In Oberko­chen gibt es zwei konfes­sio­nel­le und einen kommu­na­len Fried­hof. Ein Blick in die Historie.

Oberkochen

Der katho­li­sche Fried­hof beim Bahnhof. Fotos: ls

Wie kommt es, dass eine kleine Stadt wie Oberko­chen mit etwa 8000 Einwoh­nern drei Fried­hö­fe hat? Dass es neben dem kommu­na­len auch einen katho­li­schen und einen evange­li­schen Fried­hof gibt, ist ist eng vernetzt mit der Geschich­te der beiden Kirchen­ge­mein­den. Wie der verstor­be­ne Lokal­his­to­ri­ker Dietrich Bantel heraus­ge­fun­den hat, soll es in Oberko­chen ursprüng­lich sogar sechs Fried­hö­fe gegeben haben. Drei sind aufge­löst und drei werden noch für die letzte Ruhe genützt: der katho­li­sche Fried­hof an der Bahnli­nie, der evange­li­sche an der Katzen­bach­stra­ße und der kommu­na­le Fried­hof an der Kapel­len­stei­ge unter­halb des Neubau­ge­biets Weingarten.

Ältes­ter Fried­hof Oberkochens

Die Chronik der katho­li­schen Kirche verweist darauf, dass die Entste­hung des Fried­hofs mit den Neupla­nun­gen der Kirche gegen Ende des 19. Jahrhun­derts auf Drängen des Oberamts zurück­zu­füh­ren ist. Im ganzen Oberamt sollte nur noch in Oberko­chen der Fried­hof bei der Kirche in der Ortsmit­te Bestand haben. Der alte katho­li­sche Fried­hof war daher beim Bau der heuti­gen Kirche Sankt Peter und Paul aufge­löst worden. Alte Steine von diesem Fried­hof befin­den sich noch in der sogenann­ten Mühlber­gles-Mauer und an der Backstein­mau­er südlich des Südpor­tals zwischen Kirche und dem alten Schwes­tern­haus – dem heuti­gen Edith-Stein-Haus.

Oberkochen

Der neu entstan­de­ne Mittel­teil des evange­li­schen Friedhofs.

Der evange­li­sche Fried­hof ist der ältes­te, noch bestehen­de Fried­hof in Oberko­chen. Er wurde 1850 angelegt und ist im alten Fried­hofs­teil auch die letzte Ruhestät­te Alt-Oberko­che­ner Unter­neh­mer und Großbau­ern­fa­mi­li­en. Dieser Fried­hof ist für die evange­li­sche Kirchen­ge­mein­de ein beson­de­res Klein­od, weil er gewach­se­ne Histo­rie in sich vereinigt.

Außer­halb des Dorfes

Beson­ders am Herzen lag dieser Fried­hof dem verstor­be­nen Karl Unfried, ehema­li­ger Stadt­rat und Kirchen­ge­mein­de­rat. Als der evange­li­sche Fried­hof 1850 angelegt wurde, lag der noch außer­halb des Dorfs. 1947 wurde der Fried­hof um einen neuen Teil bis zur jetzi­gen Blumen­stra­ße erwei­tert. Es erfolg­te der Abbruch der alten Mauer zwischen dem alten und neuen Fried­hofs­teil und ein durch­gän­gi­ges Konzept ist entstanden.

Ein Spezi­fi­kum sind zwei Gräber mit unbekann­ten Toten aus den letzten Kriegs­ta­gen und das Grab eines russi­schen Zwangs­ar­bei­ters mit dem Datum 11. Juni 1945. Nicht zuletzt ist aber der evange­li­sche Fried­hof Ausdruck Alt-Oberko­che­ner Indus­trie- und Sozial­ge­schich­te. Dort sind Gräber der Indus­tri­el­len Bäuerle, Leitz, Grupp und Günther, der ehema­li­gen Mühlen­be­sit­zer Schee­rer und Elser sowie des Braue­rei- und Gasthof­be­sit­zers Nagel zu finden.

Jakob Bäuerle, der Begrün­der der Oberko­che­ner Werkzeug­in­dus­trie, hatte 1891 auf dem evange­li­schen Fried­hof seine letzte Ruhestät­te gefun­den. Die Altvor­de­ren hatten die Gräber nach dem Ersten Weltkrieg gekauft und die Grabnut­zungs­rech­te können weiter­ge­ge­ben werden.

Schöne Parkland­schaft

Der erheb­li­che Zuwachs an Einwoh­nern nach dem Zweiten Weltkrieg zwang die Gemein­de­ver­wal­tung dazu, die Anlage eines städti­schen Fried­hofs zu planen, da die beiden kirch­li­chen Fried­hö­fe für die Zukunft nicht mehr ausreich­ten. 1957 war die Anlage fertig­ge­stellt. 1980 erfolg­te ein Erwei­te­rungs­teil und 1992 war die gesam­te Fried­hofs­an­la­ge hergestellt.

Oberkochen

Der städti­sche Fried­hof an der Kapellensteige.

Einge­bet­tet zwischen Kapel­len­stei­ge und Weingar­ten ist eine wunder­schö­ne Parkland­schaft für alle Bestat­tungs­ar­ten entstan­den. Dem deutli­chen Zuwachs an Feuer­be­stat­tun­gen wurde Rechnung getra­gen und mit großem finan­zi­el­len Aufwand und hervor­ra­gen­der Arbeit des Bauhofs wurden bis heute die Fried­hofs­we­ge saniert.

Der aleman­ni­sche Friedhof

Am 19. März 1980 sollen Kinder mit einem Toten­schä­del gespielt haben. Schnell stell­te sich heraus, dass er vom Erdaus­hub des Grund­stücks Stelzen­mül­ler in der Frühlings­stra­ße 3 stamm­te. Das Landes­denk­mal­amt vermu­tet einen aleman­ni­schen Fried­hof im Bereich von der Först­erstra­ße bis zur Frühlingsstraße.

Lothar Schell, Schwä­bi­sche Post

Weitere Schriften

Ähnliches aus dieser Kategorie