Rückblick. Bevor wir am kommenden Sonntag von unserem Wahlrecht Gebrauch machen, blicken wir zurück und schauen uns an, wer in den letzten 222 Jahren die Geschicke unseres Ortes geleitet hat.
Johann Sebastian Gold und Kaspar Scheerer
Am 10. November 1802 wurde die Gefürstete Probstei Ellwangen, und damit der ellwängische Ortsteil von Oberkochen, württembergisch. Die im Amt befindlichen Schultheißen, der ellwängische Johann Sebastian Gold und der württembergische Kaspar Scheerer, führten es dann ab 1803 gemeinsam weiter bis ins Jahr 1809. Gold schied dann altershalber aus und Scheerer behielt das Amt bis 1830.
Dienstzeit: gemeinsam bis 1809, Scheerer bis 1830
Sigmund Jonathan Maier (geb. 1793 gest. 1852)
Nachfolger als Schultheiß wurde bis 1849 der Chirurg Sigmund Jonathan Maier. Schon vor seiner Ernennung zum Schultheißen durch die Regierung (auf Grund des Verwaltungsedikts vom 1. März 1822, wonach die Gemeinde drei Bewerber vorschlagen konnte) hat er die Gemeinderatsprotokolle als »Aktuarius« (Angestellter bei Gericht) mitunterzeichnet.
Dienstzeit: 1830 bis 1849
Michael Wingert (geb. 16. Juli 1826 gest. 5. Dezember 1899)
Es folgte der Maurermeister Michael Wingert, der das Amt vom 5. Mai 1849 bis 27. Juli 1889 innehatte.
Dienstzeit: 1849 bis 1889 (bis heute Rekordhalter!)

Schultheiß Michael Wingert (Archiv Müller)
Johannes Bezler (geb. 4. Januar 1861 gest. 25. Februar 1901)
Ihm folgte sein Schwiegersohn Johannes Betzler. Ebenfalls noch auf Lebenszeit ernannt nach den Bestimmungen des Verwaltungsedikts von 1822.
Dienstzeit: 1889 bis 1901

Schultheiß Johannes Bezler (Archiv Müller)
Alois Butscher (geb. 26. Februar 1876 gest. 6. April 1903)
Der erste von der Bürgerschaft in freier Wahl, aber auch noch auf Lebenszeit, gewählte Bürgermeister war Alois Butscher.
Dienstzeit: 1901 bis 1903

Schultheiß Alois Butscher (Archiv Müller)
Franz Anton Bucher (geb. 8. Dezember 1874 gest. ???)
Es folgte Franz Anton Bucher, dem ebenfalls nur eine kurze Amtszeit von 1903 bis 28. Februar 1905 beschieden war.
Dienstzeit: 1903 bis 1905
Richard Frank (geb. 12. März 1879, gest. 15. Januar 1966)
Am 1. April 1905 wurde Richard Frank, ebenfalls noch auf Lebenszeit gewählt. Er hatte ein ruhiges ausgleichendes Wesen, das sicher besonders hilfreich in den Krisenjahren war. Davon hatte er reichlich zu bewältigen: Den I. Weltkrieg, Inflation, Arbeitslosigkeit, die Wirren der 30er Jahre und die Zeit nach dem II. Weltkrieg. Auch führten die politischen Umwälzungen zu einer, im Jahr 1933, von den Nazis erzwungenen Versetzung in den Ruhestand (auf Grund eines Gesetzes vom 28. Juni 1933).
Dienstzeit: 1905 bis 1933

Bürgermeister Richard Frank (Archiv Müller)
Anmerkung: Bereits im 19. Jahrhundert wurde in einzelnen deutschen Staaten der mittelalterliche Begriff „Schultheiß“ durch den modernen „Bürgermeister“ ersetzt. Im napoleonisch besetzten Württemberg und Baden etwa wurden die Schultheißen bereits 1808 durch die neue Städteordnung im Rahmen der napoleonischen Verwaltungsreformen durch den Titel „Bürgermeister“ ersetzt. Mit der zunehmenden Modernisierung des Verwaltungswesens zogen andere deutsche Staaten nach, so z.B. Preußen im Jahr 1850. Der Begriff „Schultheiß“ hielt sich jedoch insbesondere in ländlich geprägten Gebieten hartnäckig bis ins 20. Jahrhundert hinein und wurde erst durch die nationalsozialistische Kommunalreform und die Deutsche Gemeindeordnung 1935 im gesamten Reichsgebiet endgültig abgeschafft.
Otto Heidenreich (geb. 21. August 1899 gest. 25. August 1961)
Ab 1933 wurde wieder, ohne eine Wahl, ein Bürgermeister „von oben“ eingesetzt. Der damalige Bürgermeister hieß Otto Heidenreich und wurde dann auch zwangsläufig nach Ende des Krieges 1945 abgesetzt und inhaftiert. Nach seinem Tod wurde im Amtsblatt ein Nachruf von Gustav Bosch mit seinen Verdiensten veröffentlicht – na ja.
Dienstzeit: 1933 bis 1945 (später wurde in Oberkochen, auch auf dem Rathaus, oft von der dunklen und schwierigen Zeit gesprochen. Es war die Zeit des Nationalsozialismus, in dem unser Land in den Krieg geführt wurde, weltweit geschätzt 60 bis 65 Millionen Tote verursachte und ca. 6 Millionen Juden ermordete).

Bürgermeister Otto Heidenreich (Archiv Müller)
Josef Paul Fischer, auch als „PX“ bekannt wurde nach dem Einmarsch der US-Army (am 20. April 1945) am 24.04.1945 mit den Amtsgeschäften betraut. Diese Aufgabe dauerte aber nur eine Woche.
Dienstzeit: 1 Woche 1945
Richard Frank (geb. 12. März 1879, gest. 15. Januar 1966)
Am 31. April 1945 wurde Alt-Bürgermeister Richard Frank von der Militärregierung wieder in sein altes Amt eingesetzt, das er bis März 1946 ausübte.
Dienstzeit: 1945 bis 1946
Rudolf Eber (geb. 14. April 1914 gest. 29. April 1999)
Wahl 1946: Der Gemeinderat wählte Rudolf Eber am 15. März 1946 auf 2 Jahre. Damit war er jedoch noch kein vom Volk durch öffentliche Wahlen legitimierter Bürgermeister.
Als Bewerber waren zugelassen: Josef Spröhnle aus Dewangen / Johann Müller aus Aalen / Hans Schmit aus Westhausen / Josef Schäfer aus Köln / Eduard Obermayer aus Aalen / Karl Engel aus Rosenberg / Rudolf Eber aus Heidenheim / Wilhelm Bader aus Aalen.
Besonderheit. Dieser Bürgermeister wurde nicht von der Bevölkerung, sondern von den kurz zuvor gewählten 12 Gemeinderäten gewählt: Balle Anton / Bäuerle Richard / Elmer Hans / Geißinger Willibald / Henne Wilhelm / Renner Karl / Schellmann Anton / Schmid Josef / Trittler Paul / Wiech Josef / Winter Eugen / Wirth Max
Rudolf Eber wies in seiner Vorstellungsrede auf seine vom „alten Zentrum“ geprägte politische Grundhaltung hin und erklärte, dass er das Amt nach christlicher Überzeugung zu führen gedenke. Das Wahlergebnis lautete: 11 Stimmen für Eber und 1 Stimme für Obermayer!
Dienstzeit: 1946 bis 1948

Bürgermeister Rudolf Eber (Archiv Müller)
Gustav Bosch (geb. 12. November 1914 gest. 31. Dezember 1979)
Die Bürgerschaft durfte nach den Nazis und dem verlorenen Krieg erstmals wieder am 1. Februar 1948 einen Bürgermeister wählen. Rudolf Eber hatte sich sicher Hoffnungen gemacht, bei dieser Wahl erfolgreich sein zu können, zumal er den Ort durch zwei schwierige Nachkriegsjahre geführt hatte. Aber, wie das manchmal so ist, sind auswärtige Bewerber gelegentlich im Vorteil. 1953 wurde er wiedergewählt und übte das Amt insgesamt 30 Jahre lang in Oberkochen aus.
Wahl am 1. Feb. 1948:
Gustav Bosch kam aus Stuttgart und gewann die Wahl 1948 gegen Rudolf Eber mit nur 4 Stimmen Vorsprung!!!
Wahl am 18. Okt. 1953:
3013 Wahlberechtigte, davon 2530 für Bosch und je eine Stimme an vier verschiedene Bürger.
Wahl am 5. Dez. 1965:
3501 Wahlberechtigte, davon 3348 an Bosch und 18 Stimmen an andere Personen.
Dienstzeit: 1948 bis 1978

Bürgermeister Gustav Bosch (Archiv Müller)
Harald Gentsch (geb. 25. Juni 1944 gest. 18. Oktober 2022)
Danach wurde Harald Gentsch im Jahr 1978 gewählt und bekleidete das Amt bis 1994. Der Wahlkampf war ein besonderer, denn er ging von Tür zu Tür, stellte sich persönlich vor und gewann die Wahl eindrucksvoll mit 3.114 Stimmen gegenüber 1.839 Stimmen des eigentlich favorisierten lokalen Bewerbers Paul Hug.
Dieser Bürgermeister war ein jovialer Typ und dem Gesang verbunden sowie dem Stammtisch Graf Eberhard zugetan. Gentsch war ein volksnaher Mensch, die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger immer im Visier. Seine offene Art prägte auch seine Arbeit in der Kommunalpolitik auf Stadt- und Landkreisebene. Unvergessen seine Auftritte als „Gas-Harry“ bei der Prunksitzung der Schlaggawäscher. Zusammen mit dem verstorbenen Leitz-Chef Dr. Dieter Brucklacher hatte er die Jazz-lights aus der Taufe gehoben.
In seine Oberkochener Amtszeit fielen einige bedeutende Projekte wie zum Beispiel die Gründung der „Gasversorgung Essingen-Oberkochen“, die ihm den Spitznamen „Gas-Harry“ einbrachte, aber auch die Realisierung der Baugebiete „Heide“ und „Spitztal“, der bauliche Abschluss des Gymnasiums, die Sanierung des Hallenbads, Umbau und Sanierung des Kocherstadions sowie die „teils verunglückte“ Innenstadtsanierung Ende der 1980er/Anfang der 1990er Jahre, in deren Rahmen die Ortsdurchgangsstraßen und die Dreißentalstraße mit handbehauenem portugiesischem Porphyr gepflastert wurden, der wenige Jahre später aber für ebenso teures Geld wieder herausgerissen werden musste. Im Jahr 1986 initiierte Harald Gentsch die Herausgabe des ersten Heimatbuches.
Wahl am 4. Dez. 1977:
6122 Wahlberechtigte, gewählt haben 5258. Gültige Stimmen 5215, davon 3114 für Gentsch / 1839 für Pauk Hug / 259 für Franz Schön / 1 für Alfred Zimmermann / 1 für Gustav Bosch
Wahl am 8. Dez. 1985:
6268 Wahlberechtigte, gewählt haben 3571. Gültige Stimmen 3303, davon 3095 für Gentsch / 52 für Bruno Balle / 26 für Georg Brunnhuber / 17 für Franz Schön / 9 für Helmut Palmer (als Remstal-Rebell bekannt und der Vater von Boris Palmer) / 8 für Peter Gottwaldt / 6 für Martin „Bär“ Gold / 5 für Willibald Mannes / 85 Stimmen weitere Personen.
Dienstzeit: 1978 bis 1994

Bürgermeister Harald Gentsch (Archiv Müller)
Aktueller Bürgermeister Peter Traub (geb. 9. März 1962)
Der noch amtierende Amtsinhaber ist der gebürtige Unterkochener Peter Traub. Er schaffte es, aus der einst hochverschuldeten Stadt Oberkochen eine schuldenfreie Stadt zu machen. In seine Amtszeit fallen u.a. folgende wichtige Projekte:
Schaffung der Voraussetzung für den Neubau der Carl Zeiss SMT AG und der Carl Zeiss Meditec AG zwischen Oberkochen und Königsbronn, eine zweite, diesmal erfolgreiche Innenstadtsanierung, der Erhalt und Ausbau der Schulen sowie der Neubau der Kinderhäuser „Gutenbach“, „Wiesenweg“ und „Einstein“, der Erhalt und die Wiederbelebung des Scheerer’schen Mühlenareals als Teil des historischen Ortskerns, die Gestaltung der sog. Neuen Mitte, die zu einer deutlichen Aufwertung des Stadtbildes führte, die Ansiedlung einer Außenstelle des Fraunhofer Instituts, der Neubau des Sportzentrums mit Kocherbad und Kocherhalle sowie der Neubau der Dreißentalhalle und der Sozialstation mit betreuten Wohnungen für altersgerechtes Wohnen. Zu seinen letzten großen Projekten zählt das Zukunftsforum, das in der Dreißentalstraße bis 2027 fertiggestellt werden soll. Erwähnt werden muss aber auch die umstrittene Ansiedlung der Firma YG 1 im Jahr 2017, die sich allerdings gut entwickelt und bereits rund 90 Beschäftigte hat, sowie der Umzug und Neubau der Firma Hensoldt Optronics am Standort Oberkochen, was in Teilen der Bevölkerung zunächst zu Kritik geführt hat, die aber nach dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine mittlerweile vollkommen verstummt ist.
Wahl am 05.12.1993:
4592 Oberkochner gaben ihre Stimme ab. Davon entfielen 2516 Stimmen auf Peter Traub, 2034 auf Klaus Hermann und 34 Stimmen auf Werner Tereba sowie 8 Stimmen für andere. Traub war damals Leiter des Rechtsamtes in Bad Säckingen. Eine Stadt, zu der ich eine besondere Beziehung habe, weil ich mich dort oft aufhalte und meine Freundin aus Eiken (Schweiz) stammt, das nicht weit von der Säckinger Holzbrücke entfernt liegt.
Wahl am 9.12.2001:
6396 Wahlberechtigte, gewählt haben 3598. Gültige Stimmen 3472, davon 2670 für Traub und 732 für Blanka Sdannowitz und 70 Stimmen weitere Personen.
Wahl am 6.12.2009:
6222 Wahlberechtigte, gewählt haben 1919. Gültige Stimmen 1837, davon 1733 für Traub und 658 für Max Wirth, 16 Stimmen für Richard Burger, 15 Stimmen für Edgar Hausmann, 9 Stimmen für Marin Balle, 8 Stimmen für Dr. Michel Le Maire, 5 Stimmen für Reinhold Vogel, 5 Stimmen für Dr. Joachim Heppner und 46 Stimmen für 27 weitere Personen.
Wahl am 10.12.2017:
6316 Wahlberechtigte, gewählt haben 2515. Gültige Stimmen 2444, davon 1746 für Traub und 658 für Max Wirth, 9 Stimmen für Peter Beck und 31 Stimmen für weitere 22 Personen.
Dienstzeit: 1994 bis 2026

Bürgermeister Peter Traub (Archiv Müller)
Gelegenheit die Rathäuser vorzustellen, in denen die Schultheißen und Bürgermeister ihren Amtssitz hatten:

Altes Rathaus in der Heidenheimer Straße NN im Jahr 1948 (Archiv Müller)
Dazu führte Julius Metzger 1967 aus: In den über 126 Jahren, in denen das Haus der Gemeinde als Rathaus diente (das war das Haus, an dessen Stelle heute die „VR Bank“ steht), waren folgende Hausherren: Siegmund Jonathan Maier, Michael Wingert, Johannes Bezler, Alois Butscher, Franz Anton Bucher, Richard Frank, Otto Heidenreich, Richard Frank, Rudolf Eber und Gustav Bosch.
Seit der Stadterhebung im Jahr 1968 haben wir ein neues Rathaus am Eugen-Bolz-Platz 1.

Rathaus am Eugen-Bolz-Platz 1nach 1968 (Archiv Müller)
Während der Zeit der Sanierung (von 2009 bis 2011) musste Peter Traub von einem Interims-Rathaus die Geschäfte führen.

Ja wo ist denn das Container-Interims-Rathaus (Archiv Müller)
Nach der Sanierung im Jahr 2011 ging es wieder zurück an den Eugen-Bolz-Platz 1.

Rathaus am Eugen-Bolz-Platz 1nach der Sanierung heutzutage (Archiv Müller)
Wir wünschen dem neuen Bürgermeister eine erfolgreiche Zeit und ein glückliches Händchen, um unsere Gemeinde weiter voranzubringen.
Wer zu diesem Thema mehr lesen möchte, dem seien die Berichte 91, 91a, 91b, 92, 225, 263, 545, 685 und 727 ans Herz gelegt.
Falls die Wahl am 7. Dezember und auch am 21. Dezember zu keinem Ergebnis führen sollte, machen wir es halt wie einst die „Leute aus Schilda“:
Wer am besten reimt, wird Bürgermeister
Da Schilda zum Kaiserreich Utopia gehörte, ist es weiter kein Wunder, dass dem Kaiser von Utopia die Dummheit der Schildbürger bald zu Ohren kam. Da er sich aber in früheren Jahren oft bei ihnen Rat geholt hatte, hielt er das, was man neuerdings über ihre Streiche zu erzählen wusste, für Gerüchte und Gerede. Deshalb beschloss er, selbst einmal nach Schilda zu reisen. Er schickte also einen Boten, kündigte seinen hohen Besuch an und ließ ausrichten, sie sollten ihm »halb geritten und halb gegangen« entgegenkommen und wenn sich ihre Antwort auf seine Begrüßungsworte reime, so werde er Schilda zur freien Reichsstadt ernennen und den Einwohnern die Umsatzsteuer erlassen.
Die Aufregung in Schilda war natürlich groß. Und im Rathaus ging es hoch her. Denn wer von ihnen sollte denn dem Kaiser, wenn er käme, antworten? Noch dazu in gereimter Form? »Das ist doch sonnenklar!« rief der Schuster. »Unser Bürgermeister muss das tun! « »Du hast gut reden«, erwiderte der Bäcker. »Wir haben doch gar keinen Bürgermeister!« Verdutzt sahen sie einander an. Tatsächlich! Sie hatten vergessen, einen Bürgermeister zu wählen! Nun, sie beschlossen einstimmig, gleich am nächsten Tag das Versäumte nachzuholen. »Und wen wollen wir wählen?« fragte der Schweinehirt neugierig. Da meinte der Ochsenwirt: »Den, der bis morgen das beste Gedicht macht!« Der Vorschlag gefiel ihnen über alle Maßen. Und sie gingen schleunigst heim, um etwas Hübsches zu dichten. Denn jeder von ihnen wäre selbstverständlich gerne Bürgermeister geworden.
In der folgenden Nacht schliefen sie alle miserabel. jeder lag in seinem Bett und versuchte, irgendetwas zu dichten. Reimen sollte sich’s auch noch! Der Schweinehirt dichtete so angestrengt, dass seine Frau davon aufwachte. Sie zündete eine Kerze an und fragte, was mit ihm los sei. Da verriet er ihr seinen Kummer. »lch finde keinen Reim«, klagte er, »und möchte doch Bürgermeister werden!« »Würde ich dann Bürgermeisterin?« erkundigte sie sich. Und als er nickte, begann sie auf der Stelle eifrig nachzudenken. Schon eine Viertelstunde später hatte sie ein Gedicht fix und fertig:
»Katrine heißt die Gattin mein,
möcht gerne Bürgermeist’rin sein,
ist schöner als mein schönstes Schwein
und trinkt am liebsten Moselwein.«
Sie sprach ihm das Gedicht neunundneunzigmal vor, und er musste es neunundneunzigmal nachsprechen. Da klingelte der Wecker, und der Schweinehirt musste ins Rathaus. Die meisten Gedichte, die man zu hören kriegte, waren nicht viel wert. Der Schuster deklamierte zum Beispiel:
„Ich bin ein Bürger und kein Bauer
und mache mir das Leben bitter.“
Das kann ich besser!« rief der Hufschmied und dichtete:
„Ich bin ein Bürger und kein Ritter
und mache mir das Leben sauer.“
Doch auch seine Verse fanden keinen rechten Anklang. So ging das eine ganze Welle hin, bis dann der Schweinehirt aufgerufen wurde. Er holte tief Luft und sagte mit lauter Stimme:
„Meine Frau, die heißt Katrine,
wär‘ gerne Bürgermeisterin,
ist schwerer als das schwerste Schwein
und trinkt am liebsten Bayerisch Bier.“
Dass er damit den Vogel abschoss, wird niemanden von euch wundern. Der Schweinehirt wurde also unter Beifallsrufen zum Bürgermeister von Schilda gewählt. Und er und seine Frau waren aufeinander sehr stolz.
Abschließend noch ein Geschenk in Form eines Gedichtes von der „KI“ über unser Oberkochen für den neuen Bürgermeister (könnte glatt vom früheren Lehrer Leo Klotzbücher sein ????)
Am Fuße des Härtsfelds, in sanfter Ruh’, liegt Oberkochen, in Grün und Blau getaucht dazu.
Ein Ort, wo Wälder die Seele heilen, und die Zeit scheint langsamer zu verweilen.
Die Kocher fließt, ein leises Lied, erzählt von Geschichten, die niemand verbiet’.
In Tälern tief und auf Hügeln weit, lebt die Harmonie von Mensch und Zeit.
Die Menschen hier, mit Herz und Verstand, formen die Zukunft mit geschickter Hand.
Tradition und Technik reichen sich die Hand, in Werkstätten, die weltweit bekannt.
Wenn der Morgen erwacht in gold’ner Pracht, Oberkochen grüßt mit neuem Tag und Macht.
Und wenn der Abend die Schatten malt, der Sternenhimmel die Träume gestaltet.
Ein Ort des Friedens, ein Juwel der Welt, wo der Zauber der Natur in Herzen fällt.
Oberkochen, wir preisen dein Geschick, ein Leben hier, das wahre Glück.
Und Joseph Karl Benedikt, Freiherr von Eichendorff (1788 — 1857) gibt noch ein paar Ratschläge für die Gemeinderatssitzungen:
Hochweiser Rat, geehrte Kollegen!
Bevor wir uns heut aufs Raten legen,
Bitt ich, erst reifllich zu erwägen:
Ob wir vielleicht, um Zeit zu gewinnen,
Heut sogleich mit dem Raten beginnen,
Oder ob wir erst proponieren müssen,
Was uns versammelt und was wir alle wissen? -
Ich muß pflichtmäßig voranschicken hierbei,
Daß die Art der Geschäfte zweierlei sei:
Die einen sind die eiligen,
Die andern die langweiligen.
Auf jene pfleg ich cito zu schreiben,
Die andern können liegenbleiben.
Die liegenden aber, geehrte Brüder,
Zerfallen in wicht’ge und höchstwicht’ge wieder.
Bei jenen — nun — man wird verwegen,
Man schreibt nach amtlichem Überlegen
More solito hier, und dort ad acta,
Die Diener rennen, man flucht, verpackt da,
Der Staat floriert und bleibt im Takt da,
Doch werden die Zeiten so ungeschliffen,
Wild umzuspringen mit den Begriffen,
Kommt gar, wie heute, ein Fall, der eilig
Und doch höchstwichtig zugleich — dann freilich
Muß man von neuem unterscheiden:
Ob er mehr eilig oder mehr wichtig.
Ich bitte, meine Herrn, verstehn Sie mich richtig!
Der Punkt ist von Einfluß. Denn wir vermeiden
Die species facti, wie billig, sofort,
Findt sich der Fall mehr eilig als liegend.
Ist aber das Wichtige überwiegend,
Wäre die Eile am unrechten Ort.
Meine Herren, sie haben nun die Prämissen,
Sie werden den Beschluß zu finden wissen.“
In diesem Sinne, gutes Gelingen – „Billie vom Sonnenberg“