Einfüh­rung. Natür­lich wurde bereits in der Vergan­gen­heit hin und wieder über die eine oder andere Gaststät­te geschrie­ben. Aber noch nie etwas Zusam­men­hän­gen­des, etwas Ganzheit­li­ches – kurz gesagt – ein Überblick über all die Orte, an denen Mann und Frau und auch Jugend­li­che sich aus den unter­schied­lichs­ten Gründen getrof­fen haben. Und immer ging und geht es dabei um das sozia­le Mitein­an­der, das aktuell durch die sozia­len Medien und der indivi­du­el­len Verein­ze­lung doch etwas auf der Kippe steht.
Anmer­kung. Egal ob es um Wirtschaf­ten, Cafés, Pizze­ri­en, Bistros, Restau­rants oder Vereins­hei­me handelt – die Titel­rei­he heißt „Wirtschaf­ten in Oberko­chen“ + ganz nach dem Oberkoch­ne­ner Spruch: „I gang jetzt in d‘ Wirtschaft“.
Allge­mei­nes über die Gasthäu­ser. Eine Gaststät­te, auch „Gasthaus“, „Gasthof“, „Wirts­haus“, „Gastwirt­schaft“, „Wirtschaft“, „Kneipe“ oder „Schän­ke“, ist ein Betrieb im Gastge­wer­be, in dem Geträn­ke oder Speisen zum sofor­ti­gen Verzehr verkauft werden und der dafür eine Aufent­halts­mög­lich­keit bietet. Für den Aufent­halt der Gäste verfügt er über eine oder mehre­re „Gaststu­ben“ (auch „Wirts­stu­be“) sowie teils auch über einen „Gastgar­ten“ (auch „Biergar­ten“) oder eine Hausbar. Neben Gastro­no­mie wird manch­mal auch Beher­ber­gung („Gastzim­mer“) angebo­ten; die Erschei­nungs­form ist regio­nal unter­schied­lich – teils werden einzel­ne Formen je nach dem Vorhan­den­sein von Beher­ber­gung nament­lich unter­schie­den. Oft und vor allem im ländli­chen Raum sind auch andere Gastbe­triebs­ar­ten angeschlos­sen, etwa Räume für Festlich­kei­ten („Festsaal“), Tanzlo­ka­le, oder eine sport­li­che Infra­struk­tur wie Kegel­bah­nen und Kinder­spiel­plät­ze. Der Übergang zum gehobe­nen Hotel oder Restau­rant ist fließend und regio­nal unter­schied­lich. Aus Tradi­ti­ons­grün­den kann es vorkom­men, dass sich auch Betrie­be mit der Einrich­tung und Ausstat­tung erstklas­si­ger Hotels und Restau­rants als „Gasthof“ oder „Gasthaus“ bezeich­nen. Gaststät­ten, in denen nicht das Essen und Trinken im Vorder­grund steht, werden in Deutsch­land recht­lich als Vergnü­gungs­stät­te geführt. Eine Beson­der­heit stellt die „Besen­wirt­schaft“ dar, da sie ledig­lich saiso­nal über einen begrenz­ten Zeitraum geöff­net hat.
Auch im Film spiel­ten Gasthäu­ser eine große Rolle wie z.B. „Das Wirts­haus im Spessart“, „Das Weiße Rössl am Wolfgang­see“, „Das Wirts­haus von Dartmoor“, „Das Gasthaus an der Themse“, „Im Gasthaus zur Höhle des Löwen“ sowie „Im Gasthaus zum schar­fen Hirschen“ und vermut­lich einige andere mehr.
Die häufigs­ten Namen, die verwen­det werden, sind (nach einer Analy­se von über 55.000 Gaststät­ten) in Deutsch­land, in der Reihen­fol­ge Platz 1 bis 10, wie nachste­hend aufgelistet:

  • 01 Ratskel­ler
  • 02 Linde
  • 03 Krone
  • 04 Post
  • 05 Krug 
  • 06 Brauhaus
  • 07 Adler
  • 08 Mühle
  • 09 Dorfkrug
  • 10 Weinstu­be

Das ältes­te Gasthaus. Den Titel für Mittel­eu­ro­pa nimmt der „Stifts­kel­ler des Klosters St. Peter“ in Salzburg (erstmals 803 urkund­lich erwähnt) für sich in Anspruch. Das Guinness-Buch der Rekor­de führt die seit 1658 bestehen­de Gaststät­te „Röhrl“ in Eilsbrunn bei Regens­burg als „ältes­tes durch­ge­hend geöff­ne­tes Gasthaus der Welt“. Als „ältes­tes Gasthaus Deutsch­lands“ sehen sich auch die Tradi­ti­ons­gast­stät­ten „Zum Riesen“ in Milten­berg, „Zum roten Bären“ in Freiburg im Breis­gau und die „Herber­ge zum Löwen“ in Seelbach-Schönberg.

Das ältes­te Gasthaus der Welt: Der Stifts­kel­ler St. Peter in Salzburg – heute ein 1‑Hau­ben-Restau­rant (Archiv Müller)

Die ältes­ten Gasthäu­ser in Oberko­chen waren der „Hirsch“, das „Lamm“ und der „Ochsen“. Das Trauri­ge daran ist, dass eines abgeris­sen wurde und die anderen im Dornrös­chen­schlaf liegen und auf besse­re Zeiten warten. Aber inzwi­schen hat die Stadt das „Lamm“ und den „Ochsen“ gekauft und laut Amtsblatt vom Septem­ber 2023 laufen inzwi­schen die Planun­gen.
Im Jahr 1622 führten Joerg Speth den „Hirsch“, Melchi­or Feyl den „Ochsen“ und Johann Caspar Bezler das „Lamm“.

Vor 1953 Blick auf’s „Lamm“ mit Linden­brun­nen und „Ochsen“ / re Anwesen Weber (Kohls­eff) und die Kirchen­zei­le (Archiv Müller)

Rückblick von Christ­hard Schrenk (1984). In der Zeit um den I. Weltkrieg gab es bei uns rund 10 Wirts­häu­ser (+/-). Die „Bahnhofs­re­stau­ra­ti­on“ (D‘ Schell), die „Grube“, den „Grünen Baum“, den „Hirsch“, die „Krone“, das „Lamm“, den „Ochsen“, den „Pflug“ und das „Rössle“. Die Lizenz zum Brauen hatten der „Hirsch“, der „Ochsen“ und „d‘ Schell“. In allen Gaststät­ten wurden Geträn­ke ausge­schenkt und Vesper ausge­ge­ben, Mittag­essen waren da die Ausnah­me. In den z. T. recht großen Sälen spiel­te sich das gesel­li­ge, sozia­le und politi­sche Leben ab. Auch dienten sie den Handwer­kern als Treff­punkt, um ihre Geschäf­te abzuwi­ckeln oder geschäft­li­che Vorha­ben zu bespre­chen.
Bishe­ri­ge Berich­te zum Thema auf der Website des Heimat­ver­eins waren:
Nr. 5 D‘ Schell / Nr. 8 Krone / Nr. 13 Pflug / Nr. 16 Martha-Leitz-Haus / Nr. 20 Hirsch / Nr. 66 Haus Jooß Café Muh / Nr. 67 Lamm / Nr. 146 Ochsen / Nr. 172 Skihüt­te / Nr. 460 Volkmars­berg­hüt­te / Nr. 562 Sonne / Nr. 668 Hirsch
Anlass für die Idee zu dieser umfang­rei­chen Berichts­rei­he war das 140jährige Schank­recht, welches das Gasthaus „Pflug“ am 25.06.2019 feiern durfte, aber es doch nicht tat. Da fing ich an zu recher­chie­ren und ab dem Jahr 2021 begann ich, aus allen gesam­mel­ten Unter­la­gen, diesen umfang­rei­chen Bericht zu schrei­ben. Einige Orte werden relativ kurz abgehan­delt, andere bekom­men einen breite­ren Raum. Die Anzahl der Zeilen sagt nichts über die Stellung des Hauses im Ort oder die Quali­tät, die angebo­ten wird, sondern ist einfach nur das Ergeb­nis von Recher­chen und Unter­la­gen, die ich bekom­men habe oder eben nicht.
Auch hier gilt: Von viel kann ich viel, von wenig kann ich nur wenig und von nix kann ich gleich gar nix erzäh­len. Und eines bleibt noch anzumer­ken, vom Recher­che- und Schreib­auf­wand ist das bisher, neben den Berich­ten über das Dreißen­tal und das Hallen­bad, mit das Umfang­reichs­te, was über meinen Schreib­tisch gegan­gen ist.
Wie geh‘ ich’s an? Alpha­be­tisch? Nach Alter? Oder gar durch einen Spazier­gang durch den Ort am Bahnhof begin­nend? Das letzte­re war durch­aus mal eine Idee, die ich lange verfolg­te, die mir dann aber doch zu aufwen­dig erschien. Jetzt habe ich mich aber für eine Gruppie­rung entschie­den, die nicht allge­mein­gül­tig, sondern sehr subjek­tiv und meinem Hirn entsprun­gen ist:
Unsere Gasthäu­ser

Teil 1 bis 4: Das „Dreige­stirn“
Teil 5 bis 8: Die „Klassi­ker“
Teil 9: Die „Beson­de­ren“
Teil 10 bis 11: Die „Anderen“, Die „Verges­se­nen“, Auf die „Schnel­le“ und „Kaffee, Eis und Kuchen“

Unsere Vereins­hei­me

Teil 12 bis 13 Die „Vereins­hei­me“

Thema­tisch Besonderes

Teil 14 Besonderheiten

Wer hat in welchen Häusern verkehrt? Diese Angaben habe ich den alten Amtsblatt­aus­ga­ben der 50er bis 80er Jahre entnom­men sowie den Erinne­run­gen der Leser­schaft.
Inter­es­sant ist es auch, sich die Verwandt­schafts­ver­hält­nis­se anzuschau­en. Dann erkennt man, dass halt doch alles mit allem verbun­den war und man schon immer geschaut hat, dass „es Sach‘“ beiein­an­der­blieb oder man eine gute Partie machte und aus dieser Sicht auch Ehen abgeseg­net wurden.
Anmer­kung. Die Innen­städ­te, ob klein oder groß, ändern sich. Nicht nur die Läden verschwin­den, was von den Einwoh­nern mitun­ter bemän­gelt wird, aber gleich­zei­tig ändern sie ihr Einkaufs­ver­hal­ten nicht, um den „Nieder­gang“ oder die „Trans­for­ma­ti­on“ (auf Neu-Sprech) aufzu­hal­ten oder zu verlang­sa­men. Und die Pande­mie hat das ihre dazu beigetra­gen. Die Jünge­ren brauchen wohl auch kein Einkaufs­er­leb­nis mehr – sie lassen sich alles in unter­schied­li­chen Größen nach Hause schicken. S koscht ja fascht nix……
Dassel­be geschieht mit den Gasthäu­sern und Vereins­hei­men, ganz beson­ders mit jenen, die einhei­mi­sche schwä­bi­sche Küche anbie­ten. In Aalen kann man das beson­ders gut sehen. Meine Lieblings­lo­ka­le aus meinen jungen Jahren sind verschwun­den oder verän­dert worden:
„Hommel-Bäck, Falken, Weißer Ochsen, Roter Ochsen und der Hecht“. Und für Oberko­chen gilt inzwi­schen: „Wenn wir das Gasthaus „Schee­rer-Mühle“ nicht hätten, könnten wir das Licht ausma­chen und nach Hause gehen.“ Was war das einst für eine Diskus­si­on über das „alte Glomp“. Heute möchte ich das Haus nicht mehr missen – einfach eine gute Atmosphä­re und mein Schul­freund Arthur Grupp freut sich immer ganz arg, wenn er „unter seinem Opa Franzl“ sitzen darf.
Es ist nicht nur der Zeiten­wan­del, auch das Perso­nal­pro­blem macht zu schaf­fen, nach Covid-19 noch mehr als vorher eh schon. Famili­en­un­ter­neh­men haben es da etwas leich­ter – aber der Trend zur Schlie­ßung hält unver­min­dert an. Das ist Kultur, Ess- und Trink­kul­tur und sozia­les Mitein­an­der, das dabei auf der Strecke bleibt.
Bevor wir losle­gen, noch ein Wort zum Thema „Steuer“. Am 31. Januar 1955 wurde vom Landtag festge­legt, dass die Gemein­den Vergnü­gungs­steu­er erheben können. Für Oberko­chen folgen­des festge­legt: Der Steuer­satz wurde auf 20 % festge­legt (oooops – ganz schön happig). Befreit wurden Theater‑, musika­li­sche und Gesangs­ver­an­stal­tun­gen von Verei­nen, die in Oberko­chen ihren Sitz hatten, sowie Tanzver­an­stal­tun­gen bei Hochzei­ten. Auch Masken- und Kostüm­fes­te wurden von der Steuer ausge­nom­men. Für Spiel‑, Geschick­lich­keits- und Glücks­au­to­ma­ten galt ein monat­li­cher Betrag von 10 DM. Proble­ma­tisch wurden die Kosten als Anfang 2024, neben den gestie­ge­nen Kosten für Energie und Perso­nal, jetzt durch Olaf Scholz‘ Wortbruch die Mehrwert­steu­er wieder von 7 auf 19 % herauf­ge­setzt wurde. Die Preise auf den Speise­kar­ten wurden deftig erhöht oder Beila­gen heraus­ge­rech­net, kunst­vol­le Misch­kal­ku­la­tio­nen vorge­nom­men oder gar wie in Hamburg Eintritts­prei­se !!! erhoben. Ein Gericht, das über die Straße (to go) verkauft wird, ist schlap­pe 12 % billi­ger als das gleiche, das im Restau­rant verkauft wird. Da machte mancher Wirt seinen Laden gleich zu und verkauft nur noch „to go“.
01 Abschnitt das „Dreige­stirn“
„Lamm“ – Im Dornrös­chen­schlaf, in Lauer­stel­lung und auf dem Weg zur Wieder­auf­er­ste­hung
Dieses Haus gehört mit zu den ältes­ten Häusern unserer Gemein­de. Wir schrei­ben das Jahr 1600. Der am ältes­ten nachweis­ba­re Bezler aus einem der ältes­ten Geschlech­ter oder gar der ältes­ten Familie Oberko­chens entstam­mend, Jörg Bezler, übernimmt das „Lamm“ (eine ellwän­gi­sche und damit katho­li­sche Wirtschaft), an bester Stelle, die Oberko­chen zu bieten hatte. Denn direkt daneben war die alte Zollsta­ti­on, welche die Katho­li­schen (die Ellwän­gi­schen) von den Evange­li­schen (den Königs­bron­nern) trenn­te. Die Zollver­wal­tung selbst dürfte im „Lamm“ oder direkt daneben behei­ma­tet gewesen sein.
Jörg Bezler, der „Dochter­mann“ (also Schwie­ger­sohn) des ellwän­gi­schen Wirtes Georg Glaser zu Oberko­chen, wurde 1567 geboren und starb 1665 im Alter von 98 Jahren – ein wahrer Methu­sa­lem, beson­ders in jener Zeit des 30jährigen Krieges. In den Gemein­de­un­ter­la­gen finden wir beide Wirte, weil mit Strafe belegt. Die Verge­hen waren bei Georgen Glaser „Wein von Marbach verschätzt“ und bei Joerg Bezler „die Kanten für Wein zu kleine (was immer das jeweils bedeu­te­te). Später übernahm sein Sohn Johann Caspar Bezler (1601−1667) und war auch erster Bürger­meis­ter nach dem 30jährigen Krieg.
Nachweis­lich wurde das Gebäu­de seit 1806 als Gasthaus mit Metzge­rei und Landwirt­schaft geführt.
1819 verkauft der Lammwirt Holz sein Anwesen an Johann Pfisterer von Bernhards­dorf bei Geislin­gen um 3900 Gulden.
Im Jahr 1877 kommt Johann Gottlob Reber (geb. 1850) vom Ungeheu­er­hof bei Backnang, den es heute noch gibt. Dorothea Schnei­der, Tochter eines Sonntags-Metzgers, gab ihm 1877 das Ja-Wort. Er übernimmt das „Lamm“ und fortan finden wir drei Genera­tio­nen auf dem Haus. 1956 feier­te Karl Reber (1905−1970) dann auch das 150jährige. Karl hatte noch weite­re Brüder. Zum einen den Adolf, der es zum Finanz-Chef bei Gebr. Leitz brach­te. Dann den Fried­rich, der 1945 die Firma ReBo in Bopfin­gen gründe­te und den Willy, über den nichts zu erfah­ren war. In seinem Nachruf, vom BM Bosch geschrie­ben, lesen wir, dass Karl ein Mann des öffent­li­chen Lebens war: Metzger­meis­ter, Restau­rant­be­sit­zer, Vorstand des örtli­chen Gewer­be- und Handels­ver­eins, dem Schach­ver­ein sehr zugewandt sowie Mitglied des Kreis­ta­ges und Kreisrates.

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Der Lammwirt und Metzger­meis­ter Karl Reber 1905–1970 (Archiv Müller)

Im Jahr 1980 erwarb die Familie Rall-Kegreiß aus Unter­ko­chen das „Lamm“ und veran­lass­te den Umbau und die Sanie­rung unter der Planung des Unter­ko­che­ner Archi­tek­ten Willy Hopfen­sitz (Vater von unserem Götz) und 1981 konnte das Haus seine Pforten wieder öffnen. Zu dem Zeitpunkt befan­den sich im Haus also Wohnun­gen, ein Restau­rant für 60 Gäste, eine Metzge­rei, der Schus­ter Walter und die Württ. Gebäu­de­ver­si­che­rung Lebzel­ter.
Noch ein Wort zu Peter Hänßel. Er war ein begna­de­ter Koch. Mit seiner Auslands­er­fah­rung und div. Auszeich­nun­gen in Öster­reich, Schweiz, Itali­en und Frank­reich leite­te er 5 Jahre die Küche im „Hotel am Rathaus“ und genau so lange den „Deutschen Kaiser“ in Heubach. 1989 übernahm er das „Lamm“ in Troch­tel­fin­gen. Leider starb Peter viel zu früh im Alter von 50 Jahren im Jahr 1999. Wer aufmerk­sam über den Städt. Fried­hof geht, wird sein Grab finden.
Das „Lamm“ wie wir es heute kennen dürfte runde 215 Jahre alt sein. Nachfol­gend eine alte Beschrei­bung der Örtlich­keit:
„Wir haben hier ein freiste­hen­des 2‑stockiges Wohn- und Wirtschafts­ge­bäu­de. Geführt von Karl Reber (Metzger und Lammwirt). Der Zustand des Gebäu­des ist gut. Das Alter des Gebäu­des beträgt 135 Jahre.
Im Erdge­schoß finden wir: 1 Kühlraum, 1 Verkaufs­raum, 1 Stall für Rinder und Schwei­ne, 1 Windfang, 1 Abstell­raum, 1 Vorplatz mit Treppe, 1 Autohal­le
Im 1. Stock sehen wir: 1 Wirtschafts­zim­mer, 1 Neben­zim­mer, 2 Aborte, 2 Vorplät­ze mit Treppen, 1 Pissraum, 2 Küchen.
Und unter dem Dach kommen noch dazu: 1 Abort, 1 Badezim­mer, 2 Vorplät­ze, 1 Ohrn mit Treppe, 1 Kehlbo­den.
Diesem Haupt­bau wurden hinzu­ge­fügt: 1882 ein 2‑stockiger Querbau, ein 1‑stockiger Küchen­an­bau, ein 1‑stockiges Treppen­haus mit Abort­an­bau und im Jahre 1913 ein Schlacht­haus (nachdem ein Bauge­such für eine Schläch­te­rei bereits im Jahre 1890 einge­reicht worden war). 1938 ist noch ein Holzschup­pen­an­bau vermerkt. Den bauli­chen Verän­de­run­gen sind die in den Jahren 1980/81 erfolg­ten Baumaß­nah­men durch den derzei­ti­gen Besit­zer Kegreiß, Metzge­rei in Unter­ko­chen hinzuzufügen.“

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1981 Das „Lamm“ nach der Renovie­rung von innen (Archiv Müller)

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1981 Das „Lamm“ nach der Renovie­rung von außen (Archiv Müller)

Wie eingangs erwähnt, wurde das „Lamm“ über 3 Genera­tio­nen (bis 1950/52) von der Familie Reber betrie­ben und später verpach­tet. Die Zeit der Verpach­tung ist gekenn­zeich­net durch einen teils schnel­len Pächter­wech­sel. An eine Reihe von Namen werden sich die Oberko­che­ner noch erinnern.
Aufzeich­nun­gen gibt es bei der Stadt ab dem Jahre 1932 (mögli­cher­wei­se nicht vollstän­dig):
10.09.1932 Karl Reber (Metzger­meis­ter)
22.09.1950 Ida Lebzel­ter (Schwes­ter des Karl Reber)
11.09.1952 Josef Kirch­mann (Kellner bei Ida Lebzel­ter)
04.10.1954 Sofie Fischer (Frau von Erwin Fischer)
21.03.1955 Sofie Fischer (Köchin)
01.10.1956 Heinrich Gregg (Koch von Schwäb. Gmünd)
01.04.1960 Roderich Ulrich (Koch)
01.07.1963 Fried­rich Bonje
20.10.1964 Irma Rath (von Aalen)
1966 Severin Gold und Irma Gold geb. Rath
19.02.1969 Micha­el Schus­ter
10.01.1971 Maria Sauter und Paula Palama­ris
29.10.1973 Paula Palama­ris
1975 Stöff­ler und Sauter
22.03.1976 Herbert Herdeg (aus Essin­gen)
12.12.1977 Elfrie­de Hertrich
20.06.1978 Norbert Klewen­ha­gen
27.09.1979 Tsits­e­lis Mihail
1980 „irgend­ein“ Theo
12.11.1981 Peter Hänßel (aus Hüttlin­gen)
01.04.1989 Chris­ti­ne und Thomas Keller (aus Oberts­hau­sen)
????? Dann kam irgend­wann der „China Garden“ und das „Saigon“, jeweils von Familie Tran geführt, die später nach Königs­bronn gingen.
????? gefolgt vom „Placa“, dessen Schild noch am Gebäu­de prangt

Was lief so alles im „Lamm“? Am 11. Januar 1929 wurden der Ortsgrup­pe des SVA bei einer General­ver­samm­lung die Pläne für einen 23 Meter hohen Eisen­be­ton-Turm auf dem Volkmars­berg vorge­stellt. Der Kosten­vor­anschlag belief sich auf 25.000 Mark und wir können sicher sein – die Kosten explo­dier­ten nicht um das 10 oder 100 fache, wie das mitun­ter heute üblich ist. Mit Begeis­te­rung wurde zugestimmt und 1930 wurde der Turm festlich mit rund 4.000 Besuchern einge­weiht. 1939 zogen auch in Oberko­chen die Lebens­mit­tel­mar­ken ein. Einige Gäste des „Lamms“ waren darüber so erbost, weil sie ohne „Märkle“ nichts mehr bekamen, sodass sie spontan zum „Hirsch“ wechsel­ten. Im „Lamm“ verkehr­ten wohl oft die sog. „Besse­ren“. Wenn wir in alten Amtsblatt-Ausga­ben stöbern, finden wir die Segel­flie­ger­freun­de, die Natur­freun­de, den Verband der Heimkeh­rer, den Schach­ver­ein, den Homöo­pa­thi­schen Verein und den Eisen­bahn­ama­teur­club, die hier alle ihre Sitzun­gen abhiel­ten. 1951 wurde hier der Gewer­be­ver­ein wieder­ge­grün­det: 1. Vorstand Glaser­meis­ter Wingert sen., Kassier Flasch­ner­meis­ter Borst und Schrift­füh­rer Maurer­meis­ter Wingert jun. Auch Dr. Hans Schmid lud hier am 3. Juli 1953 zu seinem ersten politi­schen Stamm­tisch ein. Beson­ders beliebt war das „Lamm“ bei Umzügen aller Art, weil es eine Dach-Terras­se hatte. Persön­lich ist mir in Erinne­rung geblie­ben, dass wir Schüler auf der Terras­se unsere erste „Liesel“ getrun­ken haben. Im Jahr 2023 ging das Gebäu­de in den Besitz der Stadt Oberko­chen über – Mal sehen was sich entwi­ckeln wird.

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Das „Lamm“ mit Metzge­rei Reber und Elektro­fach­ge­schäft Fritscher (Archiv Müller)

Im Teil 2 geht’s um den „Ochsen“

Es grüßt (hoffent­lich bald) von der Terras­se des „Lamm“ der Billie vom Sonnenberg

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