In unserem Bericht 82 haben wir darge­stellt, daß sehr viel dafür spricht, daß der »BILZHANNES« ein Oberko­che­ner Bürger namens

Mathi­as Wieden­hö­fer 1780 — 1840)

gewesen ist.

Auch das 130 Jahre alte Essin­ger Heimat­büch­lein, das dieser Tage neu aufge­legt wurde (Verfas­ser: C.F. Wagner im Jahre 1859) berich­tet davon, daß der württem­ber­gi­sche König Fried­rich bis 1814 immer wieder zum Jagen in unsere Gegend kam, wobei sich »die aufge­bo­te­nen Treiber aus einem Umkreis von zehen Stunden einfan­den«. Unter ihnen, das darf als sicher angese­hen werden, auch Mathi­as Wieden­hö­fer aus Oberko­chen, damals ein junger Mann in den besten Jahren: 30 Jahre alt.

Herr Chris­toph Schurr steuer­te zum Namen Mathi­as Wieden­hö­fer einen weite­ren inter­es­san­ten Beitrag bei. Am 16. Dezem­ber des Jahres 1831 schrieb der damali­ge Chef des Oberko­che­ner Forst­am­tes, Revier­förs­ter Pfitzen­mai­er, auf Anfor­de­rung der überge­ord­ne­ten Behör­de einen »Conduc­tions-Bericht«, wie man ein Führungs­zeug­nis damals nannte. Aus diesem ist zu entneh­men, daß Mathi­as Wieden­hö­fer als »fleißig« bezeich­net wird; — er, sein Vorge­setz­ter, treffe ihn oft im Walde an. Aus dieser Beurtei­lung geht auch hervor, daß Mathi­as Wieden­hö­fer sowohl Feld- als auch Waldschütz war. In frühe­ren Berich­ten unter anderem Gemein­de­rats­pro­to­kol­len, wird er als »Flurer« bezeichnet.

Aus den Essin­ger Unter­la­gen ist ersicht­lich, daß sich im zweiten Viertel des 19. Jahrhun­derts auch dort die Gemein­de von Waldwei­de auf Stall­füt­te­rung umgestellt hat. Auf Essin­ger Gemar­kung wurde fast zur gleichen Zeit wie bei uns das Bilzhaus (wohl in den Zwanzi­ger­jah­ren) das Hirten­haus bei den Weiher­wie­sen aufgegeben.

Alles spricht nach dem derzei­ti­gen Stand der Nachfor­schun­gen dafür, daß Mathi­as Wieden­hö­fer die Person war, die König Fried­rich in dem alten und zum damali­gen Zeitpunkt (1810) schon ziemlich herun­ter­ge­kom­me­nen Bilzhaus »empfing«.

Oberkochen
Oberkochen

Da sich unter den bis jetzt gebor­ge­nen kerami­schen Scher­ben auch größe­re Bruch­stü­cke von Ofenka­cheln befan­den, (Frau Dr. Arnold vom Landes­denk­mal­amt Stutt­gart bestä­tig­te dies anläß­lich ihres Besuches des »Bilzhau­ses« am 1.8.89 ausdrück­lich), kann mit großer Sicher­heit davon ausge­gan­gen werden, daß das Bilzhaus mittels eines Kachel­ofens beheizt wurde. Herr Stelzen­mül­ler fertig­te uns Fotos der schöns­ten Ofenka­chel-Bruch­stü­cke, — mit verschie­de­nen relief­ar­ti­gen Ornamen­ten geschmück­te ungla­sier­te Keramik. Der Illus­tra­tor des Buchs »Die Ostalb erzählt« konnte das, als er den König mit einem Stock auf einen qualmen­den gußei­ser­nen Ofen schla­gend darstell­te, noch nicht wissen. Zusätz­lich leuch­tet es ein, daß der König, wenn er schon den Ofen zerschlug, sich mit einem alten bröse­lig gewor­de­nen qualmen­den Kachel­ofen leich­ter getan hat, als mit einem gußei­ser­nen, wie der Illus­tra­tor (Bericht 80) glaubte.

Ob der Bilzhan­nes, wie die Überlie­fe­rung weiß, »traurig drein­ge­schaut« hat, als ihm der König seinen qualmen­den Ofen »über den Haufen« warf, ist weniger relevant als die Tatsa­che, daß wir nun wissen, daß es sich bei diesem Ofen wohl um einen alten kerami­schen Kachel­ofen und nicht um einen gußei­ser­nen gehan­delt hat. Zwischen dem könig­li­chen Ereig­nis der Ofenzer­stö­rung (Bericht 80) und der Aufga­be des Bilzhau­ses lagen höchs­tens noch 10 bis 15 Jahre, bereits 1830 gibt es vom Bilzhaus keine Spur mehr zu sehen. Da sich die Aufga­be des Hauses weide­wirt­schaft­lich bereits abzeich­ne­te, darf auch aus dieser Sicht als relativ sicher gelten, daß kein neuer Kachel­ofen mehr gebaut wurde und die gefun­de­nen Kachel­bruch­stü­cke die »histo­ri­schen« sind. Außer­dem kann als sicher gelten, daß der könig­li­che Ofener­satz aus Königs­bronn ein gußei­ser­ner gewesen ist. Der württem­ber­gi­sche König hatte von alters her beste Bezie­hun­gen nach Königs­bronn und zu den dorti­gen Hütten­wer­ken. Natür­lich ist es genau so gut möglich, daß König Fried­rich den gußei­ser­nen Ofen aus Königs­bronn zum Bilzhaus schaf­fen ließ, ohne den alten qualmen­den Kachel­ofen zertrüm­mert zu haben.…

Der auf könig­li­chen Befehl in Windes­ei­le aus Königs­bronn zum Bilzhaus gebrach­te gußei­ser­ne Ofen war dann das einzig edle Stück in der Bruch­bu­de. Was mit ihm später gesche­hen ist, ist nicht überlie­fert. Den neuen gußei­ser­nen könig­li­chen Ofen hat sich entwe­der irgend­je­mand wenig später beim Abbruch des Bilzhau­ses unter den Nagel geris­sen, — immer­hin wußte man damals noch um die Bedeu­tung dieses kostba­ren Stückes aus unmit­tel­bar Erleb­tem, — oder, so wollen wir lieber hoffen, hat ihn der recht­mä­ßi­ge Besit­zer, der Flur- und Waldschütz Mathi­as Wieden­hö­fer, selbst in seine Oberko­che­ner Wohnung gestellt, in der er 1840 starb.

An dieser Stelle soll nicht unerwähnt bleiben, daß in dem 1976 erschie­ne­nen Büchlein »Alte Geschich­ten aus Essin­gen und Lauter­burg« von Georg Wiedmann (verst.) der Versuch gemacht wurde, den Bilzhan­nes in den Essin­ger Sagen­be­reich hinein zu verbu­chen und veran­kern. Unser Johan­nes Maier, Vorgän­ger von Mathi­as Wieden­hö­fer, wird ohne Quellen­an­ga­be, in die Essin­ger »Histo­rie« übernom­men und fälsch­li­cher­wei­se sogar mit der Jagd des Königs Fried­rich im Winter 1810/11 in Verbin­dung gebracht, — ein Zeitpunkt, zu dem, wie wir in Bericht 82 darge­legt haben, Johan­nes Maier schon 4 Monate zuvor verstor­ben war. Aus diesem Grund drucken wir auch die urkund­li­chen Lebens­da­ten des Bilzhan­nes-Vorgän­gers Johan­nes Maier aus dem Oberko­che­ner katho­li­schen Famili­en­re­gis­ter ab. Mit dieser Urkun­de zeigt sich, auf wie dünnen Beinen mündli­che Überlie­fe­run­gen oft stehen. Die hiermit wider­leg­ten Behaup­tun­gen in dem Essin­ger Büchlein lauten:

Oberkochen

» .. . Hans Maier … er war ein ausge­zeich­ne­ter Schüt­ze, und er, sowie sein Sohn Leonhard waren natür­lich immer bei den Jagden des Herzogs und späte­ren Königs Fried­rich dabei …« Für Hans Maier hat das sicher bis zu seinem Tod zugetrof­fen. Die entschei­den­de Königs­jagd fand jedoch im Novem­ber 1810 statt, — Maier war bereits am 6. Aug. dieses Jahres gestor­ben. Sein in der Essin­ger Abhand­lung erwähn­ter Sohn Leonhard ist am 6. Sept. 1793 geboren und bereits ein knappes halbes Jahr danach, am 12. Febru­ar 1794, im Säuglings­al­ter, verstor­ben. Ganz abgese­hen von den genann­ten Essin­ger Irrtü­mern waren beide Maiers, Hans Maier und Leonhard Maier, Oberko­che­ner und nicht Essin­ger Bürger. Hinzu kommt, daß der Essin­ger Text die Bilz zwar korrekt als zwischen Essin­gen und Oberko­chen gelegen angibt, aber verschweigt, daß die Bilz zum Zeitpunkt der Königs­jagd ganz eindeu­tig zur Oberko­che­ner Gemar­kung gehört.

Man könnte so sagen: Die Bezie­hun­gen zu Essin­gen sind in den letzten Jahren in hervor­ra­gen­der Weise ausge­baut worden. Das heißt aber noch lange nicht, daß wir uns den Bilzhan­nes »ausspan­nen« lassen.

Zum Trost für die Essin­ger sei nochmals daran erinnert: Der Vater des allem Anschein nach echten Bilzhan­nes, Johann Georg Wieden­hö­fer, kam zwecks Heirat im Jahre 1779 von Essin­gen nach Oberko­chen. Er ist quasi aus Essin­gen »einge­wan­dert« und hier geblie­ben. Diese indirek­te Verbin­dung Essin­gens zum Bilzhan­nes ist beleg­bar und aus diesem Grunde dauer­haft. Der Bilzhan­nes selbst jedoch ist ein Oberkochener.

Dietrich Bantel

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