Die Geschich­te der Biblio­thek in Oberko­chen begann im Jahr 1952. Schon damals wollte Gustav Bosch eine Biblio­thek einrich­ten. Am 26. Septem­ber wurde, nach kontro­ver­ser Diskus­si­on, beschlos­sen, für die damals 4.259 Einwoh­ner eine Ortsbü­che­rei einzu­rich­ten. Aber, am 12. Juni 1953 kam das vorläu­fi­ge Aus: Das Thema wurde jahre­lang zurück­ge­stellt. Gründe waren wohl das fehlen­de Rauman­ge­bot und eine verlang­te Verein­ba­rung mit dem Land, die dem Gemein­de­rat als unannehm­bar erschien – ein zu großer Eingriff in das Selbst­ver­wal­tungs­recht der Gemein­de. Nach der Umstruk­tu­rie­rung der Schul­häu­ser /-räume wurde das Gebäu­de in der Aalener Straße 19 frei und nun konnte die Gemein­de endlich loslegen.

1959 Das alte evange­li­sche Schul­haus in das die Ortsbü­che­rei einzog – heute Heimat­mu­se­um (Archiv Müller)

Am 14. Novem­ber 1958 wurde dann nochmals entschie­den – und jetzt wurde es wirklich umgesetzt. 14.200 DM wurden für die Raumge­stal­tung sowie die Anschaf­fung von Möbel und Bücher aufge­bracht. Davon waren 4.100 DM Mittel aus dem Bundes­ju­gend­plan und 1.300 DM aus Staats­bei­trä­gen. Beson­de­rer Dank wurde für Ihr Engage­ment folgen­den Perso­nen ausge­spro­chen: Rektor Hagmann, den Lehrkräf­ten Thiel und Bisch­ler sowie Frau Braun und Herrn Mannes.
Am Sonntag, 28. Juni 1959 um 11 Uhr wurde die erste Biblio­thek im heuti­gen Schil­ler­haus (früher evange­li­sches Schul­haus) im ersten Stock eröff­net. Die Feier­lich­kei­ten mit Anspra­chen und musika­li­schem Rahmen­pro­gramm fanden im Musik­saal in der Dreis­sen­tal­schu­le statt.

1959 Einwei­hung der Ortsbü­che­rei im Musik­saal der Dreißentalschule

Inter­es­sant ist noch der damali­ge Aufbau der Büche­rei. Es wurden 1.261 Bücher in 3 Abtei­lun­gen angebo­ten. Im Detail 400 Sachbü­cher und 400 Romane und Erzäh­lun­gen für Erwach­se­ne, 300 Bücher in der Kinder­ab­tei­lung und rund 161 Bücher für den Jugend­be­reich ab ca. 13 Jahren. Der Eröff­nungs­be­stand wurde als Gesamt­ver­zeich­nis als Sonder­bei­la­ge im Amtsblatt vom 26. Juni 1959 veröf­fent­licht und für Buchlieb­ha­ber äußerst inter­es­sant, es heute durch­zu­blät­tern. Geplant war ein Ausbau auf 2.800 Bücher. Die Ausleih­ge­bühr betrug 10 Pfenni­ge pro Band.
Ich, der Wilfried (damals noch kein Billie) und im April 1959 in der Klasse 1 bei Frau Eva-Maria Erben einge­schult, holte mir unver­züg­lich einen Ausweis zum Auslei­hen und bekam die Nr. 7 – da war ich megastolz. Die Damen in der späte­ren Biblio­thek am heuti­gen Stand­ort staun­ten nicht schlecht, als ich mit diesem Ausweis etwas auslei­hen wollte und bekam gleich einen neuen Ausweis ausge­stellt. Helma Braun, die erste Leite­rin der örtli­chen Büche­rei, hatte ein Händchen dafür, die Buben und Mädchen mit adäqua­tem Lesestoff zu versor­gen. Mich musste sie immer bremsen, weil ich immer zu viele Bücher mitneh­men wollte. Dazu bekam man ein Heftchen, in dem alle Bücher einge­tra­gen wurden und vor der Rückga­be von den Lesern mit einer Zeugnis­no­te benotet werden sollten.

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1959 Die Ortsbü­che­rei in der Aalener Straße 19 im 1. Stock (Archiv Rathaus)

Den feier­li­chen Bericht dazu im damali­gen Amtsblatt vom 26. Juni 1959 schrieb Dr. Hans Schmid. Darin beschrieb er das richti­ge Atmen und meinte: „Wer nach einem Buch greift, öffnet es und liest es wie ein Atmen­der. Das richti­ge Atmen ist wie das Eröff­nen der Biblio­thek und es beinhal­tet auch das richti­ge Atmen des Geistes, der Seele und des Gemüts durch das Angebot des guten Buches.“ Heute würde man so weit nicht mehr ausho­len, aber der Bericht hat eben auch viel mit der Haltung von Dr. Hans Schmid zu tun, der in Oberko­chen immer bestrebt war, die Kultur über den Block­bus­ter im Kino und den HerzSchmerz­Ro­man hinaus auf ein höheres Niveau zu bringen.
1960 schrieb Helma Braun einen wunder­schö­nen Bericht im Amtsblatt. Wer bis dahin noch kein Bücher-Fan wurde es nun bestimmt. Nachfol­gend ein kleiner Auszug: „…..Da stehen sie alle, die Gefähr­ten unserer Kindheit! Der gute alte Winne­tou, Old Shatter­hand und Leder­strumpf! Deine Phanta­sie geht mit Dir durch und Du schlüpfst schnell in die Haut Deiner frühen Idole und durch­streifst als Häupt­ling die nahen Wälder, dem verrä­te­ri­schen Bleich­ge­sicht auf der Spur…..gleich daneben stehen alte Bekann­te: Don Quichot­te, Robin­son, Hornblower……noch ein Wort zu den Humoris­ten, wie Busch, Eugen Roth und da, der bayeri­sche Dichter-Advokat Ludwig Thoma mit seinen unver­gess­li­chen Lausbubengeschichten…..Die Büche­rei­en stellen kleine Inseln der Besin­nung dar, sie sind so recht ein Reser­vat der Muße , der eigent­li­chen Lebens­kunst.“
1964 zog man ein erstes Fazit. Inzwi­schen war der Bestand auf rund 3.000 Bücher angewach­sen und die Anzahl der Entlei­hun­gen stieg konti­nu­ier­lich (1960: 4.866 / 1961: 6.298 / 1962: 8.287 / 1963: 6.954). In Summe wurden seit der Eröff­nung 26.405 Bücher an 900 einge­tra­ge­ne Leser verlie­hen. Mit beson­ders viel Herzblut widme­te sich die Verant­wort­li­che dem Jugend­be­reich, galt es doch ihnen den Weg zum guten Buch zu ebnen. Und Kinder und Jugend­li­che machen rund die Hälfte des Kunden­stam­mes aus. Bemer­kens­wert waren die Zahlen auch, mit dem Wissen, das die Werkbü­che­rei der Fa. Carl Zeiss ungefähr genau­so so viele Bücher im Regal stehen hatte. Helma Braun schrieb seiner­zeit: „Die öffent­li­chen Büche­rei­en sind das Rückgrat im freien Bildungs­we­sen der Gemein­de und im Landkreis….bei der Buchaus­wahl muss aber auch ein gewis­ses Niveau gewähr­leis­tet werden….so können natür­lich nicht alle Wünsche erfüllt werden, seien es „Kolpor­ta­ge- und Gangho­fer Romane oder gar Mein Kampf“……dass wir nicht klein­lich sind, bewei­sen auch ein paar „Karl-May-Bände“, selbst wenn wir den Stil und die bombas­ti­schen Schwin­de­lei­en des Verfas­sers nicht guthei­ßen ….beliebt sind bei den jungen Lesern auch „Jim Knopf und Lukas aus Lummer­land“ und von der US-Schrift­stel­le­rin Helen Dore Boyls­ton die Reihe „Kranken­schwes­ter Susan­ne Barden“……Was die Grenze nach oben betrifft, lässt sich sagen, dass wir keine snobis­ti­sche Beleh­rung unserer Leser­schaft anstreben…..natürlich müssen die Bücher, die alle einge­bun­den sind, pfleg­lich behan­delt werden, wenn aber bei einem India­ner­buch nach der Rückga­be Randbe­mer­kun­gen des jugend­li­chen Bleich­ge­sich­tes vorzu­fin­den sind, greifen wir lächelnd zum Radier­gum­mi ????.
1969 war wieder Zeit ein Fazit zu ziehen, nachdem die Büche­rei inzwi­schen in das neue Rathaus im EG einge­zo­gen war (am Ort des heuti­gen Bürger­bü­ros). Der Bestand hatte sich inzwi­schen auf 4.000 Bücher für 1.300 Leserat­ten erhöht. Auch Carl Zeiss hatte inzwi­schen die gleiche Anzahl an Büchern in seinen Regalen. Für die Kinder und Jugend­li­chen standen, die mehr als die Hälfte des Kunden­stamms ausma­chen, ca. 1/3 des Buchbe­stan­des und für die Erwach­se­nen 1/3 Sachli­te­ra­tur sowie 1/3 schön­geis­ti­ge Litera­tur zur Auswahl bereit. Und was waren die Renner damals? Sach- und Reise­bü­cher waren immer ausge­lie­hen, Doktor Schiwa­go ständi­gem Gebrauch ausge­setzt und, oh Wunder, der Bildband „Rausch­gift“ hatte eine Warte­lis­te ????. Ich kann verste­hen, warum „Gangho­fer und Anzen­gru­ber“ nicht angebo­ten wurden, aber dass Günther Grass im Bestand fehlte? Da hatte Helma Braun wohl andere litera­ri­sche Messlat­ten.
1978 begab sich der neue Bürger­meis­ter Harald Gentsch (gest. 2022) zu einem Ortster­min ins EG. Inzwi­schen gab es einen Aderlass im Kunden­stamm – 850 einge­tra­ge­ne Leser sprachen eine eindeu­ti­ge Sprache und das, obwohl Carl Zeiss seine Werkbü­che­rei inzwi­schen geschlos­sen hatte. Der Buchbe­stand stieg inzwi­schen auf 6.000 Bände. Beliebt waren die Märchen­bü­cher von Grimm, Ander­sen und Hauff sowie Abenteu­er­bü­cher von Fritz Steuben, die Kinder­bü­cher von Otfried Preuss­ler und die „Glorrei­chen 7“ von Alfred Weiden­mann. Zu dieser Zeit zogen auch Gedich­te, Stücke und Hörspie­le in die Büche­rei ein. Helma Braun ging am 1. Juni in den wohlver­dien­ten Ruhestand und wir können sagen: Sie hat bei vielen von uns Spuren hinter­las­sen und es wird heute noch gut über sie gespro­chen. Hat sie doch viele Kinder an das Lesen und das gute Buch herangeführt.

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1981 Die alte ehrwür­di­ge evange­li­sche Kirche wurde zur Stadt­bi­blio­thek (Archiv Rathaus)

Am 9. April 1979 entschied der Gemein­de­rat: Erhalt der evange­li­schen Kirche und Einbau der Stadt­bi­blio­thek. Verant­wort­li­cher Archi­tekt war der Oberkoch­ner Gerhard Kennn­ter. Er rechne­te mit Gesamt­kos­ten von knapp 1 Milli­on DM. Es gab viel zu tun:

• Die Böden mussten auf ein gleich­mä­ßi­ges Niveau gebracht werden
• Beton­bö­den waren erfor­der­lich
• Eine massi­ve Stahl­be­ton-Rippen­de­cke wurde instal­liert (Bauge­schäft Wingert)
• Der Innen­hof musste überbaut werden
• Im Sakris­tei-Anbau waren ein Beton­bo­den und die Wände für die Toilet­ten erfor­der­lich
• Die Instal­la­ti­ons­ar­bei­ten für die Sanitär­an­la­gen übernahm die örtli­che Firma Zipser
• Die elektri­sche Fußbo­den­hei­zung instal­lier­te die einge­ses­se­ne Firma Betzler
• Dazu kam ein Perso­nen­auf­zug
• Es folgte die Einrüs­tung des komplet­ten Baus
• Der Putz wurde zum größten Teil erneu­ert und ein neuer Anstrich vervoll­stän­dig­te die Arbei­ten
• Paral­lel musste das Kirchen­dach saniert werden
• Viele unter­schied­li­che Handwer­ker, das ungüns­ti­ge Wetter im Sommer 1980 und der Konkurs der Dachde­cker­fir­ma erschwer­ten die Arbei­ten
• Der „Hausschwamm“ erfor­der­te umfang­rei­che Arbei­ten der Firma Brunn­hu­ber
• Die Firma Burkhardts­mai­er kümmer­te sich um den Putz der Innen­räu­me
• Der schönen Fenster im Kirchen­raum nahm sich die Firma Stern­ba­cher an
• Und um die Holzfens­ter kümmer­te sich die Glase­rei Paul Wingert
• Die Türen, aus Eichen­holz gefer­tigt, kamen von der Firma Brunn­hu­ber
• Die Maler­ar­bei­ten übernahm die Firma Hausmann
• Und die Treppe kam natür­lich von Willi­bald Mannes
• Die Firma Kaufmann verleg­te die Böden
• Und für die Außen­an­la­gen zeich­ne­te die Firma Holz verantwortlich

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1959 Die Ortsbü­che­rei in der Aalener Straße 19 im 1. Stock (Archiv Rathaus)

Im April 1981 erfolg­te der Umzug in die ehema­li­ge evange­li­sche Kirche. Die Eröff­nung wurde mit einem großen Rahmen­pro­gramm gefeiert:

• Es gab einen Vorle­se­wett­be­werb
• Einen Kammer­mu­sik-Abend
• Die Live-Sendung des SDR „Bücher­bar“ sende­te direkt aus der neuen Biblio­thek
• Es gab eine „HAP Grieshaber“-Ausstellung
• Verschie­de­ne Dichter­le­sun­gen
• Und Martin Walser sorgte für ein „volles Haus“

Was soll die neue Stadt­bi­blio­thek leisten?

• Das Auslei­hen von Büchern, Zeitschrif­ten und Kasset­ten
• Eine Beratung geben
• Den Leihver­kehr mit anderen Biblio­the­ken ermög­li­chen
• Ein Infor­ma­ti­ons­zen­trum sein
• Im Bereich der Heimat­kun­de eine Vollstän­dig­keit errei­chen wie z.B. bei Büchern und Broschü­ren, Zeitungs­ar­ti­kel, Karten, Fotos u.ä.m.
• Veran­stal­tun­gen und Ausstel­lun­gen durch­füh­ren
• Infos für die Bürger­schaft über das Amtsblatt

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1981 Ausstel­lungs­er­öff­nung HAP Gries­ha­ber und Dichter­le­sung mit Marga­re­ta Hanns­mann (Archiv Rathaus)

1991 galt es für 10 Jahre Stadt­bi­blio­thek in der alten evange­li­schen Kirche ein Fazit zu ziehen und vom 21. bis 27. April des Jahres eine Jubilä­ums­wo­che zu veran­stal­ten. Bei der Festver­an­stal­tung wurde erwähnt, dass die Stadt die alte ev. Kirche am 6. Febru­ar 1973 erwor­ben hatte, aber zunächst nicht wusste, was sie mit diesem Gebäu­de nun anstel­len sollte. Einige Jahre stand sie leer, tw. wurde offene Jugend­ar­beit angebo­ten. Bis die Idee mit der Stadt­bi­blio­thek aufkam. Inzwi­schen sprach man nicht mehr von Büchern und Bänden, sondern von inzwi­schen 16.000 Medien­ein­hei­ten, die sich in 4 Berei­che auftei­len: Tonträ­ger, Kinder- und Jugend­bü­cher, Sachbü­cher und Belle­tris­tik. Neue Medien verlang­ten auch einen rasche­ren Umschlag, d.h. rasche­re Erneue­rung / Ergän­zung, um einer Veral­tung des Bestands entge­gen­zu­wir­ken. Paul Jaus wies darauf hin, dass der Alters­be­reich „männlich 25 bis 45“ so gut wie nicht als Kunde in Erschei­nung tritt. Eine Biblio­thek muss neben dem Verleih auch mit Leben erfüllt werden und so nahmen die Autoren­le­sun­gen (33) und andere Veran­stal­tun­gen (128) deutlich zu. Bedeu­ten­de Autoren wie Hans Blicken­dör­fer, Martin Walser, Peter Härtling, Rolf Hochhut oder Hans Magnus Enzens­ber­ger gaben sich die Ehre! In den 10 Jahren zwischen 1981 und 1991 waren folgen­de Zahlen zu vermer­ken: Auslei­he von über 328.000 Büchern und 92.000 Cassetten/CDs. Über 9.000 neue Medien wurden angeschafft und über 3.300 Medien wurde ausge­son­dert. Und Achtung: Die Ausleih­ge­bühr betrug immer noch 10 Pfenni­ge pro Buch – im Grunde unglaub­lich.
2008 ging die Leitung in neue Hände über. Claudia Feller­mann zog nach Münsin­gen und übernahm die neue Schul­me­dio­thek in Tübin­gen. Und es kam Anja Cheswick. BM Traub erinner­te an Feller­manns Einstieg vor fünf Jahren zu einer Zeit, als finan­zi­ell gesehen schwie­ri­ge Verhält­nis­se geherrscht hätten. Trotz eines eng gezurr­ten Finanz­rah­mens war es ihr gelun­gen, der Stadt­bi­blio­thek neuen Schwung zu verlei­hen. Frau Cheswick, eine gebür­ti­ge Gmünde­rin, kam als ausge­bil­de­te Biblio­the­ka­rin. Ihr Studi­um absol­vier­te sie an der Hochschu­le der Medien (HDM) in Stutt­gart. Ein Zusatz­stu­di­um für Medien­wis­sen­schaft in Tübin­gen schloss sich an. Und es folgte eine einjäh­ri­ge Zusatz­aus­bil­dung zur Medien­be­ra­te­rin beim Klett-Verlag. Ihre ersten Sporen als Biblio­the­ka­rin verdien­te sie sich beim Goethe-Insti­tut in Priem am Chiem­see. Dann ein persön­li­cher Einschnitt, als sie mit ihrem Mann den Sprung über den Teich wagte und die beiden in Ameri­ka ein Restau­rant eröff­ne­ten. Das ging drei Jahre von der Pike auf sehr gut, bis 2008 die Wirtschafts­kri­se einen Strich durch die Rechnung machte. Sie bewarb sich von Ameri­ka aus für die stell­ver­tre­ten­de Leitung der Biblio­thek in Oberko­chen. Dann kam Fortu­na ins Spiel. Frau Feller­mann kündig­te und Frau Cheswick bekam grünes Licht für die Leitung.
2010. In dem Jahr wurde eine Sanie­rung durch­ge­führt. Eine neue Heizung (Gas anstatt Strom) für 60.000 € einge­baut und im EG ein neuer Boden verlegt und eine Empfangs­the­ke gebaut wurde. Bei einer Sitzung des Verwal­tungs­aus­schus­ses legte Frau Cheswick seiner­zeit folgen­de Zahlen vor: „Der Medien­be­stand umfasst 16.500 Einhei­ten. Im Jahr 2009 habe man rund 38.000 Entlei­hun­gen bilan­ziert, fast 5.000 mehr als im Jahr 2008. In den letzten Jahren habe es einen konti­nu­ier­li­chen Anstieg bei den Nutzern gegeben. Den starken Boom bei den Auslei­hun­gen hing damals wohl auch mit der finan­zi­ell schwie­ri­gen Lage vieler Menschen zusam­men (Finanz­kri­se). In den Monaten Oktober, Novem­ber und Dezem­ber sei die Stadt­bi­blio­thek am stärks­ten frequen­tiert. Die Haupt­le­se­grup­pe stell­ten Kinder bis 16 Jahre dar, dann folge der Erwach­se­nen­be­reich. Bei den Jugend­li­chen hatte die Lesefreu­dig­keit stark nachge­las­sen. Den Jugend­buch­be­reich habe man daher aus dem Erwach­se­nen­be­reich ausge­glie­dert und stark ausge­baut. Es wurden Veran­stal­tun­gen mit Kinder­gar­ten und Schulen durch­ge­führt sowie Führun­gen für Schulen und inter­es­sier­te Gruppen. Zudem sei die neue Buchhand­lung vor Ort eine weite­re Berei­che­rung.
2011 tagte wieder einmal der Verwal­tungs­aus­schuss und Frau Cheswick legte die Zahlen für ein Rekord­jahr vor: „Über 46.000 Auslei­hen bei 900 aktiven Lesern, das bedeu­te­te 22 % mehr als im Vorjahr. Mit der Einfüh­rung der neuen Homepage der Stadt Oberko­chen und somit auch der Neuge­stal­tung der Homepage der Stadt­bi­blio­thek sei auch dieses Jahr ein zusätz­li­cher Service für die Leser geschaf­fen worden. Der aktuel­le Medien­be­stand wurde mit insge­samt 17.000 angege­ben, wobei das Gros mit 15.056 auf Bücher und Zeitschrif­ten entfällt. Beson­ders boomten Kinder- und Jugend­bü­cher. Gut liefen Veran­stal­tun­gen für Kinder, hinge­gen würden bei Events für Erwach­se­ne der Aufwand und die Resonanz in einem ungesun­den Verhält­nis“.
2013/2014. Jetzt zog auch die Digita­li­sie­rung in die Biblio­thek ein. Per “Onlei­he” konnten „eBooks, ePapers oder eAudi­os“ übers Inter­net durch regis­trier­te Benut­zer der Stadt­bi­blio­thek für eine bestimm­te Leihfrist ausge­lie­hen, bzw. herun­ter­ge­la­den werden. Die Stadt­bi­blio­thek Oberko­chen schloss sich einem regio­na­len Verbund öffent­li­cher Biblio­the­ken an. Oberko­che­ner Nutzer konnten damit automa­tisch auf den Medien­be­stand anderer Biblio­the­ken zugrei­fen, die auf die Inter­net-Seite der hiesi­gen Biblio­thek verlinkt würden.
2016. Durch den Einzug der „e‑Medien“ hatten sich Biblio­theks-Zahlen natür­lich deutlich verän­dert: 18.000 Medien (davon 8.500 in der „Onlei­he“) stehen den 908 aktiven Nutzern (391 Kinder und Jugend­li­che sowie 517 Erwach­se­ne) zur Verfü­gung. Verlie­hen wurden rund 44.000 Einhei­ten. Das klassi­sche analo­ge Buch muss kämpfen, um nicht unter­zu­ge­hen. Einen massi­ven Einbruch gab es bei Kinder- und Jugend­bü­chern (kein Wunder, denn social Media durch­dringt eben alles). Und heute lesen wir, dass ein erheb­li­cher Teil der Grund­schü­ler Leseschwie­rig­kei­ten hat – und dafür sind nicht nur die übertrie­be­nen Schul­schlie­ßun­gen während Covid 19 verant­wort­lich.
2020. In diesem Jahr wurde eine 6‑monatige Renovie­rung durch­ge­führt. Während dieser Zeit ging es an die aller­ers­te Stätte, ins heuti­ge „Schil­ler-Haus“, zurück – dieses Mal aller­dings ins Erdge­schoss. Die Stadt nahm 200.000 € in die Hand und wir waren wieder einmal froh, dass wir so ein reich­lich gefüll­tes städti­sches Porte­mon­naie haben. Das Motto hieß „Freund­li­cher, heller, zeitge­mäß“. Neue sanitä­re Einrich­tun­gen, neuer Teppich­bo­den, ein neues Gelän­der und ein moder­nes Mobili­ar. Eine neue Präsen­ta­ti­on und Struk­tur mit übersicht­li­cher plaka­ti­ver Auszeich­nung. Bevor es ins „Schil­ler-Haus“ ging, musste von den 18.000 Medien 4.000 aussor­tiert, 11.000 zwischen­ge­la­gert und 3.000 zum Interims­stand­ort mitge­nom­men werden. Als alles fertig war, warte­te die Herku­les-Aufga­be „Einräu­men und Präsen­tie­ren in neuen Räumen“ auf das Team.
2022. Die Renovie­rung und der Wieder­ein­zug in die alte ev. Kirche ist abgeschlos­sen. Covid 19 lässt auch wieder Publi­kums­ver­kehr zu und das Team Cheswick, Oswald und Ganter ist wieder agil wie eh und je. Frau Cheswick: „Wir haben hier eine schöne Stadt­bi­blio­thek bekom­men. Die Aufent­halts-quali­tät hat sich beträcht­lich verbes­sert und unsere Kunden schät­zen das. Lesen ist elemen­tar, Kinder und Jugend­li­che sollten mehr lesen. 22 % der Leser­schaft entfie­len aktuell dem Alters­be­reich Kinder und Jugend­li­che. Da bestehe kräftig Luft nach oben. 14 000 Medien hat die Stadt­bi­blio­thek im Angebot. Alte Schin­ken wurden im Rahmen der Renovie­rung ausge­mis­tet. Man muss mit der Zeit gehen, sonst bleibt man auf der Strecke. Wichtig sei, dass man die Biblio­thek als Bildungs­an­ge­bot immer wieder ins Bewusst­sein rufe und einen Beitrag zur Medien­kom­pe­tenz leiste.“

Wann ist das nächs­te Jubilä­um? Da bieten sich die Jahre 2024 zum 65ten und 2029 zum 70ten an.
Warum ist Lesen so wichtig?

1) Lesen ist gesund! Viele Studi­en belegen, dass sich das Lesen von Büchern positiv auf die Gesund­heit auswirkt. So wirkt Lesen zum Beispiel stress­re­du­zie­rend und hilft beim Einschla­fen. Lesen macht schlau!
2) Ohne Lesen keine Bildung. Zudem färbt Lesen auf den Schreib­stil und die Erzähl­fä­hig­kei­ten des Lesers ab. Es hilft aller­dings nicht, die (Schul-)Bücher unter das Kopfkis­sen zu legen und dann zu glauben, dass sich das Wissen über Nacht selbst ins Gehirn trans­fe­riert ????.
3) Lesen macht kreativ! Im Gegen­teil zu digita­len Medien mit vorge­ge­be­nen Bildern ist es beim Lesen der Leser bzw. der Zuhörer selbst, der die Bilder zum Vorle­se­text erschafft.
4) Lesen fördert die Sozial­kom­pe­tenz! Bücher ermög­li­chen verschie­de­ne Einbli­cke in andere Lebens­wei­sen, Ansich­ten und Gewohn­hei­ten.
5) Lesen fördert die Konzen­tra­ti­on! Im Vergleich zu Smart­phone, Fernse­hen und Co. fördert das Lesen von Büchern die Fähig­keit, sich länger auf eine Sache konzen­trie­ren zu können. An dieser Fähig­keit mangelt es heute massiv.

Bishe­ri­ge Leitun­gen der Biblio­thek in Oberkochen.

• Ab 1959 Helma Braun
• Ab 1981 Paul Jaus
• Ab 2003 Claudia Feller­mann
• Ab 2008 Anja Cheswick

Wilfried Wichai Müller „Billie vom Sonnenberg“

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