Im Anschluß an die 4 Folgen zum »Unter­gang« möchten wir heute einen Beitrag von Herrn Chris­toph Schurr veröf­fent­li­chen, der in Oberko­chen u. a. durch sein 1986 erschie­ne­nes Buch »Vom Nutzungs­recht zum Waldbe­sitz — aus der Geschich­te der Realge­nos­sen­schaft Oberko­chen« bekannt gewor­den ist. Im Rahmen neuerer Forschung stieß Herr Schurr auf ein bemer­kens­wer­tes Phäno­men, nämlich eine Oberko­che­ner »Weidsäu­le«, die mitten auf Königs­bron­ner Markung steht. Den Hinter­grund dieses ungewöhn­li­chen Sachver­halts hat Herr Schurr in diesem Beitrag für den Heimat­ver­ein unter­sucht und beschrie­ben. Der Beitrag ist durch die Freile­gun­gen beim Bilzhaus zusätz­lich von großem Inter­es­se, wo er auf das Weidrecht der Oberko­che­ner Gemein­de­her­de in herrschaft­li­chen Waldun­gen, u. a. in der Bilz, eingeht.

Dietrich Bantel

Alte Oberko­che­ner Rechte auf Markung Königsbronn

Einer der größten Grenz­stei­ne in der Umgebung Oberko­chens steht in der Staats­wald­ab­tei­lung Matthes­le oberhalb des Langteichs.

Obwohl auf der einen Seite mit KB (für Königs­bronn), auf der anderen mit OK (für Oberko­chen) beschrif­tet, handelt es sich nicht um die Markungs­gren­ze zwischen den beiden Orten. Diese verläuft bekannt­lich entlang der Riesen­stei­ge, dem Langteich­sträß­le und der Spitzig­fels­auf­fahrt. Der Stein markiert auch keine alte Waldbe­sitz­gren­ze, sondern es handelt sich um eine relativ junge, erst 1825 gesetz­te »Weidsäu­le«.

Die Oberko­che­ner Gemein­de­her­de, die noch in der ersten Hälfte des 19. Jhdts. mehre­re hundert Rinder und Pferde umfaß­te, durfte v. a. in den Realge­mein­de­wal­dun­gen gewei­det werden. Weide­rech­te bestan­den aber auch in den herrschaft­li­chen Waldun­gen, so z. B. in der Bilz. Ein zweiter großer Weide­be­zirk lag auf der Härts­feld­sei­te. Er umfaß­te den ursprüng­lich württem­ber­gi­schen Kammer­wald Büchle, den gleich­na­mi­gen Königs­bron­ner Kloster­wald­di­strikt, den ellwan­gi­schen Riesen­hau und auch den Unter­ko­che­ner Pfarr­wald Frauen­hau, der erst später durch Kauf an den Staat gelangte.

Nun mußten sich die Oberko­che­ner diesen Weide­be­zirk aber mit Königs­bronn und seinen Filial­ge­mein­den Itzel­berg und Ochsen­berg teilen. Jede Gemein­de wachte mit Argus­au­gen darüber, daß die andere ja nicht mehr Nutzen aus der Gemein­schafts­wei­de zog als sie selbst. Dabei kam es selbst­ver­ständ­lich immer wieder zu Streit, der auch die Obrig­keit des öfteren beschäftigte.

Schon 1731 verglich man sich in einem Vertrag über die Weide­rech­te, das Aalener Proto­koll griff 1749 dieses Thema erneut auf. 1808 gewähr­te eine Weidsäu­len­sat­zung des Oberforst­amts Aalen fälsch­lich den Oberko­che­nern das allei­ni­ge Weide­recht, was verständ­li­cher­wei­se Königs­bron­ner Protes­te hervorrief.

Schließ­lich einig­te man sich 1825 auf die Teilung, »um aber ein für allema­len allen aus diesem gemein­sa­men Weydplatz entstan­de­nen und ferner­hin entste­hen können­den Irrun­gen vorzu­beu­gen … Jedem der beyden inter­es­sier­ten Theile (soll) sein eigener Antheil (davon zugeschie­den werden … so daß vom Markstein 45 im Riesen­teich (an der Markungs­gren­ze) … gegen das Lange Teich hin bis zum Spizi­gen Felsen und der dort stehen­den alten Weydsäu­le von 1749 eine gerade Linie gezogen werden und der Plaz zur linken Hand die eigene Weyde von Oberko­chen und der zur rechten Hand die eigene Weyde von Königs­bronn, Izelberg und Ochsen­berg ausma­chen solle.«

Im Vertrags­text folgen genaue Beschrei­bun­gen der bei einem gemein­sa­men Grenz­un­ter­gang neu gesetz­ten Steine und Säulen, die, damit die Hirten sie auch von weitem sehen konnten, recht groß sein mußten. Wie auf den Fotos zu sehen, sind die Säulen auf der Westsei­te mit OK — W(eide), auf der Ostsei­te mit KB — W und der Jahres­zahl beschriftet.

Unter­schrie­ben ist der Vertrag von 1825 von einer großen Zahl von Amtsper­so­nen: Neben den beiden Oberamts­män­nern von Aalen und Heiden­heim unter­zeich­ne­ten die Revier­förs­ter von Oberko­chen und Aufhau­sen, die Ortsvor­ste­her und zahlrei­che Abgesand­te der Gemein­de­rä­te. Für Oberko­chen waren es Schult­heiß Schee­rer, Gemein­de­pfle­ger Linder und die Gemein­de­rä­te Johann Georg Burr und Johan­nes Roschmann.

Oberkochen
Oberkochen

Die Zeit ging aller­dings rasch über den für die beiden Gemein­den 1825 sicher sehr wichti­gen Vertrag hinweg. 1863 wurde die Waldwei­de in Oberko­chen vollends aufge­ge­ben. Durch die aufkom­men­de Stall­füt­te­rung hatte sie binnen vierzig Jahren ihre Bedeu­tung völlig einge­büßt. Geblie­ben sind aller­dings die Weidsäu­len und ‑steine und so kommt es, daß mitten auf Königs­bron­ner Markung ein Grenz­stein mit dem Oberko­che­ner »OK« steht.

(Chris­toph Schurr, 6/89)

Besuch von höchs­ter Instanz beim Bilz-Hannes
Am Montag, 31.7.89, statte­te Frau Dr. Susan­ne Arnold, die für den Bilz-Hannes zustän­di­ge Instanz des Landes­denk­mal­am­tes Stutt­gart, dem Bilzhaus einen Besuch ab. Nach dem König, der, von Stutt­gart kommend, das Bilzhaus im Winter 1810/11 besuch­te — das war die berühm­te Geschich­te mit dem umgewor­fe­nen Qualm­ofen — (Heimat­buch Seite 437/38) — war dies beim Bilzhaus mit Sicher­heit der rangmä­ßig zweit­höchs­te geziel­te Besuch aus Stutt­gart. Wie berich­tet, wurde das Haus in einer gemein­schaft­li­chen Aktion des Heimat­ver­eins und des Staat­li­chen Forst­amts im Rahmen des Ferien­pro­gramms der Stadt Oberko­chen von Oberko­che­ner Jugend­li­chen teilwei­se freige­legt, und zwar mit Zustim­mung des Landes­denk­mal­am­tes. Frau Dr. Arnold stell­te zunächst fest, daß die »Ausgrä­ber« sich an die seitens des LDA gestell­ten Rahmen­be­din­gun­gen für diese Aktion gehal­ten haben und billig­te den anwesen­den Vertre­tern von Stadt (Stadt­bau­meis­ter Biehmelt), Staat­li­chem Forst­amt (Herr Gammer­din­ger für Herrn Schurr und Herrn Schnei­der) und des Heimat­ver­eins (die Herren Gold/Bär und Bantel) zu, die begon­ne­ne Arbeit weiter­zu­füh­ren mit der Maßga­be, daß in den Wällen eventu­ell vorhan­de­ne Mauer­res­te entlang dem teilwei­se freige­leg­ten Fußbo­den gesucht werden dürfen, soweit nicht außer­halb des Gebäu­des gegra­ben wird. Für dieses Entge­gen­kom­men des LDA sind wir sehr dankbar. Wir hoffen, daß wir dem Bilzhaus in abseh­ba­rer Zeit noch näher auf den Leib gerückt sein werden. Frau Dr. Arnold bestä­tig­te, daß die größe­ren kerami­schen Bruch­stü­cke, die von uns im ersten Arbeits­ein­satz gebor­gen wurden, tatsach­lich von einem Kachel­ofen stammen. Darüber­hin­aus bestä­tig­te sie, daß einige der gefun­de­nen kerami­schen Gefäß­scher­ben spätmit­tel­al­ter­lich sind, was zumin­dest soviel bedeu­tet, daß im Bilzhaus, das wohl um 1690 errich­tet wurde, ältere Gefäße verwen­det worden sind. Im übrigen dürfen wir an dieser Stelle Presse­be­rich­te demen­tie­ren, denen zufol­ge draußen in der Bilz »20 — 25 Häuser« gestan­den haben. Laut den Ermitt­lun­gen, die Kuno Gold angestellt hat, haben zwischen 1700 und 1730 bis zu 8 Famili­en gleich­zei­tig in der Bilz gewohnt. Es kann sich demzu­fol­ge um 20 bis 25 Perso­nen, nicht aber um diese Zahl von Häusern gehan­delt haben.

Dietrich Bantel

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