1978
Ein Highlight – Gemein­de­rä­te aus Aalen und Oberko­chen trafen sich zu einer „Arbeits-Metzel­sup­pe“. Was es alles so gab.

Der schwä­bi­sche Dichter, mit familiä­ren Wurzeln nach Oberko­chen, besuch­te uns zu einer Lesung und wurde ordent­lich empfan­gen. Er schrieb folgen­den Text: „Zum zweiten Mal in meiner Viertels- und Vierte­les-Heimat Oberko­chen, woher meine liebe, schöne, herzli­che Großmutter Pauli­ne Wohl???? (Name ist unleser­lich) stammt, mich wohlge­fühlt, Zahnweh verges­sen, das sympa­thi­sche und sympa­thi­sie­ren­de Publi­kum genos­sen habend. Danke­schön und auf Wieder­sehn.“
Thaddä­us Troll, „eigent­lich Hans Bayer (* 18. März 1914 in Stutt­gart-Cannstatt; † 5. Juli 1980 in Stutt­gart), war ein deutscher Schrift­stel­ler und einer der bekann­tes­ten schwä­bi­schen Mundart­dich­ter. Er verfass­te Essays, Feuil­le­tons, Glossen, Reise- und Städte­bü­cher, Kinder­bü­cher, Romane, Satiren, Sketche, Mund-Art-Gedich­te, Hör- und Fernseh­spie­le, Theater­stü­cke. Außer­dem entstan­den mehre­re Bühnen­be­ar­bei­tun­gen, u. a. Pariser Leben (1952), komische Oper von Jacques Offen­bach und 1965 für Erwin Pisca­tor Die Abenteu­er des braven Solda­ten Schwe­jk von Jaros­lav Hašek.“ Das Buch „Preisend mit viel schönen Reden – Deutsch­land deine Schwa­ben für Fortge­schrit­te­ne“ vom Verlag Hoffmann u. Campe, München 1972 sollte jeder wacke­re Schwa­be in seiner Biblio­thek haben und das passen­de Lied dazu konnte er jeden Samstag, um Punkt 12 Uhr, beim Stamm­tisch „Graf Eberhard“ im Gasthaus „Grube“ mitsin­gen – jeden­falls bis ins Frühjahr 2023. Jetzt tagt er in der Schee­rer­müh­le.
Andrea Sievers, damals 19 Jahre jung, durfte sich eintra­gen. Die Tochter von Maler­meis­ter Fried­rich Sievers konnte 1978 den Preis einer Bundes­sie­ge­rin im Maler­hand­werk entge­gen­neh­men.
Der Staats­se­kre­tär Dr. Eugen Volz gab sich die Ehre. (* 2. März 1932 in Tübin­gen; † 19. Mai 2019 in Ellwan­gen). Er war ein deutscher Jurist und Politi­ker der CDU. Volz ging in Bad Mergen­theim zur Schule, wo er auf dem dorti­gen Gymna­si­um das Abitur ableg­te. Danach studier­te er Rechts­wis­sen­schaf­ten an den Univer­si­tä­ten Würzburg, München und Tübin­gen. Er wurde 1952 Mitglied im W.K.St.V. Unitas Marko­man­nia zu Tübin­gen. Seine Staats­prü­fun­gen machte er 1956 und 1960. 1958 promo­vier­te er zum Dr. jur. Seine politi­sche Karrie­re begann 1954 mit dem Eintritt in die CDU. 1965 bis 1969 war er Referent beim Wehrbe­auf­trag­ten des Deutschen Bundes­ta­ges Matthi­as Hoogen, anschlie­ßend war Volz beim Landtag von Baden-Württem­berg tätig, in den er selbst 1972 für den Wahlkreis Aalen-Ellwan­gen als Abgeord­ne­ter einzog. Ab 1976 zog er stets über ein Direkt­man­dat im Wahlkreis Aalen in den Landtag ein.
1979

Unser MP Lothar Speth ( s’ Clever­le genannt) aus der Villa Reitzen­stein zu Besuch bei Zeiss und der Stadt (Archiv Rathaus)

In diesem Jahr war kein Gerin­ge­rer als „Das Clever­le“ zu Besuch – Minis­ter­prä­si­dent Lothar Späth. Der Empfang fand im Carl-Zeiss-Saal statt.
(* 16. Novem­ber 1937 in Sigma­rin­gen; † 18. März 2016 in Stutt­gart. Er war ein deutscher Politi­ker (CDU) und Manager. Von 1978 bis 1991 war er Minis­ter­prä­si­dent von Baden-Württem­berg. Er wurde am 16. Novem­ber 1937 als Sohn eines Teilha­bers einer Samen­hand­lung in Sigma­rin­gen geboren. Zwei Jahre nach Späths Geburt verließ die streng pietis­ti­sche Familie Sigma­rin­gen und zog nach Ilsfeld, wo er die Volks­schu­le besuch­te. Es folgten die Oberschu­le in Beilstein und das Robert-Mayer-Gymna­si­um in Heilbronn, das er bereits nach der mittle­ren Reife verließ. Zwischen 1953 und 1958 wurde Späth im Verwal­tungs­dienst der Stadt Giengen an der Brenz und beim Landrats­amt Bad Mergen­theim ausge­bil­det. 1958–1959 besuch­te er die Staat­li­che Verwal­tungs­schu­le Stutt­gart. „Lothar Späth war ein Menschen­freund, ein Visio­när und ein bedeu­ten­der Minis­ter­prä­si­dent; wir werden ihn mit Respekt und Zunei­gung in Erinne­rung behal­ten,“ so MP Winfried Kretsch­mann.
Empfeh­len möchte ich noch den Roman „Monrepos oder die Kälte der Macht“, in dem Manfred Zach sehr genau und spannend die Ära Filbin­ger und Speth beschreibt.
1980
Es wurde der Gesell­schafts­ver­trag der GEO feier­lich unter­zeich­net. Die GEO bietet ihre Energie heute in den Gemein­den Oberko­chen, Essin­gen und Heubach an. Ein Höhepunkt war sicher der Besuch von Botschafts­an­ge­hö­ri­gen der auslän­di­schen Vertre­tun­gen in Bonn mit Annema­rie Griesin­ger. Die Gäste stamm­ten aus aller Herren und Damen Länder:
„Urugu­ay, Chile, Ecuador, Brasi­li­en, USA, Südafri­ka, Indone­si­en, Syrien, Kolum­bi­en, Indien, Burun­di, Belgi­en, Ägypten, Burma (heute Myanmar) und Canada.“

Ein großar­ti­ger und bedeu­ten­der deutscher Schrift­stel­ler, Siegfried Lenz, las in Oberko­chen (Archiv Rathaus)

Der große Siegfried Lenz kam auf eine Lesung vorbei. (* 17. März 1926 in Lyck, Ostpreu­ßen; † 7. Oktober 2014 in Hamburg). Er war ein deutscher Schrift­stel­ler und einer der bekann­tes­ten deutsch-sprachi­gen Erzäh­ler der Nachkriegs- und Gegen­warts­li­te­ra­tur. Als Lenz’ wichtigs­tes Werk gilt der in viele Sprachen übersetz­te und mehrfach verfilm­te Roman „Deutsch­stun­de“ (1968), der die Zeit des Natio­nal­so­zia­lis­mus und einen falsch verstan­de­nen Pflicht­be­griff behan­delt. Auch seine erste Sammlung von Kurzge­schich­ten aus dem Jahr 1955, „So zärtlich war Suley­ken“, wurde aufgrund seiner neuar­ti­gen Erzähl­wei­se und der Verwen­dung der ostpreu­ßisch-masuri­schen Umgangs­spra­che sehr erfolg­reich. Siegfried Lenz war der Sohn eines Zollbe­am­ten und wuchs in Masuren auf. Nach dem frühen Tod des Vaters zog seine Mutter mit ihrer Tochter von Lyck weg und ließ den gerade schul­pflich­tig gewor­de­nen Siegfried bei der Großmutter, die am Ufer des Lyck-Sees wohnte, zurück. 1939 konnte er zunächst im Dorf Saugen (Ostpreu­ßen) an einem „Landjahr“ teilneh­men und sich schließ­lich zu einem neunmo­na­ti­gen Kurs für Hochbe­gab­te quali­fi­zie­ren, der an der Klaus-Harms-Schule in Kappeln in Schles­wig-Holstein abgehal­ten wurde. Während fünf seiner Mitschü­ler zu einer Napola-Schule überwie­sen wurden, besuch­te Lenz ein Inter­nat in Samter. Lenz beschreibt später das Inter­nats­le­ben in Samter, lässt aber die Vorbe­rei­tungs­pha­se in Kappeln aus. Nach dem Notab­itur 1943 in Samter wurde er zur Kriegs­ma­ri­ne einge­zo­gen.
1981

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wir hatten einen singen­den und einen wandern­den Bundes­prä­si­den­ten – heute nicht mehr vorstell­bar (Archiv Rathaus)

Es wurde gewan­dert, denn der Bundes­prä­si­dent Dr. Karl Carstens, war rund um Oberko­chen unter­wegs. Wegen seiner Vorlie­be für das Wandern war Carstens während seiner Amtszeit bekannt als der „Wander­prä­si­dent“. Er nutzte diese Wande­run­gen zur Begeg­nung mit vielen Menschen, von denen er sich strecken­wei­se beglei­ten ließ und mit denen er unter­wegs einkehr­te. Nicht alle waren über seine Touren begeis­tert, war doch der Aufwand recht groß, den es zu stemmen galt.
(* 14. Dezem­ber 1914 in Bremen; † 30. Mai 1992 in Mecken­heim). Er war ein deutscher Politi­ker (CDU). Er war von 1976 bis 1979 Präsi­dent des Deutschen Bundes­ta­ges und von 1979 bis 1984 der fünfte Bundes­prä­si­dent der Bundes­re­pu­blik Deutsch­land. Carstens wurde in der Fitger­stra­ße 36 des Bremer Stadt­teils Schwach­hau­sen geboren, kurz nachdem sein Vater Carl Emil Carstens (1877–1914), Oberleh­rer und Studi­en­rat an der Handels­schu­le in Bremen (Oberre­al­schu­le), als Ober-leutnant in Frank­reich gefal­len war. Er wohnte einige Jahre mit seiner Mutter Gertrud Carstens, geb. Clausen (1880–1963) im Reihen­haus Busestra­ße 67. Seine Paten­tan­te war die Bremer Kinder­ma­le­rin Agnes Sander-Plump. Nachdem er 1933 das Abitur am Alten Gymna­si­um in Bremen erlangt hatte, absol­vier­te Carstens ein Studi­um der Rechts­wis­sen­schaft in Frank­furt am Main, Greifs­wald, Dijon, München, Königs­berg und Hamburg, das er 1936 mit dem ersten und 1939 mit dem zweiten juris­ti­schen Staats­examen beende­te. 1938 schloss er seine Promo­ti­on zum Dr. jur. ab. Er wurde Referen­dar am Landge­richt Bremen. Von 1939 bis 1945 nahm er als Soldat bei der Flak- Artil­le­rie am Zweiten Weltkrieg teil. Nach dem zweiten Staats­examen lehnte er eine Richter­stel­le ab. Bei der Luftwaf­fe war er 1940 Unter­of­fi­zier, 1941 Wacht­meis­ter der Reser­ve 1942 Leutnant und Ordon­nanz­of­fi­zier. Alters­grün­den verzich­te­te er auf die Kandi­da­tur für eine zweite Amtszeit und schied damit am 30. Juni 1984 aus dem Amt aus.

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Der bedeu­ten­de und streit­ba­re Schrift­stel­ler Martin Walser vom Boden­see bei einer Lesung in der Stadt­bi­blio­thek (Archiv Rathaus)

Und dann kam ER zu einer Lesung und ich war wieder irgend­wo, nur nicht vor Ort – einer meiner Lieblings­schrift­stel­ler – der große Martin Johan­nes Walser vom Boden­see.
(* 24. März 1927 in Wasser­burg † 26. Juli 2023 in Überlin­gen). Bekannt wurde Walser durch seine Darstel­lung innerer Konflik­te der Antihel­den in seinen Romanen und Erzäh­lun­gen. Walsers Eltern betrie­ben die Bahnhofs­re­stau­ra­ti­on und eine Kohlen­hand­lung in Wasser­burg am Boden­see. Das Milieu seiner Kindheit wird im Roman „Ein sprin­gen­der Brunnen“ geschil­dert. 1938 bis 1943 besuch­te er die Oberre­al­schu­le in Lindau; dann wurde er als Flakhel­fer einge­zo­gen. Nach Kriegs­en­de machte er 1946 in Lindau am Boden­see-Gymna­si­um das Abitur und studier­te dann an der Philo­so­phisch-theolo­gi­schen Hochschu­le Regens­burg und der Eberhard-Karls-Univer­si­tät Tübin­gen Litera­tur­wis­sen­schaft, Geschich­te und Philo­so­phie. 1950 heira­te­te er Katha­ri­na „Käthe“ Neuner-Jehle. Aus dieser Ehe gingen die Töchter Franzis­ka, Johan­na, Alissa und There­sia hervor. Mit Maria Carls­son, der damali­gen Lebens­ge­fähr­tin und späte­ren Ehefrau des Spiegel-Gründers Rudolf Augstein, hat er außer­dem einen Sohn, nämlich Jakob Augstein. Er ist zudem Schwie­ger­va­ter des Schrift­stel­lers Sascha Ander­son, der mit seiner Tochter Alissa verhei­ra­tet ist, und des Schau­spie­lers Edgar Selge, verhei­ra­tet mit seiner ältes­ten Tochter Franzis­ka.
1982
Und wieder kam der Bundes­mi­nis­ter für Forschung und Entwick­lung nach Oberko­chen, Andre­as von Bülow – wohl wegen Carl Zeiss – Zeit für einen Besuch im Rathaus war dann doch.
(* 17. Juli 1937 in Dresden). Er ist ein ehema­li­ger deutscher Politi­ker (SPD) und Autor mehre­rer politi­scher Sachbü­cher. Von 1976 bis 1980 war er Parla­men­ta­ri­scher Staats­se­kre­tär beim Bundes­ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter, bevor er im Kabinett Helmut Schmidt bis 1982 Bundes­mi­nis­ter für Forschung und Techno­lo­gie wurde. In seinen späte­ren Publi­ka­tio­nen, insbe­son­de­re zu den Terror­an­schlä­gen am 11. Septem­ber 2001, verbrei­te­te er Verschwö­rungs­theo­rien.
Er entstammt dem mecklen­bur­gi­schen Uradels­ge­schlecht derer „von Bülow“. Die „Bülows“ haben inter­es­san­te Famili­en­mit­glie­der hervor­ge­bracht wie z.B. Viktor „Vicco“ von Bülow, als „Loriot“ bekannt gewor­den, den General der Befrei­ungs­krie­ge Fried­rich Wilhelm von Bülow, den Reichs­kanz­ler des Deutschen Kaiser­rei­ches Bernhard von Bülow, den Dirigent und Pianist Hans von Bülow, den Schau­spie­ler Johann von Bülow, Kapitän zur See Otto von Bülow – die Liste ist ellen­lang. Ein Beweis dafür, dass Gene und Famili­en­her­kunft das Leben deutlich erleich­tern.
Und noch ein Großer der Litera­tur kam nach Oberko­chen – Hans Magnus Enzens­ber­ger. Ich finde es immer bemer­kens­wert, wenn jemand den Taufna­men „Magnus“ bekom­men hat – eine Verpflich­tung zu großen Leistun­gen.
(* 11. Novem­ber 1929 in Kaufbeu­ren; † 24. Novem­ber 2022 in München). Er war ein deutscher Dichter, Schrift­stel­ler, Heraus­ge­ber, Überset­zer und Redak­teur. Er wuchs in einer katho­li­schen bürger­li­chen Familie in Nürnberg auf und besuch­te dort von 1940 bis 1944 das heuti­ge Willstät­ter-Gymna­si­um. Sein Vater war in der Stadt als Oberpost­di­rek­tor tätig. Zuvor hatte er als Ingenieur für Fernmel­de­tech­nik gearbei­tet – er war der erste Radio­spre­cher Bayerns. Die Mutter Leono­re Enzens­ber­ger, geb. Leder­mann (1905–2008), arbei­te­te anfäng­lich als Erzie­he­rin. Wie alle Beamten­kin­der war Enzens­ber­ger zur Mitglied­schaft bei der Hitler­ju­gend verpflich­tet, wurde aber mit der Begrün­dung ausge­schlos­sen, er sei trotzig und ein Queru­lant. Während des Luftkriegs über-siedel­te die Familie in die als sicher gelten­de mittel­frän­ki­sche Klein­stadt Wasser­trü­din­gen, was eine selte­ne Ausnah­me im NS-Staat und nur der hohen Stellung seines Vaters zu verdan­ken war. Die letzten Tage des Zweiten Weltkriegs erleb­te Hans Magnus Enzens­ber­ger als Angehö­ri­ger des Volks­stur­mes. Dem Dienst entzog er sich und konnte sich bis nach Hause durch­schla­gen. Nach dem Krieg machte er an der Oberschu­le in Nördlin­gen Abitur und ernähr­te seine Familie als Schwarz- markt­händ­ler, Dolmet­scher und Barmann bei der Royal Air Force. Mit einem Stipen­di­um der Studi­en­stif­tung des deutschen Volkes studier­te er Litera­tur­wis­sen­schaft und Philo­so­phie in Erlan­gen, Freiburg im Breis­gau, Hamburg und an der Sorbon­ne in Paris.
1983

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Peter Härtling (Von Sigis­mund von Dobschütz — Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=26121923)

Noch ein großer Schrift­stel­ler, der uns seine Aufwar­tung machte: Peter Härtling. (* 13. Novem­ber 1933 in Chemnitz; † 10. Juli 2017 in Rüssels­heim am Main) war ein deutscher Schrift-steller, Heraus­ge­ber und Journa­list. Er verbrach­te seine Kindheit zunächst in Hartmanns­dorf bei Chemnitz, wo sein Vater eine Rechts­an­walts­kanz­lei unter­hielt. Während des Zweiten Weltkriegs zog die Familie nach Olmütz in Nordmäh­ren, gegen Ende des Kriegs floh sie vor der Roten Armee nach Zwettl in Nieder­ös­ter­reich. Im Juni 1945 starb der Vater in sowje­ti­scher Kriegs­ge­fan­gen­schaft. Nach dem Krieg übersie­del­te Härtling nach Nürtin­gen, besuch­te dort das Max-Planck-Gymna­si­um und wurde Volon­tär bei der Nürtin­ger Zeitung. 1946 nahm sich seine Mutter das Leben. Deren Verge­wal­ti­gung durch russi­sche Solda­ten hatte Härtling 1945 mitan­se­hen müssen. 1948 lernte er in Nürtin­gen den Bildhau­er Fritz Ruoff kennen, der zu seinem Mentor wurde. 1959 heira­te­te er die Psycho­lo­gin Mecht­hild Maier. Das Paar hat vier gemein­sa­me Kinder. 1954/1955 war Härtling Redak­teur bei der Heiden­hei­mer Zeitung, von 1956 bis 1962 bei der Deutschen Zeitung und von 1962 bis 1964 bei der Zeitschrift „Der Monat“, deren Mither­aus­ge­ber er darauf­hin bis zum Jahr 1970 war.

Im gleichen Jahr ließ sich noch einer schrei­ben­den Zunft bei uns blicken – Hans Blickens­dör­fer. Eine äußerst inter­es­san­te Person, den alle nur „Bli“ nannten, nach seinem Kürzel bei der Stutt­gar­ter Zeitung.
(* 21. Febru­ar 1923 in Pforz­heim; † 27. Dezem­ber 1997 in Hochdorf bei Plochin­gen). Er war ein deutscher ein Sport­jour­na­list und Schrift­stel­ler . Er begann seine Karrie­re als Sport­jour­na­list, 1948 als Volon­tär bei der Sport­welt. Später wurde er Redak­teur bei der Stutt­gar­ter Zeitung. Als langjäh­ri­ger Chef-Sport­re­por­ter der Stutt­gar­ter Zeitung und als Autor für die franzö­si­sche L’Équipe prägte „Bli“ einen ganz neuen Stil des Sport­jour­na­lis­mus. Durch Erzähl­kunst und Hinter­grund­wis­sen brach­te er auch Leser zur Sport­be­richt­erstat­tung, die nicht nur „ergeb­nis­ori­en­tiert“ waren. „Der Beweis gegen­über dem Feuil­le­ton war zu erbrin­gen, dass ein Sport­jour­na­list nicht nur von großen Muskeln träumt, sondern auch weiß, was ein Konjunk­tiv ist“, sagte Blickens­dör­fer. Bekannt wurde er einer breiten Öffent­lich­keit durch seine Bücher, vor allem durch seinen autobio­gra­fi­schen Roman „Die Basken­müt­ze“, der über Nacht zum Bestsel­ler wurde und später in 18 Sprachen übersetzt wurde. Er erzählt darin von seiner Gefan­gen­schaft in franzö­si­schen Lagern und Gefäng­nis­sen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und seinen zahlrei­chen Flucht­ver­su­chen, die ihn schließ­lich nach Deutsch­land zurück­führ­ten. 1990 wurde der Roman in einer deutsch-franzö­si­schen Kopro­duk­ti­on als Fernseh­mehr­tei­ler verfilmt.
1984
Die Geburts­stun­de der Städte­part­ner­schaft zwischen Oberko­chen und Dives sur Mer:
„Eine franzö­si­sche Gemein­de mit 5276 Einwoh­nern (Stand: 1. Januar 2019) im Dépar­te­ment Calva­dos in der Region Norman­die. Der Ort gehört zum Arron­dis­se­ment Lisieux und ist der bevöl­ke­rungs­reichs­te Ort im Kanton Cabourg. Die Einwoh­ner werden Divais genannt. 858 niste­ten sich die Wikin­ger hier ein, um ihre Raubzü­ge ins Landes­in­ne­re zu betrei­ben. Im Jahre 1001 soll hier ein christ­li­ches Wunder gesche­hen sein, welches auch die Grund­la­ge für die Entste­hung der Legen­de der Kirch­grün­dung sein soll. Vom Hafen von Dives aus setzte Wilhelm der Erobe­rer 1066 seine Flotte nach England über.“

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Rolf Hochhuth (Von A.Savin — Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7749080)

Und wieder kam eine übergro­ße Litera­tur­grö­ße zu uns – Rolf Hochhuth. (* 1. April 1931 in Eschwe­ge; † 13. Mai 2020 in Berlin). Er war ein deutscher Drama­ti­ker und ein maßgeb­li­cher Anreger des Dokumen­tar­thea­ters. Inter­na­tio­na­len Erfolg erziel­te er mit dem christ­li­chen Trauer­spiel „Der Stell­ver­tre­ter“. Als rigoro­ser „Moralist und Mahner“ setzte sich Hochhuth wieder­holt mit der Zeit des Natio­nal­so­zia­lis­mus und aktuel­len politi­schen und sozia­len Fragen ausein­an­der. In vielen offenen Briefen versuch­te er seit den 1960er Jahren, Einfluss auf die Politik zu nehmen, und „forder­te deren morali­sche Erneue­rung. war Sohn des hessi­schen Schuh­fa­bri­kan­ten Fried­rich Ernst Walter Hochhuth und dessen Ehefrau Ilse Hochhuth, geb. Holzap­fel. Als einschnei­den­des Erleb­nis nahm der junge Hochhuth den Einzug der US-Truppen in Eschwe­ge am 3. April 1945 wahr, der in seinem späte­ren Werk Spuren hinter­las­sen sollte. Hochhuth ging 1948 nach der mittle­ren Reife vom Gymna­si­um ab und absol­vier­te eine Buchhänd­ler­leh­re .Zwischen 1950 und 1955 war er als Gehil­fe in Buchhand­lun­gen und Antiqua­ria­ten in Marburg, Kassel und München tätig. Sein beson­de­res Inter­es­se als Leser galt damals den Erzäh­lern und Histo­ri­kern des 19. und 20. Jahrhun­derts (vor allem Thomas Mann, Heinrich Mann, Robert Musil u.a.).
Ein Mann, der bewusst oft aneck­te und das war gut so. Sein umfang­rei­ches Archiv befin­det sich seit 1997 im Schwei­ze­ri­schen Litera­tur­ar­chiv in Bern.

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Der weltbe­kann­te Schrift­stel­ler aus Israel war auch bei uns — Ephra­im Kishon (Von Nachoom Assis, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=37425815)

Nicht genug der Ehre – es kam Ephra­im Kishon geboren als Ferenc Hoffmann.
(* 23. August 1924 in Budapest, Ungarn; † 29. Januar 2005 in Meisters­rü­te, Appen­zell Inner­rho­den, Schweiz), er war ein israe­li­scher Satiri­ker ungari­scher Herkunft. Er gilt im deutsch­spra­chi­gen Raum als einer der erfolg­reichs­ten Satiri­ker des 20. Jahrhun­derts. In zweiter Ehe heira­te­te er 1959 Sara (geb. Lipovitz; † 2002), die im deutschen Sprach­raum als „die beste Ehefrau von allen“ (oder, je nach Kontext, „die Schlan­ge, mit der ich verhei­ra­tet bin“) bekannt wurde ????. Er empfand es als Ironie der Geschich­te, dass gerade er in Deutsch­land so beliebt ist. „Ich verspü­re Genug­tu­ung darüber, dass die Enkel meiner Henker in meinen Lesun­gen Schlan­ge stehen“, hat er gesagt. Den jungen Deutschen gegen­über empfand er keinen Hass. Es gebe keine kollek­ti­ve Schuld, sondern nur kollek­ti­ve Schan­de. Mit seinem Humor habe er zur Versöh­nung beitra­gen wollen.
1986
Was war das Wichtigs­te? Keine Frage: Die 2te Amtszeit von Harald Gentsch. Viel mehr ist in diesem Jahr auch nicht zu finden.
1987
Dieses Jahr hatte deutlich mehr zu bieten. Die erste „deutsch-franzö­si­sche“ Woche wurde abgehal­ten, die „Adelai­der Lieder­ta­fel“ war zu Gast, ebenso wie die „Stutt­gar­ter Promi­nen­ten­ki­cker“ und die „Aleman­nia aus Aachen“, die bei uns ihr Trainings­la­ger aufge­schla­gen hatte. Eine Delega­ti­on aus Kario­ban­gi. Es gaben sich die Ehre der Landes­bi­schof Dr. Hans von Keler wie auch der Nobel­preis­trä­ger Prof. Klaus von Klitzing.
Hans von Keler (* 12. Novem­ber 1925 in Bielitz, heute Biels­ko-Biała, Polen; † 22. Septem­ber 2016. in Herren­berg) war ein evange­li­scher Theolo­ge und Landes­bi­schof der Evange­li­schen Landes­kir­che in Württem­berg.
Klaus-Olaf von Klitzing (* 28. Juni 1943 in Schro­da, Reichs­gau Warthel­and) ist ein deutscher Physi­ker. Er erhielt 1985 den Nobel­preis für Physik „für die Entde­ckung des quanti­sier­ten Hall-Effekts“ im Greno­bler Hochfeld-Magnet­la­bor am 5. Febru­ar 1980.
Anläss­lich der 650 Jahr-Feier war der Journa­list Gerhard Konzel­mann für eine Lesung bei uns.
(* 26. Oktober 1932 in Stutt­gart; † 28. Mai 2008 ebenda.) Er war ein deutscher Journa­list und vor allem als Nahost­kor­re­spon­dent der ARD und Modera­tor des Weltspie­gels einer breiten Öffent­lich­keit bekannt. Er war Lehrbe­auf­trag­ter für Arabi­sche Politik an der Univer­si­tät Konstanz. Außer­dem trat er als Sachbuch­au­tor und Opern­kom­po­nist hervor. Konzel­mann war seit 1958 verhei­ra­tet und hatte drei Kinder. Der Sohn eines Bahnbe­am­ten schloss 1952 das Gymna­si­um ab und studier­te darauf bis 1957 Geschich­te und Litera­tur­wis­sen­schaft in Tübin­gen und Besan­çon. Einen Studi­en­ab­schluss erreich­te er nicht. Als Nahost-Exper­te war er populär, aber auch umstrit­ten. Er gehör­te zu den frühen Warnern vor aggres­siv-expan­si­ven Elemen­ten inner­halb der islami­schen Gemein­schaft. Sein Nachfol­ger als Nahost-Korre­spon­dent war Ulrich Kienz­le.
1988

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Annema­rie Renger – eine Politi­ke­rin, die deutli­che Spuren hinter­ließ – eine Persön­lich­keit (Archiv Rathaus)

Es besuch­te uns Annema­rie Renger, damals eine Bundes­tags­vi­ze­prä­si­den­tin. Eine beein­dru­cken­de Persön­lich­keit.
Eine geb. Wildung (* 7. Oktober 1919 in Leipzig; † 3. März 2008 in Remagen-Oberwin­ter). Sie war eine deutsche Politi­ke­rin (SPD). Sie war von 1972 bis 1976 Präsi­den­tin und von 1976 bis 1990 Vize-Präsi­den­tin des Deutschen Bundes­ta­ges.
In der Presse wurde sie ab den 1980er-Jahren als „Grande Dame“ der deutschen Sozial­de­mo­kra­tie bezeich­net. Renger legte Wert auf Stil und Auftre­ten; man sagte ihr eine Vorlie­be für Sport­wa­gen und Pelze nach, ihr Haar war perfekt frisiert. 1980 machte sie den neuge­wähl­ten SPD-Abgeord­ne­ten Gerhard Schrö­der auf das Fehlen einer Krawat­te aufmerk­sam: „Genos­se Schrö­der, wenn morgen die Wahl des Bundes­kanz­lers ist, bindest Du Dir aber eine Krawat­te um, wie es sich gehört.“ Schrö­der folgte der Anwei­sung und resümier­te beim Staats­akt nach Rengers Tod 2008: „Für sie war die korrek­te Kleidung Ausdruck des Respekts vor einem Verfas­sungs­or­gan des demokra­ti­schen Deutsch­lands. Die Insti­tu­tio­nen der parla­men­ta­ri­schen Demokra­tie waren zu achten. Sie strahl­ten für Annema­rie Renger eine eigene Würde aus, die nicht verletzt werden durfte.“ Im Jahr 1987 trat der Grünen-Abgeord­ne­te Thomas Ebermann recht leger geklei­det ans Redner­pult im Plenar­saal des Deutschen Bundes­ta­ges. Renger wies ihn darauf hin: „Machen Sie Ihr Hemd zu.“ Ebermann leiste­te dem unver­züg­lich Folge. Das nennt man eine Autori­tät, der nicht wider­spro­chen wird.
1989
Ein beson­de­res Jahr – ohne Zweifel. Die Mauer fiel, mein Sohn Sascha wurde geboren und das „Carl-Zeiss-Stadi­on“ wurde feier­lich einge­weiht. Die Sport­ler wurden im Rathaus empfan­gen und jeder durfte sich mit seiner Unter­schrift im Buch der Bücher verewi­gen.
Und wieder kam der Minis­ter für Forschung und Techno­lo­gie, dieses Mal Dr. Heinz Fried­rich Rupert Riesen­hu­ber, der das Amt von 1982 bis 1993) innehat­te.
(* 1. Dezem­ber 1935 in Frank­furt am Main.) Er ist ein deutscher Politi­ker (CDU). Von 1976 bis 2017 war er Mitglied des Deutschen Bundes­ta­ges. Heinz Riesen­hu­ber wurde als Sohn bayeri­scher Eltern in Frank­furt am Main geboren. Sein Vater Karl Riesen­hu­ber (* 13. Oktober 1907) war Direk­tor bei Evonik Degus­sa. Während des Zweiten Weltkriegs war die Familie in Dürnbach nahe dem Tegern­see evaku­iert, Riesen­hu­ber besuch­te bis Kriegs­en­de die Schule in Gmund am Tegern­see. Nach dem Abitur 1955 am humanis­ti­schen Heinrich-von-Gagern-Gymna­si­um in Frank­furt am Main absol­vier­te Riesen­hu­ber ein Studi­um der Natur­wis­sen­schaf­ten (Haupt­fach Chemie) und der Volks­wirt­schafts­leh­re in Frank­furt und an der Techni­schen Univer­si­tät München.“
Unser Forst­di­rek­tor Karl Schurr erhielt das Bundes­ver­dienst­kreuz.
1990
Bevor das Buch abgeschlos­sen wurde, trug sich noch der Jenaer OB Peter Röhlin­ger mit einer Delega­ti­on ein. Am 3. Oktober wurde der „Tag der deutschen Einheit“ mit einem Festakt gefei­ert. Es wurde eine Urkun­de für partner­schaft­li­che Zusam­men­ar­beit der Städte Aalen, Jena und Oberko­chen unterzeichnet.

Bald geht’s weiter mit dem 4ten Teil.

Wilfried „Billie Wichai“ Müller — Billie vom Sonnenberg

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