Der Natur­schacht „Wollen­loch“ war einst für Touris­ten befahr­bar, heute ist er gesperrt.

Oberkochen

Drei Herrschaf­ten posie­ren im Wollen­loch für ein Foto. Einer hält eine Bierfla­sche in der Hand. Foto: privat

Die größte Doline ist auf Oberko­che­ner Gemar­kung die große Borzel­gru­be. Sie liegt oberhalb des Tiefen­tals. Als Doline wird ein Einsturz­t­rich­ter über einem Hohlraum bezeich­net. Von den insge­samt mehr als 30 Höhlen sind das große Wollen­loch, die Höhle im Schmie­de­stein, die Höhle am Griebi­gen Stein und die Brunnen­höh­le die bekanntesten.

Das große Wollen­loch gelang­te 1949 zu trauri­ger Berühmt­heit, als ein motor­be­trie­be­ner Förder­korb abstürz­te. Bei diesem Unfall fand Karl Wolf aus Königs­bronn den Tod.

Die erste Erwäh­nung fand das Wollen­loch bereits 1824 in den Württem­ber­gi­schen Jahrbü­chern mit folgen­dem Wortlaut: „Das Wollen­loch, eine halbe Stunde von Oberko­chen auf dem Aalbuch gelegen, ist schwer zugäng­lich, indem man sich an Seilen herab­las­sen muss.“ Schon in der Beschrei­bung des Oberamts Aalen aus dem Jahr 1854 ist vermerkt, dass das Wollen­loch zu zwei Dritteln zu Oberko­chen und zu einem Drittel zu Essin­gen gehöre. 1898 gelang es erstmals, tiefer in das Loch einzu­drin­gen, indem man die Decke zum Absturz brach­te. Die Oberko­che­ner vergli­chen damals das Krachen mit dem Getöse beim Einsturz eines Gebäu­des. Über Jahrzehn­te hinweg blieb es still um das Wollenloch.

Der legen­dä­re WCO
Der Wollen­loch-Club Oberko­chen (WCO) war und ist ursprüng­li­che Oberko­che­ner Geschich­te. Von 1949 bis 1953 erkun­de­te der WCO die Schacht­höh­le bis in eine Tiefe von 62 Metern. Dies wird auch durch eine Dokumen­ta­ti­on des Touris­ten­ver­eins „Die Natur­freun­de“, anläss­lich ihres 25 jähri­gen Bestehens, bestätigt.

Die Natur­freun­de sind aus dem Wollen­loch-Club hervor­ge­gan­gen. Die Männer instal­lier­ten einen Förder­korb, der nicht mehr nur Schutt, sondern auch Besucher beför­dern konnte. Insge­samt über 500 Besucher wagten damit die Fahrt in die Tiefe.

Unver­ges­sen bleibt der schlim­me Unglücks­tag am 23. Oktober 1949, an dem der Königs­bron­ner Karl Wolf den Tod fand. Ungefähr 20 Besucher waren an diesem Tag ins Wollen­loch hinun­ter gefah­ren. Um 17.30 Uhr, als der letzte Besucher, Karl Wolf, gerade ans Tages­licht zurück fuhr, ereig­ne­te sich das Unglück. Eine Klingel, die als Halte­zei­chen diente, versag­te. Auch der Schrei „Halt“ konnte nicht verhin­dern, dass der Förder­korb zu weit nach oben fuhr und die gesam­te Konstruk­ti­on beschä­dig­te. Der Schrau­ben­schaft, zum Hochzie­hen des Förder­korbs, wurde dabei zerstört. Der Förder­korb stürz­te mitsamt Insas­se zurück in die Tiefe.

Danach wurde das Befah­ren des Wollen­lochs unter­sagt. Nur noch ausge­wie­se­ne Exper­ten dürfen gelegent­lich die Höhle erkunden.

Lothar Schell, Schwä­bi­sche Post

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