Der Urnen­hain auf dem städti­schen Fried­hof. Die Stadt Oberko­chen hat im südöst­li­chen Teil des städti­schen Fried­hofs einen Urnen­hain erstellt. Es wurden rund 30 Bäume im neuen Urnen­hain gepflanzt. Dadurch können bis zu 300 Urnen bestat­tet werden. In der Mitte des Urnen­hains entstand ein zentra­ler Platz mit einer gemein­schaft­li­chen Gedenk-Stele.

Ansons­ten ist Ottmar der Meinung, dass der städti­sche Fried­hof noch zu neu sei, um hier ehren­wer­te Bäume hervor­zu­he­ben. Trotz­dem gibt es doch den einen oder anderen Baum, der auffällt.

Blick über den städti­schen Fried­hof (Archiv Müller)

Die Blutbu­che auf dem evange­li­schen Fried­hof. Die Blut- oder Purpur­bu­che geht auf eine Mutati­on einer Rotbu­che zurück. Rund 99 Prozent aller existie­ren­der Exempla­re sollen auf die Mutter­blut­bu­che aus dem Jahre 1690 aus dem Possen­wald auf der Hainlei­te nahe der thürin­gi­schen Stadt Sonders­hau­sen zurück­ge­hen. Rund um den Baum keimten die sogenann­ten 11 Schwes­tern, bei denen die Zucht der Blutbu­chen gezielt begon­nen wurde. Die Blutbu­che, Fagus sylva­ti­ca f. purpu­rea, zählt zu den imposan­tes­ten Laubbäu­men in Mittel­eu­ro­pa, was nicht nur an ihrer Wuchs­hö­he von 30 m und mehr liegt, sondern vor allem an ihrer wunder­schö­nen Blatt­fär­bung: Blutbu­chen­blät­ter sind rötlich und unter­schei­den sich somit von den meisten heimi­schen Gehöl­zen. Sehr gerne werden diese Zierbäu­me in Parks oder an Straßen­rän­dern kulti­viert, jedoch ist es keine Selten­heit, sie im eigenen Garten zu halten. Wer genügend Platz zur Verfü­gung hat, wird durch eine Rotbu­che sein Grund­stück extrem verschönern.

Die Blutbu­che auf dem evange­li­schen Fried­hof (Archiv Müller)

Die Sommer-Linden vor dem alten kath. Fried­hof. Ob diese aller­dings den Straßen­tausch zwischen Gemein­de und Kreis überste­hen, scheint mir mehr als fraglich. Die Linde wird je nach Art zwischen 15 und 40 Metern hoch. Die strah­len­för­mig nach oben zeigen­den Zweige bilden eine imposan­te, aufge­wölb­te Baumkro­ne über einem geraden Stamm. Die Herzform der zweizei­lig wechsel­stän­dig angeord­ne­ten Laubblät­ter ist charak­te­ris­tisch und wird in der Volks­my­tho­lo­gie als Symbol für die Liebe gedeu­tet. Im Winter verliert die Linde ihr Laub. Linden entwi­ckeln sich mit der Zeit zu mächti­gen Großbäu­men. Mit der Linden­blü­te beginnt jedes Jahr der Hochsom­mer. Der süßli­che Duft, den die Blüten vor allem in den Abend­stun­den verströ­men, betört Bienen und Hummeln. Sie sind deshalb für Imker eine wichti­ge Bienen­wei­de. Später entwi­ckeln sich die Blüten des Linden­baums zu erbsen­gro­ßen Früch­ten, in denen die Samen sitzen. Fallen sie vom Baum, wirkt das schma­le Hochblatt wie ein Flügel. Der Wind trägt die Samen fort und hilft so bei der Ausbrei­tung der Bäume. Linden­bäu­me werden sehr alt. An vielen Orten in Deutsch­land finden sich markan­te Einzel­bäu­me, manche davon über 500 Jahre alt, mit entspre­chend mächti­gem Erschei­nungs­bild und langer Geschichte.

Aus der Presselandschaft

Allge­mei­nes zu unserem Wald von Förster Reinhold Vogel, 2020 aufge­schrie­ben von Lothar Schell. Förster Reinhold Vogel erklärt, wie es zu den Verän­de­run­gen gekom­men ist und welche Maßnah­men ergrif­fen werden müssen. In Oberko­chen kommt dem Wald eine große Bedeu­tung zu. Während in Deutsch­land rund ein Drittel der Fläche bewal­det ist, liegt der Anteil in Oberko­chen bei satten 73 Prozent. Insge­samt wird eine städti­sche Fläche von 128 Hektar, davon 87 Hektar Waldflä­che, bewirt­schaf­tet. Hinzu kommen 900 Hektar genos­sen­schaft­li­cher Realwald sowie weite­re 16 Hektar Wald, der im Eigen­tum der katho­li­schen Kirche ist. Für diese Gebie­te ist Förster Reinhold Vogel schon seit 1984 zustän­dig, seit 2005 im Auftrag des Landkrei­ses. In den mehr als 30 Jahren hat Vogel jeden Winkel des ausge­dehn­ten Waldge­biets erkun­det und die Verän­de­run­gen miter­lebt: “Das Wachs­tum der Pflan­zen hat durch die Zunah­me von Stick­stoff zugenom­men. Auf der anderen Seite können wir die Proble­me durch die zuneh­men­de Erwär­mung deutlich sehen”, sagt Reinhold Vogel: “Den Wald, wie wir ihn kennen, wird es in den nächs­ten 20 bis 30 Jahren nicht mehr geben.” Im Zuge des Forst­ein­rich­tungs­plans, der alle zehn Jahre erstellt wird, ist abzule­sen, wie auf die verän­der­ten Bedin­gun­gen reagiert wird, reagiert werden muss. Bei dieser Inven­tur wird nicht nur festge­legt, wie der jährli­che Hiebsatz ist, sondern wie der Wald gepflegt und bewirt­schaf­tet wird. Und hier stehen deutli­che Verän­de­run­gen an. “Die Fichte wird über kurz oder lang in unseren Wäldern verschwin­den”, so Vogel. Die Wärme schwächt die Bäume, die dann gegen Borken­kä­fer keine Abwehr­chan­ce mehr haben. Deshalb ist langfris­tig geplant, den Anteil an Fichten­holz von 48 auf 30 Prozent zu senken. Alter­na­ti­ven an Nadel­bäu­men gibt es zur Fichte kaum, auch wenn im kalkhal­ti­gen und nährstoff­ar­men Stadt­wald aktuell eine Versuchs­pflan­zung mit Lärchen und Dougla­si­en gestar­tet wurde.

Umso wichti­ger wird in den heimi­schen Wäldern deshalb die Buche, die die Trocken­heit besser verträgt. Denn es ist fast schon drama­tisch, wie sich das Klima auf die heimi­schen Arten auswirkt: “Die Eichen werden vom Prozes­si­ons­spin­ner, einem Falter, befal­len und wir müssen erleben, dass auch die Eschen aufgrund des Triebster­bens verlo­ren gehen. Wir haben deshalb in diesem Jahr erstmals Esskas­ta­ni­en und Elsbee­ren gepflanzt und setzen langfris­tig auf Rot- und Stiel­ei­chen, Kirschen und den Spitz­ahorn”, erklärt der Förster: “Alles, was wir machen, ist wohlüber­legt. Um den Wald zu erhal­ten, muss er bewirt­schaf­tet werden.”

Ohne den Eingriff durch den Menschen würde die Fläche verbu­schen und es würde ein Wald entste­hen. So ist auch der Volkmars­berg eine geschaf­fe­ne Kultur­land­schaft, die eine wichti­ge Aufga­be erfüllt. Der Wald hat aber auch eine Schutz­funk­ti­on, indem er Wasser speichert, und er liefert Holz. “Aber auch hier sehen wir die deutli­chen Verän­de­run­gen. Wir hatten immer positiv gewirt­schaf­tet und einen Überschuss erzielt. Das ist uns 2019 leider nicht mehr gelun­gen und wird auch dieses Jahr nicht klappen, zumal die Holzqua­li­tät schwin­det und auch die Holzprei­se drastisch gesun­ken sind”, so Vogel. Doch bei all den Proble­men liebt es der 61-Jähri­ge in seinem Revier zu sein, die Natur zu genie­ßen und bei idealen Bedin­gun­gen vom Volkmars­berg aus die Alpen sehen zu können.

2023 finden wir folgen­de Aussa­gen in der Presse: In einer Sitzung des Gemein­de­rats waren der Zustand und die Zukunft des Stadt­walds angesichts vor allem des Klima­wan­dels ein Thema. Erster Tages­ord­nungs­punkt war der Plan für die Nutzung und Pflege des Stadt­walds. Er befin­det sich unter anderem an den Hängen westlich der Stadt, unter anderem des Volkmars­bergs. Zunächst stell­te sich der neue Forst­de­zer­nent des Landkrei­ses, Jens-Olaf Weiher vor, der unter anderem für die Wälder um Oberko­chen und Aalen zustän­dig ist. Er ist seit kurzem Nachfol­ger von Johann Reck. Angesichts des schnel­ler als bisher vorher­ge­sagt fortschrei­ten­den Klima­wan­dels stehe der Wald vor großen Heraus­for­de­run­gen, und damit auch seine Besit­zer. Steigen­de Tempe­ra­tu­ren, Regen­ex­tre­me, Dürren führten zu deutli­chen Schäden. In unseren Regio­nen sei diese Entwick­lung aufgrund der vorteil­haf­ten Lagen noch einiger­ma­ßen im Rahmen, im Gegen­satz zu anderen Flächen in Deutsch­land. „Aber auch hier müssen die Besit­zer, ob priva­te oder Städte und Gemein­den und das Forst BW Maßnah­men ergrei­fen. Bisher gewohn­te Baumsor­ten – vor allem Tanne und Fichte – sind den Anfor­de­run­gen nicht mehr gewach­sen“, so Weiher. Es gebe in Zukunft deutlich mehr Schad­holz durch Klima und Schäd­lin­ge, und andere Baumar­ten wie Eiche, Ahorn oder Kirsche müssten gepflanzt werden. Das erfor­de­re ein Umden­ken auch in der verar­bei­ten­den Indus­trie, Preis­pro­gno­sen würden schwie­ri­ger. Zudem werde es auch für die Forst­wirt­schaft schwie­ri­ger, Perso­nal zu finden in allen Berei­chen. Und letzt­lich werde der Wald in Zukunft anders genutzt durch Erholungs­su­chen­de und Sport­ler, beispiels­wei­se durch Mountain­bi­ker, mit denen man gemein­sa­me Regelun­gen finden müsse. Als wichtig sehe er dabei, dass sich die Politik endlich auf neue Bedin­gun­gen einstel­len müsse, und Besit­zer unter­stüt­zen müsse. Wirtschaft­lich­keit: Das Jahr 2023 sei gut gelau­fen, angesichts deutlich steigen­der Holzprei­se und der größe­ren Nachfra­ge nach Brenn­holz, berich­te­te Revier­lei­ter Reinhold Vogel. Man habe mit 760 Festme­ter deutlich mehr Holz einge­schla­gen als geplant, unter anderem, weil mehr Schad­holz entstan­den ist, und mit rund 27 000 Euro rund 20 000 Euro mehr erlöst als im Plan vorge­se­hen. Zukunfts­pla­nung: Einge­schla­gen wurde haupt­säch­lich am Volkmars­berg, manches auch, um Wege und andere Aufent­halts­or­te wie um den Turm für die Menschen sicher zu machen. Dort habe man 2023 auch haupt­säch­lich insge­samt 900 neue Jungpflan­zen zukunfts­träch­ti­ger Sorten wie Lärche, Ahorn, Kirsche, Esskas­ta­nie gesetzt, weite­re 1300 sind im Jahr 2024 geplant. Letzt­lich werde sich aber erst länger­fris­tig zeigen, welche Sorten mit den Klima­be­din­gun­gen letzt­lich zurecht­kom­men. Die Holzprei­se werden bis 2024 etwas sinken, so dass das Jahr nicht ganz so positiv werde. Zudem werde man weniger Holz einschlagen.

Und wer kümmert sich um die städti­schen Bäume? Circa 1.500 Bäume stehen in Oberko­chen im öffent­li­chen Bereich, die nicht nur gepflegt werden, sondern auch ersetzt werden, wenn sie krank sind, abster­ben oder – wie es immer wieder vorkommt – beschä­digt werden. Diese Arbeit leistet der städti­sche Bauhof. Sei es, dass am geschichts­träch­ti­gen Römer­kel­ler wegen Vanda­lis­mus zwei Wachol­der nachge­pflanzt oder in der Aalener Straße eine der japani­schen Nelken­kir­schen, die im Frühjahr mit ihrer rosaro­ten Blüten­pracht das Stadt­bild prägen, neu gepflanzt werden müssen. Oder Neupflan­zun­gen wie z.B. im Bereich Edeka und der Firma 3E von vier Pyrami­den-Hainbu­chen und einer weite­ren Buche bei der Polizei­dienst­stel­le. Oder weil für den einen oder anderen das letzte Stünd­lein schlug – wie z.B. im Umfeld der Neube­bau­ung Dreißentalhalle.

Grund­la­ge überkom­me­ner Erziehungsmethoden

Die Lehrer­schaft meiner und der Genera­tio­nen davor hatte eine Vorlie­be für Birken, Weiden und Bambus. Wie das? Ganz oifach – um uns das Wissen und den Respekt einzu­b­läu­en oder um uns die „Oraosa“ auszu­trei­ben. Dazu bedien­te sich das pädago­gisch ausge­bil­de­te Perso­nal der Birken- und Weiden­ru­ten, die zum Teil selbst geschnit­ten wurden oder des Rohrstocks, den es in zwei Längen gab: In der kurzen handli­chen Ausga­be für die Finger und in der langen Ausfüh­rung im katho­li­schen Religi­ons­un­ter­richt im alten „Fuchs­bau“. Die Anwen­dung dieser Motiva­ti­ons­mit­tel beschränk­te sich dann doch auf die Buben. Und mancher Lehrer hatte schon sehr konkre­te Vorstel­lun­gen und holte sich die „Teile“ in der freien Natur – war halt auch nachhal­ti­ger und CO2-frei in der Beschaffung.

Abgesang

Jahres­rin­ge entste­hen durch das unter­schied­li­che Wachs­tum im Sommer und im Winter. Mit Beginn der Vegeta­ti­ons­pe­ri­ode im Frühling bildet die Wachs­tums­schicht (Kambi­um) nach innen hin große Zellen, die den Holzteil anwach­sen lassen (Frühholz). Zum Herbst hin werden diese Tochter­zel­len immer kleiner (Spätholz), bis schließ­lich die Zelltei­lun­gen aufhö­ren und der Baum sein Wachs­tum einstellt. Ein weite­rer Jahres­ring beginnt zu entste­hen, wenn im nächs­ten Frühling wieder größe­re Holzzel­len gebil­det werden, die an die kleinen aus dem letzten Herbst anschlie­ßen. An dieser Stelle ist die Jahres­ring­gren­ze als ein schar­fer Übergang zu erken­nen. Jahres­rin­ge stehen für das Alter eines Baums, verra­ten aber auch etwas über die spezi­fi­schen Umwelt­be­din­gun­gen, unter denen ein Baum heran­ge­wach­sen ist. Breite Ringe zeigen z. B. ein kräfti­ges Wachs­tum an, schma­le Ringe verwei­sen auf schlech­te Jahre mit vielleicht hohem Schäd­lings­be­fall oder wenig Regen. Ovale Ringe mit einem unter­schied­lich starken Wachs­tum deuten darauf hin, dass der Baum an einem Hang gestan­den hat oder starkem Wind von einer bestimm­ten Seite ausge­setzt war.

blank

ein anschau­li­ches Bild zum Thema Jahres­rin­ge (Archiv Müller)

Alter. Jetzt haben wir so viel über Bäume gelesen und der eine oder die andere fragt sich jetzt womög­lich: „Und wie erken­ne ich wie alt ein Baum ist?“ Ganz oifach – omsäga und die Jahres­rin­ge zählen. Es geht aber auch mit der sog. „Mitchell-Formel“, die überra­schend genau ist (unabhän­gig von der Baumart):

Messe den Stamm­um­fang in Brust­hö­he (ca. 150 cm). Mit Bandschlin­gen ist das einfach (sofern man deren Länge kennt). 60% dieses Wertes ist das Alter des Baumes in Jahren.

  • Wichtig ist aller­dings der Stand­ort: die Mitchell-Formel gilt für (freiste­hen­de Solitär-)Bäume mit ausge­bil­de­ter Krone. Steht der Baum im Wald, darfst du das Alter verdop­peln. Steht er am Waldrand oder einer Allee, darfst du die Hälfte dazu rechnen
  • Eine fette Buche auf dem Feld mit 400cm Umfang kommt also auf 240 Jahre, die gleiche Buche im Wald dürfte an die 500 Jahre alt sein (dort wirst du ein solches Monstrum sehr selten antref­fen, da meist schon gefällt), am Waldrand etwa 360 Jahre
  • Bei schnell­wach­sen­den Arten wie z. B. Pappel oder Weide halbierst du den Wert: eine Pappel mit 400cm Umfang ist also freiste­hend rund 120 Jahre alt, in einer Waldge­mein­schaft (wo man sie extrem selten findet) etwa 240 Jahre und in Randla­gen (wo man sie oft findet) rund 180 Jahre

Bei den Resten der Mutter­bu­che funktio­niert das nicht. Ottmar hat einen Umfang von 6,59 Meter gemes­sen, das dann einem Alter von 395 Jahren entspre­chen würde. Da stimmen die 60 % wegen der Mehrstäm­mig­keit nicht. Die Schät­zung des Pflanz­jah­res liegt nach heuti­gen Erkennt­nis­sen um das Jahr 1750.

Abschluss. Sollte jetzt jemand fragen: „Was ist denn mit dem GRÜNEN BAUM“? Da muss ich auf die Berichts­rei­he über Oberkoch­ner Gasthäu­ser verweisen.

Das Vorletz­te. Kaiser Wilhelm II., der in den letzten zwei Kriegs­jah­ren nur noch eine Schat­ten­fi­gur war, vollzog die Abdan­kung von der Macht sehr ungeschickt und unglück­lich. Er floh vom großen Haupt­quar­tier im belgi­schen Spa ins neutra­le Holland. Dort wurde er ein politi­scher Asylant und spiel­te nach dem 9. Novem­ber 1918 keine Rolle mehr. Berühmt ist er gewor­den, weil er bis zu seinem Tod jeden Tag einen Baum fällte und in kleine Stücke sägte, eine physisch wahrschein­lich sehr gesun­de Tätig­keit, die aber keine weite­re politi­sche Auswir­kung auf Deutsch­land hatte. 1941 ist er dann in Dorn gestor­ben, also mehr als zwei Jahrzehn­te nach seiner Abdan­kung. Ein Vertrau­ter notier­te einst: „Der Park wird immer kahler, ein Baum nach dem anderen fällt.” Kein Wunder, macht das doch nach Adam Riese rund 8.400 Bäume, die er eigen­hän­dig schlug und sägte, mit maxima­len Auswir­kun­gen auf das dorti­ge Mikro­kli­ma. Nach 12 Jahren war der eigene Bestand nahezu komplett gefällt und so wich er auf die Wälder seines Nachbarn Blijden­stein aus, der dankbar war so einen emsigen gratis arbei­ten­den Holzfach­mann an seiner Seite zu wissen. Holz sägen und hacken als Psycho­the­ra­pie – warum nicht.

undefi­ned
blank

Der Submis­si­ons­platz 2023 in Bopfin­gen (Archiv Schwäpo)

Das Aller­letz­te. Die Wertholz­sub­mis­si­on in Bopfin­gen ist ein weit über unser Gebiet hinaus bekann­ter Handels­platz für wertvol­le Bäume. Nachfol­gend ein Auszug aus der „Schwä­po“ aus dem Jahr 2023: „Die 28. Submis­si­on bietet mehr Holz denn je. Knapp 3300 Festme­ter warten auf Bieter. 2022 erziel­te Eiche im Schnitt einen Preis von rund 730 Euro je Festme­ter. Das meiste Holz ist auch in diesem Jahr Eichen­holz mit knapp 2000 Festme­tern, gefolgt von Esche (520 Festme­ter), Dougla­si­en (171 Festme­ter) und Lärchen, Kiefern, Fichten und Tannen (zusam­men 228 Festme­ter). Insge­samt 28 Baumar­ten werden angebo­ten. Das reicht von der Ulme über Obstbäu­me, wie Äpfel, Birne, Kirsche, Nussbaum oder Elsbee­re, bis zu „Exoten“, wie Mammut­baum, Maulbeer­baum oder der Baumhasel……Unverändert bleiben wird, und da sind sich die Fachleu­te einig, die Attrak­ti­vi­tät der Bopfin­ger Wertholz­sub­mis­si­on. Was zwei Holzein­käu­fer aus dem Raum Nürnberg gerne bestä­ti­gen. Der Platz sei der schöns­te in Süddeutsch­land und nirgend­wo fände sich kompakt ein so großes Angebot.“

Und wenn ein Baum „weg muss“ – warum auch immer, dann sollte die Verpflich­tung bestehen ZWEI neue zu pflan­zen – wo und nach welchem Konzept auch immer. Das sollte für Privat­per­so­nen, Immo-Gesell­schaf­ten und die Stadt gelten, vielleicht inner­halb eines „Reinhold-Vogel-Ottmar-Bihlmai­er-Konzep­tes“, mit dem Arbeits­ti­tel „1 Minus 2 Plus“. Mit ein bisschen Kreati­vi­tät und einem guten Willen, sollte da doch etwas möglich sein.

Leider sind inzwi­schen einige Bäume „ums Leben gekom­men“. Darun­ter auch einige alte bemer­kens­wer­te wie z.B.

  • Brunkel: Die Dougla­sie auf dem Gelän­de des neuen Blaulicht­zen­trums (geb. 1930 gest. 2024)
  • Brunkel: Die gewal­ti­ge Esche hinter der St. Ottili­en­ka­pel­le (geb. 1760 gest. 2023)
  • Volkmars­berg: Eine Rotbu­che (geb. 1750 gest. um 2023)

Jetzt ist aber wirklich Schluss. Mein beson­de­rer Dank gilt Ottmar Bihlmai­er, der mich tatkräf­tig unter­stützt hat. Wenn’s um die Natur geht, ist der Ottmar einfach immer dabei. Abschlie­ßend noch ein paar erbau­li­che Sprüche und dann verlas­sen wir den Wald. Und vielleicht seht ihr die Bäume bei eurem nächs­ten Spazier­gang mit anderen Augen an.

“Planst Du ein Jahr, so säe Korn; planst Du ein Jahrtau­send, so pflan­ze Bäume.” Chine­si­sches Sprich­wort
“Ein Baum, der fällt, macht mehr Krach als ein Wald, der wächst.” Sprich­wort aus Tibet
„Zu fällen einen schönen Baum, braucht’s eine halbe Stunde kaum. Zu wachsen, bis man ihn bewun­dert, braucht er, bedenk es, ein Jahrhun­dert.“ Eugen Roth deutscher Lyriker und populä­rer Dichter

Verab­schie­dung mit einem Lied. Die 1969, im Alter von 27, verstor­be­ne Sänge­rin Alexan­dra (Doris Alexan­dra Nefedov) hat ein wunder­schö­nes Lied über „ihren Freund, den Baum“ getex­tet und gesun­gen. Abschlie­ßend der Text und damit entlas­se ich die Leser­schaft und schicke sie zum Spazie­ren in den Wald.

undefi­ned
blank

Diese Schein­zy­pres­se musste weichen – der Abriss und Neubau der Dreißen­tal­hal­le hat auch seine biolo­gi­schen Opfer gefor­dert (Archiv Müller)

Ich wollt dich längst schon wieder seh′n
Mein alter Freund aus Kinder­ta­gen
Ich hatte manches dir zu sagen
Und wusste du wirst mich versteh’n
Als kleines Mädchen kam ich schon
Zu dir mit all den Kinder­sor­gen
Ich fühlte mich bei dir gebor­gen
Und aller Kummer flog davon
Hab′ ich in deinem Arm geweint
Strichst du mit deinen grünen Blättern
Mir übers Haar mein alter Freund
Mein Freund der Baum ist tot
Er fiel im frühen Morgenrot

Du fielst heut früh ich kam zu spät
Du wirst dich nie im Wind mehr wiegen
Du musst gefällt am Wege liegen
Und mancher, der vorüber geht
Der achtet nicht den Rest von Leben
Und reisst an deinen grünen Zweigen
Die sterbend sich zur Erde neigen
Wer wird mir nun die Ruhe geben
Die ich in deinem Schat­ten fand
Mein bester Freund ist mir verlo­ren
Der mit der Kindheit mich verband
Mein Freund der Baum ist tot
Er fiel im frühen Morgen­rot
Bald wächst ein Haus aus Glas und Stein
Dort wo man ihn hat abgeschla­gen
Bald werden graue Mauern ragen
Dort wo er liegt im Sonnen­schein
Vielleicht wird es ein Wunder geben
Ich werde heimlich darauf warten
Vielleicht blüht vor dem Haus ein Garten
Und der erwacht zu neuem Leben
Doch ist er dann noch schwach und klein
Und wenn auch viele Jahren geh’n
Er wird nie mehr der selbe sein
Mein Freund der Baum ist tot
Er fiel im frühen Morgenrot

Wilfried „Wichai“ Müller – Billie vom Sonnenberg

Weitere Berichte aus dieser Kategorie

Weitere Berichte