Am Freitag, 2. März 2023 erreichte mich die Nachricht, dass das SchwäPo-Archiv nicht mehr zur Verfügung steht. Das ist ein Tiefschlag, für jeden, der sich heimatkundlich in alten Zeiten bewegt, um heute darüber Geschichten zu schreiben. Das zieht einem den Boden unter den Füßen weg. Somit bleiben nur mehr die alten Amtsblattausgaben übrig, um sich über Vergangenes zu informieren. Da findet man vieles, aber nicht, was formatbedingt nur in der Zeitung seinen Platz hatte.
In den Jahren 2018 und 2019 habe ich viele Stunden in der SchwäPo zugebracht, um eigenhändig die Ausgaben 1948 bis 1970 Seite für Seite durchzublättern und die „Funde“ in die Berichtsreihe „Meilensteine der 50er Jahre (Nummer 719 bis 721) und Meilensteine der 60er Jahre (Nummer 733 bis 735) einfließen zu lassen.
Und wenn ich „Stoff“ zu einem bestimmten Ereignis benötigt habe, schickte ich ein E‑Mail an Frau Bieg-Schrey vom Archiv und ich bekam Tage später Text und Bild zugeschickt und konnte meine Berichte damit erweitern. Und so handhabten das auch der ehemalige Direktor unseres Gymnasiums Volkmar Schrenk und der frühere Vorsitzende des Heimatvereins Diedrich Bantel.
Volkmar Schrenk saß vor vielen Jahren auch viele Tage lang in der SchwäPo an einem Mikrofiche-Gerät, um sich in die Zeiten vor und nach 1900 zu vertiefen und seine, auch heute noch sehr interessanten, Berichte zu erstellen.
Wenn eine Zeitung ihr Archiv für die Öffentlichkeit schließt, weil es dafür kein Personal und keinen Platz mehr dafür gibt, und was auch sonst noch für Gründe dafür gesprochen haben mögen und auch keine digitale Lösung dafür anbietet, dann ist es „oifach a Kataschtroof“ und kein gutes Zeichen für die Zukunft. Und für die schreibende Zunft im Heimatverein (wird es hoffentlich nach mir auch noch geben) wird die Luft eben merklich dünner.
Aus meiner Sicht hat eine lokale Zeitung mit einer 75jährigen Geschichte (1948−2023) die Verpflichtung, die lokale Geschichte zugänglich zu machen.
Nichtsdestotrotz werde ich noch eine Berichtsreihe für die 70er erstellen, habe schließlich nicht zum Spaß tagelang im Fraktionszimmer des Rathauses gesessen und die alten Ausgaben unseres, nunmehr auch schon 70jährigen, „Blättles“ nach Besonderheiten und Raritäten durchgeschaut.
So, genug gejammert. Ich kann es nicht ändern, vielleicht ist es der Schwäbischen Post eines Tages wieder etwas wert und erkennt dann auch ihre Verpflichtung in dieser Sache wieder an, um dann ihr Archiv für historische Recherchen wieder zu öffnen. Für heute bleibt mir nur der Schlusssatz:
Alles Schnee von gestern – um es mit Freddy Quinn zu sagen: „Vergangen, vergessen, vorüber“.
Wilfried „Billie Wichai“ Müller – Billie vom Sonnenberg