Sonder-Thema Milch. Die wurde in der Molke geholt, beim Chrischt­baum-Balle in der Feigen­gas­se, bei diver­sen anderen Bauern oder bei Marie Genter an der Ecke Dreißen­tal­stra­ße / Volkmars­berg­stra­ße. Ab 1955 gab es auch Milch bei Meroths und beim Sogas in der Dreißen­tal­stra­ße 55 bzw. 56/1. Das Highlight beim Milch­ho­len – das Schlen­kern mit vollem Salto und Risko die Milch­kan­ne drehen, ohne dass ein Tropfen verlo­ren geht. Nur was für die Mutigen. Ein Looser war derje­ni­ge, der das Milch­geld in der Kanne ließ und die Milch drüber geleert wurde. Zahlen wurde dann etwas schwierig.

Sonder-Thema Wohnge­biet Heide. Die Unter­stüt­zung des „Heide­la­dens“ für diesen Bericht war mehr als überschau­bar und so musste ich mich auf den letzten Drücker solo durch über 30 Zeitungs­be­rich­te kämpfen. Sollte also etwas fehlen, so war es digital nicht zu finden und das Arbei­ten mit dem digita­len Schwä­Po-Archiv (zugäng­lich nur für Abonnen­ten) ist alles andere als optimal und auch nicht vollständig).

Seine Geschich­te beginnt mit einem Ende. Am 2. August 2008 wurde er nach 8 Jahren „als Ausbil­dungs­stät­te für Verkäu­fer und Kaufleu­te im Einzel­han­del“ geschlos­sen, nachdem von der Agentur für Arbeit kein Geld mehr floss. Das „Aus“ war von kurzer Dauer, denn Susan­ne Weller krempel­te die Ärmel hoch und legte bereits im Novem­ber wieder los, mit dem Konzept „Laden ums Eck“. Aber schon damals sagte sie: „Wenn es anläuft, wie ich es mir vorstel­le und wenn die Kundschaft mitzieht, werde ich im kommen­den Jahr auch ausbil­den. Wenn der Neuver­such aber nicht gelingt, wird es einen Heide­la­den wohl nicht mehr geben.”

Leider kam es dann doch so. Susan­ne schloss den „Laden des Verges­sens“ auf Ende Novem­ber 2009. Das war der 2te Versuch.

Um 2011 herum wollte ein Inter­es­sent Wohnun­gen einbau­en, das Rathaus sah jedoch noch eine Chance zur Mini-Renais­sance. Ob es dann einen Back-Shop gab oder nicht war nicht zu ermitteln.

Auch der 3te Versuch schei­ter­te. Die Eheleu­te Angeli­ka und Siegmund Methner wollten den Heide­la­den reakti­vie­ren und dort ein Laden­ge­schäft zur Nahver­sor­gung mit Lebens­mit­teln einrich­ten. Geplant war die Einrich­tung eines so genann­ten “Eckpunkt”. Der Finanz­be­darf von 115.000 € konnte nicht gedeckt werden, weil die Banken sich nicht betei­li­gen wollten und der Gemein­de­rat einen Zuschuss von 65.000 € ablehnte.

Im Sommer 2015 wurde ein weite­rer Anlauf genom­men. Dietmar Wolter war die treiben­de Kraft, mit Unter­stüt­zung von Chris­tia­ne Hofmann und Britta Jenne­wein, der die Lösung in einer Genos­sen­schaft sah. Sein Credo war: „Ein genos­sen­schaft­lich betrie­be­ner Heide­la­den müsse keine großen Gewin­ne erzie­len, aber er muss sich selbst tragen”.

Am 23. Juli 2015 wurde auf einer Info-Veran­stal­tung verkün­det, dass 300 Genos­sen­schafts­an­tei­le zu je 100 Euro gezeich­net werden müssten, bevor eine Genos­sen­schaft in Angriff genom­men werden könne. Zudem müssten die Heide-Bewoh­ner ihr klares Inter­es­se und ehren­amt­li­che Mitar­beit bekun­den. Im Oktober war man bei 200 Inter­es­sen­ten – die Finan­zie­rung wackel­te. Mehr als 248 wurden es dann aber zum Start doch nicht.

Endlich, im Frühjahr 2016, konnten Nägel mit Köpfen gemacht werden: „Das Bürger­pro­jekt Heide­la­den hat das gesteck­te Ziel von dreihun­dert Antei­len erreicht, hieß es bei der Gründungs­ver­samm­lung. Die Genos­sen­schaft heißt “Heide­la­den Oberko­chen eG mit Sitz in Oberko­chen.” Gegen­stand der Genos­sen­schaft ist der Betrieb und Unter­halt eines Verkaufs­la­dens. Ebenso vorge­se­hen ist die Schaf­fung einer Begeg­nungs­stät­te in Gestalt einer Kommu­ni­ka­ti­ons­e­cke bzw. eines Cafés.“ Mitglie­der des Aufsichts­rats sind Ruth Becker, Werner Fischer, Helmut Funk, Hartmut Müller (stell­ver­tre­ten­der Vorsit­zen­der) und Dr. Harry Schlem­mer (Vorsit­zen­der). Dem Vorstand gehören Chris­tia­ne Hofmann und Monika Odenwald an. Nun musste gearbei­tet werden nach dem Motto „Mitein­an­der — fürein­an­der, Heide­la­den”. Und so stell­te BM Peter Traub im Mai im Techni­schen Ausschuss fest: „Zum ersten Mal habe ich auf der Heide ein echtes Gemein­schafts­ge­fühl gespürt und ich glaube, dass der Heide­la­den diesmal Erfolg hat” und der zögern­de Ausschuss stimm­te letzt­end­lich mit 8:1 Stimmen für die Bewil­li­gung von 40.000 €.

Am 19. Novem­ber 2016 um 10 Uhr war es dann soweit. Helmut Funk hielt eine launi­ge Rede und bedank­te sich bei allen, beson­ders bei BM Traub und Peter Beck und wünsch­te dem Heide­la­den eine gute Zukunft (zu den Gründungs­mit­glie­dern der Heide­la­den-Genos­sen­schaft eG gehören Monika und Dr. Harry Schlem­mer, Helmut Funk, Dietmar Wolter, Chris­tia­ne Hoffmann, Werner Fischer, Hartmut Müller und Götz Hopfensitz).

2017 – nach dem ersten Jahr zog Götz Hopfen­sitz Bilanz: „Wir sind guter Dinge, aber es gibt Luft nach oben”. Nach zwei bis drei Monaten habe sich der Zulauf norma­li­siert. Mit den nackten Zahlen aller­dings ist er zufrie­den. Über 100 Kunden kämen pro Tag. Beim Wirtschafts­plan liege man deutlich über dem Soll. Bäcker- und Metzger­wa­ren seien der Renner, gefolgt von Milch­pro­duk­ten. Bei den klassi­schen Lebens­mit­teln könnte es schon etwas mehr sein.“

Die ersten 2 Jahre sind vergan­gen und das Fazit laute­te Ende 2018: „Der Heide­la­den lebt von der Solida­ri­tät. Gerade die vermis­sen wir über weite Strecken”. Positiv zu bewer­ten waren: „Die Weinse­mi­na­re, Kaffee­kränz­chen, Grill­fes­te, Senio­ren­nach­mit­ta­ge, der Bring­ser­vice und einige andere Projek­te.“ Götz beende­te seinen Überblick: „Dank an alle Ehren­amt­li­chen, denn ohne sie gebe es keinen Heide­la­den. Jedoch sei klar, es bleibe keine Zeit für weite­re geschei­ter­te Versu­che auf der Heide. Sonst stirbt die dezen­tra­le Lebensmittelversorgung”.

Im Jahr 2020 wechsel­te die Vorstand­schaft, Victo­ria Sieben und Claudia Bayerl übernah­men. „Covid 19“ bescher­te dem Heide­la­den die beste Zeit, was die Umsät­ze angeht. Brauch­te es wirklich eine Pande­mie, um den Heide­la­den zu pushen? Scheint so.

2021 führte der Aufsichts­rats­vor­sit­zen­de Helmut Funk aus: „Das Konzept der regio­na­len Nahver­sor­gung habe sich als Verbes­se­rung der Lebens­qua­li­tät im Stadt­teil Heide erwiesen…..gerade die Pande­mie habe unter Beweis gestellt, dass im Stadt­teil Heide das Käufer­po­ten­zi­al für die Existenz­si­che­rung des Heide­la­dens sehr wohl vorhan­den sei…..jedoch, kaum sinken die Corona-Inziden­zen sinken auch die Umsät­ze….. Götz Hopfen­sitz ergänz­te: „Leider sei es immer noch nicht in ausrei­chen­dem Maß gelun­gen, die Mehrheit der Heide-Bewoh­ner für das Konzept „Mitein­an­der – Fürein­an­der“ als eine Sinnge­mein­schaft zu überzeugen…..„Heideladen soll Synonym für Nahver­sor­gung, Treff­punkt und Kommu­ni­ka­ti­on sein“ 

Im Novem­ber 2022 bestand die Genos­sen­schaft 6 Jahre. 253 Genos­sen­schafts­mit­glie­der bilde­ten bei der Gründung vor sechs Jahren das finan­zi­el­le Rückgrat mit Einla­gen von zirka 30 000 Euro. Mit durch­schnitt­lich 110 Kundin­nen und Kunden und einem durch­schnitt­li­chen Einkaufs­vo­lu­men von zirka 8,20 Euro ist noch reich­lich Luft nach oben. Alles, was die Welt an Verän­de­run­gen bereit­hält trifft natür­lich auch den Heide­la­den – Primär die steigen­den Energie­kos­ten und die Erhöhung des Mindestlohns.

Novem­ber 2024 – 9 Jahre sind geschafft. Aber die Proble­me sind im Grunde immer die gleichen (siehe oben). Der Heide­la­den wird es dann schaf­fen, wenn die „Heidia­ner“ es schaf­fen, dort mehr einzu­kau­fen als bisher, zudem sind Perso­nal­pro­ble­me hinzu­ge­kom­men – Ehren­amt­li­che werden immer gesucht, ein allge­mei­nes Problem unserer Gesellschaft.

Wie heißt das Motto so schön „Mitein­an­der – Fürein­an­der“. Genau­so könnte es gehen und nicht verges­sen – Dieses genos­sen­schaft­li­che Projekt lebt jetzt schon länger als alle anderen Versu­che vorher.

Sonder-Thema Kiosk. Kioske hatten wir im Laufe der Jahrzehn­te drei an der Zahl. Das ältes­te war das am Volkmars­berg, das von Emil Kopp in den 30er, und vielleicht sogar bis Kriegs­en­de 1945, betrie­ben wurde. Das zweite war das der Wilhel­mi­ne Enepetz in der Bahnhof­stra­ße vor dem Schellmann’schen Haus und das dritte das Bahnhofs­ki­osk. Wenn man heute vor der Gaststät­te steht, kann man noch erahnen, wo es war – links der Eingangstüre.

Der alte Kiosk am Bahnhof (Archiv Müller)

Sonder­the­ma Bauern. Vor dem II. Weltkrieg hatte Oberko­chen zwischen 80 und 90 landwirt­schaft­li­che Betrie­be. Einige Großbau­ern, viele klein­par­zel­li­ge Betrie­be sowie der Leitz und der Bäuerle. Die meisten befan­den sich im Gebiet Heiden­hei­mer Straße, Aalener Straße und Katzen­bach­stra­ße. Vermut­lich konnten bestimm­te Waren wie Fleisch, Milch und Eier bei einigen Bauern direkt erwor­ben werden. Aus dem Jahr 1955 fand ich eine Anzei­ge, aufge­ge­ben von Eugen Weber aus der Heiden­hei­mer Straße 3: „Junges schönes Kuhfleisch für 1,60 DM das Pfund“.

Sonder-Thema Thürin­ger Rostbrat­wurst. Das gehört zu Oberko­chen wie der Schaum zum Bier. Mit Ankom­men der Thürin­ger nach dem Krieg brach­ten sie nicht nur optische Zeich­nun­gen, Pläne und umfang­rei­ches Wissen mit – auch die Thürin­ger Rostbrat­wurst und die Brätchen zogen hier ein. Und seit damals zieht dieser unver­gleich­li­che Duft jeden Samstag­vor­mit­tag durch die Heiden­hei­mer Straße. Diese Eigen­heit muss bleiben – egal wie die Metzge­rei in der Heiden­hei­mer Straße 31 heißen mag. Und sollte das wirklich einmal ausster­ben, dann „isch Oberko­chen au nemme deees“ – was es mal war. Also ist es die heili­ge Aufga­be der hiesi­gen Bürger, durch Umsät­ze dafür zu sorgen, dass diese Tradi­ti­on noch lange erhal­ten bleiben mag. Zur Erinne­rung: Max Keiner aus der Schil­ler­stra­ße 39 firmier­te 1959 als Wurst­bra­te­rei. Kein Kinder­fest auf dem Volkmars­berg und kein Stadt­fest im Tal ohne Thüringer.

Die Bratwurst­bra­ter beim Kinder­fest auf dem Volkmars­berg (Archiv Müller)

Erklä­run­gen verschie­de­ner Begrif­fe und Namensgebungen

A & O. Die A&O‑Handelskette war eine freiwil­li­ge Koope­ra­ti­on von 20 Lebens­mit­tel­groß­hand­lun­gen, die im Jahr 1953 gegrün­det wurde. Die Super­märk­te mit dem Marken­zei­chen A & O waren in den Dörfern und Städten der Bundes­re­pu­blik Deutsch­land sehr erfolg­reich. Im Jahr 1996 wurde das Unter­neh­men in eine Stiftung nach Schwei­zer Recht umgewan­delt. Seitdem wurden die A&O‑Geschäfte zu Ihrer Kette umfir­miert oder schlos­sen sich einer anderen Koope­ra­ti­on an. In Öster­reich entstand die Marke Nah&Frisch.

Allsicht­be­trieb. Damit wollte man wohl zum Ausdruck bringen, dass man alle Produk­te, die zum Verkauf bereit sind, auch sehen kann. Letzt­end­lich auch ein vorbe­griff wie Freiwahl­ge­schäft, für die SB-Selbstbedienungsläden.

AFU. Es handelt sich vermut­lich einen Zusam­men­schluss von Freibe­ruf­lern und Gewer­be­trie­ben­den – konkret Arbeits­kreis Fried­län­der Unternehmen

Bonus-Märkte

Bonus ist die Abkür­zung für Beruf­li­che Orien­tie­rung Nachbar­schafts­märk­te und Service.

Eine Filial­ket­te des Lebens­mit­tel­ein­zel­han­dels (Sitz in Stutt­gart) mit gemein­nüt­zi­gen Zielen. Sie gehören der BONUS – Beruf­li­che Orien­tie­rung, Nachbar­schafts­lä­den und Service gGmbH, die wieder­um ein Tochter­un­ter­neh­men der SBR – gemein­nüt­zi­ge Gesell­schaft für Schulung und beruf­li­che Reinte­gra­ti­on mbH in Stutt­gart ist. Die BONUS gGmbH wurde 2003 gegrün­det und unter­hält zurzeit (Stand: Dezem­ber 2021) 24 Super­märk­te in Baden-Württem­berg und Bayern, siebzehn davon in Baden-Württem­berg, und sieben in Bayern. Darüber hinaus haben die Bonus-Märkte die beson­de­re Aufga­be, in Stadt­tei­len und kleine­ren Gemein­den die Nahver­sor­gung mit Lebens­mit­teln zu gewähr­leis­ten und einer Verödung der Ortszen­tren entge­gen­zu­wir­ken. Die Einrich­tung der Super­märk­te wird daher häufig auch von der örtli­chen Bundes­agen­tur für Arbeit und der jewei­li­gen Kommu­ne gefördert.

Coloni­al­wa­ren­ge­schäft. Als Koloni­al­wa­ren, auch Coloni­al­wa­ren, wurden früher, beson­ders zur Koloni­al­zeit, übersee­ische Lebens– und Genuss­mit­tel, wie z.B. Zucker, Kaffee, Tabak, Reis, Kakao, Gewür­ze und Tee bezeich­net. Koloni­al­wa­ren­händ­ler impor­tier­ten diese Produk­te, die in Koloni­al­wa­ren­lä­den und ‑handlun­gen verkauft wurden. Bis in die 1970er Jahre wurde der Begriff Koloni­al­wa­ren­la­den noch verwen­det. Sie boten zwar keine Koloni­al­wa­ren mehr an, jedoch alle Grund­nah­rungs­mit­tel, unabhän­gig vom Herkunfts­land, daneben auch Seife, Wasch­mit­tel, Petro­le­um und anderen Haushaltsbedarf.

COOP. Die co op AG mit Sitz in Frank­furt am Main war ein deutsches Handels­un­ter­neh­men. Es entstand Anfang der 1970er Jahre und bis in die 1980er Jahre gingen die meisten westdeut­schen Konsum­ge­nos­sen­schaf­ten in der co op AG auf. Die co op AG gehör­te seit ihrer Gründung 1974 zu großen Teilen verschie­de­nen Gewerk­schaf­ten. Die Bildung der co op AG war die Folge eines immer stärke­ren Wettbe­werbs­drucks durch das Vordrin­gen priva­ter Einzelhändler.

EDEKA. EDEKA wurde am 25. Novem­ber 1907 in Leipzig als Zentral­ein­kaufs­ge­nos­sen­schaft des Verban­des deutscher kaufmän­ni­scher Genos­sen­schaf­ten eGmbH gegrün­det. Die erste Edeka-Genos­sen­schaft entstand 1898, als sich 21 Kaufleu­te aus dem Deutschen Reich im Halle­sches-Tor-Bezirk in Berlin zur Einkaufs­ge­nos­sen­schaft der Koloni­al­wa­ren­händ­ler im Halle­schen Torbe­zirk zu Berlin zusammenschlossen.

Einka Grießer. Das war ein regio­na­ler Lebens­mit­tel­händ­ler aus Aalen, der u.a. in Oberko­chen zwei Stand­or­te hatte: Dreißen­tal­stra­ße 55 und Walter-Bauers­feld-Straße 49. Aber auch in der Heiden­hei­mer Straße 24 muss sich einst ein EINKA-Geschäft befun­den haben.

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Das Geschäft der Meroths in der oberen Dreißen­tal­stra­ße 55 – heute Wohnhaus (Archiv Müller)

Fachring. Fachring ist eine Marke für Lebens­mit­tel, die in Deutsch­land verwen­det wird. Es gibt verschie­de­ne Fachge­schäf­te, die unter diesem Namen Produk­te wie Obst, Gemüse, Fleisch, Käse, Brot und mehr anbie­ten. Fachring wurde 1954 gegrün­det und ist heute Teil der Brülle & Schmelt­zer GmbH & Co. KG Lebensmittelgroßhandlung.

Feinkost. So werden beson­de­re oder mit beson­de­rer Sorgfalt ausge­wähl­te Lebens­mit­tel bezeich­net, die nicht zum alltäg­li­chen Bedarf gehören wie Kaviar, Frosch­schen­kel, Schne­cken, Austern, Champa­gner oder exoti­sche Gemüse und Früch­te. Feinkost­erzeug­nis­se sind zuberei­te­te Lebens­mit­tel beson­de­rer Quali­tät wie feine Salate (Waldorf­sa­lat, Geflü­gel­sa­la­te), Paste­ten, Würzsaucen und Mayon­nai­sen, ausge­wähl­te Käsesor­ten und Fleisch­fein­kost­pro­duk­te sowie einzig­ar­ti­ge Fertig­ge­rich­te wie Ragout fin oder Frika­ssee. Auch gut sortier­te Fisch- und Meeres­frucht­ab­tei­lun­gen, die oft das Standard­an­ge­bot eines Fisch­händ­lers übertref­fen, werden dazu gerechnet.

Freiwahl­ge­schäft. Den Begriff gibt es heute noch – aller­dings bei den Apothe­ken. Die Beschrei­bung macht aber klar; dass es um Selbst­be­die­nung ging. In der Freiwahl kann eine Apothe­ke freiver­käuf­li­che Arznei­mit­tel und apothe­ken­üb­li­che Waren zur Selbst­be­die­nung anbie­ten. Prinzi­pi­ell gibt es kein Limit, wie viele Waren in der Freiwahl stehen dürfen oder wie viel Platz der Bereich in der Apothe­ke einnimmt.

GUBI. Gubi (bedeu­tet „Gut und billig“) war eine süddeut­sche Lebens­mit­tel­ket­te mit Haupt­sitz in Donau­wörth. Das Unter­neh­men gehör­te ursprüng­lich der in Donau­wörth ansäs­si­gen Familie Proel­ler, die in Augsburg bis 2000 auch durch das gleich­na­mi­ge Ford-Autohaus (jetzt Reich­stein) in der Neubur­ger Straße bekannt war. Die ehemals blaue Gubi-Schrift wurde gelb, als die Kette 1987 an Tengel­mann verkauft wurde. Mitte der 90er Jahre wurden die Gubi-Läden in Tengel­mann-Filia­len umgewan­delt und Gubi ist somit verschwun­den. Nach einer Umstruk­tu­rie­rung bei Tengel­mann wurden im Jahre 2000 fast alle diese ehema­li­gen Gubi-Filia­len geschlos­sen bzw. an andere Handels­ket­ten verkauft.

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„Gubi“ Uhl’schen Haus in der Heiden­hei­mer Straße 20 (Archiv Franz Uhl)

IFA. Das war wohl ein regio­na­ler Anbie­ter von Lebensmittel.

Kafy. Lebens­mit­tel­groß­han­del Karl Frey aus Ellwangen

Kaisers Kaffee­ge­schäft. Das im 19. Jahrhun­dert gegrün­de­te Famili­en­un­ter­neh­men Tengel­mann übernahm 1971 die Kaiser’s Kaffee Geschäft AG

Kondi­to­rei, Patis­se­rie und Confi­se­rie. Patis­se­rie wird haupt­säch­lich die Kondi­to­rei in der Hotellerie/Gastronomie bezeich­net, haupt­säch­lich Desserts und Süßspei­sen, aber eigent­lich ist es Kondi­to­rei. Confis­se­rie sind feins­te Süßspei­sen- Prali­nen, Petit Fours, Teege­bäck, Choco­la­te­rie… Kondi­to­rei ist alles zusam­men (erklärt von einem aus dem Fach der alten Schule).

KONSUM war die Marke der Konsum­ge­nos­sen­schaf­ten auch in der DDR und wird bis heute von den verblie­be­nen Genos­sen­schaf­ten und deren Zentral­ver­band verwen­det. Dazu gehör­te und gehört insbe­son­de­re der Betrieb von Einzel­han­dels­ge­schäf­ten, Hotels, Gaststät­ten und Produk­ti­ons­be­trie­ben. In den westli­chen Bundes­län­dern Deutsch­lands gab es (tradi­tio­nell) ebenfalls viele Konsum-Geschäf­te, die als Konsum­ge­nos­sen­schaft organi­siert waren. Sie gingen größten­teils in den 1970er Jahren in der co op AG auf, wobei sich in der Alltags­spra­che der Ausdruck „Ich gehe zum Konsum“ hielt. Im Gegen­satz zum Wort für Verzehr oder Verbrauch von Gütern liegt hierfür die Betonung auf dem „o“ und mit einem kurzen „u“ (sprich Kónnsumm). Die Konsum-Geschäf­te gaben ab 1954 beim tägli­chen Einkauf Rabatt­mar­ken (Konsum-Marken) aus, für die eine Rückver­gü­tung auf die getätig­ten Umsät­ze gezahlt wurde.

Aus dem Jahr 1955 gibt es folgen­den kleinen Beitrag aus dem Amtsblatt: „Die Eröff­nung des neune Konsum­ver­kaufs­la­dens in der Dreißen­tal­stra­ße ist und ein willkom­me­ne­rer Anlass, unseren hochbe­tag­ten Mitbür­ger Hermann Mucken­haupt aus der Brunnen­hal­de­stra­ße 2, als einen Vetera­nen des KONSUM-Vereins­we­sen vorzu­stel­len. Die Familie kam im Jahr 1913 nach Oberko­chen und wurde in den vergan­ge­nen 42 Jahren eine fest verwur­zel­te Bürgerfa­mi­lie, ohne dass der alte Herr Mucken­haupt sein frohes rheini­sches Naturell verlo­ren hat. Dem KONSUM-Verein gehör­te er seit dem Jahr 1917 bis zur Auflö­sung 1942 an. Auch bei der Wieder­grün­dung im Jahr 1946 in Aalen hat er maßgeb­lich mitgewirkt.“

NETTO. Das Unter­neh­men wurde von Micha­el Schels 1928 in Regens­burg als Lebens­mit­tel­groß­han­del gegrün­det. Im Jahr 1971 wurde die erste eigene Einzel­han­dels­fi­lia­le unter dem Namen SuDi (Super­Dis­count) in Beiln­gries eröff­net, und es folgten bis 1983 weite­re Filia­len. Das Netto-Discount­kon­zept wurde 1983 entwi­ckelt und in Regens­burg mit der ersten Netto-Filia­le umgesetzt. Die damals bereits bestehen­den 50 SuDi-Filia­len wurden sodann bis 1990 sukzes­si­ve auf das neue Konzept umgebaut. Die Netto Marken-Discount Stiftung & Co. KG mit Haupt­sitz im bayeri­schen Maxhüt­te-Haidhof ist ein Lebens­mit­tel­dis­coun­ter und gehört zum Lebens­mit­tel-Einzel­han­dels­kon­zern Edeka Zentra­le Stiftung & Co. KG. Die Netto Marken-Discount Stiftung GmbH & Co. KG ging hervor aus dem ehema­li­gen Plus-Tochter­un­ter­neh­men der Tengel­mann GmbH, die von Edeka aufge­kauft und zu Netto umgeformt wurde.

NORMA. Norma ist eine Handels­ket­te, die aus dem Unter­neh­men “Georg Roth Lebens­mit­tel” hervor­ge­gan­gen ist. Das Unter­neh­men wurde 1921 von Georg Roth in Fürth gegrün­det und 1961 entstand die heuti­ge Handels­ket­te NORMA. Der Name “Norma” ist ein Kunst­wort aus Roths Heimat­ort Nürnberg und dem Wort “Markt”. Seit Ende der 1980er Jahre hat sich Norma vom regio­na­len Discoun­ter zu einem inter­na­tio­nal operie­ren­den Unter­neh­men entwickelt.

PRIMA ist eine Lebens­mit­tel-Kette, die haupt­säch­lich in der Schweiz operiert. Sie gehört zur Volg Konsum­wa­ren AG, die eine Genos­sen­schaft von über 500 Dorflä­den ist. Es gibt jedoch auch einige PRIMA-Filia­len in Deutsch­land, vor allem in Baden-Württem­berg und Bayern. Diese bieten ebenfalls ein vielfäl­ti­ges Angebot für den tägli­chen Bedarf, wie Frisch­pro­duk­te, Backwa­ren, Geträn­ke, Wein, Fleisch und mehr.

REFORMHAUS. Die Entste­hung der Reform­häu­ser geht aus der so genann­ten Lebens­form Mitte des 19. Jahrhun­derts hervor, insbe­son­de­re aus dem Streben nach einer natur­na­hen Lebens­wei­se, ökolo­gi­scher Landwirt­schaft, Vegeta­ris­mus, Reform­klei­dung, Natur­heil­ver- fahren usw. Die Lebens­re­for­mer suchten unter anderem nach Alter­na­ti­ven zu allge­mei­nen konven­tio­nel­len Produk­ten, daher umfasst der Waren­ka­ta­log der Reform­häu­ser Waren wie Heilkräu­ter, Lebens­mit­tel auf Pflan­zen­ba­sis, Fleischer­satz, Geträn­ke ohne Alkohol und natür­li­che Kleidung. So entstand ein alter­na­ti­ves Produkt­an­ge­bot, welches in den Reform­häu­sern erhält­lich war. Dieses ist inzwi­schen weit verbrei­tet und ein norma­ler Bestand­teil des tägli­chen Konsums, zum Beispiel Vollkorn­brot, Pflan­zen­mar­ga­ri­ne, alkohol­freie Frucht­säf­te, Stärkungs­mit­tel, Öle für die Körper­pfle­ge, Natur­heil­mit­tel oder Natur­kos­me­tik. Vorbild für die Reform­häu­ser war die 1887 eröff­ne­te Gesund­heits­zen­tra­le des Kaufmanns Carl Braun in Berlin. Im Zusam­men­hang mit der Reform­haus­be­we­gung entstan­den – vor allem in Großstäd­ten – auch vegeta­ri­sche Restau­rants. Das erste Geschäft mit der Bezeich­nung “Reform­haus” wurde 1900 von Karl August Heynen in Wupper­tal-Barmen eröffnet.

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Das „Reform­haus“ von Ruth Schüt­ze im alten Schleicher’schen Kino in der Dreißen­tal­stra­ße – heute Pizze­ria „San Marco“ (Archiv Müller)

REWE. Die Geschich­te von Rewe geht zurück auf den Revisi­ons­ver­band der Westkauf-Genos­sen­schaf­ten, der sich ab 1927 vor allem um den Einkauf von Waren für seine Mitglie­der kümmer­te. Diese waren genos­sen­schaft­lich organi­sier­te, aber weitge­hend selbst­stän­di­ge Kaufleute.

SPAR. Die deutsche Spar-Organi­sa­ti­on wurde nach nieder­län­di­schem Vorbild 1952 gegrün­det. Sie war ein freiwil­li­ger Zusam­men­schluss von Groß- und Einzel­händ­lern. Als Gründer der Kette fungier­ten Werner Hagen, Rolf Knigge und Franz Weiss­be­cker. Ziel der Gesell­schaft war der langfris­ti­ge Ausbau der Markt­an­tei­le und Gewin­ne, um sich gegen Mitbe­wer­ber wie den späte­ren EDEKA und weite­re behaup­ten zu können. Die Spar Handels­ge­sell­schaft mbH (bis Dezem­ber 2005 Spar Handels AG, Eigen­schreib­wei­se: SPAR) war der Kern einer bedeu­ten­den Unter­neh­mens­grup­pe des Lebens­mit­tel­ein­zel­han­dels in Deutsch­land. Sie verlor 1997 ihre Selbstän­dig­keit und ist nach Sanie­rung seit Septem­ber 2005 eine Tochter­ge­sell­schaft der Edeka Zentra­le AG & Co KG. Alle großen Märkte wurden auf Edeka umgeflaggt; es verblie­ben nur kleine­re Super­märk­te unter der Marke Spar Express sowie eine kleine Anzahl weite­rer Märkte selbstän­di­ger Kaufleu­te, die am Namen Spar festhalten.

Speze­rei­hand­lung. Das aus dem Mittel­al­ter überlie­fer­te Wort „Speze­rei­en“ ist ein Ausdruck für Gewür­ze und Gewürz­wa­ren. Im süddeut­schen Raum wurde ein Gemischt­wa­ren­han­del oder Kauf-/Kramer­la­den bis in unsere Zeit hinein eine „Speze­rei­hand­lung“ genannt

Tankstel­len­shop. Es gab eine Zeit da waren Tankstel­len einfach nur Tankstel­len. Und eine Zeit, da waren Tankstel­len die beste Möglich­keit, nach Laden­schluss noch Bier und Zigaret­ten zu kaufen. Doch jetzt werden Tankstel­len immer mehr zum kleinen Super­markt, wo man auf dem Heimweg noch schnell ein bisschen Hackfleisch, ein Glas Babynah­rung oder ein Fertig­ge­richt kaufen kann. Und große Namen des deutschen Lebens­mit­tel­han­dels wie Edeka und Rewe helfen dabei mit. „Der Kampf ums Tankstel­len­ge­schäft ist in vollem Gange“, urteilt das Branchen­fach­blatt „Lebens­mit­tel Zeitung“. Das beste Beispiel dafür: Allein Aral will in den nächs­ten fünf Jahren an bis zu 1000 Tankstel­len Mini-Super­märk­te unter dem Logo Rewe ToGo eröff­nen (Stand 2017).

Tante-Emma-Laden. Regio­nal auch Krämer und veral­tet Höker (noch in Verwen­dung im umgangs­sprach­li­chen verhö­kern), ist eine in Deutsch­land und der Schweiz seit der Nachkriegs­zeit gebräuch­li­che umgangs­sprach­li­che Bezeich­nung für ein kleines Einzel­han­dels­ge­schäft, das Lebens­mit­tel und weite­re Artikel des tägli­chen Bedarfs anbie­tet. In Öster­reich entspricht dem der Begriff Greiß­ler. Bezeich­nend ist, dass der Laden oft so klein ist, dass nur eine Person, häufig die Laden­be­sit­ze­rin persön­lich – die namens­ge­ben­de „Tante Emma“ –, dort arbei­tet. Mit dem gesetz­li­chen Verbot der Preis­bin­dung ab 1974 und dem Sieges­zug der Discoun­ter war der Nieder­gang dieser Verkaufs­kul­tur endgül­tig besiegelt.

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Ein klassi­scher Tante-Emma-Laden der 50er Jahre (Wikipe­dia)

Super­markt und Discoun­ter Unter­schied. Das engli­sche Wort “discount” bedeu­tet “Rabatt”. Somit wird recht schnell klar, was sich hinter dem Discoun­ter verbirgt. Penny, Aldi, Lidl und Netto gehören durch die günsti­gen Preise zu den Discoun­tern. Diesen etwas günsti­ge­ren Preis können die Discoun­ter durch ein beschränk­tes Waren­sor­ti­ment erzie­len. Dazu kommen teilwei­se gerin­ge­re Perso­nal­kos­ten sowie eine einfa­che­re Präsen­ta­ti­on der Waren. Geträn­ke werden beispiels­wei­se nicht umgeräumt, sondern direkt auf der Palet­te in den Laden gestellt. Discoun­ter setzen vor allem auf Masse statt Klasse. Marken­pro­duk­te sind wesent­lich schwä­cher vertre­ten als die günsti­ger produ­zier­ten Eigen­mar­ken. Auch Aktions­pro­duk­te wie techni­sche Geräte und Beklei­dung sind ein klassi­sches Merkmal von Discountern.

Das hebt den Super­markt vom Discoun­ter ab. Die großen Ketten Edeka, Rewe und Kaufland gehören zu den Super­märk­ten. Der große Unter­schied liegt vor allem in der Vielfalt der Produk­te. Hier können Sie nicht nur die Spaghet­ti der Eigen­mar­ke kaufen, sondern auch von mehre­ren anderen Herstel­lern. Die große Auswahl an Marken­pro­duk­te ist somit einer der großen Vortei­le von Super­märk­ten. Diese Produk­te werden jedoch nicht auf der Palet­te vom Lager in den Laden gestellt, sondern werden stets in die Regale einge­räumt. Diese wesent­lich aufwen­di­ge­re Präsen­ta­ti­on der Waren verur­sacht höhere Perso­nal­kos­ten, was sich letzt­end­lich auch im Preis nieder­schlägt. Durch das größe­re Waren­an­ge­bot bieten die Super­märk­te nicht nur Lebens­mit­tel oder Droge­rie­ar­ti­kel, sondern auch weite­re Produk­te für Küche und Haushalt an. Dazu gehören zum Beispiel Schreib­wa­ren, Stroh­hal­me, Küchen­mes­ser oder Pfannen, die Sie im Discoun­ter höchs­tens in wenigen Wochen im Jahr als Aktions­wa­re erhalten.

Bald hemmers geschafft – der letzte Teil kommt nächs­te Woche

Wilfried „Wichai“ Müller – Billie vom Sonnenberg

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