Das Progym­na­si­um mit Sport­hal­le und Hallen­bad nach Fertig­stel­lung (Archiv Rathaus)

Intro. Wo die Oberko­che­ner früher badeten oder gar schwam­men ist im histo­ri­schen Nebel der Vergan­gen­heit verbor­gen. Wir begin­nen einfach nach dem II. Weltkrieg, als unser Dorf in eine neue rasan­te Gegen­wart katapul­tiert wurde. „Schuld“ waren die Ameri­ka­ner, die Thürin­ger und die Umstän­de. Wie unser Minis­ter­prä­si­dent Kretsch­mann 2022 richtig bemerk­te, war uns einst der Wasch­lap­pen nicht fremd, denn wir began­nen den Tag mit ihm. Gebadet wurde samstags, nach Beendi­gung der Pflich­ten und dem entspre­chen­den kirch­li­chen Geläut um 16 Uhr. Wer nicht in den eigenen vier Wänden, sprich im Keller, eine entspre­chen­de Wanne und einen Wasser­kes­sel oder gar schon ein Badezim­mer hatte, musste in die öffent­li­chen Wannen­bä­der gehen. Eines befand sich in der Heiden­hei­mer Straße hinter dem Gebäu­de „Spiel­wa­ren-Unfried“, ein anderes im Keller der Dreißen­tal­schu­le, das vom Hausmeis­ter Leonhard „Harde“ Burghardt beauf­sich­tigt wurde. Als dann in der neuen Siedlung „Walter-Bauers­feld-Straße“ und Umgebung die neuen Wohnun­gen mit einem eigenen Badezim­mer aufwar­te­ten, mussten die anderen Häusles­bau­er natür­lich nachzie­hen und sich Badezim­mer anbau­en oder im Haus instal­lie­ren. Man wollte ja den Anschluss nicht verlie­ren. Nun konnten zwar viele baden, aber immer noch nicht schwim­men und weit und breit kein Hallen­bad in Sicht.
1954 lesen wir zum Thema Wannen­bad, dass es sehr gut besucht wurde, aber man leider darauf hinwei­sen müsse, dass es nicht angehe, dass die Zeiten überschrit­ten werden, und die nachfol­gen­den Kunden warten müssten: „Es gilt ein Wannen­bad hat max. 30 Minuten zu dauern und eine Dusche 20 Minuten (die hatten es ja besser als wir während der Energie­kri­se ab 2022). Sollte das überschrit­ten werden, wird der Bademeis­ter künftig mit geeig­ne­ten Mitteln einschrei­ten (welche das wohl waren?)“
Ludwig Burghard hat auch noch Erinne­run­gen beigesteu­ert: „Da das neue Schul­ge­bäu­de 1952 einge­weiht wurde gehe ich davon aus, dass der Badebe­trieb dann auch so 1952/53 starte­te. Es waren 8 Badeka­bi­nen und 3 Dusch­ka­bi­nen. Ein Wannen­bad dauer­te 30 Min. und koste­te zu meiner Zeit 80 Pfennig. Das Dusch­bad dauer­te 20 Min. und koste­te 50 Pfennig. Der Badebe­trieb war freitags von 16 Uhr bis 19 Uhr und samstags von 9 Uhr bis 18 Uhr. An beiden Tagen war anfangs Hochbe­trieb, worauf in den letzten Jahren, auf Grund von zuneh­men­den Badeein­rich­tung in den Wohnun­gen, der Badebe­trieb stetig nachge­las­sen hat. Elfrie­de Anderl hat dann das Bad übernom­men. Das Ende des „öffent­li­chen Badens“ liegt im Dunkel der Geschich­te, da meine Eltern in den letzten Jahren diese Einrich­tung nicht mehr betrie­ben und wann Frau Anderl aufhör­te, konnte auch am Rathaus nicht mehr recher­chiert werden.“
Und so begann alles.
1953. Irgend­je­mand starte­te eine sog. „Kleine Anfra­ge“ zum Haushalts­plan und ein „HS“ schrieb dazu einen Artikel im Amtsblatt mit der Überschrift „Hallen­bad oder Freibad“. Um die Angele­gen­heit „vors Volk“ zu bringen. Dazu wurde alles Mögli­che ausge­führt wie z.B. die klima­ti­schen Verhält­nis­se in unserem Ort „9 Monate Winter und 3 Monate Regen“, Hunds­ta­ge, Schafs­käl­te was immer klima­tech­nisch zu Verfü­gung stand wurde aufge­führt, um zu unter­mau­ern, wenn schon ein Bad, dann doch eher ein Hallen­bad. Und ob wir überhaupt eines brauchen, das sei doch recht fragwür­dig. Schließ­lich hat Aalen ein Freibad und Unter­ko­chen will eines bauen (Bitte! Unter­ko­chen!? Ober sticht Unter – so habe ich es gelernt). Hallen­bä­der gab es in Schwä­bisch Gmünd und Heiden­heim. Anderer­seits doch ein wirtschaft­lich inter­es­san­tes Einzugs­ge­biet. Aber dann wären doch noch die Energie­kos­ten. Könnte man die nicht von den Indus­trie­un­ter­neh­men haben, vielleicht sogar als Abfall­pro­dukt kosten­los? Und dann noch der revolu­tio­nä­re Gedan­ke „Wenn schon ein Bad, dann doch bitte auch mit Sauna (aber nur unter ärztli­cher Aufsicht – kein Witz!)“. Und obwohl ja ein „gesun­der Geist nur in einem gesun­den Körper wohnen könne“ werde wohl noch viel Wasser den Kocher hinab­flie­ßen ….. und zudem gäbe es derzeit vordring­li­che­re Projek­te wie beispiel­wei­se einen Gemein­de­fried­hof mit einer Leichen­hal­le sowie einer Kläran­la­ge und zudem habe man ja schon genug in körper­li­che Ertüch­ti­gung inves­tiert, wie Turnhal­le und Sport­an­la­gen bewei­sen.
1959 wurde das Thema erneut heiß disku­tiert. Da lesen wir plötz­lich im Amtsblatt einen kurzen Beitrag von B. Bergmann aus dem Zeppe­lin­weg „Wann kommt das Hallen­bad?“ War damals Platz für Leser­brie­fe oder wollte die Gemein­de das Thema von außer­halb des Rathau­ses forciert wissen? Da wurden Famili­en und Unter­neh­men zu Spenden aufge­ru­fen – das ist ja Sozia­lis­mus. Es folgte ein Bericht von Erich Knopf mit dem Titel „Lehrschwimm­be­cken oder Hallen­bad“ in dem er gleich auch eine Aschen­bahn für „seine“ Leicht­ath­le­ten fordert. Das Feld war somit berei­tet, dass sich der BM Gustav Bosch des Themas im Amtsblatt annahm. Auf seinem Schreib­tisch lag wohl ein Archi­tek­ten­ent­wurf mit dem Titel „Kombi­nier­te Hallen­bad- und Freiba­de­an­la­ge für eine Gemein­de mit einem Einzugs­be­reich von rund 10.000 Einwoh­ner“. Jetzt nahm die Sache Fahrt auf. Hans Hartwig schrieb jetzt auch zu dem Thema. Er brach­te das Thema Gesund­heit aufs Tablett, nein ins Amtsblatt: „Akkord­ar­bei­ter, Steno­ty­pis­tin­nen und all die anderen, die in der Indus­trie arbei­ten, rackern sich ab und daraus entste­hen neue Krank­hei­ten und Gebre­chen. Dazu braucht es einen Ausgleich in der Freizeit. Und diesen liefert eindeu­tig das Schwim­men. Und ein Lehrschwimm­be­cken könne nicht die Lösung sein und wie lange die Amorti­sa­ti­on dauere, sei unerheb­lich. Und dann machte er auch gleich noch einen visio­nä­ren Vorschlag wie das Ganze ausse­hen könnte, nach dem Motto „Wenn schon, denn schon“: Großes Gelän­de, Schwimm­bad, Bepflan­zun­gen gegen den Wind, Plantsch­be­cken und Duschen. Dazu kämen noch Spiel- und Liege­wie­sen, Feder­ball- und Faust­ball­plät­ze sowie eine Sauna.“
Dann wurde ein Gutach­ten des Landes­sport­bun­des angefor­dert in dem es wie folgt heißt: „Die Gemein­de hat 7.600 EW. Ein Bad mit einem Schwimm­be­cken 1,5 x 25 Meter erfor­dert eine Bausum­me von ca. 2,2 Mio. DM ohne das ganze drumher­um. Mit jährli­chen Unter­halts­kos­ten von ca. 70.000 DM sei zu rechnen. Es wird davon ausge­gan­gen, dass erst eine Stadt mit 25.0000 EW und guter Finanz­la­ge solch ein Projekt stemmen könne. Es wird daher empfoh­len, das Projekt nicht weiter­zu­ver­fol­gen. Im Gutach­ten wurden wir mit Oberndorf/Neckar vergli­chen und die hätten ihr Vorkriegs­bad immer noch nicht wieder­eröff­nen können. Somit könne man nur ein Lehrschwimm­be­cken empfeh­len“.
Klar, dass Obern­dorf mit seiner Waffen­in­dus­trie nach dem Kriegs­en­de erst mal keinen Fuß auf den Boden bekam. Das Einzi­ge, was die beiden Gemein­den bis heute verbin­det, ist der Wortan­fang „Ober“.
Im Laufe des Jahres wurde noch ein Profes­sor vom Städte­bau­li­chen Insti­tut in Stutt­gart aufge­bo­ten, der den Bogen von den Römern bis in die heuti­ge Stadt Bochum schlug. Abschlie­ßend erwähn­te er, dass es ein Muss sei Schwimm­be­cken einzu­rich­ten, da die Minis­te­ri­en dazu übergin­gen Schwim­men als Pflicht­fach in den Schul­dienst einzu­bau­en.
Im Amtsblatt folgte ein Bericht dem anderen. Jetzt fragte BM Bosch „Können wir ein Hallen­bad bezah­len?“ Die Antwort laute­te: „Beim Gemein­de­rat renne man mit dem Thema offene Türen ein. Ein Bad wird und muss kommen, sei es mit Königs­bronn oder ohne. Aber erst brauchen wir das Progym­na­si­um.“
Josef Marscha­lek schob nach „Kommt endlich ein Schwimm­bad?“. Natür­lich führte er erst mal all die Projek­te auf, die derzeit umgesetzt werden, verbun­den mit der Frage, warum eigent­lich so viele Bürger den Beratun­gen des Gemein­de­rats gegen­über so uninter­es­siert sind. Und obwohl der BM alle mögli­chen „Stocks, Fonds und Töpfe“ erfolg­reich anzuzap­fen weiß, werden wir warten müssen. Und doch ließ er den Geist wieder aus der Flasche entkom­men: Das Freibad. Nachdem ein Hallen­bad aus finan­zi­el­len Gründen ausschei­de, sei doch der Zollacker beim Pulver­turm (zwischen Königs­bronn und Oberko­chen, der geeig­ne­te Standort.

Das Natur­bad „Guten­b­ach­see“ im Jahr 1958 (Archiv Rathaus)

Inter­es­sant, ich komme mir fast wie auf Facebook vor (nur intel­li­gen­ter, höfli­cher und fundier­ter), wenn ich die alten Sachen so durch­le­se. Willy Larras aus der Sonnen­berg­stra­ße 27 schlägt allen Ernstes das Gebiet hinter dem Segel­flie­ger-Häusle vor: „Ein Natur­bad würde nur rund 20.000 DM kosten. Ein Gebiet von 100 x 10 Meter würde ausge­ho­ben und der Aushub daneben gleich als Sonnen­hü­gel aufge­schüt­tet. Das Wasser läuft rein, das Wasser läuft raus (was muss der Guten­bach früher für eine Ausschüt­tung gehabt haben). Ein paar alte Bäume pflan­zen, denn was Fürst Pückler in Moskau könne, würden wir doch auch hinbrin­gen. Dann einen Zaun drumher­um – und fertig ist das Bad (es war nicht der 1. April und eine Prunk­sit­zung fand auch noch nicht statt)“.
Es fand noch eine große Ausspra­che im Gemein­de­rat statt und die Bürger waren inzwi­schen auch zahlreich an dem Termin vertre­ten. Es ging hin und her, die Fakten lagen auf dem Tisch, im Vorfeld wurden Leser­brie­fe in der „Schwä­po“ veröf­fent­licht, der Gemein­de­rat hatte einige Besich­ti­gungs­tou­ren hinter sich gebracht. Aber der BM konnte sich nicht vorstel­len, dass wir in abseh­ba­rer Zeit ein Bad bekom­men könnten. Also hieß es weiter warten.
1960. Und siehe da – plötz­lich ging es ruckzuck. Am 16. Septem­ber wurde auf Antrag des Bürger­meis­ters beschlos­sen, dass kein Lehrschwimm­be­cken, sondern eine Schwimm­hal­le unter die Turnhal­le des Progym­na­si­ums gebaut werden wird und der Entschei­dung, dass SOFORT mit dem Bau begon­nen wird (wo gibt’s heute noch das Wort SOFORT, wenn es ums Bauen geht). Das Ganze hatte nur einen Fehler, es wurde ein 20 Meter-Becken, anstatt eines 25 Meter-Beckens gebaut. Damit waren Schwimm­sport­kämp­fe nicht möglich. Wer immer das damals verbockt hat. BM Bosch sagte später dazu einmal: „Wenn man mir das recht­zei­tig gesagt hätte, hätte man das Bad „drehen“ können und wir hätten 25-Meter-Bahnen gehabt.“ So kanns dann auch gehen.
Die Kosten stell­ten in der damali­gen Sitzung aus Sicht des Stutt­gar­ter Archi­tek­ten Irion (Verwandt­schaft zur hiesi­gen Apothe­ker-Familie) ich wie folgt dar:

• Schwimm- und Turnhal­le 2,45 Mio. DM anstatt wie geplant für die Turnhal­le 1,97 Mio. DM

1962. Geschafft. Fertig. Das Oberko­che­ner Hallen­bad wurde am 4. Dez 1962 eröff­net und der Öffent­lich­keit überge­ben. Die Eintritts­prei­se wurden wie folgt festgelegt:

• 1 DM für Erwach­se­ne
• 50 PF für Lehrlin­ge, Schwer­be­schä­dig­te
• 30 PF für Schulbaden

Achtung! Kaum zu glauben, aber wahr. Die Badezeit ist incl. Aus- und Anklei­den auf 1 Std. festge­legt!
1963. Ein Jahr Badebe­trieb und damit Zeit für ein Fazit und die damali­gen Entschei­der inter­es­sier­te wohl vorran­gig die Kosten nach dem harten Ringen ob Lehrschwimm­be­cken oder Hallen­bad. Die Längen-Begren­zung von sport­li­chen 25 Meter auf sport­lich unbrauch­ba­re 20 Meter wurde mit zusätz­li­chen Baukos­ten in Höhe von mindes­tens 150.000 DM je Meter begrün­det. Sei’s drum – letzt­end­lich war sie falsch. Die Baukos­ten waren nach einem Jahr noch nicht vollstän­dig erfasst, man müsse aber mit 1 Mio. DM rechnen – das wären nach Adam Riese eine gute ½ Mio. DM mehr als damals prognos­ti­ziert.
Die Ausga­ben in Höhe von 74.500 DM stell­ten sich seiner­zeit im Detail wie folgt dar:

• 22.500 DM Perso­nal­kos­ten
• 17.500 DM Heizungs­kos­ten
• 7.000 DM Strom­kos­ten
• 1.200 DM Reini­gungs­mit­tel
• 2.600 DM Wasser­kos­ten
• 1.600 DM Klärge­büh­ren
• 1.000 DM Lfd. Gebäu­de­un­ter­hal­tung
• 3.000 DM Wasser­auf­be­rei­tung
• 500 DM allge­mei­ne sächli­che Ausga­ben
• 300 DM Fernsprech­ge­büh­ren
• 300 DM Versi­che­run­gen und Abgaben
• 7.000 DM Abschrei­bun­gen auf Gebäu­de
• 7.500 DM Abschrei­bun­gen auf Maschinen

Daraus ergibt sich bei Einnah­men in Höhe von 50.000 DM ein Zuschuss­be­darf von 24.500 DM.
Die Gesamt­be­su­cher­zahl von 76.550 Badegäs­ten stell­te sich seiner­zeit im Detail wie folgt dar:

• 13.200 Erwach­se­ne
• 21.000 Jugend­li­che
• 11.500 Erwach­se­ne mit 6er Karten
• 9.550 Jugend­li­che mit 6er Karten
• 7.000 Schüler des PGO und der VS Oko und Uko
• 2.300 Solda­ten der Bundes­wehr
• 12.000 Mitglie­der des Schwimm­ver­eins Oko und des DLRG (je Std. 15 €)

Daraus ergibt sich bei heuti­ger Betrach­tung, dass die Kosten je Badegast 0,97 DM betru­gen. Dieses Defizit hätte man (aus meiner Sicht) mit leicht höheren Eintritts­ge­büh­ren stemmen können. Später sicher nicht mehr, da die Kosten den Einnah­men im Laufe der Jahrzehn­te immer weiter „davon-liefen“.

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Die Regeln der DLRG zur Lebens­ret­tung (Archiv Müller)

Aber man betreibt ja ein Bad nicht um kosten­neu­tra­les Schwim­men anzubie­ten oder gar, um Gewin­ne zu machen, sondern aus Gründen der Erholung, der Gesund­heits­pfle­ge, das Schwim­men zu lernen, den Schwimm- und Tauch­ver­ei­nen Trainings­mög­lich­kei­ten zu bieten und dem DLGR die Möglich­keit zu geben Kurse zu veran­stal­ten. Im ersten Jahr wurden 355 Freischwimm­zeug­nis­se, 155 Fahrten­schwim­mer­zeug­nis­se und 40 Jugend­schwimm­schei­ne ausge­ge­ben. Das war schon recht ordent­lich.
Dr. Sußmann beschrieb damals noch die allge­mei­ne gesund­heit­li­che Lage der Jugend­li­chen (das dürfte heute nicht viel anders oder gar noch schlech­ter sein – aber aus anderen Gründen):
„….. die Jugend­li­chen haben Schwä­chen am Skelett­sys­tem, an den Bändern, am Muskel­ap­pa­rat an Körper und Glied­ma­ßen, Schwä­chen des Kreis­lauf­sys­tems u.v.m. ….. die Körper­be­las­tung steht in einem schlech­ten Verhält­nis zur sonsti­gen Belas­tung der Kinder und Jugend­li­chen …… wenn sie 5–6 Stunden in der Schule sitzen und dann noch 3–4 Stunden Hausauf­ga­ben machen, müssen wir uns nicht wundern, wenn sich körper­li­che Kümmer­lin­ge entwi­ckeln (was er wohl heute zu den Auswir­kun­gen von Social Media sagen würde) …… deswe­gen sind Sport und die Arbeit der Sport­ver­ei­ne sehr wichtig und die Eltern müssen das begrei­fen.“
Wie wir auf nachste­hen­dem Foto erken­nen, hatte Dr. Sußmann recht. Ein sport­li­ches Schwimm­trai­ning sorgte dafür, dass es fesche Jungs im Bad zu bewun­dern gab, die nicht nur gut aussa­hen, sondern auch erfolg­reich Wettbe­wer­be bestritten.

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Schwim­mer waren und sind bis heute knacki­ge Jungs (Archiv Rathaus) Vlnr: Peter und Eberhard Haag, Uwe Metzen­thin, Peter, Gerhard und Harald Büttner.

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Schwim­mer waren und sind bis heute knacki­ge Jungs (Archiv Rathaus) Vlnr: Horst Wojatsch­ke, Gerhard Büttner, Uwe Metzen­thin, Karl Chytil

1966. Es erschien wieder mal ein Bericht mit den Zahlen der Jahre 1963 bis 1965. Wenn man die SVO und DLRG dazu nimmt, sah es wie folgt aus: 1963: 73.250 / 1964: 63.947 / 1965: 65.147 Badegäs­te.
Die Statis­ti­ker der damali­gen Zeit rechne­ten damals mit 5 Badegäs­ten je EW und Jahr. Oberko­chen kam damals auf einen Wert von 6,7 und ohne SVO und DLRG auf 5,4. Darüber freute man sich ebenso wie über die vielen „Alt-Oberko­che­ner“, die nun schwim­men lernten. Auffäl­lig blieb trotz­dem, dass doch einige nach dem ersten Jahr nicht mehr kamen – warum auch immer.

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So könnte unser Freibad am Pulver­turm einmal ausse­hen (1963 Amtsblatt Titel­sei­te am 26. Juli)

Freibad. Man könnte ja meinen, dass das Thema erst mal ausge­reizt war – weit gefehlt.
1963 ließ man sich im Gemein­de­rat von einem Stutt­gar­ter Archi­tek­ten, den Plan für ein Freibad am Pulver­turm vorstel­len. Der Bürger­meis­ter wisse sich mit einem großen Teil des Gemein­de­rats einig, dass die Planung eines Freiba­des wegen des neuen Hallen­ba­des nicht aufge­ge­ben werde. So hieß es damals in der Sitzung vom 24. Juli. Es wurde über Einzugs­ge­bie­te und Flächen­be­dar­fe sowie über Becken, Bauten und Wasser­tech­nik disku­tiert und fehlen­de Details angemahnt, als stünde der Baube­ginn kurz bevor. Danach geschah erst mal viele Jahre nichts mehr, bis 1975 plötz­lich die Headline im Amtsblatt aufpopp­te: „Sport­hal­le oder Freibad?“, wobei der Gemein­de­rat 1973 dem Freibad den Vorzug geben wollte, sich aber 1975 umbesann.
1979 lesen wir dann, dass sich der Gemein­de­rat seit Jahren mit der Planung eines Freibads im Langert oder gar im Tiefen­tal (das auch gleich mit einem Skilift – unglaub­lich) beschäf­ti­gen würde. Was ist da inzwi­schen gesche­hen? Hat man sich inzwi­schen davon verab­schie­det die restli­chen Baugrund­stü­cke am Pulver­turm für rund 250.000 DM zu kaufen oder was sorgte für einen Umschwung? Vermut­lich die ganzen Proble­me, die mit einer Reali­sie­rung im Bereich Pulver­turm einher­ge­hen würden. Man entschloss sich nun ein reines Freibad ac acta zu legen und sich mit einem Freizeit- und Erholungs­ba­des, also einem Spaßbad, zu beschäf­ti­gen. Jetzt ging es richtig zur Sache. Man wollte sich dann auf einer Infor­ma­ti­ons­fahrt ein paar beson­de­re Kaliber anschau­en wie das Sport- und Badezen­trum „Fildera­do“ in Filder­stadt-Bonlan­den und das Schwarz­wald-Badezen­trum „Monta­na“ in Forbach sowie das Freizeit­bad in Rhein­böl­len. 1980, nach über 27 Jahren des Hin und Her, wurden am 1. Oktober in der Sitzung folgen­de Worte gespro­chen: „Das Freizeit­bad wird nicht weiter­ver­folgt“. Statt­des­sen solle eine Lösung für ein ganzjäh­rig nutzba­res Freizeit­bad gesucht werden. Die Anfor­de­run­gen waren dabei folgen­de, für die das Archi­tek­tur­bü­ro rund 12 Mio. DM veranschlagte:

• Innen­be­cken mit mindes­tens vier 25-Meter-Bahnen
• Außen­be­cken und ein Wasser­spiel­gar­ten
• Sauna
• Solari­um
• Fitness­ein­rich­tun­gen
• Zweibah­ni­ge Kegel­bahn
• Cafete­ria

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Das Bad „Utopia“ aus dem Jahr 1975 – es hat nicht sollen sein – Gott sei Dank (Archiv Rathaus)

Man war sich bewusst, dass man durch­aus mit rund 900.000 DM jährli­cher Betriebs­kos­ten rechnen müsse. Mit Verzin­sung und Abschrei­bung war man dann rasch bei über 1,6 Mio. DM und rechne­te mit täglich 400 Besuchern, hochge­rech­net also rund 130.000 im Jahr. Man ging davon aus, dass man mit Eintritts­gel­dern von 3,65 DM für Jugend­li­che und 7,30 DM für Erwach­se­ne klarkom­men würde. Aus heuti­ger Sicht bleibt anzumer­ken: Gottsei­dank wurde das nicht umgesetzt!
1987. Aller­orts hatten triste Hallen­schwimm­bä­der mit sinken­den Besucher­zah­len zu kämpfen und so entschloss man sich gleich Nägel mit Köpfen zu machen, sprich 3,6 Mio. DM locker zu machen und das in die Jahre gekom­me­ne Bad zu einem Freizeit­bad umzubau­en. Im Frühjahr 1988 wurde ein Wettbe­werb zu Namens­ge­bung gestar­tet. Es gingen 110 Vorschlä­ge ein und der Gemein­de­rat entschied sich für „Aquafit“. Den Vorschlag hatten die beiden Herren Rudolf Heller und Günter Summe­rer unabhän­gig vonein­an­der einge­reicht. In der engeren Auswahl waren dann noch „aquabel­la“ (Gabrie­le Kooke), „Panora­m­abad“ (Rosema­rie und Karl Seitz, Angeli­ka und Dr. Klaus Holtz), „“aquavit“ (Wolfgang Schwab) und „Okoli­bri“ sowie „Äsjulai­kit“ (jeweils Dietrich Bantel). Am So 25. Sep. wurde das neue Bad einge­weiht. BM Gentsch (gest. 2022), Stadt­bau­meis­ter Zieger (OB in Esslin­gen von 1998 bis 2021) und Archi­tekt Haag hielten die Reden, musika­lisch umrahmt von der Jazz-AG, sport­lich beglei­tet von der Kunst­schwimm­grup­pe Göppin­gen. Die Anlage konnte anschlie­ßend besich­tigt werden und wie es sich bei einer Feier in Oberko­chen gehört: Thürin­ger Rostbrat­würs­te, Bier, Kaffee und Kuchen wurden dazu gereicht.
Das Bad wurde zu einem Anzie­hungs­punkt für das Umland, denn es vermit­tel­te einen familiä­ren Charak­ter und eine heime­li­ge Sauna­land­schaft. Das Inhala­to­ri­um war jetzt nicht so prickelnd und machte im Laufe der Jahre Platz für eine Bio-Sauna. Auch das Solari­um aus dem Ruheraum wurde eines Tages entfernt und im Außen­be­reich wurde Jahre später eine Block­haus­sauna instal­liert und so war das „Aquafit“ 35 Jahre lang ein Anzie­hungs­punkt für Alt und Jung.

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Willy Büttner, mit Ehefrau Erika, wird von BM Gentsch als Bademeis­ter verab­schie­det (Archiv Rathaus)

Unver­ges­sen – Bademeis­ter Willy Büttner. Zum Abschluss dieses Themas kommen wir gar nicht umhin, über den Mann zu sprechen, der den meisten von uns das Schwim­men beibrach­te und Ordnung und Diszi­plin im Hallen­bad hielt.
Geboren wurde er am 04.05.1925 in Coburg. Gestor­ben ist er am 11.03.2004 in Oberko­chen im Alter von 79 Jahren. Dazwi­schen lag ein Leben, das für diese Genera­ti­on durch den II. Weltkrieg und die Zeit des Wieder­auf­bau­es sowie die Umbrü­che in den 60er Jahren geprägt war. Willy war gelern­ter Feinme­cha­ni­ker und wechsel­te nach dem Krieg zu Carl Zeiss, als dieser von Saalfeld nach Coburg umzog, da CZ fast den doppel­ten Stunden­lohn als andere zahlten. Da aber Coburg partout keine Indus­trie­stadt sein wollte, zogen die Cobur­ger nach Oberko­chen und bekamen sogleich eine eigene Siedlung im Bereich der vorde­ren Brunnen­hal­de. So wurde Willy 1953 in Oberko­chen ansäs­sig. 1960 kam für ihn der große beruf­li­che Wandel. Er bewarb sich bei der Gemein­de als Bademeis­ter für das neue Hallen­bad, war im Planungs­aus­schuss und machte seine Ausbil­dung zum „Badmoisch­ter“ in Stutt­gart.
Als das Hallen­bad renoviert wurde und zum „Aquafit“ mutier­te, war Willy kurz vor Errei­chen des Renten­al­ters. Bademeis­ter Büttner und Stadt­bau­meis­ter Zieger fanden keinen Draht zuein­an­der. Neue jünge­re Bademeis­ter wurden gesucht und so wurde er von BM Harald Gentsch am 1.9.1987 bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1990 als städti­scher Vollzugs­be­am­ter mit Urkun­de, Ausweis und Uniform eingesetzt.

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Willy Büttner wird 1987 von BM Gentsch als Städti­scher Vollzugs­be­am­ter einge­stellt (Archiv Rathaus)

Willy Büttner war noch eine Respekts­per­son des sog. „Alten Schlags“ – Wider­spruch zweck­los, die meisten haben’s erst gar nicht probiert. Und wie sagte der Aquafit-Stamm­gast „Goggl“ kürzlich mal: „Manch­mal wünsch­te ich mir im heuti­gen Aquafit hin und wieder auch einen “Büttner”, der mal den Rauch reinlässt, denn schlech­tes Beneh­men ließ er nicht durch­ge­hen“.
Nachste­hend ein paar Sprüche von ihm, die sich tief ins Langzeit­ge­dächt­nis seiner ehema­li­gen Schwimm-Schüler einge­prägt haben:

• Ich dunk dich drei Meder nunter, da kimmst aber nimme nauf
• Da geh I drei Meder mir dir nonder
• Des sach ich deiner Mudder
• Des Sprung­brett is kei Trampo­lin (nachdem einige mal wieder bis fast unter die Hallen­de­cke hochfe­der­ten)
• Macht’s die Duuuschn aus
• Des worme Wosser kosdet Geld
• Macht’s die Brausen aus, heut wird nemme duscht
• Drei Wochen Badever­bot
• Ich moch glaich miid.
• Mensch Kerle, wills­te wie a Zeeebra aussehn
• Rauus onziehn, vierzehn Toche Bodeverbod.

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Das Bad wurde gut angenom­men und das Sprung­brett sorgte dafür, dass Bademeis­ter Büttner immer auf Zack sein musste (Archiv Rathaus)

Nachste­hend einige zusam­men­ge­tra­ge­ne Erinne­rungs­schnip­sel aus alter Zeit:

• Der Bademeis­ter ermahnt: Von der Seite reinsprin­gen ist verbo­ten. Darauf­hin erhob der Sohn eines Lehrers seine Stimme, um die Situa­ti­on intel­lek­tu­ell-litera­risch zu lösen: „Schon Goethe sprach…..“ Da fuhr ihm der Bademeis­ter in die Parade: „Goethe gonnte nich schwim­men!!!“ So konnte man ihm schon gar nicht kommen.

• Warmwas­ser koste­te damals viel Geld und die heißen Duschen wurden gerne lange genutzt, denn nicht wenige hatten zuhau­se gar keine Dusche. Wenn Willy Büttner während der Energie­kri­se noch Bademeis­ter gewesen wäre, der Bürger­meis­ter hätte sich das Schlie­ßen des Bades sparen können, denn der hätte dafür gesorgt, dass überall gespart wird.

• Der Autor dieses Berichts, also der „Billie“ war während der Schul­zeit ein einge­fleisch­ter Nicht­schwim­mer und während des Schwimm­un­ter­richts wurden Peter Maiwald und ich vom Sport­leh­rer Rapp einfach zum Plant­schen im Nicht­schwim­mer­be­reich aussor­tiert. Eines Tages war Lehrer Rapp krank und Willy Büttner übernahm mit der marki­gen Ansage: „Hier kann doch wohl jeder schwim­men“. Wider­spruch? Nein, lieber nicht. Also haben Peter und ich klein­laut beschlos­sen, die Aufga­be „10 Breiten im Tiefen“ mit Mut anzuge­hen. Peter hat es geschafft, ich ging nach „9 ½ Breiten“ staunend unter wie ein Stein. Als ich wieder in einem Neben­raum auf einer blauen Kunst­stoff­ma­trat­ze aufge­wacht bin, sah ich Büttner Gesicht mit einer glaskla­ren Ansage: „Wenn du nicht schwim­men kannst, musst du das doch sagen.“ Eintrag im Klassen­buch? Info an die Eltern? Fehlan­zei­ge. Das Leben ging weiter ….. Und schwim­men lernte ich erst im Alter von 21 Jahren, als ich in List auf Sylt bei der MVS die Maaten-Ausbil­dung bei der Marine machte. Ohne Sport- und Schwimm­prü­fung kein Maat und kein Schiff. Mein Einwand „Kann ich nicht“ wurde vom Ausbil­der gnaden­los gekon­tert: „Kann ich nicht gibt’s nicht“, bekam den Schlüs­sel für das Hallen­bad in die Hand gedrückt und nach drei Wochen abend­li­cher Selbst­ver­su­che ging es dann plötz­lich wie von selbst. Und das wurde zu meinem Lebens­mot­to. Was ich nicht konnte, habe ich einfach gelernt. So war die Marine für mich auch eine Schule fürs Leben.

Jemand schrieb mir folgen­des über ihn: „Ein sicher­lich legen­dä­rer Bademeis­ter. Ich konnte ihn näher kennen­ler­nen und kann sagen, dass es ein ganz sympa­thi­scher Mensch war. Er hat halt eine spezi­el­le Art gehabt, mit den Menschen umzuge­hen. Das tat er aller­dings ohne Rücksicht auf das Alter und den Stand. Wer einen “Föhn” verdient hat, der hat ihn auch bekom­men. Sein lautes “Organ” war, laut eigener Aussa­ge, auf die Tatsa­che zurück­zu­füh­ren, dass er im 2. Weltkrieg als “Beilfun­ger (Peilfun­ker)” auf einem U‑Boot gefah­ren ist. Einer der Wenigen, die wieder zurück­ka­men. Legen­där auch seine Art und Weise, wie er seine Erleb­nis­se auf dem Boot geschil­dert hat.“
Von 863 U‑Booten wurden 630 versenkt, das entspricht einer Vernich­tungs­quo­te von 73 % der gesam­ten U‑Boot-Flotte. Eine gute Veran­schau­li­chung bietet der Spiel­film von Wolfgang Peter­sen „Das Boot“ – aber bitte die Langfas­sung (basie­rend auf dem Roman von Lothar Buchheim). Ein Typ dieses U‑Boots liegt zur Besich­ti­gung am Strand von Laboe bei Kiel. Auf dem Gelän­de der „Bavaria Film“ in Geisel­gas­teig bei München kann man die beein­dru­cken­den „Film-U-Boote“ besich­ti­gen. Von 31.000 U‑Boot-Fahrern kehrten ledig­lich 5.000 aus dem II. Weltkrieg zurück.
Wie wird’s wohl der Freitags-Männer-Sauna-Runde ergehen? Es war eng und heime­lig im Sauna­be­reich im „Auqafit“, auch wenn es mitun­ter laut zu ging, wenn die unter­schied­li­chen Meinun­gen aufein­an­der­prall­ten. Am engsten war’s aber in der Bio-Sauna, wenn sie immer auspro­biert haben, wie viele da nun hinein­pas­sen – ich denke mal 7 bis 8 werden es schon gewesen sein, bei 5 ausge­wie­se­nen Sitzplät­zen und einem „Notsitz“. Was isch der Unter­schied zwischen einer Herings­fisch­do­se und der Biosau­na im „Aquafit“? In der Dos‘ lieget se eng beiein­an­der im Öl, in der Sauna hockets se eng beiein­an­der im oigena Saaft“. Und davor noch oben am Tisch­le ein, zwei Weizen runter­zi­schen, damit sich’s leich­ter schwätzt und schwitzt. Manch­mal hat es auch „heftig im Wald gerauscht“, wenn da manche einen Aufguss in der inneren Sauna machen wollten und andere das partout nicht wollten. Heiman­dzack – der harmo­nie­be­dürf­te Normal-Saunie­rer suchte rasch das Weite. Hart erarbei­te­te Privi­le­gi­en wie „an oigener Liege­platz mit Noamens­schild­le ond reser­vier­te Kloider­hoa­ka“ sind in die neue Sauna nicht übertrag­bar und müssen neu erarbei­tet werden. Alles hat halt „oi End, nur d Wurscht het zwoi“ und so freuen wir uns auf die neue Sauna und sind gespannt.
Exit. Nachdem ich am Freitag, den 8. Septem­ber bei der Abschieds­sauna der Männer gesund­heit­lich verhin­dert war, habe ich mir gedacht: „Jetzt, am Sonntag, den 10ten, dem letzten Tag, geht es dir wieder so gut, dass du ins „Aquafit“ laufen kannst. Zudem war in Aalen Stadt­fest und am frühen Nachmit­tag spiel­ten die Basket­bal­ler im WM-Finale – da bin ich vielleicht ab 14 Uhr „Last Man Standing“ in der Sauna“. Und so habe ich es gemacht um. Um 13:57 Uhr betrat ich das Bad und um 17:38 Uhr wurde die Sauna abgestellt. Dazwi­schen machte ich 6 Durch­gän­ge in allen Saunen und im Dampf­bad und fotogra­fier­te fleißig alles, was mir wichtig erschien. Dazwi­schen lag ich auf der Liege im Ruheraum und ließ meine Gedan­ken in die Vergan­gen­heit schwei­fen:
„Auf den Tag genau vor 45 Jahren hatte ich bei einer Wehrübung im Marine­ha­fen Olpenitz an der Schlei meine erste Sauna besucht und am gleichen Abend mit Rauchen aufge­hört (von 60 Zigaret­ten auf 0 – einfach so – hält bis heute – beides). Ich erinne­re mich an alte Saunie­rer, die inzwi­schen gestor­ben sind: Manfred Fischer, Willy Unglaub, Rudolf Heller, Werner Seitz und den Königs­bron­ner Archi­tek­ten, der auf dem Weg zur Sauna tödlich verun­glück­te. An Kolle­gen, die eines Tages nicht mehr kamen: Peter Stiebritz, Tobias Königer, Klaus Zipser und Rudi Grohmann. Auch an die Diens­ta­ge, die ich bevor­zugt habe, als ich noch arbei­te­te, habe ich Erinne­run­gen: Die Uhlands, den Andi Gold, der Hans aus Hoarna, der frühe­re Bademeis­ter Walter, ein Künst­ler und an einen Sänger (der das Schild für die Außen­sauna „Wichtel­sau­na“ bastel­te), der ab und zu in der Dampf­sauna zeigte, dass er echt gut singen konnte, sowie an einen Ommmmm-Murmler, der immer seine eigenen Steine in die Dampf­sauna mitbrach­te und dort mysti­sche Zeremo­nien veran­stal­te­te, an meine Haasen-Freun­de mit denen ich mich oft nach der Arbeit traf, an Micha­el Seeling, an den Vinzenz „Vinne“ Honickel, an den Leitzler Peter Schier, einen Zeiss­ler, der auch oft, wie ich, beruf­lich nach Nanjing geflo­gen ist, sowie an einen älteren kleinen rundli­chen Mann, der immer seine Handtü­cher unter der Dusche wusch und auswrang (vielleicht durfte er nicht wöchent­lich Schmutz­wä­sche heimbrin­gen). Auch einer meiner FCO-Lieblings­fuß­bal­ler kam öfters vorbei: Gerhard „Macco“ Marquardt. Im Ruheraum kamen wir in den Genuss von Konzer­ten der einge­wan­der­ten Grillen. Sonntags traf ich Doris Öchsle (Schwes­ter meiner Schul­freun­din Marion), den Emil Tischer (Vater meiner Schul­freun­din Maggie) sowie Silber­lo­cke aus Aalen. Werner Dreher betrat die Sauna immer mit einem fragen­den „Ond?“ – den Antwor­ten waren Tür und Tor geöff­net. Einer vergaß auch mal in der Eile (den Namen halten wir mal geheim), dass außer­halb der Sauna, also oben im Bad, eine andere Kleider­ord­nung herrsch­te. Diens­tags wurde oft gefei­ert, beson­ders am Faschings­diens­tag – da wurde richtig ein Buffet aufge­fah­ren und in der Advents­zeit gab es immer ein Jahres­es­sen. Abschlie­ßend fällt mir noch ein, dass sich die Damen­s­auna einst vom Bademeis­ter über den Notruf­knopf bedie­nen ließ – das ging für ihn aller­dings nicht gut aus.

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10. Sep. 2023 — Der Außen­be­reich der Sauna am letzten Tag (Archiv Müller)

So – jetzt isch älles gschwätzt. Abschlie­ßend bleibt noch dem Richard Burger und dem Reinhold Vogel DANKE zu sagen, dass sie sich immer für unsere Sauna einge­setzt haben, wenn es notwen­dig war.
Das Alte ist vorbei und das Neue noch nicht da – scheeeeeh ischs gwää – jetzt kommt etwas anderes. Begrü­ßen wir es freudig und erwar­tungs­voll. Aber auch für das neue Bad gilt: „Die Ente bleibt draußen!“
Abgesang. Das war’s zum Thema „Oberko­chen und seine virtu­el­len und realen Bäder“. Während der letzten Faschings­zeit wagte sich der „Aalener Spion“ über seine Stadt­mau­ern hinaus und vermu­te­te, dass unser Bürger­meis­ter Peter Traub das neue Bad nur deswe­gen baute, damit er in seinem „Haushalt“, sprich im Oberko­che­ner Geld baden könne, wie seiner­zeit Dagobert Duck in Enten­hau­sen. Ich sag mal, wenn das nicht gebaut worden wäre und das Geld statt­des­sen ins Schwimm­be­cken im „Aquafit“ geschüt­tet worden wäre, da hätte er vielleicht baden und plant­schen können. So wurde das ganze Geld schlicht­weg in Stein gegos­sen und das meiste wird vermut­lich die Technik verschlun­gen haben. Jetzt sind wir alle gespannt, was der neue Badetem­pel zu bieten hat und wie er angenom­men werden wird.

Wilfried „Wichai“ Müller „Billie vom Sonnenberg“

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