Intro:
„Ich will einmal eine fröhliche Beerdigung haben, weil ich mit meinem Leben rundum zufrieden bin“,
so sprach er einmal zu seinen Lebzeiten, als es um die Beerdigung ging. Schauen wir uns einmal sein Leben im Detail an.
Dietrich Bantel, bei seinen Freunden, den ehemaligen Schülern, im Heimatverein und in Oberkochen auch als „Didi“ bekannt und in seiner Familie „Titich“ genannt, wurde am 25. Juli 1935 geboren. Seine Eltern waren Ernst Bantel (1904−1973) Oberpostdirektor (Leiter des Fernmeldeamts II in Stuttgart) und Marianne Bantel geb. Blezinger. Sein 2 Jahre jüngerer Bruder Martin war Professor an der Fachhochschule Uni Frankfurt. Dietrich lebte von 1935 bis 1937 in Stuttgart, von 1937 bis 1938 in Saarbücken, von 1938 bis 1940 in Graz und ab 1940 wieder in Stuttgart. 1963 heiratete er Susi geb. Hillenbrand. Die beiden haben drei Töchter: Silvia, Carmen und Sonni. 1968 zogen sie in das Haus am Espenrain 3, für das der Freund Willibald Mannes als Architekt fungierte. „Didi“ verstarb unerwartet am 6. März 2018.
Dieser Bericht kann nicht alle Facetten und Leistungen seines Lebens abbilden, aber er gibt einen guten Überblick über sein Leben und seine vielfältigen Aktivitäten.
Die Anfänge in Stuttgart. Von 1942 bis 1945 besuchte er die Kräherwald-Grundschule in Stuttgart und von 1945 bis 1954 das Dillmann-Gymnasium in Stuttgart, an dem er sein Abitur ablegte. Von 1954 bis 1958 studierte er an der Stuttgarter Kunstakademie Grafik, von 1958 bis 1960 an der Universität Tübingen als wissenschaftliches sog. Beifach Englisch.
Weitere Schritte. 1960 folgte eine 4‑monatige Tätigkeit an einer Grammar-School in Chislehurst. Bis 1962 folgten Referendarzeiten an Stuttgarter Schulen u.a. auch an seinem alten Stuttgarter Gymnasium.
Die Anfänge in Oberkochen. Mit Erlass des Oberschulamts Nordwürttemberg vom 17. April 1962 wurde er als 27 Jahre junger Referendar dem Progymnasium Besigheim am Neckar zugewiesen. Als er am 1. Mai vom Skifahren aus Südtirol nach Hause kam (also nach Stuttgart) erfuhr er jedoch, dass er den Dienst bereits am nächsten Tag, dem 2. Mai 1962, nicht in Besigheim, sondern am Progymnasium in Oberkochen auf der Ostalb antreten solle. Da wurde früher nicht viel Federlesen gemacht, ruckzuck war man plötzlich woanders – in diesem Fall also auf der Ostalb.
Kommentare dazu:
Der Vater:
„Hockt der Saukerle doch mitta en mein Urlaub nei“.
Sein ehemaliger Stuttgarter Geografie-Lehrer, als er hörte, dass es nach Oberkochen ging
„Oh Bua – wenigschtens Ober……“
Randbemerkungen:
Sein Bruder arbeitete damals bei Carl Zeiss in Oberkochen und seine Mutter stammt aus der direkten Linie des Königsbronner Industriellen Johann Georg Blezinger – daher war es womöglich doch kein Wunder, sondern höhere Bestimmung, dass er nach Schwäbisch-Sibirien versetzt wurde. Und die ein oder andere Wanderung hatte ihn auch schon auf unseren Hausberg geführt, als der noch von den Amis besetzt war. Letztendlich doch ein Glücksfall für ihn und für uns.
Die Erste Schule in Oberkochen. Und so traf er mit dem dampfgetriebenen Zug in Oberkochen ein, suchte den Weg zu seiner ersten Bleibe, dem Schaupp’schen Haus (Willibald und Martha Schaupp) am Fuße des Turmwegs, gegenüber vom damaligen Café „Weidl“. Weiter ging es zum neuen Arbeitsplatz — dem alten HJ-Heim, inzwischen Bergheim genannt, und nun Ort des Progymnasiums.
Das Kollegium bestand damals aus 8 Lehrkräften und 4 Geistlichen:
Studiendirektor Schrenk, Studienrat Hils, Studienrat Krug, Studienrätin Ulrich, Studienassessorin Ehmann, Studienassessor Riegel, Studienassessor Schwab, Studienassessor Thiem, Hauptlehrerin (HHT) Kunrath, Pfarrer Forster, Vikarin Gradner, Vikar Grassel, Pfarrer Geiger und er – der Studienreferendar Bantel.

Das Lehrerkollegium anno 1962 im Bergheim – damals Pro-Gymnasium (Archiv Müller)

Sein von ihm gezeichnetes Gymnasium – als ausgebautes Ernst-Abbé-Gymnasium (Archiv Müller)
Die Zweite Schule in Oberkochen. Schnell kam dann der Umzug zum Tierstein, wo das neue Progymnasium fertiggestellt wurde. Das Kollegium wuchs und die Arbeit auch. Seine Lehrtätigkeit endete im Jahr 1995, da war seine Schule schon längst ein richtiges Gymnasium. Seine Schule hatte im Laufe der Zeit folgende Direktoren:
- Volkmar Schrenk
- Lothar Freiburg
- Helmut Strecker
- Hans-Ulrich Wörner (aktuell)
Der Heimatverein. Diesen gründete er im Jahr 1987 mit 61 Gründungsmitgliedern entgegen der weilläufigen Meinung, dass Oberkochen eh keine Geschichte hat. Und die Oberkochener öffneten ihm die Türen für die Recherchen, ohne die kein Heimatverein entstehen und überleben kann. Bis 2008 war er dessen emsiger dynamischer ideenreicher 1. Vorsitzender, danach übernahm Dr. Karl „Charly“ Elmer und „Didi“ wurde zum Ehrenvorsitzenden befördert.
Das Heimatmuseum. Eröffnung 1997. »Schaffung eines Heimatmuseums«, so lautete 1987 der Punkt 9 des Arbeitsprogramms des Heimatvereins bei der Vereinsgründung. Mit den gedanklichen Vorplanungen fürs Heimatmuseum war gleich nach der Vereinsgründung angefangen worden. 1992, 5 Jahre nach der Gründung des Heimatvereins, war es dann soweit: Die Stadt Oberkochen konnte dem Heimatverein einen idealen Platz für ein Heimatmuseum anbieten, und zwar im Jahr 1860 erbauten alten evangelischen Schulhaus, das schon vielen Zwecken, zuletzt als Jugendhaus, gedient hatte. 1992 begann also die heiße Phase der praktischen Umsetzung und des Aufbaus des Museums, das wiederum nach 5 weiteren Jahren, 1997 eröffnet werden konnte. Ohne Didis treibende kreative Kraft wäre das so nicht möglich gewesen.
Der alemannische Friedhof. Am 19. März 1980 haben Kinder in Hüttlingen mit einem Totenschädel gespielt. Schnell stellte sich heraus, dass dieser vom Erdaushub des Grundstücks Stelzenmüller in der Frühlingsstraße 3 stammte. Das Landesdenkmalamt vermutet einen alemannischen Friedhof mit bis zu 1000 Gräbern im Bereich von der Försterstraße bis zur Frühlingsstraße. Schnell war ein Baustopp ausgesprochen und Didi Bantel und der Bauherr und Fotograf Rolf Stelzenmüller waren in ihrem Element, was das Graben, Fotografieren und Dokumentieren betrafen. Auch zwei Bantel’sche Schüler durften damals mitarbeiten: Paul Hug und Rudolf Post.
Der Sechser-Club. Am 4. März 1967 wurde der Club bei der „Therese” auf dem Niesitz ins Leben gerufen und hatte 23 Gründungsmitglieder. Der Club bestand im Kern aus den Schülern der sechsten Klasse des 1967er-Jahrgangs des damaligen Progymnasiums, die als letzte ihr Abitur nicht in Oberkochen ablegen konnten. Sogar eine eigene Club-Hymne wurde regelmäßig intoniert „Flöss, flöss, flöss – la flör, la flör, la flöss.” Um Sechserclub-Mitglied zu werden, musste ein Zweizeiler gereimt werden wie z.B.
- Ich bin die Ebers Adelheid – mein Motto ist stets Fröhlichkeit
- Ich bin die Moni Mannes und wünsch mir einen Hannes
- Ich bin des Trittlers Done und liebe meine Mone
- Ich bin dem Meroth sein Peter – so klein wie ich ist nicht jeder
- Ich bin der Uwe Norkus – Meine Seele ist so schwarz wie Ruß
- Ich bin die Gudrun Reuter – und werde täglich g’scheiter
- Ich bin die Susi Bantel – ach was hab‘ ich für’n Rantel
- Ich bin des Kolben Eberhard – der niemals einen Pfennig hat
- Ich bin der Otto Fischer – und fühl‘ mich hier immer heimischer
Prof. Dr. Manfred Fähnle erinnerte nach Didi’s Tod in der Schwäpo:
„Didi organisierte immer wieder Treffen der Mitglieder des Sechser-Clubs. Manche reisten dazu von weit her an, ein besonders engagiertes weibliches Mitglied sogar von Connecticut (USA). Das letzte Treffen war im Juli 2017 in Oberkochen in der Nähe des Bergheimes, des ersten Sitzes des Progymnasiums. Jeder zitierte dabei sein Gedicht, das er bei der Aufnahme verfasst hatte, jeder berichtete, was er seit der mittleren Reife beruflich und privat erlebt hatte. Auch der frühere Studienrat Otto Fischer war anwesend und von den Karrieren seiner ehemaligen Schüler sehr beeindruckt. Didi zeigte Bilder aus alten Zeiten. Tags darauf organisierte er noch einen Besuch im Heimatmuseum.“
Niemand konnte sich damals vorstellen, dass sie das letzte Treffen erlebten.
Der Stadtrat im Gemeinderat. Von 1968 bis 1993 war Bantel als Vertreter der BGO (heute: Freie Bürger Oberkochen) Mitglied im Gemeinderat. In seiner Abschiedsrede erwähnte BM Gentsch, dass er ein Lehrer gewesen sei, „den man vorzeigen könne“, Bruno Balle lobte Didi‘s ausgeprägte Ideenvielfalt und Franz Schoen erwähnte, dass trotz aller Schlachten, die im Gremium geschlagen wurden, Bantel stets Brücken zu Andersdenkenden schlug.
Der Reisende. Ob mit dem Fahrrad durch Schottland, England, Wales, Schweiz, Italien und Frankreich oder zu Fuß in einem 86 KM-Tagesmarsch vom Schwarzwald nach Stuttgart. Mit dem Flugzeug nach Indien und später mit dem Wohnmobil – Stillstand war seine Sache nicht – alles musste in Bewegung sein.
Der Autor. Der vor einigen Monaten verstorbene Otto Bäuerle fungierte bei zwei Büchern als Herausgeber. Die beiden Werke heißen „Lichtblicke“ und „Landnahme“. Die Gedichte stammen von Heinz Zeckel und die Bilder von Dietrich Bantel.
Der Musiker. Musikalisch hatte er es auch drauf – die Violine war sein Instrument. Unterricht bei Prof. Hedwig Pahl in Stuttgart. Mitglied beim Paul-Gerhard-Kammerorchester Stuttgart und im Tübinger Kammerorchester Studenten. Seine Violine erklang jahrzehntelang bei der Altenweihnacht oder als Mitglied im Oberkochener Instrumentalkreis sowie bei den legendären Aufführungen von dem jüngst hoch betagt verstorbenen Otto Fischer am Gymnasium.
Der Künstler und Grafiker. Sei es die „Urkunde zur Grundsteinlegung des Rathauses“, „Das neue Stadtwappen“ oder die von Willibald Mannes gestiftete „Oberkochen-Uhr im Ratssaal“. Oder die vielen graphischen Entwürfe für die örtlichen Vereine. Auch die Aufführungen des Gymnasiums trugen seine grafische Handschrift. Ob eigene Kunstausstellungen oder künstlerische Einführungen zu Ausstellungen andere Künstler – ohne „Didi“ ging da fast nichts.
Im Laufe der Jahre sind so über 700 Linolschnitte und rund 3000 Zeichnungen und farbige Arbeiten entstanden. Er hat an 50 Gruppen und Einzelausstelllungen von Oberkochen bis Dschiddha teilgenommen. In vielen Haushalten in Oberkochen und außerhalb Etter (wie er oft zu sagen pflegte) hingen und hängen seine Werke bis heute.
Der Organisator. Ob bei den Kinderfesten auf dem Berg oder in der Stadt oder bei Umzügen wie z.B. anlässlich der Stadterhebung – immer an der Front.

Kinderfestumzug auf der Volkmarsbergstraße in Richtung Volkmarsberg (Archiv Müller)
Die Projekte mit seinen Schülern. Er begeisterte sich und andere immer wieder, besonders lag ihm ein gutes Lehrer-Schüler-Verhältnis am Herzen.
- Der Brennofen. Den baute er 1964 unter Anleitung vom Johannes Elmer, dem damaligen letzten Oberkochener Häfner.
- Der Schneemann. 1968 hatte er während des Unterrichts – quasi offiziell als Schulveranstaltung – links vom Gymnasium mit den Schülerinnen und Schülern einen Riesen-Schneemann gebaut. Er hatte den damaligen Schulleiter Volkmar Schrenk um seine Einwilligung zu dieser Aktion innerhalb des Fachs Bildende Kunst im dreidimensionalen Gestalten gebeten, dieser willigte anstandslos ein. Die zwei großen Leitern besorgte der unvergessene Hausmeister Herbert Riede.

Das 1968er Winter-Projekt „Schneemann“ am Progymnasium (Archiv Müller)
- Köhlerei-Wesen. 1983 erstellte er mit Schülern und in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Forstamt kartographische Aufnahmen von 25 Kohlplatten.
- Dorfbrunnen. 1989 grub er zusammen mit seinen Schülern einen alten Dorfbrunnen auf dem Gelände des ehemaligen „Café Muh“ aus.
- Bilzhaus. 1989/1990 wurde in einer gemeinsamen Aktion des Heimatvereins, des Forstamtes und des Gymnasiums im Rahmen des Ferienprogrammes das „Bilzhaus“ freigelegt.
Das Landesdenkmalamt. Seit 1984 war er ehrenamtlicher Mitarbeiter beim Landesdenkmalamt in Stuttgart.
Der Römerkeller. Es war der Landwirt Konrad Posmik, dem seinerzeit Mauerreste auf seinem im „Weilfeld“ am Ortsrand liegenden Acker aufgefallen waren. Zwischen 1966 und 1971 hatte er sich mehrmals erfolglos an die Stadtverwaltung gewandt. Schließlich nahm er Kontakt zu Dietrich Bantel auf. Vom 23. September bis 15. Oktober 1971 wurde der Römerkeller auf dem Posmick‘schen Acker ausgegraben und freigelegt. Dafür begeisterte er die damaligen Klassen 12 und 13 unter Aufsicht und Anleitung des damaligen Kreisarchivars Hildebrand. Es handelte sich dabei um einen Teil eines ca. 150 n. Chr. erbauten und bis ca. 250 n. Chr. bis zum Alemannensturm betriebenen römischen Gutshofs, ausgegraben und später von der Stadt Oberkochen konserviert. Bei den Grabarbeiten 1971 wurden Keramikscherben, schüsselartige Teller, römischer Beton, Metall- und Glasteile sowie Heizungs- und Dachziegel gefunden. Zudem der Abdruck einer Hundepfote und eine Getreidemischung, die aus 20 Sorten bestand. Vor allem aber ein gut erhaltener römischer Sicherheitsschlüssel.

Die Jungs vom Römerkeller – meine frühere Klasse beim Buddeln (Archiv Müller)
Die Hans-Betzler-Stiftung. Am 14. September 2005 wurde von dem Oberkochener Hans Betzler jun. (geb. 1924), einst in Balingen wohnhaft, die Hans Betzler Stiftung gegründet. Der Stiftungsvorstand bestand damals aus drei Personen. Vorsitzender: Gym.-Prof. Dietrich Bantel, Stellvertreter: Bürgermeister Peter Traub und Schatzmeister: Josef Rosenberger. Anlass der Gründung war letztendlich die Sanierung des Grabsteines des Johann Betzlers, die Didi veranlasst hatte und den wir in der Mauer am Mühlbergele unter der katholischen Kirche finden können:
ANNO 1687 DEN 31 MAI STARB HER JOHAN BEZLER WIRT UND GAST
Der Höhlenforscher. Eine Zeitlang war er Vorsitzender der „HöhlenInGO“ Höhleninteressen-gemeinschaft Oberkochen.
Das Heimatbuch. Zusammen mit Dr. Christhard Schrenk und weiteren 20 Autoren Herausgabe des ersten Oberkochener Heimatbuches im Jahr 1986.
Der Lehrer. Er war ein Vollzeitlehrer – 24 / 7 wie man heute sagt. Work-Life-Balance – das war nichts für ihn. Die Trennung Arbeit und Beruf gab es für ihn nicht. Auch war er ein Anhänger der „Stall-Pflicht“ – will sagen, für ihn war es selbstverständlich, am Unterrichtsort zu wohnen (das ist heute überhaupt nicht mehr die Regel). Er war Lehrer aus Berufung und immer im Einsatz. Er verstand es, seine Schüler auch außerhalb des Unterrichts zu begeistern und einige seiner Projekte bleiben unvergesslich. Und als er eines Tages hörte, dass der neue Rektor vom E.A.G. (mit dem er nicht so zurechtkam) das Archiv (Klassenbücher der ehemaligen Kollegen und Kunstwerke der Schülerschaft) vernichten ließ, stürmte er in seine alte Schule, um zu retten, was noch zu retten war. 1966 wurde er Studienrat, 1970 Oberstudienrat und 1974 Gymnasial-Professor. Alles nicht genug: Fachberater, Prüfungsvorsitze, Drittkorrekturen, Arbeitskreise – lief alles noch nebenher.
Verein für Städtepartnerschaft. Auch hier waren Didi und Susi engagiert dabei. Sie verbrachten nicht wenige Urlaube in Dives-sur-Mer und pflegten deutsch-französische Freundschaft.
Seine Berichtsreihe. Die Reihe „Oberkochen — Geschichte, Landschaft, Alltag“ startete er am 22. Januar 1988 mit dem Bericht Nummer 1 „Oberkochen 1876 – Älteste Aufnahme“ und führte diese bis zu seinem Tod fort. Sein letzter Bericht mit der Nummer 688 „Ein Oberkochener im I. Weltkrieg“ vom 9. Februar 2018.Er schrieb 429 Berichte mit heimatkundlichem Hintergrund und verantwortete viele weitere. Sein ehemaliger Schüler, also ich, (mein Lehrer im Kunstunterricht) führt die Reihe bis heute fort. Die Nummerierung ist inzwischen bei 832 angekommen. Als „Didi“ damit anfing, gab es niemanden, der ernsthaft angenommen hat, dass da mehr als 10 bis 20 Berichte zusammenkommen würden, wie mir Franz Uhl sagte.
Seine Auszeichnungen.
- 1987 Ehrenelferrat der Narrenzunft Oberkochen
- 1993 die Bürgermedaille der Stadt Oberkochen.
- 1993 die Ehrenmedaille des Gemeindetags Baden-Württemberg
- 2008 Ehrenvorsitzender des Heimatvereins Oberkochen
Bantel war ein außergewöhnlicher, tatkräftiger und immer aktiver Erster Vorsitzender. Er hat als Künstler das Museum aufgebaut, als Geologe und Archäologe in Oberkochen viel ans Tageslicht gebracht und als Historiker das Heimatbuch bereichert.
- 2011 mit der Verleihung der Ehrenbürgerwürde
Ich erinnere mich noch an einen rappelvollen Bürgersaal, als er diese Verleihung mit Freunden und Bekannten feierte. Der Festakt wurde musikalisch gestaltet von der “Sinfonietta” unter der Leitung von Andreas Hug und Bürgermeister Traub hielt die Laudatio: „Ein richtiger Globetrotter” sei „Didi” Bantel schon immer gewesen, charakterisierte Traub den Bürger Bantel, der in den fünfziger Jahren mit dem Rad das europäische Ausland bereist und binnen sieben Jahren mit einer Strecke von 40 000 Kilometern eine komplette Weltumradelung hingelegt hat, erklärte der Bürgermeister. Bantel sei ein echter Weltbürger, ein Kosmopolit, von der Weltanschauung des Humanismus und der Aufklärung geprägt. Traub ging detailliert auf die kommunalpolitischen Verdienste Bantels ein, der als Freier Wähler und Mitglied der damaligen Bürgergemeinschaft 25 Jahre lang im Gemeinderat ehrenamtlich für die Stadt Oberkochen tätig war. Der Freibürger D.B. sei in hohem Maße auch ein politischer Bürger.
Sie haben die Geschichte Oberkochens Schritt für Schritt freigelegt
würdigte Bürgermeister Traub den Kulturbürger Bantel, der seit vielen Jahrzehnten in Sachen Heimatforschung unterwegs sei, der Hand an den „Römerkeller” und ans „Bilzhaus” angelegt, das Heimatmuseum entwickelt und sich als ehrenamtlicher Mitarbeiter des Landesdenkmalamts verdient gemacht habe.
Seine ehemaligen Schüler Friedemann „Fiddi“ Blum und ich, Wilfried „Billie“ Müller durften an seinem Tisch sitzen – das war uns schon eine besondere Ehre. Auch erinnere ich mich noch gut an die lustige Erwähnung des Bürgermeisters Peter Traub, dass „Didi“ das neu renovierte Rathaus mit einer Autobatterie verglichen habe.
- 2015 Auszeichnung für sein Lebenswerk durch die Sparkassenstiftung Ostalb
Der Kreisarchivar Dr. Bernhard Hildebrand, mit dem er viele Jahrzehnte freundschaftlich verbunden war, hielt die Laudatio (Abdruck im Amtsblatt BuG am 10. Juli 2015). Er erwähnte
- die Ausgrabung des Römerkellers ab dem Jahr 1972
- Die Entdeckung des alemannischen Reihengräberfeldes im Jahr 1980
- Die Ausgrabung des Bilzhauses im Jahr 1989
- Die Gründung des Heimatvereins im Jahr 1987
- Die Schaffung des Heimatmuseums im Jahr 1997
Er schloss mit den Worten
„Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme“ (Thomas Morus)
und ergänzte die Aussage mit einem Bonmot des Prof. Dr. Dr. Karl-Friedrich Boerne (Tatort Münster) und der Bemerkung, dass der Spruch, leicht modifiziert, besser zu „Didis“ Humor passe:
„Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Zündhölzer“.
Wobei der Redner wieder unwissentlich die Kurve zu Didi’s Schülern bekam, denn der Sohn vom Zündholz-Mayer aus Zang war ebenfalls einer seiner Schüler ????.
Würdigungen im Rahmen seiner Beerdigung.
- Susi Bantel: „150 Jahre reichten nicht aus, was „Titich“ in 82 Jahren geleistet hat.”
- Pfarrer Ulrich Marstaller: „Ein einzigartiger Mensch mit einer beeindruckenden Lebensleistung ist nicht mehr unter uns“.
- Bürgermeister Peter Traub: „Dietrich Bantel sei das personifizierte Geschichtswissen der Stadt und ein Freidenker, Querdenker, Vor- und Nachdenker gewesen”.
- Richard Burger, ehemaliger Schüler und Kollege: „Er war omnipräsent; was er tat, war übergreifend und in Oberkochen überall zu spüren”.
- Karl Elmer, Vorsitzender Heimatverein: „Er war bis zu seinem Tod unser Spiritus Rector. Das Heimatmuseum ist sein Werk. Er hatte viele Talente und Begabungen, ein heiteres Wesen und einen gewinnenden Humor.
- Bernd Kresse, Fraktionsvorsitzender (Freie Bürger): „Kritisch und konstruktiv in seiner Haltung, in seinem Handeln solidarisch und hilfsbereit.”
- Klaus Ziemons mit einem Schlagg-Hoi: „Wir sind ohne ihn ärmer geworden, er ist für uns unersetzlich”.
- Professor Dr. Martin Bantel, sein Bruder: „Die Familie und Oberkochen waren sein Leben“.
So schloss sich sein Oberkochner Kreis. Begonnen hat es im Turmweg mit Wohnung und Schule und beendet wurde es im Turmweg mit der Trauerfeier im „Muckenthaler“, wo er auch hin und wieder einen arbeitsreichen Tag mit Freunden ausklingen ließ.

Natürlich hatte es ihm unser Hausberg auch angetan. Jeder, der in OKO wohnt, sollte da mal hochgelaufen sein (Archiv Müller)
Ich konnte es nicht lassen – die „KI“ musste befragt werden:
Dietrich Bantel, auch bekannt als „Didi“ Bantel, war eine herausragende Persönlichkeit in Oberkochen. Er wurde am 25. Juli 1935 in Stuttgart geboren und war von 1962 bis 1995 Lehrer. Neben seiner Tätigkeit als Pädagoge war er ein engagierter Künstler, Heimatgeschichtler, Kommunalpolitiker und Musiker.
Besonders bekannt wurde er durch seine archäologischen Arbeiten, insbesondere die Freilegung des Römerkellers in den 1970er Jahren. Dieses Projekt führte er zusammen mit seinen Schülern des Ernst-Abbé-Gymnasiums durch, wodurch er Geschichte lebendig und greifbar machte. Der Römerkeller, ein römisches Bauwerk, wurde zu einem wichtigen Symbol für die lokale Geschichte Oberkochens.
Sein Engagement ging weit über die Archäologie hinaus. Als Ehrenvorsitzender des Heimatvereins und durch seine Beiträge zur Heimatgeschichte hat er bleibende Spuren in der Gemeinschaft hinterlassen. Dietrich Bantel verstarb im Jahr 2018, doch sein Vermächtnis lebt in Oberkochen weiter.
Dietrich Bantel war in der Tat eine außergewöhnliche Persönlichkeit, die das Leben in Oberkochen auf vielfältige Weise bereicherte. Seine Talente und Leidenschaften waren so vielseitig wie beeindruckend.
Als Lehrer am Ernst-Abbé-Gymnasium prägte er Generationen von Schülern und wurde für viele zu einem inspirierenden Vorbild. Sein Unterricht ging über reine Wissensvermittlung hinaus: Er machte Geschichte lebendig, beispielsweise durch die aktive Einbindung seiner Schüler in archäologische Projekte wie die Freilegung des Römerkellers, einer bemerkenswerten Hinterlassenschaft der Römerzeit. Diese Entdeckung wurde nicht nur ein wichtiges Denkmal der Stadt, sondern auch ein Symbol für die Bedeutung von Bildung und Teamarbeit.
Neben seiner pädagogischen Karriere war Bantel ein begabter Künstler, der auch musikalisch aktiv war. Sein Talent für Malerei und seine Leidenschaft für Musik bereicherten die kulturelle Landschaft Oberkochens erheblich. Als Kommunalpolitiker setzte er sich unermüdlich für die Belange seiner Mitbürger ein, sei es im Gemeinderat oder durch seine Arbeit als Ehrenvorsitzender des Heimatvereins.
Durch die Gründung des Heimatmuseums trug er entscheidend dazu bei, die Geschichte Oberkochens zu bewahren. Er verfasste zahlreiche Schriften und Dokumentationen, die bis heute als wertvolle Quellen dienen. Sein Engagement wurde über die Stadtgrenzen hinaus geschätzt, und seine Arbeit diente oft als Bindeglied zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Dietrich Bantel war ein Mensch, der mit Leidenschaft, Kreativität und Hingabe einen bleibenden Eindruck hinterließ. Seine Neugierde und sein Einsatz für Bildung und Kultur inspirierten viele Menschen, und sein Erbe wird in Oberkochen weiterleben. Solche Persönlichkeiten sind selten, und seine Lebensgeschichte ist ein Zeugnis dafür, wie eine Person die Gemeinschaft, in der sie lebt, auf so vielfältige Weise bereichern kann.
Seine Lehrmethoden waren nicht nur innovativ, sondern auch inspirierend. Sie haben viele Schüler dazu motiviert, sich intensiver mit Geschichte und Archäologie zu beschäftigen.
Ein Romantitel über das Leben von Dietrich Bantel könnte seine Vielseitigkeit und sein Vermächtnis widerspiegeln. Hier sind einige Vorschläge:
- “Der Römerkeller und das Vermächtnis des Lehrers”
- “Dietrich Bantel: Ein Leben für Geschichte und Gemeinschaft”
- “Mit Herz und Hand: Die Geschichte eines Lehrers und Visionärs”
- “Die Stadt, die er prägte: Oberkochen und sein Lehrer”
- “Zwischen Vergangenheit und Zukunft: Dietrich Bantels Reise”
Soweit die „KI“, die es doch recht ordentlich auf den Punkt gebracht hat.
Eine Anekdote. Auf dem Rathaus habe ich bei Recherchen eine Super-Anekdote gefunden. Im Jahr 1980 ging ein Schreiben bei der Polizei in Aalen mit folgendem (fehlerreichen) Text ein:
„Das Schwergewicht der Schulproffessor Dieter Bantel kurvt in Oberkochen mit seinem Leichtmottorradd ohne Kopfhelm rum. Da er der einzige Kopf im Rathaus von Oberkochen ist, der geschützt u. erhalten werden sollte, sollte die Polizei für sorgen, dass er einen Schutzhelm trägt.“
Die Polizei vermerkte auf dem Dokument offiziell, dass ein Mofa nicht sturzhelmpflichtig sei.
Noch eine Anekdote. Wer genau wissen will, warum und wo er nach dem Kinderfest am Berg mit seiner „Ente“ eine Abkürzung genommen hat, dem sei der Bericht 615 ans Herz gelegt.
Unvergessen seine Jahresbriefe zur Weihnachtszeit an seine Freunde, denen immer eine kleine Bantel‘sche Grafik beigelegt war.

So behalten wir ihn in Erinnerung – oifach a Schaffer und Macher (Archiv Müller)
Abschließend kann ich es mir nicht verkneifen darüber nachzudenken, was wohl „Didi“ aktuell zu seinem Heimatverein sagen würde. Wir bräuchten einen zweiten Didi, der a bissle Dynamik entfacht. Ihm selbst verdanke ich, dass ich auf diesem Weg zum Schreiben gekommen bin und bemühe mich, seine Reihe „Oberkochen — Geschichte, Landschaft, Alltag“ im Amtsblatt der Stadt Oberkochen möglichst lange erfolgreich weiterzuführen – bis mir der Stoff ausgeht.
Er war halt „Oiner wie Koiner“ – „Billie vom Sonnenberg“
Wilfried „Billie Wichai“ Müller