Intro. „Et gschimpft isch globt gnuag“. Diese schwä­bi­sche (Un)Tugend wollen wir heute mal beisei­te­las­sen. Ich beschrei­be kurz die erfolg­rei­chen Jahre dieser Reihe und lasse danach die Leser­schaft zu Wort kommen. Über das wenige Negati­ve sehen wir heute geflis­sent­lich hinweg – denn die Mehrheit, und die schweigt nicht immer, ist der Reihe sehr positiv gegen­über einge­stellt. Der 800te Bericht nächs­te Woche wird dem Thema „1. FCO“ gewid­met sein.

Alt-Bürger­meis­ter Gustav Bosch † (Archiv Müller)

Die Anfän­ge. Am 22. Januar 1988 erschien der Bericht mit der Nr. 1 und dem Titel „Oberko­chen 1876 – ältes­te Aufnah­me“ von Dietrich Bantel. Diese Reihe wurde bis heute fortge­schrie­ben und ist eine Erfolgs­ge­schich­te des Heimat­ver­eins Oberko­chen. Auch das Amtsblatt druckt diese Berich­te immer gerne ab und hat damit im Bereich der Amtsblät­ter im Ostalb­kreis ein Allein­stel­lungs­merk­mal. Als weit und breit noch niemand einen Gedan­ken an die Gründung eines Heimat­ver­eins verfolg­te, griff der frühe­re Bürger­meis­ter Gustav Bosch gerne selbst zur Feder und schrieb über die alten Zeiten. Ich erinne­re an seine Berich­te über die wichtigs­ten Oberko­che­ner Gasthäu­ser. Auch ermun­ter­te er andere wie z.B. Franz Balle seine „Blätter zu einem Oberko­che­ner Heimat­büch­lein“ im Amtsblatt zu veröffentlichen.

Dietrich „Didi“ Bantel † (Archiv Müller)

Die Zeit mit Dietrich Didi Bantel (25.07.1935 bis 06.03.2018): Er schrieb, sage und schrei­be, in 30 Jahren, allein oder zusam­men mit anderen, 429 Berich­te und verant­wor­te­te noch einige mehr. Sein erster Bericht vom 22. Januar 1988 handel­te vom ersten Bild unseres Oberko­chens aus dem Jahr 1847“. Sein letzter Bericht mit der Nr. 688 vom 9. Febru­ar 2018 hatte den Titel „Ein Oberkoch­ner im I. Weltkrieg“ und darin wird über Otto Hassin­ger geschrie­ben. Dazwi­schen ging es um Kriegs­ta­ge­bü­cher, um Gaststät­ten, das Kriegs­en­de, alte Gebäu­de, Denkmä­ler, Kirchen, Höhlen und Stollen, Menschen aus längst vergan­ge­nen Zeiten, Schule und Lehrer, die Hafner sowie um „seine“ alten Römer und das Heimat­mu­se­um u.v.a.m. Da kann ich nur aus eigener Erfah­rung sagen: „Schaf­fe isch halt a Gschäft“ und das 30 Jahre lang.

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Volkmar Schrenk † (Archiv Müller)

Die Zeit mit Volkmar Schrenk (13.01.1927 bis 14.04.2007): Er schrieb seinen ersten Bericht mit der Nummer 94 am 1. Febru­ar 1989 mit dem Titel „Eine Verord­nung aus dem Jahre 1826 / »… über die Verbes­se­rung des Gesangs«“ und seinen letzten mit der Nummer und seinen letzten am 19. Mai 2006 mit der Headline „PRESSESCHAU (27): OBERKOCHEN IN DER LOKALZEITUNG 1888 – 1870“. Er hat sich gerne im Archiv der SCHWÄPO vergra­ben, um alte Schät­ze aus dem 19. Jahrhun­dert ans Tages­licht zu beför­dern. Wenn er das damals nicht getan hätte, stünden wir heute armse­lig da, denn die SCHWÄPO kann oder will heute nicht mehr den Zugang zum Archiv ermög­li­chen. In dieser Zeit brach­te er es auf 116 Berich­te, die sich thema­tisch deutlich von Didi’s Berich­ten abhoben. Er betrieb eine Art Presse­schau zu den Jahren 1827 bis 1888, widme­te sich dem Aalener Proto­koll und beschrieb die ganz frühen Schul­zei­ten u.v.a.m.

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Wilfried „Billie Wichai“ Müller (Archiv Müller)

Die Zeit mit Wilfried Müller (01.03.1952 bis „woiß mr no et“): 800 Berich­te! Het I et denkt, dass des klappt. Da sage ich DANKE an alle, die mich seit Jahren unter­stüt­zen und wünsche mir noch ein paar Ideen und Materi­al sowie die Schaf­fens­kraft, dass des au no für 825 oder gar 850 langt. Im Alter wird man ja etwas beschei­de­ner. Mein Bestre­ben ist es immer: klar struk­tu­riert, leicht lesbar und mit etwas Humor durch­setzt zu schrei­ben. Ich liebe es lange und umfang­reich zu recher­chie­ren und dabei auf die Unter­stüt­zung und Erinne­rung alter Oberko­che­ner sowie auf die Schät­ze des Rathau­ses zurück­zu­grei­fen. Seien es Kindheits­er­in­ne­run­gen, Gastwirt­schaf­ten, alte Feste und beson­de­re Tage, Ortstei­le, Straßen, Autoren, Schulen und Lehrer, Wörter und Dialekt – ich lege Wert darauf Zusam­men­hän­ge zu erklä­ren und aufzu­zei­gen, zu verdeut­li­chen, dass Geschich­te ohne Geschich­ten langwei­lig ist, und dass der Begriff HEIMAT sehr vielschich­tig ist. Und wenn die Berich­te nicht selten etwas länger sind – sei’s drum – man hat ja in der Regel zwei Wochen Zeit, bis der nächs­te kommt. Also – machen wir so weiter ganz nach dem Motto von Golden­bau­ers Anna „Wamma no koa“…

Begin­nen wir den Reigen der State­ments (Die Reihen­fol­ge ist durch den zeitlich beding­ten Eingang entstanden):

Von der Reigschmeck­te Nadja Schulz. „Seit vielen Jahren lese ich Ihre Berich­te in Bürger und Gemein­de. Und ich möchte Ihnen einen großen Dank für Ihre hervor­ra­gen­de Arbeit ausspre­chen. Dank Ihrer Leistung habe ich vieles aus der Geschich­te von Oberko­chen, und nicht nur von Oberko­chen, sondern auch aus der Geschich­te Deutsch­lands erfah­ren, und zwar aus einem ganz anderen Blick­win­kel. Ihre Berich­te lassen mich in das Leben eines einzel­nen Menschen hier vor Ort hinein­schau­en und so fühle ich mich hier zu Hause.“
Wolfgang Ritter, Dinkels­bühl. „Ich möchte Ihnen nur mal so neben­bei Danke sagen für die spannen­den und inter­es­san­ten Erzäh­lun­gen aus der Oberko­che­ner Geschich­te im „Bürger und Gemein­de“. Viele Namen, Ortsan­ga­ben und Begeben­hei­ten in ihren Erzäh­lun­gen erinnern mich immer wieder an meine damals schöne Kindheit und Jugend­zeit, die ich in Oberko­chen hatte.“
Bürger­meis­ter Peter Traub: „Ich denke, für fast alle Amtsblatt­le­ser sagen zu können, dass die/Deine Heimat­be­rich­te im Amtsblatt die Haupt­spei­se sind; selbst die eigent­li­chen amtli­chen bzw. kirch­li­chen Nachrich­ten sind eher „Beila­gen“. Alle, auch die jungen Leute, lesen die Heimat­be­rich­te mit großem Inter­es­se, weil sie zum einen inter­es­sant und kurzwei­lig geschrie­ben, zum anderen aber auch infor­ma­tiv sind. Ich habe schon mit vielen Leuten geredet, die mir gesagt haben, dass sie dies oder jenes im Amtsblatt gelesen und noch nicht gewusst hätten. Für mich persön­lich noch wichti­ger: Die Heimat­be­rich­te bewah­ren ein Stück weit unsere Ortsge­schich­te, die ansons­ten schnell verges­sen würde. Man vergisst in unserer schnell­le­bi­gen Zeit ohnehin zu schnell und zu viel… Kurzum: Die/Deine Heimat­be­rich­te sind das Salz in der Suppe.“
Bruno Brand­stet­ter, ausge­wan­der­ter Oberkoch­ner aus Aalen: „Der Freitag ist für uns, wenn der heimat­kund­li­che Bericht vom „Billie” im „Blätt­le” kommt voller Spannung. Über was oder wen berich­tet er wieder? Die Berich­te werden von Dir akribisch, krimi­na­lis­tisch, journa­lis­tisch sehr gut vorbe­rei­tet und nachge­prüft. Wir sind Dir dankbar, dass wir Altes, teilwei­se bereits Verges­se­nes, (so war‘s halt) wieder neu von Dir erfah­ren dürfen. So erfah­ren auch alte Oberko­che­ner zu ihrer Überra­schung oft „ebbes nuis” von früher. Für diese Berich­te sind wir dir alle sehr dankbar mit dem Wunsch, dass der Wilfried noch lange schreibt und schrei­ben kann.“
Hermann Metz, Maschi­nen­bau-Ing. und Lehrer i.R. aus Breisach: „Lieber Wilfried, allein schon Dein optimis­ti­scher Ausblick auf den 850sten Text zeigt uns, was für ein unnach­gie­bi­ger Oberko­che­ner in Dir steckt. Das hat bestimmt damit zu tun, dass Du „no a zemlich jonger Schbond bisch“. An Deinen Ideen der letzten beiden Jahre erkennt man, dass so eine Heimat­ge­schich­te von hundert unter­schied­li­chen Facet­ten lebt. Ich denke etwa an Deine Forschun­gen nach den Namens­ge­bern, von denen man auf den vielen Oberko­che­ner Straßen­schil­dern liest. Vor manchem davon bin schon gestan­den und „han´s aaglotzt wia dr Ox d´Abodeek“. Nun weiß ich Bescheid. Was denke ich, wenn ich ´s Blätt­le aufschla­ge? Ich habe immer wieder gedacht: Oberko­chen einmal als Stadt­ge­bil­de zu analy­sie­ren, wäre bestimmt eine gute Idee, auch wenn es dafür ein paar einge­bo­re­ne Mithel­fer bräuch­te.“
Dr. Dieter Wieland aus Speyer. „Die heimat­kund­li­chen Berich­te sind sorgfäl­tig recher­chiert und exzel­lent geschrie­ben. Für mich als Ex-Oberko­che­ner, der seit vielen Jahren nicht mehr in Oberko­chen lebt, sind diese Berich­te eine wunder­ba­re Reminis­zenz an meine Kindheits- und Jugend­jah­re. Diese Berich­te sind auch eine Einla­dung, Oberko­chen immer mal wieder zu besuchen und zu beobach­ten, wie sich die Stadt weiter­ent­wi­ckelt hat.“
Georg „Schorsch“ Brunn­hu­ber, Ehren­bür­ger in Oberko­chen.Histo­ri­sches und inter­es­san­tes aus Oberko­chen. Als Dietrich „Didi“ Bantel vor vielen Jahren damit begon­nen hat Geschich­ten und histo­ri­sche Ereig­nis­se aus Oberko­chen im Amtsblatt Bürger und Gemein­de zu veröf­fent­li­chen, gab es manchen Kriti­ker, der unkte, dass dies nicht lange währt! Doch das war ein großer Irrtum! Inzwi­schen gibt es demnächst den 800ten Bericht und es geht immer noch weiter! Beson­ders erfreu­lich ist, dass nach dem Tode von Didi Bantel sein ehema­li­ger Schüler Wilfried Müller die Serie erfolg­reich weiter­führt! Nicht nur ich, sondern auch viele Oberko­che­ner warten schon auf neue Geschich­ten und Beschrei­bun­gen aus dem Alten und Neuen Oberko­chen! Lieber Wichai mach weiter so!“
Wilfried Preuß aus Herford und was mir diese Bericht­rei­he bedeu­tet. „Sie gibt mir immer wieder das Gefühl, durch meinen Wegzug aus Oberko­chen, etwas stark Emotio­na­les hinter mir gelas­sen zu haben. Viele Orte sind stark mit Erleb­nis­sen verknüpft wie das Jugend­wohn­heim vom Zeiss, wo wir unsere ersten Tanzver­gnü­gen hatten, oder die Hütte vom Holza Hannes. Oder das Kinder­fest auf dem „Berg“, den Beat Club, die Freiga­be des Volkmars­berg 1961 durch die US-Army, den „Wiesraus“ oder an die Entde­ckung der Brunnen­höh­le oder die Fritz-Leitz-Stollen, sowie den vermu­te­ten Höhlen beim Kocher­ur­sprung u.a.m.. Wenn ich dann die Berich­te lese, denke ich teils wehmü­tig an meine Oberko­che­ner Zeit. Inter­es­sant für mich ist auch, wie andere Perso­nen und Orte aus Oberko­chen schil­dern und diese mit den eigenen verblie­be­nen Eindrü­cken vergleicht. Es ist jedes Mal inter­es­sant für mich, diese Zeiten aus anderer Sicht­wei­se wieder beschrie­ben zu bekom­men. Ich verglei­che die Schil­de­rung der Berich­te zu Vergan­ge­nem mit meinen eigenen Erfah­run­gen und Erleb­nis­sen in Oberko­chen. Oft werden auch mir bekann­te Örtlich­kei­ten erwähnt oder gar im Bild gezeigt, und dann schwel­ge ich wieder in angeneh­me Erinne­rung an Oberko­chen. Zur Wieder­eröff­nung des Volkmars­bergs 1961 habe ich mich heute an folgen­des erinnert: Meine Brüder „organi­sier­ten“ von den Hinter­las­sen­schaf­ten der Amis viele Meter zwei-adriges schwarz isolier­tes Kabel. Dieses verwen­de­ten wir zu vieler­lei Zwecken, so auch zu einer Hochan­ten­ne fürs Radio – wir konnten sogar Austra­li­en empfan­gen! Darum erwar­te ich immer sehnsüch­tig jeden neuen Bericht vom Heimat­ver­ein – leider nicht mehr auf der Website, aber hoffent­lich bald wieder.“
Prof. Dr. Thomas Vilgis, Physi­ker aus Mainz. „Das Amtsblatt. Bei mir kommt das „Blätt­le“ immer samstags mit der Post. Seit langem bin ich Abonnent des Oberko­che­ner Amtsblatts und halte mich so knapp südlich des Weißwurscht­äqua­tors über das Gesche­hen in meiner alten, tüchtig florie­ren­den Heimat auf dem Laufen­den. Ich staune immer wieder, was aus dem einsti­gen Dorf für ein Wirtschafts­fak­tor gewor­den ist, was alles da ist, was man unter den Begrif­fen „Mittel­stand und Wachs­tum“ verste­hen kann. Einschließ­lich eines Weltkon­zerns, der daran einen erheb­li­chen Anteil hat. Oberko­chen wurde und ist ein Muster­städt­le im Muster­länd­le.
Aber da sind auch noch die Berich­te des Heimat­ver­eins. Wilfried sei Dank, sie gehören für mich natür­lich zu den Highlights des Amtsblatts. Was Wilfried „Billie Wichai“, ein wahrlich würdi­ge­rer Nachfol­ger den legen­dä­ren Dietrich Bantel, dort regel­mä­ßig zu Tage fördert, ist mehr als erstaun­lich. Jeder Bericht löst bei mir eine gedank­li­che Zeitrei­se aus. Nicht selten werde ich bei so manchen Absät­zen um Jahrzehn­te zurück katapul­tiert. Schein­bar verges­se­ne Gegeben­hei­ten tauchen wie aus dem Nichts aus den letzten Ecken des Gehirns auf, beglei­tet von den Gerüchen aus Mutters Küche, des muffi­gen Parfums des Fuchs­baus der Dreißen­tal­schu­le und sogar Zigaret­ten­qualm und Bierdunst des damali­gen „Café Muh“ reizen unver­mit­telt die Augen, fehlt nur noch das gegrill­te Ražnjići, das gleich aus der Küche hinterm Tresen serviert wird. Also, weiter so, Wilfried, die Nummer 1000 schaffst Du locker. Die Berich­te regten mich öfters zu einem Spazier­gang in Oberko­chen an. Nicht live, sondern per Street­view bei Google­maps. Dort gelangt man nicht an alle Ecken des Städt­chens, meinen alten Schul­weg kann ich so klickend nicht laufen, aber lässt vieles erahnen: Neues und Altes in Gelas­sen­heit vereint. Es wäre doch wieder mal an der Zeit, wieder „in echt“ und auf zwei Beinen durch Oberko­chen zu schlen­dern.“ (Hat er inzwi­schen auch geschafft!)
Wolfram Schrö­der, heute Berlin – früher Sonnen­berg­stra­ße 30. „Bei der Gelegen­heit möchte ich Dir meinen Dank ausspre­chen für Dein unermüd­li­ches heimat­kund­li­ches Wirken. Gerade für ehema­li­ge Oberko­che­ner, die wie ich vor über fünf Jahrzehn­ten aus Oberko­chen wegge­zo­gen sind, und nur spora­disch Kontakt in die alte Heimat haben, entfal­ten die vom Heimat­ver­ein veröf­fent­lich­ten Berich­te eine ungeahn­te Bindungs­wir­kung.“
Reinhold Vogel, Revier­förs­ter und Kommu­nal­po­li­ti­ker aus Oberko­chen. „Nachdem der 800te Bericht der Reihe „Heimat­kund­li­che Berich­te“ ansteht, möchte ich meine Freude darüber ausdrü­cken, dass unser fleißi­ger Schrei­ber und Verfas­ser Wilfried „Billie Wichai“ Müller vom Sonnen­berg unser Amtsblatt in beson­de­rer Weise berei­chert. Seine Ausfüh­run­gen sind hoch inter­es­sant, sehr lehrreich, immer fundiert, hervor­ra­gend recher­chiert und sehr unter­halt­sam, auch mal lustig. Egal um welches Thema es sich handelt, man erfährt immer noch etwas, das man noch nicht wusste. Herzli­chen Dank dafür und ich freue mich schon auf die nächs­ten 800 Ausga­ben.“
Richard Burger, aktiver umtrie­bi­ger Unruhe­ständ­ler aus Oberko­chen. „800 Berich­te “Geschich­te, Landschaft, Alltag” im “Blätt­le”! Eine wahrhaft stolze Zahl. Es gibt nicht wenige Oberkoch­ne­rin­nen und Oberko­che­ner, die am Freitag das “Blätt­le” zuerst nach einem Bericht aus dieser Reihe durch­blät­tern und enttäuscht sind, wenn in der Ausga­be keiner steht. Die meisten dieser Berich­te stammen von Dietrich Bantel, ab Dezem­ber 2006 taucht der Name Wichai oder Billie vom Sonnen­berg auf. Ab Febru­ar 2018 ist dieser ausschließ­lich für den Inhalt verant­wort­lich — 165 stammen inzwi­schen aus seiner Feder oder wurden von ihm zusam­men­ge­stellt. Und nun steht der 800. Bericht an. Ich halte diese Reihe deshalb für überaus wichtig, weil hier Geschich­ten über Menschen, Begeben­hei­ten, Orte zusam­men­ge­tra­gen werden, die sonst in Verges­sen­heit geraten würden, denn die Zeitzeu­gen werden immer weniger. Und ohne Geschich­te haben wir keine Zukunft. Es lässt sich kaum ermes­sen, wie viele Stunden, Tage, Wochen Billie dafür Archi­ve durch­fors­ten und wie viel mühse­li­ge Klein­ar­beit inves­tiert werden musste, wie viele Gesprä­che geführt und Mails hin- und herge­schrie­ben wurden, ehe ein Bericht fertig wurde. Dass durch die Fülle des Materi­als manch­mal ein Bericht etwas lang gerät — geschenkt. Dass sich dabei auch Ungereimt­hei­ten, Wider­sprü­che und vermeint­li­che oder objek­ti­ve Fehler einschlei­chen, ist fast logisch, denn so manche Begeben­heit stellt sich in der Erinne­rung verschie­de­ner Zeitzeu­gen völlig unter­schied­lich dar. Deshalb finde ich es inter­es­sant, wenn sich daraus Diskus­sio­nen und Nachträ­ge ergeben. Dietrich Bantel hat in seinen Berich­ten oft die ganz, ganz frühe Geschich­te Oberko­chens beleuch­tet. Da Billie so etwa meine Alters­klas­se ist, finde ich beson­ders inter­es­sant, dass er oft Begeben­hei­ten aus den 50er‑, 60er‑, 70er- und 80er-Jahren des letzten Jahrhun­derts behan­delt und ich sie mit meinen eigenen Erinne­run­gen verglei­chen kann. Fazit: Ein wichti­ger Beitrag, die Geschich­te vor dem Verges­sen zu bewah­ren, Hut ab vor dieser Arbeit, Glück­wunsch zum 800. Bericht und viel Élan für die nächs­ten 100.“
Billie: Ich verfol­ge auch die Absicht, den Leser dazu zu bringen, sich an eigene Erleb­nis­se zu erinnern. Wir mir scheint gelingt mir das auch und so lassen wir Richard weiter berich­ten:
„Durch Deine Berich­te in BuG, die ja häufig “meine Zeit” umfas­sen, kommen mir auch wieder Erinne­run­gen in den Sinn. Zur Molke fällt mir ein, dass auch ich als Kind mit einer Milch­kan­ne bewaff­net vom Nelken­weg aus zur Molke gelau­fen bin. Dort gab es eine Art Schal­ter, vor dem man anste­hen musste. Dahin­ter stand meines Wissens Linus Holz und gab die Milch aus. Hinter ihm lief die Milch über Kühlschlan­gen herun­ter, was ich faszi­nie­rend fand. Er füllte die Kanne — zwei Liter für 84 Pfennig! Meine Mutter gab mir immer eine Mark mit und für die restli­chen 16 Pfennig durfte ich mir am Enepetz-Kiosk in der Bahnhof­stra­ße bei der Kocher­brü­cke Süßig­kei­ten kaufen. Entwe­der 16 Gummi­bär­chen — ein Pfennig das Stück oder 8 Brause­stäb­chen — zwei Pfennig das Stück. Diese waren in großen Gläsern offen verstaut und wurden von Frau Wilhel­mi­ne Enepetz einzeln rausge­zählt und da hinge­legt, wo ich die 16 Pfennig hinge­legt hatte. Heutzu­ta­ge aus hygie­ni­schen Gründen völlig undenk­bar. Damals war das normal und wir haben das überlebt. Natür­lich hat man, als man älter war auch versucht, die Milch­kan­ne im Kreis zu schleu­dern, ohne dass Milch rauslief. Sogar ohne Deckel! Schon damals hatte ich intui­tiv die Sache mit der Zentri­fu­gal- und Zentri­pe­tal­kraft verstan­den.“
Gerda Böttger, Ehren­bür­ge­rin und eine sozia­le Säule in Oberko­chen. „Ein Freitag ohne Amtsblatt bedeu­tet Entzugs­er­schei­nun­gen, sprich schlech­te Laune. Als Urein­woh­ne­rin, die die Entwick­lung Oberko­chens vom kleinen Dorf zur Klein­stadt bewusst erleben konnte, ist neben der Tages­zei­tung die wöchent­li­che lokale Infor­ma­ti­on immer wichtig. Seit ich denken kann, inter­es­sie­ren mich die Menschen und die intak­te Umgebung, in der wir wohnen. Mir imponiert es sehr, dass man mit Wilfried Müller einen Chronis­ten an der Seite hat, dem Oberko­chens Geschich­te viel bedeu­tet und der dies auch zum Ausdruck bringt! Mach weiter so!“
Peter Meroth, Journa­list aus Berlin. „Hätte sehr gerne einen journa­lis­ti­schen Abriss über die Arbeit von Dietrich Bantel, Wilfried Müller und Volkmar Schrenk gelie­fert – jedoch ist die Website des Heimat­ver­eins für Recher­chen nicht mehr zugäng­lich.“
Wolfgang „Jagger“ Jäger, Krimi­nal­di­rek­tor a.D. und Hobby-DJ aus Freiburg. „Ohne Dich und Deine Berich­te wären meine Kindheits- und Jugend­er­in­ne­run­gen nur halb so inten­siv. Yester­day war nicht alles, aber vieles besser.“

Abschlie­ßend nochmals ein State­ment zum Thema „Archi­ve der lokalen Presse“: Seit 2020 habe ich erfolg­los versucht Zugang zum Archiv der „Schwä­po“ in Aalen zu bekom­men. Über den Redak­ti­ons­lei­ter Jürgen Steck, die Redak­teu­rin Ulrike Schnei­der, die Geschäfts­füh­rung Dr. Constan­ze van Overdam und auch über den neuen Chef-Redak­teur Constan­tin Blaß. Anfangs wurde noch argumen­tiert z.B.: „Alle sind im Home-Office, das Archiv sei nicht mehr zugäng­lich und überhaupt und sowie­so….“. Weite­re Nachfra­gen bis ins Jahr 2024 wurden dann gleich gar nicht mehr beant­wor­tet. Mögli­cher­wei­se bin ich inzwi­schen eine „Perso­na non grata“ gewor­den. Woiß mrs? Für mich es ist nichts Ehren­rüh­ri­ges dicke Bretter zu bohren und so habe ich beim Wettbe­wer­ber „Aalener Volks­zei­tung“ (Teil der Schwä­bi­schen Zeitung) mein Glück versucht und die Antwort machte mich dann doch sprach­los. Das Archiv sei aufge­löst und ansons­ten nur noch ab 2004 aufwärts digital abruf­bar. Beide Verla­ge schei­nen da kein richti­ges Gespür zu haben und die Volks­zei­tung verwies mich an die Stadt­ar­chi­ve AALEN und ELLWANGEN. Wenn unser Heimat­ver­ein alles „Alte“ wegwer­fen würde und nur noch Dinge ab dem Jahr 2000 zeigen würde – das wäre dann mit der verle­ge­ri­schen Heran­ge­hens­wei­se zum Thema Archiv vergleich­bar. Das bedeu­tet ganz einfach – es kann nicht mehr in der Vergan­gen­heit recher­chiert werden – „Gut Naaacht om Sechse“ oder „Das Archiv stirbt zuerst“. Denn eins ist klar: Was nicht im Archiv zu finden ist, hat nie existiert bzw. ist nie geschehen!

Nachdem jetzt älles gschwätzt isch, kann der Jubilä­ums­be­richt am 7. Juni 2024 mit der Nummer 800 kommen, in dem ich einiges über den ruhmrei­chen 1. FCO zusam­men­ge­tra­gen habe.

Wilfried Wichai Müller „Billie vom Sonnenberg“

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