Christ­hard Schrenk in seinem Element als Vortra­gen­der (Archiv Schrenk)

Intro. Seinen Geburts­tag nehme ich zum Anlass, einen Bericht über und mit ihm zu verfas­sen. Ich habe ihn als sehr zugäng­li­chen Menschen kennen­ge­lernt, der mein erstes E‑Mail vor ein paar Jahren mit den Worten „ehema­li­ge Oberko­che­ner Schüler vom Gymna­si­um duzen sich“ beant­wor­tet hat. Im Autoren-Bericht haben wir schon einiges über ihn gelesen. Im heuti­gen Bericht kommt er selbst zu Wort.

By the way – die Oberko­che­ner Profes­so­ren, mit denen ich in den letzten Monaten zu tun hatte, habe ich alle als unkom­pli­ziert, aufge­schlos­sen und der Heimat zugeneigt kennengelernt.

Christ­hard blickt zurück. Am 29. Novem­ber 1958 wurde ich in Stutt­gart geboren. Im Jahr 1959 sind wir dann nach Oberko­chen gezogen. Zuvor hatten wir in Welzheim (Kreis Waiblin­gen, heute: Rems-Murr-Kreis) gewohnt. Wir – das sind meine beiden älteren Geschwis­ter (die Zwillin­ge Susan­ne und Friede­mann — später sollten noch die beiden Schwes­tern Nannet­te und Viola folgen) und meine Eltern, Anne und Volkmar Schrenk.
Der Umzug nach Oberko­chen erfolg­te, weil mein Vater als junger Lehrer mit 32 Jahren zum Chef des neu aufzu­bau­en­den Oberko­che­ner Pro–Gymnasiums berufen wurde, das damals sein Domizil im Bergheim, im Turmweg mit der Hausnum­mer 24, hatte. Wir wohnten zunächst im Enzian­weg 7, also in direk­ter Nähe eines großen, freien Grund­stücks, auf dem seit 1968 die Evange­li­sche Versöh­nungs­kir­che steht.

Klein-Christ­hard in der Walter-Bauers­feld-Straße (Archiv Schrenk)

Ab dem Alter von gut drei Jahren besuch­te ich den Carl-Zeiss-Kinder­gar­ten im Guten­bach­weg. 1962 erfolg­te unser Umzug in den Tierstein­weg 12, in eine Wohnung direkt zu Füßen des neuge­bau­ten Pro-Gymna­si­ums Oberko­chen. Von dort ging es dann 1970 weiter in die Beetho­ven­stra­ße, wo meine Eltern ein Eigen­heim errich­ten konnten. 1964 wurde ich in die Dreißen­tal­schu­le einge­schult und 1965 erfolg­te der Schul-Umzug in die neue Tierstein-Schule.
Tief ins Gedächt­nis einge­prägt hat sich mir die Erhebung von Oberko­chen zur Stadt. Das war 1968. Ich erinne­re mich noch gut an den großen Fest-Umzug, der damals durch­ge­führt wurde und an dem – gefühlt – auch die gesam­te Schüler­schaft betei­ligt war. Ich selbst bin inmit­ten einer Gruppe von “Rittern” mit einer Rüstung aus Silber-Pappe mitmar­schiert. Damals habe ich das inhalt­li­che Konzept des Umzugs nicht durch­schaut, aber heute nehme ich an, dass verschie­de­ne Phasen der Oberko­che­ner Geschich­te darge­stellt wurden.

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Christ­hard mit dem Abitur in der Tasche – jetzt gehts nach Konstanz (Archiv Schrenk)

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Sein Abitur­jahr­gang 1978 – Die Babyboo­mer brach­ten es auf 3 Abi-Klassen (Archiv Schrenk)

Nach der Tierstein-Grund­schu­le habe ich bis zum Abitur das Gymna­si­um Oberko­chen (später EAG Ernst-Abbé-Gymna­si­um) besucht. Dieses ist bekannt­lich das einzi­ge Gymna­si­um in Oberko­chen, was zur Folge hatte, dass hier auch viele Kinder der dorti­gen Lehrer zur Schule gingen. In gewis­ser Weise war das schon eine beson­de­re Situa­ti­on, aber zumin­dest für mich kann ich sagen, dass daraus keine Bevor­zu­gun­gen und auch keine Benach­tei­li­gun­gen erwach­sen sind.
Nach dem Abitur habe ich von 1978 bis 1984 an der Univer­si­tät Konstanz Mathe­ma­tik und Geschich­te studiert und von 1984 bis 1986 als Wirtschafts­his­to­ri­ker mit einer Arbeit über „Agrar­struk­tur im Hegau des 18. Jahrhun­derts. Auswer­tun­gen neuzeit­li­cher Urbare mit Hilfe des Compu­ters“ promo­viert. Während des Studi­ums waren für mich wirtschafts- und sozial­ge­schicht­li­chen Frage­stel­lun­gen ab der frühen Neuzeit am spannends­ten.
Auf den 1. Januar 1992 wurde ich vom Gemein­de­rat der Stadt Heilbronn zum Direk­tor (Amtslei­ter) des dorti­gen Stadt­ar­chivs gewählt. Ich war damals mit 33 Jahren relativ jung, und natür­lich stell­te sich nach einigen Jahren die Frage, ob ich beruf­lich noch einmal wechseln sollte. Wir – meine Frau Brigit­te und ich – haben uns dagegen entschie­den. Denn einer­seits waren wir als Familie mit drei Kindern inzwi­schen sehr gut in Heilbronn angekom­men und etabliert, und ander­seits war klar, dass meine beruf­li­chen Möglich­kei­ten und Perspek­ti­ven im Stadt­ar­chiv Heilbronn als einem der profi­lier­tes­ten Kommu­nal­ar­chi­ve in Baden-Württem­berg gut waren.
Zusam­men mit einem sehr quali­fi­zier­ten und motivier­ten Mitar­bei­ter-Team haben wir im Stadt­ar­chiv Heilbronn nicht nur die Bewah­rung, Erschlie­ßung und Zugäng­lich­ma­chung der alten Akten voran­ge­trie­ben, sondern wir haben auch die Heilbron­ner Gegen­wart für die Zukunft dokumen­tiert. Wir haben geforscht, wir haben publi­ziert, wir haben Ausstel­lun­gen reali­siert, und wir haben Vorträ­ge gehal­ten. So ist es gelun­gen, in Heilbronn einen großen Freun­des­kreis des Stadt­ar­chivs aufzu­bau­en, und in der kommu­na­len Gesell­schaft eine Begeis­te­rung für Geschich­te als Pfeiler der Stadt­iden­ti­tät zu wecken. Wir haben in den späten neunzi­ger Jahren die Recher­che-Möglich­kei­ten für Archiv­be­nut­zer revolu­tio­niert, und 2020 als erstes öffent­li­ches Archiv in Deutsch­land ein Künstliche-Intelligenz-(KI)System produk­tiv gesetzt.
Wir konnten aber auch über unseren engeren Wirkungs­kreis in Heilbronn und Umgebung hinaus Zeichen setzen, zum Beispiel in einem großen, trans­at­lan­ti­schen Projekt mit Kolle­gen in der ameri­ka­ni­schen Haupt­stadt Washing­ton, D.C. oder in Indone­si­en. Als Direk­tor des Stadt­ar­chivs Heilbronn bin ich Vorstands‑, Beirats- und Ausschuss­mit­glied in verschie­de­nen Histo­ri­schen Verei­nen, Arbeits­krei­sen und Organi­sa­tio­nen.
Stand Septem­ber 2023 habe ich 59 Buchpu­bli­ka­tio­nen geschrie­ben oder heraus­ge­ge­ben und ca. 190 größe­re oder kleine­re wissen­schaft­li­chen Aufsät­ze publi­ziert. Zunächst standen heimat­ge­schicht­li­che Arbei­ten zu Oberko­chen für mich im Mittel­punkt. Meine erste größe­re Arbeit war 1983 die Festschrift zum 400jährigen Jubilä­um der Evange­li­schen Kirchen­ge­mei­ne Oberko­chen, 1984 folgte eine Broschü­re über „Alt-Oberko­chen“. Dem lag ein sog. Oral-Histo­ry-Projekt zugrun­de – ich konnte dafür viele Alt-Oberko­che­ner Bürge­rin­nen und Bürger als Zeitzeu­gen befra­gen. 1986 durfte ich zusam­men mit Dietrich Bantel als Heraus­ge­ber der Oberko­che­ner Heimat­bu­ches fungie­ren.
Erklä­rung „Oral Histo­ry“ ist ein engli­scher Begriff, bedeu­tet wörtlich übersetzt „mündli­che Geschich­te“ und ist eine Metho­de der Geschichts­wis­sen­schaft, die auf dem Sprechen­las­sen von Zeitzeu­gen basiert. Dabei sollen die Zeitzeu­gen möglichst wenig von dem Histo­ri­ker beein­flusst werden. Insbe­son­de­re Perso­nen aus diver­sen Milieus sollen auf diese Weise ihre Lebens­welt und Sicht­wei­sen für die Nachwelt darstel­len können.
Zum o.g. Thema KI-System (Künst­li­che Intel­li­genz) noch ein paar Erläu­te­run­gen von Christ­hard, weil ich das für die Zukunft von Museen und Heimat­ver­ei­nen extrem wichtig halte. Auch wenn unser Heimat­ver­ein HVO davon noch Licht­jah­re entfernt ist, sind die Menschen, die sich eines Tages auch bei uns mit dem Thema beschäf­ti­gen werden, doch schon geboren.
Die Künst­li­che Intel­li­genz hilft uns, den Fotobe­stand des Stadt­ar­chivs Heilbronn zu erschlie­ßen. Dazu wurden der KI die Erken­nung von rund 1500 Persön­lich­kei­ten des öffent­li­chen Lebens und 200 Gebäu­den antrai­niert. Die einge­setz­te KI-Lösung hilft, Verar­bei­tungs­pro­zes­se zu automa­ti­sie­ren und zu beschleu­ni­gen sowie den manuel­len Aufwand deutlich zu reduzie­ren. Mit diesem KI-Projekt hat sich das Stadt­ar­chiv Heilbronn beim „eGovern­ment-Wettbe­werb 2020“ betei­ligt. An diesem Wettbe­werb können alle deutschen, öster­rei­chi­schen und Schwei­zer Behör­den, Minis­te­ri­en, Kommu­nen usw. mitma­chen. Dieser „Wettbe­werb zur Digita­li­sie­rung und Moder­ni­sie­rung der öffent­li­chen Verwal­tung“ ist ein anerkann­ter Gradmes­ser für eGovern­ment-Aktivi­tä­ten in Deutsch­land, Öster­reich und der Schweiz. Ein unabhän­gi­ger Exper­ten­stab bewer­te­te die Wettbe­werbs­bei­trä­ge. Das Stadt­ar­chiv Heilbronn hat mit seinem KI-Projekt in der Katego­rie „Bestes Projekt zum Einsatz innova­ti­ver Techno­lo­gien 2020“ bundes­weit den zweiten Platz belegt. Geför­dert wurde das rund 134.000 Euro teure Vorha­ben zu 50 Prozent im Rahmen der Digita­li­sie­rungs­stra­te­gie digital@bw durch das Minis­te­ri­um für Inneres, Digita­li­sie­rung und Migra­ti­on Baden-Württem­berg. Der Innen­mi­nis­ter von Baden-Württem­berg, Thomas Strobel, hat nach dem Wettbe­werb dem Stadt­ar­chiv Heilbronn als der innova­tivs­ten Behör­de in Baden-Württem­berg des Jahres 2020 mündlich gratu­liert.
Ich habe ihn gefragt, was seine „beson­de­ren „Bücher“ bei all der Vielzahl seiner Veröf­fent­li­chun­gen seien.
Dazu schrieb er mir folgen­des: Jedes Buch hat seine beson­de­re Geschich­te und seine beson­de­re Bedeu­tung. Die Publi­ka­ti­on über die „Geschich­te der evange­li­schen Kirchen­ge­mein­de Oberko­chen“ war mein erstes – wenn auch kleines – Buch. Das hat natür­lich einen beson­de­ren Stellen­wert. Das Buch, das natio­nal und inter­na­tio­nal die größte Aufmerk­sam­keit erregt hat, hieß „Schatz­kam­mer Salzberg­werk“ und erschien 1997. Es befasst sich mit den kriegs­be­ding­ten Kultur­gut­ein­la­ge­run­gen in den Salzberg­wer­ken Heilbronn und Kochen­dorf im Zweiten Weltkrieg. Es handel­te sich bei diesen Einla­ge­run­gen um die größte und vielge­stal­tigs­te Kultur­gut­samm­lung, die je in der Mensch­heits­ge­schich­te zusam­men­ge­tra­gen worden ist. Das Buch löste sehr verschie­de­ne Reaktio­nen aus – bis hin zu einem Schrei­ben des damali­gen Bundes­kanz­lers Helmut Kohl und eine Infor­ma­ti­on des russi­schen Präsi­den­ten Boris Jelzin (der seiner­zeit über „Beute­kunst“ mit der Bundes­re­gie­rung in Verhand­lun­gen stand). 2014/15 entstand nochmals ein massi­ver Hype um dieses Thema, als George Clooney seinen Film „Monuments Men“ heraus­brach­te und zuvor für sein Drehbuch – neben anderen Quellen – auch auf meine Forschun­gen zurück­ge­grif­fen hatte. Mein für mich emotio­nal bewegends­tes Buch befass­te sich 2004 mit dem Heilbron­ner Dachstein-Unglück von 1954, als am Karfrei­tag 13 Schüler und Lehrer einer Heilbron­ner Realschu­le (damals „Knaben-Mittel­schu­le“) bei einem Aufent­halt in Oberös­ter­reich im Rahmen einer Gebirgs­wan­de­rung in einem schreck­li­chen Schnee-Orkan ums Leben kamen. Häufig habe ich mich auch als Biograf betätigt und Lebens­läu­fe verschie­de­ner Persön­lich­kei­ten erforscht und darge­stellt: Wissen­schaft­ler, Pionie­re, Politi­ker usw.

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Das Heilbron­ner Stadt­ar­chiv (Wikipe­dia Peter Schmelz­le, HN-hausder­stadt­ge­schich­te2015‑2, CC BY-SA 4.0)

Beson­der­heit Stadt­ar­chiv Heilbronn. Die Stadt hat einer­seits eine große reichs­städ­ti­sche Tradi­ti­on und anderer­seits war die Frage zu beant­wor­ten, wie die Rolle eines Stadt­ar­chivs in der Stadt­ge­sell­schaft zu inter­pre­tie­ren ist. Und dabei bin ich sehr viel offen­si­ver vorge­gan­gen, als das üblicher­wei­se erwar­tet wird. So ist es in jahrzehn­te­lan­ger, konti­nu­ier­li­cher Arbeit gelun­gen, ein wirksa­mer und in der Heilbron­ner Stadt­ge­sell­schaft beach­te­ter Pfeiler der kommu­na­len Identi­tät zu werden.
Inter­view mit dem Schwä­bi­schen Heimat­bund. Darin finden wir einige Kernaus­sa­gen, die ihm beson­ders wichtig sind:

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QR-Code zum schwä­bi­schen Heimatbund

• Mein Credo ist, wir als Stadt­ar­chiv müssen uns öffnen, nach außen wirken und in der Stadt präsent sein.
• Was wir heute sammeln, bestimmt ganz wesent­lich das Überlie­fe­rungs­bild, also das Bild, das man gewin­nen wird, wenn man sich in 50 oder 100 Jahren für die heuti­ge Stadt­ge­sell­schaft inter­es­siert. Aber was in den städti­schen Akten steht, spiegelt bei weitem nicht die Vielfalt des Lebens in der Kommu­ne.
• Die Vernet­zung in der Stadt­ge­sell­schaft ist so wichtig. Man muss als Archiv­chef präsent sein, man muss erfah­ren und begrei­fen, wie eine Stadt tickt. Das Archiv muss in der Stadt ein persön­li­ches Gesicht haben, sonst kommt man nur schwer an Infor­ma­tio­nen.
• Eine Heilbron­ner Beson­der­heit ist auch, dass wir Stadt­ar­chiv und Stadt­ge­schichts­mu­se­um in einem sind. Beides zusam­men ist ein Ort der Kommu­ni­ka­ti­on.
• Kommen Sie nach Heilbronn! Wir meinen es ernst mit dem Haus der Stadt­ge­schich­te als Ort der Bewah­rung, Präsen­ta­ti­on, Infor­ma­ti­on und Kommunikation.

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Seine Oberkoch­ner Werke (Archiv Müller)

Hinwei­se zu seinen Oberkoch­ner Veröf­fent­li­chun­gen. 400 Jahre Evange­li­sche Kirchen­ge­mein­de Oberko­chen 1583 bis 1983. Dieses Büchlein war sein erstes Werk und hat daher auch einen beson­de­ren Stellen­wert für ihn. Für den Billie ist es fast ein kleines Schatz­käst­chen. Zum einen, weil es schöne alte Bilder beinhal­tet und zum anderen, weil viele inter­es­san­te Dinge beschrie­ben sind wie z.B.u.a.:

• Über die Köster Königs­bronn und Ellwan­gen• Die Refor­ma­ti­on
• Der Kirchen­bau von 1580 bis 1583
• Das Aalener Proto­koll von 1749
• Die Zeit vor, während und nach dem Kirchen­bau von 1875
• Die Zeit vor dem I. Weltkrieg, die Zeit zwischen den Kriegen, der II. Weltkrieg und die Zeit danach

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1984 Das erste Büchlein über “Alt-Oberko­chen” ist fertig – Der Autor Christ­hard Schrenk und der Empfän­ger BM Harald Gentsch (Archiv Schrenk)

Alt-Oberko­chen. Das Büchlein von 1984 beruht im Grunde auf zwei Säulen. Einer­seits habe und ich die alten Forschun­gen von Alfons Mager ausfin­dig gemacht, der nach dem Ersten Weltkrieg in Oberko­chen Lehrer war. Seine Nieder­schrif­ten waren eine wertvol­le Infor­ma­ti­ons­quel­le für die Zeit, in die in den 1980er Jahren keine persön­li­che Erinne­rung mehr zurück reich­te. Die andere Säule war die Befra­gung von Zeitzeu­gen, deren damali­ge Erinne­run­gen sich noch auf die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg bezogen. Aus all diesen Infor­ma­tio­nen habe ich zunächst eine Artikel-Serie im Oberko­che­ner Amtsblatt „Bürger und Gemein­de“ gemacht. Diese Serie stieß damals auf eine große Aufmerk­sam­keit der heimat­ge­schicht­lich inter­es­sier­ten Bevöl­ke­rung. Deshalb war es nicht schwer, Zeitzeu­gen-Inter­view­part­ner zu gewin­nen. Einbe­zo­gen habe ich möglichst viele der altein­ge­ses­se­nen Oberko­che­ner Famili­en. Beson­ders inten­si­ve Gesprä­che hatte ich zum Beispiel mit Hans Schee­rer von der Mühle.
Heimat­buch Aufla­ge 1 von 1986 und 2 von 1993. Hier habe ich in meinen Beiträ­gen die Quint­essenz frühe­rer Forschun­gen zusam­men­ge­fasst. Im Vorwort vom damali­gen BM Harald Gentsch finden wir folgen­de Sätze: …..Oberleh­rer Mager war es seiner­zeit, der seine inten­si­ven Nachfor­schun­gen zu Papier brach­te. Teilwei­se auf diesen Arbei­ten aufbau­end erforsch­ten Pfarrer Josef Tritt­ler und Franz Balle (Geislin­gen) nach dem II. Weltkrieg weite Teile der Oberko­che­ner Geschich­te. …… 1971 wurde an die Heraus­ga­be eines Heimat­bu­ches gedacht. Doch bis es soweit war, sollten weite­re 15 Jahre verge­hen. Ulrich Streu, der damali­ge Rektor der Dreißen­tal­schu­le, griff die Idee 1981 wieder auf, jedoch drohte dem Projekt das Aus, als er 1984 Oberko­chen verließ. Da war es Dietrich Bantel, der sich an die Verwirk­li­chung diese für Oberko­chen so wichti­gen Werkes machte. Einen versier­ten hervor­ra­gen­den Mitstrei­ter und eine glück­li­che Ergän­zung fand er in dem fundier­ten Geschichts­for­scher Christ­hard Schrenk. Im Herbst 1986 war dann das 500-Seiten starke Buch fertig. Die Berei­che für die Christ­hard verant­wort­lich war sind:

• Geschich­te im Überblick ab Seite 10
• Geschich­te der evange­li­schen Kirchen­ge­mein­de in Oberko­chen ab Seite 62
• Armen­für­sor­ge in Oberko­chen ab Seite 74
• Altes Handwerk ab Seite 108
• Der Kocher von Alfons Mager ab Seite 335
• Zeitta­fel bis zum Ende des II. Weltkrie­ges ab Seite 460

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Die erste Ausga­be des Heimat­bu­ches wurde fertig – vlnr: Dietrich Bantel, BM Harald Gentsch, Josef Fackler vom Verlag, Christ­hard Schrenk (Archiv Schrenk)

Auf die Frage wie es dazu kam, dass er sich so für Geschich­te inter­es­sier­te, gab er wie folgt

Antwort: Einen einzel­nen Auslö­ser für mein Inter­es­se an der Geschich­te gibt es nicht. Aber sicher hat unser frühe­rer Geschichts­leh­rer Jörg Fäser eine große Rolle gespielt. Denn Fäser war ein heraus­ra­gen­der Fachmann als Histo­ri­ker, der in großen Zusam­men­hän­gen denken konnte und der immer auf dem aktuel­len Stand der histo­ri­schen Forschung war, weil er privat die wichtigs­ten histo­ri­schen Fachzeit­schrif­ten abonniert und gelesen hatte.

Abschlie­ßend möchte ich noch etwas anmer­ken, was mir beim Erstel­len des Berichts aufge­fal­len ist. Christ­hard hat Mathe und Geschich­te studiert und mit der „Geschich­te“ seinen Lebens­un­ter­halt bis heute bestrit­ten. Sein Vater Volkmar, uns allen noch gut bekannt, hat mit Mathe­ma­tik seinen Lebens­un­ter­halt bestrit­ten und die Geschich­te, beson­ders die von Oberko­chen, auf der Platt­form des Heimat­ver­eins, ausführ­lich in mehr als 100 Berich­ten detail­liert beschrie­ben. Kürzlich habe ich 10 Ordner aus der Hinter­las­sen­schaft Didi Bantel sicher­stel­len können, in denen Volkmar alle Oberko­chen-relevan­ten Zeitungs­aus­schnit­te von 1842 bis 1881 gesam­melt hat. Wir sehen, dass sich beide um die Aufar­bei­tung unserer Geschich­te sehr verdient gemacht haben.

Natür­lich habe ich Christ­hard zum Thema Mathe und Geschich­te befragt: Ich war immer ein Grenz­gän­ger zwischen den Geistes­wis­sen­schaf­ten und den Natur­wis­sen­schaf­ten. Und in der Tat habe ich es mir sehr gründ­lich überlegt, auf welche Richtung ich mich letzt­lich festle­gen soll. Nach dem Abschluss des Haupt­stu­di­ums war jedoch eine Entschei­dung fällig. In dieser Situa­ti­on bekam ich zusätz­lich noch das Angebot, als Assis­tent im Bereich der Politik­wis­sen­schaf­ten zu arbei­ten und zu promo­vie­ren. Letzt­lich habe ich mich aber für die Geschich­te entschie­den und im Bereich Wirtschafts- und Sozial­ge­schich­te promo­viert. Von den damali­gen Zukunfts­aus­sich­ten her betrach­tet war das die riskan­tes­te der mögli­chen Entschei­dun­gen. Aber sie war richtig.
Dem habe ich nichts mehr hinzu­zu­fü­gen und danke Christ­hard für die engagier­te Mitarbeit.

Wilfried „Wichai“ Müller – Billie vom Sonnenberg

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