Vor 1953

(Grund­la­ge der Liste sind folgen­de Unterlagen: 

  1. Das Adress­ver­zeich­nis von 1925
  2. Das Adress­ver­zeich­nis von 1937
  3. Das Adress­ver­zeich­nis von 1949/50
  4. Das Büchle „Alt-Oberko­chen“ von Christ­hard Schrenk

Anmer­kung: die Jahres­zahl sagt nur darüber aus, dass ich in dem betref­fen­den Jahr etwas im Amtsblatt darüber gefun­den habe, nicht dass da etwas begon­nen hat)

Der „Konsum“ im alten Hirsch­ge­bäu­de (Archiv Müller)

  • Christ­hard berich­tet aus alten Zeiten:

„Manche Frauen führten, um neben­her etwas Geld zu verdie­nen, in ihren Wohnhäu­sern, einen kleinen Einkaufs­la­den sog. Gemischt­wa­ren­hand­lun­gen. Es gab etwa 20 solcher „Lädla“, die man sich, von Ausnah­men abgese­hen, noch kleiner als die „Tante-Emma-Läden“ vorstel­len muss. In der Regel verfüg­ten sie nicht über beson­de­re Schau­fens­ter. Der Verkaufs­raum war klein und die Waren lagen in einigen wenigen Regalen (mit Ausnah­men wie schon vorher erwähnt). Aber alle hatten eine Waage mit vielen kleinen Gewich­ten, die zum Abwägen gebraucht wurden. Zu kaufen gab es fast alles, was man damals brauchte:

  • Mehl
  • Grieß
  • Bonbons
  • Knöpfe
  • Wagen­schmie­re
  • Schuh­wich­se
  • Zucker
  • Essig
  • Käse
  • Kaffee
  • Erdöl (so wurde das Petro­le­um bezeichnet)
  • u.v.a.m.

Da die Waren nicht abgepackt, sondern lose darge­bo­ten wurden, musste alles heraus­ge­wo­gen bzw. abgefüllt werden. Wenn die Kinder kamen, um für den Vater zum Vesper für 6 Pfenni­ge Backstein­kä­se zu kaufen, wurde eben ein entspre­chen­des Stück abgeschnitten.

Der Koloni­al­wa­ren­la­den vom „obere Hug“ in der heuti­gen Aalener Straße 20 (Archiv Müller)

  • Ein Tante-Emma-Laden beim Oberen Hug in der Aalener Straße 20 (siehe auch Speze­rei Micha­el Hug)

Das Lädle befand sich in der damali­gen Kirch­stra­ße 143, gegen­über des heuti­gen „Schil­ler­hau­ses“. Nachste­hend ein paar Infos zu den Emaille-Schildern:

„Die Suppen (von) MAGGI nützen jedem Haushalt“. Die Schwei­zer Firma, die aus dem Mühlen­be­trieb ihres Besit­zer Julius Maggi hervor­ge­gan­gen ist, gibt es seit 1872. Seit 1947 ist Maggi eine Marke der Nestlé AG. Bekannt für Instant­sup­pen, Brühwür­fel, Flüssig­wür­ze, Fertig­saucen und Fertiggerichten.

„Die Schuh polier mit KAVALIER“. Das ist die gehobe­ne Schuh­wich­se – made in Aalen:

Die Anfän­ge der Aalener Wichse­fa­bri­ka­ti­on gehen in die 1860er-Jahre zurück. Die Firmen Krauß-Glinz und die Gebrü­der Seydel­mann werden mit der “Aalener Fettglanzwich­se” bald weltbe­rühmt. Diese beiden gründen 1882 zusam­men mit der Ulmer Firma Eiber­le & Wolfen­ter die “Actien­ge­sell­schaft Union, verei­nig­te Zündholz- und Wichse­fa­bri­ken”. Die Firma blüht, auch an anderen Stand­or­ten in Deutsch­land und Europa. So übernimmt Union 1897 eine moder­ne Fabrik mit 200 Arbei­tern in Habel­schwerdt (Schle­si­en) und die Wichse- und Leder­fett­fa­brik von Fried­rich Holzbaur in Aalen. Schon bald, 1903, kommt der Linzer Betrieb einer Wiener Aktien­ge­sell­schaft mit 350 Beschäf­tig­ten hinzu. Zu Beginn des 20. Jahrhun­derts erhält die Schuh­creme den Namen “Kavalier”.

„Ohne „GENTNER’S BREMSENSCHUTZÖL…“. Noch nicht für Autos, sondern für hölzer­ne Leiterwagen…

„ …AMERIKANISCHEM PETROLEUM“ – . Das Unter­neh­men wurde als Deutsch-Ameri­ka­ni­sche Petro­le­um Gesell­schaft (DAPG) am 25. Febru­ar 1890 in Bremen als gemein­sa­mes Unter­neh­men von den deutschen Kaufleu­ten Franz Ernst Schüt­teCarl Schüt­te und Wilhelm Anton Riede­mann sowie dem US-Ameri­ka­ner John D. Rocke­fel­ler von Standard Oil gegrün­det, um das Petro­le­um­ge­schäft der Standard Oil in Deutsch­land zu betreiben.

Aus alten Berich­ten im Amtsblatt BuG geht hervor, dass Johan­nes Elmer, bereits 1906 nahe der Kreuz­wie­sen (später Wäsche­rei Lebzel­ter) den ersten Strom erzeug­te und nach Oberko­chen liefer­te. Georg Nagel vom „Hirsch“ gehör­te zu den ersten, die in Oberko­chen Strom von Elmer kauften. Trotz­dem kam wohl zu der Zeit niemand ohne Petro­le­um aus.

    • „BÜFFELHAUT… ALTBEWÄHRT…“. Leider ist der Firmen­na­me über dem Wort „BÜFFELHAUT“, der mit „SCH…“ beginnt, nicht näher zu bestim­men. Büffel­haut wurde seiner­zeit für die Herstel­lung von Kleidung, Schuhen, Handschu­hen und anderen Leder­wa­ren verwen­det. Aufgrund ihrer Robust­heit und Haltbar­keit war Büffel­le­der beson­ders beliebt für Arbeits­klei­dung und Accessoires
  • Konsum in der Aalener Straße 2 im EG des Wirts­hau­ses „Hirsch“
  • Emil Kopp Coloni­al­wa­ren in der Heiden­hei­mer Straße 44
  • Marie Kopp Gemischt­wa­ren­hand­lung in der Heiden­hei­mer Straße 44
  • Bäcke­rei Brammen in der Heiden­hei­mer Straße 56
  • Lebens­mit­tel­ge­schäft Thekla Fischer im Turmweg 12
  • Karl Gaiss­mai­er Lebens­mit­tel­han­del und Klein­han­del mit Brannt­wein in der Heiden­hei­mer Straße 7. Die Fa. Gaiss­mai­er bestand seit 1874 und hatte in BaWü im Jahr 1959 gut 130 Filia­len. Das war schon was.
  • Bäcke­rei und Koloni­al­wa­ren Willi­bald Geißin­ger in der Aalener Straße 23
  • Heinrich Grupp „Gruppen­hei­ner“ Koloni­al­wa­ren­ge­schäft in der Dreißen­tal­stra­ße 39
  • Bäcke­rei Wannen­wetsch im „Kies“
  • Bäcke­rei Widmann in der Heiden­hei­mer Straße 5. Bekannt als „Storchen­beck“
  • Einka in der Heiden­hei­mer Straße 24
  • Kondi­to­rei Hermann Speth, aber auch als Speze­rei (wo genau ließ sich nicht ermitteln)
  • Metzge­rei Alois Betz in der Heiden­hei­mer Straße 31
  • Metzge­rei Johan­nes Betzler alt in der Heiden­hei­mer Straße 31
  • Metzge­rei Johan­nes Betzler jung in der Heiden­hei­mer Straße 31
  • Speze­rei­hand­lung Sebas­ti­an Fischer in der Aalener Straße 10
  • Speze­rei­hand­lung Willi­bald Geißin­ger in der Aalener Straße 23
  • Speze­rei­hand­lung Gold (wo genau ließ sich nicht ermitteln)
  • Speze­rei­hand­lung Karl Hägele in der Heiden­hei­mer Straße 13
  • Speze­rei­hand­lung Micha­el Hug in der Aalener Straße 20
  • Speze­rei­hand­lung Emil Kopp in der Heiden­hei­mer Straße 44
  • Lina Lindner Herstel­lung Verkauf von Speise­eis Im Katzen­bach 49
  • Martha Paff Einzel­han­dels­ge­schäft in der Heiden­hei­mer Straße 56
  • Metzge­rei Karl Reber in der Heiden­hei­mer Straße 2
  • Metzge­rei Hans Schlipf in der Aalener Straße 25
  • Speze­rei­hand­lung Fleury in der Dreißen­tal­stra­ße 6
  • Speze­rei­hand­lung Kerzin­ger (wo genau ließ sich nicht ermitteln)
  • Metzge­rei Köder in der Sperber­stra­ße 10
  • Metzge­rei Vogel in der Dreißen­tal­stra­ße 6
  • Metzge­rei Jacobi in der Dreißen­tal­stra­ße 6
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Lebens­mit­tel­ge­schäft „Karl Gaiss­mai­er“ in der damali­gen Schil­ler­stra­ße NN — heute Praxis Dr. Karl Elmer (Archiv Müller)

1953

(Grund­la­ge der Liste sind folgen­de Unterlagen: 

  1. alle Amtsblatt­aus­ga­ben ab 1953
  2. sowie alle vorlie­gen­den Einwohnermeldebücher)
  3. sowie eigene Recherchen

Anmer­kung: die Jahres­zahl sagt nur darüber aus, dass ich in dem betref­fen­den Jahr etwas im Amtsblatt darüber gefun­den habe, nicht dass da etwas begon­nen hat)

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Der erste Ort, an dem sich „Gubi“ aufstell­te – bei Zita Fischer in der Aalener Straße 10. Das Haus wurde auch in alten Zeiten „Hohent­wiel „genannt – heute Heimat­mu­se­um II (Archiv Müller)

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Ein grandio­ses Bild – das Haus 13 in dem Jose und Lydia Sogas ihre ersten Schrit­te in Oberko­chen (Archiv Müller)

  • Gubi-Fischer (Sebas­ti­an, Spitz­na­me SeBa) „Das Geschäft der Hausfrau“ in der Aalener Straße 10. Das war das erste Geschäft, dass eine „Frei-Haus-Liefe­rung“ anbot. Eine Sommer­mi­schung Himbee­ren (Saure Bonbons) war für 8 Pfenni­ge für 100 gr. zu haben.
  • Bäcke­rei Brammen im Kies in der Heiden­hei­mer Straße 56
  • Lebens­mit­tel-Sogas in der Heiden­hei­mer Straße 15

Und prompt hieß es: „Jetzt wird schon das Obst und Gemüse auf die Straße gestellt!“

  • Kondi­to­rei und Lebens­mit­tel Fleury in der Lerchen­stra­ße 5 und in der Dreißen­tal­stra­ße 6
  • Otto Kopp in der Heiden­hei­mer Straße 44. „Die kluge Hausfrau kauft beim Edeka-Kaufmann“ laute­te sein Slogan und bot Beson­de­res an: Lebens­mit­tel, Feinkost, Weine, Liköre, Obst, Gemüse, Fische und alles mi 3% Rabatt.
  • Lebens­mit­tel Farys in der Sonnen­berg­stra­ße 24. Dazu gab es eine sog. kleine Anfra­ge: „Können Verkaufs­stän­de für Obst und Gemüse, unbescha­det jegli­cher Vorschrif­ten vor den Häusern aufge­stellt werden?“ Auch finden wir eine Anzei­ge mit dem Text: „Ehrli­ches, fleißi­ges Mädel bis zu 18 Jahren wird für Geschäft und Haushalt gesucht“.
  • Julie Mahler und Irene Schoch in der Dreißen­tal­stra­ße 23 (Eröff­nung 2. Oktober)
  • Emil Kopp (Doster & Sohn) in der Heiden­hei­mer Straße 44 (Übernah­me durch Otto Kopp zum 1. März)
  • Metzge­rei Alois Betz („Zur Sonne“) in der Sperber­stra­ße 19
  • Thekla Fischer im Turmweg 12
  • Metzge­rei Karl Fried­le („Zum Grünen Baum“) in der Heiden­hei­mer Straße 31
  • Karl Gaiss­mai­er (Zweig­stel­le) in der Heiden­hei­mer Straße 7
  • Elisa­beth Goldmann (Zigaret­ten und Süßig­kei­ten) am Ölwei­her 26
  • Koloni­al­wa­ren Heinrich Grupp „Gruppahei­ner“ in der Dreißen­tal­stra­ße 31
  • Johan­na Held in der Heiden­hei­mer Straße 36
  • Bäcke­rei Willi­bald Geissin­ger (Inh. Emil Hug) in der Aalener Straße 23
  • Marga­re­the Meroth in der Dreißen­tal­stra­ße 55
  • Martha Paff in der Heiden­hei­mer Straße 56 und in der Brunnen­hal­de­stra­ße 18
  • Metzge­rei Karl Reber in der Heiden­hei­mer Straße 2 und im Finken­weg 9
  • Metzge­rei Hans Schlipf in der Aalener Straße 25/I
  • Bäcke­rei Karl Widmann „Storchen­beck“ in der Heiden­hei­mer Straße 6 (Das alte Gebäu­de wurde 1949 abgerissen)

1954

  • Kondi­to­rei und Lebens­mit­tel Fleury in der Lerchen­stra­ße 5 am 20. Novem­ber, renoviert und vergrö­ßert, wieder eröff­net („Allsicht-Betrieb“ was immer das hieß. Das man alles sehen konnte, was zum Verkauf war?) und wurde damit ein „SPAR“-Geschäft. Wenn er selbst gemach­tes Eis zu verkau­fen hatte, hing immer eine rote Fahne am Haus.
  • Bäcke­rei Richard Ficht­ner in der Frühling­s­tra­ße 17
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Die Bäcke­rei „Ficht­ner“ in der Dreißen­tal­stra­ße – heute „Gnaier“ (Archiv Müller)

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Die Kondi­to­rei „Fleury“ in der Lerchen­stra­ße 5 (Archiv Müller)

1955

  • Zweiter „Konsum“-Laden in der Dreißen­tal­stra­ße 26 (Eröff­nung am 11. November)
  • Anton Meroth, Neueröff­nung am 12. Novem­ber in der Dreißen­tal­stra­ße 55 mit Frischmilchverkaufsstelle
  • Ummel­dung ab 7. Januar: Julie Mahler und Irene Schoch in der Dreißen­tal­stra­ße 23 (jetzt unter eigenem Namen, früher Karl Frey Ellwan­gen Filia­le 19). Freitags stand zeitwei­se ein Grill vor dem Haus, denn da gab es Geld und die Zeissia­ner nahmen gerne eine Thürin­ger Rostbrat­wurst im Vorbei­ge­hen mit. Oberbrä­ter war Hans Hillmer, der auch für den Zimmer­mann am Samstag in der Heiden­hei­mer Straße briet.
  • Geschäfts­über­ga­be am 1. April der Bäcke­rei: von Heinrich Brammen an Josef Gsell (dessen Produk­te auch über Heinrich Grupp, Karl Pfaff, Else Goldmann und Ewald Farys erhält­lich sind
  • Am 2. Mai eröff­ne­te Karl Reber seinen neu erstell­ten Metzge­rei-Laden in der Heiden­hei­mer Straße 2
  • Geissin­ger feiert sein 100jähriges Bestehen (1855 bis 1955) in der Aalener Straße 23
  • Die Bäcke­rei Widmann „Storchen­beck“ in der Heiden­hei­mer Straße 6 feiert am 15. Novem­ber ihr 50jähriges Jubilä­um 1905 bis 1955). Der Gründer Karl Widmann stammt aus einer alten Aalener Bäckerfamilie.
  • Metzge­rei Werner Jacobi in der Dreißen­tal­stra­ße 6
  • GUBI-Fischer bot Waffeln mit feins­ten Zutaten aus eigener Herstel­lung an: „u.a. Frucht­waf­feln mit Zitro­nen- oder Orangen­ge­schmack – 200 gr. für 64 Pfenni­ge. Und frische Seefi­sche gabs da auch schon“

1956

  • Überga­be Meroth am 2. März an Anton Grieser (Einka) in der Dreißen­tal­stra­ße 55
  • GUBI-Fischer bot nun auch frische Seefi­sche an. Jeder hat versucht sich vom Konkur­ren­ten abzuhe­ben – ein toller Wettbe­werb, der auf Dauer gegen die aufkom­men­den Super­märk­te nicht zu gewin­nen war.

1957

  • Feinkost Werner Pfeif­fer in der Aalener Straße 10 verkauft u.a. zartes Reh- und Hasen­fleisch und Origi­nal Thürin­ger Wurst­wa­ren von Fleischer­meis­ter Schau­er­ham­mer aus Pößneck.

1958

  • Wieder­eröff­nung nach Umbau am 7. Novem­ber 1958: Metzge­rei Alfred Zimmer­mann „Zum Grünen Baum“ in der Heiden­hei­mer Straße 31 (Beste Thürin­ger Rostbrat­würs­te ever – darüber darf gestrit­ten werden „Zimmer­mann, Lerch oder „Bär“ Gold)
  • Eröff­nung von GUBI am 1. Dezem­ber im Uhl’schen Haus in der Heiden­hei­mer Straße 20. Franz Uhl durfte oder musste zu diesem Anlass als Zweit­kläss­ler ein Gedicht aufsa­gen, das seine Mutter bei Lehrer Leo Klotz­bü­cher in Auftrag gegeben hatte.

Die offizi­el­le Firmie­rung laute­te: „Proel­ler Wwe. u. Geschw. GUBI-Lebens­mit­tel“. 1971 wurde noch einmal erwei­tert. 1987 übernahm Tengel­mann den GUBI und 1990 erfolg­te der Umzug in die Röchling­s­tra­ße erfolg­te. Der Name blieb noch länge­re Zeit erhal­ten. Rosa Schurr geb. Baumgärt­ner vom Katzen­bach wurde zu einem Oberko­che­ner Origi­nal der “neuen” Filia­le. Sie war äußerst beliebt und jeder wollte von ihr bedient werden. Selbst­ver­ständ­lich wurde sie an den neuen Stand­ort in die Röchling­s­tra­ße übernom­men (neues Gebäu­de “Rosewe­ber”). Die Tochter Andrea sahen wir dann auch noch ab und zu an der Kasse im EDEKA.

1959

  • Reform­haus Ruth Schüt­ze in der Dreißen­tal­stra­ße 26
  • Am 17. April eröff­net Jose Sogas ein EDEKA-Geschäft in der Dreißen­tal­stra­ße 56/1 (Lerchen­stra­ße). Er nennt es „Freiwahl­ge­schäft“, soll vielleicht SB-Selbst­be­die­nungs­la­den bedeu­ten und hat jetzt zwei Standorte
  • In diesem Jahr wird Karl Gaiss­mai­er in der Heiden­hei­mer Straße 23 gelistet.
  • Am 11. Septem­ber eröff­ne­te Gaiss­mai­er seine 132te Filia­le in der Schil­ler­stra­ße 14
  • Lebens­mit­tel­haus Zita Fischer „A & O Hartmann Emil GmbH“ in der Aalener Straße 10
  • Der Super­markt Anton Grieser befin­det sich in der Walter-Bauers­feld-Straße 49. Dazu eine kleine Geschichte:

Die gute Seele und der Chef kannte jeden mit Namen, war immer freund­lich und hilfs­be­reit – und, wenn er beson­ders gut drauf war, verzähl­te er einem hin und wieder das neues­te Witzle – oder er riss selbst einen. Einmal kam ein Kunde in den Laden und sagte zu ihm: „I hätt gern drei Oier“. Der Chef antwor­te­te wie aus der Pisto­le geschos­sen: „I au“.

  • Hugo Müller hatte eine Weinver­kaufs­stel­le im Hasen­gäss­le 5
  • Josef Tritt­ler in der Aalener Straße 43 mit einer Weinhandlung.
  • Inter­es­sant. Im Verzeich­nis wird im Hasen­gäss­le 6 die altbe­kann­te Bäcke­rei wie folgt gelis­tet: „Erben­ge­mein­schaft Wannen­wetsch, Bäcke­rei – Paul Grupp“
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Wichti­ge Herren auf dem Weg ins Rathaus – dahin­ter erken­nen wir den „Grießer“ in der Walter-Bauers­feld-Straße (Archiv Müller)

Kurz vor Tores­schluss flatter­te noch Post aus Poggi­bon­si herein. Luitgard erzählt aus alten Zeiten, als das alte Geld nichts mehr wert war und das neue Geld noch nicht da war, zum Thema „Selbst­ver­sor­gung“. Es waren harte Zeiten, harte Winter und es musste ums Überle­ben gekämpft werden (1945 bis 1948):

„Wir haben daheim noch echte Kernsei­fe“ sagte Gertrud, meine Freun­din. Sowas hatten wir nicht mehr, aber wir haben in diesen ersten Nachkriegs­jah­ren nicht wirklich Hunger gelit­ten. Wenig bekam man zwar mit den zugeteil­ten Lebens­mit­tel­mar­ken, aber da von meinen Großel­tern noch ein paar Äcker da waren, bekamen wir Milch von den Bauern, die diese bewirt­schaf­te­ten. Jede Woche wurde ich am Mittwoch­abend in den „Ochsen“ geschickt, eine leere Maggifla­sche in meiner Einkaufs­ta­sche. Damals kaufte man alles, auch Maggi offen im Laden, da wurden die kleinen Maggi­fläsch­chen aus der großen Flasche aufge­füllt – und so eine große vierecki­ge Flasche bekam ich mit, um sie mit Milch füllen zu lassen. Der „Ochsen“ war Gastwirt­schaft und Landwirt­schaft zugleich. Ich ging in die Küche und stand an der Tür, bis mir jemand die Milch gab. Oft eine Stunde und länger musste ich warten, schon deshalb ging ich gar nicht gerne hin. Aber langwei­lig war es nicht. Da war Anna, die am Herd stand und in großen Kacheln kochte. Immer wieder nahm sie einen Löffel und probier­te ihre Gerich­te. Dann kam die Bäuerin heim. Die hatte offene Füße und setzte sich in eine Ecke, um ihre Füße neu zu verbin­den. Der Bauer kam und holte sich seinen Stiefel­zie­her hinter dem Schrank hervor und zog damit seine klumpi­gen Arbeits­stie­fel aus. Dann kam der Kellner aus der Gaststu­be, eine Servi­et­te über dem Arm und fragte nach dem bestell­ten Gulasch. Als er diesen bekam, nahm er seine Servi­et­te vom Arm und wedel­te damit über dem Teller. „Scheiß Flies­chen, sitzen den ganzen Tag beim Nachbarn auf der Miste, aber kaum gibt’s was zu essen, sind sie da“.

Ganz anders war’s bei der Hägele-Bäuerin. Dahin wurde ich am Samstag­mor­gen geschickt. Es war zwar ein weiter Weg zum letzten Haus am Ortsen­de und ich war ja erst 6 oder 7 Jahre alt, aber ich ging dort gerne hin. Frau Hägele war sehr nett. Sie ging mit mir über den Hof, der war, wenn’s gereg­net hatte, also meistens, ganz schlam­mig. Wir gingen zu den Ställen und sie zeigte mir die Hühner und ganz kleine Küken oder auch neu gebore­ne Kätzchen. Manch­mal schenk­te sie mir ein Ei. Dann gingen wir zurück ins Haus und sie gab mir die Milch, die ich dann zufrie­den und glück­lich heimbrachte.

Beson­ders im Sommer waren wir gut dran, denn wir hatten hinter dem Haus einen Garten mit Salat und Gemüse. Und Beeren gab es und Rhabar­ber, den aßen wir als Kompott zum Brei oder zu Pfann­ku­chen, wenn Mama genügend Fett hatte, um welche zu backen. Man kann sich heute gar nicht mehr vorstel­len, wie die Eltern kämpfen mussten, um die Familie satt zu bekommen.

Aber auf dem Land ging das schon noch. In der schlimms­ten Zeit gingen viele Frauen zum Hamstern aufs Härts­feld. Zu Fuß mit einem Rucksack oder mit dem Fahrrad. Natür­lich war es gut, wenn sie etwas zum Tauschen dabei­hat­ten. Kleider zum Anzie­hen bekam man mit etwas Mühe schon hin. Mancher alte Kittel wurde gewaschen und gewen­det, um daraus was fürs Kind zu schnei­dern. Ganz proble­ma­tisch war es jedoch, Schuhe zu kommen. Durch einen Tausch gelang es meinem Vater, 2 Paar Schäf­te für Kinder­stie­fel zu bekom­men. Nun musste ein Schus­ter gefun­den werden, der die Sohlen beisteu­er­te und wirklich Kinder­stie­fel daraus machte. In Schnait­heim war ein Schus­ter bereit, und wir fuhren mit dem Fahrrad hin. Ich bekam schöne braune Stiefel in Größe 28, mein kleine­rer Bruder lebte „auf großem Fuß“ und bekam Größe 32. Was der Schus­ter dafür bekam, das weiß ich nicht – es muss wohl Ende 1946 gewesen sein, auf jeden Fall vor der Währungs­re­form, denn mit Geld konnte man nichts kaufen.

Der Schuh­ma­cher war sowie­so ganz wichtig. Damit die Sohlen lange hielten, wurden sie genagelt oder bekamen ein Eisele unter die Schuh­spit­ze und am Ende des Absat­zes. Geh’ zum Holza-Schus­ter, sagte man mir. Zu dem ging ich ganz gerne. Er wohnte oben und schus­ter­te unten in einem schma­len Haus in der Grambol­gaß. Es war dunkel drinnen, nur dort wo der Schus­ter auf seinem Schemel saß, wurde es hinter seinem Kopf heller. Da war ein kleines Fenster, durch das man in sein Gärtle sah, in dem alles wild durch­ein­an­der wuchs. Er hatte einen dicken specki­gen Leder­schurz an, der bis zum Boden ging, und seine Brille hing ihm ganz vorne auf der Nase. Vor sich einen stähler­nen Fuß, auf den er den zu reparie­ren­den Schuh zog und daneben seinen Schus­ter­tisch. Links die bereits reparier­ten und rechts Haufen mit „ungemach­ten“ Schuhen. Doch was lag da nicht alles auf dem Tisch, der einen Rand hatte, damit nichts runter­fal­len konnte. Hämmer in allen Formen und Größen, Ahle und Zangen, Holznä­gel und Stahl­nä­gel, ein Blech­ge­fäß, geschlos­sen bis auf einen Pfropf in der Mitte, der angezün­det werden konnte, gefähr­lich ausse­hen­de Messer gab es und Spach­tel, Eisele und Absatz­fle­cke in verschie­de­nen Größen und Formen – und wenn der Schus­ter gut aufge­legt war, dann begann er zu erzäh­len. Er wäre viel lieber Pfarrer gewor­den, dann hätte er den Leuten aber die Meinung gesagt. Da stand er sogar auf und prokla­mier­te laut. Ich hätte ihm damals schon gewünscht, dass er Pfarrer hätte werden dürfen. 

Man behalf sich in vielem. Klopa­pier wurde aus Zeitun­gen geschnit­ten. Zeitun­gen waren auch nützlich, um sie für Einle­ge­soh­len zuzuschnei­den. Gesam­melt wurde alles:

  • Spitz­we­ge­rich und Hagebut­ten waren gut für Tee
  • Himbee­ren und Heidel­bee­ren fürs Gsälz
  • aus Schle­hen wurde Sirup gemacht und 
  • aus Tannen­lym­phen eine Art Honig. Aber das war eigent­lich verbo­ten, denn die Tännchen wuchsen dann ja nicht weiter.

Um den Winter gut zu überste­hen, musste geheizt werden. Für das nötige Holz erstei­ger­te Papa einen Schlag und einige Festme­ter Holz im Wald. Dann zog die ganze Familie in den Wald, um Reisig zu bündeln und Äste zu zersä­gen und aufzu­häu­fen. Das Holz ließen wir von einem Bauern abholen, der es hinter dem Haus ablud. Dann kam der Holz-Säger. Er hatte eine fahrba­re Bandsä­ge, kam auf Bestel­lung und sägte die langen Teile in „Möggel“. Diese mussten dann auf dem Holzblock gespal­ten werden. Das war viel Arbeit, die mein Vater mit seiner knappen Freizeit – auch am Samstag war er im „Gschäft“ und abends bis spät – nicht allein bewäl­tig­ten konnte.

Dem Helfer, der dann kam, mussten wir Kinder zur Hand gehen (Handlan­ger halt). Danach aber kam das Aufwen­digs­te, nämlich das gespal­te­ne Holz auf die Bühne, den Dachbo­den, zu bringen. Unten luden wir die „Scheit­le“ in die Körbe und hängten sie an das Seil, das oben am Bühnen­fens­ter einer bedien­te. Aber auch auf dem Balkon musste jemand stehen, um den Korb gut über das Gelän­der zu beför­dern. Und auf der Bühne mussten natür­lich die Körbe geleert und zu ordent­li­chen „Beigen“ geschich­tet werden.

Wie froh waren wir, wenn wir das Holz trocken unters Dach gebracht hatten. Korb für Korb wurde es im Winter dann wieder herun­ter geholt zum Heizen.

Auf einmal hieß es: jetzt kommt die Währungs-Reform. Dann kann man wieder alles kaufen!

Endlich wieder ein Kotelett essen und einen ganz „schmot­zi­gen“ Grumbier­asa­lat mache ich dann dazu, sagte eine Tante. 200 DM Kopfgeld bekam unsere Familie. Zum Leidwe­sen meiner Mutter kaufte mein Vater, der sonst ja so sparsam war, gleich ein Radio, um Nachrich­ten zu hören. Was los war, inter­es­sier­te ihn immer sehr. Hörte er ein Flugzeug, dann riss er schnell das Fenster auf und schau­te nach oben. Von dem neuen Geld bekamen auch wir was, z.B. 5 Pfenni­ge, das war ein grüner Schein, oder 10 Pfenni­ge, das war ein blauer Schein. Münzen gab es erst viel später.“

Jetzt nemmetr uir Eikaufs­netz und holet was d Frau braucht ond et meh.

Wilfried „Wichai“ Müller – Billie vom Sonnenberg

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