Intro. „Et gschimpft isch globt gnuag“. Diese schwäbische (Un)Tugend wollen wir heute mal beiseitelassen. Ich beschreibe kurz die erfolgreichen Jahre dieser Reihe und lasse danach die Leserschaft zu Wort kommen. Über das wenige Negative sehen wir heute geflissentlich hinweg – denn die Mehrheit, und die schweigt nicht immer, ist der Reihe sehr positiv gegenüber eingestellt. Der 800te Bericht nächste Woche wird dem Thema „1. FCO“ gewidmet sein.

Alt-Bürgermeister Gustav Bosch † (Archiv Müller)
Die Anfänge. Am 22. Januar 1988 erschien der Bericht mit der Nr. 1 und dem Titel „Oberkochen 1876 – älteste Aufnahme“ von Dietrich Bantel. Diese Reihe wurde bis heute fortgeschrieben und ist eine Erfolgsgeschichte des Heimatvereins Oberkochen. Auch das Amtsblatt druckt diese Berichte immer gerne ab und hat damit im Bereich der Amtsblätter im Ostalbkreis ein Alleinstellungsmerkmal. Als weit und breit noch niemand einen Gedanken an die Gründung eines Heimatvereins verfolgte, griff der frühere Bürgermeister Gustav Bosch gerne selbst zur Feder und schrieb über die alten Zeiten. Ich erinnere an seine Berichte über die wichtigsten Oberkochener Gasthäuser. Auch ermunterte er andere wie z.B. Franz Balle seine „Blätter zu einem Oberkochener Heimatbüchlein“ im Amtsblatt zu veröffentlichen.

Dietrich „Didi“ Bantel † (Archiv Müller)
Die Zeit mit Dietrich Didi Bantel (25.07.1935 bis 06.03.2018): Er schrieb, sage und schreibe, in 30 Jahren, allein oder zusammen mit anderen, 429 Berichte und verantwortete noch einige mehr. Sein erster Bericht vom 22. Januar 1988 handelte vom ersten Bild unseres Oberkochens aus dem Jahr 1847“. Sein letzter Bericht mit der Nr. 688 vom 9. Februar 2018 hatte den Titel „Ein Oberkochner im I. Weltkrieg“ und darin wird über Otto Hassinger geschrieben. Dazwischen ging es um Kriegstagebücher, um Gaststätten, das Kriegsende, alte Gebäude, Denkmäler, Kirchen, Höhlen und Stollen, Menschen aus längst vergangenen Zeiten, Schule und Lehrer, die Hafner sowie um „seine“ alten Römer und das Heimatmuseum u.v.a.m. Da kann ich nur aus eigener Erfahrung sagen: „Schaffe isch halt a Gschäft“ und das 30 Jahre lang.

Volkmar Schrenk † (Archiv Müller)
Die Zeit mit Volkmar Schrenk (13.01.1927 bis 14.04.2007): Er schrieb seinen ersten Bericht mit der Nummer 94 am 1. Februar 1989 mit dem Titel „Eine Verordnung aus dem Jahre 1826 / »… über die Verbesserung des Gesangs«“ und seinen letzten mit der Nummer und seinen letzten am 19. Mai 2006 mit der Headline „PRESSESCHAU (27): OBERKOCHEN IN DER LOKALZEITUNG 1888 – 1870“. Er hat sich gerne im Archiv der SCHWÄPO vergraben, um alte Schätze aus dem 19. Jahrhundert ans Tageslicht zu befördern. Wenn er das damals nicht getan hätte, stünden wir heute armselig da, denn die SCHWÄPO kann oder will heute nicht mehr den Zugang zum Archiv ermöglichen. In dieser Zeit brachte er es auf 116 Berichte, die sich thematisch deutlich von Didi’s Berichten abhoben. Er betrieb eine Art Presseschau zu den Jahren 1827 bis 1888, widmete sich dem Aalener Protokoll und beschrieb die ganz frühen Schulzeiten u.v.a.m.

Wilfried „Billie Wichai“ Müller (Archiv Müller)
Die Zeit mit Wilfried Müller (01.03.1952 bis „woiß mr no et“): 800 Berichte! Het I et denkt, dass des klappt. Da sage ich DANKE an alle, die mich seit Jahren unterstützen und wünsche mir noch ein paar Ideen und Material sowie die Schaffenskraft, dass des au no für 825 oder gar 850 langt. Im Alter wird man ja etwas bescheidener. Mein Bestreben ist es immer: klar strukturiert, leicht lesbar und mit etwas Humor durchsetzt zu schreiben. Ich liebe es lange und umfangreich zu recherchieren und dabei auf die Unterstützung und Erinnerung alter Oberkochener sowie auf die Schätze des Rathauses zurückzugreifen. Seien es Kindheitserinnerungen, Gastwirtschaften, alte Feste und besondere Tage, Ortsteile, Straßen, Autoren, Schulen und Lehrer, Wörter und Dialekt – ich lege Wert darauf Zusammenhänge zu erklären und aufzuzeigen, zu verdeutlichen, dass Geschichte ohne Geschichten langweilig ist, und dass der Begriff HEIMAT sehr vielschichtig ist. Und wenn die Berichte nicht selten etwas länger sind – sei’s drum – man hat ja in der Regel zwei Wochen Zeit, bis der nächste kommt. Also – machen wir so weiter ganz nach dem Motto von Goldenbauers Anna „Wamma no koa“…
Beginnen wir den Reigen der Statements (Die Reihenfolge ist durch den zeitlich bedingten Eingang entstanden):
Von der Reigschmeckte Nadja Schulz. „Seit vielen Jahren lese ich Ihre Berichte in Bürger und Gemeinde. Und ich möchte Ihnen einen großen Dank für Ihre hervorragende Arbeit aussprechen. Dank Ihrer Leistung habe ich vieles aus der Geschichte von Oberkochen, und nicht nur von Oberkochen, sondern auch aus der Geschichte Deutschlands erfahren, und zwar aus einem ganz anderen Blickwinkel. Ihre Berichte lassen mich in das Leben eines einzelnen Menschen hier vor Ort hineinschauen und so fühle ich mich hier zu Hause.“
Wolfgang Ritter, Dinkelsbühl. „Ich möchte Ihnen nur mal so nebenbei Danke sagen für die spannenden und interessanten Erzählungen aus der Oberkochener Geschichte im „Bürger und Gemeinde“. Viele Namen, Ortsangaben und Begebenheiten in ihren Erzählungen erinnern mich immer wieder an meine damals schöne Kindheit und Jugendzeit, die ich in Oberkochen hatte.“
Bürgermeister Peter Traub: „Ich denke, für fast alle Amtsblattleser sagen zu können, dass die/Deine Heimatberichte im Amtsblatt die Hauptspeise sind; selbst die eigentlichen amtlichen bzw. kirchlichen Nachrichten sind eher „Beilagen“. Alle, auch die jungen Leute, lesen die Heimatberichte mit großem Interesse, weil sie zum einen interessant und kurzweilig geschrieben, zum anderen aber auch informativ sind. Ich habe schon mit vielen Leuten geredet, die mir gesagt haben, dass sie dies oder jenes im Amtsblatt gelesen und noch nicht gewusst hätten. Für mich persönlich noch wichtiger: Die Heimatberichte bewahren ein Stück weit unsere Ortsgeschichte, die ansonsten schnell vergessen würde. Man vergisst in unserer schnelllebigen Zeit ohnehin zu schnell und zu viel… Kurzum: Die/Deine Heimatberichte sind das Salz in der Suppe.“
Bruno Brandstetter, ausgewanderter Oberkochner aus Aalen: „Der Freitag ist für uns, wenn der heimatkundliche Bericht vom „Billie” im „Blättle” kommt voller Spannung. Über was oder wen berichtet er wieder? Die Berichte werden von Dir akribisch, kriminalistisch, journalistisch sehr gut vorbereitet und nachgeprüft. Wir sind Dir dankbar, dass wir Altes, teilweise bereits Vergessenes, (so war‘s halt) wieder neu von Dir erfahren dürfen. So erfahren auch alte Oberkochener zu ihrer Überraschung oft „ebbes nuis” von früher. Für diese Berichte sind wir dir alle sehr dankbar mit dem Wunsch, dass der Wilfried noch lange schreibt und schreiben kann.“
Hermann Metz, Maschinenbau-Ing. und Lehrer i.R. aus Breisach: „Lieber Wilfried, allein schon Dein optimistischer Ausblick auf den 850sten Text zeigt uns, was für ein unnachgiebiger Oberkochener in Dir steckt. Das hat bestimmt damit zu tun, dass Du „no a zemlich jonger Schbond bisch“. An Deinen Ideen der letzten beiden Jahre erkennt man, dass so eine Heimatgeschichte von hundert unterschiedlichen Facetten lebt. Ich denke etwa an Deine Forschungen nach den Namensgebern, von denen man auf den vielen Oberkochener Straßenschildern liest. Vor manchem davon bin schon gestanden und „han´s aaglotzt wia dr Ox d´Abodeek“. Nun weiß ich Bescheid. Was denke ich, wenn ich ´s Blättle aufschlage? Ich habe immer wieder gedacht: Oberkochen einmal als Stadtgebilde zu analysieren, wäre bestimmt eine gute Idee, auch wenn es dafür ein paar eingeborene Mithelfer bräuchte.“
Dr. Dieter Wieland aus Speyer. „Die heimatkundlichen Berichte sind sorgfältig recherchiert und exzellent geschrieben. Für mich als Ex-Oberkochener, der seit vielen Jahren nicht mehr in Oberkochen lebt, sind diese Berichte eine wunderbare Reminiszenz an meine Kindheits- und Jugendjahre. Diese Berichte sind auch eine Einladung, Oberkochen immer mal wieder zu besuchen und zu beobachten, wie sich die Stadt weiterentwickelt hat.“
Georg „Schorsch“ Brunnhuber, Ehrenbürger in Oberkochen. „Historisches und interessantes aus Oberkochen. Als Dietrich „Didi“ Bantel vor vielen Jahren damit begonnen hat Geschichten und historische Ereignisse aus Oberkochen im Amtsblatt Bürger und Gemeinde zu veröffentlichen, gab es manchen Kritiker, der unkte, dass dies nicht lange währt! Doch das war ein großer Irrtum! Inzwischen gibt es demnächst den 800ten Bericht und es geht immer noch weiter! Besonders erfreulich ist, dass nach dem Tode von Didi Bantel sein ehemaliger Schüler Wilfried Müller die Serie erfolgreich weiterführt! Nicht nur ich, sondern auch viele Oberkochener warten schon auf neue Geschichten und Beschreibungen aus dem Alten und Neuen Oberkochen! Lieber Wichai mach weiter so!“
Wilfried Preuß aus Herford und was mir diese Berichtreihe bedeutet. „Sie gibt mir immer wieder das Gefühl, durch meinen Wegzug aus Oberkochen, etwas stark Emotionales hinter mir gelassen zu haben. Viele Orte sind stark mit Erlebnissen verknüpft wie das Jugendwohnheim vom Zeiss, wo wir unsere ersten Tanzvergnügen hatten, oder die Hütte vom Holza Hannes. Oder das Kinderfest auf dem „Berg“, den Beat Club, die Freigabe des Volkmarsberg 1961 durch die US-Army, den „Wiesraus“ oder an die Entdeckung der Brunnenhöhle oder die Fritz-Leitz-Stollen, sowie den vermuteten Höhlen beim Kocherursprung u.a.m.. Wenn ich dann die Berichte lese, denke ich teils wehmütig an meine Oberkochener Zeit. Interessant für mich ist auch, wie andere Personen und Orte aus Oberkochen schildern und diese mit den eigenen verbliebenen Eindrücken vergleicht. Es ist jedes Mal interessant für mich, diese Zeiten aus anderer Sichtweise wieder beschrieben zu bekommen. Ich vergleiche die Schilderung der Berichte zu Vergangenem mit meinen eigenen Erfahrungen und Erlebnissen in Oberkochen. Oft werden auch mir bekannte Örtlichkeiten erwähnt oder gar im Bild gezeigt, und dann schwelge ich wieder in angenehme Erinnerung an Oberkochen. Zur Wiedereröffnung des Volkmarsbergs 1961 habe ich mich heute an folgendes erinnert: Meine Brüder „organisierten“ von den Hinterlassenschaften der Amis viele Meter zwei-adriges schwarz isoliertes Kabel. Dieses verwendeten wir zu vielerlei Zwecken, so auch zu einer Hochantenne fürs Radio – wir konnten sogar Australien empfangen! Darum erwarte ich immer sehnsüchtig jeden neuen Bericht vom Heimatverein – leider nicht mehr auf der Website, aber hoffentlich bald wieder.“
Prof. Dr. Thomas Vilgis, Physiker aus Mainz. „Das Amtsblatt. Bei mir kommt das „Blättle“ immer samstags mit der Post. Seit langem bin ich Abonnent des Oberkochener Amtsblatts und halte mich so knapp südlich des Weißwurschtäquators über das Geschehen in meiner alten, tüchtig florierenden Heimat auf dem Laufenden. Ich staune immer wieder, was aus dem einstigen Dorf für ein Wirtschaftsfaktor geworden ist, was alles da ist, was man unter den Begriffen „Mittelstand und Wachstum“ verstehen kann. Einschließlich eines Weltkonzerns, der daran einen erheblichen Anteil hat. Oberkochen wurde und ist ein Musterstädtle im Musterländle.
Aber da sind auch noch die Berichte des Heimatvereins. Wilfried sei Dank, sie gehören für mich natürlich zu den Highlights des Amtsblatts. Was Wilfried „Billie Wichai“, ein wahrlich würdigerer Nachfolger den legendären Dietrich Bantel, dort regelmäßig zu Tage fördert, ist mehr als erstaunlich. Jeder Bericht löst bei mir eine gedankliche Zeitreise aus. Nicht selten werde ich bei so manchen Absätzen um Jahrzehnte zurück katapultiert. Scheinbar vergessene Gegebenheiten tauchen wie aus dem Nichts aus den letzten Ecken des Gehirns auf, begleitet von den Gerüchen aus Mutters Küche, des muffigen Parfums des Fuchsbaus der Dreißentalschule und sogar Zigarettenqualm und Bierdunst des damaligen „Café Muh“ reizen unvermittelt die Augen, fehlt nur noch das gegrillte Ražnjići, das gleich aus der Küche hinterm Tresen serviert wird. Also, weiter so, Wilfried, die Nummer 1000 schaffst Du locker. Die Berichte regten mich öfters zu einem Spaziergang in Oberkochen an. Nicht live, sondern per Streetview bei Googlemaps. Dort gelangt man nicht an alle Ecken des Städtchens, meinen alten Schulweg kann ich so klickend nicht laufen, aber lässt vieles erahnen: Neues und Altes in Gelassenheit vereint. Es wäre doch wieder mal an der Zeit, wieder „in echt“ und auf zwei Beinen durch Oberkochen zu schlendern.“ (Hat er inzwischen auch geschafft!)
Wolfram Schröder, heute Berlin – früher Sonnenbergstraße 30. „Bei der Gelegenheit möchte ich Dir meinen Dank aussprechen für Dein unermüdliches heimatkundliches Wirken. Gerade für ehemalige Oberkochener, die wie ich vor über fünf Jahrzehnten aus Oberkochen weggezogen sind, und nur sporadisch Kontakt in die alte Heimat haben, entfalten die vom Heimatverein veröffentlichten Berichte eine ungeahnte Bindungswirkung.“
Reinhold Vogel, Revierförster und Kommunalpolitiker aus Oberkochen. „Nachdem der 800te Bericht der Reihe „Heimatkundliche Berichte“ ansteht, möchte ich meine Freude darüber ausdrücken, dass unser fleißiger Schreiber und Verfasser Wilfried „Billie Wichai“ Müller vom Sonnenberg unser Amtsblatt in besonderer Weise bereichert. Seine Ausführungen sind hoch interessant, sehr lehrreich, immer fundiert, hervorragend recherchiert und sehr unterhaltsam, auch mal lustig. Egal um welches Thema es sich handelt, man erfährt immer noch etwas, das man noch nicht wusste. Herzlichen Dank dafür und ich freue mich schon auf die nächsten 800 Ausgaben.“
Richard Burger, aktiver umtriebiger Unruheständler aus Oberkochen. „800 Berichte “Geschichte, Landschaft, Alltag” im “Blättle”! Eine wahrhaft stolze Zahl. Es gibt nicht wenige Oberkochnerinnen und Oberkochener, die am Freitag das “Blättle” zuerst nach einem Bericht aus dieser Reihe durchblättern und enttäuscht sind, wenn in der Ausgabe keiner steht. Die meisten dieser Berichte stammen von Dietrich Bantel, ab Dezember 2006 taucht der Name Wichai oder Billie vom Sonnenberg auf. Ab Februar 2018 ist dieser ausschließlich für den Inhalt verantwortlich — 165 stammen inzwischen aus seiner Feder oder wurden von ihm zusammengestellt. Und nun steht der 800. Bericht an. Ich halte diese Reihe deshalb für überaus wichtig, weil hier Geschichten über Menschen, Begebenheiten, Orte zusammengetragen werden, die sonst in Vergessenheit geraten würden, denn die Zeitzeugen werden immer weniger. Und ohne Geschichte haben wir keine Zukunft. Es lässt sich kaum ermessen, wie viele Stunden, Tage, Wochen Billie dafür Archive durchforsten und wie viel mühselige Kleinarbeit investiert werden musste, wie viele Gespräche geführt und Mails hin- und hergeschrieben wurden, ehe ein Bericht fertig wurde. Dass durch die Fülle des Materials manchmal ein Bericht etwas lang gerät — geschenkt. Dass sich dabei auch Ungereimtheiten, Widersprüche und vermeintliche oder objektive Fehler einschleichen, ist fast logisch, denn so manche Begebenheit stellt sich in der Erinnerung verschiedener Zeitzeugen völlig unterschiedlich dar. Deshalb finde ich es interessant, wenn sich daraus Diskussionen und Nachträge ergeben. Dietrich Bantel hat in seinen Berichten oft die ganz, ganz frühe Geschichte Oberkochens beleuchtet. Da Billie so etwa meine Altersklasse ist, finde ich besonders interessant, dass er oft Begebenheiten aus den 50er‑, 60er‑, 70er- und 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts behandelt und ich sie mit meinen eigenen Erinnerungen vergleichen kann. Fazit: Ein wichtiger Beitrag, die Geschichte vor dem Vergessen zu bewahren, Hut ab vor dieser Arbeit, Glückwunsch zum 800. Bericht und viel Élan für die nächsten 100.“
Billie: Ich verfolge auch die Absicht, den Leser dazu zu bringen, sich an eigene Erlebnisse zu erinnern. Wir mir scheint gelingt mir das auch und so lassen wir Richard weiter berichten:
„Durch Deine Berichte in BuG, die ja häufig “meine Zeit” umfassen, kommen mir auch wieder Erinnerungen in den Sinn. Zur Molke fällt mir ein, dass auch ich als Kind mit einer Milchkanne bewaffnet vom Nelkenweg aus zur Molke gelaufen bin. Dort gab es eine Art Schalter, vor dem man anstehen musste. Dahinter stand meines Wissens Linus Holz und gab die Milch aus. Hinter ihm lief die Milch über Kühlschlangen herunter, was ich faszinierend fand. Er füllte die Kanne — zwei Liter für 84 Pfennig! Meine Mutter gab mir immer eine Mark mit und für die restlichen 16 Pfennig durfte ich mir am Enepetz-Kiosk in der Bahnhofstraße bei der Kocherbrücke Süßigkeiten kaufen. Entweder 16 Gummibärchen — ein Pfennig das Stück oder 8 Brausestäbchen — zwei Pfennig das Stück. Diese waren in großen Gläsern offen verstaut und wurden von Frau Wilhelmine Enepetz einzeln rausgezählt und da hingelegt, wo ich die 16 Pfennig hingelegt hatte. Heutzutage aus hygienischen Gründen völlig undenkbar. Damals war das normal und wir haben das überlebt. Natürlich hat man, als man älter war auch versucht, die Milchkanne im Kreis zu schleudern, ohne dass Milch rauslief. Sogar ohne Deckel! Schon damals hatte ich intuitiv die Sache mit der Zentrifugal- und Zentripetalkraft verstanden.“
Gerda Böttger, Ehrenbürgerin und eine soziale Säule in Oberkochen. „Ein Freitag ohne Amtsblatt bedeutet Entzugserscheinungen, sprich schlechte Laune. Als Ureinwohnerin, die die Entwicklung Oberkochens vom kleinen Dorf zur Kleinstadt bewusst erleben konnte, ist neben der Tageszeitung die wöchentliche lokale Information immer wichtig. Seit ich denken kann, interessieren mich die Menschen und die intakte Umgebung, in der wir wohnen. Mir imponiert es sehr, dass man mit Wilfried Müller einen Chronisten an der Seite hat, dem Oberkochens Geschichte viel bedeutet und der dies auch zum Ausdruck bringt! Mach weiter so!“
Peter Meroth, Journalist aus Berlin. „Hätte sehr gerne einen journalistischen Abriss über die Arbeit von Dietrich Bantel, Wilfried Müller und Volkmar Schrenk geliefert – jedoch ist die Website des Heimatvereins für Recherchen nicht mehr zugänglich.“
Wolfgang „Jagger“ Jäger, Kriminaldirektor a.D. und Hobby-DJ aus Freiburg. „Ohne Dich und Deine Berichte wären meine Kindheits- und Jugenderinnerungen nur halb so intensiv. Yesterday war nicht alles, aber vieles besser.“
Abschließend nochmals ein Statement zum Thema „Archive der lokalen Presse“: Seit 2020 habe ich erfolglos versucht Zugang zum Archiv der „Schwäpo“ in Aalen zu bekommen. Über den Redaktionsleiter Jürgen Steck, die Redakteurin Ulrike Schneider, die Geschäftsführung Dr. Constanze van Overdam und auch über den neuen Chef-Redakteur Constantin Blaß. Anfangs wurde noch argumentiert z.B.: „Alle sind im Home-Office, das Archiv sei nicht mehr zugänglich und überhaupt und sowieso….“. Weitere Nachfragen bis ins Jahr 2024 wurden dann gleich gar nicht mehr beantwortet. Möglicherweise bin ich inzwischen eine „Persona non grata“ geworden. Woiß mrs? Für mich es ist nichts Ehrenrühriges dicke Bretter zu bohren und so habe ich beim Wettbewerber „Aalener Volkszeitung“ (Teil der Schwäbischen Zeitung) mein Glück versucht und die Antwort machte mich dann doch sprachlos. Das Archiv sei aufgelöst und ansonsten nur noch ab 2004 aufwärts digital abrufbar. Beide Verlage scheinen da kein richtiges Gespür zu haben und die Volkszeitung verwies mich an die Stadtarchive AALEN und ELLWANGEN. Wenn unser Heimatverein alles „Alte“ wegwerfen würde und nur noch Dinge ab dem Jahr 2000 zeigen würde – das wäre dann mit der verlegerischen Herangehensweise zum Thema Archiv vergleichbar. Das bedeutet ganz einfach – es kann nicht mehr in der Vergangenheit recherchiert werden – „Gut Naaacht om Sechse“ oder „Das Archiv stirbt zuerst“. Denn eins ist klar: Was nicht im Archiv zu finden ist, hat nie existiert bzw. ist nie geschehen!
Nachdem jetzt älles gschwätzt isch, kann der Jubiläumsbericht am 7. Juni 2024 mit der Nummer 800 kommen, in dem ich einiges über den ruhmreichen 1. FCO zusammengetragen habe.
Wilfried Wichai Müller „Billie vom Sonnenberg“