Nun schau­en wir uns einige Raritä­ten an.

Tot-Bäume / Tot-Holz auf dem Volkmars­berg. Und da wurde ich umgehend von Ottmar Bihlmai­er belehrt, dass das korrekt Biotop-Holz heißt. Und da ich im Netz beide Begrif­fe finde, benut­ze ich auch beide.

Unter Biotop­holz verste­hen wir leben­de oder abgestor­be­ne Holzbe­rei­che, die u.a. durch Schwä­chung oder Schädi­gung (z.B. durch holzzer­set­zen­de Pilze) von anderen Organis­men­grup­pen, wie z.B. zahlrei­chen Insek­ten­grup­pen oder Säugern wie z.B. Fleder­mäu­sen und höhlen­be­woh­nen­den Vögeln besie­delt werden können.

Unter dem Begriff Totholz versteht man stehen­de und liegen­de Bäume oder Teile davon, die abgestor­ben sind. Es ist der letzte Entwick­lungs­pro­zess im Leben eines Baumes und eines der wichtigs­ten Struk­tur­ele­men­te unserer Wälder. In der Forst­wirt­schaft werden abster­ben­de Bäume auch als Biotop­bäu­me, Höhlen- und Specht­baum oder Habitat­baum bezeich­net. Man hat sie also nicht verges­sen „aufzu­räu­men“, sondern sie haben einen Zweck und sehen auch mitun­ter sehr spezi­ell in der Ausstrah­lung aus.

Totholz auf dem Volkmars­berg (Archiv Bihlmaier)

Streu­obst­gär­ten. Auf Streu­obst­wie­sen stehen verstreu­te hochstäm­mi­ge Obstbäu­me meist unter­schied­li­chen Alters und unter­schied­li­cher Arten und Sorten. Der moder­ne, inten­si­ve Obstan­bau ist dagegen von nieder­stäm­mi­gen Obstsor­ten in Monokul­tur geprägt (Obstplan­ta­gen). Einen starken Rückgang der westdeut­schen Streu­obst­wie­sen besie­gel­te am 15. Oktober 1953 der Emser Beschluss des Bundes­er­näh­rungs­mi­nis­te­ri­ums: „für Hoch- und Halbstäm­me wird kein Platz mehr sein. Streu­an­bau, Straßen­an­bau und Misch­kul­tur sind zu verwer­fen“. Der Trend Planta­gen­bau erfass­te die gesam­te Europäi­sche Gemein­schaft (EG). Bei uns fielen oder fallen die wenigen Gebie­te, die wir noch hatten bzw. haben oft dem Wohnungs­bau zum Opfer: „Siehe Bauge­biet Weingar­ten / Kapel­len­stei­ge, Renner’s Garten im „Kies“ oder der frühe­re Brand­stet­ter-Garten in der Sperber­stra­ße“. Zu erwäh­nen sind noch die Gebie­te „vor dem Luggen­loh­brun­nen“, „Im Langen Teich“ oben am Wald, „Im Tiefen­tal“ und nicht zu verges­sen „des Schön­herrs Willy Klein­od“ neben der Rathausgasse.

Baumar­ten, die es nur in Oberko­chen gibt oder gab

Der “Greif­vo­gel­baum” unter­halb der Ski-Hütte auf dem Volkmars­berg (Archiv Müller)

Der Greif­vo­gel­baum. Dieser Rest-Baum steht unter­halb der Ski-Hütte und da er deutlich unter den Wetter­ein­flüs­sen leidet, muss irgend­wann ein neuer „gepflanzt“ werden.

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Der “schil­der­fres­sen­de” Abfahrts­baum (im alten Zustand) an der Volkmars­berg­stra­ße in Nähe der “Kessel-Abfahrt” (Archiv Müller)

Der „Schil­der-fressen­de“ Ski-Abfahrts-Baum. Dies ist eine beson­de­re Buchen­art, die nur bei uns vorkommt und ein Teil des Arten­ster­bens gewor­den ist. Einst, in meiner Kindheit, warnte sie die Spazier­gän­ger vor durch­bret­tern­den halsbre­che­ri­schen Abfahrts­läu­fern, die von der oberen Skiwie­se herkom­mend, sich die Schlucht und in den Kessel hinun­ter­stürz­ten. Als die Skifah­rer aber ausblie­ben, fing die Buche an, aus Frust darüber, das Schild zu verspei­sen. Man versuch­te nun ihren Appetit zu stoppen, in dem man sie radikal stutz­te. Eine harte unmensch­li­che Tortur. Vorsichts­hal­ber hat sich Tobias Königer schon mal positio­niert, als das Thema in Facebook kurz aufpopp­te: „Der bleibt dort stehen und wenn er trotz­dem mal weg muss, dann kommt er in die Skihüt­te. Das sei mit dem Förster Reinhold Vogel und dem Rücke­be­trieb Stefan Bernert so bespro­chen.“ Wir retten alles – mitun­ter auch tote Bäume. Inzwi­schen hat er ein „Dächle“ bekom­men. Es würde etwas fehlen, wenn wir auf den Hausberg hinauf­wan­dern, ohne ihn zu sehen und an alte Zeiten zu denken.

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Der kahle Sägen­baum (ganz links) und Wald des Herrn Kappe an der Sonnen­berg­stra­ße; ein Wieder­auf­stieg, um die Säge zu holen, war ihm nicht mehr vergönnt (Archiv Müller)

Kappe’s Sägen­baum und Nadel­wald im Garten. In der Sonnen­berg­stra­ße (neben dem alten Lehrer­haus Nr. 21 und der Sperber­stra­ße lebte einst der Herr Kappe (posta­li­sche Adres­se war die Sperber­stra­ße). Der Garten war zuerst eine Wiese mit ein paar kleine­ren Nadel­bäu­men, wohl noch aus der Zeit stammend, als die Familie Lindner in dem Haus wohnte. Kappe aber ließ der Natur freien Lauf. Als ihn die Stadt darauf einmal ansprach, dass er einschrei­ten solle, tat er wohl kund: „Ich habe die Bäume nicht gepflanzt und bin daher nicht zustän­dig (sinnge­mäß)“. Trotz­dem machte er sich dann doch daran, als betag­ter älterer Herr, den äußers­ten oberen Baum zu bestei­gen und von oben nach unten abstei­gend die Äste abzuschnei­den. Nachdem die Säge oben hängen blieb, ist davon auszu­ge­hen, dass er wohl den Stamm nach der gleichen Metho­de abzusä­gen gedach­te. Warum er die Aktion abbrach, ist nicht bekannt, aber die Säge hing dort noch lange. Heute, nachdem das Haus verkauft wurde, wurde der kleine Wald gefällt und ein paar Garagen gebaut. Würde ich heute noch in meinem Geburts­haus Nr. 34 wohnen, hätte ich aus meinem alten Jugend­zim­mer wieder den freien Blick auf den Rodstein, den ich bis zu meinem 21. Geburts­tag genie­ßen konnte.

Auch einige Gedenk­bäu­me haben wir zu bieten

Die „Schil­ler­lin­den“. Im Jahr 1905, dem 100ten Todes­tag unseres Dichters Fried­rich Schil­ler (* 1759 † 1905), wurden auf Anregung des damali­gen Vertrau­ens­ob­manns des hiesi­gen Schwä­bi­schen Albver­eins, Oberförs­ter Weiger, sog. Schil­ler­lin­den gepflanzt. Die Stand­or­te waren vor dem katho­li­schen Schul­haus und einer vor dem Ort gelege­nen Anhöhe (wo genau, war bisher nicht zu erfah­ren). Gut zu wissen: Fried­rich Schil­ler war der einzi­ge Sohn eines auch als Wundarzt tätigen württem­ber­gi­schen Offiziers und wuchs mit seinen fünf Schwes­tern in Schwä­bisch Gmünd, Lorch und später in Ludwigs­burg auf. Seine wichtigs­ten Werke sind:

  • Die Räuber (1782): Ein Drama über den Konflikt zwischen zwei unglei­chen Brüdern, die zu Feinden werden. Das Stück gilt als eines der wichtigs­ten Werke der „Sturm und Drang Periode“.
  • Ode an die Freude (1786): Ein Gedicht, das die Ideale der Freiheit, der Brüder­lich­keit und der Mensch­lich­keit besingt. Das Gedicht wurde später von Ludwig van Beetho­ven in seiner 9. Sinfo­nie vertont.
  • Das Lied von der Glocke (1799): Ein Gedicht, das den Lebens­lauf eines Menschen anhand der verschie­de­nen Funktio­nen einer Glocke beschreibt. Der Anfang lautet: “Fest gemau­ert in der Erden / Steht die Form, aus Lehm gebrannt”.
  • Maria Stuart (1800): Ein Drama über die letzten Tage der schot­ti­schen Königin Maria Stuart, die wegen Hochver­rats zum Tode verur­teilt wurde. Das Stück zeigt das psycho­lo­gi­sche Duell zwischen Maria und ihrer Cousi­ne, der engli­schen Königin Elisa­beth I.
  • Wilhelm Tell (1803÷1804): Ein Drama über den legen­dä­ren Schwei­zer Freiheits­kämp­fer Wilhelm Tell, der sich gegen die tyran­ni­sche Herrschaft der Habsbur­ger auflehnt. Das Stück enthält die berühm­te Szene, in der Tell einen Apfel vom Kopf seines Sohnes schießt.

Die „Gustav-Bosch-Eiche“. Zum Geden­ken an das Wirken von Bürger­meis­ter Gustav Bosch, wurde in der Riesen­hau­hül­be an einer Wegga­be­lung eine Eiche gepflanzt. Im Jahr 2023 wurde sie wieder mal von Wildbe­wuchs befreit, sodass man jetzt auch wieder das Schild erken­nen kann.

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Zum Geden­ken an Gustav-Bosch wurde eine Eiche gepflanzt (Archiv Glaser)

Die Herrmann-Illg-Eiche. Gottlob Braun erinner­te anläss­lich des 75ten Vereins­ju­bi­lä­ums an Hermann Illg: »Es war eine Stern­stun­de in der Chronik der Albver­eins­orts­grup­pe, als Hermann Illg im Jahre 1953 ihre Leitung mit einem neuen aktiven Mitar­bei­ter­kreis übernahm; denn nun begann wieder eine Periode mit großen Aufga­ben, deren Bewäl­ti­gung dem Vertrau­ens­mann mit Hilfe, der ihm treu zur Seite stehen­den Ausschuss­mit­glie­der Zug um Zug gelang. Was war das Geheim­nis dieses so erfolg­rei­chen Bemühens – nichts anderes als das zur Mitar­beit verpflich­ten­de Vorbild des Vertrau­ens­man­nes…«. Die Hermann-Illg-Eiche am Volkmars­berg erinnert uns heute noch an den zum Ehren­ver­trau­ens­mann ernann­ten »treuen Ekkehard“ des Volkmars­ber­ges und seine Verdiens­te um den Albverein.

Die „Karl-Schurr-Buche“. Im März 1990 ging für die Ortsgrup­pe Oberko­chen eine Ära zu Ende. Der schwer erkrank­te Karl Schurr stell­te nach zwanzig­jäh­ri­ger Amtszeit als Vertrau­ens­mann sein Amt zur Verfü­gung. Am 29.5.90 starb Karl Schurr. Ihm zu Ehren erhielt anläss­lich seines 1. Todes­ta­ges eine in der Nähe des Volkmars­berg­tur­mes stehen­de Buche seinen Namen. Eine meister­li­che Arbeit von ihm sind die Berich­te „Flurna­men in Oberko­chen“ (Im alten Heimat­buch auf den Seiten 242 bis 259) und „Grenz­stei­ne – Zeugen der Vergan­gen­heit“ (Seiten 260 bis 267). Diesen Aufwand würde heute wohl niemand mehr betreiben.

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Bertha Buche (Archiv S. Müller)

Die mächti­ge „Berta-Buche“ am Wollen­berg gegen­über dem Seegar­ten­hof am Wannen­sträß­chen gelegen, trägt den Namen der Frau des ehema­li­gen Oberko­che­ner Forst­meis­ters Martin (1909−1935) und man genießt daher auch den „Berta-Blick“ ins Kocher­tal hinab.

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Schnei­der Linde (Archiv S. Müller)

Die „Schnei­der-Linde“. Der frühe­re Forst­mann German Schnei­der (dem Verneh­men nach heute hochbe­tagt und noch rüstig in den Endacht­zi­gern) pflanz­te einst am hinte­ren Tiefen­tal-Sträss­le diesen Baum. Ein Unbekann­ter brach­te dann später ein Schild mit seinem Namen an und seitdem heißt der Baum eben wie er heißt.

Der „50-Jahre-Ostalb-Baum“. Anläss­lich des 50-jähri­gen Jubilä­ums des Ostalb­krei­ses besuch­te Landrat Dr. Joachim Bläse die Kreativ­werk­statt in Oberko­chen. Die beiden ehema­li­gen Lehrer am EAG, Götz Hopfen­sitz und Anton Tritt­ler, geben dort seit vielen Jahren Kurse für Vor- und Grund­schul­kin­der und führen sie an die Natur­wis­sen­schaf­ten heran. Anschlie­ßend überreich­te der Landrat einen Baum für die Stadt Oberko­chen. Der Stech­ap­fel ist heute auf der Neuen Mitte zu sehen.

Der „Städte­part­ner­schafts-Baum“. Die Eiche hat ebenfalls auf der Neuen Mitte ihr Domizil.

Der „Schüler­aus­tausch-Baum“. Nach dem Festakt haben Mátés­zal­kas Bürger­meis­ter Peter Hanusi und der stell­ver­tre­ten­de Bürger­meis­ter Oberko­chens, Reinhold Vogel, eine Eiche auf dem Mühlen­ge­län­de gepflanzt. Die Eiche, die später in der “Neuen Mitte” ihren festen Platz finden soll, hat gleich zweifach symbo­li­sche Bedeu­tung. “Wir freuen uns, dass die Herzen der Menschen binnen zehn Jahren zusam­men­ge­wach­sen sind”, sagte Reinhold Vogel. Und er fügte hinzu: “Die Eiche soll aber auch für das Wachsen des Schüler­aus­tauschs stehen.”

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Anläss­lich des 80ten Geburts­ta­ges der frühe­ren Leitz-Gesell­schaf­te­rin Monika Bruck­la­cher wurde eine Kirsche gepflanzt (Archiv Müller)

Ein Kirsch­baum auf dem Gelän­de der Firma Leitz. Am 16. Febru­ar 2019 wurde dieser anläss­lich des 80. Geburts­ta­ges von Monika Bruck­la­cher gepflanzt. Monika Bruck­la­cher und ihre Schwes­ter Regine Bengel sind bzw. waren die Kinder von Hedwig geb. Leitz und Leonhard Stützel. Hedwig war die ältes­te Enkelin von Albert Leitz, der die weltbe­kann­te Firma 1876 gegrün­det hatte. Monika heira­te­te Dr. Dieter Bruck­la­cher und Regine den Horst Bengel. Monika starb am 29 Sep. 2022 im Alter von 83 Jahren.

Dann gibt’s noch ein paar „politi­sche“ Bäume

Der „Micha­el-Glos-Baum“. Lieblings­be­schäf­ti­gun­gen von Politi­kern (sie müssen sich ja auch mal von all dem Stress erholen) sind „Bänder durch­schnei­den, Eröff­nungs­re­den halten, den ersten Spaten­stich durch­füh­ren und einen Baum pflan­zen“. Einst flog der Bundes­wirt­schafts­mi­nis­ter Micha­el Glos mit dem Heliko­pter auf die Ostalb und statte­te den innova­ti­ven und erfolg­rei­chen Unter­neh­men einen Besuch ab und zeigte sich dabei bei den Firmen Carl Zeiss SMT AG und Leitz-Holding, Oberko­chen, sowie Voith AG, Heiden­heim, und Scholz AG, Essin­gen sehr beein­druckt vom dem, was er sah und was man ihm sagte. Wie das bei solchen Besuchen üblich und notwen­dig war und ist, wurde er auch mit den Proble­men konfron­tiert, welche die hiesi­ge Indus­trie damals wohl plagten. Selbst­ver­ständ­lich versprach er sich in seinem mögli­chen Rahmen für Verbes­se­run­gen einzu­set­zen. Im Anschluss an das Presse­ge­spräch pflanz­te Glos auf dem Leitz-Gelän­de einen Baum und traf sich mit den Unter­neh­mern Dr. Dieter Bruck­la­cher, Dr. Dieter Kurz, Prof. Dr. Hermut Kormann und Berndt Ulrich Scholz sowie mit Klaus Pavel, Georg Brunn­hu­ber, Peter Traub und dem IHK-Präsi­den­ten Helmut Altham­mer zum Informationsaustausch.

Die CDU-Eiche. Im Jahr 1990 pflanz­te die hiesi­ge CDU eine Eiche zum Geden­ken an die deutsche Wieder­ver­ei­ni­gung und ließ daneben einen Gedenk­stein aufstel­len. An diesem Platz trafen sich jährlich am 3. Oktober immer um die 30 Partei­mit­glie­der und Freun­de, um eine Anspra­che zu hören und sich an dieses spezi­el­le Ereig­nis zu erinnern. Meine persön­li­che Meinung ist und bleibt aber: Warum musste das unbedingt im Wald abseits der Stadt instal­liert werden? War dafür in der Stadt kein Platz zu finden? Und so kam es dann auch, dass 2022 erstmals nicht an dieser Stelle im Wald, sondern im Ort, in der Schee­rer-Mühle, als sog. Doppel „Oktober­fest und Erinne­rung“, gefei­ert wurde. 2024 ging es aber wieder zur Feier­stun­de zurück in den Wald.

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Die SPD-Friedens­lin­de in der Nähe des Rathau­ses mit der Katas­ter­num­mer 604 (Archiv Müller)

Die Friedens­lin­de von 1983. In diesem Jahr waren die Höhepunk­te der Demos gegen den NATO-Doppel­be­schluss. Stich­wor­te dazu sind „SS-20-Raketen der Sowjet­uni­on“, „Pershing-Raketen der USA“, „Menschen­ket­te am 22. Oktober von ca. 250.000 Menschen auf einer Länge von 110 km“, „Kundge­bung mit Willy Brandt in Ulm“, die“ Großde­mo im Bonner Hofgar­ten“, und die „Mutlan­ger-Promi-Blocka­de“ sowie das „Camp“.

Auch in Oberko­chen war das Ganze ein Thema und emotio­nell schwer beladen. Die ASF (Arbeits­ge­mein­schaft Sozial­de­mo­kra­ti­scher Frauen) – heute nennt sie sich „SPD-Frauen“ engagier­ten sich extrem. Sei es durch Unter­stüt­zung der Dauer­de­mons­tran­ten in Mutlan­gen, durch freitäg­li­che Friedens­ge­be­te am Linden­brun­nen oder durch die Filmvor­füh­rung „War Games“ (am Tag der Baumpflan­zung) über den Einsatz von Atom- und Neutro­nen­bom­ben im Bürger­saal. Ich selbst nahm an einigen Diskus­sio­nen im Haus Wannen­wetsch teil und war dann auch mit meiner damali­gen Frau La-ied ein Teil der Menschen­ket­te mit anschlie­ßen­der Abschluss­kund­ge­bung in Ulm. Zu dieser Aktion waren Sonder­zü­ge unter­wegs, die wir nutzten, um an unseren Demo-Ort zu kommen. Danach habe ich mir bundes­weit Ausga­ben vieler wichti­ger Tages­zei­tun­gen schicken lassen und daraus ein ordent­li­ches Pamphlet für mein Archiv erstellt.

Gerda hatte die Info bekom­men, dass auch der Volkmars­berg ein Statio­nie­rungs­ort sein solle und brach­te das Thema in den Gemein­de­rat. Ihr Diskus­si­ons-Antrag wurde einstim­mig gnaden­los abgeschmet­tert. Darauf­hin starte­ten die Frauen (Gerda Böttger, Doris Hercher, Doris Meisel und Hella Wannen­wetsch) eine Unter­schrif­ten­ak­ti­on gegen die Pershings und sammel­ten Geld für eine Linde und einen Luftbal­lon­start für Kinder. Die Stadt geneh­mig­te die Baumpflan­zung und so steht seit damals neben der Sonnen­uhr die „Friedens­lin­de von 1983“. Am 17. Oktober wurde der Baum (13jährig) mit Betei­li­gung des SPD-Landtags­kan­di­da­ten Erich Holzwarth, gepflanzt. Gerda erinnert sich, dass sie damals das erste Mal ein Megafon in der Hand hatte. Den Baum organi­sier­te seiner­zeit Linus Holz und laut Katas­ter Nr. 604 ist dieser inzwi­schen 55 Jahre alt. Zu ergän­zen wäre noch, dass die SPD zu diesem Thema sehr gespal­ten war – auch die örtli­che SPD. In dieser Zeit gab es reich­lich Sitzun­gen im „Ochsen“ (Neben­zim­mer), in denen das Thema ständig auf der Tages­ord­nung stand.

Fazit: Abrüs­tung durch Wettrüs­ten? Der Nato-Doppel­be­schluss im Dezem­ber 1979 entsetz­te Millio­nen, die Friedens­be­we­gung einte Angst vor einer atoma­ren Apoka­lyp­se. Kanzler Helmut Schmidt verlor erst den Rückhalt, dann sein Amt. Die Protes­te, auch in diesen Größen­ord­nun­gen, blieben erfolg­los. Das „Mutlan­ger Camp“ wurde am 12. Septem­ber aufge­löst und am 22. Novem­ber beschloss die Kohl-Regie­rung die Statio­nie­rung von 108 Pershing‑2 und 96 Marsch­flug­kör­per im Südwes­ten der Bundes­re­pu­blik. Im Novem­ber kamen die ersten Pershings in Mutlan­gen an. Die einen glaub­ten später, das politi­sche Klima verän­dert zu haben und nun mehr über Abrüs­tung und Frieden disku­tiert sowie wesent­lich dazu beigetra­gen wurde, dass Rüstungs­be­gren­zungs­ver­trä­ge geschlos­sen wurden (Lafon­taine). Die anderen waren der Meinung die Sowjet­uni­on nieder­ge­rüs­tet zu haben (Gerhart Baum). Und heute? Geht das Ganze wieder von vorne los.

Nicht ganz ernst gemein­te Anmer­kung zu den beiden „politi­schen“ Bäumen der CDU und SPD. Jetzt könnte man sich ja fragen, warum die beiden so weit ausein­an­der­ste­hen. Womög­lich abgelei­tet von dem Spruch: „Eichen müssen weichen“ und schon recht vor einer Linde, die von SPD-Frauen gepflanzt wurde. Also nach dem Motto: „Nix wie weg“ – also weit weg in den Wald? Wollten die CDUler ihren Baum nicht in die Nähe des Rathau­ses pflan­zen, weil dort schon eine SPD-Linde stand? Ein Geheim­nis, das gelüf­tet werden sollte.

Lieblings­bäu­me

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Einer von Ottmars Lieblings­bäu­men – eine Rotbu­che unter­halb des Turms am Volkmars­berg (Archiv Bihlmaier)

Dem Ottmar seiner: Da der Ottmar Bihlmai­er so fleißig mitge­ar­bei­tet hat, zeige ich hier mal einen seiner Lieblings­bäu­me auf dem Volkmars­berg (linker­hand auf dem Weg zum Turm). Eine Rotbu­che, die sich nicht unter­krie­gen lässt. Die Rotbu­che (Fagus sylva­ti­ca) ist ein in weiten Teilen Europas heimi­scher Laubbaum aus der Gattung der Buchen (Fagus). In der Umgangs­spra­che wird sie gewöhn­lich als Buche bezeich­net. Die botani­sche Schreib­wei­se Rot-Buche betont die Zugehö­rig­keit zur Gattung der Buchen. Wie das Bild zeigt, besitzt sie eine hervor­ra­gen­de Regenerationsfähigkeit.

Dem Billie seiner: Dem seiner is janz wat anders – der Bonsai hat es ihm schon immer angetan. Die Geschich­te der Bonsai-Kunst ist über 2.000 Jahre alt. Sie begann in China mit minia­tu­ri­sier­ten Landschaf­ten auf einem Tablett, gelang­te von dort nach Japan und schließ­lich Ende des 19. Jahrhun­derts nach Europa. In der Bonsai-Kunst kommt es nicht nur darauf an, einen Baum durch beson­de­re Schnitt- und Kultur­ver­fah­ren klein zu halten und ihn nach den Vorbil­dern der Natur zu gestal­ten, vielmehr sollen Pflanz­scha­le und Baum mitein­an­der im Einklang stehen. So besteht auch der japani­sche Begriff Bonsai aus den Wörtern “bon” (Schale) und “sai” (Pflan­ze). Vor allem in Japan werden aber auch gerne Garten­bon­sais gezogen, also Bonsais im XXL-Format. Diese bringen die Japaner oft mit einer beson­de­ren Schnitt­tech­nik in außer­ge­wöhn­li­che Formen, der Niwaki. Je nach natür­li­chem Verbrei­tungs­ge­biet eignet sich ein Bonsai entwe­der fürs Zimmer, Freiland oder Kalthaus. Zimmer-Bonsais werden impor­tiert. Sie sind in den Tropen behei­ma­tet, beispiels­wei­se in Südchi­na oder Taiwan. Dort kulti­viert man Arten wie die Birken­fei­ge oder Speck­baum natür­lich im Freien. Die tropi­schen Bäume vertra­gen das Zimmer­kli­ma unter­schied­lich gut. Licht und Tempe­ra­tur im Wohnraum lassen sich recht gut einstel­len, es treten aber fast immer Proble­me wegen zu niedri­ger Luftfeuch­tig­keit auf.

Und wieder lade ich Euch zum Spazier­ge­hen ein bis der Teil 5 kommt.

Wilfried „Wichai“ Müller – Billie vom Sonnenberg

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