Die Geschichte der Bibliothek in Oberkochen begann im Jahr 1952. Schon damals wollte Gustav Bosch eine Bibliothek einrichten. Am 26. September wurde, nach kontroverser Diskussion, beschlossen, für die damals 4.259 Einwohner eine Ortsbücherei einzurichten. Aber, am 12. Juni 1953 kam das vorläufige Aus: Das Thema wurde jahrelang zurückgestellt. Gründe waren wohl das fehlende Raumangebot und eine verlangte Vereinbarung mit dem Land, die dem Gemeinderat als unannehmbar erschien – ein zu großer Eingriff in das Selbstverwaltungsrecht der Gemeinde. Nach der Umstrukturierung der Schulhäuser /-räume wurde das Gebäude in der Aalener Straße 19 frei und nun konnte die Gemeinde endlich loslegen.

1959 Das alte evangelische Schulhaus in das die Ortsbücherei einzog – heute Heimatmuseum (Archiv Müller)
Am 14. November 1958 wurde dann nochmals entschieden – und jetzt wurde es wirklich umgesetzt. 14.200 DM wurden für die Raumgestaltung sowie die Anschaffung von Möbel und Bücher aufgebracht. Davon waren 4.100 DM Mittel aus dem Bundesjugendplan und 1.300 DM aus Staatsbeiträgen. Besonderer Dank wurde für Ihr Engagement folgenden Personen ausgesprochen: Rektor Hagmann, den Lehrkräften Thiel und Bischler sowie Frau Braun und Herrn Mannes.
Am Sonntag, 28. Juni 1959 um 11 Uhr wurde die erste Bibliothek im heutigen Schillerhaus (früher evangelisches Schulhaus) im ersten Stock eröffnet. Die Feierlichkeiten mit Ansprachen und musikalischem Rahmenprogramm fanden im Musiksaal in der Dreissentalschule statt.

1959 Einweihung der Ortsbücherei im Musiksaal der Dreißentalschule
Interessant ist noch der damalige Aufbau der Bücherei. Es wurden 1.261 Bücher in 3 Abteilungen angeboten. Im Detail 400 Sachbücher und 400 Romane und Erzählungen für Erwachsene, 300 Bücher in der Kinderabteilung und rund 161 Bücher für den Jugendbereich ab ca. 13 Jahren. Der Eröffnungsbestand wurde als Gesamtverzeichnis als Sonderbeilage im Amtsblatt vom 26. Juni 1959 veröffentlicht und für Buchliebhaber äußerst interessant, es heute durchzublättern. Geplant war ein Ausbau auf 2.800 Bücher. Die Ausleihgebühr betrug 10 Pfennige pro Band.
Ich, der Wilfried (damals noch kein Billie) und im April 1959 in der Klasse 1 bei Frau Eva-Maria Erben eingeschult, holte mir unverzüglich einen Ausweis zum Ausleihen und bekam die Nr. 7 – da war ich megastolz. Die Damen in der späteren Bibliothek am heutigen Standort staunten nicht schlecht, als ich mit diesem Ausweis etwas ausleihen wollte und bekam gleich einen neuen Ausweis ausgestellt. Helma Braun, die erste Leiterin der örtlichen Bücherei, hatte ein Händchen dafür, die Buben und Mädchen mit adäquatem Lesestoff zu versorgen. Mich musste sie immer bremsen, weil ich immer zu viele Bücher mitnehmen wollte. Dazu bekam man ein Heftchen, in dem alle Bücher eingetragen wurden und vor der Rückgabe von den Lesern mit einer Zeugnisnote benotet werden sollten.

1959 Die Ortsbücherei in der Aalener Straße 19 im 1. Stock (Archiv Rathaus)
Den feierlichen Bericht dazu im damaligen Amtsblatt vom 26. Juni 1959 schrieb Dr. Hans Schmid. Darin beschrieb er das richtige Atmen und meinte: „Wer nach einem Buch greift, öffnet es und liest es wie ein Atmender. Das richtige Atmen ist wie das Eröffnen der Bibliothek und es beinhaltet auch das richtige Atmen des Geistes, der Seele und des Gemüts durch das Angebot des guten Buches.“ Heute würde man so weit nicht mehr ausholen, aber der Bericht hat eben auch viel mit der Haltung von Dr. Hans Schmid zu tun, der in Oberkochen immer bestrebt war, die Kultur über den Blockbuster im Kino und den HerzSchmerzRoman hinaus auf ein höheres Niveau zu bringen.
1960 schrieb Helma Braun einen wunderschönen Bericht im Amtsblatt. Wer bis dahin noch kein Bücher-Fan wurde es nun bestimmt. Nachfolgend ein kleiner Auszug: „…..Da stehen sie alle, die Gefährten unserer Kindheit! Der gute alte Winnetou, Old Shatterhand und Lederstrumpf! Deine Phantasie geht mit Dir durch und Du schlüpfst schnell in die Haut Deiner frühen Idole und durchstreifst als Häuptling die nahen Wälder, dem verräterischen Bleichgesicht auf der Spur…..gleich daneben stehen alte Bekannte: Don Quichotte, Robinson, Hornblower……noch ein Wort zu den Humoristen, wie Busch, Eugen Roth und da, der bayerische Dichter-Advokat Ludwig Thoma mit seinen unvergesslichen Lausbubengeschichten…..Die Büchereien stellen kleine Inseln der Besinnung dar, sie sind so recht ein Reservat der Muße , der eigentlichen Lebenskunst.“
1964 zog man ein erstes Fazit. Inzwischen war der Bestand auf rund 3.000 Bücher angewachsen und die Anzahl der Entleihungen stieg kontinuierlich (1960: 4.866 / 1961: 6.298 / 1962: 8.287 / 1963: 6.954). In Summe wurden seit der Eröffnung 26.405 Bücher an 900 eingetragene Leser verliehen. Mit besonders viel Herzblut widmete sich die Verantwortliche dem Jugendbereich, galt es doch ihnen den Weg zum guten Buch zu ebnen. Und Kinder und Jugendliche machen rund die Hälfte des Kundenstammes aus. Bemerkenswert waren die Zahlen auch, mit dem Wissen, das die Werkbücherei der Fa. Carl Zeiss ungefähr genauso so viele Bücher im Regal stehen hatte. Helma Braun schrieb seinerzeit: „Die öffentlichen Büchereien sind das Rückgrat im freien Bildungswesen der Gemeinde und im Landkreis….bei der Buchauswahl muss aber auch ein gewisses Niveau gewährleistet werden….so können natürlich nicht alle Wünsche erfüllt werden, seien es „Kolportage- und Ganghofer Romane oder gar Mein Kampf“……dass wir nicht kleinlich sind, beweisen auch ein paar „Karl-May-Bände“, selbst wenn wir den Stil und die bombastischen Schwindeleien des Verfassers nicht gutheißen ….beliebt sind bei den jungen Lesern auch „Jim Knopf und Lukas aus Lummerland“ und von der US-Schriftstellerin Helen Dore Boylston die Reihe „Krankenschwester Susanne Barden“……Was die Grenze nach oben betrifft, lässt sich sagen, dass wir keine snobistische Belehrung unserer Leserschaft anstreben…..natürlich müssen die Bücher, die alle eingebunden sind, pfleglich behandelt werden, wenn aber bei einem Indianerbuch nach der Rückgabe Randbemerkungen des jugendlichen Bleichgesichtes vorzufinden sind, greifen wir lächelnd zum Radiergummi ????.
1969 war wieder Zeit ein Fazit zu ziehen, nachdem die Bücherei inzwischen in das neue Rathaus im EG eingezogen war (am Ort des heutigen Bürgerbüros). Der Bestand hatte sich inzwischen auf 4.000 Bücher für 1.300 Leseratten erhöht. Auch Carl Zeiss hatte inzwischen die gleiche Anzahl an Büchern in seinen Regalen. Für die Kinder und Jugendlichen standen, die mehr als die Hälfte des Kundenstamms ausmachen, ca. 1/3 des Buchbestandes und für die Erwachsenen 1/3 Sachliteratur sowie 1/3 schöngeistige Literatur zur Auswahl bereit. Und was waren die Renner damals? Sach- und Reisebücher waren immer ausgeliehen, Doktor Schiwago ständigem Gebrauch ausgesetzt und, oh Wunder, der Bildband „Rauschgift“ hatte eine Warteliste ????. Ich kann verstehen, warum „Ganghofer und Anzengruber“ nicht angeboten wurden, aber dass Günther Grass im Bestand fehlte? Da hatte Helma Braun wohl andere literarische Messlatten.
1978 begab sich der neue Bürgermeister Harald Gentsch (gest. 2022) zu einem Ortstermin ins EG. Inzwischen gab es einen Aderlass im Kundenstamm – 850 eingetragene Leser sprachen eine eindeutige Sprache und das, obwohl Carl Zeiss seine Werkbücherei inzwischen geschlossen hatte. Der Buchbestand stieg inzwischen auf 6.000 Bände. Beliebt waren die Märchenbücher von Grimm, Andersen und Hauff sowie Abenteuerbücher von Fritz Steuben, die Kinderbücher von Otfried Preussler und die „Glorreichen 7“ von Alfred Weidenmann. Zu dieser Zeit zogen auch Gedichte, Stücke und Hörspiele in die Bücherei ein. Helma Braun ging am 1. Juni in den wohlverdienten Ruhestand und wir können sagen: Sie hat bei vielen von uns Spuren hinterlassen und es wird heute noch gut über sie gesprochen. Hat sie doch viele Kinder an das Lesen und das gute Buch herangeführt.

1981 Die alte ehrwürdige evangelische Kirche wurde zur Stadtbibliothek (Archiv Rathaus)
Am 9. April 1979 entschied der Gemeinderat: Erhalt der evangelischen Kirche und Einbau der Stadtbibliothek. Verantwortlicher Architekt war der Oberkochner Gerhard Kennnter. Er rechnete mit Gesamtkosten von knapp 1 Million DM. Es gab viel zu tun:
• Die Böden mussten auf ein gleichmäßiges Niveau gebracht werden
• Betonböden waren erforderlich
• Eine massive Stahlbeton-Rippendecke wurde installiert (Baugeschäft Wingert)
• Der Innenhof musste überbaut werden
• Im Sakristei-Anbau waren ein Betonboden und die Wände für die Toiletten erforderlich
• Die Installationsarbeiten für die Sanitäranlagen übernahm die örtliche Firma Zipser
• Die elektrische Fußbodenheizung installierte die eingesessene Firma Betzler
• Dazu kam ein Personenaufzug
• Es folgte die Einrüstung des kompletten Baus
• Der Putz wurde zum größten Teil erneuert und ein neuer Anstrich vervollständigte die Arbeiten
• Parallel musste das Kirchendach saniert werden
• Viele unterschiedliche Handwerker, das ungünstige Wetter im Sommer 1980 und der Konkurs der Dachdeckerfirma erschwerten die Arbeiten
• Der „Hausschwamm“ erforderte umfangreiche Arbeiten der Firma Brunnhuber
• Die Firma Burkhardtsmaier kümmerte sich um den Putz der Innenräume
• Der schönen Fenster im Kirchenraum nahm sich die Firma Sternbacher an
• Und um die Holzfenster kümmerte sich die Glaserei Paul Wingert
• Die Türen, aus Eichenholz gefertigt, kamen von der Firma Brunnhuber
• Die Malerarbeiten übernahm die Firma Hausmann
• Und die Treppe kam natürlich von Willibald Mannes
• Die Firma Kaufmann verlegte die Böden
• Und für die Außenanlagen zeichnete die Firma Holz verantwortlich

1959 Die Ortsbücherei in der Aalener Straße 19 im 1. Stock (Archiv Rathaus)
Im April 1981 erfolgte der Umzug in die ehemalige evangelische Kirche. Die Eröffnung wurde mit einem großen Rahmenprogramm gefeiert:
• Es gab einen Vorlesewettbewerb
• Einen Kammermusik-Abend
• Die Live-Sendung des SDR „Bücherbar“ sendete direkt aus der neuen Bibliothek
• Es gab eine „HAP Grieshaber“-Ausstellung
• Verschiedene Dichterlesungen
• Und Martin Walser sorgte für ein „volles Haus“
Was soll die neue Stadtbibliothek leisten?
• Das Ausleihen von Büchern, Zeitschriften und Kassetten
• Eine Beratung geben
• Den Leihverkehr mit anderen Bibliotheken ermöglichen
• Ein Informationszentrum sein
• Im Bereich der Heimatkunde eine Vollständigkeit erreichen wie z.B. bei Büchern und Broschüren, Zeitungsartikel, Karten, Fotos u.ä.m.
• Veranstaltungen und Ausstellungen durchführen
• Infos für die Bürgerschaft über das Amtsblatt

1981 Ausstellungseröffnung HAP Grieshaber und Dichterlesung mit Margareta Hannsmann (Archiv Rathaus)
1991 galt es für 10 Jahre Stadtbibliothek in der alten evangelischen Kirche ein Fazit zu ziehen und vom 21. bis 27. April des Jahres eine Jubiläumswoche zu veranstalten. Bei der Festveranstaltung wurde erwähnt, dass die Stadt die alte ev. Kirche am 6. Februar 1973 erworben hatte, aber zunächst nicht wusste, was sie mit diesem Gebäude nun anstellen sollte. Einige Jahre stand sie leer, tw. wurde offene Jugendarbeit angeboten. Bis die Idee mit der Stadtbibliothek aufkam. Inzwischen sprach man nicht mehr von Büchern und Bänden, sondern von inzwischen 16.000 Medieneinheiten, die sich in 4 Bereiche aufteilen: Tonträger, Kinder- und Jugendbücher, Sachbücher und Belletristik. Neue Medien verlangten auch einen rascheren Umschlag, d.h. raschere Erneuerung / Ergänzung, um einer Veraltung des Bestands entgegenzuwirken. Paul Jaus wies darauf hin, dass der Altersbereich „männlich 25 bis 45“ so gut wie nicht als Kunde in Erscheinung tritt. Eine Bibliothek muss neben dem Verleih auch mit Leben erfüllt werden und so nahmen die Autorenlesungen (33) und andere Veranstaltungen (128) deutlich zu. Bedeutende Autoren wie Hans Blickendörfer, Martin Walser, Peter Härtling, Rolf Hochhut oder Hans Magnus Enzensberger gaben sich die Ehre! In den 10 Jahren zwischen 1981 und 1991 waren folgende Zahlen zu vermerken: Ausleihe von über 328.000 Büchern und 92.000 Cassetten/CDs. Über 9.000 neue Medien wurden angeschafft und über 3.300 Medien wurde ausgesondert. Und Achtung: Die Ausleihgebühr betrug immer noch 10 Pfennige pro Buch – im Grunde unglaublich.
2008 ging die Leitung in neue Hände über. Claudia Fellermann zog nach Münsingen und übernahm die neue Schulmediothek in Tübingen. Und es kam Anja Cheswick. BM Traub erinnerte an Fellermanns Einstieg vor fünf Jahren zu einer Zeit, als finanziell gesehen schwierige Verhältnisse geherrscht hätten. Trotz eines eng gezurrten Finanzrahmens war es ihr gelungen, der Stadtbibliothek neuen Schwung zu verleihen. Frau Cheswick, eine gebürtige Gmünderin, kam als ausgebildete Bibliothekarin. Ihr Studium absolvierte sie an der Hochschule der Medien (HDM) in Stuttgart. Ein Zusatzstudium für Medienwissenschaft in Tübingen schloss sich an. Und es folgte eine einjährige Zusatzausbildung zur Medienberaterin beim Klett-Verlag. Ihre ersten Sporen als Bibliothekarin verdiente sie sich beim Goethe-Institut in Priem am Chiemsee. Dann ein persönlicher Einschnitt, als sie mit ihrem Mann den Sprung über den Teich wagte und die beiden in Amerika ein Restaurant eröffneten. Das ging drei Jahre von der Pike auf sehr gut, bis 2008 die Wirtschaftskrise einen Strich durch die Rechnung machte. Sie bewarb sich von Amerika aus für die stellvertretende Leitung der Bibliothek in Oberkochen. Dann kam Fortuna ins Spiel. Frau Fellermann kündigte und Frau Cheswick bekam grünes Licht für die Leitung.
2010. In dem Jahr wurde eine Sanierung durchgeführt. Eine neue Heizung (Gas anstatt Strom) für 60.000 € eingebaut und im EG ein neuer Boden verlegt und eine Empfangstheke gebaut wurde. Bei einer Sitzung des Verwaltungsausschusses legte Frau Cheswick seinerzeit folgende Zahlen vor: „Der Medienbestand umfasst 16.500 Einheiten. Im Jahr 2009 habe man rund 38.000 Entleihungen bilanziert, fast 5.000 mehr als im Jahr 2008. In den letzten Jahren habe es einen kontinuierlichen Anstieg bei den Nutzern gegeben. Den starken Boom bei den Ausleihungen hing damals wohl auch mit der finanziell schwierigen Lage vieler Menschen zusammen (Finanzkrise). In den Monaten Oktober, November und Dezember sei die Stadtbibliothek am stärksten frequentiert. Die Hauptlesegruppe stellten Kinder bis 16 Jahre dar, dann folge der Erwachsenenbereich. Bei den Jugendlichen hatte die Lesefreudigkeit stark nachgelassen. Den Jugendbuchbereich habe man daher aus dem Erwachsenenbereich ausgegliedert und stark ausgebaut. Es wurden Veranstaltungen mit Kindergarten und Schulen durchgeführt sowie Führungen für Schulen und interessierte Gruppen. Zudem sei die neue Buchhandlung vor Ort eine weitere Bereicherung.
2011 tagte wieder einmal der Verwaltungsausschuss und Frau Cheswick legte die Zahlen für ein Rekordjahr vor: „Über 46.000 Ausleihen bei 900 aktiven Lesern, das bedeutete 22 % mehr als im Vorjahr. Mit der Einführung der neuen Homepage der Stadt Oberkochen und somit auch der Neugestaltung der Homepage der Stadtbibliothek sei auch dieses Jahr ein zusätzlicher Service für die Leser geschaffen worden. Der aktuelle Medienbestand wurde mit insgesamt 17.000 angegeben, wobei das Gros mit 15.056 auf Bücher und Zeitschriften entfällt. Besonders boomten Kinder- und Jugendbücher. Gut liefen Veranstaltungen für Kinder, hingegen würden bei Events für Erwachsene der Aufwand und die Resonanz in einem ungesunden Verhältnis“.
2013/2014. Jetzt zog auch die Digitalisierung in die Bibliothek ein. Per “Onleihe” konnten „eBooks, ePapers oder eAudios“ übers Internet durch registrierte Benutzer der Stadtbibliothek für eine bestimmte Leihfrist ausgeliehen, bzw. heruntergeladen werden. Die Stadtbibliothek Oberkochen schloss sich einem regionalen Verbund öffentlicher Bibliotheken an. Oberkochener Nutzer konnten damit automatisch auf den Medienbestand anderer Bibliotheken zugreifen, die auf die Internet-Seite der hiesigen Bibliothek verlinkt würden.
2016. Durch den Einzug der „e‑Medien“ hatten sich Bibliotheks-Zahlen natürlich deutlich verändert: 18.000 Medien (davon 8.500 in der „Onleihe“) stehen den 908 aktiven Nutzern (391 Kinder und Jugendliche sowie 517 Erwachsene) zur Verfügung. Verliehen wurden rund 44.000 Einheiten. Das klassische analoge Buch muss kämpfen, um nicht unterzugehen. Einen massiven Einbruch gab es bei Kinder- und Jugendbüchern (kein Wunder, denn social Media durchdringt eben alles). Und heute lesen wir, dass ein erheblicher Teil der Grundschüler Leseschwierigkeiten hat – und dafür sind nicht nur die übertriebenen Schulschließungen während Covid 19 verantwortlich.
2020. In diesem Jahr wurde eine 6‑monatige Renovierung durchgeführt. Während dieser Zeit ging es an die allererste Stätte, ins heutige „Schiller-Haus“, zurück – dieses Mal allerdings ins Erdgeschoss. Die Stadt nahm 200.000 € in die Hand und wir waren wieder einmal froh, dass wir so ein reichlich gefülltes städtisches Portemonnaie haben. Das Motto hieß „Freundlicher, heller, zeitgemäß“. Neue sanitäre Einrichtungen, neuer Teppichboden, ein neues Geländer und ein modernes Mobiliar. Eine neue Präsentation und Struktur mit übersichtlicher plakativer Auszeichnung. Bevor es ins „Schiller-Haus“ ging, musste von den 18.000 Medien 4.000 aussortiert, 11.000 zwischengelagert und 3.000 zum Interimsstandort mitgenommen werden. Als alles fertig war, wartete die Herkules-Aufgabe „Einräumen und Präsentieren in neuen Räumen“ auf das Team.
2022. Die Renovierung und der Wiedereinzug in die alte ev. Kirche ist abgeschlossen. Covid 19 lässt auch wieder Publikumsverkehr zu und das Team Cheswick, Oswald und Ganter ist wieder agil wie eh und je. Frau Cheswick: „Wir haben hier eine schöne Stadtbibliothek bekommen. Die Aufenthalts-qualität hat sich beträchtlich verbessert und unsere Kunden schätzen das. Lesen ist elementar, Kinder und Jugendliche sollten mehr lesen. 22 % der Leserschaft entfielen aktuell dem Altersbereich Kinder und Jugendliche. Da bestehe kräftig Luft nach oben. 14 000 Medien hat die Stadtbibliothek im Angebot. Alte Schinken wurden im Rahmen der Renovierung ausgemistet. Man muss mit der Zeit gehen, sonst bleibt man auf der Strecke. Wichtig sei, dass man die Bibliothek als Bildungsangebot immer wieder ins Bewusstsein rufe und einen Beitrag zur Medienkompetenz leiste.“
Wann ist das nächste Jubiläum? Da bieten sich die Jahre 2024 zum 65ten und 2029 zum 70ten an.
Warum ist Lesen so wichtig?
1) Lesen ist gesund! Viele Studien belegen, dass sich das Lesen von Büchern positiv auf die Gesundheit auswirkt. So wirkt Lesen zum Beispiel stressreduzierend und hilft beim Einschlafen. Lesen macht schlau!
2) Ohne Lesen keine Bildung. Zudem färbt Lesen auf den Schreibstil und die Erzählfähigkeiten des Lesers ab. Es hilft allerdings nicht, die (Schul-)Bücher unter das Kopfkissen zu legen und dann zu glauben, dass sich das Wissen über Nacht selbst ins Gehirn transferiert ????.
3) Lesen macht kreativ! Im Gegenteil zu digitalen Medien mit vorgegebenen Bildern ist es beim Lesen der Leser bzw. der Zuhörer selbst, der die Bilder zum Vorlesetext erschafft.
4) Lesen fördert die Sozialkompetenz! Bücher ermöglichen verschiedene Einblicke in andere Lebensweisen, Ansichten und Gewohnheiten.
5) Lesen fördert die Konzentration! Im Vergleich zu Smartphone, Fernsehen und Co. fördert das Lesen von Büchern die Fähigkeit, sich länger auf eine Sache konzentrieren zu können. An dieser Fähigkeit mangelt es heute massiv.
Bisherige Leitungen der Bibliothek in Oberkochen.
• Ab 1959 Helma Braun
• Ab 1981 Paul Jaus
• Ab 2003 Claudia Fellermann
• Ab 2008 Anja Cheswick
Wilfried Wichai Müller „Billie vom Sonnenberg“