Intro:

„Ich will einmal eine fröhli­che Beerdi­gung haben, weil ich mit meinem Leben rundum zufrie­den bin“,

so sprach er einmal zu seinen Lebzei­ten, als es um die Beerdi­gung ging. Schau­en wir uns einmal sein Leben im Detail an.

Dietrich Bantel, bei seinen Freun­den, den ehema­li­gen Schülern, im Heimat­ver­ein und in Oberko­chen auch als „Didi“ bekannt und in seiner Familie „Titich“ genannt, wurde am 25. Juli 1935 geboren. Seine Eltern waren Ernst Bantel (1904−1973) Oberpost­di­rek­tor (Leiter des Fernmel­de­amts II in Stutt­gart) und Marian­ne Bantel geb. Blezin­ger. Sein 2 Jahre jünge­rer Bruder Martin war Profes­sor an der Fachhoch­schu­le Uni Frank­furt. Dietrich lebte von 1935 bis 1937 in Stutt­gart, von 1937 bis 1938 in Saarbü­cken, von 1938 bis 1940 in Graz und ab 1940 wieder in Stutt­gart. 1963 heira­te­te er Susi geb. Hillen­brand. Die beiden haben drei Töchter: Silvia, Carmen und Sonni. 1968 zogen sie in das Haus am Espen­rain 3, für das der Freund Willi­bald Mannes als Archi­tekt fungier­te. „Didi“ verstarb unerwar­tet am 6. März 2018.

Dieser Bericht kann nicht alle Facet­ten und Leistun­gen seines Lebens abbil­den, aber er gibt einen guten Überblick über sein Leben und seine vielfäl­ti­gen Aktivitäten.

Die Anfän­ge in Stutt­gart. Von 1942 bis 1945 besuch­te er die Kräher­wald-Grund­schu­le in Stutt­gart und von 1945 bis 1954 das Dillmann-Gymna­si­um in Stutt­gart, an dem er sein Abitur ableg­te. Von 1954 bis 1958 studier­te er an der Stutt­gar­ter Kunst­aka­de­mie Grafik, von 1958 bis 1960 an der Univer­si­tät Tübin­gen als wissen­schaft­li­ches sog. Beifach Englisch.

Weite­re Schrit­te. 1960 folgte eine 4‑monatige Tätig­keit an einer Grammar-School in Chisle­hurst. Bis 1962 folgten Referen­dar­zei­ten an Stutt­gar­ter Schulen u.a. auch an seinem alten Stutt­gar­ter Gymnasium.

Die Anfän­ge in Oberko­chen. Mit Erlass des Oberschul­amts Nordwürt­tem­berg vom 17. April 1962 wurde er als 27 Jahre junger Referen­dar dem Progym­na­si­um Besig­heim am Neckar zugewie­sen. Als er am 1. Mai vom Skifah­ren aus Südti­rol nach Hause kam (also nach Stutt­gart) erfuhr er jedoch, dass er den Dienst bereits am nächs­ten Tag, dem 2. Mai 1962, nicht in Besig­heim, sondern am Progym­na­si­um in Oberko­chen auf der Ostalb antre­ten solle. Da wurde früher nicht viel Feder­le­sen gemacht, ruckzuck war man plötz­lich woanders – in diesem Fall also auf der Ostalb.

Kommen­ta­re dazu:

Der Vater:

„Hockt der Sauker­le doch mitta en mein Urlaub nei“.

Sein ehema­li­ger Stutt­gar­ter Geogra­fie-Lehrer, als er hörte, dass es nach Oberko­chen ging

„Oh Bua – wenigschtens Ober……“

Randbe­mer­kun­gen:

Sein Bruder arbei­te­te damals bei Carl Zeiss in Oberko­chen und seine Mutter stammt aus der direk­ten Linie des Königs­bron­ner Indus­tri­el­len Johann Georg Blezin­ger – daher war es womög­lich doch kein Wunder, sondern höhere Bestim­mung, dass er nach Schwä­bisch-Sibiri­en versetzt wurde. Und die ein oder andere Wande­rung hatte ihn auch schon auf unseren Hausberg geführt, als der noch von den Amis besetzt war. Letzt­end­lich doch ein Glücks­fall für ihn und für uns.

Die Erste Schule in Oberko­chen. Und so traf er mit dem dampf­ge­trie­be­nen Zug in Oberko­chen ein, suchte den Weg zu seiner ersten Bleibe, dem Schaupp’schen Haus (Willi­bald und Martha Schaupp) am Fuße des Turmwegs, gegen­über vom damali­gen Café „Weidl“. Weiter ging es zum neuen Arbeits­platz — dem alten HJ-Heim, inzwi­schen Bergheim genannt, und nun Ort des Progymnasiums.

Das Kolle­gi­um bestand damals aus 8 Lehrkräf­ten und 4 Geist­li­chen:
Studi­en­di­rek­tor Schrenk, Studi­en­rat Hils, Studi­en­rat Krug, Studi­en­rä­tin Ulrich, Studi­en­as­ses­so­rin Ehmann, Studi­en­as­ses­sor Riegel, Studi­en­as­ses­sor Schwab, Studi­en­as­ses­sor Thiem, Haupt­leh­re­rin (HHT) Kunrath, Pfarrer Forster, Vikarin Gradner, Vikar Grassel, Pfarrer Geiger und er – der Studi­en­re­fe­ren­dar Bantel.

Das Lehrer­kol­le­gi­um anno 1962 im Bergheim – damals Pro-Gymna­si­um (Archiv Müller)

Sein von ihm gezeich­ne­tes Gymna­si­um – als ausge­bau­tes Ernst-Abbé-Gymna­si­um (Archiv Müller)

Die Zweite Schule in Oberko­chen. Schnell kam dann der Umzug zum Tierstein, wo das neue Progym­na­si­um fertig­ge­stellt wurde. Das Kolle­gi­um wuchs und die Arbeit auch. Seine Lehrtä­tig­keit endete im Jahr 1995, da war seine Schule schon längst ein richti­ges Gymna­si­um. Seine Schule hatte im Laufe der Zeit folgen­de Direktoren:

  • Volkmar Schrenk
  • Lothar Freiburg
  • Helmut Strecker
  • Hans-Ulrich Wörner (aktuell)

Der Heimat­ver­ein. Diesen gründe­te er im Jahr 1987 mit 61 Gründungs­mit­glie­dern entge­gen der weilläu­fi­gen Meinung, dass Oberko­chen eh keine Geschich­te hat. Und die Oberko­che­ner öffne­ten ihm die Türen für die Recher­chen, ohne die kein Heimat­ver­ein entste­hen und überle­ben kann. Bis 2008 war er dessen emsiger dynami­scher ideen­rei­cher 1. Vorsit­zen­der, danach übernahm Dr. Karl „Charly“ Elmer und „Didi“ wurde zum Ehren­vor­sit­zen­den befördert.

Das Heimat­mu­se­um. Eröff­nung 1997. »Schaf­fung eines Heimat­mu­se­ums«, so laute­te 1987 der Punkt 9 des Arbeits­pro­gramms des Heimat­ver­eins bei der Vereins­grün­dung. Mit den gedank­li­chen Vorpla­nun­gen fürs Heimat­mu­se­um war gleich nach der Vereins­grün­dung angefan­gen worden. 1992, 5 Jahre nach der Gründung des Heimat­ver­eins, war es dann soweit: Die Stadt Oberko­chen konnte dem Heimat­ver­ein einen idealen Platz für ein Heimat­mu­se­um anbie­ten, und zwar im Jahr 1860 erbau­ten alten evange­li­schen Schul­haus, das schon vielen Zwecken, zuletzt als Jugend­haus, gedient hatte. 1992 begann also die heiße Phase der prakti­schen Umset­zung und des Aufbaus des Museums, das wieder­um nach 5 weite­ren Jahren, 1997 eröff­net werden konnte. Ohne Didis treiben­de kreati­ve Kraft wäre das so nicht möglich gewesen.

Der aleman­ni­sche Fried­hof. Am 19. März 1980 haben Kinder in Hüttlin­gen mit einem Toten­schä­del gespielt. Schnell stell­te sich heraus, dass dieser vom Erdaus­hub des Grund­stücks Stelzen­mül­ler in der Frühlings­stra­ße 3 stamm­te. Das Landes­denk­mal­amt vermu­tet einen aleman­ni­schen Fried­hof mit bis zu 1000 Gräbern im Bereich von der Först­erstra­ße bis zur Frühlings­stra­ße. Schnell war ein Baustopp ausge­spro­chen und Didi Bantel und der Bauherr und Fotograf Rolf Stelzen­mül­ler waren in ihrem Element, was das Graben, Fotogra­fie­ren und Dokumen­tie­ren betra­fen. Auch zwei Bantel’sche Schüler durften damals mitar­bei­ten: Paul Hug und Rudolf Post.

Der Sechser-Club. Am 4. März 1967 wurde der Club bei der „There­se” auf dem Niesitz ins Leben gerufen und hatte 23 Gründungs­mit­glie­der. Der Club bestand im Kern aus den Schülern der sechs­ten Klasse des 1967er-Jahrgangs des damali­gen Progym­na­si­ums, die als letzte ihr Abitur nicht in Oberko­chen ablegen konnten. Sogar eine eigene Club-Hymne wurde regel­mä­ßig intoniert „Flöss, flöss, flöss – la flör, la flör, la flöss.” Um Sechser­club-Mitglied zu werden, musste ein Zweizei­ler gereimt werden wie z.B.

  • Ich bin die Ebers Adelheid – mein Motto ist stets Fröhlichkeit
  • Ich bin die Moni Mannes und wünsch mir einen Hannes
  • Ich bin des Tritt­lers Done und liebe meine Mone
  • Ich bin dem Meroth sein Peter – so klein wie ich ist nicht jeder
  • Ich bin der Uwe Norkus – Meine Seele ist so schwarz wie Ruß
  • Ich bin die Gudrun Reuter – und werde täglich g’scheiter
  • Ich bin die Susi Bantel – ach was hab‘ ich für’n Rantel
  • Ich bin des Kolben Eberhard – der niemals einen Pfennig hat
  • Ich bin der Otto Fischer – und fühl‘ mich hier immer heimischer

Prof. Dr. Manfred Fähnle erinner­te nach Didi’s Tod in der Schwäpo:

„Didi organi­sier­te immer wieder Treffen der Mitglie­der des Sechser-Clubs. Manche reisten dazu von weit her an, ein beson­ders engagier­tes weibli­ches Mitglied sogar von Connec­ti­cut (USA). Das letzte Treffen war im Juli 2017 in Oberko­chen in der Nähe des Berghei­mes, des ersten Sitzes des Progym­na­si­ums. Jeder zitier­te dabei sein Gedicht, das er bei der Aufnah­me verfasst hatte, jeder berich­te­te, was er seit der mittle­ren Reife beruf­lich und privat erlebt hatte. Auch der frühe­re Studi­en­rat Otto Fischer war anwesend und von den Karrie­ren seiner ehema­li­gen Schüler sehr beein­druckt. Didi zeigte Bilder aus alten Zeiten. Tags darauf organi­sier­te er noch einen Besuch im Heimatmuseum.“

Niemand konnte sich damals vorstel­len, dass sie das letzte Treffen erlebten.

Der Stadt­rat im Gemein­de­rat. Von 1968 bis 1993 war Bantel als Vertre­ter der BGO (heute: Freie Bürger Oberko­chen) Mitglied im Gemein­de­rat. In seiner Abschieds­re­de erwähn­te BM Gentsch, dass er ein Lehrer gewesen sei, „den man vorzei­gen könne“, Bruno Balle lobte Didi‘s ausge­präg­te Ideen­viel­falt und Franz Schoen erwähn­te, dass trotz aller Schlach­ten, die im Gremi­um geschla­gen wurden, Bantel stets Brücken zu Anders­den­ken­den schlug.

Der Reisen­de. Ob mit dem Fahrrad durch Schott­land, England, Wales, Schweiz, Itali­en und Frank­reich oder zu Fuß in einem 86 KM-Tages­marsch vom Schwarz­wald nach Stutt­gart. Mit dem Flugzeug nach Indien und später mit dem Wohnmo­bil – Still­stand war seine Sache nicht – alles musste in Bewegung sein.

Der Autor. Der vor einigen Monaten verstor­be­ne Otto Bäuerle fungier­te bei zwei Büchern als Heraus­ge­ber. Die beiden Werke heißen „Licht­bli­cke“ und „Landnah­me“. Die Gedich­te stammen von Heinz Zeckel und die Bilder von Dietrich Bantel.

Der Musiker. Musika­lisch hatte er es auch drauf – die Violi­ne war sein Instru­ment. Unter­richt bei Prof. Hedwig Pahl in Stutt­gart. Mitglied beim Paul-Gerhard-Kammer­or­ches­ter Stutt­gart und im Tübin­ger Kammer­or­ches­ter Studen­ten. Seine Violi­ne erklang jahrzehn­te­lang bei der Alten­weih­nacht oder als Mitglied im Oberko­che­ner Instru­men­tal­kreis sowie bei den legen­dä­ren Auffüh­run­gen von dem jüngst hoch betagt verstor­be­nen Otto Fischer am Gymnasium.

Der Künst­ler und Grafi­ker. Sei es die „Urkun­de zur Grund­stein­le­gung des Rathau­ses“, „Das neue Stadt­wap­pen“ oder die von Willi­bald Mannes gestif­te­te „Oberko­chen-Uhr im Ratssaal“. Oder die vielen graphi­schen Entwür­fe für die örtli­chen Verei­ne. Auch die Auffüh­run­gen des Gymna­si­ums trugen seine grafi­sche Handschrift. Ob eigene Kunst­aus­stel­lun­gen oder künst­le­ri­sche Einfüh­run­gen zu Ausstel­lun­gen andere Künst­ler – ohne „Didi“ ging da fast nichts.
Im Laufe der Jahre sind so über 700 Linol­schnit­te und rund 3000 Zeich­nun­gen und farbi­ge Arbei­ten entstan­den. Er hat an 50 Gruppen und Einzel­aus­stell­lun­gen von Oberko­chen bis Dschid­dha teilge­nom­men. In vielen Haushal­ten in Oberko­chen und außer­halb Etter (wie er oft zu sagen pfleg­te) hingen und hängen seine Werke bis heute.

Der Organi­sa­tor. Ob bei den Kinder­fes­ten auf dem Berg oder in der Stadt oder bei Umzügen wie z.B. anläss­lich der Stadt­er­he­bung – immer an der Front.

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Kinder­fest­um­zug auf der Volkmars­berg­stra­ße in Richtung Volkmars­berg (Archiv Müller)

Die Projek­te mit seinen Schülern. Er begeis­ter­te sich und andere immer wieder, beson­ders lag ihm ein gutes Lehrer-Schüler-Verhält­nis am Herzen.

  • Der Brenn­ofen. Den baute er 1964 unter Anlei­tung vom Johan­nes Elmer, dem damali­gen letzten Oberko­che­ner Häfner.
  • Der Schnee­mann. 1968 hatte er während des Unter­richts – quasi offizi­ell als Schul­ver­an­stal­tung – links vom Gymna­si­um mit den Schüle­rin­nen und Schülern einen Riesen-Schnee­mann gebaut. Er hatte den damali­gen Schul­lei­ter Volkmar Schrenk um seine Einwil­li­gung zu dieser Aktion inner­halb des Fachs Bilden­de Kunst im dreidi­men­sio­na­len Gestal­ten gebeten, dieser willig­te anstands­los ein. Die zwei großen Leitern besorg­te der unver­ges­se­ne Hausmeis­ter Herbert Riede.
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Das 1968er Winter-Projekt „Schnee­mann“ am Progym­na­si­um (Archiv Müller)

  • Köhle­rei-Wesen. 1983 erstell­te er mit Schülern und in Zusam­men­ar­beit mit dem Staat­li­chen Forst­amt karto­gra­phi­sche Aufnah­men von 25 Kohlplatten.
  • Dorfbrun­nen. 1989 grub er zusam­men mit seinen Schülern einen alten Dorfbrun­nen auf dem Gelän­de des ehema­li­gen „Café Muh“ aus.
  • Bilzhaus. 1989/1990 wurde in einer gemein­sa­men Aktion des Heimat­ver­eins, des Forst­am­tes und des Gymna­si­ums im Rahmen des Ferien­pro­gram­mes das „Bilzhaus“ freigelegt.

Das Landes­denk­mal­amt. Seit 1984 war er ehren­amt­li­cher Mitar­bei­ter beim Landes­denk­mal­amt in Stuttgart.

Der Römer­kel­ler. Es war der Landwirt Konrad Posmik, dem seiner­zeit Mauer­res­te auf seinem im „Weilfeld“ am Ortsrand liegen­den Acker aufge­fal­len waren. Zwischen 1966 und 1971 hatte er sich mehrmals erfolg­los an die Stadt­ver­wal­tung gewandt. Schließ­lich nahm er Kontakt zu Dietrich Bantel auf. Vom 23. Septem­ber bis 15. Oktober 1971 wurde der Römer­kel­ler auf dem Posmick‘schen Acker ausge­gra­ben und freige­legt. Dafür begeis­ter­te er die damali­gen Klassen 12 und 13 unter Aufsicht und Anlei­tung des damali­gen Kreis­ar­chi­vars Hilde­brand. Es handel­te sich dabei um einen Teil eines ca. 150 n. Chr. erbau­ten und bis ca. 250 n. Chr. bis zum Aleman­nen­sturm betrie­be­nen römischen Gutshofs, ausge­gra­ben und später von der Stadt Oberko­chen konser­viert. Bei den Grabar­bei­ten 1971 wurden Keramik­scher­ben, schüs­sel­ar­ti­ge Teller, römischer Beton, Metall- und Glastei­le sowie Heizungs- und Dachzie­gel gefun­den. Zudem der Abdruck einer Hunde­pfo­te und eine Getrei­de­mi­schung, die aus 20 Sorten bestand. Vor allem aber ein gut erhal­te­ner römischer Sicherheitsschlüssel.

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Die Jungs vom Römer­kel­ler – meine frühe­re Klasse beim Buddeln (Archiv Müller)

Die Hans-Betzler-Stiftung. Am 14. Septem­ber 2005 wurde von dem Oberko­che­ner Hans Betzler jun. (geb. 1924), einst in Balin­gen wohnhaft, die Hans Betzler Stiftung gegrün­det. Der Stiftungs­vor­stand bestand damals aus drei Perso­nen. Vorsit­zen­der: Gym.-Prof. Dietrich Bantel, Stell­ver­tre­ter: Bürger­meis­ter Peter Traub und Schatz­meis­ter: Josef Rosen­ber­ger. Anlass der Gründung war letzt­end­lich die Sanie­rung des Grabstei­nes des Johann Betzlers, die Didi veran­lasst hatte und den wir in der Mauer am Mühlber­ge­le unter der katho­li­schen Kirche finden können:

ANNO 1687 DEN 31 MAI STARB HER JOHAN BEZLER WIRT UND GAST

Der Höhlen­for­scher. Eine Zeitlang war er Vorsit­zen­der der „Höhlen­In­GO“ Höhlen­in­ter­es­sen-gemein­schaft Oberkochen.

Das Heimat­buch. Zusam­men mit Dr. Christ­hard Schrenk und weite­ren 20 Autoren Heraus­ga­be des ersten Oberko­che­ner Heimat­bu­ches im Jahr 1986.

Der Lehrer. Er war ein Vollzeit­leh­rer – 24 / 7 wie man heute sagt. Work-Life-Balan­ce – das war nichts für ihn. Die Trennung Arbeit und Beruf gab es für ihn nicht. Auch war er ein Anhän­ger der „Stall-Pflicht“ – will sagen, für ihn war es selbst­ver­ständ­lich, am Unter­richts­ort zu wohnen (das ist heute überhaupt nicht mehr die Regel). Er war Lehrer aus Berufung und immer im Einsatz. Er verstand es, seine Schüler auch außer­halb des Unter­richts zu begeis­tern und einige seiner Projek­te bleiben unver­gess­lich. Und als er eines Tages hörte, dass der neue Rektor vom E.A.G. (mit dem er nicht so zurecht­kam) das Archiv (Klassen­bü­cher der ehema­li­gen Kolle­gen und Kunst­wer­ke der Schüler­schaft) vernich­ten ließ, stürm­te er in seine alte Schule, um zu retten, was noch zu retten war. 1966 wurde er Studi­en­rat, 1970 Oberstu­di­en­rat und 1974 Gymna­si­al-Profes­sor. Alles nicht genug: Fachbe­ra­ter, Prüfungs­vor­sit­ze, Dritt­kor­rek­tu­ren, Arbeits­krei­se – lief alles noch nebenher.

Verein für Städte­part­ner­schaft. Auch hier waren Didi und Susi engagiert dabei. Sie verbrach­ten nicht wenige Urlau­be in Dives-sur-Mer und pfleg­ten deutsch-franzö­si­sche Freundschaft.

Seine Berichts­rei­he. Die Reihe „Oberko­chen — Geschich­te, Landschaft, Alltag“ starte­te er am 22. Januar 1988 mit dem Bericht Nummer 1 „Oberko­chen 1876 – Ältes­te Aufnah­me“ und führte diese bis zu seinem Tod fort. Sein letzter Bericht mit der Nummer 688 „Ein Oberko­che­ner im I. Weltkrieg“ vom 9. Febru­ar 2018.Er schrieb 429 Berich­te mit heimat­kund­li­chem Hinter­grund und verant­wor­te­te viele weite­re. Sein ehema­li­ger Schüler, also ich, (mein Lehrer im Kunst­un­ter­richt) führt die Reihe bis heute fort. Die Numme­rie­rung ist inzwi­schen bei 832 angekom­men. Als „Didi“ damit anfing, gab es nieman­den, der ernst­haft angenom­men hat, dass da mehr als 10 bis 20 Berich­te zusam­men­kom­men würden, wie mir Franz Uhl sagte.

Seine Auszeich­nun­gen.

  • 1987 Ehren­el­fer­rat der Narren­zunft Oberkochen
  • 1993 die Bürger­me­dail­le der Stadt Oberkochen.
  • 1993 die Ehren­me­dail­le des Gemein­de­tags Baden-Württemberg
  • 2008 Ehren­vor­sit­zen­der des Heimat­ver­eins Oberkochen

Bantel war ein außer­ge­wöhn­li­cher, tatkräf­ti­ger und immer aktiver Erster Vorsit­zen­der. Er hat als Künst­ler das Museum aufge­baut, als Geolo­ge und Archäo­lo­ge in Oberko­chen viel ans Tages­licht gebracht und als Histo­ri­ker das Heimat­buch bereichert.

  • 2011 mit der Verlei­hung der Ehrenbürgerwürde

Ich erinne­re mich noch an einen rappel­vol­len Bürger­saal, als er diese Verlei­hung mit Freun­den und Bekann­ten feier­te. Der Festakt wurde musika­lisch gestal­tet von der “Sinfo­ni­et­ta” unter der Leitung von Andre­as Hug und Bürger­meis­ter Traub hielt die Lauda­tio: „Ein richti­ger Globe­trot­ter” sei „Didi” Bantel schon immer gewesen, charak­te­ri­sier­te Traub den Bürger Bantel, der in den fünfzi­ger Jahren mit dem Rad das europäi­sche Ausland bereist und binnen sieben Jahren mit einer Strecke von 40 000 Kilome­tern eine komplet­te Weltum­r­a­de­lung hinge­legt hat, erklär­te der Bürger­meis­ter. Bantel sei ein echter Weltbür­ger, ein Kosmo­po­lit, von der Weltan­schau­ung des Humanis­mus und der Aufklä­rung geprägt. Traub ging detail­liert auf die kommu­nal­po­li­ti­schen Verdiens­te Bantels ein, der als Freier Wähler und Mitglied der damali­gen Bürger­ge­mein­schaft 25 Jahre lang im Gemein­de­rat ehren­amt­lich für die Stadt Oberko­chen tätig war. Der Freibür­ger D.B. sei in hohem Maße auch ein politi­scher Bürger.

Sie haben die Geschich­te Oberko­chens Schritt für Schritt freigelegt

würdig­te Bürger­meis­ter Traub den Kultur­bür­ger Bantel, der seit vielen Jahrzehn­ten in Sachen Heimat­for­schung unter­wegs sei, der Hand an den „Römer­kel­ler” und ans „Bilzhaus” angelegt, das Heimat­mu­se­um entwi­ckelt und sich als ehren­amt­li­cher Mitar­bei­ter des Landes­denk­mal­amts verdient gemacht habe.
Seine ehema­li­gen Schüler Friede­mann „Fiddi“ Blum und ich, Wilfried „Billie“ Müller durften an seinem Tisch sitzen – das war uns schon eine beson­de­re Ehre. Auch erinne­re ich mich noch gut an die lusti­ge Erwäh­nung des Bürger­meis­ters Peter Traub, dass „Didi“ das neu renovier­te Rathaus mit einer Autobat­te­rie vergli­chen habe.

  • 2015 Auszeich­nung für sein Lebens­werk durch die Sparkas­sen­stif­tung Ostalb

Der Kreis­ar­chi­var Dr. Bernhard Hilde­brand, mit dem er viele Jahrzehn­te freund­schaft­lich verbun­den war, hielt die Lauda­tio (Abdruck im Amtsblatt BuG am 10. Juli 2015). Er erwähnte

  • die Ausgra­bung des Römer­kel­lers ab dem Jahr 1972
  • Die Entde­ckung des aleman­ni­schen Reihen­grä­ber­fel­des im Jahr 1980
  • Die Ausgra­bung des Bilzhau­ses im Jahr 1989
  • Die Gründung des Heimat­ver­eins im Jahr 1987
  • Die Schaf­fung des Heimat­mu­se­ums im Jahr 1997

Er schloss mit den Worten

„Tradi­ti­on ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weiter­ge­ben der Flamme“ (Thomas Morus)

und ergänz­te die Aussa­ge mit einem Bonmot des Prof. Dr. Dr. Karl-Fried­rich Boerne (Tatort Münster) und der Bemer­kung, dass der Spruch, leicht modifi­ziert, besser zu „Didis“ Humor passe:

„Tradi­ti­on ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weiter­ge­ben der Zündhölzer“.

Wobei der Redner wieder unwis­sent­lich die Kurve zu Didi’s Schülern bekam, denn der Sohn vom Zündholz-Mayer aus Zang war ebenfalls einer seiner Schüler ????.

Würdi­gun­gen im Rahmen seiner Beerdigung.

  • Susi Bantel: „150 Jahre reich­ten nicht aus, was „Titich“ in 82 Jahren geleis­tet hat.”
  • Pfarrer Ulrich Marstal­ler: „Ein einzig­ar­ti­ger Mensch mit einer beein­dru­cken­den Lebens­leis­tung ist nicht mehr unter uns“.
  • Bürger­meis­ter Peter Traub: „Dietrich Bantel sei das perso­ni­fi­zier­te Geschichts­wis­sen der Stadt und ein Freiden­ker, Querden­ker, Vor- und Nachden­ker gewesen”.
  • Richard Burger, ehema­li­ger Schüler und Kolle­ge: „Er war omniprä­sent; was er tat, war übergrei­fend und in Oberko­chen überall zu spüren”.
  • Karl Elmer, Vorsit­zen­der Heimat­ver­ein: „Er war bis zu seinem Tod unser Spiri­tus Rector. Das Heimat­mu­se­um ist sein Werk. Er hatte viele Talen­te und Begabun­gen, ein heite­res Wesen und einen gewin­nen­den Humor.
  • Bernd Kresse, Frakti­ons­vor­sit­zen­der (Freie Bürger): „Kritisch und konstruk­tiv in seiner Haltung, in seinem Handeln solida­risch und hilfsbereit.”
  • Klaus Ziemons mit einem Schlagg-Hoi: „Wir sind ohne ihn ärmer gewor­den, er ist für uns unersetzlich”.
  • Profes­sor Dr. Martin Bantel, sein Bruder: „Die Familie und Oberko­chen waren sein Leben“.

So schloss sich sein Oberkoch­ner Kreis. Begon­nen hat es im Turmweg mit Wohnung und Schule und beendet wurde es im Turmweg mit der Trauer­fei­er im „Mucken­tha­ler“, wo er auch hin und wieder einen arbeits­rei­chen Tag mit Freun­den ausklin­gen ließ.

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Natür­lich hatte es ihm unser Hausberg auch angetan. Jeder, der in OKO wohnt, sollte da mal hochge­lau­fen sein (Archiv Müller)

Ich konnte es nicht lassen – die „KI“ musste befragt werden:

Dietrich Bantel, auch bekannt als „Didi“ Bantel, war eine heraus­ra­gen­de Persön­lich­keit in Oberko­chen. Er wurde am 25. Juli 1935 in Stutt­gart geboren und war von 1962 bis 1995 Lehrer. Neben seiner Tätig­keit als Pädago­ge war er ein engagier­ter Künst­ler, Heimat­ge­schicht­ler, Kommu­nal­po­li­ti­ker und Musiker.
Beson­ders bekannt wurde er durch seine archäo­lo­gi­schen Arbei­ten, insbe­son­de­re die Freile­gung des Römer­kel­lers in den 1970er Jahren. Dieses Projekt führte er zusam­men mit seinen Schülern des Ernst-Abbé-Gymna­si­ums durch, wodurch er Geschich­te leben­dig und greif­bar machte. Der Römer­kel­ler, ein römisches Bauwerk, wurde zu einem wichti­gen Symbol für die lokale Geschich­te Oberko­chens.
Sein Engage­ment ging weit über die Archäo­lo­gie hinaus. Als Ehren­vor­sit­zen­der des Heimat­ver­eins und durch seine Beiträ­ge zur Heimat­ge­schich­te hat er bleiben­de Spuren in der Gemein­schaft hinter­las­sen. Dietrich Bantel verstarb im Jahr 2018, doch sein Vermächt­nis lebt in Oberko­chen weiter.
Dietrich Bantel war in der Tat eine außer­ge­wöhn­li­che Persön­lich­keit, die das Leben in Oberko­chen auf vielfäl­ti­ge Weise berei­cher­te. Seine Talen­te und Leiden­schaf­ten waren so vielsei­tig wie beein­dru­ckend.
Als Lehrer am Ernst-Abbé-Gymna­si­um prägte er Genera­tio­nen von Schülern und wurde für viele zu einem inspi­rie­ren­den Vorbild. Sein Unter­richt ging über reine Wissens­ver­mitt­lung hinaus: Er machte Geschich­te leben­dig, beispiels­wei­se durch die aktive Einbin­dung seiner Schüler in archäo­lo­gi­sche Projek­te wie die Freile­gung des Römer­kel­lers, einer bemer­kens­wer­ten Hinter­las­sen­schaft der Römer­zeit. Diese Entde­ckung wurde nicht nur ein wichti­ges Denkmal der Stadt, sondern auch ein Symbol für die Bedeu­tung von Bildung und Teamar­beit.
Neben seiner pädago­gi­schen Karrie­re war Bantel ein begab­ter Künst­ler, der auch musika­lisch aktiv war. Sein Talent für Malerei und seine Leiden­schaft für Musik berei­cher­ten die kultu­rel­le Landschaft Oberko­chens erheb­lich. Als Kommu­nal­po­li­ti­ker setzte er sich unermüd­lich für die Belan­ge seiner Mitbür­ger ein, sei es im Gemein­de­rat oder durch seine Arbeit als Ehren­vor­sit­zen­der des Heimat­ver­eins.
Durch die Gründung des Heimat­mu­se­ums trug er entschei­dend dazu bei, die Geschich­te Oberko­chens zu bewah­ren. Er verfass­te zahlrei­che Schrif­ten und Dokumen­ta­tio­nen, die bis heute als wertvol­le Quellen dienen. Sein Engage­ment wurde über die Stadt­gren­zen hinaus geschätzt, und seine Arbeit diente oft als Binde­glied zwischen Vergan­gen­heit und Gegen­wart.
Dietrich Bantel war ein Mensch, der mit Leiden­schaft, Kreati­vi­tät und Hinga­be einen bleiben­den Eindruck hinter­ließ. Seine Neugier­de und sein Einsatz für Bildung und Kultur inspi­rier­ten viele Menschen, und sein Erbe wird in Oberko­chen weiter­le­ben. Solche Persön­lich­kei­ten sind selten, und seine Lebens­ge­schich­te ist ein Zeugnis dafür, wie eine Person die Gemein­schaft, in der sie lebt, auf so vielfäl­ti­ge Weise berei­chern kann.
Seine Lehrme­tho­den waren nicht nur innova­tiv, sondern auch inspi­rie­rend. Sie haben viele Schüler dazu motiviert, sich inten­si­ver mit Geschich­te und Archäo­lo­gie zu beschäf­ti­gen.
Ein Roman­ti­tel über das Leben von Dietrich Bantel könnte seine Vielsei­tig­keit und sein Vermächt­nis wider­spie­geln. Hier sind einige Vorschläge:

  • “Der Römer­kel­ler und das Vermächt­nis des Lehrers”
  • “Dietrich Bantel: Ein Leben für Geschich­te und Gemeinschaft”
  • “Mit Herz und Hand: Die Geschich­te eines Lehrers und Visionärs”
  • “Die Stadt, die er prägte: Oberko­chen und sein Lehrer”
  • “Zwischen Vergan­gen­heit und Zukunft: Dietrich Bantels Reise”

Soweit die „KI“, die es doch recht ordent­lich auf den Punkt gebracht hat.

Eine Anekdo­te. Auf dem Rathaus habe ich bei Recher­chen eine Super-Anekdo­te gefun­den. Im Jahr 1980 ging ein Schrei­ben bei der Polizei in Aalen mit folgen­dem (fehler­rei­chen) Text ein:

„Das Schwer­ge­wicht der Schul­prof­fes­sor Dieter Bantel kurvt in Oberko­chen mit seinem Leicht­mot­tor­radd ohne Kopfhelm rum. Da er der einzi­ge Kopf im Rathaus von Oberko­chen ist, der geschützt u. erhal­ten werden sollte, sollte die Polizei für sorgen, dass er einen Schutz­helm trägt.“

Die Polizei vermerk­te auf dem Dokument offizi­ell, dass ein Mofa nicht sturz­helm­pflich­tig sei.

Noch eine Anekdo­te. Wer genau wissen will, warum und wo er nach dem Kinder­fest am Berg mit seiner „Ente“ eine Abkür­zung genom­men hat, dem sei der Bericht 615 ans Herz gelegt.

Unver­ges­sen seine Jahres­brie­fe zur Weihnachts­zeit an seine Freun­de, denen immer eine kleine Bantel‘sche Grafik beigelegt war.

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So behal­ten wir ihn in Erinne­rung – oifach a Schaf­fer und Macher (Archiv Müller)

Abschlie­ßend kann ich es mir nicht verknei­fen darüber nachzu­den­ken, was wohl „Didi“ aktuell zu seinem Heimat­ver­ein sagen würde. Wir bräuch­ten einen zweiten Didi, der a bissle Dynamik entfacht. Ihm selbst verdan­ke ich, dass ich auf diesem Weg zum Schrei­ben gekom­men bin und bemühe mich, seine Reihe „Oberko­chen — Geschich­te, Landschaft, Alltag“ im Amtsblatt der Stadt Oberko­chen möglichst lange erfolg­reich weiter­zu­füh­ren – bis mir der Stoff ausgeht.

Er war halt „Oiner wie Koiner“ – „Billie vom Sonnenberg“

Wilfried „Billie Wichai“ Müller

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