Warum das Rote Backstein­ge­bäu­de im Schul­zen­trum Dreißen­tal eine wichti­ge Rolle spielt.

Oberkochen

Der sogenann­te „Fuchs­bau“: Backstein­ge­bäu­de der Dreißen­tal­schu­le. Foto: ls

Die Stadt Oberko­chen hat sich das Prädi­kat „Famili­en- und kinder­freund­li­che Stadt“ auf die Agenda geschrie­ben. Ein quali­ta­tiv hochwer­ti­ges Beispiel ist hierfür neben dem weite­ren Ausbau der Kinder­ta­ges­stät­ten die Entwick­lung der Schulen.

In Sachen Kinder­ta­ges­stät­ten ist neben den städti­schen Kitas am Guten­bach und im Wiesen­weg in Koope­ra­ti­on mit dem Unter­neh­men Carl Zeiss eine dritte Einrich­tung im neuen inter­kom­mu­na­len Gewer­be­ge­biet geplant. Eine lange, aber konstruk­tiv geführ­te Diskus­si­on war der Entwick­lung des Schul­zen­trums im Dreißen­tal vorausgegangen.

Der Gemein­de­rat hatte im März 2017 beschlos­sen, die Tierstein­schu­le und die Dreißen­tal­schu­le am Stand­ort Dreißen­tal zusam­men­zu­le­gen. Die Alter­na­ti­ve „Stand­ort Tierstein“ wurde letzt­lich aus Kosten­grün­den und wegen der schwie­ri­gen Verkehrs­an­bin­dung verwor­fen. Der Erwei­te­rungs­bau im Dreißen­tal ist in wenigen Monaten fertig. Mehre­re weite­re Bauab­schnit­te folgen, darun­ter auch die Sanie­rung des roten Backstein­ge­bäu­des, das eine lange Geschich­te aufweist.

Die Bekennt­nis­schu­len

Jahrhun­der­te­lang gehör­te der Schul­un­ter­richt zu den Aufga­ben der Pfarrer beider Konfes­sio­nen. In den geschicht­li­chen Annalen sind die ersten wirkli­chen Schul­häu­ser beider Konfes­sio­nen nicht dokumen­tiert. Die katho­li­sche Kirchen­ge­mein­de soll bereits im 17. und die evange­li­sche im 18. Jahrhun­dert ein Schul­ge­bäu­de beses­sen haben. Im ehema­li­gen katho­li­schen Schul­haus aus dem 18. Jahrhun­dert waren ab 1906 die Kranken­schwes­tern der Franzis­ka­ne­rin­nen von Reute unter­ge­bracht. Nach der Säkula­ri­sie­rung und der Verei­ni­gung des Dorfs unter der Herrschaft des Königs­reichs Württem­berg hatte dann die bürger­li­che Gemein­de für einen Teil der Kosten aufzu­kom­men. Ohnehin nur mit knappen Einnah­men geseg­net, fiel ihr das angesichts zweier konkur­rie­ren­der Bekennt­nis­schu­len nicht leicht.

Die evange­li­sche Kirche konnte 1861 an der Aalener Straße, fast direkt gegen­über der damali­gen evange­li­schen Kirche, ein neues Schul­haus errich­ten. Das Gebäu­de beher­berg­te bis zur von den Natio­nal­so­zia­lis­ten erzwun­ge­nen Auflö­sung 1936 die evange­li­sche Schule und bis 1937 die Überres­te der katho­li­schen Schule.

Zurück zum „Fuchs­bau“: Nach langem Zögern hatte sich die katho­li­sche Schul­ge­mein­de entschlos­sen, im Jahr 1900 ein neues Schul­haus zu bauen. Die Finan­zie­rung des Bauvor­ha­bens an der Dreißen­tal­stra­ße berei­te­te großes Kopfzer­bre­chen, denn die Finanz­kraft der katho­li­schen Schul­ge­mein­de war gering. Die katho­li­sche Pfarr­ge­mein­de war überdies zu dieser Zeit mit dem Neubau von St. Peter und Paul an ihre Grenzen gesto­ßen, denn obwohl die Mehrzahl der Einwoh­ner nach wie vor katho­lisch war, gehör­ten viele steuer­lich starke Inhaber, aber auch Mitar­bei­ter der aufstre­ben­den Indus­trie­be­trie­be zur evange­li­schen Kirche.

Jetzt Musik­schu­le, später Hort

Dank der Übernah­me einer Bürgschaft der Gemein­de zuguns­ten der Pfarr­ge­mein­de konnte die Finan­zie­rung dennoch gesichert und gegen 1900 mit dem Bau am damali­gen Ortsrand begon­nen werden. Das wegen seiner roten Ziegel­fas­sa­de im Volks­mund „Fuchs­bau“ genann­te Gebäu­de bilde­te praktisch den Kern und den Altbau der heuti­gen Dreißentalschule.

Dieses geschichts­träch­ti­ge Gebäu­de sollte unbedingt erhal­ten werden. Im Backstein­bau hat die Musik­schu­le Oberko­chen-Königs­bronn ihr Domizil. Die Gesamt­pla­nung sieht vor, dass der „Fuchs­bau“ in einem geson­der­ten Bauab­schnitt von Septem­ber 2022 bis August 2023 saniert wird. Die Musik­schu­le wird – zusam­men mit dem sonder­päd­ago­gi­schen Zentrum – längst in der dann sanier­ten Tierstein­schu­le zu Hause sein. In den „Fuchs­bau“ ziehen zum Schul­jah­res­be­ginn 2023 dann vier Hortgrup­pen für insge­samt 100 Kinder ein. Die Nachfra­ge nach Schul­kind­be­treu­ung – auch während der Ferien – steigt kontinunierlich.

Lothar Schell, Schwä­bi­sche Post

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