dem Gebiet östlich des Kochers zu, so treffen wir zunächst auf das Gewann:
Rot (19) am Fuße der Rothalde. Es ist vom Geißenwegle (34) durchschnitten. Engelstein (20), dieser Fels fiel dem Bau der Umgehungsstraße zum Opfer. An ihn knüpfen sich alte Sagen. Es ist wohl auch ein Zusammenhang mit der »Wiesenkapelle« zu vermuten, die früher in den Kapellenwiesen (21) (heute Lager des Kaltwalzwerks etc.) stand, zu der es eine vielbesuchte Wallfahrt gab (Heilige Ottilie).
Mühlhalde (22) — heute ebenfalls von der Umgehungsstraße durchschnitten — erinnert wohl an die Zugehörigkeit zur Mittleren Mühle der Familie Scheerer. Der Name wird teilweise auch für den nördlichen Teil des Waldes verwendet, den wir heute insgesamt Märzenbuckel (s.o.) nennen.
Kuhsteige (23) erscheint als Name des Waldweges (36) und des Gewanns südl. der Bahn und Bundesstraße zum Waldrand.
Fleinsäcker (24) — die steilen Parzellen oberhalb der Fa. Günther und Schramm zwischen Waldrand und Bahn. Schwerer, toniger Scherbenboden rechtfertigt diesen Namen, der aber praktisch nicht mehr bekannt ist.
Kiesgrube (25) ein kleines Gewann fast von Hecken bedeckt, unterhalb des Waldrandes zeigt in der Tat an, daß hier eine mächtige Bergkiesschicht früher abgetragen wurde. Eine Bodenkartierung aus den 60er Jahren hat dieses Kiesvorkommen bestätigt.
Täle (26), die Fluren neben der Bundesstraße bei der südl. Auffahrtsrampe — parallel zur Straße erreicht man über den sogenannten Baureuweg (30) (parallel zur B 19).
Tiefe oder Tiefne (27) heißen die südliche angrenzenden Flurstücke. Teilweise ist auch Espach oder Erspach im Gebrauch.
Ess(-) liegt oberhalb der Tiefne gegen den Wald.
Höhe (28) schließt sich an, bis an das Gaintal in Mundart »Gointel« (43). Südlich des Wegs der beim Schachtwerk der Landeswasserversorgung vom Baurenweg abgeht, folgt dann das Gebiet des
Zollackers (29), dessen Namen wohl wie Zollhau von der Grenzlage zwischen königsbronnischem und ellwangischem Gebiet herzuleiten ist.
Westlich des Kochers setzt sich die Reihe der Flurnamen fort mit dem Gebiet Tierstein (31) oberhalb der Lenzhalde (32). Durch diese Flur führt die Geiselsteige oder Geißensteige (33) wohl analog dem Geißenwegle im Rot (vielleicht auch Goißel = Peitsche).
Loach (34) ist die nordwestliche Fortsetzung des Heidestreifens unterhalb des Waldrandes, heute von der Heidestraße durchschnitten.
Gutenbach (35) — Einst ein stilles Wiesental ist heute im Unterlauf vollständig eingebaut. Im Mittellauf fließt der Bach durch das Spitztal (36) und den Erlenwasen (37). Dort in Richtung Langen entspringt der
Langertbrunnen (38), gleich daneben steht »Balles Kreuz« (39) am unteren Rand der
Langerthalde (40). Es folgen westwärts Kirschentäle (41), Finstertäle (18) mit dem Acker »Pfannenstiel«, Gunderstal (43), Kippacker (44) und Krapfenakker (45), Buchwang (11) und Eichertbrünnele (47). Links des Wegs zum Gunderstal und zum Wasserhäusle liegt der Stollen (42), aufgeschüttet aus dem Durchbruch des Osterbuchstollens der Landeswasserversorgung.
Dies sind die Flurnamen nördlich des Gutenbachs und des heute wohl fälschlich als Wolfertstal bezeichneten Tals nach Essingen, Richtung Albstetter Feld, durch die Hohlgasse (46).
Von der Essinger Grenze beim Heiligenhau (südlich) und Eichert (nördlich) Richtung Oberkochen folgen nacheinander die Fluren:
Lache (47) mit dem sogenannten Bäuerle Stadel (48) — der Feldscheune des ehemal. Bäuerle-Hofes.
Maßhalder (22) — das ist der schwäbische Name für Feldahorn.
Orthalde (50) oder auch Roathalde, darunter die »Steiner« (49) — der steinige Riegel oberhalb des Schafstalls und des Wetterkreuzes.
Hommelwiesen (51) — die zur Unterhaltung der örtl. Farrenhaltung dienten. Burrenwiesen (53) — heute bereits überbaut.
Neubrunnen (53) ist eine Quelle unter der steilen Halde vor dem Aussiedlerhof Fischer oberhalb des Gutenbach und des Erlenwasen.
Das Spitztal (56) mit den Burrenwiesen ist heute als künftiges Wohngebiet bekannt geworden. Es zieht sich bis zum Segelfliegerhäusle hin.
Im Wolfertstal (54) liegt der Aussiedlerhof. Von dort erstreckt sich die
Lange Hecke (55) am Hang entlang, manchmal auch als »Hirtenrain« bezeichnet. Dort stand die
Skischanze (57), die noch zahlreichen Altoberkochenern bekannt sein dürfte. Rain (58) und
Gieß (59) schließen sich an, sie liegen oberhalb des Luggenlohbrunnen (60). Weingarten (61) ist das Gewann, wo heute die Wiesenkapelle steht — die seinerzeit wegen des Baus des Sägewerks Bäuerle in den Kapellenwiesen abgebrochen und von der Firma droben über der »Dörr« neu errichtet wurde. Die Dörr (62) zieht sich herunter bis zur TVO-Turnhalle. Auf der Dörr oder Dörre hat man früher Flachs und Hanf gedörrt und wohl auch gebrochen. Ein Name Brechhaus oder Brechdarr fehlt, da in Oberkochen der Flachsanbau nie eine große Rolle gespielt hat.
Bühl heißt die Anhöhe zwischen Gutenbach und Katzenbach (heute Bühlstraße). Über die
Kapellensteige (63) kommt man auf dem Weg zum Volkmarsberg zum Hirschwirtsspitz (64) oberhalb des städt. Friedhofs. Die heute aufgeforsteten Parzellen gehören immer noch dem »Hirschwirt«.
Der Katzenbach (65) entspringt unterhalb des Friedhofs. Dieser liegt im sogenannten »Hitzeles Mand« (66). Im Ort erhält der Katzenbach kurz vor dem Zufluß in den Kocher den Namen »Zollbach« — wohl ebenfalls als Ausdruck der früheren Grenzsituation in Oberkochen selbst.
Das Dreißental (67) ist m. W. ein Trockental — es führt keinen Bach. Es endet im Kessel (beim Schützenhaus). Dort gab es die Lettengärten.
Birkle (68) hieß früher das Gewann, das heute von der Volkmarsbergsteige durchschnitten wird. Es liegt über den Weiherwiesen (69), wo heute die Firmen Zeiss und Leitz stehen.
Wacholdersteige (70) ist ein alter Name für einen alten Weg, der hinauf zum Wald und zum Steinschräufele (72) führt, vorbei an der Schleif‑, Öl- oder Ziegelmühle (heute Fa. Leitz).
Strick (72) oder Strickäcker heißt die Flur unterhalb der Wacholdersteige bis hinunter zum Kocher. Das Mühläckerle lag dort, ferner der Steg und der Steig direkt am Kocher, ebenso das Schneiders Täle (85), das Teich, das sich zwischen Forstamt und Kocherursprung zum Waldrand hinaufzieht.
Ried (73) sind die nassen Wiesen beiderseits des Kochers bei der Einmündung des Ziegelweiherbachs, der manchmal auch Roter Kocher heißt.
Der Schwarze Kocher (74) fließt kurz nach seinem Ursprung an der Schlackenwäsche (75) vorbei. Hier stand das Pochwerk, wo Erz und taubes Gestein getrennt wurden. Unterhalb des 2. Brückle auf der Ortseite war früher der Eisweiher (76), in dem der Hirschwirt im Winter das Eis für den Bier- und Eiskeller gewonnen hat.
Der Schlackenweg (77) ist die Flur um den Aussiedlerhof Gold-Schmidjörgle und der erste Teil des Tiefentalsträßchens, gebaut aus Schlacken — das ist der geschmolzene glasige Rest der Erzverhüttung.
Das Tiefental (78) kennt keine weitere Unterteilung der Flur. Man spricht jedoch vom Apfelbäumle (83) bei der Auffahrt zum Wollenberg und vom Lindenbäumle (84) bei der Auffahrt zum Schwarzweiler Teich.
Langes Gwand (79) heißt die Flur vom heutigen Gashäusle bis zum Waldweg, der zur Wanne und Ziegelhalde führt. Südwestlich davon heißen einige Parzellen »Häusle«, direkt unter dem Wannensturz, Richtung Tiefental.
Kreuz (80) ist beiderseits der Bahn gelegen und im Osten heute durch den Verlauf der Bundesstraße begrenzt. Am nördlichen Spitz war der ehemalige Bahnübergang der Staatsstraße — beim Hut — wie man heute sagen würde. Südlich grenzt an die Gemarkung Königsbronn der Krummacker (81) an, der wirklich eine gekrümmte Form hat.
Birkach (82) — die quellige Fläche an der südl. Markungsgrenze vor dem Seegartenhof, die heute ebenfalls von der Bahn geschnitten wird. Das Gebiet diente einige Zeit als Auffüllplatz und hat dadurch leider sehr viel von seinem Charakter als Feuchtgebiet auf der Wasserscheide verloren.
Nachwort
Es fehlt die Aufzählung der Flurnamen im Ort selber. Auch sie sind heute noch wichtig — Schwärz, Stahlacker, Kies, Krautstriche, Brunkel (= Bronnquell), im Mahd und viele mehr sind noch immer lebendig, obwohl die Straßennamen längst innerhalb des Orts die Orientierungsfunktion übernommen haben.
In den vielen Flurnamen findet sich ein Teil unserer Heimatgeschichte. Dem Kundigen vermitteln sie viel Wissenswertes. Die Auflistung ergibt rund 190 Wald- und über 80 Feldflurnamen — welch reicher Schatz an heimatkundlichen Werten. Noch immer haben sie jedoch eine weitere unentbehrliche Funktion als Orientierungshilfe. Nicht mit Parzellen-Nummern oder umständlichen Beschreibungen, sondern ganz einfach durch einen Flurnamen findet man sich am besten zurecht — wenn man ihn hat oder kennt. Jeder ortsverbundene Bürger sollte deshalb wenigstens die wichtigsten der oben aufgezählten Namen kennen. Um dazu ein wenig beizutragen, wurden diese Zeilen geschrieben.
Es gab bereits früher Sammlungen von Flurnamen in Oberkochen. In »Bürger und Gemeinde« Nr. 16/1956 ist ein Artikel von Herrn Konrektor Braun abgedruckt. Dort findet sich eine Karte, die Lehrer Günter 1931 angefertigt hat. Sie war für diesen Beitrag eine wertvolle Hilfe. Dank gebührt auch Herrn Hans Gold — Schmidjörgle — der zur Korrektur der Namenssammlung wesentlich beigetragen hat.
Auch auf die unterschiedlichen Schreibweisen der Namen muß hingewiesen werden. Gewählt wurde die i.d.R. heute gebräuchlichste Form.
Karl Schurr