Ein Danke­schön geht an Bruno Brand­stet­ter und Reinhold Bahmann, die einiges beigesteu­ert haben.
Josef als Vorna­me. Josef ist ein uralter Name, der in verschie­de­nen Versio­nen in vielen Sprachen zu den häufigs­ten männli­chen Vorna­men gehört (auszugs­wei­se – sicher nicht komplett):

• Guisep­pe – italie­nisch
• Iosef – russisch
• Jo, Joop, Jos – hollän­disch
• José – spanisch
• Joseph – englisch und franzö­sisch
• Josip – kroatisch
• Jozef ‑polnisch
• Sepp, Seppel – bayrisch und schwä­bisch
• Yousef, Youssuf – arabisch
• Yussel ‑jiddisch
• Yusuf – türkisch

Kirch­li­che Herkunft. Die Kirche nennt Josef „Bräuti­gam der Gottes­mut­ter Maria“ und „Nährva­ter Jesu“. Von Beruf Zimmer­mann war er mit Maria, der Mutter Jesu, verlobt; dies war nach jüdischem Verständ­nis eine so reale Verbin­dung, dass der Verlob­te bereits „ihr Mann“ genannt wurde.
Doch „noch bevor sie zusam­men­ge­kom­men waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwar­te­te — durch das Wirken des Heili­gen Geistes“, wie es Matthä­us (Mt 1) in seinem Evange­li­um beschreibt. In den Evange­li­en wird geschil­dert, wie Josef sich um seine Verlob­te und ihr Kind kümmert, mit ihnen nach Ägypten flieht und sich schließ­lich in Nazareth mit seiner Familie nieder­lässt. Die Vereh­rung des heili­gen Josef setzte erst spät ein: Erste Spuren finden sich im 8./9. Jahrhun­dert in kopti­schen Kalen­da­ri­en. Vor allem die Franzis­ka­ner förder­ten seit dem 14. Jahrhun­dert die Vereh­rung. 1479 wurde der 19. März als Fest des heili­gen Josef für die ganze Kirche einge­führt. Papst Pius IX. erklär­te Josef 1870 zum Schutz­pa­tron der Kirche. Ein weite­res Fest wurde durch Pius XII. 1955 für den 1. Mai, dem Welttag der Arbeit, festge­legt; seither wird an diesem Tag Josef als Arbei­ter und Patron der Arbei­ter gefei­ert. Dazu wurde extra das Apostel­fest Philip­pus und Jakobus verscho­ben. Kirchen-histo­ri­ker sehen heute die Einfüh­rung des Festta­ges als Zeichen der Aussöh­nung mit der Arbei­ter­schaft – nicht als Gegen­ver­an­stal­tung. Josef ist Patron der Ehepaa­re und der Famili­en, der Kinder und Jugend­li­chen, der Erzie­her, der Zimmer­leu­te, Holzfäl­ler, Tisch­ler, Handwer­ker, Arbei­ter, Ingenieu­re, zudem Schutz­hei­li­ger in Wohnungs­not, in Versu­chun­gen und verzwei­fel­ten Lagen sowie für einen fried­li­chen Tod.
Der Josefs­tag (auch (Sankt) Josephs­tag, Josef­tag, oder Josefi­tag) ist im Kirchen­jahr der römisch-katho­li­schen Kirche das Hochfest des hl. Josef am 19. März. In Bayern wird der Tag Josefi, in der Schweiz auch Seppi­tag, in Öster­reich (selten) auch Josephi­nen­tag genannt. Die beson­de­re Vereh­rung des heili­gen Josef, des Bräuti­gams der Gottes­mut­ter, entwi­ckel­te sich im Mittel­al­ter. Der 19. März als Datum findet sich zuerst im 12. Jahrhun­dert. 1870 erklär­te Papst Pius IX. den hl. Josef zum Schutz­pa­tron der ganzen Kirche. Der hl. Josef ist nach seinem aus der Bibel überlie­fer­ten Beruf als Zimmer­mann auch der Patron der Arbei­ter, insbe­son­de­re der Handwer­ker, hier wieder­um der Zimmer­leu­te und Schrei­ner. Außer­dem gilt er auch als Schutz­pa­tron der jungfräu­li­chen Menschen und der Ehe.
Abschaf­fung des Feier­ta­ges. Mit einem neuen Feier­tags­ge­setz für Baden-Württem­berg entfiel er zunächst in Baden, bis er 1969 auch in Bayern abgeschafft wurde.
Mögglin­gen und der Josefs­tag. Seit 2002 gibt es in Mögglin­gen den Josefs­ver­ein. In erster Linie geht’s dabei um Spaß und Gesel­lig­keit und um sich ungezwun­gen mit „Seines­glei­chen“ zu treffen.
Seines­glei­chen bedeu­tet dabei: alle Spiel­ar­ten, wie etwa Sepp, Joshua, Joshi. Gerne auch mit Zweit- oder Dritt­na­men. Und natür­lich alle Josefi­nen. Der Verein ist inter­na­tio­nal aufge­stellt und hat Mitglie­der in Itali­en, Tsche­chi­en, Bayern – sogar in Indien (2017 waren es über 200). Und was macht der Josefs­ver­ein so das ganze Jahr über? Höhepunkt ist der Josefs­markt. Beliebt sind auch die jährli­chen Ausflü­ge zum Partei­tag der König­lich-Bayeri­schen-Josef­spar­tei.
Die Josef­spar­tei. Ein Engage­ment zur Wieder­ein­füh­rung des Josef­tags als gesetz­li­chen Feier­tag findet sich im schwä­bi­schen Aichach. Zunächst began­nen einige Josefs damit sich am 19. März frei zu nehmen und den Tag ihres Namens­pa­trons an einem von ihnen eigens dafür gegrün­de­ten Stamm­tisch, der sich „Die Damischen Ritter“ nennt, im Aichacher Turm zu feiern. Bald darauf war es mit der Motiva­ti­on so weit gekom­men, dass sie eine Partei gründe­ten – „Die König­lich Bayeri­sche Josef­spar­tei“. Deren obers­tes und eigent­lich auch einzi­ges Ziel ist es, den Josefs­tag wieder als Feier­tag einzu­füh­ren und diesen gebüh­rend zu feiern. Zum Zeitpunkt der Partei­grün­dung im Jahre 1972 war die Mitglie­der­zahl noch unbedeu­tend gering. Doch konnte die Partei einen rapiden Mitglie­der­zu­wachs verzeich­nen. Heute gehören ihr über 6.000 Mitglie­der aus aller Welt und allen Schich­ten an. Das wohl berühm­tes­te Mitglied ist Franz Josef Maget, der haupt­be­ruf­lich die SPD-Landtags­frak­ti­on lenkte. Für ihn ist der Ziehva­ter Jesu der Ursozi­al­de­mo­krat. Auch Papst Benedikt (Josef Ratzin­ger) blieb von der Partei­ideo­lo­gie nicht unberührt. Doch aufgrund seines Amtes darf er keine Partei­mit­glied­schaft inneha­ben. Immer­hin konnte er seinem Wohlwol­len und seiner Begeis­te­rung mit einer Spende Ausdruck verlei­hen. Und bei solchen Termi­nen wie einem Partei­tag im Jahr 2017 war der Scheu­er Andi, seiner­zeit General­se­kre­tär der CSU, natür­lich dabei und hielt ein Plädoy­er für den Josefs­tag, das mit in Wortge­walt und Gestik durch­aus an Franz-Josef Strauß erinner­te. Er unter­strich: „Vor knapp 50 Jahren wurde der Josefs­tag aus dem Festka­len­der gestri­chen, es war 1968 ein Fehler und den müssen wir korri­gie­ren“. Scheu­er versprach, einen entspre­chen­den Antrag beim CSU-Partei­tag einzu­rei­chen. Na ja, der Mann braucht neue Aufgaben.

Festred­ner Andre­as Scheu­er (5.v.l.), General­se­kre­tär des CSU mit den „Josefs“ vom Inter­na­tio­na­len Josefs­ver­ein Mögglin­gen“ (Archiv Schwäpo)

S Josef­le wollen wir nicht verges­sen. Das war eine Bahnver­bin­dung zwischen dem Remstal und dem Filstal, die von 1911 bis 1984 bestand. Manche nannten sie auch „Klepper­le“. Für die Göppin­g­er war das die Bahn, die zu den „Nazes“ nach Schwä­bisch Gmünd fuhrt, weil dort viele Josef oder Ignaz hießen.
Jetzt geht’s aber nach Oberko­chen. Ein ganz wichti­ger Tag war das früher bei uns und ganz beson­ders in der inzwi­schen geschlos­sen „Gruab“ – dem Gasthaus „Zur Grube“ – in Insider­krei­sen auch als „Vatikan“ bekannt. 1959 gab es bei uns wohl noch 114 Josefs und 22 Josefi­nen / Josefi­nas.
Jetzt lesen wir aber erst mal ein paar Erinne­run­gen von Reinhold Bahmann: „Früher war der Josef­tags (19.3.) ein hoher Feier­tag und es gab ja nicht wenige „Seffa“ in Oberko­chen. Um 9 Uhr war das Hochamt in der Kirche, anschlie­ßend ging es zum Frühschop­pen in die „Grube“. Einmal, ich kann mich gut erinnern – es dürfte in den 60er Jahren gewesen sein, waren 27 „Seffa“ im Gasthaus. Jeder der Namens­tag hatte musste eine Liesel Bier bezah­len und es wurde schon am Morgen gesun­gen, dass es eine Pracht war. Von Frühschop­pen konnte man da nicht mehr reden, denn man blieb sitzen bis in den späten Nachmit­tag, das Mittags­es­sen wurde in verkürz­ter Form in der „Grube“ einge­nom­men oder fiel ganz aus. Die Namens­ta­ge wurden im Übrigen früher viel mehr als die Geburts­ta­ge gefei­ert. Damals wurde auch noch, viel mehr als heute, geraucht und man konnte unschwer erken­nen wer wo herkam, denn der Alkohol- und Rauch­dunst hielt sich hartnä­ckig in den Kleidern.“ Inzwi­schen gibt es die „Grube“ als Gasthaus nicht mehr und wo und ob sich die Josefs, also die „Seffa“ noch treffen – I woiß es et, aber vermut­lich nemme.

Josefs­tag 1955 — Bei Brand­stet­ters in der Lerchen­stra­ße wurde oft und gerne gefei­ert (Archiv Brand­stet­ter) Vlnr: Blümle „Adres“ Andre­as (Papier­ma­cher), Brunos Mutter Lydia Brand­stet­ter geb. Müller (Häfner „Hennes“ vom Kies), meine Mutter), Ingeborg Blümle, Brunos Vater Josef „Jermis“ Brand­stet­ter, Martha Nagel geb. Müller, Ida Brand­stet­ter geb. Weber (Grube) Frau Brunos Bruder Josef Brand­stet­ter, Josef Brand­stet­ter, Paul Müller (vom Sonnen­berg, war bei WIGO beschäf­tigt), Rosema­rie Müller (Pauls Frau), Alex Müller Alex, Vater von Martha Müller und Bruder von Mutter Lydia

Und jetzt kommen noch die Erinne­run­gen von Bruno Brand­stet­ter, dem schöns­ten Bua vom Dreißatal:
„Ganz gut in Erinne­rung habe ich noch die Josefs­ta­ge. Das waren bei uns zu Hause die wichtigs­ten, schöns­ten und lustigs­ten Feste. Bis 1968 war der Josefs­tag ein arbeits­frei­er katho­li­scher Feier­tag. Das Fest begann mit dem üblichen Kirch­gang. Die ersten Gäste kamen nach der Messe und vor dem Mittag­essen. Stamm­gäs­te waren viele Jahre lang der Onkel Julius (Metzger) und Vetter Josef Bairle, Mäter­les­sepp genannt. Nach dem Mittag­essen kamen dann all die anderen Verwand­ten. Da musste Mutter viel „Kranzes“ (Hefekranz) zum Kaffee aufbie­ten. Gebacken wurde beim „Bomben-Bäck“ im Kies – offizi­ell die Bäcke­rei Brammen (das heuti­ge Gebäu­de „Hätte­re“). Der Teig wurde von Mutter zuberei­tet und mein Freund und ich haben den Teig mit dem Leiter­wä­ge­le ins „Kies“ gefah­ren.“
So hatten wir an diesem Tag oft über 10 Josefs bei uns zu Gast:

• Josef Vater
• Josef Bruder
• Josefi­ne Müller Dote
• Josef Müller Mike Firmpa­te
• Josef Bairle Mäter­le
• Josef Müller Kies Häfner
• Josef Uhl Onkel
• Josef Uhl Vetter
• Josef Wöhrle Nachbar
• Josef Vogel Nachbar
• Josef Elmer Dreißental

Beim „Jeremies“ hatte die Josef-Namen­ge­bung eine lange Tradi­ti­on. Mit dem Tod meines Bruders im Jahr 2000 ging die Josef-Namen­rei­he zu Ende.

• Der erste Joseph 1613 bis 1685
• Josef 1679
• Joseph Anton 1790 bis 1824
• Josef 1851 bis 1935
• Josef Anton 1895 bis 1895
• Josef Anton 1897 bis 1965 (Vater)
• Josef 1927 bis 2000 (Bruder)

„Anzumer­ken wäre noch, dass der Freun­des­kreis „Bagage“, zu dem auch ich gehöre, 1987 eine Josefs-Kapel­le unter dem Rodstein gebaut hat. Darüber wurde schon mehrfach in der Schwä­po, im Amtsblatt und auf der alten Website des HVO berich­tet. Nachzu­tra­gen bleibt noch der Hinweis, dass wir als Familie ein Bürger­wap­pen, mit dem Hl. Josef als Wappen­fi­gur, haben.

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Das Bürger­wap­pen der „Jermis vom Dreißen­tal“ (Archiv Brandstetter)

Die älteren Herrschaf­ten waren im Wohnzim­mer, „in der guten Stube“. Dort war es sehr lustig und es wurde viel und oft gesun­gen. Zu trinken gab es Zicho­ri­en­kaf­fee, Bohnen­kaf­fee war in meiner Jugend­zeit zwar bekannt, aber viel zu teuer. Die jünge­ren Josefs waren in der Küche. Dort wurde dann gekar­telt, meistens wurde „Binokel“ gespielt und viel geraucht. Das zweite Nudel­brett wurde dann zum zweiten Karten­tisch umfunktioniert.“

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Zicho­rie aus unserer Kindheit (Archiv Müller)

Zusätz­li­che Infos: Zicho­ri­en­kaf­fee, auch Landkaf­fee genannt, wird aus den Wurzeln der Gemei­nen Wegwar­te herge­stellt. Die Verwen­dung als kaffee­ähn­li­ches Getränk setzte um 1680 in Mittel­eu­ro­pa mit der Verbrei­tung von Bohnen­kaf­fee ein, für den eine preis­güns­ti­ge Alter­na­ti­ve gesucht wurde. Im 19. Jahrhun­dert wurde entdeckt, dass die Triebe der Wurzel des Chico­rée, einer Kultur­form der Gemei­nen Wegwar­te, als Salat und Gemüse geeig­net sind, die genaue Entste­hung ist unklar.) Nach dem Kaffee gab es Most, wovon im Keller über 1000 Liter lagerten.

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Binokel – das schwä­bi­sche Karten­spiel schlecht­hin (Archiv Müller)

Binokel (auch Binocle, in den USA Pinoch­le, Schwä­bisch: Benogl) ist ein regio­na­les Karten­spiel aus dem württem­ber­gi­schen Raum und wird daher meist mit württem­ber­gi­schem Blatt gespielt. Es kann mit 2 bis 8 Spielern gespielt werden. Meistens wird es zu dritt oder viert gespielt. Beim Dreier­spiel spielen alle gegen­ein­an­der, während beim Spiel zu viert zwei Partei­en gebil­det werden können, wobei die jeweils gegen­über­sit­zen­den Spieler zusam­men­spie­len (Kreuz­bin­okel). Auch beim Spiel zu sechst werden Zweier­par­tei­en gebil­det, es gibt also drei Partei­en. Binokel stammt aus der Familie der Stich­spie­le. Im Unter­schied zu anderen Stich­spie­len geben spezi­el­le Karten­kom­bi­na­tio­nen (Familie, 4 gleiche etc.) Zusatz­punk­te. Nach dem Austei­len wird um den Dabb (Stapel unaus­ge­teil­ter Karten, vgl. Skat) gereizt. Reizwer­te sind dabei die Augen der erwar­te­ten Stiche und Melde­bil­der. Die Partei, die am höchs­ten gereizt hat, muss dann auch das Spiel gewin­nen, also mehr Punkte durch Stiche und gemel­de­te Figuren erhal­ten, als sie gereizt hat. Ein Spiel, bei dem man Glück und Spiel­in­tel­li­genz braucht. Mit diesen Karten kann man auch „66“ oder „Gaigel“ spielen.

Wilfried „Wichai“ Müller — Billie vom Sonnenberg

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