Intro. Kapel­le kommt von latei­nisch cappa ‚Mantel‘; Diminu­tiv capel­la. Damit wurde ursprüng­lich der Ort bezeich­net, an dem im 7. Jahrhun­dert die Mantel­hälf­te des heili­gen Martin von Tours in Paris als Reichs­re­li­quie sowie der Heili­ge selbst von den Merowin­gern verehrt wurde. Die Capel­la, der Name für den kleinen – abgeschlos­se­nen – Raum, war schon im Althoch­deut­schen als Kapel­la gebräuch­lich. Die Gruppe von Kleri­kern, die in dieser Kapel­le den Chordienst und die Stunden­ge­be­te besorg­te, wurde als Capel­la­ni (Kapla­ne) bezeich­net.
Eine Kapel­le ist eine baulich kleine Bet‑, Gottes­dienst- oder Andachts­räum­lich­keit. Es kann sich um ein freiste­hen­des Kirchen­ge­bäu­de handeln oder um einen Raum in einem größe­ren Gebäu­de. Inner­halb von (größe­ren) Kirchen sind Kapel­len gottes­dienst­li­che Neben­räu­me, die unter­schied­li­che Funktio­nen haben können. Kapel­len sind zum Teil privat errich­tet.
Berühm­te Kapel­len sind beispiels­wei­se die „Fugger­ka­pel­le“ bei St. Anna in Augsburg. Sie ist eine Memori­al­ka­pel­le der Fugger, die der Familie auch als Begräb­nis­stät­te dient. Sie wurde zwischen 1510 und 1512 erbaut und 1518 zu Ehren des Altar­sa­kra­ments, der Jungfrau Maria und des Evange­lis­ten Matthä­us geweiht. Die Fugger­ka­pel­le ist neben der Görlit­zer Annen­ka­pel­le eine von nur zwei Kirchen „in größe­rem Stil“ in Deutsch­land, die von priva­ten Bürgern, anstatt (wie „zu jener Zeit“ gewöhn­lich) von Herzö­gen oder Königen erbaut wurden. Sie ist außer­dem eines der frühes­ten Bauwer­ke der Renais­sance. Im Gegen­satz zur evange­li­schen Kirche St. Anna in Augsburg, woran die Fugger­ka­pel­le gebaut wurde, ist die Fugger­ka­pel­le katho­lisch.
Kurzes finan­zi­el­les Inter­mez­zo. Jakob Fugger „Der Reiche“ (geb. 6.3.1459 gest. 30.12.1525) war der reichs­te Mann seiner Zeit und vielleicht auch der reichs­te Mann, der je gelebt hat (je nach Bewer­tungs­me­tho­de). Jakobs Vermö­gen zu seinen Lebzei­ten entsprach etwa 10 Prozent der Wirtschafts­leis­tung des Hl. Römischen Reichs. Das auf die heuti­ge Zeit angepass­te, geschätz­te Vermö­gen von Jakob Fugger betrug 358 Milli­ar­den Euro. Damit lässt er Jeff Bezos, Bil Gates, Mansa Musa und die Rothschilds hinter sich, da kann man schon mal eine Kapel­le bauen und die „Fugge­rei“ errich­ten.
Die „Stille-Nacht-Kapel­le“ steht in der Stadt Obern­dorf bei Salzburg im öster­rei­chi­schen Bundes­land Salzburg und ist dem Gedächt­nis des Weihnachts­lie­des „Stille Nacht, Heili­ge Nacht“ und seines Textdich­ters Joseph Mohr sowie seines Kompo­nis­ten Franz Xaver Gruber gewid­met. Rein aus Spenden finan­ziert, entstand zwischen 1924 und 1936 in Obern­dorf bei Salzburg nach dem Abriss der Kirche St. Nikola die „Stille Nacht Kapel­le“ an dem Ort, an dem das Lied „Stille Nacht, Heili­ge Nacht“ am Heili­gen Abend des Jahres 1818 zum ersten Mal erklang. Die Schif­fer­kir­che St. Nikola musste aufgrund starker Beschä­di­gung durch mehre­re Hochwäs­ser abgeris­sen werden.
Natür­lich muss die „Sixti­ni­sche Kapel­le“ erwähnt werden, die vielleicht berühm­tes­te von allen. Die Sixti­ni­sche Kapel­le ist eine Kapel­le im päpst­li­chen Palast im Vatikan, der offizi­el­len Residenz des Papstes. Ursprüng­lich fungier­te sie als Kapel­le der vatika­ni­schen Festung und wurde „Große Kapel­le“ genannt. Ihr heuti­ger Name stammt von Papst Sixtus IV., der ihre Restau­rie­rung von 1473 bis 1481 veran­lass­te. Von da an wurde diese Kapel­le für die Feier päpst­li­cher Akte und Zeremo­nien genutzt. Während des Ponti­fi­kats von Sixtus IV. wurde eine Gruppe von Renais­sance­künst­ler dazu berufen, die Arbei­ten in der Kapel­le auszu­füh­ren. Zu diesen Künst­lern gehör­ten Sandro Botti­cel­li, Pietro Perugi­no, Pintu­ric­chio, Domeni­co Ghirlan­daio, Cosimo Rossel­li und Luca Signo­rel­li. Es wurden zwei Serien von Panee­len mit Fresken geschaf­fen, links vom Altar wurde das Leben des Moses darge­stellt und auf der rechten Seite Szenen aus dem Leben Jesu Chris­ti. Diese Panee­len wurden durch Porträts der Päpste ergänzt, die die Kirche bis zu dem Zeitpunkt regiert hatten. Die Gemäl­de wurden 1482 fertig­ge­stellt und anläss­lich der Feier­lich­kei­ten zu Himmel­fahrt feier­te Papst Sixtus IV. dort die erste Messe und weihte die Kapel­le der Jungfrau Maria. Auf Geheiß von Papst Julius II. hin dekorier­te Michel­an­ge­lo das Gewöl­be der Kapel­le. Alle Fresken der Decke der Sixti­ni­schen Kapel­le stammen aus der Hand dieses brillan­ten Künst­lers, der das Werk inner­halb von vier Jahren von 1508 bis 1512 vollende­te und damit ein beispiel­lo­ses Kunst­werk schuf, das den Lauf der westli­chen Kunst ändern sollte. Jahre später, zwischen 1536 und 1541, schuf er für Papst Clemens VII. und Paul III. das Jüngs­te Gericht an der Wand hinter dem Altar. Mehr als 500 Jahre später ziehen die Fresken von Michel­an­ge­lo mit ihrer außer­ge­wöhn­li­chen ikono­gra­phi­schen Komple­xi­tät jährlich eine Vielzahl an Besuchern an und zählen zu den besten Arbei­ten der Geschich­te der Malerei. Heute findet in der Sixti­ni­schen Kapel­le das Konkla­ve statt, die Versamm­lung, in der wahlbe­rech­tig­te Kardi­nä­le einen neuen Papst wählen. Selbst­re­dend kann die Kapel­le besich­tigt werden, aber wegen der vielen Besucher ist es oft nicht möglich die beein­dru­cken­den Bilder in Ruhe zu betrach­ten und so ist das eher ein „Durch­ge­scho­ben werden“.
Die „Wurmlin­ger Kapel­le“, offizi­ell Sankt-Remigi­us-Kapel­le. Der romani­sche Vorgän­ger­bau wurde 1050 in der Amtszeit von Papst Leo IX. als Grabka­pel­le des Stifters Graf Anselm von Calw errich­tet. Die romani­sche Krypta stammt aus der Zeit um 1150. Der gotische Nachfol­ge­bau brann­te 1644 ab. Die bis heute erhal­ten geblie­be­ne barocke Kapel­le wurde 1685 geweiht. 1911 nahm der Kunst- und Kirchen­ma­ler Carl Dehner eine Ausma­lung der Kapel­le vor. Von der am Fuße des Berges gelege­nen Ortschaft Wurmlin­gen führt ein 1687 errich­te­ter Kreuz­weg zur etwa 130 m höher gelege­nen Kapel­le hinauf. Um die dem Heili­gen Remigi­us geweih­te Kapel­le herum befin­det sich der Fried­hof von Wurmlin­gen. Berühmt gewor­den durch das Gedicht von Ludwig Uhland.

Maria Eich (Archiv Müller)

„Maria Eich“, korrekt „Maria bei der Eiche“ ist eine der Heili­gen Maria geweih­te katho­li­sche Wald-und Wallfahrts­ka­pel­le bei Aalen-Ebnat. Der im Jahre 1925 errich­te­te heuti­ge Bau geht auf eine 1686 in eine Eiche einge­bau­te Gebets­stät­te zurück. Sie liegt im Waldge­biet „Schei­ter­hau“, vierhun­dert Metern westlich vom Wander­park­platz am südwest­li­chen Ortsrand von Ebnat.

Maria Buch (Archiv Müller)

Natür­lich gibt es auch eine Kapel­le bei der Buche – früher Kirche, heute Kapel­le. Die Wallfahrts­kir­che „Maria Buch“ steht im unmit­tel­ba­ren Zusam­men­hang mit dem Kloster Neres­heim. So war es Abt Meinrad 1649, der auf einem seiner Dienst­rit­te zu der nahege­le­ge­nen Pfarrei Ohmen­heim über den Buchrain ritt und das Gnaden­bild von Maria Einsie­deln in jener besag­ten Buche vorfand. Er nahm dies zum Anlass, Maria als Schutz­pa­tro­nin des Härts­fel­des ausru­fen zu lassen, denn beson­ders das Härts­feld war durch die Wirren des 30jährigen Krieges in Mitlei­den­schaft genom­men worden, ganze Orte waren zerstört und ausge­löscht worden. Die Maria-Figur blieb an ihrer ursprüng­li­chen Stelle im Buchen­baum, sie wurde ledig­lich durch ein Gitter geschützt. In der Folge­zeit pilger­ten immer mehr Härts­fel­der an jenen Ort, bis 1663 der Buchen­baum mit einem kleinen Häuschen umbaut wurde. 1708 ließ dann Abt Magnus den Grund­stein zum Bau einer Kirche legen. Auch hierbei war der Buchen­baum mitein­ge­schlos­sen. Die Versor­gung der Wallfahrts­kir­che erfolg­te schon zu frühe­rer Zeit durch das nahege­le­ge­ne Kloster. Es gehör­te zu den Aufga­ben der Mönche, zum einen für die Wallfahrt zu sorgen, zum anderen aber auch detail­lier­te Aufzeich­nun­gen über die Gebets­er­hö­run­gen und wunder­sa­men Vorgän­ge von 1706 anzuer­stel­len. Diese Mönche erhiel­ten den Beina­men „Buchher­ren“. Durch die Belage­rung der Franzo­sen brann­te 1796 die Wallfahrts­kir­che „Maria Buch“ völlig ab. 1889 wurde dann die heute noch bestehen­de Kapel­le gebaut.
In meiner Kindheit war es üblich bei unseren üblichen Mai-Wande­run­gen in dieser Kapel­le anzuhal­ten, um ein paar Marien-Lieder zu singen. Beson­ders die Frauen legten großen Wert darauf und alle wollten Tilly Huber vom Sonnen­berg hören, die eine schöne Stimme hatte.
Dann gibt es noch, allge­mein gespro­chen, die Burg- und Schloss­ka­pel­len. Da das Mittel­al­ter sehr stark durch das Chris­ten­tum und den Glauben geprägt war (das können wir uns heute gar nicht mehr vorstel­len), war es von Vorteil, wenn eine Burg oder ein Schloss eine eigene Kapel­le hatte. Dann konnten die Familie des Eigen­tü­mers und die durch­rei­sen­den Hohen Herrschaf­ten an einer Messe teilneh­men.
Die Mobili­tät nahm ihm Laufe der Jahrhun­der­te zu und so kam es zwangs­läu­fig zu den „Autobahn­ka­pel­len“, in denen zwar in der Regel keine Messe zelebriert wird, die aber den Gläubi­gen eine kurze Zeit der Besin­nung ermög­li­chen soll, bevor diese rastlos weiter­brau­sen.
Als „Grabka­pel­le“ bezeich­nen wir in der Regel ein Mauso­le­um oder ein Kirchen­ge­bäu­de, das vor allem als Grable­ge von Adels- oder Bürgerfa­mi­li­en oder aber eines Hausklos­ters oder Stifts diente. Einige von diesen Kirchen werden auch heute noch nach ihrer Funkti­on benannt. Insbe­son­de­re Kirchen oder Kapel­len, in denen sich Gräber von Heili­gen oder politisch, mitun­ter auch kultu­rell bedeu­ten­den Persön­lich­kei­ten begra­ben liegen, werden gelegent­lich als Grabkir­che dieser Persön­lich­kei­ten bezeich­net. Die weltweit bekann­tes­te ist die „Grabes­kir­che“ in Jerusalem.

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Die Wurmlin­ger Kapel­le (Wikipe­dia Thomas Hentrich, www.MomentsInRGB.com, Wurmlin­ger Kapel­le gesehen von Unter­je­sin­genCC BY-SA 3.0 DE)

Wer kennt das Gedicht nicht? Den berühm­tes­ten Text über eine Kapel­le. „Der Schil­ler und der Hegel, der Uhland und der Hauff, die sind bei uns die Regel, die fallen gar nicht auf“. Und so ist es nicht verwun­der­lich, dass das berühm­tes­te Kapel­len-Gedicht eben „au von oas isch“. Das Gedicht von Ludwig Uhland entstand 1805 im Rahmen eines schwä­bi­schen Dichter­wett­streits zur Wurmlin­ger Kapel­le. (Wurmlin­gen liegt in der Nähe von Tübin­gen.)
„Droben stehet die Kapel­le,
Schau­et still ins Tal hinab;
Drunten singt bei Wies und Quelle
Froh und hell der Hirtenknab.

Traurig tönt das Glöck­lein nieder,
Schau­er­lich der Leichen­chor,
Stille sind die frohen Lieder,
Und der Knabe lauscht empor.

Droben bringt man sie zu Grabe,
Die sich freuten in dem Tal.
Hirten­kna­be, Hirten­kna­be,
Dir auch singt man dort einmal.

Bald geht es mit dem 2ten Teil weiter

Wilfried „Billie Wichai“ Müller vom Sonnenberg

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